Titel: | Die Beeinflussung des Reguliervorganges von seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen. |
Autor: | R. Dubs, A. Utard |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 234 |
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Die Beeinflussung des Reguliervorganges von
seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen.
Von Dipl.-Ing. R. Dubs und Dr.-Ing. A.
Utard,
Zürich.
(Schluß von S. 207 d. Bd.)
Die Beeinflussung des Reguliervorganges usw.
8. Der Einfluß der Elastizität
auf das Pendeln des Reglers und Bestimmung der Füllungen, die dem Pendeln
besonders ausgesetzt sind.
Die infolge der Trägheitserscheinungen bedingte Veränderung der L-Kurve zieht durchweg den Nachteil einer Vergrößerung
des Ueberregulierens nach sich, da der gewünschte Betrag des Drehmomentes, nämlich
bM1 erst nach
längerer Verstelldauer von der Turbine erreicht werden kann. Diese Vergrößerung des
Ueberregulierens kann so weit gehen, daß nach beendetem Oeffnen oder Schließen eine
größere Abweichung der Leitschaufelöffnung von der gewünschten Füllung b besteht, als vor Beginn des Regulierens.
Daraus geht klar hervor, daß die Wirkung der Wasserträgheit schon an und für sich
genügt, um divergierende Schwingungen des Reglers hervorzurufen. Es ist also hierzu
keineswegs erforderlich, daß die Schwankungen erst verstärkt werden durch
Hinzutreten der infolge der Elastizität bedingten Resonanz, wie dies fast durchweg
angenommen wird.
Ueberhaupt wird meist die Frage der Schwankungen der H-Kurve mit dem Pendeln des Reglers allzu eng verquickt. Es kann hierbei nicht
streng genug auseinandergehalten werden, unter welchen Verhältnissen
Druckschwankungen einerseits infolge Resonanz beim Pendeln des Reglers am
schnellsten ansteigen und am höchsten ausfallen, und anderseits unter welchen
Bedingungen das Pendeln des indirekten Regulators selbst am leichtesten eintritt.
Die Druckschwankungen wirken nämlich (sofern kein hydraulischer Servo-Motor vorliegt) nur indirekt auf j die
Regulierung ein dadurch, daß sie die L-Kurve
beeinflussen; somit ist bei Untersuchung des Pendelns fast ausschließlich die L-Kurve zu berücksichtigen.
Der Einfluß der Resonanz auf die Größe der Druckschwankungen ist bereits in der
Arbeit über „Druckschwankungen“ berücksichtigt worden. Es ergab sich, daß
sowohl der einfache Verstellvorgang als auch eine mehrfache ungünstige
Aufeinanderfolge von Oeffnen und Schließen bei den kleineren Füllungen, d.h. wenn
speziell \beta=\frac{2\,L}{i} die größten Druckschwankungen
ergeben. Je größer die Elastizität ist, um so größer ist auch der Bereich der
Füllungen, bei denen sich die Verstärkung der Druckschwankungen gegenüber den
ideellen Verhältnissen (ohne Berücksichtigung der Elastizität) geltend macht (s.
„Druckschwankungen“, Gleichung 122). Selbstredend wird nun infolge dieser
stets mehr und mehr anwachsenden Druckschwankungen bei fortgesetztem Pendeln auch
die L-Kurve stets in höherem Maße von der Oeffnungs-
und Schlußlinie abweichen; sie wird sich also, den erhöhten Druckschwankungen
entsprechend, ungünstiger gestalten, als dies bei einmaligem Oeffnen oder Schließen
von derselben Füllung aus der Fall ist. Dieser Einfluß der Resonanz ist, wie schon
bemerkt, bei kleinen Füllungen am stärksten vorhanden.
An Hand der Kurvenauftragung in Fig. 9 (s. S. 155)
läßt sich auch tatsächlich feststellen, daß bei der Umkehrung der Verstellrichtung
im Punkt β = 0,2 die L-Kurve ungünstiger verläuft, als wenn das Oeffnen ohne vorheriges
Schließen von derselben Füllung (a = 0,2) ausgegangen
wäre. In Fig. 8 (s. S. 154) ist bei β = 0,6 das Umgekehrte der Fall. Diese direkten
Oeffnungskurven sind zwecks leichteren Vergleichens dünn eingetragen und mit a = 0,2 bezw. a = 0,6
bezeichnet, da für dieselben der Verstellvorgang bei diesen Füllungen beginnt.
