Titel: | Der heutige Stand im Dampfturbinenbau. |
Autor: | Meuth |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 353 |
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Der heutige Stand im
Dampfturbinenbau.
Von Bauinspektor Dr.-Ing. Meuth,
Stuttgart.
(Fortsetzung von S. 340 d. Bd.)
Der heutige Stand im Dampfturbinenbau.
Für die Lagerung der Welle kommt jetzt mehr und
mehr die Anordnung von nur drei Lagern für Turbinen- und Dynamowelle bei starrer
Kupplung beider zur Ausführung. Es bedingt dies genaueste Montage und vollständige
Unabhängigkeit der Lager von den oft ungleichen Wärmedehnungen des Gehäuses, so daß
die Lagermitten genau erhalten bleiben. Die Baulänge der Turbine und des ganzen
Aggregates verkürzt sich dadurch wesentlich, und das trägt wiederum zu einem ruhigen
Lauf der Maschine bei und hat auch mit Rücksicht auf die Wartung und Instandhaltung
Vorteile. Die Lagerkörper sind entweder an das Turbinengehäuse angegossen oder
sitzen getrennt davon auf dem Fundamentrahmen. In letzterem Fall müssen die
Gehäusefüße möglichst nahe dem wagerechten Turbinenmittel angeordnet werden, damit
nicht stärkere Verschiebungen in der Höhenlage des Gehäuse- und Wellenmittels
infolge der Wärmedehnungen auftreten. Meist wird das Gehäuse an dem kälteren
Niederdruckteil mit dem Fundament fest verschraubt, während es sich an dem
Unterstützungspunkt in der Nähe des einströmenden Dampfes achsial verschieben
kann.
Die Tourenzahl sucht der Turbinenkonstrukteur mit
Rücksicht auf die Oekonomie möglichst hoch zu legen. Die Anpassung an die bei uns
übliche Wechselstromperiodenzahl von 50 i. d. Min. führt bei größeren Maschinen zu
einer maximalen Umdrehungszahl von 3000. Diese Tourenzahl kommt heute sogar bei
Maschinen bis zu 3000 KW-Leistung zur Anwendung. Größere Einheiten arbeiten mit 1500
und 1000 Umdr., die größten Einheiten von Landdampfturbinen mit 750 Umdr.
Gleichstromturbodynamos weisen wegen der Schwierigkeiten am Kollektor geringere
Tourenzahlen auf; auch gehen die Leistungen selten über 1000 KW hinaus, wobei die
Tourenzahl etwa 1000 i. d. Min. beträgt. Einige Firmen legen die normale Tourenzahl
über die kritische, andere machen die Welle so steif, daß die kritische Tourenzahl
über der normalen liegt. In letzterem Falle können die Spielräume an der Welle
kleiner gehalten werden. Bei Trommelbauart ist der Rotor immer so steif, daß seine
kritische Tourenzahl weit über der Betriebstourenzahl liegt. Gewöhnlich werden die
Lagerkörper in Kugelflächen gestüzt und erhalten so eine gewisse Nachgiebigkeit bei
den kleinen Durchbiegungen der Welle. Für die Befestigung der Maschine mit dem
Fundament begnügt man sich oft schon damit, den Fundamentrahmen, der zur Verhütung
von Formänderungen gewöhnlich sehr steif ausgeführt wird, mit Zement auszugießen und
in das Fundament einzubetonieren. Fundamentanker läßt man mitunter ganz weg; dabei
werden auch Spannungen und Formänderungen des Rahmens, welche durch zu starkes
Anziehen der Fundamentschrauben entstehen können und für den Lauf der Maschine
von Nachteil sind, am sichersten vermieden. Für die Kühlung und Schmierung der Lager
wird heute fast durchweg Drucköl verwendet, das in seinem Kreislauf gekühlt und
meist auch gereinigt wird. Besondere Wasserkühlung wird in der Regel nicht
angewendet.
In der Ausführung des Gehäuses ist möglichste
Einfachheit und Symmetrie oberster Grundsatz: Ungleiche Massen Verteilung,
Versteifung durch Angüsse und Anschlußverbindungen führen zu Verspannungen und
ungleichen Formänderungen bei der Verschiedenheit der Temperaturen, die in jedem
Turbinengehäuse auftreten. Gewöhnlich wird das Gehäuse in der wagerechten
Mittelebene geteilt, damit durch Abheben des oberen Teiles das Innere ohne weiteres
zugänglich wird. Die Hälften werden durch dicht nebeneinander sitzende Schrauben
zusammengehalten; eine Schicht Leinöl bildet oft die einzige Abdichtung der
Teilfuge.
