Titel: | SEEFISCHEREI-MOTOREN. |
Autor: | F. Romberg |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 2 |
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SEEFISCHEREI-MOTOREN.
Von F. Romberg,
Charlottenburg.
ROMBERG, Seefischerei-Motoren.
Inhaltsübersicht.
Darstellung der nationalen und wirtschaftlichen Bedeutung des
Fischereigewerbes, sowie der historischen Entwicklung des Motorbetriebes in unserer
Seefischerei.
An Hand der für Fischereimotoren maßgebenden Forderungen werden
alsdann mehrere erfolgreiche Viertakt- und Zweitaktausführungen für den Kleinbetrieb
und darauf auch ein für größere Fahrzeuge geeigneter Diesel-Motor im einzelnen besprochen.
Den Schluß bildet die Behandlung einiger ganzer
Seefischerei-Motoranlagen und der wichtigsten Betriebserfahrungen, welche mit
solchen Anlagen bisher gewonnen wurden.
––––––––––
Unwiderstehlich durchdringt die Oelmaschine den Schiffsbetrieb. Nicht hastig,
überstürzend, nach andern Beispielen der modernen Technik, sondern ruhig und
beharrlich, jeden Zoll breit Boden sich erkämpfend gegen eine Welt von
Schwierigkeiten.
Und doch war der Fortschritt in den letzten Jahren ein ganz gewaltiger. Kühn geht die
Entwicklung bereits an die Großbetriebe der Schiffahrt heran, und wir sind
offenkundig in jene Umwälzung eingetreten, deren Ende noch nicht abzusehen ist,
welche aber sicher die größte sein wird seit jenen Tagen vor etwa 100 Jahren, wo die
alte Niederdruck-Dampfmaschine begann, Bau und Betrieb von Schiffen völlig
umzuwandeln.
Das, worüber ich hier berichten will, berührt nicht den Motorbetrieb für die
Großschiffahrt. Es betrifft vielmehr die Anwendung der Oelmaschine auf ein
Kleingebiet, welches im allgemeinen etwas abseits liegt, aber darum nicht weniger
Interesse verdient. Ich meine die Seefischerei. Zeigt sich doch die Bedeutung der
Umwälzung durch den Motor nicht allein darin, daß in größeren Schiffsbetrieben die
Dampfmaschine ersetzt wird durch eine Maschinenart mit völlig veränderten Bau- und
Betriebsbedingungen, sondern wesentlich auch in der vorteilhaften Erschließung der
Maschinenkraft für zahlreiche Kleinbetriebe, wo diese bisher überhaupt nicht oder
nur wenig in Frage kam.
Im Seefischereibetrieb ist der Motor nur eine von den technischen Neuerungen, die
neuerdings mit Erfolg darin eindringen. Diese Neuerungen lenken insgesamt mehr
als bisher die Aufmerksamkeit auf ein von Grund auf technisches Gewerbe. Das
Bewußtsein zieht weitere Kreise, daß ohne vollkommene Einrichtungen in unserer
wirtschaftlich stark bewegten Zeit das Gewerbe weder lohnend noch auf die Dauer
überhaupt lebensfähig erhalten werden kann. An dieser Einsicht hat es wohl gefehlt,
und so erklärt sich im wesentlichen das unerfreuliche Bild der Rückständigkeit,
welches namentlich Kleinbetriebe der Seefischerei vielfach dem Auge des Technikers
bieten. Um diese Tatsache richtig zu würdigen, muß man sie messen an dem Werte, der
in nationaler und wirtschaftlicher Beziehung der Seefischerei zukommt. Hieraus
ergibt sich die wahre Bedeutung aller technischen Neuerungen für dieses Gewerbe,
unter welchen der Motor eine bevorzugte Stellung einnimmt.
