Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 285 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Roheisenmischer.
Der erste Mischer wurde im Jahre 1889 auf den Edgar
Thomson-Werken bei Pittsburg erbaut, er sollte als Sammelgefäß für das vom
Hochofen kommende flüssige Eisen dienen. In Deutschland und in Europa überhaupt
wurde der erste Mischer im Jahre 1890 von Hilgenstock
in Horde erbaut; hier sollte er zugleich als Entschwefelungsapparat dienen und als
solcher fand er nun rasch Eingang auf den Thomaswerken.
Am Anfang dieses Jahrhunderts fand der Mischer auch Verwendung als Vorfrischapparat
und eroberte sich damit einen Platz in den Martinwerken.
Die Roheisenmischer werden eingeteilt in Kipp- und Rollmischer. Erstere haben die
Gestalt eines Konverters, letztere die eines länglichen Gefäßes, dessen
kreissegmentförmiger Boden in festen Rollenlagern ruht. Die ältesten Mischer waren
Kippmischer; die Kippvorrichtung wurde dem Konverterbetrieb entnommen und geschah
ebenso wie hier auf hydraulischem Wege. Da am Mischer jedoch kein Windkasten
vorhanden ist, so brauchte der Preßwasserkolben seine Bewegung nicht erst durch
Zahnstange und Trieb wie beim Konverter auf das Gefäß zu übertragen, sondern er
konnte unmittelbar am Boden angreifen. Ebenso konnte die Lagerung solider als beim
Konverter ausgeführt werden. Die Eingußöffnung war trichterförmig ausgebildet; an
der engsten Stelle hatte die Oeffnung 600–900 mm lichte Weite. Der Ausguß wurde so
eng wie möglich gehalten, um Strahlungsverluste zu vermeiden. Die Eisenzu- und
-Abfuhr geschah mittels Gießkranes oder Gießwagens. Bei einigen dieser Kippmischer
findet man auch Heizvorrichtungen, und zwar wurde Hochofengas vermischt mit Preßluft
verwandt. Die größeren Mischer faßten 250 t; einige mit 300 t sind als Ausnahme zu
betrachten. Zur Ausmauerung wurden Sand-Chamotteziegel und darüber Magnesitziegel
verwendet; der Zwischenraum zwischen Blechmantel und erster Ziegellage wurde mit
losem Sande ausgefüllt. Die unregelmäßige Gestalt des Kippmischers brachte es mit
sich, daß zur Ausmauerung viele Sorten von feuerfestem Material erforderlich waren;
die Ausmauerung wurde dadurch verteuert. Ferner war vorauszusehen, daß eine
ungleichmäßige Ausdehnung durch die Hitze stattfinden würde, wodurch die Lebensdauer
des teueren Futters sehr vermindert wird; die Praxis hat dies auch bestätigt. Auch
die Lastverteilung in seinen verschiedenen Lagen war beim Kippmischer sehr
ungünstig; das Kippen erforderte großen Kraftaufwand, die Plunger besaßen bei 20–40
at Druck Durchmesser bis zu 1 m. Für größere Einsätze waren also diese Mischer nicht
gut zu verwenden; der Rollenmischer ist denn auch heute der gebräuchlichere.