Bezüglich der Schaufelung sind die Ausführungen der
einzelnen Firmen weniger einheitlich. Für Turbinen mit Trommelrotor herrscht das
außerordentliche einfache Parsonssche Verfahren vor,
die blankgezogenen Schaufeln in schwalbenschwanzförmige oder zylindrische Nuten
abwechselnd mit den Zwischenstücken einzuführen und wenn nötig zu verstemmen. Die
Gleichdruckturbinen haben entweder die von Zoelly
eingeführten, allseitig auf Spezialmaschinen bearbeiteten, nach außen an Stärke
abnehmenden Nickelstahlschaufeln mit weicheren, ebenfalls ganz bearbeiteten
Zwischenlagen, welche in einer Schwalbenschwanznute des Kranzes gehalten werden,
oder die von Rateau eingeführte leichtere Konstruktion
mit einfachen Stahlblechschaufeln, deren Fuß mit dem Kranze vernietet wird. Bei den
neueren Schaufelbefestigungen sucht man Stemm- und Nietarbeit möglichst zu vermeiden
durch Festhalten der Schaufeln in Schwalbenschwanznuten oder in Eindrehungen in der
Nute des Radkranzes. Die Turbinen mit Geschwindigkeitsabstufung haben mehrere
Schaufelkränze auf einer Scheibe; der Kranz und die Scheibe fallen dabei
ungewöhnlich stark aus. Fast alle heute auf dem Markt befindlichen Turbinen
deutscher Firmen haben achsiale Beaufschlagung bei wagerechter Welle. Die
Fliehkräfte der Schaufeln können hierbei am sichersten aufgefangen werden. Die
radiale Beaufschlagung führt zwar zu einem sehr einfachen und zugänglichen Aufbau
der Turbine; die Schaufelbefestigung macht aber größere Schwierigkeiten, weil die
Fliehkräfte der Schaufeln nicht in der mittleren Scheibenebene angreifen. – Die
Schaufelkanäle werden vielfach nach außen abgeschlossen, und zwar dadurch, daß ein
Stahlband um den Schaufelkranz herumgelegt und mit kleinen Zapfen auf der Stirnseite
der Schaufeln vernietet wird. Damit nicht zu hohe Spannungen in ein solches Band
gelangen, wird es mitunter in einzelne Segmente zerlegt, die durch eine Drahtbandage
zusammengehalten werden. Namentlich in den Stufen, in welchen noch höherer Druck
herrscht und die Schaufeln kurz sind, sind die Bandagen sehr wirksam durch
Verringerung der Ventilationsverluste und der Verluste durch seitlich durchtretenden
Dampf, die auch bei Gleichdruckturbinen infolge von Stauungen des Dampfes auftreten
können. Bei den langen Schaufeln der Niederdruckstufen ist die Wirkung solcher
Bandagen weit geringer, weshalb sie hier gewöhnlich fehlen. Lange Schaufeln erhalten
eine Versteifung durch einen nahe am Schaufelende durchgesteckten Draht, mit dem
jede Schaufel verlötet ist. Die Leiträder haben meist dieselbe Schaufelbefestigung
wie die Laufräder. Vielstufige Druckturbinen haben gewöhnlich in den gußeisernen
Kranz eingegossene Schaufeln; nur da, wo es auf die genaue Stellung der Schaufeln
ankommt, so bei den ersten Niederdruckstufen, werden die Schaufeln in auf der
Teilmaschine vorgeschlitzte Ringe eingesetzt, die mit der Leitradscheibe verschraubt
werden.
Als Schaufelmaterial wird Spezialbronze und Nickelstahl
verwendet. Bronzeschaufeln haben sich für Ueberdruckturbinen und für nassen Dampf
nach einer zwanzigjährigen Erfahrung sehr gut bewährt. Die Schaufeln werden durch
den Dampf nicht merklich angegriffen; so konnte man an der Schaufelung der
Elberfelder Turbinen, die s. Z. in den englischen Werkstätten von Parsons ausgeführt waren und kürzlich zur Verlängerung
der Trommel in die Werkstätten von Brown & Boveri
in Mannheim geschickt worden waren, an der ursprünglichen Neuheit der ersten nicht
weiter bearbeiteten Schaufeln erkennen, daß der jahrelange Betrieb nicht eine Spur
von Abnutzung verursacht hat. Für Gleichdruckturbinen mit hohen
Dampfgeschwindigkeiten ist, namentlich wenn der Dampf Wasser enthält, Bronze zu
weich. Weicher Stahl rostet und nutzt sich im Dampfstrahl rasch ab. Der heute
vielfach verwendete Nickelstahl (etwa 25 v. H. Nickelgehalt) hat sehr gute
Eigenschaften und hat sich auch für vielstufige Druckturbinen im allgemeinen
bewährt, doch ist es mitunter auch vorgekommen, daß Schaufeln nach mehrjährigem
Betrieb plötzlich Brüche gezeigt haben. Man hat auch mit Erfolg Nickelstahlsorten
mit einer Beimischung von Bronze versucht. Ein in jeder Beziehung befriedigendes
Material scheint aber für Gleichdruckturbinen noch nicht gefunden zu sein.
