Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 797 |
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POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
Polytechnische Rundschau.
Der Erzreichtum der Katangaminen in Zentralafrika
scheint die früher gehegten Erwartungen bei weitem zu übertreffen. Das Katangagebiet
im südlichen Teil des Kongostaates grenzt im Süden an Rhodesia nnd bildet mit einer
Höhe von 1300–1500 m die Wasserscheide zwischen dem Sambesi und dem Kongo, d.h.
zwischen dem Atlantischen und Indischen Ozean.
Die Erzlager erstrecken sich in ostwestlicher Richtung in einer Längenausdehnung von
über 400 km und in einer Breite von 520 km. Den Mittelpunkt der Lage bildet der
Kambovedistrikt. Ein südlicher Ausläufer, welcher sich bis nach Rhodesia hinein
erstreckt, ist wegen seines großen Mineralreichtums schon längst bekannt.
Der Hauptreichtum der Katangaminen besteht in den überaus reichhaltigen
Kupfervorkommen, welche für den Weltmarkt noch eine sehr große Bedeutung erlangen
können. Schon vor sechs Jahren wurde der Reichtum von etwa 120 Fundstellen auf 150
Millionen Tonnen geschätzt. Es hat sich aber ergeben, daß diese Schätzung viel zu
niedrig war. Man hat berechnet, daß Katanga allein imstande wäre, den Weltbedarf an
Kupfer auf 100 Jahre hinaus zu decken. Neben Kupfer finden sich auch sehr ergiebige
Vorkommen an Gold, Platin, Silber und Zink. Der Wert des Goldvorkommens wird von
Sachverständigen auf 4 Milliarden Mark geschätzt. Obwohl der kolossale Erzreichtum
des Katangagebietes schon längst das lebhafteste Interesse der Finanzkreise erweckt
hatte, liegen bis jetzt doch noch keine bedeutenden finanziellen Ergebnisse vor, da
der Export der Erze mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Schuld daran ist die
Lage des Gebietes mitten im Herzen von Afrika und das Fehlen von geeigneten
Verkehrswegen. Die kürzeste Enternung zur Küste beträgt nämlich über 2100 km. Der
Bau einer Eisenbahn nach einem Hafenplatz der ost- oder westafrikanischen Küste
dürfte noch ziemlichen Schwierigkeiten begegnen, da die Linie durch wenig erforschte
Gebiete und durch Kolonien führen würde, die selbst noch keine geeigneten
Anschlußlinien besitzen. Am meisten trug noch die Kap-Cairobahn zur Erschließung der
Katangaerzgebiete bei. Seit dem 12. Dezember 1909 ist der südlichste Teil derselben
durch eine Zweigbahn an die Kap-Cairobahn angeschlossen, so daß eine Verbindung zur
Küste (Elisabethville) nunmehr geschaffen ist. In etwa zwei Jahren soll die
Zweigbahn Kambove im Zentrum des Katangagebietes erreichen, so daß also der ganze
Distrikt angeschlossen wäre.
Kapstadt dürfte als Verschiffungshafen wegen seiner großen Entfernung von Kambove
(4000 km) kaum in Betracht kommen; zurzeit werden die Transporte über die
Bulawayo-Beirabahn nach dem portugiesischen Hafen Beira am Indischen Ozean geleitet.
Die Entfernung von diesem Hafen beträgt immer noch 3200 km. Da die Verschiffung nach
Europa oder Amerika außerdem noch durch den Suezkanal oder um das Kap der Guten
Hoffnung herum zu erfolgen hat, ist zurzeit nur der Versand von wirklich reichen
Erzen (25 v. H. Kupfergehalt) lohnend. Der Kupfergehalt der Katangaerze schwankt im
allgemeinen zwischen 7 und 30 v. H. und beträgt im Mittel 12–15 v. H. Der
Metallgehalt der Erze ist also verhältnismäßig sehr hoch im Vergleich zu demjenigen
anderer Länder (Spanien 2½ v. H.).
Eine wesentliche Verbesserung wird der projektierte Bau der Benguela-Angola-Eisenbahn
bringen, da durch sie der Weg zur Küste für die Katangaerze auf 2100 km und
derjenige der Erze aus dem Etoile du Congo auf 2200 km verkürzt wird. Obwohl auch
diese Entfernung noch sehr beträchtlich genannt werden muß, wird doch auch
gleichzeitig der Wasserweg nach Europa und Amerika erheblich verkürzt, so daß auch
Erze mittlerer Qualität ausgeführt werden können. Die geringen Erze müßten am Platze
verarbeitet werden, was indessen nicht so leicht ist, da Kohlenlager im
Katangadistrikt vollständig fehlen, Die nächsten Kohlenlager befinden sich in
Deutsch-Ostafrika in einer Entfernung von 750–900 km und besitzen zudem keine
Eisenbahnverbindung nach Katanga. Außer diesen kämen noch in Betracht die
Wankie-Kohlenlager in Rhodesia, die 1700 km entfernt liegen.