Der Schwerpunkt der Frage liegt jedoch nicht so sehr darin, wie das abwechselnde
Oeffnen und Schließen bei den einzelnen Füllungen auf die H- bezw. L-Kurve wirkt, als vielmehr darin,
bei welchen Füllungen dieses Pendeln von vornherein am ehesten infolge des
Einflusses der Wasserträgheit hervorgebracht wird. Und von diesem Gesichtspunkte aus
betrachtet waren gerade die größten Füllungen die am meisten benachteiligten, d.h.
diejenigen, die das Pendeln am ehesten verursachen sollten. Der Ueberschuß der
wirklichen L-Kurve über die ideelle, also über die
Schlußlinie, nimmt nämlich mit wachsender Füllung stark zu; wir könnten sogar nach
Gleichung 100 die Wirkung der Trägheitserscheinungen annähernd einer Spielraumzeit
gleichsetzen, die der Größe der Anfangsbeaufschlagung a
direkt proportional ist. Nach der Methode von Allievi
hätten wir bei kleiner Füllung sogar einen Wegfall der Kuppe, da die L-Kurve sofort, wenn auch anfänglich nur langsam, der
vom Regler übertragenen Weisung Folge leistet.s.
„Druckschwankungen“, Fig. 18. Selbst dann, wenn die
Abweichung dieses nach der Allievischen Methode
gewonnenen Ergebnisses von demjenigen nach der Methode von Pfarr nur scheinbar einen Vorteil bedeutete, indem die L-Werte so langsam abnehmen, daß sie am Ende der ersten
Druckperiode, d.h. nach \frac{2\,L}{i} Sek. von der Pfarrschen L-Kurve längst
überholt worden sind, so erscheinen trotzdem die kleinen Füllungen immer noch viel
günstiger gestellt als die großen.
Auch die früher festgestellte Tatsache, daß bei mehrfacher Aufeinanderfolge von
Oeffnen und Schließen die kleinen Füllungen ungünstigere H- und L-Kurven ergeben als die erste
Verstellkurve, vermag nur in geringem Maße an diesem Resultate etwas zu ändern. Ein
Vergleich zwischen Fig. 8 und 9 zeigt uns ganz überzeugend, daß auch beim Pendeln
die L-Kurve der kleinen Füllung trotz ihrer
Benachteiligung gegenüber der L-Kurve bei einfacher
Verstellung doch im gesamten eine viel geringere Abweichung von der Schlußlinie
ergibt als bei den großen Füllungen.
Im Gegensatz hierzu teilt nun BudauDruckschwankungen in Turbinenzuleitungsröhren.
Spieß, Wien 1905. in seiner
Arbeit die von ihm gemachte Beobachtung mit, daß man speziell bei kleinen
Wassergeschwindigkeiten einer unruhigeren Arbeitsweise der Regulierung ausgesetzt
sei, während bei Vollbeaufschlagung der Gang derselben ein gleichförmiger sei. Diese
Tatsache wurde auch schon von den Verfassern selbst beobachtet.
Da nun aus den vorhergehenden Betrachtungen wohl untrüglich hervorgeht, daß die
Trägheitserscheinungen viel eher die Tendenz aufweisen, bei großen Füllungen dauernde Schwingungen
des Regulators zu erregen, so müssen es andere Gründe sein, welche die von Budau festgestellte Eigenheit der Regulierung
herbeiführen. Tatsächlich lassen sich nun einige Momente angeben, die speziell die
kleinen Füllungen ungünstig beeinflussen und es sollen dieselben weiter unten in
Betracht gezogen werden.