Die Regelung bei Leistungsänderung erfolgt bei der
Mehrzahl der Turbinen durch Drosselung des Frischdampfes. Hierbei geht allerdings
ein Teil der Arbeitsfähigkeit des Dampfes verloren, doch ist der Verlust bei
kleineren Belastungsänderungen unbedeutend; einen kleinen Ausgleich des Verlustes
bringt auch die Ueberhitzung, welche freilich nur in geringem Maße mit der
Drosselung verbunden ist, und die verringerte Rotorreibung in dem weniger dichten
Dampf. Theoretisch müßte für annähernd gleichen Wirkungsgrad bei allen Belastungen
das Druckverhältnis konstant gehalten werden, weil nur dann die
Dampfgeschwindigkeit, für welche Form und Querschnitt der Schaufeln bemessen sind,
annähernd dieselbe bleibt. Bei Turbinen mit nur einer Druckstufe wird dies am
vollkommensten durch Abschalten einzelner Düsen erreicht. Wenn man schon bei
Kolbenmaschinen mit mehrstufiger Expansion auf die Regulierung der Dampfmenge in
jedem Zylinder verzichtet und sich der Einfachheit halber auf die Aenderung der
Füllung im Hochdruckzylinder beschränkt, so wird man dies bei vielstufigen
Dampfturbinen um so mehr tun, wo die Vorrichtungen zur Aenderung der
Zutrittsöffnungen zu jeder Stufe oder auch nur zu verschiedenen Stufengruppen die
Maschine außerordentlich kompliziert machen würden. Bei einer großen Zahl von Stufen
hat es aber keinen großen Zweck, bloß die erste Stufe mit veränderlichen
Zugangsöffnungen zu versehen, weil dann doch nicht das Druckverhältnis konstant
erhalten werden kann. Bei vielstufigen Turbinen, die in der Hochdruckstufe ein Curtis-Rad haben, ist eine Zu- und Abschaltung von
Düsen bezw. von Düsengruppen hauptsächlich im Bereiche der kleinen Belastungen von
nicht unerheblichem Vorteil gegenüber der reinen Drosselregulierung, wie aus den bei
Besprechung der AEG-Turbine mitgeteilten
Versuchsresultaten hervorgeht. Sie wird deshalb von einigen Firmen ausgeführt teils
mit selbsttätiger Zu- und Abschaltung der Düsen für die Fälle plötzlicher und großer
Belastungsänderungen, wie in Berg- und Hüttenbetrieben, teils mit Zu- und
Abschaltung von Hand für die Fälle, wo die Belastungsänderung mit einer gewissen
Regelmäßigkeit und allmählich auftritt, wo also der Maschinenwärter durch
Beobachtung der Manometer bequem den richtigen Zeitpunkt für das Zu- oder Abschalten
der Düsen abwarten kann. Für kleinere Turbinen bildet aber die Drosselregulierung
die Regel. Sie arbeitet in der Nähe der Vollast bis etwa ⅔ der Last ohne
nennenswerten Verlust und ist in ihrer Ausführung außerordentlich einfach. Die
zeitweise Ueberlastung von Dampfturbinen geschieht bei Vielstufenturbinen gewöhnlich
durch Zuführung von Frischdampf zu einer späteren Stufe von Hand oder auch
selbsttätig.
Die direkte Uebertragung der Regulatorbewegung auf das Absperrorgan findet sich nur
bei ganz kleinen Turbinen, bei größeren wird ausschließlich die indirekte
Regulierung mittels einer Hilfssteuerung angewendet. Der Regulator hat dabei nur die
Widerstände eines kleinen Steuerschiebers zu überwinden, welcher den Zufluß einer
unter Druck stehenden Flüssigkeit zu dem Steuerkolben, auf dessen Spindel gewöhnlich
auch das Absperrventil bezw. Drosselventil sitzt, regelt. Anfänglich wurde die
Hilfssteuerung vielfach mit Dampf betrieben, jetzt fast durchweg mit Drucköl.
