Titel: | DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES. |
Autor: | N. N. Sawwin |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 103 |
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DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES.
Experimentelle Prüfung des Wirkungsgrades von
flüssigen Schmier- und Kühlmitteln.
Von N. N. Sawwin, Professor an dem
Polytechnischen Institut zu St.
Petersburg.
(Fortsetzung von S. 90 d. Bd.)
SAWWIN: Die Kühlung des Werkzeuges.
III.
Der benutzte Apparat ist im Längsschnitt in Fig. 2 abgebildet; Fig. 3 und
4 sind
Details des Fräskopfes und des Kalorimeterbodens.
Textabbildung Bd. 327, S. 103
Auf dem Tische der Drehbank ist das gußeiserne Hilfslager E mit der fest in dasselbe eingezogenen Hülse befestigt; die Achse der
Hülse fällt genau mit der Zentrumslinie der Werkzeugmaschine zusammen. Im Innern der
Hülse dreht sich der Stahlzylinder B mit dem
eingeschraubten Zylinderboden C, dessen Bolzen D in die entsprechenden Falzen der Mitnehmerscheibe der
Werkzeugmaschine eingreifen. Auf dem kegelförmigen Ende des Zylinders B sitzt unbeweglich die Fassonflasche J mit zwei Zylindern H des
Dynamometers, die in die Flasche eingeschraubt sind. In den Zylindern bewegen sich
die Kolben mit den Rollen; das in die Zylinderhohlräume eingegossene Oel wird durch
untereinander verbundene Bohrungen u zum Indikator
geführt.
Der Stahldorn A, welcher in die Scheibe Z' mündet und an ihr durch einen Splint festgemacht
wird, dringt mit seinem Ende in die Bohrung des Zylinders B ein, welche ihm als Führung dient. Auf diesem Dorn sitzt auf einem
Längskeil der gleicharmige Hebel F mit den Rollen G. Bei Drehung der Zylinder drücken die Rollen der
Kolben auf die Rollen G und zwingen den Dorn A, sich zu drehen; diese Bewegung überträgt sich auf
die Scheibe Z', den Dorn O
und den auf letzterem sitzenden Fräskopf.Vergl.
N. N. Sawwin
„Ueber den Schneidwiderstand der Metalle“, Leipzig 1909, S.
17–19. Infolge des Werkzeugdruckes auf den Gegenstand M werden die Kolben H ein
wenig in die Zylinder eindringen und auf die Flüssigkeit einen Druck ausüben, der
durch den Indikator notiert wird. Aus der Beschreibung geht hervor, daß mittels
dieses Dynamometers die Summe der auf die Spindelachse bezogenen Reibungsmomente,
zwischen Werkzeug und Span in der Längsrichtung gemessen wird, mit anderen Worten:
die Summe der tangential zum Werkstück und normal zur Spindelachse der Werkzeugbank
auftretenden Reibungen. Bei Messung der Schneidarbeit konnten im gegebenen Fall das
dynamometrische System bedeutend vereinfacht werden, indem das Dynamometer für
Achsialdruck fortgelassen wurde, da die Arbeit dieses Druckes weniger als 0,1 v. H.
der Gesamtarbeit betrug und daher vernachlässigt werden konnte.
Textabbildung Bd. 327, S. 104
Fig. 5.
Der Schneidvorgang setzte sich aus zwei Bewegungen zusammen: Die Hauptbewegung (das
Drehen) wurde dem Werkzeug R, der Vorschub (geradlinige
Vorwärtsbewegung) dem Werkstück M erteilt.
Das aus dünnem polierten Messingblech gefertigte Kalorimetergefäß K besaß einen eingeschraubten Messingboden Z: L ist eine Gummizwischenlage. Der Boden Z ist in eine Ebonitscheibe TV eingelassen und außerdem
mit ihm durch Schrauben t verbunden. Ihrerseits ist die
Ebonitscheibe mittels der Stiftschrauben S am
gußeisernen Ring T angebracht, der von der gußeisernen
Büchse Q engumschlossen und an ihr befestigt ist; die
Büchse Q ist mit dem Support der Drehbank verbunden.