Niemand hat trefflicher den Wert der Seefischerei in nationaler Hinsicht beurteilt als König Eduard VII. von England. Er sprach
bei Gelegenheit dem Sinne nach etwa die denkwürdigen Worte:
„Von alters her haben die Bewohner der Küsten der britischen
Inseln einen Teil ihrer Nahrung der See entnommen. Dieser Betrieb erzog eine
Rasse von Menschen, stark, an Gefahren und Strapazen gewöhnt, geduldig und
ausdauernd bei ihren Unternehmungen, tapfer, zuverlässig und findig in allen
Gefahren, dabei intelligent und der Selbstzucht zugänglich durch die stete
Unterordnung ihres Willens unter den Leiter ihrer Betriebe, gewöhnt, mit anderen
zusammenzuarbeiten für einen bestimmten Zweck.
Diese Eigenschaften werden nicht allein durch die Gewöhnung von
frühester Jugend auf herausgebildet; sie sind ererbt und werden von Geschlecht
zu Geschlecht verstärkt.
Die mächtige Stellung, welche dieses Königreich unter den
Völkern der Erde erlangt hat, wird in gewisser Weise unseren Fischern zu danken
sein; denn sie waren unsere ersten Seeleute. Aus kleinen Anfängen wuchs die Zahl
und Tüchtigkeit unserer Seeleute, bis das ganze Volk von jenem seemännischen Geiste
durchdrungen war, dem wir es verdanken, daß sich unsere Rasse über den ganzen
Erdball verbreitet, und daß sie ein Reich aufgerichtet hat, in dem die Sonne
nicht untergeht.“
Diesen Worten ist kaum etwas hinzuzufügen.
Auch wirtschaftlich ist das Gewerbe von großer Bedeutung.
Der Fisch als Volksnahrungsmittel kann heute weniger denn je entbehrt werden. Im
Jahre 1910 belief sich der Wert für den Verbrauch an Seefischen in Deutschland auf
rund 110 Millionen Mark. Nur ⅓ dieses Bedarfs wurde durch den deutschen Fang
gedeckt, der Rest entspricht der Einfuhr aus dem Ausland. Das läßt klar erkennen,
welchen erheblichen Aufschwung unsere Seefischerei noch erfordert, um nur den
eigenen Bedarf zu befriedigen. Dieser Entwicklung stellen sich mancherlei
Schwierigkeiten in den Weg. Schon unsere örtliche Lage, abseits vom offenen Weltmeer
mit seinem großen Fischreichtum, ist unseren Fischern wenig günstig. Eine erhebliche
Entfernung von den Fanggründen ist naturgemäß ein starkes Hindernis für den
Fischfang. Sie vermindert den Ertrag wegen der für die Wege aufzuwendenden Zeit. Sie
erschwert aber auch aus dem gleichen Grunde den schnellen Umsatz, was auf die
Qualität und den Preis der Ware wesentlichen Einfluß hat.
Solchen und ähnlichen Schwierigkeiten mit Erfolg zu begegnen, ist die hohe Aufgabe
der Technik.
Somit ist folgendes klar: für jede seefahrende Nation ist die Pflege der Seefischerei
aus nationalen und wirtschaftlichen Gründen Bedürfnis. Sie muß zu dem Zweck ein klar
vorgezeichnetes Programm mit Umsicht und Nachdruck zur Durchführung bringen. Kurz,
sie muß in dieser Richtung eine zielbewußte Politik verfolgen, bei welcher der
Erfüllung technischer Aufgaben ganz naturgemäß eine bedeutsame Rolle zufällt.