Budau ist allerdings der Ansicht, es läge die von ihm
hervorgehobene Erscheinung im Wesen der Druckschwankungswirkungen selbst begründet,
und er erblickt in einer weiteren hiermit in Zusammenhang gebrachten
Erfahrungstatsache den Beweis der Richtigkeit seiner Auffassungsweise. Er hat
nämlich in seiner Praxis festgestellt, daß man einen schwingenden Regler in vielen
Fällen beruhigen könne, indem man die Fließgeschwindigkeit im Zuleitungsrohr durch
dauerndes Offenhalten eines Leerschiebers künstlich erhöht. Unter der Voraussetzung,
daß bei großen Rohrgeschwindigkeiten allgemein ungefähr gleiche Verhältnisse in dem
Leitapparat herrschen, einerlei, ob die großen Geschwindigkeiten die Folge einer
großen Füllung oder die Folge eines seitlichen Wasserausflusses ist, würde
allerdings diese zweite von Budau gemachte Beobachtung
eine Bestätigung der Richtigkeit seiner oben angegebenen Annahme bedeuten. Zur
Erklärung und Begründung derselben macht er noch den Umstand geltend, daß bei
größerer Fließgeschwindigkeit auch mehr frisches Wasser in die Leitung eintritt,
welches durch seine Trägheit den Gegenschwingungen Widerstand entgegensetzt und so
ein sehr mächtiger Faktor zur Dämpfung der Wasserschwingungen ist.
Doch abgesehen davon, daß bei den gewöhnlichen Rohrgeschwindigkeiten C1 = 1 bis 4 m/Sek. die in
jedem Moment neu hinzuströmende Wassermasse im Vergleich zu der sich im ganzen Rohr
befindenden allzu klein ist, als daß sie einen wesentlichen Einfluß ausüben könnten,
muß eine beruhigende Wirkung des schneller fließenden Wassers schon deshalb fraglich
erscheinen, weil C1 im
Verhältnis zur Druckfortpflanzungs-Geschwindigkeit i so
klein ist, daß es in den Grundgleichungen von Alliévi
vernachlässigt werden konnte.s. a.
„Allgemeine Theorie“ § 2.
Ueberhaupt dürfte wohl in der zweiten von Budau
angeführten Beobachtung keineswegs ein Beweis für die erstere erblickt werden; es
findet sich vielmehr eine einfache, ganz unabhängige Erklärung für den zweiten Fall.
Das ständige seitliche Austretenlassen des Wassers hat nämlich einen doppelten
Vorteil im Gefolge. Vor allem erhalten wir für kleine Austrittsquerschnitte die
langsamere Druckzunahme, ebenso wie bei großen Füllungen.vergl. die H-Kurven für verschiedene Anfangsstellungen a in den Fig. 3, 4, 13 und
14 in
„Druckschwankungen“. Ist z.B. der seitliche Auslaß in gleichem
Maße geöffnet als der Leitapparat, ist also mit anderen Worten die
Rohrgeschwindigkeit C gleich 2 • a • C1 geworden, so ist
bei völligem Schließen des Leitapparates die erste Hälfte derjenigen H-Kurve zu nehmen, welche man ohne seitliche Oeffnung
bei der Füllung 2 a erhalten würde. Auf Grund dieser
neuen flacher ansteigenden L-Kurve erhalten wir dann
auch eine neue, vorteilhafter verlaufende L-Kurve.
Ferner hat infolge der Vergrößerung der Rohrgeschwindigkeit das Pendeln des Reglers,
d.h. eine Aneinanderreihung entgegengesetzt gerichteter Verstellvorgänge nicht mehr
den früher geschilderten Nachteil der kleinen Füllung, daß nämlich die L-Kurve hierbei ungünstiger wird, als es beim einfachen
direkten Schluß von derselben Anfangsbeaufschlagung aus der Fall ist. Es sind somit
die günstigeren Verhältnisse großer Beaufschlagungen, nämlich ihre größere
Unempfindlichkeit gegenüber dem Pendeln des Reglers, künstlich hergestellt, dabei
hat aber, wie eben gezeigt wurde, die L-Kurve einen
günstigeren Verlauf als ohne Oeffnen der Leerschütze.
Hierdurch ist die beruhigende Wirkung des seitlichen Ausflusses von Arbeitswasser
genügend begründet, und es wäre nur die Erklärung der ersteren von Budau festgestellten Tatsache zu geben, daß nämlich die
großen Füllungen gegen Pendeln eher sichergestellt sind als die kleinen. Trotzdem
nun die bisherigen auf theoretischer Grundlage fußenden Folgerungen eher das
Gegenteil erwarten ließen und sich somit mit den wirklichen Vorgängen scheinbar in
Widerspruch befinden, ist doch eine Reihe von Faktoren anzuführen, welche die
kleinen Beaufschlagungen ungünstig beeinflussen können, so daß die
Betriebsbeobachtung auch mit der Theorie in Einklang gebracht werden kann.