Vorzüge: Größerer Einsatz, größere Gefäßsteifigkeit, billigeres und haltbareres
Futter, Heizvorrichtungen lassen sich leichter anbringen, geringerer Kraftbedarf
beim Kippen, dieses auch durch elektrischen Antrieb. Als Beispiel einer modernen
Mischeranlage ist die eines Thomaswerkes mit sechs
Birnen gewählt. Es sind zwei Mischer von je 750 t normalem und 900 t höchstem
Einsatz vorhanden. Die Eingußseite wird durch zwei elektrische 60 t-Gießlaufkrane,
die Ausgußseite durch 35 t-Gießlaufkrane bedient. Die Mischer können den größten
Teil des Sonntagseisens aufnehmen. Jeder Mischer besitzt zwei Stahlgußrollenbügel,
die ringsherum gehen und den Blechmantel derart kräftig versteifen. Diese Bügel
ruhen auf Rollen, die in Segmente gelagert sind. Der Antrieb geschieht auf
hydraulischem Wege mittels vier an den Stirnseiten angreifender Plunger, zwei an der
Einguß- und zwei an der Ausgußseite. Die Eingußschnauze hat 1,1 m, die
Ausgußschnauze 0,9 m lichte Weite. Um die Schlacke flüssig zu halten, wird der
Mischer geheizt; hierzu ist an jeder Stirnseite ein Heizstutzen vorhanden. Gas und
Luft werden hier nicht vorgewärmt. Aus der Ruhelage wird der Mischer nach der
Ausgußseite um 55°, nach der Eingußseite um 35° gekippt. Auf jener beträgt der
Plungerdurchmesser 580, auf dieser 450 mm; der Betriebsdruck beträgt 30 at, die
Kolbendrücke wechseln je nach der Stellung des Mischers. Jeder der Plungerkolben auf
der Ausgußseite hat einen Höchstdruck von 68500 kg, die auf der Eingußseite 38000 kg
aufzunehmen. In der Nullstellung des Mischers haben die ersteren noch einen Druck
von 57500 kg aufzunehmen. Das statische Gleichgewicht erreicht er bei einer Neigung
um 43° nach der Ausgußseite. Es muß nämlich die Möglichkeit geboten sein, bei einer
Betriebsstörung an dem hydraulischen Teil durch Benutzung der Ventile den Mischer in
diese Lage gehen zu lassen und ihn zu entleeren, damit das Eisen nicht einfriert.
Die Verhältnisse sind außerdem so gewählt, daß bei normalem Betriebe der Mischer
sich in der Nähe seiner Gleichgewichtslage sehr langsam und gleichmäßig senkt; hier
ist also eine große Regulierfähigkeit vorhanden, wie es gerade beim Eingießen in die
Pfanne erwünscht ist. Selbst bei ungeschicktem Steuern werden dann keine
gefährlichen Stöße auftreten.
Bei elektrischem Antrieb ließ man früher ein Trieb auf einen Zahnkranz am Mischer
arbeiten; Formänderungen des Gefäßes führten hierbei bald zu Komplikationen. Von der
Deutschen Maschinenfabrik A.-G. in Duisburg ist mit
Erfolg folgender Antrieb zum öfteren ausgeführt worden. Der Elektromotor treibt
mittels Räderübersetzung zwei senkrecht zur Mischerachse liegende Schraubenspindeln
an, durch deren Drehung mit Muttergewinde versehene Querstücke bewegt werden. An
deren Zapfen sind Zugstangen angelenkt, die an dem Mischer angreifen. Formänderungen
des Gefäßes bleiben hierbei ohne Einfluß auf den richtigen Eingriff der Räder. Ein
750 t-Mischer erfordert nur einen Motor von 40–60 PS Höchstleistung, eine Leistung,
die bei der Größe der Kraftwerke auf Hüttenwerken kaum in Betracht kommt; der
elektrische Antrieb wird sich also immer als wirthschaftlich erweisen.
Die Mischer werden jedoch auch als Vorfrischapparate benutzt. Man geht dann jedoch
nicht über 300 t Einsatz hinaus, weil die Badtiefe verhältnismäßig gering zu halten
ist wegen der besseren Durcharbeitung der Charge. Hier ist jedoch eine energische
Regenerativheizung mit Luft- und Gasvorwärmung erforderlich; auch Vorrichtungen zum
Einbringen von festen Zuschlägen müssen vorhanden sein. Ueber dem Bade muß noch so
viel freier Querschnitt vorhanden sein, daß die Gasverbrennung vollkommen ist.
Manche dieser Mischer besitzen die Form eines kippbaren Martin-Ofens, man nennt sie dann Flachherdmischer.D. p. J. 1909, S. 744 zeigt einen
solchen. Vom motorischen Antrieb wird in vielen Fällen weitgehender
Gebrauch gemacht. So wird z.B. die Ausgußklappe durch einen Elektromotor betätigt,
ebenso die Türen der Einsatzöffnungen; ferner geschieht das An- und Abrücken, Heben
und Senken der Ofenköpfe auf elektrischem Wege. Die Abkühlungsverluste im Mischer
werden dadurch auf ein Mindestmaß beschränkt. Zum Einsetzen von Schrott werden
MuldenchargierkraneD. p. J. 1908, S.
263 u. f. wie bei Martin-Oefen
benutzt.