Von solchem Standpunkt aus erscheint die Einführung technischer Neuerungen in die
Seefischerei erst im rechten Licht, und die Tragweite des Motors als eine der
wichtigsten dieser Neuerungen ist damit unverkennbar. Die erste Erprobung des
Oelmotors in der deutschen Seefischerei liegt noch nicht lange zurück: sie begann
etwa im Jahre 1902. Man folgte damals dem Beispiele Skandinaviens. Dieses klassische
Land der Seefischerei hatte aber schon mehrere erfolgreiche Jahre der Entwicklung
auf diesem Gebiet hinter sich. Ausgehend von dem Versuch, die Netz winden mittels
Oelmotoren zu betreiben, hatte man dort, nachdem die Lösung dieser Aufgabe in
wenigen Jahren gelungen war, die Maschinenkraft auch für den Antrieb des Fahrzeugs
dienstbar gemacht. Und bald gelangte man hierbei gleichfalls zu einem durchaus
beachtenswerten Ergebnis, wesentlich früher, als wir uns der Frage nur näherten.
In Deutschland war es der Deutsche Seefischereiverein, der
bald darauf dem Motor sein Augenmerk zuwendete. Ihm danken wir seine Einführung in
den Seefischereibetrieb. Mit wirksamer Unterstützung der Reichsregierung suchte er
alle dahingehenden Bestrebungen zu fördern und die praktische Lösung der Frage auf
schnellstem Wege zu verwirklichen. Aber der Verein fand längere Zeit für seine
Wünsche wenig Gegenliebe bei unserer Industrie. Diese suchte ihr Heil zunächst im
Leichtölmotor, noch dazu in der ganz ungeeigneten Bauart des Wagenmotors, darauf in
Petroleummaschinen nach gleichem Prinzip, also mit denselben Vergasungs- und
Zündungseinrichtungen. Solche Versuche mußten scheitern; denn 1. ist der
Leichtölbetrieb wegen seiner Feuers- und Explosionsgefahr sowie auch seiner Kosten
wegen für die Seefischerei vollständig unbrauchbar; 2. ist die Ausführung mit
Vergaser und elektrischer Zündung in der Hand eines Fischers durchaus
betriebsunsicher; und 3. ist nur ein schwer und kräftig gebauter Motor den Strapazen
dieses Betriebs überhaupt gewachsen.
In dem Augenblick, wo diese Bemühungen versagten, hatte unsere Industrie nichts
Besseres an die Stelle zu setzen.
Inzwischen litten unsere Fischer in wachsendem Maße unter der ausländischen
Konkurrenz. Schon von Natur weniger begünstigt standen sie jener Konkurrenz noch mit
wesentlich schwächeren Mitteln gegenüber. Die deutsche Kleinfischerei drohte
allmählich zugrunde zu gehen, während die ausländische sich sichtbar
entwickelte.
Um dies zu verhindern, mußte man notgedrungen fremde Motoren kaufen. So kam es, daß
unsere Fischer jahrelang dänische und schwedische Motoren beziehen mußten, daß
Reichsgelder zur Unterstützung derselben als Bezahlung für die Motoren ins Ausland
wanderten und der auswärtigen Industrie im Kampf mit der heimischen noch recht den
Rücken stärkten. In Deutschland, dem Ursprungsland des Diesel-Motors, gab es bis zum Jahre 1908 keinen brauchbaren
Fischereimotor.
Diesen unglücklichen Zustand beendigt zu haben, ist wiederum das Verdienst des Deutschen Seefischereivereins. Der erließ im genannten
Jahr ein Preisausschreiben zur Erlangung brauchbarer Motoren und Winden für
Fahrzeuge der deutschen See- und Küstenfischerei. Dazu gab das Reichsamt des Innern
in höchst achtbarem Betrage die Mittel und außerdem der Verein Deutscher
Motorfahrzeug-Industrieller einen sehr nennenswerten Beitrag.
Die Zeit des Wettbewerbs ist die Zeit der Entwicklung brauchbarer deutscher
Seefischereimotoren, die es vorher nicht gab, von denen heute aber mit Recht geredet
werden kann. Was ich im folgenden als Beispiele von ausgeführten Kleinmotoren dieser
Art anführen kann, ist alles durch jenen Wettbewerb veranlaßt oder doch stark
beeinflußt worden. Der Erfolg war ein vollständiger. Die beteiligte Industrie
erhielt einen kräftigen Impuls und die Kleinfischerei die ihr dringend notwendige
Hilfe. Wir sind heute auf diesem Gebiet unabhängig vom Ausland.
