Titel: | ZUSCHRIFTEN AN DIE REDAKTION. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 815 |
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ZUSCHRIFTEN AN DIE REDAKTION.
(Ohne Verantwortlichkeit der
Redaktion.)
Zuschriften an die Redaktion.
In der Aufsatzreihe über die in Turin ausgestellten Lokomotiven beschreibt in
Nr. 45 Ihrer verehrten Zeitschrift Herr Ing. Schwickart
auch die sächsischen 2–C Schnellzuglokomotiven. Beim Studium dieses Aufsatzes kommt
man zu der Meinung, als ob die 2–C Zwillings-Heißdampf-Personenzuglokomotive mit
1570 Raddurchmesser die Heißdampf-Verbund-Schnellzuglokomotiven hätte ersetzen
sollen. Dem ist jedoch nicht so, die 2-C Personenzuglokomotive tut anderen Dienst
und hat nur auf der Gebirgsstrecke Dresden-Chemnitz den Schnellzuglokomotiven einige
Züge abgenommen; auch hat sich diese Bauart bewährt und standen im August d. J.
schon 16 Stück in Betrieb.
Dagegen sollten die in dem Aufsatz nicht zum Vergleich herangezogenen, in sieben
Stück vorhandenen 2–C Zwillings-Heißdampf-Schnellzuglokomotiven mit 1885
Raddurchmesser, denen übrigens die beiden Anfahrzugkraftdiagramme zugehören, die
Verbund- und Vierlingslokomotiven ersetzen. Sie besitzen praktisch denselben Kessel
wie die Personenzuglokomotiven und haben 7500 kg Zugkraft wie die ältere preußische
P 8.
Diese schönen Lokomotiven haben sich leider nicht bewährt. Der Grund ist folgender:
Auf der viele starke Steigungen, in der einen Richtung bis 25 v. T., in der andern
bis 16,7 v. T., aufweisenden Strecke Dresden-Reichenbach werden die Dampfschläge der
Zwillingsmaschine so heftig, daß das Feuer unruhig wird und ein starker
Mehrverbrauch an Kohle gegenüber der Verbundmaschine, die mit ihren größeren
Zylindern den Dampf weiter dehnt, eintritt. Auch soll sie etwas mehr zum
Wasserreißen neigen als die Verbundlokomotive mit ihren zwei Domen.
Bei der Personenzug-Zwillingslokomotive sind infolge des kleineren Zylinderinhaltes
550 × 600 gegen 610 × 630 die einzelnen Dampfschläge nicht so heftig, und diese
folgen auch schneller aufeinander, weil die Geschwindigkeit nicht so sehr sich
vermindert, wie dem Raddurchmesserverhältnis entspricht. Die Blasrohrwirkung wird
also gleichmäßiger.
K. Westphal.
Zu der Einsendung des Herrn Ing. Westphal habe ich
folgendes zu erwidern:
Es lag nicht in meiner Absicht, die 2–C Verbundlokomotive als Nachfolgerin der 2–C
Zwillingslokomotive mit 1570 mm Raddurchmesser zu nennen. Herr Westphal scheint diese beiden Maschinen sinnentstellend verwechselt zu
haben.
Die Sächsischen Staatsbahnen haben sich bei der Konstruktion der 2–C Lokomotive mit
1570 Raddurchmesser 1909 an die mit 1885 Raddurchmesser angelehnt. Zeitlich folgen
also die in Turin und Brüssel ausgestellten Lokomotiven aufeinander, und sind
selbige nur deshalb zum Vergleich herangezogen worden.
Meine Vergleichswerte sind vollständig gerechtfertigt, da das Bauprogramm für die 2–C
Zwillingslokomotive mit 1570 Raddurchmesser 235 t auf 10 v. T. mit 60 km
vorschrieb.
Die Anwendung von zwei Zylindern mit 610 mm bei einer Schnellzuglokomotive
war ein schwerer Mißgriff. Es ist aber anzunehmen, daß diese Maschinen mit geringer
Füllung fahren und, wenn sich dauernd heftige Dampfschläge zeigten, eine
Querschnittsvergrößerung der Austrittsrohre geholfen hätte. Bin Ueberreißen von
Wasser kann keine nachteilige Wirkung haben, da es im Ueberhitzer nachverdampft
wird.
Die Maschine mit „schön“ zu bezeichnen, halte ich für sehr gewagt.
J. Schwickart.