Letzteres hat den Vorteil, daß der Steuerschieber ständig geschmiert bleibt, und
dadurch die Regulierung ihre Empfindlichkeit behält. Zur Steuerung dient ein kleiner
Kolbenschieber, der das Drucköl über bezw. unter den Kolben des Regulierventiles
treten bezw. von dort abströmen läßt. Der Regulatorhebel ist dabei sowohl mit der
Stange des Steuerschiebers wie mit der des Regulierventiles verbunden, so daß der
Steuerschieber durch die Bewegung des Regulierventiles immer wieder in seine
Mittellage zurückgeführt wird, in welcher die Oelleitungen geschlossen sind. Es
entspricht dabei immer einer bestimmten Muffenstellung des Regulators eine bestimmte
Stellung des Regulierventils. Der Steuerschieber wird nur mit ganz kleinen Deckungen
ausgeführt; deshalb genügt die geringste Muffenbewegung des Regulators, um die
Verstellung des Regulierventils einzuleiten. Durch die jedesmalige Rückführung des
Steuerschiebers in seine Mittellage wird ein Ueberregulieren vermieden. Eine solche
indirekte Regulierung wirkt sehr genau. Das aus der Steuerung abfließende Oel
schmiert gewöhnlich noch den Antriebsmechanismus des Regulators. Da das für die
Steuerung nötige Preßöl in der Regel auch zur Schmierung der Lager dient, läßt sich
leicht die Einrichtung treffen, daß beim Versagen der Oelpumpe die Maschine
stillgesetzt wird, so daß die Lager nicht in Gefahr kommen, heiß zu laufen. Für das
Anlassen der Turbinen, wo auf eine genügende Oelförderung der Pumpen nicht zu
rechnen ist, wird bei größeren Maschinen mit längerer Anlaufzeit noch eine besondere
von Hand oder mechanisch angetriebene Oelpumpe vorgesehen. Bei allen Turbinen findet
sich ein Sicherheitsregler, der beim Ueberschreiten einer höchsten zulässigen
Geschwindigkeit in Tätigkeit tritt und die Maschine stillsetzt. Hierzu dient
gewöhnlich ein unter Federspannung stehendes, exzentrisch angeordnetes Gewicht. Da
in vielen Fällen eine Betriebsunterbrechung durch ein solches Stillsetzen der
Maschine, wenn auch
nur für kurze Zeit, sehr störend ist, findet man auch eine Anordnung, bei welcher
sich das Absperrventil von selbst wieder öffnet, sobald die normale Umdrehungszahl
wieder erreicht ist.
3. Die Dampfturbine für Betriebe mit
gemischtem Energiebedarf.
In allen Betrieben, in denen Dampf zum Heizen oder Kochen, Trocknen, Dämpfen usw.
verwendet wird, wie in Papier- und Zuckerfabriken, chemischen Fabriken, Brauereien,
Schlacht- und Krankenhäusern, Waschanstalten und Warenhäusern, übertrifft die
Auspuff- oder Gegendruckdampfmaschine die beste Kondensationsmaschine in der
Ausnutzung des Dampfes, wenn derselbe ganz oder zum größten Teil für die genannten
Zwecke weiterverwendet wird. Mit der Abdampfverwertung werden die Dampfkraftanlagen
den besten Gas- und Oelmaschinen in der Brennstoffausnutzung ebenbürtig. Die dabei
verwendeten Auspuffmaschinen übernehmen dabei einfach die Rolle eines
Reduzierventils, wobei aber die Drosselung ohne Arbeitsverlust, vielmehr unter
Leistung nützlicher Arbeit vor sich geht. Zur Dampferzeugung können dann Kessel für
hochgespannten und hochüberhitzten Dampf, die also besonders ökonomisch arbeiten,
verwendet werden. Die Ausgestaltung der Dampfkraftanlage nach dieser Richtung wird
deshalb in neuerer Zeit eifrig in Angriff genommen sowohl in Anlagen mit
Kolbendampfmaschinen wie mit Dampfturbinen. Die Ausnutzung des Dampfes in der
Auspuffkolbenmaschine ist zwar besser als in der Hochdruckstufe der Dampfturbinen,
doch ist es ein großer Vorzug des aus den Turbinen entnommenen Abdampfes, daß
derselbe vollkommnn ölfrei ist und für die weitere Verwendung nicht erst gereinigt
zu werden braucht. Auch besitzt derselbe infolge der Rad- und Schaufelreibung einen
höheren Wärmeinhalt und ist in der Regel etwas überhitzt, so daß die Verluste in der
Abdampfleitung geringer ausfallen. Wo Heizdampf in großen Mengen gebraucht wird,
spielt auch die Oekonomie der Kraftmaschine, welcher der Abdampf entnommen wird,
keine so große Rolle.
Nur selten wird in einem Betriebe die Menge des für Heiz- oder Kochzwecke gebrauchten
Dampfes übereinstimmen mit der Dampfmenge, welche für die Krafterzeugung gebraucht
wird. Ist der Bedarf an Heizdampf größer oder höchstens gleich dem Bedarf an Dampf
für Kraftzwecke, so kann man für die Heizung einen Teil des hochgespannten Dampfes,
der nicht zur Krafterzeugung gebraucht wird, auf den für die Heizung erforderlichen
Druck reduzieren. Rationeller ist es jedoch, auch diesen Dampf durch die Turbine zu
schicken und für die überschüssige Kraft wenn möglich anderswo Absatz zu suchen;
denn sie wird nahezu kostenlos erzeugt. Für die Fälle, wo der Verbrauch an Heizdampf
die Dampfmenge für Kraftzwecke zeitweise überschreitet und dann wieder darunter
bleibt, muß gedrosselter Frischdampf der Heizung zugesetzt werden bezw. der
überschüssige Dampf ins Freie auspuffen. Beides ist unwirtschaftlich.
