Titel: | DRAHTSEILBAHN FÜR DIE PRESTEA-MINE AN DER GOLDKÜSTE. |
Autor: | Hubert Hermanns |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 71 |
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DRAHTSEILBAHN FÜR DIE PRESTEA-MINE AN DER
GOLDKÜSTE.
Von Ingenieur Hubert Hermanns,
Duisburg.
(Schluß von S. 53 d. Bd.)
HERMANNS: Drahtseilbahn für die Prestea-Mine an der
Goldküste.
Die in Fig. 5 dargestellte Beladestation konnte
in der vorgesehenen Form ausgeführt werden. Die Wagen fahren in der Station auf
feste Hängebahnschienen auf und werden direkt vom Bahnhof aus unter der Hängebank
des Schachtes beladen. Die Bedienung der Beladestation erfolgt durch Buschleute, die
einen Tagelohn von 1–2 sh erhalten und ein etwas zweifelhaftes Arbeitermaterial
darstellen, da sie sich aus den verschiedensten Stämmen rekrutieren. Die schwarzen
Arbeiter haben lediglich die Siloklappen zu öffnen und nach der Füllung den
Wagen auf die Strecke hinauszuschieben. Hier schlagen sich die Wagen mittels des Bleichertschen Kuppelapparates „Automat“
selbsttätig an das Zugseil an. Eine nähere Beschreibung dieses Kuppelapparates, der
in der Weise arbeitet, daß das Gewicht des Wagens, durch Hebelübersetzung
vergrößert, auf die Klemmbacken einwirkt, dürfte sich erübrigen, da der Apparat
durch zahlreiche Veröffentlichungen als bekannt vorausgesetzt werden kann. Nach Durchfahren der
ersten Winkelstation gelangen die Wagen zum Mühlengebäude, wo sie sich durch
Anstoßen der Festhaltung gegen einen Anschlag selbsttätig in die Bunker auskippen.
Auf der andern Seite der Mühle fahren die Wagen leer um die zweite Winkelstation bis
zur Beladestation am Prestea-Schacht, werden hier wieder beladen und fahren dann
nach der Entleerung in der Mühle wieder zum Appantooschacht.
Textabbildung Bd. 327, S. 72
Fig. 5. Beladestation für die Seilbahnwagen.
Die erste Winkelstation ist in Fig. 6
veranschaulicht. Im Vordergrunde fährt ein leerer Wagen zum Appantoo-Schacht,
während dahinter ein beladener Wagen zur Mühle zurückkehrt. Der Knick wird durch
feste Hängebahnschienen gebildet, unter denen große Seilscheiben laufen, gegen
welche sich die Klemmbacken des Unterseilapparates legen.
Textabbildung Bd. 327, S. 72
Fig. 6. Erste Winkelstation.
Da die Winkelstation ursprünglich an einer andern Stelle geplant war, so mußte ein
Platz gewählt werden, dessen Bodengestaltung sich von der ursprünglich in Aussicht
genommenen Stelle beträchtlich unterschied. Um die Winkelstation zu heben, wurde sie
mit einem kräftigen Unterbau aus Holz versehen, auf dem nachher die
Eisenkonstruktion aufgestellt wurde.
Fig. 7 zeigt die Einfahrt in die Mühle von der ersten
Winkelstation aus. Um die Fertigstellung des Mühlengebäudes nicht zu behindern,
wurde hier eine besondere Stütze aufgerichtet, die an Ort und Stelle freihändig in
Holzkonstruktion ausgeführt und mit Schuhen für die Tragseile versehen wurde. Da für
derartige Konstruktionen geeignetes Bauholz hier nicht vorhanden war, so mußte die
Stütze aus den spärlich in der Grube vorhandenen Bauholzteilen zusammengesetzt
werden, die auch nicht annähernd gleiche Abmessungen aufwiesen. Die Hauptstützen
mußten daher beispielsweise aus mehreren Parallelhölzern gebildet werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 72
Fig. 7. Einfahrt in das Mühlengebäude.
Die auf der andern Seite der Mühle befindliche Winkelstation, die gleichzeitig
als Spannstation ausgebildet ist, ist in Fig. 8
dargestellt. Auch diese Station wird selbsttätig umfahren. Es mußte hier ebenfalls
wie für die erste Winkelstation ein Unterbau vorgesehen werden, der die
beträchtliche Höhe von 6 m erreicht und aus diesem Grunde aus Eisenkonstruktion
hergestellt wurde, die telegraphisch in Leipzig aufgegeben werden konnte. Infolge
der nachträglichen Richtungsänderung der Bahn mußte die Station sowohl in den
Winkeln als auch in der Höhenlage an vielen Stellen beträchtlich geändert
werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 73
Fig. 8. Zweite Winkelstation.
Textabbildung Bd. 327, S. 73
Fig. 9. Blick auf den Prestea-Schacht und die Halde.
Dann läuft die Bahn weiter bis zum Prestea-Schacht, der in Fig. 9 im Hintergrunde zu sehen ist. Hier zeigt sich
auch die Halde der ausgelaugten Stampfrückstände. Die Station befindet sich rechts
neben dem Schachtgebäude vor dem Schmiederaum, in dem die Steinbohrer repariert und
neu hergestellt werden. Auch hier zeigt sich, daß an den Stützen infolge der
nachträglichen Aenderungen in der Bahnführung besondere Maßnahmen getroffen werden
mußten, um die Bahn auf die erforderliche Höhe zu bringen. Die Stützen wurden an Ort
und Stelle freihändig im unteren Teil aus Holz, im oberen Teil aus Eisen
hergestellt. Die jetzt auf der rechten Seite des Schachtes liegende Station war
ursprünglich auf der
linken Seite vorgesehen, wo das weiße Wellblechdach mit der darin befindlichen
kleinen Aufzugsmaschine sichtbar ist.
Textabbildung Bd. 327, S. 74
Fig. 10. Gesamtansicht der Anlage mit den beiden Winkelstationen.
Der Antrieb der Bahn ist in der Prestea-Station untergebracht und wird von einem
Elektromotor bewirkt. Die Förderleistung der Bahn beträgt je 25 t für die
beiden Schächte i. d. Std., insgesamt also 50 t.
Aus Fig. 10 ist noch die Linienführung der Bahn und
das Mühlengebäude mit den beiden Winkelstationen zu erkennen.