Titel: | DIE SCHMIEDE DER NEUZEIT. |
Autor: | Schultze |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 53 |
Download: | XML |
DIE SCHMIEDE DER NEUZEIT.
Von Kgl. Gewerbeinspektor Schultze,
Fulda.
SCHULTZE: Die Schmiede der Neuzeit.
Inhaltsübersicht.
1. Allgemeines. 2. Schwere Schmiedeherde mit schmiedeeiserner
Herdplatte. 3. Spezial-Schmiedeherde mit direkt eingebautem
Hochdruck-Elektroventilator. 4. Leichte Schmiedeherde ganz aus Schmiedeeisen. 5.
Schmiedeherde in schwerer gußeiserner Ausführung. 6. Schmiedeformen. 7.
Hochdruckventilatoren. 8. Rauchabsaugungsanlagen. 9. Die Rohrleitung.
I. Allgemeines.
In vielen Fabrikbetrieben werden die Schmiedeanlagen vielfach noch als Stiefkind
behandelt. Meistens findet man den Schmiedeherd als rohen Aufbau aus Mauerwerk
ausgeführt. Daß hierdurch der größte Teil des Windes nutzlos in die Luft geblasen
wird, und auch die Schmiedekohlen nicht zur Hälfte ausgenutzt werden, berücksichtigt
man nicht. Bei den heutigen teueren Kohlenpreisen und Arbeitslöhnen sollte man
unbedingt den Schmiedeanlagen größere Aufmerksamkeit schenken, um ausgiebiger und
schneller arbeiten zu können.
II. Schwere Schmiedeherde mit
schmiedeeiserner Herdplatte. (Fig. 1–3.)
Die schweren Schmiedeherde, die einfach, doppelt und rund ausgeführt werden, haben
starke schmiedeeiserne Rahmen und Platten, um möglichst jeder Beanspruchung zu
widerstehen. Beschädigungen durch herabfallende Eisenteile oder durch starke
Temperaturschwankungen, die bei gußeisernen Platten häufig deren Bruch bewirken,
sind ausgeschlossen. Die Füße dagegen, die einer besonderen Anstrengung nicht
ausgesetzt sind, werden aus Gußeisen hergestellt, wodurch die Herde Stabilität und
elegantes Aussehen bekommen.
Bei normaler Ausführung erhalten die Herde offene Füße, diese können jedoch auch mit
Blech verkleidet werden, wobei durch Einbau einer wagerechten Trennungswand ein
oberer Aschen- und Schlackenraum und ein unterer Kohlenvorratsraum entstehen. Eine
verschließbare
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 1. Runder Schmiedeherd mit drei Feuerstellen.
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 2. Schmiedeherd mit vier Feuerstellen.
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 3. Doppelter Schmiedeherd mit Rauchhaube und fester Rückwand.
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 4. Doppelter Schmiedeherd.
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 5. Doppelter leichter Schmiedeherd.
Textabbildung Bd. 327, S. 54
Fig. 6. Einfacher gußeiserner Schmiedeherd.
Oeffnung in der Herdplatte ermöglicht das Durchstoßen der
Asche in den Aschenraum.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 7. Feuerschüssel normaler Ausführung mit auswechselbarem Blaskopf.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 8. Viereckige Feuerschüssel mit Spezial-Blaskopf.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 9. Gußeiserne Druckluftleitung mit eingehobeltem Schieber.
Die Wasserkästen sind starkwandig gegossen, reichlich groß bemessen und gehen bei
einfachen Herden über die ganze Länge des Herdes. Eine mittlere Scheidewand trennt
den Behälter bei den einfachen Herden in zwei Teile, bei den doppelten Herden in
drei Teile, so daß das vordere Abteil als Wasserbehälter, das hintere bezw. mittlere
als Kohlenbehälter zu benutzen sind. Auf Wunsch kann am Wasserkasten eine kräftige
Flacheisenschiene als Werkzeughalter angebracht werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 10.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 12.
III. Spezial-Schmiedeherde mit direkt
eingebautem Hochdruck-Elektroventilator. (Fig.
4.)
Die Ausführung dieser Schmiedeherde entspricht denjenigen schwerer Konstruktion. Die
Feuerschüssel ist jedoch eine Spezialausführung. Der Wind tritt hier seitlich
ein.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 14.
Textabbildung Bd. 327, S. 55
Fig. 15.
Unterhalb der Feuerschüssel befindet sich der Hochdruckventilator, der mit einem
Gleich- oder Drehstromelektromotor ausgerüstet ist. Um gleichzeitig dessen
Verschmutzen zu verhüten, ist zwischen beiden eine Trennungswand aus starkem
Blech vorgesehen worden.