Wenn z.B. der Abdampf von Lichtmaschinen zur Gebäudeheizung verwendet wird, ist in
der warmen Jahreszeit überhaupt kein Bedarf an Heizdampf vorhanden; auch fallen die
Zeiten des größten Licht- und Wärmebedürfnisses nur teilweise zusammen. Beim
Anwärmen wird sehr viel Dampf gebraucht, während im übrigen in der Zeit des
stärksten Maschinenbetriebes am Abend nicht mehr Heizdampf gebraucht wird als zu
einer andern Zeit, st keine Kondensationsanlage vorhanden, so geht viel Energie
nutzlos ins Freie. Für solche und ähnliche Betriebe mit gemischtem und stark
wechselndem Energiebedarf läßt sich nun durch Dampfentnahme z.B. aus einer
Zwischenstufe von Verbundkolbenmaschinen oder von mehrstufigen Dampfturbinen
eine günstige Ausnutzung auch unter wechselnden Betriebs Verhältnissen erzielen. Die
Dampfturbine eignet sich hierfür besonders gut, da. abgesehen von der Reinheit des
entnommenen Dampfes, die Regelung der Maschine bei veränderlicher Leistung und
wechselnder Heizdampfmenge sich einfach ausführen läßt. Hierzu kommen noch die
Vorteile des Turbinenbetriebs überhaupt.
Eine solche Anzapfturbine ist eine gewöhnlich für
Kondensationsbetrieb eingerichtete Turbine mit einem zweiten Stutzen etwa in der
Mitte des Gehäuses zur Entnahme von Heizdampf; die Dampfzuführung zum
Niederdruckteil und zur Heizung kann voneinander abhängig gemacht werden, so daß
z.B. bei geringerem Bedarf an Heizdampf unter dem Einfluß des steigenden Druckes an
der Anzapfstelle das Ventil nach dem Niederdruckteil mehr geöffnet und der zur
Heizung nicht gebrauchte Dampf in dem Niederdruckteil der Turbine zur
Arbeitsleistung ausgenutzt wird. Ist die Leistung in einem solchen Fall gleich
geblieben, so drosselt der Regulator einfach den Frischdampf zum Hochdruckteil der
Turbine. Ist andererseits bei gleichem Bedarf an Heizdampf die Leistung der Turbine
gesunken, wird also weniger Frischdampf zugeführt, so schließt sich das Ventil für
die Dampfzuführung zum Niederdruckteil so weit, daß der für die Heizung nötige Druck
an der Anzapfstelle unverändert bleibt. So kann eine Anzapfturbine sich allen
Schwankungen in der Belastung und im Bedarf an Heizdampf anpassen und den Betrieb in
jedem Falle so wirtschaftlich wie möglich gestalten. Die Einführung solcher Turbinen
von verschiedener Bauart hat infolge ihrer großen Vorteile schon bedeutende
Fortschritte gemacht. Ebenso auch die Verwendung von Abdampfturbinen, welche den Abdampf von Auspuff-Kolbenmaschinen
verarbeiten. Sie können die Wirtschaftlichkeit einer Anlage bedeutend erhöhen. Es
kommt dabei darauf an, ob die Abdampfmenge konstant ist oder veränderlich, oder ob
sie mit Unterbrechungen geliefert wird. Im ersten Fall bedarf es nur eines
Auslaßventils für etwa überschüssigen Dampf und eines Reduzierventils, um
Frischdampf zuzulassen, falls von der Turbine zeitweise eine größere Leistung
verlangt wird. Der zweite Fall erfordert die Anwendung einer Hoch- und
Niederdruckturbine, in deren Hochdruckteil bei geringer Abdampfmenge Frischdampf
eingelassen wird, um die Verluste durch ein Reduzierventil zu vermeiden. Im dritten
Fall, wie er namentlich in Berg- und Hüttenbetrieben vorkommt, wo zahlreiche,
zeitweise aussetzende Kolbenmaschinen, wie Förder-, Gebläse-, Walzwerksmaschinen
usw. eine große Menge Abdampf liefern, der vielfach nutzlos ins Freie geht, ist die
Anordnung eines Dampfakkumulators notwendig, in welchem der auspuffende Dampf
aufgespeichert oder dessen Wärme an Wasser übertragen wird. Das erwärmte Wasser
verdampft bei einer Druckverminderung im Behälter. Der Abdampf aus dem Akkumulator
wird der Turbine in stetigem Strom zugeführt und bei hohem Vakuum in mechanische
Energie umgesetzt. So wurde in einem Falle mit dem Abdampf von 22500 kg i. d. Std.
von 14 teilweise mit Unterbrechungen laufenden Hüttenwerksmaschinen eine 2000 PS
Abdampfturbine gespeist, welche den Strom für eine elektrische Wasserhaltung
lieferte. Auch in diesem Falle schaltet man der Abdampfturbine gewöhnlich eine
Hochdruckturbine vor, die mit Frischdampf beaufschlagt wird, um nicht in
Betriebspausen der Primärdampfmaschinen oder bei erhöhter Leistung der
Abdampfturbinen und gleichbleibender Abdampfmenge gedrosselten Frischdampf zuführen
zu müssen. Die Regulierung solcher Zweidruckturbinen hat sowohl den Aenderungen der
zu verarbeitenden Abdampfmenge wie der Belastung Rechnung zu tragen und stellt
dadurch dem Konstrukteur ebenso wie bei der oben erwähnten Anzapfturbine besonders interessante
Aufgaben.