Das Anheizen eines Mischers geschah früher nur mit Holz und dauerte dann drei Wochen.
Heute unterstützt man das Holzfeuer mit Gebläsewind und bringt die Ausmauerung in 24 Stunden
auf Rotglut, 1200–1250°C. Sonntags wird der Mischer mittels einer Gasdüsenfeuerung
möglichst auf dieser Temperatur gehalten. Heizbare Mischer können auch durch Gas
angefeuert werden. Die Temperaturen des Eisenbades im Mischer können, je nach der
Mischergröße, nach der Heizbarkeit oder Nichtheizbarkeit, recht verschieden sein.
Bei kleineren nichtgeheizten Mischern beträgt der Temperaturverlust etwa 45°, er
kann aber auch bis auf 100° steigen. Bei größeren Mischern sind die Verluste nur
gering. Bei heizbaren Mischern schwanken die Temperaturen indes ganz erheblich; die
Temperatur des Bades ist stets höher als die des eingesetzten Roheisens. Erstere
beträgt z.B. bei Vorwärmung von Gas und Luft bis 1500°C, während das Roheisen beim
Einsetzen eine Temperatur von durchschnittlich 1200° bis 1250° besitzt. Dieser
starke Temperaturwechsel beeinflußt die Haltbarkeit der Ausmauerung ungünstig; auf
deren sachgemäße Ausführung ist daher besonderer Wert zu legen. Unter normalen
Verhältnissen hält bei nichtgeheizten Mischern das Futter etwa zwei Jahre, abgesehen
von kleineren Ausbesserungen an den Schnauzen. In einem Falle hat es sogar vier
Jahre ausgehalten.
Der Kohlenverbrauch bei heizbaren Mischern beträgt je nach der Intensität des
Vorfrischens etwa 8–4 v. H. der Erzeugungsmenge. Wird Hochofengas benutzt, so soll
dies möglichst so weit gereinigt werden wie für Gasmotorenbetrieb. Bei
nichtgeheizten Mischern wird empfohlen, zwischen Ein- und Ausgußseite eine
Scheidewand mit unterer Durchgangsöffnung einzubauen, um eine gute Mischung zu
erzielen. Diese Wand verhindert, daß das frisch eingegossene Eisen gleich wieder
abgezogen wird, es muß nun vielmehr durch die ganze Tiefe des Bades gehen.
Neben dem Durchmischen der verschiedenen Abstiche fällt dem Mischer auch die
Entschwefelung zu. Diese findet jedoch auch schon beim Transport vom Hochofen in der
Pfanne durch die Erschütterungen statt. Eine Untersuchung bei einem 750 t-Mischer
ergab Entschwefelung auf dem Transport vom Hochofen 76,24 v. H., im Mischer 7,92 v.
H. und in der Birne 15,84 v. H. Hier war der Transportweg besonders lang; auch mußte
rangiert werden. Bei kürzeren Wegen wird der Anteil des Mischers und der Birne an
der Entschwefelung natürlich größer sein. Bedingung für die Entschwefelung im
Mischer ist ein wirkliches Durchmischen. In einem Falle ist eine Entschwefelung von
60 v. H. des ursprünglichen Gehaltes im Mischer festgestellt worden. Von den anderen
Stoffen, die das Hochofenroheisen enthält, ist zu bemerken, daß im Mischer der
Phosphorgehalt nicht verringert wird, dagegen geht ein erheblicher Teil des Mangans
und Siliziums in die Schlacke. Diese teilweise Entsilizierung würde nun zur Folge
haben, daß der Mischer als Vorfrischapparat für den Bessemer-Prozeß nicht in Frage käme, da zu diesem Prozeß eben Silizium
erforderlich ist. Wohl aber könnte ein nicht zu großer Mischer als Sammelgefäß für
die fertigen, schon rückgekohlten Bessemer-Chargen
dienen, um Gleichmäßigkeit letzterer zu erzielen und um in aller Ruhe Materialproben
auszuführen. Dagegen kann der Mischer im saueren Martin-Prozeß als Vorfrischer dienen. Im Thomas-Prozeß wird der Mischer mit Vorteil als Vorfrischer verwandt; die