Ein deutscher Sachverständiger, Dr. Hennig, empfiehlt die
Schaffung eines Verkehrsweges von Katanga über den Lulua und den Kassai, beides
Nebenflüsse des Kongo, in Verbindung mit einer Eisenbahn von Stanley Pool nach
dem Hafen Matadi. Eine Teilstrecke dieses neuen Verkehrsweges, Lusambo-Leopoldville,
von 1150 km Länge ist heute schon für die Schiffahrt erschlossen. [Engineering, 27.
Oktober 1911.]
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Fahrt eines Dieselschiffs über den Ozean. Wie der
Engineering vom 29. September 1911 mitteilt, hat am 22. September 1911 das von Swan, Hunter & Wigham Richardson erbaute und mit zwei
Motoren der Aktiebolaget Diesels Motorer in Stockholm
ausgerüstete Zweischrauben-Diesel-Schiff die Reise vom
Tyne nach Halifax in den Vereinigten Staaten vollendet.
Es entspricht indessen nicht den Tatsachen, wenn der Engineering weiter behauptet,
daß dieses das erste Diesel-Schiff sei, das den Atlantischen Ozean gekreuzt hat.
Dieser Ruhm gebührt vielmehr dem mit zwei Nürnberger Oelmaschinen von je 300 PSe ausgestatteten französischen Schiffe Quévilly,
welches schon am 10. März d. J. von Rouen aus nach New York in See ging, Mitte März
dort eintraf und schon am 26. März wieder die Rückreise in den Heimatshafen antrat,
wo es Anfang April wieder eintraf.
Das Fahrzeug besitzt ein Deplacement von 5370 t und erzielte eine Geschwindigkeit von
6,5 Kn. Die Maschinen wurden von der Erbauerin des Fahrzeuges, den Chantiers et Ateliers Augustin Normand nach Nürnberger
Entwürfen selbst ausgeführt. [Le Moteur Diesel à Bord des navires de haute mer par
M. A. Bochet.]
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Die erfolgreichsten Flugzeuge des Jahres 1911 wurden durch
Direktor E. Rumpler im Kaiserlichen Aero-Club zum
Gegenstande eines Vortrages gemacht.
Der Vortragende teilte mit, daß infolge der sehr großen Ausdehnung des
Vortragsstoffes es unmöglich sei, alle Systeme, welche Anspruch hätten, zu den
erfolgreichsten des Jahres 1911 gezählt zu werden, hervorheben und beschreiben zu
können, sondern daß vielmehr nur eine kleine Auswahl der in- und ausländischen
Flugzeuge im Lichtbilde vorgeführt werden könne. Rumpier besprach nunmehr die
deutschen Firmen Albatros, Aviatik, Dorner, Euler, Grade,
Harlan, Otto, Rumpier und Wright, und die
französischen Firmen Antoinette, Astra, Bleriot, Breguet,
Deperdussin, Henry Farman, Maurice Farman, Hanriot, Moräne, Nieuport, Sommer,
Voisin.
