Titel: | DAS MOLKEREIWESEN UND SEINE MODERNEN MASCHINEN. |
Autor: | H. Nolet |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 792 |
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DAS MOLKEREIWESEN UND SEINE MODERNEN
MASCHINEN.
Von Ingenieur H. Nolet.
(Fortsetzung von S. 758 d. Bd.)
NOLET: Das Molkereiwesen und seine modernen Maschinen.
In letzter Zeit finden Vorwärmer und Pasteure mit unterem Antrieb (Fig. 4) wegen ihrer bequemen Reinigung und größeren
Stabilität ausgedehnte Verwendung. Das Rührwerk, welches hier lose auf einer Spindel
ruht, wird von unten durch vollständig eingekapselten, im Oelbade laufenden
Kegelräderantrieb in rotierende Bewegung gebracht. Aus der Fig. 4 ist die eben erwähnte senkrechte Steigevorrichtung ersichtlich,
während Fig. 5 einen Schnitt durch einen
Astravorwärmer und Pasteur ohne Kippvorrichtung zeigt, der unten den Milcheintritt,
oben den Milchaustritt wie auch die Anordnung des zwei- oder dreiflügeligen
Rührwerks erkennen läßt. An der Außenseite des Innenkessels sind Tropfringe
angebracht, die das Herunterrieseln des Kondenswassers als Isolierschicht
verhindern.
Textabbildung Bd. 326, S. 792
Fig. 4.
Während man die Vorwärmer für eine stündliche Leistung von 2500–10000 l baut,
entsprechen diese Größen bei der Rahm-Pasteurisierung etwa 600–2500 Std./l –
annähernd ¼. Bei Magermilch-Pasteurisierung wird letztere Leistung um 150–600 l, je
nach Größe, erhöht. Da Magermilch verhältnismäßig in größeren Mengen vorrätig ist,
so werden hierfür Apparate bis zu 8000 Std./l gebaut.
In Molkereien, in welchen Voll- und Magermilch auf 80° C und darüber erhitzt werden
muß, gleichzeitig aber auch die zu separierende Vollmilch auf Entrahmungstemperatur
vorzuwärmen ist, bedient man sich in den meisten Fällen des Wärme-
Rückgewinnungs-Verfahrens in Form von Wärmeaustauschern, wodurch nicht nur der
Vorwärmer gespart, sondern auch eine bedeutende Ersparnis an Dampf und Kühlwasser
erreicht wird. Ein solcher Apparat ist in erster Linie der in Fig. 6 abgebildete Astra-Sparkühler des Bergedorfer Eisenwerks.
Dieser äußerst einfache Apparat besteht aus einem dünnen wellenförmig gebogenen und
verzinnten Kupferblech, welches oben eine geteilte Eingußrinne mit
Zufluß-Reguliervorrichtung und unten eine Auffangschale mit Abflußhahn besitzt. An
der einen Seite rieselt die etwa 80° C heiße Milch, an der andern Seite die kalte
Milch von etwa 10° herunter. Hierdurch wird in einfacher Weise nach dem
Gleichstrom-Prinzip ein Wärme-Austausch erzielt, der den heißen Milchstrom auf etwa
40° C abkühlt, die kalte Milch dagegen auf 40–45° vorwärmt, also am Ende des
Prozesses eine Temperaturdifferenz von nur 4 bis 5° C, oftmals noch darunter,
aufweist. Die Ersparnis an Dampf und Kühlwasser ist bei diesem Apparat mit 40–50 v.
H. in der Praxis nachgewiesen worden.
Textabbildung Bd. 326, S. 792
Fig. 5.
Wenngleich auch die Theorie lehrt, daß der Wärmeaustausch beim Gleichstrom nicht so
groß ist wie beim Gegenstrom, so ist doch beim Gleichstromprinzip in diesem Falle
der Wärmeaustausch als ein vollkommener zu bezeichnen, da der vorzuwärmende
Milchstrom keine höhere Temperatur haben darf, als hier erzielt wird.
