Titel: | DIE ROHEISENTRANSPORTANLAGE DER MAXIMILIANSHÜTTE. |
Autor: | Hubert Hermanns |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 467 |
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DIE ROHEISENTRANSPORTANLAGE DER
MAXIMILIANSHÜTTE.
Von Ingenieur Hubert
Hermanns, Aachen-Rothe Erde.
HERMANNS: Die Roheisentransportanlage der
Maximilianshütte.
Inhaltsübersicht.
Bei der Maximilianshütte in Rosenberg
wird die Roheisenpfanne vom Hochofenwerk nach dem Stahlwerk mittels einer elektrisch
betriebenen Seilförderung gezogen. Hochofenwerk und Stahlwerk liegen auf
verschiedenen Höhen, so daß der Roheisenwagen auf ansteigender Strecke ins Stahlwerk
gelangt. Es werden die Seilführung, die zur Stützung des Seiles erforderlichen
Rollen und die einzelnen Einrichtungen näher erläutert.
Bei Vergrößerung oder Verlegung bestehender Betriebsanlagen ergeben sich häufig
bedeutende Ausführungsschwierigkeiten. Zu ihrer Ueberwindung ist der ausführende
Ingenieur meistens gezwungen, zu Spezial-Konstruktionen seine Zuflucht zu nehmen,
die aus dem Rahmen des Normalen oft wesentlich herausfallen.
Schwierige Aufgaben entstehen z.B. vielfach bei der Wahl der Transportart für das
flüssige Roheisen von den Hochöfen zum Stahlwerk hin.
Textabbildung Bd. 326, S. 468
Fig. 1.
Es dürfte daher von Interesse sein, zu zeigen, wie in einem bestimmten Falle eine
einwandfreie Lösung einer solchen Aufgabe gefunden wurde. Es handelt sich dabei um
die Roheisentransportanlage der Maximilianshütte in
Rosenberg, deren Ausführung in den Händen der Gesellschaft für
Förderanlagen Ernst Heckel in Saarbrücken lag.
Bei der Maximilianshütte erfolgte ursprünglich der
Transport des flüssigen Roheisens zu dem ganz in der Nähe liegenden Stahlwerke
mittels einer Seilfördervorrichtung. Von den vier auf der Hüttensohle stehenden
Hochöfen wurde das Eisen in die Roheisen-Transportpfanne von 30 t Inhalt
abgestochen. Die Pfanne nahm ein Pfannenwagen auf, der in einem unter Flur liegenden
Kanal verkehrte. Durch eine Haspel wurde sodann der Wagen auf einer ansteigenden
Strecke bergan in das Stahlwerk gezogen.
Hinter diesem Stahlwerke sollte nun zur Vergrößerung der Gesamtproduktion ein neues
Stahlwerk entstehen, das erforderliche Roheisen aber von ebendenselben Hochöfen
zugebracht werden. Da außerdem in Aussicht genommen war, zu den vier vorhandenen
Hochöfen noch einen fünften zu errichten, so reichte die alte Transporteinrichtung
nicht mehr aus. Es ergab sich daher die Aufgabe, entweder die alte Fördermethode in
der Weise auszubauen, daß sie den an sie zu stellenden erhöhten Anforderungen
gerecht zu werden vermochte, oder aber eine andere Transportart zu wählen.
Die Hauptschwierigkeit, die zu bewältigen war, bestand darin, den Niveau-Unterschied
zwischen der Abstichsohle und der Sohle des Stahlwerksgebäudes möglichst einfach und
unter möglichst geringen laufenden Lohnausgaben zu überwinden. Es wäre möglich
gewesen, und der Gedanke ist tatsächlich auch erwogen worden, die ganze
Transportstrecke in zwei wagerechte Teilstrecken zu unterteilen und die Pfanne
mittels eines Hebezeuges von der einen Strecke auf die andere zu heben. Nach dieser
Transportart sollte also der Roheisenwagen auf einer wagerechten Strecke aus
dem Gießgebäude herausbefördert, dann durch einen Kran gehoben und schließlich
wieder auf einer zweiten wagerechten Strecke zum Stahlwerk gebracht werden.
Abgesehen davon, daß eine solche Lösung der Aufgabe sehr hohe Anlagekosten erfordert
hätte, würden auch die laufenden Betriebsausgaben wegen der Nothwendigkeit, den
Transport zu unterbrechen, sehr groß gewesen sein. Man entschloß sich daher, von
dieser Einrichtung abzusehen und die alte Fördermethode, den Wagen mit der Pfanne
auf einer schiefen Ebene zu bewegen, beizubehalten. Die alte Anlage sollte lediglich
den neuen Verhältnissen entsprechend und gemäß den neuerdings in der
Transporttechnik gemachten Erfahrungen und Verbesserungen ausgebaut werden.