IV. Leichte Schmiedeherde ganz aus
Schmiedeeisen. (Fig. 5.)
Die leichten Schmiedeherde, die einfach und doppelt ausgeführt werden, sind für
kleine Schmiedewerkstätten mit leichteren Schmiedearbeiten zu empfehlen. Die
Feuerschüssel besteht aus Gußeisen, die Herdplatte und der Fuß dagegen aus kräftigem
Schmiedeeisen. Der obere Teil des Fußes kann als Aschenraum und der untere als
Kohlenraum benutzt werden. Die Feuerschüssel ist unverschlackbar und für
Schnellbetrieb konstruiert, der strahlenförmig geschlitzte Blaskopf durch
Bajonettverschluß leicht auswechselbar.
Die gußeisernen Löschtröge sind an der Herdplatte angebracht.
V. Schmiedeherde in schwerer gußeiserner
Ausführung. (Fig. 6.)
Diese Schmiedeherde, die einfach und doppelt ausgeführt werden, sind ganz aus
Gußeisen hergestellt, auch mit einer gußeisernen Herdplatte versehen.
Der seitlich an den Herden angeordnete Löschtrog ist zweiteilig, und zwar für
Wasser und Kohle bestimmt. Eine von unten blasende verstellbare Schmiedeform ist an
die Herde angebaut.
Textabbildung Bd. 327, S. 56
Fig. 16.
Textabbildung Bd. 327, S. 56
Fig. 17.
Die doppelten Herde sind zwischen den beiden Feuermulden noch mit einem ausziehbaren
Aschenkasten versehen. Ueber den Herden selbst kann wiederum eine schmiedeeiserne
Rauchhaube mit einer bis auf diese herabgehenden Rückwand angebracht werden.
Da der Wasserkasten gleich neben dem Kohlenkasten liegt, können die Kohlen besser naß
gehalten werden, wodurch eine nicht unbedeutende Kohlenersparnis erzielt wird. Der
Hebel zum Verstellen der Schmiedeform bleibt durch eine Feder in jeder gegebenen
Stellung. Der Schmied hat dadurch die Regelung des Windstromes in der Hand.
Die Herde lassen sich auch zu vierfachen Feuern gruppieren. Jeder Herd ist als
rechtes oder linkes Feuer zu verwenden.
VI. Schmiedeformen. (Fig. 7–9.)
Die aus Spezialgußeisen hergestellten Blasköpfe, die mit einer Anzahl Schlitze
versehen sind, werden mittels Bajonettverschluß auf dem Luftaustrittsrohr befestigt,
wodurch ein einfaches leichtes Auswechseln erfolgen kann. Durch die angebrachten
Schlitze wird ein gleichmäßiges und mildes Feuer erzielt. Die runden sowie
viereckigen Feuerschüsseln sind ohne weiteres für Rechts- und Linksfeuer
geeignet.
Bei der viereckigen Herdform mit Spezialblaskopf (Fig.
8) ist die Windzuführung durch den angebrachten Hebel beliebig
einstellbar.
Die Schieber für Druckluftleitungen und Schmiedeanlagen werden entweder ganz aus
Schmiedeeisen oder aus Gußeisen mit eingehobeltem Schieber hergestellt, wie ein
solcher in der Fig. 9 dargestellt ist.
VII. Hochdruckventilatoren. (Fig. 10–15.)
Für Schmiedeanlagen sind die Hochdruckventilatoren besonders geeignet. Sie zeichnen
sich durch absolut sicheren Betrieb aus.
Bei der Konstruktion der Hochdruckventilatoren ist vor allem Wert auf eine einfache,
starke Ausführung zu legen, wie sie ein zuverlässiger Dauerbetrieb erfordert unter
Berücksichtigung schöner und eleganter Formen. Ferner ist alles aufzuwenden, um die
Leistungsfähigkeit der Ventilatoren im Verhältnis zu ihrem Kraftbedarf, d.h. ihrem
Wirkungsgrad, auf das technisch höchstmögliche Maß zu bringen.
Die Gehäuse werden aus zähem Gußeisen hergestellt. Bei den größeren Modellen werden
sie an ihrem Umfang mit einem starken, schmiedeeisernen Mantel ausgerüstet, der
einen sicheren Schutz gegen gewaltsame Zerstörung durch etwa während des Betriebes
in die Ventilatoren gelangende Fremdkörper bietet.
Textabbildung Bd. 327, S. 56
Fig. 18.
