Titel: | PORTALDREHKRANE FÜR DEN HAFEN VON GENT. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 635 |
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PORTALDREHKRANE FÜR DEN HAFEN VON
GENT.
Portaldrehkrane für den Hafen von Gent.
Drehkrane in fahrbarer Anordnung erfreuen sich nicht nur wegen ihrer schnellen
und sicheren Arbeitsweise und deswegen einer besonderen Beliebtheit, weil es möglich
ist, mit verhältnismäßig einfachen Mitteln eine große Fläche zu beherrschen, sondern
auch vielfach aus dem Grunde, weil der eigentlich lasttragende Teil, der
Auslegerarm, die Möglichkeit gewährt, selbst an solchen Punkten Lasten aufzunehmen,
welche über das Fahrgleis sehr weit hinausragen, dabei aber das Anlegen und Verholen
des Schiffes in keiner Weise behindert. Diese Eigenschaft insbesondere macht den
Drehkran als Verlade- und Löschmittel in Häfen, wo er auf der Kaimauer läuft, sehr
geeignet, und seine ausgedehnte Anwendung bei der Löschung und Beladung von Schiffen
ist hierauf zurückzuführen. Bei der Benutzung des Drehkranes als Hafenkran wird
dieser in der Regel auf einem den örtlichen Verhältnissen entsprechend portal- oder
halbportalartig ausgebildeten Unterbau aufgebaut, der in der Querrichtung
verfahrbar ist. Durch die portalartige Ausbildung des Unterbaues ist die von
dem Kran beanspruchte Bodenfläche sehr gering und beschränkt sich lediglich auf zwei
schmale Streifen bei Vollportal und einen schmalen Streifen an der Uferkante bei
Halbportal für das Fahrgleis, während der unter dem Kran befindliche Raum für
Eisenbahngleise freibleibt.
Ohne auf die verschiedenen Möglichkeiten einzugehen, die einerseits die Anwendung des
Drehkranes zuläßt – es sei nur daran erinnert, daß das Portal mit beiderseitigen
Auslegern versehen werden kann, so daß eine langgestreckte Laufbahn entsteht, auf
der sich der Drehkran bewegt, welcher dadurch eine bedeutend vergrößerte Bodenfläche
beherrscht – und die andererseits bei der Verladung von Gütern im Hafenbetriebe
überhaupt in Betracht kommen können, möge nachstehend eine ausgedehnte Krananlage,
aus 15 Drehkranen bestehend, beschrieben werden, die von der Deutschen Maschinenfabrik
A.-G. in Duisburg
für die Hafenanlagen der Stadt Gent geliefert wurde und in der beigegebenen Figur
dargestellt ist.
Textabbildung Bd. 326, S. 636
Der portalförmige Unterbau ist in Blechkonstruktion ausgeführt und besteht aus der
oberen Drehbühne und vier kräftigen, gegeneinander versteiften Beinen, die sich auf
je ein Laufrad abstützen. Von den Laufrädern wird ein Paar durch einen auf der
oberen Bühne stehenden Motor von 5,2 PS und 475 Umdr./Min., der dem Kranportal eine
Fahrgeschwindigkeit von 15 m/Min, erteilt, angetrieben. Der Motor arbeitet unter
Vermittlung eines in einem Oelkasten laufenden Stirnrädervorgeleges mittels einer
durchgehenden Welle nach beiden Seiten hin auf ein eingekapseltes
Kegelrädergetriebe, das mittels einer leicht aus der Senkrechten geneigt
angeordneten Welle unter Vermittlung eines weiteren Kegelräder- und
Stirnrädergetriebes die Laufräder antreibt. Die Spurweite des Portals beträgt 8500
mm, von Mitte zu Mitte Schiene gemessen, während der Radstand mit 5000 mm bemessen
ist. Der Drehkran ist auf einer geschlossenen Kreisbahn fahrend angeordnet. Der
elegant in Gitterwerk ausgeführte Ausleger trägt an seiner Spitze die Seilrolle zur
Führung des Lastseiles. Die Entfernung des Lasthakens mit 2,5 t Tragfähigkeit von
Kaikante mißt 9500 mm, von der Drehmitte 12100 mm, während die Höhe von
Fahrschienenoberkante bis Drehschienenoberkante 6 m und von Fahrschienenoberkante
bis Mitte Rolle 16 m beträgt. Das Hubwerk wird durch einen Motor von 29,9 PS und 233
Umdr./Min. mit einer Hubgeschwindigkeit von 45 m/Min, angetrieben. Das Drehwerk wird
durch einen Motor von 5,2 PS u. 475 Umdr./Min. betätigt, der den Kran in 1 Min 1,6
mal im ganzen Kreise dreht. Zum Betriebe der Motoren steht Gleichstrom von 440 Volt
Spannung zur Verfügung. Die Antriebsmaschine für das Hubwerk und Drehwerk sind in
dem allseitig mit Holz verschalten Steuerhause untergebracht, das durch große
Glasfenster hell belichtet wird. Der Maschinist des Kranes hat seinen Stand in einem
an das Steuerhaus angebauten Vorbau, von dem aus er stets den Lasthaken vor Augen
hat und das ganze Arbeitsfeld zu überschauen vermag.