Titel: ÜBER DIE KONSTRUKTION VON FEINMESSMASCHINEN.
Autor: Ernst Preger
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 699
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ÜBER DIE KONSTRUKTION VON FEINMESSMASCHINEN. Von Dipl.-Ing. Ernst Preger, Kiel. (Schluß von S. 683 d. Bd.) PREGER: Ueber die Konstruktion von Feinmeßmaschinen. 8. Meßmaschinen der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de MécaniqueZeitschrift für praktischen Maschinenbau 1910, S. 1267. (Fig. 1820.) Textabbildung Bd. 326, S. 699 Fig. 18.Meßmaschine der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique. Die Meßmaschinen der genannten Firma mit Ausnahme der unter 5. beschriebenen außergewöhnlich großen Maschine beruhen bezüglich des eigentlichen Messens auf dem gleichen Prinzip wie der Dickenmesser von Abbé. Fig. 18 zeigt eine Ansicht der Maschine. Links am Ende des Bettes ist der Meßdruckanzeiger befestigt, der genau dem in Fig. 15 dargestellten gleicht. Das Meßstück wird auf die Rollen A gelegt, und der Wagen B, auf dessen Rücken sich ein Präzisionsmaßstab für Mikroskopablesung befindet, nahe an das Meßstück herangebracht. Alsdann wird die Mikrometerschraube am linken Ende der Maschine bis auf den richtigen Meßdruck angestellt und an einem der Mikroskope C oder D und am Teilrad E der Mikrometerschraube Ablesungen gemacht. Die Entfernung der Mikroskope C und D beträgt 500 mm. Der Maßstab braucht nur etwas über 500 mm lang zu sein, um doch Messungen bis 1000 mm ausführen zu können. Für Längen unter 500 mm wird man das Mikroskop C, für Längen über 500 mm das Mikroskop D benutzen. Textabbildung Bd. 326, S. 700 Fig. 19.Meßmaschine der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique. Verzerrungen des Bettes infolge Wärmeänderungen und anderer Ursachen spielen kaum eine Rolle, weil doch der Maßstab nur verschwindend wenig von der Richtung des Meßstückes abweichen wird. Fig. 19 und 20 zeigen Photographien der Maschine. Man erkennt in Fig. 19 die Mikrometerschraube mit dem Teilrad, das Mikroskop zur Einstellung des Meßdruckes, zwei Stützrollen für das Meßstück, den Wagen mit dem Maßstab auf seinem Rücken, zwei feste Ablesemikroskope, einen Hebel zur groben, ein Handrad zur feineren Einstellung des Wagens und an der Vorderseite des Bettes einen Maßstab für die grobe Einstellung des Wagens. Textabbildung Bd. 326, S. 700 Fig. 20.Meßmaschine der Société Genevoise pour la Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique. Fig. 20 zeigt die Maschine in Gebrauchszustand. Das Meßstück und der Wagen sind durch einen darübergestülpten Deckel aus einem schlechten Wärmeleiter gegen die Einwirkung der Körperwärme des die Messung Vornehmenden geschützt. II. Allgemeines über Feinmeßmaschinen. Die Feinmeßmaschinen, welche in der Technik Verwendung finden, sollen meistens zur Kontrolle von Lehren, Meßklötzen usw. dienen. Die Genauigkeit, auf welche die Maschinen messen, bewegt sich zwischen 1/100 und 1/10000 mm. Ohne gerade bestimmte Grenzen zu ziehen, kann man etwa folgende Einteilung treffen: a) Gewöhnliche Werkstattmessungen, die von Hand der Arbeiter erfolgen, geben ungefähr 1/100 mm Genauigkeit und werden meistens mit den bekannten Schraubenmikrometern nach Fig. 1 gemessen. b) Messungen in besonderen Fabrikmeßraumen, die von eigens darauf eingearbeiteten Arbeitern, Meistern oder Ingenieuren ausgeführt werden, gehen bei nicht zu großer Meßlänge meist auf 1/1000 selten bis auf 2/10000 mm. Zu ihrer Vornahme können alle in diesem Aufsatz beschriebenen Maschinen verwendet werden. c) Feinste Laboratoriumsmessungen in physikalischen Instituten usw. können