Nicht bloß bei absetzend betriebenen Kolbenmaschinen lassen sich große Vorteile durch
die Verwendung von Abdampfturbinen erzielen, auch bei gewöhnlichen Betriebsmaschinen
in elektrischen Zentralen hat die Zuschaltung von Abdampf-Dampfturbinen sehr
günstige Resultate ergeben. Bekanntlich kann die Dampfturbine mit einem viel höheren
Vakuum arbeiten als die Kolbendampfmaschine; wenn nur kaltes Kühlwasser in
genügender Menge vorhanden ist, so läßt sich die Dampfenergie in einer Turbine viel
weiter ausnutzen. Der Turbine machen die großen Volumina, welche der Dampf bei sehr
hohem Vakuum besitzt, gar keine Schwierigkeiten; infolge der großen
Strömungsgeschwindigkeit bleiben die erforderlichen Durchgangsquerschnitte für den
Dampf in mäßigen Grenzen, während sie bei der Kolbendampfmaschine unausführbare
Abmessungen annehmen würden. Der Wirkungsgrad für die Energieumsetzung ist auch, wie
schon erwähnt worden ist, im Bereich der geringen Dampfdrücke verhältnismäßig hoch,
so daß es sich in vielen Fällen als sehr vorteilhaft erwiesen hat,
Kolbendampfmaschinen nicht mit Kondensation arbeiten zu lassen, sondern ihren
Abdampf einer zugeschalteten Dampfturbine zuzuführen, die mit hohem Vakuum arbeitet.
Für eine Neuanlage wird zwar in der Regel eine solche Kombination von Kolbenmaschine
und Turbine wegen der hohen Anlagekosten, des größeren Raumbedarfs und des
komplizierten Betriebes nicht in Betracht kommen; jedoch können vorhandene
Kolbenmaschinen durch Zuschalten einer Abdampfturbine um 30–50 v. H. in ihrer
Oekonomie verbessert bezw. bei der gleichen Dampfmenge um ebensoviel in ihrer
Leistung gesteigert werden. So war z.B. eine Zentrale in New York mit 11 sehr
ökonomischen Corliß-Maschinen von je 7500 KW Leistung,
welche einen Dampfverbrauch von 8,6 kg/PSe und Std.
bei 12,5 at Dampfdruck und 65 cm Vakuum hatten, mit Abdampfturbinen zu jeder
Kolbenmaschine ausgerüstet worden. Bei einer Belastung der Kolbenmaschinen von 6600
KW leisteten die Abdampfturbinen mit 92 ½ v. H. des Abdampfes der Kolbenmaschinen
(Anfangsdruck 1.1 at abs. und 72 cm Vakuum) 5100 KW. Mit derselben Dampfmenge wurden
also 11700 KW von einem Maschinensatz erzeugt, entsprechend 6,1 kg Dampf für die
KW/Std. Arbeitet die Anlage ununterbrochen, so werden täglich 750000 kg Dampf und
bei achtfacher Verdampfung 93 t Kohlen gespart. Die Anlagekosten einschließlich der
Kosten für die notwendige Reinigung des Abdampfes von Oel sowie der höheren Kosten
für den Betrieb der Kondensationsanlage werden so in kurzer Zeit ausgeglichen.
Die verschiedenen im Vorausgegangenen besprochenen Betriebsarten, denen sich die
Turbinenkonstruktion anpassen muß, machen den Dampfturbinenbau außerordentlich
mannigfaltig und zwingen die Maschinenfabriken, eine ganze Reihe verschiedener
Modelle auszuführen; das hindert natürlich von vornherein eine systematische
Massenfabrikation.
Die hauptsächlichste Verwendung findet die Dampfturbine nach wie vor zum Antrieb
elektrischer Maschinen; daneben dient sie auch zum Antrieb der verschiedenen
rotierenden Arbeitsmaschinen wie Zentrifugen, Kreiselpumpen für Luft und Wasser usw.
Das Gebiet der Hochdruckzentrifugalpumpen, wie der Kreiselgebläse und
Turbokompressoren ist ja heute mit großem Erfolg in Angriff genommen worden und die
Dampfturbine ist hierfür natürlich eine sehr geeignete Antriebsmaschine. Man hat
auch die Einführung des Dampfturbinenantriebes bei Lokomotiven versucht, wo sie
hauptsächlich den Vorteil hätte, daß die störenden Kräfte aus der Bewegung des
Kurbelgetriebes wegfielen. Die dabei gemachten Erfahrungen sind nicht gerade
ungünstig; doch paßt hier die Dampfturbine nicht recht hin. Der Fortschritt liegt
hier zweifellos in der Einführung des Eletromotors und in der Stromersparung für den
Betrieb aus einer großen elektrischen Zentrale. Anders liegt die Sache im
Schiffsbetriebe.