Durch den Boden Z ist wagerecht in den oberen Teil des
Kalorimeters ein kupfernes, vielfach durchlöchertes Rohr U
eingeschraubt, in welchem ein in 0,02 geteiltes Baudinthermometer
untergebracht wurde. Das Metallstück M sitzt auf
Stützen in einer Stahlhülse, die in die Oeffnung eines Vorsprunges des Bodens Z eingepaßt ist. Der linke zweite Boden des
kalorimetrischen Gefäßes hat eine Stopfbüchse mit Ledereinlage zum Abdichten der
Verbindung mit dem Stahldorn O, der an seinem rechten
Ende den Fräskopf S mit zwei Werkzeugen R trägt; letztere werden durch Stiftschrauben z gehalten und durch Einstellschrauben reguliert (Fig. 3). Der
Dorn O ist mittels der Schrauben t' mit der Ebonitscheibe W
verbunden, die ihrerseits mit Stiftschrauben S' in der
gußeisernen Scheibe Z angebracht ist.
Das Wasser im Kalorimeter wird von einem Rührer v
durchmischt, der auf die Achse eines elektrischen Kleinmotors (1/40 PS und etwa
4000 Touren i. d. Min.) gesetzt ist; die Konsole des Motors ist an einem Vorsprung
der gußeisernen Scheibe T angebracht. Um eine bessere
Durchmischung der Flüssigkeit und möglichst gleichmäßige Wärmeverteilung im
kalorimetrischen System zu erreichen, ist sowohl das Werkstück M als auch der Dorn O hohl
gefertigt; mit seinem rechten Ende mündet der Dorn O in
die Bohrung des Werkstückes, die ihm als Führung dient; außerdem befindet sich im
Innern des Dornes O eine Führungshülse g. Durch die Oeffnungen a
zirkuliert Flüssigkeit durch den Dorn; zum Rührer kommt die Kalorimeterflüssigkeit
von rechts und fließt dabei, wie Fig. 4 zeigt, durch
Oeffnungen und Kanäle b, d und e im Boden Z.
Zwecks Wärmeisolierung ist das Kalorimeter von einem Doppelgefäß Y, zwischen dessen Wandungen sich Wasser befindet,
umgeben; dieses Gefäß ist an den Eisenring T
angeschraubt.
Bei Bestimmung des thermischen Schneideffekts mußte jedesmal die spezifische Wärme
der Versuchsflüssigkeit im Kalorimeter K bekannt sein.
Zur Vereinfachung dieser Bestimmung wurde in den mechanischen Werkstätten unseres
Instituts ein besonderes Doppelkalorimeter konstruiert, das bei bequemer Handhabung
für meine Zwecke genügend genau arbeitete. Dieses Kalorimeter (Fig. 5) ist vom Meister der Werkstätten, J. G. Ussatschew, mit großem Geschick und der ihm eigenen
Hingabe gebaut und hat bei vorliegender Arbeit vortreffliche Dienste geleistet.
Zwei genau gleichgroße Kalorimetergefäße A aus poliertem
Messing von je 1 l Inhalt sind auf Holzstützen in den Schutzhüllen B untergebracht. In die Kalorimeter tauchen zwei in
gleicher Weise angefertigte und gleichschwere Heizkörper D,
Hohlzylinder aus poliertem Messing, in deren Innerem isoliert durch Asbest und
Glimmer, Konstantandraht aufgewickelt ist. Die Drahtenden gehen durch Rohre K, welche in die Heizkörper eingelötet und an dem
Querholz E befestigt sind; letzteres wird durch ein
Kurbelgetriebe G H und die Schnurrolle J vom Motor M auf- und
abbewegt. Die Kalorimetergefäße A samt den Schutzhüllen
können leicht gesenkt, wozu man die Brettchen unter ihnen wegzieht, und dann die
Heizkörper freigelegt werden. Die in 1/50° geteilten Thermometer sitzen in einem Querholz
R. Der Apparat ist mit dem Elektromotor und
Schalter zum Ein- resp. Ausschalten des Heizstromes auf einer gemeinsamen hölzernen
Grundplatte P montiert. Die Drahtwindungen beider
Heizkörper werden hintereinander geschaltet; der Heizstrom – von einer 110 V-Leitung
unter Vorschaltung einer gewöhnlichen Glühbirne – bewirkt in beiden f. d.