Dieser erste Wettbewerb für Fischereimotoren umfaßte nur Kleinmaschinen von 4–30 PS.
Solche Leistungen entsprechen einer großen Zahl von Fischerbooten der See- und
Küstenfischerei an Nord- und Ostsee. Namentlich im Bereich der letzteren wird durch
solche Fahrzeuge, gestaltet und bezeichnet als offene und gedeckte Kutter, Quasen,
Quatzen usw., nach verschiedenen Fangmethoden der Frischfischfang betrieben.
Welches sind die wesentlichen Anforderungen an solche Kleinmotoren der
Seefischerei?
Für den Bau derselben sind folgende Richtlinien maßgebend: es gilt namentlich die
Betriebssicherheit durch Beseitigung aller empfindlichen Teile nach Kräften zu
erhöhen, im Zusammenhang damit die Wartung so einfach und geringfügig wie möglich zu
gestalten, und zwar besonders im Hinblick auf die meist gänzlich unkundige,
ungeschulte Bedienung; endlich ist es erforderlich, die Anschaffungs- und
Betriebskosten wegen der wirtschaftlich ungünstigen Lage der Fischer auf ein
tunlichst geringes Maß zu erniedrigen.
Textabbildung Bd. 327, S. 3
Fig. 1. Diagramm eines Brons-Motors.
Textabbildung Bd. 327, S. 3
Fig. 2. Diagramm eines Diesel-Motors.
So ist die Beschränkung auf den Petroleumbetrieb, bezw. besser noch auf den
Rohölbetrieb unumgänglich notwendig. Vergaser und elektrische Zündung des
Automobilmotors mußten verschwinden und der direkten Einspritzung des Brennstoffs
sowie der selbstwirksamen Zündung weichen. Auch waren mäßige Umdrehungszahlen
erforderlich, um der schweren Bootsart entsprechend günstige Schraubenwirkungen zu
erlangen. Dadurch werden freilich die Abmessungen der Maschine erhöht, Gewicht und
Raumbedarf größer. Aber dem läßt sich, wenn nötig, auch entgegenwirken durch
geeignete Mittel, z.B. durch das Streben, den mittleren Druck im Zylinder zu
steigern oder an Stelle des Viertakts den Zweitakt zu verwenden. Das Gewicht dieser
Kleinmotoren ist überdies für Fischereiboote selten von großer Bedeutung. Denn was
die Maschine mehr wiegt, wird an Ballast entbehrlich, dessen die Fahrzeuge fast
immer in reichlicher Menge bedürfen. Hingegen fehlt es nicht selten beträchtlich an
Raum; daher ist die Ersparnis hieran bei Durchbildung und Anordnung der
Maschinenanlage sehr wichtig. Aus diesem Grunde besonders empfiehlt es sich auch,
Maschinen mit wenig Zylindern zu bauen, zumal sich dadurch die Anschaffung
verbilligt, die Bedienung vereinfacht und obendrein auch das Gewicht sehr
erniedrigt. Für Leistungen von 12–15 PS genügen durchaus noch einzylindrige
Maschinen; zwei Zylinder reichen bequem für 30–40 PS und selbst darüber hinaus.
Unzulässige Erschütterungen sind kaum zu befürchten. Die Kräfte sind relativ zu
gering, und im Vergleich damit ist die Bootskonstruktion in der Regel sehr schwer.
Aber die Fundamente müssen hinreichend stark sein, und ihrer Verbindung mit Motor
und Boot darf es an Starrheit und Festigkeit nicht fehlen.
Textabbildung Bd. 327, S. 3
Fig. 3 bis 3b. Brons-Motor von 24 PS der Gasmotorenfabrik Deutz.