4. Die Dampfturbine im
Schiffsbetrieb.
Eine außerordentlich wichtige Anwendung hat die Dampfturbine im Schiffsbetriebe als Haupt- und Hilfsantriebsmaschine
gefunden. Hier kommen hauptsächlich ihre Vorteile hinsichtlich leichter Bedienung
und guter Manövrierfähigkeit in Betracht. Es sind keine beweglichen Teile vorhanden,
welche wie bei Kolbenmaschinen einer ständigen sorgfältigen Wartung und häufigen
Ersatzes bedürfen. Die wenigen Lager sind leicht instand zu halten. Die Turbinen mit
einer Welle haben nur zwei Ventile, eines für Vorwärtsgang und eines für
Rückwärtsgang; auch bei dem Vierwellensystem von Parsons bleibt die Bedienung einfacher als bei Kolbenmaschinen, bei denen
in der Regel besondere Umsteuermaschinen notwendig sind. Im Gewicht werden
Dampfturbinen da leichter als Kolbenmaschinen, wo hohe Schiffsgeschwindigkeiten
vorhanden sind, also namentlich bei Torpedobooten. Bei gewöhnlichen Handelsschiffen
und großen Linienschiffen fallen Turbinenanlagen mitunter schwerer aus. Auch der
Raumbedarf ist, wenigstens was die Grundfläche anlangt, bei Turbinen für große
Handels- und Kriegsschiffe größer als bei Kolbenmaschinen, abgesehen von Anlagen mit
Einzelwellenturbinen. In der Höhe ist der Raumbedarf aber in allen Fällen bei
Turbinen geringer. Die Vibrationen, welche von der Massenwirkung der hin- und
hergehenden Triebwerksteile von Kolbenmaschinen herrühren, fallen bei Turbinen fort;
nicht aber die von der Schiffsschraube herrührenden Vibrationen, die ihre Ursache in
dem verschiedenen Wasserdruck auf die Schraubenflügel haben. Im Dampfverbrauch ist
die Turbine nur bei hohen Umdrehungszahlen und großen Leistungen der Kolbenmaschine
überlegen, namentlich also bei Torpedobooten und schnellen Kreuzern. Die
nachstehenden Resultate von Versuchen mit zwei Schiffen der englischen Marine, deren
zielbewußtem Vorgehen überhaupt die rasche Einführung der Dampfturbine auf Schiffen
zu verdanken ist, geben einen Begriff von dem Verhalten von Dampfturbine und
Kolbenmaschine beim Antrieb von Kriegsschiffen. Die Versuche wurden an zwei Kreuzern
„Amethyst“ und „Topaze“ vorgenommen, von denen „Amethyst“
mit Parsons-Turbinen, „Topaze“ mit
Kolbenmaschinen ausgerüstet war. Der angegebene Dampfverbrauch schließt den
Verbrauch für Luft-, Zirkulations- und Speisepumpen ein.
Geschwindig-keit d Schiffesin
Knoten
Leistungin PS
Dampfverbrauch kgfür die PS/Std.
Verbesserungdurch
dieDampfturbine
Topaze
Amethyst
10,0
850
9,9
13,2
– 25,4
14,0
2200
8,6
9,1
– 5,1
18,0
4500
8,5
7,1
+ 16,5
22,0
9500
9,5
6,3
+ 34,7
23,6
14000
–
5,9
–
Die Ueberlegenheit der Dampfturbine beginnt etwa bei 15 Knoten Fahrgeschwindigkeit.
Die Turbinen waren etwa ⅓ leichter als die Kolbenmaschinen; der Oelverbrauch betrug
nur 2 v. H. von dem Oelverbrauch der Kolbenmaschinen.
Andere Versuche haben diese Resultate bestätigt. Sehr wertvoll ist die Eigenschaft
der Turbine, ölfreien Abdampf zu liefern, da derselbe auf Seeschiffen zur Kesselspeisung wieder
verwendet wird.
Die große Schwierigkeit, den Turbinenbetrieb auf Schiffen wirtschaftlich zu
gestalten, liegt in dem schlechten Wirkungsgrad raschlaufender Schiffsschrauben. Bei
der Verwendung normaler Schiffsschrauben und normaler Tourenzahlen ist es nicht
möglich, unter direkter Kupplung von Turbinen- und Propellerwelle mit einem
niedrigen Dampfverbrauch zu arbeiten. Im Schiffahrtsbetriebe kommen ferner die
verschiedensten Geschwindigkeiten vor, während die Turbine nur bei einer bestimmten
Geschwindigkeit ökonomisch arbeitet. Da die Dampfturbine nicht umsteuerbar ist,
verlangt die Rückwärtsfahrt die Anordnung einer besonderen Turbine.