Der Vortragende erbrachte den Nachweis, daß die deutsche Industrie der französischen
nur insoweit nachstehe, als der ersteren nur ein Bruchteil jener Mittel zuflössen
wie der letzteren und daß infolgedessen der Umfang der deutschen Industrie geringer
sein müsse. Die Güte der deutschen Fabrikate wäre jedoch der der französischen
mindestens gleichwertig und, was Gründlichkeit der Durcharbeit anbelange, in
einzelnen Punkten vielleicht sogar überlegen. Rumpler
stellt in seiner Zusammenfassung auch fest, daß sich heute eine Endform des
Flugzeuges noch
nicht feststellen lasse, sondern daß man sich nur über einzelne Fragen der Flugzeuge
ein annäherndes Bild zu machen in der Lage wäre. So habe sich gezeigt, daß der
Eindecker vorläufig an Geschwindigkeit dem Zweidecker überlegen sei, obwohl der
Vortragende damit nicht zum Ausdruck bringen wollte, daß dies für alle Zeit so
bleiben würde. Ein dem Zweidecker anhaftender Vorteil sei wieder der, daß er eine
größere Tragfähigkeit besitze. Ueber die zweckmäßigste Schraubenanordnung herrsche
noch eine gänzliche Ungewißheit, die größer sei als dies vor einem Jahr der Fall
war. Damals ordneten fast sämtliche Zweideckerkonstrukteure ihre Schrauben hinter
dem Tragdeck an, während die Eindeckerkonstrukteure die vornliegende Schraube
bevorzugten, In diese Ordnung der Dinge sei insofern jetzt wieder Bresche gelegt
worden, als verschiedene Eindeckerkonstrukteure die Schrauben rückwärts eingebaut
hätten, während einzelne Doppeldecker die Schrauben vorn anordnen. Nur bezüglich der
Höhensteueranordnung wäre ein Gesetz insofern wahrnehmbar, als man bestrebt sei,
dieses wichtige Organ stets hinter den Tragflächen anzuordnen, wie dies bei den
Eindeckerkonstruktionen auch früher schon sehr häufig der Fall gewesen sei. Viele
Zweidecker haben sich aber jetzt der rückwärts liegenden Höhensteueranordnung
angeschlossen. Die Motorenstärke bewege sich heute noch in aufsteigender Linie, was
Direktor Rumpler als ungesund und nicht
volkswirtschaftlich bezeichnet. Es sei kein Zweifel, daß einerseifs durch
Verringerung des Stirnwiderstandes und andererseits durch Erhöhung des
Wirkungsgrades der Trag- und Steuerflächen in absehbarer Zeit die Möglichkeit
gegeben sein werde, mit der Motorenstärke zurückzugehen, ohne daß dadurch die
Leistungen der Flugmaschine beeinträchtigt werden würden. Keinesfalls aber werde
diese Verminderung der Motorenstärke so weit gehen, daß der motorlose Flug, wie er
eben in diesen Tagen den Gebr. Wright zugeschrieben wird,
dann in der Praxis Bedeutung erlangen würde. Aehnlich wie zu Wasser und zu Lande
werde auch in der Luft der Kraftmotor bestimmt sein, die menschlichen und tierischen
Kräfte im Interesse einer erhöhten Reisegeschwindigkeit zu ersetzen. Bezüglich der
Anwendungsmöglichkeiten stehe es fest, daß im Augenblick die militärischen
Verwendungsgebiete die größten seien. Nach Auffassung der Franzosen sei das Flugzeug
sogar berufen, nicht nur zur Aufklärung, sondern auch als Angriffswaffe zu dienen
und die eben in Frankreich stattfindenden militärischen Ausschreibungen trügen
diesem Gedanken Rechnung. Direktor Rumpler ist der
Ansicht, daß, wenn erst die zum normalen Flugzeugbetriebe notwendigen Flugzeughäfen
mit den unerläßlichen Schuppen, Zelten und Reparaturwerkstätten in hinreichendem
Maße vorhanden sein würden, der Verkehr mit Flugzeugen auch durch das große Publikum
in gleicher Weise zu Sport- und Nutzzwecken in ausgedehntestem Umfange ausgeübt
werden würde.
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Die weitere Entwicklung im Bau von
Gleichstromdampfmaschinen. Im Berliner Bezirksverein deutscher
Ingenieure hielt Herr Professor Stumpf von der
Technischen Hochschule zu Charlottenburg einen Vortrag über die von ihm ins Leben
gerufene Gleichstromdampfmaschine. Es handelt sich um die Rückkehr zur einstufigen
Dampfmaschine, nachdem man viele Dezennien an der mehrstufigen Maschine festgehalten
hat. Der Redner ging zunächst auf die Versuche der Firma Sulzer ein und wies nach,
daß mit der einzylindrigen Gleichstromdampfmaschine die Dampfverbrauchszahlen der
besten Verbundmaschinen erreichbar sind. Infolge dieser Ergebnisse hat die Firma
Sulz er ihren ganzen Dampfmaschinenbau umgestaltet derart, daß für normale
Anforderungen die einstufige Gleichstromdampfmaschine, dagegen für
Abdampfverwertungszwecke die Verbundgleichstromdampfmaschine allgemein Verwendung
findet. Bei letzterer wird der Niederdruckzylinder als Gleichstrommaschine
ausgebildet. Die Tandemmaschine in dieser Form betrachtet die Firma Sulzer als am besten geeignet, sowohl den Ansprüchen in
bezug auf Abdampfverwertung möglichst ausgiebig entgegenzukommen, als auch durch die
Verwendung des Gleichstromprinzips wenigstens für die Niederdruckseite den höchsten
Anforderungen hinsichtlich Dampfökonomie zu entsprechen. Mit der Firma Sulzer haben alle größeren Firmen des In- und Auslandes
den Bau der neuen Maschine aufgenommen, so daß zurzeit die weitaus größere Zahl
normaler Betriebsmaschinen in Form von Gleichstromdampfmaschinen zur Ausführung
kommt.