Textabbildung Bd. 327, S. 3
Fig. 4 bis 6. Zylinderbock eines Brons-Motors.
Dann erübrigt sich jede Besorgnis, daß die Erschütterungen die
Lebensdauer der Fahrzeuge gefährden oder der Mannschaft unbequem werden könnten. Da
das Gewicht der Maschine wenig erheblich, hindert auch nichts daran, alles an dieser so kräftig zu
machen, wie es die rauhe Behandlung auf See unbedingt fordert.
Textabbildung Bd. 327, S. 4
Fig. 7 bis 9. Zylinderdeckel eines Brons-Motors.
Textabbildung Bd. 327, S. 4
Fig. 10 bis 12. Grundplatte eines Brons-Motors.
Nach diesen Grundsätzen baut jetzt die deutsche Industrie Motoren für die
Seefischerei. Dafür im folgenden einige Beispiele:
Einer der brauchbarsten Fischereimotoren wird von der Gasmotorenfabrik Deutz nach dem System Brons
erzeugt. Ich brauche hier das Wesen der Maschine nicht mehr ausführlich zu
erläutern, weil dieses schon mehrfach behandelt worden ist. Aber ich will doch an
folgendes erinnern. Der Brons-Motor ist eine
Viertaktmaschine, derart wirkend, daß sie, wie Fig.
1 zeigt, im ersten Hub Luft ansaugt, diese im zweiten auf etwa 28 at
verdichtet, daß am Schluß dieses Hubs der vorher zugeführte Brennstoff sich in der
stark erhitzten Luft selbsttätig entzündet, wobei infolge der Eigenart der
Brennstoffzufuhr eine Verpuffung bis auf etwa 55 at eintritt, und daß schließlich
Ausdehnung und Auspuff im dritten und vierten Hub folgen wie bei jedem normalen
Viertaktmotor. Die Maschine hat also selbsttätige Zündung, die genau wie beim Diesel-Motor durch die hohe Verdichtung und Erwärmung der
Verbrennungsluft erfolgt. Trotzdem sind beide Maschinen wesentlich verschieden; denn
die Verbrennungsvorgänge sind grundsätzlich andere. Wir haben hier keine
Gleichdruckverbrennung (Fig. 2), d.h. keine solche,
die wenig über dem Verdichtungsdruck bei annähernd konstanter Spannung erfolgt,
sondern eine Verpuffung, und die Folge davon ist der hohe Druck, der die
Durchbildung wesentlich beeinflußt.
Textabbildung Bd. 327, S. 4
Fig. 13 bis 15. Auspuffventil eines Brons-Motors.
Textabbildung Bd. 327, S. 4
Fig. 16 bis 18. Anlaßventil eines Brons-Motors.
Was die Ursache für die Abweichung in den
Verbrennungsvorgängen anlangt, so liegt diese, wie erwähnt, in der Brennstoffzufuhr,
welche für beide Maschinen verschieden ist. Diese gestaltet sich für den Brons-Motor konstruktiv einfacher, und dieser
Vereinfachung zuliebe muß man die Drucksteigerung in den Kauf nehmen. Das Brons-Verfahren ergibt im übrigen ähnliche Vorteile wie
das Diesel-Verfahren: vor allem gute Wärmeausnutzung
wegen des hohen Druck- und Temperaturgefälles, und einen mittleren effektiven Druck,
der dem des Diesel-Motors nicht nennenswert nachsteht. In
bezug auf Betriebskosten ist der Deutzer Brons-Motor
einer der wirtschaftlichsten Kleinmotoren, namentlich neuerdings, nachdem auch
billige Rohöle für ihn verwendbar geworden sind. Er ist aber auch ein Muster in der
Ausführung, und das verleiht ihm jene unübertreffliche Betriebssicherheit, die
seinen Ruf in der Fischerei begründet hat. Der hohe Verbrennungsdruck verlangt nur
eine sehr sorgfältige, solide Durchbildung und Herstellung, und dies macht ihn nicht
eben billig im Vergleich mit anderen Motorsystemen. Auch beschränkt ihn dieser Druck
in der Größenentwicklung.