Es kann erstens in der Praxis vorkommen, daß mit zunehmender Belastung (d.h.
Oeffnung) das totale Schwungmoment stark zunimmt, indem die eingeschalteten
Maschinen große Schwungmassen besitzen. Diese Aenderung der Schwungmassen ist nicht
nur bei einfacher mechanischer Uebertragung (Transmissionen), sondern auch bei
elektrischer Uebertragung vorhanden. Nimmt man z.B. an, es werden von einer
elektrischen Zentrale aus eine Anzahl von Elektromotoren mittels Fernleitung
betrieben, so setzt sich die totale, für die in der Zentrale befindliche
Antriebsturbine in Betracht kommende Schwungmasse zusammen aus der Schwungmasse der
Turbine selbst, derjenigen des mit ihr direkt gekuppelten Generators und der Summe
der Schwungmassen der sich momentan in Betrieb befindenden und am Fernleitungsnetz
angeschlossenen Elektromotoren. Diese Summation der Schwungmassen ergibt sich
infolge des Umstandes, daß bei normaler Erregung einer bestimmten Tourenzahl eine
ganz bestimmte Spannung und einer bestimmten Spannung eine ganz bestimmte Tourenzahl
zugeordnet ist. Damit erhellt auch ohne weiteres, daß durch Ab- oder Zuschalten der
am Fernleitungsnetz angeschlossenen Motoren, d.h. durch Entlasten oder Belasten der
sich in der Zentrale befindenden Turbine, das totale Schwungmoment derselben
erheblich geändert wird.
Zweitens ist zu berücksichtigen, daß die sowohl der Gleichung 7 als auch der
Gleichung 26 zugrunde liegende Annahme, nach welcher das von der Turbine ausgeübte
Drehmoment für jede Oeffnung des Leitapparates konstant, d.h. von der Tourenzahl
unabhängig angenommen wurde, bei kleinen Füllungen als genügend genau mit der
Wirklichkeit übereinstimmend bezeichnet werden darf, während sich hingegen, wie
bereits in Abschnitt 1 nachgewiesen wurde, bei großen Füllungen erhebliche
Abweichungen ergeben. Die mit Hilfe der Gleichung 7 und 26 für große Füllungen
errechneten Werte sind viel ungünstiger, als der Wirklichkeit entspricht.
Die Abhängigkeit des Drehmomentes der Turbine von der Drehzahl kann leicht
berücksichtigt werden bei Anwendung des Diagramms von Léauzé. in diesem Diagramm sind auf der Abszissenachse die jeweiligen
Leitschaufelöffnungen a abgetragen, während die
Tourenzahlen die Ordinaten bilden.
Für jede Belastung läßt sich dann in das Diagramm eine Kurve eintragen, die je nach
der Art der Turbine und der Größe des Widerstandsmomentes verschieden verläuft. Man
kann nun nachweisen, daß das Pendeln um so weniger leicht eintritt, je mehr in der
Nähe der normalen Tourenzahl der Verlauf der Kurve sich der Wagerechten nähert.
Dieses ist aber gerade bei hohen Belastungen der Fall. Wenn also auch die L-Kurve durch die Druckschwankungen bei großen
Füllungen am ungünstigsten beeinflußt wird, so wird diese ungünstige Wirkung in gewissem
Grade durch die oben erwähnten Umstände einigermaßen aufgehoben.
Auf diese Darstellungsart des Reguliervorganges kann jedoch hier nicht näher
eingegangen werden, da dies zu weit führen würde, und andererseits das Diagramm von
Léauzé sich für die Berücksichtigung der
Druckschwankungen nicht eignet. Es sei hier daher auf die Arbeit von Dr.-Ing. W. Bauersfeld verwiesen.Bauersfeld„Die automatische Regulierung der Turbinen“, Berlin
1905.