Als besonders wichtige Punkte, welche bei der Konstruktion der
Gleichstromdampfmaschine zu beachten sind, kennzeichnete der Redner die möglichst
vollständige Dichtung des Einlaßorgans, die ausgiebige Mantelheizung (letzteres
namentlich bei Sattdampf), den engen Anschluß an einen guten Kondensator und die
Verwendung von Zuschalträumen, um vorübergehend den Betrieb ohne Kondensation zu
ermöglichen.
Die inzwischen mehrfach aufgetauchte kombinierte Gleichstrom-Wechselstrommaschine
kennzeichnete der Redner als eine Konstruktion, die hinsichtlich ihrer Vorzüge in
der Mitte zwischen reiner Gleichstromdampfmaschine und reiner Wechselstrommaschine
steht. Auch der Dampfverbrauch dieser Konstruktion erreicht nicht den der reinen
Kondensations-Gleichstromdampfmaschine.
Alsdann ging der Redner zur Beschreibung mehrerer Konstruktionseinzelheiten auf den
Gebieten der Gleichstrom-Dampflokomobile, Gleichstrom-Dampfkompressoren,
Gleichstrom-Dampfschiffmaschinen, Gleichstrom-Dampffördermaschinen über und wies
nach, daß das Gleichstromprinzip sich mit Vorteil auf den genannten Gebieten
verwerten läßt.
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Ueber die Frage des Titanzusatzes zu Eisen und Stahl
berichtete auf der im Mai d. J. stattgefundenen Versammlung amerikanischer
Gießereifachleute Herr Ch. V. Slocum, der
Generalvertreter der Titan Alloy Mfg. Co.
Zahlreiche Versuche, so führte der Redner aus, haben ergeben, daß schon durch sehr
geringe Zusätze (0,1 bis 0,2 v. H.) einer 10–15 prozentigen Titanlegierung
(Ferro-Titan) ein
dickflüssiges Eisen, das mit einer starken Härteschicht zu erstarren pflegte,
leichtflüssig wurde, die Form sehr gut ausfüllte und langsam mit einer viel dünneren
Härteschicht erstarrte. Das titanversetzte Eisen liefert gute und fehlerfreie
Gußstücke. Obwohl der Titanzusatz an sich ja etwas teuer ist (100 kg 15 prozentiges
Ferro-Titan kosten etwa 100 M), werden die dadurch verursachten Mehrkosten wieder
aufgewogen durch den geringeren Anfall von Fehlguß sowie durch den Umstand, daß mit
etwas weniger Mangan und Silizium gearbeitet werden kann.
Die Zugfestigkeit des Materials wird durch den Zusatz von Ferro-Titan nicht
verbessert, wohl aber die Biegungsfestigkeit. Auch wird das Material sehr
widerstandsfähig gegen Stöße und Erschütterungen, so daß es namentlich für den
Automobilmotorenbau vorzüglich geeignet sein dürfte.
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Die Auffindung von unterirdischen Wasseradern mit Hilfe
der Wünschelrute ist neuerdings in ein Stadium getreten, das geeignet ist, auch die
Aufmerksamkeit ernsthaft technischer Kreise auf die eigenartige Erscheinung zu
lenken. So teilt Herr H. Arhelger, Betriebsleiter der
städtischen Gas- und Wasserwerke in Olpe in Westfalen im Journal für Gasbeleuchtung
und Wasserversorgung recht beachtenswerte Erfolge mit, die der Rentmeister Ruegenberg im Aufsuchen von Wasseradern mit der
Wünschelrute erzielte.