Blasezeit in der Birne wird kürzer, der Zusatz an Kalk wird geringer und die Böden
der Birnen werden geschont. Ebenso bietet er im basischen Martin-Prozeß große Vorteile. In dem Mischer als Vorfrischer wird ein
außerordentlich günstiges Material für den Herdprozeß erzeugt. Die Schlacke des Martin-Ofens hat dann einen höheren Phosphorgehalt, ist
somit wertvoller für landwirthschaftliche Zwecke. Auch die Haltbarkeit des Martin-Ofens wird durch das geringere Schäumen der
Schlacke nach dem Vorfrischen erhöht. Auch zur Raffination von Bessemer- oder Martin-Chargen bei der Weiterverarbeitung im Elektrostahlofen kann ein Mischer
verwandt werden. Im Gießereibetrieb endlich ist der Mischer von nicht zu
unterschätzendem Wert, um gleichmäßiges Material für schwere Stücke zu erhalten. In
keinem der Eisen erzeugenden Länder, auch in Amerika nicht, stehen so viel Mischer
im Betriebe wie in Deutschland. In Rheinland-Westfalen sind 34 Stück von 100–1200 t
Einsatz, in Lothringen, Saargebiet und Luxemburg zusammen 24 von 130–800 t, in
Hannover 3 und in Oberschlesien 5 von 150–400 t Einsatz vorhanden; ein Beweis dafür,
daß unsere Eisenwerke einen hohen Wert auf gleichmäßiges Material legen. (O. Simmersbach.) [Stahl und Eisen 1910, Heft 7, 9 und
10.]
Ds.
Mallet-Verbundlokomotiven.
Die American Locomotive Co. hat für die Deleware und Hudson Railroad
Co. solche 0 • 8 • 8 • 0-Lokomotiven gebaut, die Schiebedienst auf den
starken Steigungen der Strecke Carbondale-Oncouta leisten sollen und wohl die
stärksten bisher gebauten Lokomotiven sind. Kohlenzüge mit 2350 t Last wurden bis
jetzt auf dieser Strecke bei 16–20 km Geschwindigkeit i. d. Std. von einer
Lokomotive der Consolidationsbauart gezogen, während zwei Lokomotiven derselben
Bauart Schiebedienst leisteten. Diese Lokomotiven besitzen bei einem Gesamtgewicht
von 110 t eine Zugkraft von 22400 kg. Um die Betriebskosten zu vermindern und die
Beweglichkeit der Züge zu erleichtern, wurden stärkere Schiebelokomotiven
angeschafft, von denen nur eine im Verein mit der Zuglokomotive die schwersten Züge
die Steigung hinauf befördern soll.
Das Gesamtgewicht und somit auch das Triebgewicht der Lokomotive ist 201 t, die
Zylinder haben 660 und 1042 mm und 711 mm Hub. Der Ventilregler ist mit
einem eigenartig geformten Wasserabscheider ausgestattet, der den Kopf des
Reglergehäuses glockenförmig überdeckt. Der Kesseldampf tritt durch den Spalt
zwischen Wasserabscheider und Reglergehäuse ein und wird scharf nach unten
abgelenkt, dabei wird das mitgeführte Wasser abgeschieden.
Die Lokomotiven besitzen Walschaert-Steuerung, die so
gebaut ist, daß die Kulissensteine der Hochdruckzylinder gehoben und die der
Niederdruckzylinder gesenkt werden, wenn der Umsteuerungshebel in Vorwärtsstellung
gebracht wird. Die Gewichte der Steuerungsteile in beiden Maschinen gleichen sich
auf diese Weise aus. Die Barrenrahmen bestehen ganz aus Vanadiumgußstahl. Der Teil
des Kessels, der auf dem vorderen Rahmen ruht, ist gestützt auf einem sich selbst
nachstellenden Hauptgleitlager. Die Feuerbüchse hat bei 9,28 qm Rostfläche nur eine
Feuertür. Die Gesamtheizfläche beträgt 615,6 qm, der Betriebsdruck 15,5 at verfeuert
wird bituminöse Kohle. [Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1911, S. 325 bis
328.]
W.
Neuere Zoelly-Dampfturbinen.