Die Flügelräder sind besonders stark zu konstruieren unter Verwendung von bestem
Stahlguß und Stahlblech, so daß kein Bedenken selbst für sehr hohe
Umlaufgeschwindigkeiten besteht. Das Flügelsystem ist ein geschlossenes, was einen
guten Wirkungsgrad gewährleistet. Es ist eine peinliche genaue Ausbalancierung der
Räder vorzunehmen, da nur hierdurch ein ruhiger Gang und eine fast unbegrenzte
Lebensdauer der Ventilatoren erzielt wird. Die Welle ist aus bestem Stahl
herzustellen und gegen seitliche Verschiebung gut zu sichern, die Lagerung mit
Ringschmierung zu versehen.
Einige Hochdruckventilatoren mit Riemenantrieb mit gußeisernem Gehäuse,
Stahlachse und Ringschmierlagerung, besonders geeignet für die Druckluftzuführung
der Schmiedefeuer, sind in den Fig. 10–15 dargestellt.
Auch ist die Form der Elektro-Hochdruckventilatoren in Gußgehäuse, direkt gekuppelt
mit Gleich-, Dreh- oder Wechselstrom-Elektromotoren, besonders geeignet für die
Druckluftzuführung der Schmiedefeuer, aus den Fig.
14 bis 15 ersichtlich.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 19.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 20.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 21.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 22.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 23.
Textabbildung Bd. 327, S. 57
Fig. 24.
VIII. Rauchabsaugungsanlagen. (Fig. 16–18.)
Die Schmiedeanlagen werden sowohl mit Rauchabzug nach oben, als auch nach unten
ausgeführt. Die erste Anordnung hat den Vorteil geringer Anlagekosten. Sie
beansprucht keinen besonderen Raum und ermöglicht die naturgemäße Abführung der
warmen Rauchgase nach oben. Die zweite Anordnung bedingt gemauerte Kanäle, Platz für
die Standrohre und ein Heruntersaugen der Rauchgase. Sie ist stets dann vorzuziehen,
wenn der Raum durch Laufkräne usw. bestrichen werden soll. Der gemeinsame
Schornstein muß in beiden Fällen so hoch gebaut werden, daß eine Belästigung
der Nachbarschaft durch Rauch ausgeschlossen ist; wo es nicht befürchtet zu werden
braucht, können die Rauchgase durch einfache gemauerte oder schmiedeeiserne
Schornsteine über Dach geführt werden.
Um eine Rauchbelästigung beim Anfeuern der Herde, solange die Schornsteine noch kalt
sind, zu vermeiden, werden die Abzugrohre mit Winddüsen versehen, die von der
Druckwindleitung gespeist werden und einen kräftigen künstlichen Zug im Schornstein
erzeugen. Das Ideal einer jeden Schmiede bildet jedoch eine mechanische
Rauchabsaugungsanlage mittels Exhaustor.
Für die Exhaustoren eignen sich sehr die Mitteldruck-Exhaustoren mit Blechgehäuse,
Ringschmierung und sichtbarem Oelstand.
IX. Die Rohrleitung. (Fig. 19–22.)
Die Rohrleitung ist von ganz hervorragender Bedeutung für das gute Funktionieren
sowohl von Druckluftzuführungs- als auch Rauchabsaugungsanlagen. Nur eine
fachmännisch richtig berechnete und dimensionierte Rohrleitung bei sachgemäßer
Ausführung verbürgt vollen Erfolg. Undichtigkeiten in den Röhren müssen unter allen
Umständen vermieden werden, da sie zu dauernden Kraftverlusten Anlaß geben. Scharfe
Krümmer, Kanten und Ecken erzeugen Luftwirbelungen und verursachen dadurch große
Kraftverschwendung. Alle Rohre müssen deshalb gut dicht und alle Krümmer möglichst
schlank sein. Alle Einführungen haben in möglichst spitzem Winkel zu erfolgen.
Für Rauchabsaugungsanlagen kommen gefalzte Rohre zur Verwendung, für die
Druckwindleitungen dagegen solche in geschweißter Ausführung, weil absolute
Luftdichte erforderlich ist.
Die Rauchhauben sind in Fig. 22 in extra starker
Konstruktion und mit seitlich hochstellbaren Schutzklappen angefertigt. Die
Anlage wurde für eine der bedeutendsten Elektrizitätsfirmen Deutschlands
ausgeführt.
Zum Schluß sei noch auf die Regulier- und Absperrvorrichtungen für die
Rauchabsaugungsanlagen (Fig. 23 und 24) hingewiesen.
Die vorbesprochenen Einrichtungen für Schmieden werden sämtlich ausgeführt von der
Firma Danneberg & Quandt, Berlin.