Ruegenberg bediente sich bei seinen Versuchen eines
gabelförmigen Drahtes, der wagerecht getragen wird und sich beim Ueberschreiten der
Wasserader zur Erde senkt. Die Größe des Ausschlages ist direkt ein Maß für die
Tiefe des Wasserlaufes. So stellte Ruegenberg auf den
Grundstücken der Brauereien Schmeltzer und Bürgerliches Brauhaus in Olpe Wasseradern in Tiefe von 10
bezw. 11 m fest. Bei den hierauf vorgenommenen Bohrungen wurden auch tatsächlich
starke Wasseradern in der vorausgesagten Tiefe angetroffen. Weitere Wasseradern
wurden von Ruegenberg auf dem Grundstück der Firmen Lüllick e, Gebr. Temper und F. J. Voß, sowie bei der Städtischen
Schlachthof-Wasserleitung und einer ganzen Reihe von Privatbrunnen
fsstgestellt. In sämtlichen Fällen wurden die Wasseradern an der von Ruegenberg bezeichneten Stelle und in der vorausgesagten
Tiefe aufgefunden.
Interessant sind auch die von Ruegenberg getroffenen
Feststellungen mit der Wünschelrute bezüglich der Blitzgefahr. Man wollte früher die
Beobachtung gedacht haben, daß der Blitz vorzugsweise da einschlägt, Wo sich zwei
unterirdische Wasserläufe kreuzen. Ruegenberg hat, um die
Richtigkeit bezw. Unrichtigkeit dieser Hypothese darzubringen, 61 Blitzeinschläge in
der Gegend untersucht und gelangte dabei zu der interessanten Feststellung, daß
tatsächlich unter allen den Stellen, wo der Blitz in die Gebäude, Bäume oder direkt
in die Erde geschlagen hatte, sich Kreuzungen von Wasseradern befanden. Kürzlich
schlug auch der Blitz in ein Haus, das Ruegenberg vorher
ausdrücklich als blitzgefährlich bezeichnet hatte. Man hat es also augenscheinlich
mit einem naturwissenschaftlichen Phänomen zu tun, das nur in seiner Gesetzmäßigkeit
noch nicht erkannt ist; jedenfalls lassen die bisher gemachten Beobachtungen eine
solche Gesetzmäßigkeit vermuten. Wir möchten unserer Meinung dahin Ausdruck geben,
daß zweifelsohne die Bezeichnung „Wünschelrute“, die überdies ganz und gar
unangebracht ist, der Erforschung des Phänomens sehr geschadet hat, weil sie den
Begriff des Uebernatürlichen in sich schließt und dadurch ernsthafte Fachleute
abgehalten hat, sich mit der Erscheinung zu befassen. Wir möchten vorschlagen, statt
Wünschelrute einfach „Wasserweiser“ oder „Stromweiser“ zu sagen. In
ähnlicher Weise hat man ja auch den Apparat, der vorhandene Elektrizität
festzustellen vermag, Elektroskop genannt.
Durch die neuen Erfolge auf dem Gebiete der unterirdischen Wasserauffindung mit Hilfe
der Rute sahen sich eine Anzahl Interessenten bereits veranlaßt, vom 27. bis 30.
September d. J. in Hannover zu einer Tagung zusammenzutreten. Es sollten in erster
Linie zur Prüfung des Phänomens von den bekanntesten Rutengängern Deutschlands
praktische Versuche vor Sachverständigen vorgenommen werden. Die Versuche fanden auf
dem Kaliwerke der Gesellschaft Riedel und der A.-G. Siegmundhall sowie den Kohlenlagern des Bückeberges statt. Das Ergebnis wird durch die Leiter der
einzelnen Werke begutachtet und dann veröffentlicht werden. Eingehende Erörterungen
zwischen den Rutengängern und Fachleuten führten zur Gründung eines „Verbandes
zur Klärung der Wünschelrutenfrage“, dessen Geschäftsstelle Herr Dr. Ing. R-Weyrauch, Professor für Wasserbau an der
Technischen Hochschule zu Stuttgart, übernahm. Man einigte sich dahin, daß eine
möglichst einwandfreie Statistik über die Resultate der Rutengänger aufgestellt
werden sollte, welche als Grundlage zur weiteren wissenschaftlichen Erforschung zu
dienen hätte. Der Verband will die Ergebnisse der Statistik in zwangloser Folge
veröffentlichen; namentlich soll auch Klarheit über die Erfolge des Herrn von Uslar in Deutsch-Südwestafrika geschaffen werden. Es ist
klar, daß die Tagung mit diesen Vorgängen den richtigen Weg eingeschlagen hat, und
es steht zu hoffen, daß aus dem Zusammenarbeiten der Praktiker und Gelehrten auf
diesem Gebiet sich Resultate ergeben, die für manche Industriezweige (es sei hier
nur an den Wasserkraftanlagenbau und an die Trinkwasserversorgung der Städte
erinnert) von außerordentlichem Nutzen sein können.