Als dritter Grund, der das Pendeln bei kleinen Füllungen begünstigt, muß noch
speziell für mechanische Regulatoren der Uebelstand erwähnt werden, daß bei den
meisten dieser Regulatoren das Ein- und Ausschalten des Reguliergetriebes immer nur
in bestimmten Zeiträumen erfolgen kann, welche meist sogar mehrere Prozente der
Gesamtschlußzeit ausmachen. Dies bedingt naturgemäß eine gewisse Beschränkung in der
Einstellbarkeit, da die Turbinenleistung nur stufenweise, also nur eine bestimmte
Anzahl Pferdestärken geändert werden kann. Betragen z.B. bei einer Turbine von 100
PS die Schaltstufen 3 v. H. der Gesamtleistung, so bedeutet das so viel, daß nur
eine Verstellung von 100 PS auf 97 PS oder 94 PS usw., d.h. jeweils nur um 3 PS
möglich ist. Zwischenwerte sind nicht erreichbar. Somit muß, wenn solche durch die
Belastung gefordert werden, stets entweder ein bestimmter Momentenüberschuß oder
Momentenmangel vorhanden sein. Diese ständige Differenz zwischen Antriebsmoment und
Widerstandsmoment ist naturgemäß rückwirkend auf die Tourenzahl, welche dann stets
zwischen zwei Werten hin- und herpendelt und eine fortwährende Umschaltung auf zwei
benachbarte einstellbare Füllungsgrößen verlangt. Bei den größeren Füllungen kann es
gelingen, den Regler gegen die hier verhältnismäßig geringen Schwankungen der
Drehzahl unempfindlich zu machen, da die Feinheit der Einstellung bei größeren
Füllungen absolut allerdings gleich, prozentuell aber bedeutend höher ist, so daß
das immerwährende Ein- und Ausschalten vermieden wird. Anders verhält es sich jedoch
bei kleinen Füllungen, weil bei ihnen die absolute Einstellungsmöglichkeit dieselbe
ist wie bei großen Füllungen und dementsprechand die prozentuellen
Leistungsänderungen bedeutend größer sind. Wenn wir das oben angeführte Beispiel
benutzen, so ist ohne weiteres klar, daß bei einer Belastung von 100 PS eine
Leistungsänderung von 3 PS nicht annähernd dieselbe Wirkung auf die Regulierung,
d.h. die Tourenzahl ausüben wird wie bei einer Belastung von 10 PS die gleiche
Leistungsänderung von 3 PS. Das stete Pendeln bei kleinen Füllungen wäre somit bei
mechanischen Regulatoren hierdurch erklärt.
Die vorstehend erwähnten drei Ursachen, welche speziell bei kleinen Füllungen das
Pendeln des Reglers hervorzurufen suchen, liegen, wie ersichtlich, außerhalb des
Gebietes der Druckschwankungen. Demnach ist die Tatsache, daß bei kleinen Füllungen
leicht Pendelungen i eintreten, keineswegs auf die Wirkung der Wasserträgheit allein
zurückzuführen, da diese, wie unten gezeigt werden soll, nur in sehr geringem Maße
ihren Einfluß dahin geltend machen kann.
Aus den Untersuchungen von Allievi„Allgemeine Theorie“, § 9, S.
51–53. geht hervor, daß nach beendetem Reguliervorgang sich
Schwingungen um die Endlage, d.h. den Enddruck, einstellen, sofern die
Endbeaufschlagung b die Ungleichung
b\,<\,\frac{2\,g\,H_0}{i\,.\,C_1} annähernd
befriedigt. Die Schwingungen werden dabei um so größer, je mehr die Turbine
geschlossen hat. Selbstredend wird die L-Kurve
durch diese Schwankungen der Nachwirkungskurve von H
ebenfalls beeinflußt, da die Austrittsöffnung des Leitapparates konstant bleibt.
Diese Druckschwankungen verhindern aber speziell bei kleinen Füllungen ein richtiges
Ausklingen der Regulatorschwingungen. Nimmt man z.B. an, daß nach mehrmaligem
abwechselnden Oeffnen und Schließen in einem bestimmten Moment Gleichgewicht
hergestellt ist, wobei die letzte Verstellrichtung ein Schließen gewesen sein mag,
dann ist in dem Augenblick die Tourenzahl sowohl als auch die Leistung die
gewünschte, und das Gleichgewicht wäre ein definitives, würde nicht der Druck mit
bestimmter Geschwindigkeit von H auf M0 herabsinken, also
die Nachwirkung eintreten. Es muß somit die Leistung, welche der augenblicklichen
Eröffnung des Leitapparates b • f1 nicht entspricht, bis auf den Betrag b • L1 heruntergehen.
Hierbei unterscheiden sich die großen Beaufschlagungen vorteilhaft von den
kleinenvergl.