bis auf 1/10000 mm und manchmal noch genauer messen. Einige der beschriebenen Maschinen lassen sich auch hierfür verwenden. Die Unsicherheit der letzten Stelle ist in den meisten Fällen so groß, daß man nur aus einer ganzen Reihe von Messungen desselben Stückes einen Mittelwert bestimmen kann. Persönliche Einflüsse und Fehler spielen bei diesen Laboratoriumsmessungen bereits eine sehr große Rolle Die Temperatur, bei welcher eine Lehre oder dergl. gemessen wird, spielt dann keine Rolle, wenn das Normalendmaß oder der Normalstrichmaßstab, mit dem das Meßstück verglichen wird und die verwendete Mikrometerschraube dieselbe Temperatur und dieselbe Wärmeausdehnungszahl haben. Die letztere Bedingung ist meist erfüllt, denn die Meßstücke, die Normalendmaße, die Strichmaßstäbe und die Mikrometerschraube bestehen fast ausnahmslos aus Stahl, und die Wärmeausdehnungszahl ist dieselbe, auch wenn verschiedene Stahlsorten verwendet werden. Wesentlich sorgfältiger muß darauf geachtet werden, daß die aufgezählten Teile genau gleiche Temperatur haben. Hat der zu messende Körper beispielsweise eine Länge von 100 mm, so macht bei einer Wärmeausdehnungszahl von \frac{1,2}{100000} ein Temperaturunterschied von 1° bereits einen Längenunterschied von 100\,.\,\frac{1,2}{100000}\,.\,1=\frac{1,2}{1000}\mbox{ mm} aus. Dieser Unterschied fällt aber schon für normale Betriebsmessungen ins Gewicht. Um das Meßstück mit dem Normalendmaß auf genau gleiche Temperatur zu bringen, werden beide solange wie möglich vor der Messung in einem gemeinschaftlichen Wasserbade von Zimmertemperatur aufbewahrt, unmittelbar vor der Messung aus diesem Bade mit einer gegen die menschliche Körperwärme isolierten Zange entnommen und in die Maschine gebracht. Statt eines Wasserbades oder Oelbades, die je beide gewisse Unbequemlichkeiten mit sich bringen, werden auch gußeiserne KästenSautter & Meßner, Aschaffenburg. verwendet, in welche die zu vergleichenden Maße und Lehren einige Stunden vor der Messung gelagert werden, so daß sich ihre Temperaturen vermöge des guten Wärmeleitungsvermögens des Kastens ausgleichen. Die Temperaturen der mit den Maschinen fest verbundenen Strichmaßstäbe, der Mikrometerschraube und den Meßstücken können leider nicht durch Bäder und Metallkästen ausgeglichen werden. Es bleibt hier nichts anderes übrig, als die Maschine in einen Glaskasten zu stellen, wie die chemischen Wagen, und die Meßstücke solange wie möglich vor der Messung zu der Maschine in den Glaskasten zu legen. Die Maschine muß außerdem in einem Raum stehen, dessen Temperatur möglichst wenig schwankt, also keinesfalls in einem Raum, der den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist. Ein genaues Thermometer im Glaskasten und eines außerhalb desselben sind deshalb notwendige Zubehörteile, mit denen man eingetretene Wärmeänderungen festzustellen hat. Die Körperwärme der messenden Person darf so wenig als nur möglich in Wirkung treten. Die Gegenstände dürfen niemals direkt mit der Hand, sondern nur mit einer gegen Wärmeleitung isolierten Zange angefaßt werden. Die Nähe der menschlichen Hand an der Maschine genügt meist, um deutlich meßbare Ausschläge zu bewirken, indem das zu messende Stück sich verlängert oder sich das Bett der Maschine verzieht. Sind Normalendmaß und Meßstück aus verschiedenem Metall, haben sie also verschiedene Ausdehnungszahl, so muß die Temperatur, bei der die Messung erfolgt, genau festgestellt und die Länge des Meßstücks auf die Normaltemperatur von 0° (selten 15°) umgerechnet werden. Eine Messung bei der Normaltemperatur selbst wird nur ausnahmsweise erfolgen können.