Die Dampfturbine den wechselnden Betriebsverhältnissen der verschiedenen Seefahrzeuge
anzupassen, ist eine lebhaft in Angriff genommene Aufgabe der heutigen
Maschinentechnik. Parsons' Mehrturbinensystem war
gleich eine sehr geschickte Lösung des Problems. Für mittlere und kleinere Schiffe
werden drei Turbinen, für schwerere Kriegs- und für Personendampfer vier Turbinen,
teils neben-, teils hintereinander angeordnet, in welchen der Dampf nacheinander
arbeitet. Es wird dadurch eine geringe Geschwindigkeit erzielt, ohne daß hierzu die
Turbine durch die notwendige große Zahl der Druckstufen zu lang wird, und ohne daß
der Dampf gedrosselt zu werden braucht. Es lassen sich auch verschiedene
Geschwindigkeiten bei annähernd gleicher Wirtschaftlichkeit erreichen, freilich wird
die ganze Anlage weniger einfach und beansprucht mehr Raum und Gewicht. Bei der
Dreiwellenanordnung sitzt gewöhnlich die Hochdruckturbine auf der Mittelwelle; auf
den beiden Seitenwellen sitzen die Niederdruckvorwärts- und die Rückwärtsturbinen.
Bei längerer Fahrt auf hoher See strömt der Dampf von den Kesseln durch die
Hochdruckturbinen zu den Niederdruckturbinen. Bei häufigem Manövrieren wird die
Hochdruckturbine von der Dampfleitung abgeschaltet, und der Frischdampf geht direkt
zu den Ventilen der Niederdruckturbine und zu den Rückwärtsturbinen. Bei der
Vierwellenanordnung größerer Schiffe sitzen gewöhnlich zwei Hochdruckturbinen auf
den äußeren Wellen. Die beiden mittleren Wellen tragen die Niederdruckturbinen und
die Rückwärtsturbinen. Durch besondere Schaltung der Ventile wird erreicht, daß zwar
die Vor- und Rückwärtsturbinen gleichzeitig von der Dampfleitung abgesperrt, daß
aber immer nur die Leitung entweder für die Vorwärts- oder für die Rückwärtsturbine
geöffnet sein kann. Jede Turbine kann im Falle eines Defektes ausgeschaltet
werden. Um auch bei längeren Fahrten mit verlangsamter Geschwindigkeit zu arbeiten,
wird der Hochdruckturbine noch eine Hoch- und Niederdruckmarschturbine
vorgeschaltet. Bei Marschfahrt durchströmt der Dampf zuerst diese letzteren und
gelangt dann erst in die Hochdruckhauptturbine. Bei voller Fahrt laufen die
Marschturbinen im Vakuum leer mit. Sie besitzen in mancher Beziehung Nachteile durch
die Verschlechterung des Vakuums, durch den größeren Platzbedarf und die
Komplizierung der Anlage, weshalb sie nur selten noch ausgeführt werden. Der bei den
Ueberdruckrädern und bei Gleichdruckrotoren in Trommelbauart auftretende
Achsialschub kann zum teilweisen Ausgleich des Propellerschubes dienen; ein
Drucklager ist indessen wegen des nicht für alle Belastungen vorhandenen Ausgleichs
außerdem nötig.
Die zum Schiffsantrieb verwendeten Aktionsturbinen haben in der Regel einen
vollständigen Turbinensatz mit Vor- und Rückwärtsturbine für jede Propellerwelle.
Ein Turbinenaggregat besteht hier aus einer Hoch- und Niederdruckturbine für
Vorwärtsgang und einer Rückwärtsturbine, welche im Abdampfraum der
Niederdruckturbine untergebracht ist. Die Gesamtanordnung ist namentlich bei
größeren Schiffen einfacher als die von Parsons; die
Veränderung der Geschwindigkeit wird hier in der Regel durch Aenderung der
Beaufschlagung erreicht. Auch kombinierte Bauarten mit Gleich- und
Ueberdruckturbinen kommen zur Anwendung. In Amerika hat man neuerdings die Anwendung
eines Zahnradgetriebes versucht, welches die Tourenzahl der Dampfturbine etwa im
Verhältnis 1 : 10 verringert. Die angetriebenen zwei Zahnkränze sitzen auf einer
Trommel und haben z.B. für eine 6000 PS-Turbine einen Durchmesser von 1200 mm; die
breiten Zähne sind schräg geschnitten. Das Getriebe ist etwas elastisch gelagert, so
daß sich der Druck auf die Zähne ausgleichen kann. Das Getriebe soll vollkommen
ruhig laufen; man wird aber erst nach längerer Betriebszeit beurteilen können, ob
sich ein Zahnradgetriebe tatsächlich für die Uebertragung so großer Leistungen
eignet.
Es ist auch versucht worden, durch eine mit gleichmäßiger günstigster Geschwindigkeit
umlaufende Dampfturbine eine Dynamo anzutreiben, welche den Strom für einen auf der
Propellerwelle sitzenden Motor liefert, doch ist diese elektrische Kupplung von
Turbinen- und Propellerwelle nicht einfach genug und braucht auch zuviel Platz.
(Fortsetzung folgt.)