Textabbildung Bd. 327, S. 5
Fig. 19 bis 27. Brennstoffventil eines Brons-Motors.
Fig. 3 bis
3b
zeigt den Gesamtaufbau einer zwei zylindrigen Ausführung des Brons-Motors von 24 PS bei n = 340.
Ganz allgemein ist zu dieser und den folgenden Ausführungen von Fischereimotoren
zunächst zu bemerken, daß der grundlegende Aufbau solcher Maschinen sich der
einfachsten und billigsten Form anpassen muß, um überhaupt zu wirtschaftlich
brauchbarem Ergebnis zu gelangen. Es handelt sich im ganzen nur um kleine und
mittlere Ausführungen von Motoren, und damit ist ihre Bauart fast
selbstverständlich: einfachwirkende Maschinen mit offenem Kolben und Triebwerk ohne
besonderen Kreuzkopf und Gleitführung. Dies ist grundsätzlich überall das gleiche
und findet sich bei den folgenden Ausführungen immer wieder, wenn auch Wesen und
Ausbildung im übrigen völlig verschieden sind. Nach dieser Bauart sind auch beim Brons-Motor Zylinder, Kurbelgehäuse und Triebwerk zum
Gerippe der Maschine vereinigt. Der Aufbau wird charakteristisch ergänzt durch die
Anordnung der Ventile, von denen je eins für Ansaugen, Auspuffen, Brennstoffzufuhr
und Anlassen im Deckel untergebracht ist; ferner auch durch die Lagerung der
Steuerwelle unten im Gehäuse, womit sich der Steuerungsantrieb durch Doppelhebel und
Gestänge von selbst versteht.
Textabbildung Bd. 327, S. 5
Fig. 28 bis 33. Kolben eines Brons-Motors.
Die weiteren Darstellungen enthalten noch einige bemerkenswerte Einzelheiten:
zunächst in Fig.
4 bis 6 den sogen. Zylinderbock, die Vereinigung von Kurbelgehäuse und Zylindermantel zu
einem Gußstück, die der Einfachheit und Billigkeit wegen sich durchaus empfiehlt.
Natürlich ist die Laufbuchse besonders eingesetzt. Auf Festigkeit und Zugänglichkeit
dieser Teile ist großer Wert gelegt. Es folgt in Fig. 7 bis 9 der
Zylinderdeckel, der hier ohne weiteres der Herstellung wegen getrennt aufgesetzt
werden muß, selbst wenn die Rücksicht auf den Zugang zum Kolben dies nicht empfehlen
würde. Die Fig.
10 bis 12 sind Darstellungen der Grundplatte, die ebenfalls in Hinsicht auf die
bedeutenden Kräfte sehr widerstandsfähig gehalten worden ist.
Textabbildung Bd. 327, S. 6
Fig. 36 und 37. Kurbellwelle eines Brons-Motors.
Die Ventile (Fig. 13 bis 15) sind
einigermaßen normal in der Durchbildung. Auffällig ist es, wie relativ einfach das
Anlaßventil (Fig. 16 bis 18) gestaltet ist
gegenüber der Ausführung bei Diesel-Motoren. Die
Erklärung liegt in der Beschränkung des Anlaßdrucks auf höchstens etwa 7 at. Ein
Anlassen mittels Druckluft is notwendig, weil es von Hand nicht gelingt, die hohe
Kompression zu überwinden. Die Motorgröße von 6 PS macht als die kleinste allein
eine Ausnahme. Hier kann noch das Anlassen von Hand erfolgen, wenn man die
Kompression vorübergehend verringert, und entsprechend ist daher die Maschine
durchgebildet. Sehr bemerkenswert ist auch das Brennstoffventil (Fig. 19 bis 27) mit der
sogen. Zündkapsel. Die Kapsel namentlich, welche konisch aufgepreßt ist auf den
Ventileinsatz, gibt dem Motor das Gepräge; ihr verdankt er seine grundlegenden
Eigenschaften. Sie ist eine einfache Buchse aus Stahl mit feinen, ein bis drei
Millimeter haltenden Oeffnungen dicht über dem Boden und dient gleichzeitig als
Vergaser und Zünder.
