Titel: | KASKADEN-UMFORMER. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 91 |
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KASKADEN-UMFORMER.
Kaskaden-Umformer.
Inhaltsübersicht.
Beschreibung eines Drehstrom-Gleichstromumformers, seiner
besonderen Eigenschaften und Vorteile.
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Für die Umformung von Drehstrom in Gleichstrom führen die Siemens-Schuckertwerke seit einer Reihe von Jahren Kaskaden-Umformer aus,
die in mancher Hinsicht die Eigenschaften und Vorteile der übrigen Umformerarten
vereinigen.
Die Kaskaden-Umformer bestehen aus einem asynchronen Drehstrommotor, der für die auch
sonst üblichen Spannungen gebaut wird, und einer damit gekuppelten
Gleichstrommaschine, deren Anker mit dem Rotor des Drehstrommotors elektrisch
verbunden ist.
Textabbildung Bd. 327, S. 91
Bei gleicher Polzahl beider Maschinen wird die vom Drehstrommotor aufgenommene
Leistung zur einen Hälfte mechanisch und zur anderen Hälfte elektrisch auf die
Gleichstrommaschine übertragen, so daß diese Maschine gleichzeitig als Generator und
als Einankerumformer arbeitet.
Daraus ergibt sich zunächst ein hoher Wirkungsgrad, indem die Stromwärme im Anker der
Gleichstrommaschine kleiner ist, als wenn die Maschine die gleiche Stromstärke
allein als Generator liefert. Es ist dabei von Vorteil, daß die zur Hälfte als
Einanker-Umformer arbeitende Gleichstrommaschine für eine große Anzahl Phasen gebaut
werden kann, weil die Stromzuführung zum Anker dieser Maschine ohne Schleifringe
erfolgt. Die Siemens-Schuckertwerke verwenden Anker, die
für zwölf Phasen gewickelt sind.
Die Drehzahl des Kaskaden-Umformers ist in der Regel halb so groß wie die Tourenzahl,
die der Drehstrommotor für sich allein bei synchronem Lauf annehmen würde. Die
Drehstromseite enthält daher nur halb so viele Pole, als sonst bei gewöhnlichen
Drehstrommotoren von der gleichen Drehzahl und Periodenzahl erforderlich sind, ihre
Abmessungen werden also verhältnismäßig gering.
Die Frequenz ist auf der Gleichstromseite in der Regel halb so groß wie im
Drehstromnetz. Daraus ergeben sich besonders günstige Bedingungen, indem die
Kommutierung erleichtert wird. Der funkenlose Gang wird durch Verwendung von
Wendepolen sichergestellt. Ein Ueberschlagen der Spannung am Kollektor ist
ausgeschlossen.
Der Kaskaden-Uniformer ist außerordentlich überlastbar, die Gefahr des
Außertrittfallens besteht nicht. Gegen Pendeln ist er durch eine starke
Dämpferwicklung geschützt.
Durch Aenderung der Erregung läßt sich die Spannung der Gleichstromseite um ± 10 v.
H. ändern, ohne daß auf der Drehstromseite Drosselspulen, Streutransformatoren oder
Zusatzmaschinen erforderlich sind. Durch geeignete Dimensionierung der Wicklungen
kann man es erreichen, daß der Drehstrommotor bei einer bestimmten Spannung mit dem
Leistungsfaktor Eins arbeitet oder voreilenden Strom aufnimmt. Das Anlassen
geschieht von der Drehstromseite, indem ein fester, stufenloser Anlaßwiderstand an
drei Schleifringe angeschlossen wird. Wenn die halbe synchrone Drehzahl, d.h. in
diesem Falle die normale Tourenzahl, erreicht ist, werden die Schleifringe
kurzgeschlossen und die Bürsten abgehoben, worauf der Umformer wie eine
Synchronmaschine weiterläuft. Man erkennt den Zeitpunkt für das Kurzschließen des
Anlaßwiderstandes daran, daß die Schwankungen in einem an die Schleifringe
angeschlossenen Voltmeter sich verringern. Man schließt kurz in dem Augenblick, in
welchem das Voltmeter durch Null hindurchgeht. Bei Dreileiteranlagen kann man den
Nulleiter an einen der Schleifringe der Drehstromseite anschließen. Bei
Kaskaden-Umformern, die parallel mit Gleichstromgeneratoren arbeiten, kann
Vorkehrung dafür getroffen werden, daß zeitweise Energie aus dem Gleichstromnetz in
das Drehstromnetz übertragen wird.
Für die Hamburger Hochbahn werden zurzeit sechs Kaskaden-Umformer von je 1000 KW
Drehstromspannung bei 6000 Volt, Gleichstromspannung 800 Volt und 375 minutl.
Umdrehungen ausgeführt.