Die normale Zoelly-Turbine mit 1000–5000 KW Leistung
wird für eine Umdrehungszahl von 1500 i. d. Min. und mit 12 einkränzigen Laufrädern
ausgeführt. Die Firma Escher, Wyß & Co. und mehrere ihrer Lizenznehmer bevorzugen diese
Bauart mit lauter einkränzigen Scheibenrädern statt der Vorschaltung eines Curtis-Rades aus dem Grunde, weil auch durch eine
stärkere Expansion im ersten einkränzigen Rad ein nicht viel höherer Druck und
Temperatur im Turbinengehäuse herrscht als bei der
Anlage
Nutz-leistungKW
Frischdampf
VakuumV. H.
Dampfverbrauch für
Zunahmedes
Dampf-verbrauchsV. H.
Therm. Wirkungs-grad, bezogen
aufden Dampfzustandvor der Turbineund effekt Leistung
at abs.
°C
1 KW/Stdkg
1 PSe/Std.kg
ElektrizitätswerkCharlottenburgn = 1000
4189309221991138
12,612,912,412,8
292292270272
93,896,297,497,8
6,036,266,597,31
4,194,294,404,53
– 2,0 4,5 7,5
68,766,263,259,9
ElektrizitätswerkHelsingforsn =
3000
205215141026 510
13,613,613,513,1
307295296284
94,995,595,896,6
5,926,226,597,86
4,114,264,374,78
– 3,5 6,012,0
70,567,265,258,8
Gewerkschaft
JakobusHagendingenn = 3000
16411366 851 458
15,515,315,515,6
355356 350339
93,394,295,294,9
5,946,257,048,58
3,994,114,394,77
– 3,0 9,016,0
69,766,561,057,1
UeberlandzentraleAurichn =
3000
1235 949 606
12,412,612,7
233238220
94,995,596,5
6,977,277,77
4,824,965,14
– 2,7 6,0
67,062,859,0
Anwendung eines Curtis-Rades, die
Oekonomie des letzteren aber geringerist. Geeignete Stopfbüchsen mit Kohlepackung
geben eine zuverlässige Abdichtung auch gegen den höheren Innendruck. Die Firma hält
auch demgemäß an der Drosselregulierung wegen ihrer großen Einfachheit fest, bei
welcher die Zunahme des spezifischen Dampfverbrauchs auch bei halber Belastung in
ganz mäßigen
Die Müllverbrennungsanstalt der Stadt Frankfurt a. M.
Die in den Jahren 1909/10 errichtete Anstalt liegt in Oberrad der Kläranlage
gegenüber. Sie besitzt Herbertz-Oefen (Kleinfeuersystem
mit 1,60: 0,40 großen Zellen), deren Roste durchlöcherte Eisenplatten sind, mittels
Düsenöffnungen von der Verbrennungsluft bestrichen, so daß der Müll ohne
Kohlenzusatz verbrennt und ein Teil der Luft noch anderwärts verwertbar ist. Die
nachts ohne Staubentwicklung den Müll sammelnden Einspänner sind außer den
seitlichen Einfüllklappen fest verschlossen. Der Wagenkasten wird in der Anstalt
durch eine Winde schräg gestellt und an den zwei Anfahrstellen in das zweite
Stockwerk gezogen. Die mit einer Laufkatze verbundene Winde fährt, sowie der Kasten
oben ankommt, auf einer Hängebahn weiter und bringt ihn zum Sammeltrichter, der das
Ofenhaus der ganzen Länge nach durchzieht. Hier wird der hintere Deckel des Kastens
gelöst, so daß der Müll in den Ofen hinabfällt. Die Laufkatze und der entleerte
Kasten fahren dann selbsttätig zurück. Der Müll gelangt vom Sammeltrichter durch den
Einfalltrichter in den Ofen und gerät auf der Rostplatte in Brand. Der geschlossene
Ofen hat eine künstliche Windzuführung mit Gebläse in jeder Zelle. Die Schlacken
werden unter selbsthätiger Abstellung des Gebläses aus der Türe gezogen. Die nach
hinten getriebenen Rauchgase gehen durch eine Staubkammer mit pneumatischer
Absaugung unter einem Dampfkessel hindurch in den Kamin, der 50 m hoch ist. Durch
den Dampf werden Turbodynamos angetrieben, die Elektrizität erzeugen. Bei den
Ofenbatterien mit je vier Zellen stehen sechs Dampfkessel mit je 150 qm Heizfläche
nebst Ueberhitzer und zwei Turbodynamos für je 360 KW. Eine Erweiterung auf acht
Ofenbatterien, acht Kessel und drei Turbodynamos ist vorgesehen. Eine Zusatzmaschine
dient zum Laden der Akkumulatorenbatterien. Jede Ofenbatterie verbrennt pro
Grenzen bleibt, wie aus vorstehender Zusammenstellung neuerer Versuche mit Zoelly-Turbinen der Firma Escher, Wyß & Co. hervorgeht. Die Zahlen
zeigen auch, daß die erreichten Dampfverbrauchswerte außerordentlich günstig sind.