Textabbildung Bd. 327, S. 6
Fig. 34 und 35. Schubstange eines Brons-Motors.
Textabbildung Bd. 327, S. 6
Fig. 38 bis 40. Luftkompressor eines Brons-Motors.
In ihr lagert sich während des Saughubes der Brennstoff,
vergast darin zum Teil, dringt nach außen in den Zylinder und entzündet sich am
Schluß der Kompression durch die Wärme der Kapsel und der hochverdichteten Luft,
worauf auch die Flamme in das Innere schlägt und eine Entzündung hervorruft, die
den Rest des Brennstoffs in den Zylinder wirft. Das Triebwerk des Motors ist normal
durchgebildet, wie die Fig. 28 bis 37 von
Kolben, Schubstange und Kurbelwelle beweisen. Natürlich aber ist alles recht kräftig
gehalten und trotzdem sind die Beanspruchungen nicht eben gering, wenngleich in
Grenzen liegend, die dank gutem Material und erstklassiger Herstellung vollkommen
zulässig sind. Die Regelung des Brons-Motors ist
lediglich Sicherheitsregelung und so ausgebildet, daß sie nur eine Ueberschreitung
der maximal zulässigen Tourenzahl hindert. Um im Betriebe die Leistung zu verändern,
wird die Brennstoffzufuhr von Hand geregelt, indem man ein Regulierventil verstellt,
das sogleich in das Brennstoffventil eingebaut ist.
Dort, wo der Brons-Motor mit Druckluft angelassen wird,
gebraucht man einen Kompressor zur Erzeugung der Preßluft. Es genügt bei 7 at
Luftspannung die Verdichtung in einer Stufe. Auch braucht die Hilfsmaschine nur
klein zu sein, da der Luftverbrauch nicht erheblich. Der Antrieb kann von der
Kurbelwelle aus direkt durch Kurbel, Exzenter oder aber durch Vermittlung von
Riemen, Ketten usw. erfolgen. Einen Riemenkompressor für Brons-Motoren zeigen Fig. 38 bis 40. Außer
dem Kompressor und einem Druckluftbehälter sind wie immer noch an Zubehörteilen
erforderlich: eine Kühlwasserpumpe, welche von Deutz als
normale Plungerpumpe mit Saug- und Druckventil gebaut wird, und ein Auspufftopf.
Ebenso wie der Brons-Motor haben auch alle folgenden
Kleinmotoren, welche ich anführen will, die gleiche Art der Umsteuerung, nämlich die
Drehflügelschraube, welche sich auch hier als die einfachste Lösung der Frage und
bei guter sorgfältiger Ausführung als durchaus betriebsbrauchbar und zuverlässig
erwiesen hat. Endlich enthält jede Brons-Motoranlage für
Fischereiboote noch eine Ausrückkupplung zwischen Motor und Schraubenwelle, die auch
den Ausführungen anderer Firmen in der Regel nicht fehlt. Obschon es erwünscht wäre,
dieses seiner Natur nach unzuverlässige Element, diesen empfindlichen Punkt der
Anlage zu meiden, so erscheint dies höchstens bei den kleinsten Ausführungen
möglich, bei größeren aber nicht statthaft mit Rücksicht auf die Erleichterung des
Anlassens und die Beschleunigung beim Stillsetzen der Schraube, die im Betriebe
bisweilen sehr wertvoll ist.
(Fortsetzung folgt.)