„Druckschwankungen“, Fig. 13 und
14.. Bei den großen sinkt der
Druck und die Leistung nur langsam und ohne
Schwingungen, bei den kleinen Füllungen dagegen sinkt die Leistung so rasch, daß sie
nach einer Periode \frac{2\,L}{i} sogar unter die der Füllung
entsprechende Leistung b • L1 herabgeht.
In Fig. 8 und 10 sind
die Nachwirkungskurven des ersten Verstellvorganges zum Vergleich eingezeichnet,
d.h. diejenigen Kurven, die beim Wegfall des Rücköffnens oder Rückschließens und bei
Konstanthalten der dem Ende des ersten Verstellvorganges entsprechenden
Austrittsöffnung (b = β1) auftreten würden.
In beiden durch Fig. 8 und 9 dargestellten Fällen jedoch und allgemein bei allen Werten von b ist ein sofortiges Wiederöffnen erforderlich. Daraus
erhellt, daß die Nachwirkung nur einen geringen Einfluß auf den Reguliervorgang
ausüben kann, da sich dieser aus abwechselnden Oeffnungs- und Schließvorgängen
zusammensetzt. Bei der Beurteilung des Einflusses der Elastizität auf das Pendeln
kommt somit besonders das durch die Elastizität bedingte ungleiche Verhalten der
verschiedenen Füllungen bei rascher Aufeinanderfolge entgegengesetzt gerichteter
Verstellvorgänge in Betracht. Obwohl nun, wie oben bemerkt, die kleinen Füllungen
hierbei ebenfalls benachteiligt sind, so ist doch der Einfluß der Elastizität nicht
groß genug, um den an sich günstigen Verlauf der L-Kurve schlechter zu gestalten als
bei großen Füllungen (siehe auch Gleichung 100). Sobald jedoch Windkessel in
Betracht kommen, kann eine Verschiebung der Verhältnisse eintreten.
In Zusammenfassung der vorstehenden Ausführungen läßt
sich folgendes sagen:
Um den Einfluß der Druckschwankungen auf den Reguliervorgang festzustellen, kann man
nach der eingangs dieses Aufsatzes angegebenen analytisch-graphischen Methode
verfahren, mit deren Hilfe es verhältnismäßig leicht möglich ist, den Verlauf der
Umfangsgeschwindigkeit während der Belastungsänderungen zu ermitteln, und zwar mit und ohne
Berücksichtigung der Elastizität der Rohrleitung und des Wassers. Eine einfache und
doch mathematisch genau abgeleitete Gleichung für die Tourenvariation läßt sich für
diese Verhältnisse nicht entwickeln, so daß zu einigen vereinfachenden Annahmen
gegriffen werden muß, auf Grund welcher die zur Ermittlung der Tourenschwankung
wichtige Fläche unter der Leistungskurve mit völlig genügender Genauigkeit bestimmt
werden kann.
Für die Praxis kommt es jedoch nicht so sehr auf Feststellung des genauen Verlaufes
der momentanen Umlaufsgeschwindigkeiten an, als vielmehr auf Klarlegung des
Gesamteinflusses der Druckschwankungen auf den Reguliervorgang. Dieser Einfluß ist nun eindeutig
bestimmt durch Angabe der Verschlechterung des Ungleichförmigkeitsgrades bei
Belastungsänderungen gegenüber demjenigen des ideellen Betriebes (d.h. demjenigen
ohne Druckschwankungen) und gleichbleibendem
Schwungmoment.
Was jedoch den in der Praxis stehenden Ingenieur noch mehr interessiert, ist die
rasche Ermittlung der nötigen Vergrößerung der Schwungmassen, damit bei Auftreten
von Druckschwankungen die maximale Ungleichförmigkeit einen gewissen
vorgeschriebenen Betrag nicht überschreitet.
In Tab. 1 ist nun diese relative erforderliche Vergrößerung der Schwungmassen
als Korrektionsfaktor K eingetragen, d.h. dieser Faktor
gibt an, mit welcher Zahl man das für gewöhnliche (ideelle) Verhältnisse errechnete
Schwungmoment multiplizieren muß, um dieselbe Ungleichförmigkeit beim Betrieb mit Druckschwankungen einhalten zu können. Je nach der
Größe des Elastizitätsfaktors k der Leitung und des
verhältnismäßigen Druckanstieges z variiert der Wert
von K von 1 bis etwa 1,6 für die in der Praxis
vorkommenden Verhältnisse.