(H. Keller.) [Zeitschrift f. d. gesamte
Turbinenwesen 1911, S. 65–67.]
M.
Tag 35 t Müll bei gegen 1000°C. Eine Tonne Müll gibt rund 1000 kg Dampf und rund 65
KW/Std. Der Heizwert des Mülls entspricht also etwa ⅛ des Kohlenheizwertes.
Es wird zugleich Gleichstrom und Wechselstrom erzeugt. Jener versorgt die Anstalt
selbst, die Kläranlage und die Zentrifugen. Der Wechselstrom treibt auf der 2 km
entfernten Station Goldstein die Grundwasserpumpen.
Die Schlacken dienen jetzt zu Straßenbau- und Auffüllzwecken. Die Fabrikation von
Schlackensteinen ist in Aussicht genommen. Die Kosten der Müllverbrennungsanstalt
betragen bis jetzt 1,40 Millionen M. (Gerstner.)
[Techn. Gemeindebl. XIII, S. 321]
Dr. S.
Ueber Bücherdesinfektion.
Zur Massendesinfektion von Büchern wurden in den letzten Jahren mehrere Apparate
konstruiert, die insbesondere für große Leihbibliotheken von Bedeutung sind. Die
Anforderungen, die an solche Apparate zu stellen sind, sind in der Hauptsache
folgende: Die Desinfektion muß in kurzer Zeit ausgeführt werden können, die
antiseptischen Eigenschaften müssen einige Zeit erhalten bleiben, die Bücher dürfen
von dem Desinfektionsmittel in keiner Weise angegriffen werden und müssen vollkommen
geruchlos sein. Die Verfasser haben die Wirksamkeit zweier Apparate, des Gärtnerschen und des Universaldesinfektionsapparates
nach Rubner, experimentell nachgeprüft. Der Gärtnersche Apparat, der für den Verlag von August Schert eigens konstruiert wurde, kann an einem
Tage über 1000 Bücher gleicher Größe desinfizieren. Die Desinfektion geht bei einem
negativen Druck von 730 mm vor sich, indem man in den evakuierten Raum 50–60
prozentigen Alkohol einströmen läßt. Bei einer Temperatur von 60° ist die Operation
in einer halben Stunde beendigt; man läßt dann ebensolange abkühlen. Bei zwei
Versuchen, die Verf. mit 35 Testobjekten an- stellten, wurde nur je eine Staphylokokkenprobe nicht
abgetötet. Weniger günstig waren die Resultate, wenn Bücher verschiedenen Formats in
dem Apparat behandelt wurden. Am besten wäre es, die Bücher aufzustellen und
aufgeblättert der Einwirkung des Desinfektionsmittels auszusetzen, jedoch würde
hierdurch der Betrieb wesentlich kompliziert und verteuert.
Bei dem Universaldesinfektionsapparat nach Rubner wird
die Desinfektion mit einem Gemisch von Formaldehyd und Wasserdampf vorgenommen. Die
zu verdampfende Formalinlösung muß mindestens achtprozentig sein und auf ihren
Gehalt hin häufig kontrolliert werden. Eine einstündige Desinfektion genügt allen
Anforderungen der Praxis. Die Verfasser erzielten mit diesem Apparat ein in jeder
Hinsicht befriedigendes Resultat; die Versuche wurden zum größeren Teil an einer
stabilen Anlage ausgeführt, einige aber auch an einem fahrbaren Apparat. Die Bücher
erhalten durch zurückgebliebenen Formaldehyd antiseptische Eigenschaften, ohne daß
eine Geruchsbelästigung zu bemerken wäre. (Sobernheim
und Seligmann.) [Chemikerzeitung 1911, Repert. S.
98]
Dr. S.