Zeiteinheit die gleiche Wärmeausscheidung; die ausgeschiedene Wärme wird an die
Kalorimeterflüssigkeit sehr schnell abgegeben, da die Heizkörper gleichzeitig als
Rührer dienen und an ihrem oberen und unteren Ende noch besondere Querplatten
tragen. Man hat es in der Hand, den Temperaturanstieg durch längere oder kürzere
Dauer des Erhitzens in den gewünschten Grenzen zu halten. Die Genauigkeit, deren die
Apparatur fähig ist, hängt in erster Linie davon ab, ob der Widerstand beider
Heizkörper genau gleich ausgefallen ist. Bei der Wicklung werden die Drähte gedehnt,
und zwar nicht immer in gleichem Maße. Es ändert sich daher der Widerstand nicht in
gleicher Weise. Die Anlötung des Drahtes an die Leitung ändert gleichfalls den
Widerstand. Nach längerem, minutiösem Abgleichen gelang es, in beiden Heizkörpern
denselben Widerstand (56 Ohm) zu erreichen; der Draht war 0,25 mm stark.
Die Versuche wurden folgendermaßen angestellt: In eins der Kalorimetergefäße A wurde destilliertes Wasser getan, ins andere das
gleiche Gewicht Versuchsflüssigkeit; die Temperaturen der beiden Flüssigkeiten
wurden ausgeglichen (obgleich Differenzen bis zu 1° in der Anfangstemperatur
zulässig waren); die Rührer, d.h. die Heizkörper werden durch den Motor in
mechanische Bewegung versetzt und machen 50 bis 100 Touren i. d. Min.; hat sich die
Temperatur beider Flüssigkeiten eingestellt, so wird der Heizstrom für 2–3 Min.
eingeschaltet, ohne mit der Rührung aufzuhören. Nach Ausschaltung des Stromes wird
noch bis zum Einstellen eines regelmäßigen Temperaturganges gerührt, was gewöhnlich,
selbst bei wenig wärmeleitenden Oelen, nur 2–3 Min. in Anspruch nimmt.
Da beide Kalorimeter und ihre Heizkörper genau dieselbe Größe haben, so gleicht
die spezifische Wärme der Versuchsflüssigkeit dem Verhältnis des Temperaturanstieges
des Wasserkalorimeters zu dem Temperaturanstieg der Versuchsflüssigkeit. Ein
Versuch, bei dem in beiden Kalorimetern Wasser erwärmt wurde, zeigte, daß man auf
diesem Wege genügend genaue Resultate erhält. War die Anfangstemperatur beider
Kalorimeter gleich, so divergierte die Temperatur derselben nach dreiminutiger
Stromwirkung nicht merklich; differierten die Anfangstemperaturen um 1°, so stieg
diese Differenz nach 3 Min. auf 1,01°, d.h. sie blieb ungefähr in den
Genauigkeitsgrenzen der benutzten Thermometer. Die Thermometer gleicher Bauart und
Konstruktion differierten in ihren Angaben um höchstens 0,01°.
Wird die spezifische Wärme von Oelen parallel mit der spezifischen Wärme von Wasser
bestimmt, so ist der Temperaturanstieg im Oelkalorimeter größer als im
Wasserkalorimeter; daraus ergeben sich ungleiche Bedingungen für Wärmeverluste; für
genauere Bestimmungen sind entweder Korrektionen auf die Abkühlungsverluste
anzubringen – wodurch die einfache Methode kompliziert wird und sich dann in nichts
von der gewöhnlichen kalorimetrischen unterscheidet – oder es ist die spezifische
Wärme des Oels nicht mit Wasser, sondern mit derjenigen eines Normalöles von
homogener Zusammensetzung und konstanten physikalischen Eigenschaften zu
vergleichen, dessen spezifische Wärme bekannt ist. Berechnungen zeigten, daß bei
Bestimmung der spezifischen Wärme von Leinöl unter gewöhnlichen Bedingungen – also
mit Wasser als Vergleichsstoff – bei 2-minutigem Erwärmen und einer Enddifferenz
beider Kalorimeter von 2°, die durch ungleichen Wärmeverlust beider Kalorimeter
entstehenden Fehler den Zahlenwert der spezifischen Wärme erst in der dritten
Dezimale beeinflussen und in jedem Falle unter 0,01 bleiben.
Die Fehler, welche entstehen durch ungleiche Widerstandsänderungen des
Konstantendrahtes bei verschiedener Erwärmung derselben in Flüssigkeiten, deren
spezifische Wärmen stark differieren, sind so gering, daß sie ganz außer Betracht
bleiben können.
Das beschriebene Kalorimeter gibt bei einfacher Behandlung und Eliminierung aller
Korrektionen (dank der direkten Vergleichsmethode mit der Normale – dem Wasser)
genügend genaue Resultate, wenigstens für technische Zwecke; wesentlich neu dürfte
in der Anordnung die Benutzung der Heizkörper als Rührer sein.
(Schluß folgt.)