Ein weiterer Nachteil des Gleichstroms gegenüber dem Gegenstrom, wobei ersterer bei
gleicher Leistung und gleichem Wärmeaustausch rechnerisch eine etwa 1,34 größere
Kühlfläche benötigt, wird dadurch illusorisch, daß der einfache Sparkühler an jeder
beliebigen Stelle, seines leichten Gewichts wegen sogar an der Decke befestigt
werden kann, was bei den hierauf noch näher beschriebenen nach dem Gegenstromprinzip
konstruierten Rückkühlerhitzern nicht der Fall ist. Außerdem spielt hier auch wiederum die Reinigung
des Apparates eine wichtige Rolle, die nur bei dem Astra-Sparkühler, da aus einem
einzigen gewellten Blech bestehend, welches durch zwei leicht verstellbare Deckel
verschließbar resp. freizulegen ist, in einfachster und bequemster Weise möglich
ist.
Die mehr und mehr verdrängt werdenden komplizierten Rückkühlerhitzer (Fig. 7), auch Regenerativerhitzer genannt, welche
nach dem Gegenstromprinzip konstruiert sind, bestehen in der Hauptsache aus einem
runden gewellten Kupfermantel, welcher, da er mit Milch in Berührung kommt, außen
verzinnt sein muß. In diesem eigentlichen Außenmantel befindet sich eine sogen.
Isolierglocke, und in dieser, aber nicht ganz bis oben reichend, befindet sich in
einem Abstande von etwa 40 mm der mit Dampf geheizte Innenkessel. Zwischen
Heizkessel und Isolierglocke bewegt sich ein in gleicher Weise wie beim Pasteur
angetriebenes Rührwerk, welches auch demselben Zweck dient, nämlich, die innen
aufsteigende Milch vor dem Anbrennen zu bewahren.
Textabbildung Bd. 326, S. 793
Fig. 6.
Die kalte Milch gelangt nun aus dem hochgestellten Bassin ohne Pumpe oder bei
tiefgestelltem Bassin mittels Pumpe auf den Apparat und rieselt über den gewellten
Blechkörper vorgewärmt nach unten in einen Sammelkasten, von wo eine Pumpe diese
vorgewärmte Milch durch das Innere zwecks Erhitzung bis zu 102° C drückt. In dieser
Temperatur verläßt die Milch den Erhitzungsraum, um durch das Umlaufrohr in das
Innere des Wellmantels zu gelangen. Jetzt bestreicht die heiße Milch die inneren
Wellungen in steigendem Spirallauf, so den außen herabrieselnden kalten
Milchstrom auf etwa 45° C vorwärmend, sich selbst dabei bis auf etwa 45–50° C
abkühlend. Die am Apparat angebrachte Schwimmerregulierung wirkt so auf die Pumpe,
daß deren Leistung selbsttätig eingestellt wird. Die Leistung dieser Apparate
variiert zwischen 800–5000 l.
Textabbildung Bd. 326, S. 793
Fig. 7.
Obwohl die Rückkühlerhitzer manche Vorteile bieten, so sind sie für den
Molkereibetrieb zu kompliziert. Man bedenke hierbei nur die schwierige Reinigung des
inneren Wellmantels, welcher von Milch bestrichen wird und daher peinlichst sauber
gehalten werden muß. Auch der Umstand, daß diese Apparate nur die Behandlung eines
einzigen Milchstromes, also entweder Vollmilch-Vorwärmung durch erhitzte und
rückgekühlte Vollmilch, oder Magermilch-Vorwärmung durch erhitzte und rückgekühlte
Magermilch, zulassen, ist Veranlassung, daß man sich der bedeutend einfacheren,
ebenso rationell arbeitenden Astra-Sparkühler in Verbindung mit einem Astra-Pasteur
bedient. Duch Kombination dieser beiden Apparate ist auch die heute im Vordergrund
des Interesses stehende g e trennte Magermilcherhitzung bei gleichzeitiger
Vollmilchvorwärmung möglich, was bereits unter dem Kapitel Sparkühler eingehender
erläutert wurde.
(Fortsetzung folgt.)