Bei der Projektierung sowohl als auch beim Bau dieser Anlage ergaben sich dadurch
bedeutende Schwierigkeiten, daß während des Umbaues das alte Stahlwerk in Betrieb
war und dessen Betrieb nicht unterbrochen werden durfte. Während der Bauzeit
befanden sich auch Rechts- und Linkskurven in der Förderstrecke. Um weiterhin das
Seil vor dem Roheisenstrahl selbst und gegen umherspritzendes Roheisen zu schützen,
war es erforderlich, das Seil außerhalb der Gleismitte in einer gewissen Höhe über
Flur zu führen.
Textabbildung Bd. 326, S. 468
Fig. 2.
Fig. 1 veranschaulicht die Förderstrecke. Sie besteht
aus einer in dem unterirdischen Tunnel untergebrachten wagerechten Strecke, die sich
unter den Gießhallen für die Hochöfen hinzieht, einer Steigungsstrecke mit 8 v. H. Steigung und
der zu den Stahlwerken hinführenden wagerechten Strecke auf Hüttenflur. Ungefähr in
der Mitte der ganzen Förderstrecke über dem Tunneleingang befindet sich der Antrieb
für das Förderseil. Der Antrieb des Seiles erfolgt durch einen Motor von 67 PS und
830 Umdr./Min., der durch ein dreifaches Zahnrädervorgelege die Seilantriebsrolle
treibt.
Textabbildung Bd. 326, S. 469
Zu Fig. 1.
Zwischen den beiden ersten Räderpaaren ist eine durch den Fuß
betätigte Bandbremse zwischengeschaltet. Das aus Vorder- und Hinterseil bestehende
Zugseil führt von der Antriebsstation über das eine Ende der Förderung im neuen
Stahlwerk zum Transportwagen und von diesem zum Tunnelende, wo die Spannstation
aufgestellt ist. Die Spannvorrichtung ist als Wagen ausgebildet, der in einer
Schlittenführung geführt wird und durch ein über eine obere Rolle geleitetes und
durch Gegengewicht belastetes Spannseil das Förderseil in Spannung erhält. Die
Fördergeschwindigkeit des Seiles ist mit 1 m/Sek. bemessen. Die Antriebsstation ist
umsteuerbar eingerichtet und gestattet so eine beliebige Bewegung des Wagens in
beiden Richtungen, so daß der Wagen auf der Strecke nach Bedarf hin- und hergefahren
werden kann. Bemerkenswert ist noch besonders, daß sich das Seil nicht auf zwei
verschiedenen Trommeln auf- und abwickelt, sondern über die Antriebsstation
endlos geführt ist, indem es die Treibscheibe einmal vollständig umschlingt.
Fig. 2 zeigt die Befestigung des Seiles am Wagen.
Dieser ist mit einer starken, seitlich vorspringenden schmiedeeisernen Zugnase
versehen, an welcher das Seil angreift. Aus derselben Abbildung ist auch die Führung
des Seiles an den seitlich an der Tunnelwand angebrachten Tragrollen für das
Unterseil ersichtlich, Rollen von großer Breite und mit hohen seitlichen Flanschen.
Das Oberseil wird von Rollen geringerer Breite getragen. In der Strecke wird das
Seil auf besonderen Tragrollen geführt, während in den Kurven besonders gestaltete
Kurvenrollen vorgesehen sind, welche das Seil aus der Geraden ablenken. Am Wagen ist
das Seil so befestigt, daß es sich beim Passieren der Trag- und Kurvenrollen
selbsttätig abhebt. Nach gewisser Entfernung von der Rolle legt sich das Seil wieder
langsam an die Rolle an.
Die während des Umbaues vorhandenen Kurven wurden mit Sicherheit durchfahren, konnten
aber nach Fertigstellung der Neuanlage zum großen Teil ausgerichtet werden.
Besondere Aufmerksamkeit mußte darauf verwendet werden, einen Apparat zu
konstruieren, der dem Steuermann die jeweilige Stellung an irgend einem Punkte der
Förderstrecke genau anzeigt. Als solcher ist ein Registrierapparat zur Anwendung
gekommen, welcher nach Art eines Teufenanzeigers bei Schachtförderungen arbeitet und
den Maschinisten genau erkennen läßt, an welcher Stelle der Strecke sich der Wagen
gerade befindet. Zur weiteren Sicherung des Betriebes ist noch eine Signalleitung
vorgesehen worden, mittels welcher der Steuermann verständigt werden kann, an welche
Stelle der Strecke der Wagen im gegebenen Falle zu fahren ist. Schließlich sei noch
bemerkt, daß die Anlagekosten einer solchen Fördervorrichtung mittels Seil sich auf
etwa 10000 M beziffern.