Titel: | VERLADEBRÜCKE FÜR HOLZ. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 107 |
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VERLADEBRÜCKE FÜR HOLZ.
Verladebrücke für Holz.
Inhaltsübersicht.
Von der Deutschen Maschinenfabrik
Akt-Ges. in Duisburg wurde für den Hafen der Stadt Neuß eine bemerkenswerte
Verladebrücke gebaut, die zur Verladung von Langhölzern dient. Die Brücke hat eine
Gesamtlänge von 52,5 m. Die Laufkatze von 3000 kg Tragfähigkeit ist eine
Einschienenlaufwinde mit angebautem Führerstand, die sich an dem unteren Flansch
eines I-Trägers bewegt. Die Brücke und Laufwinde werden hinsichtlich ihrer
Konstruktion und Arbeitsleistungen näher beschrieben.
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Verladebrücken finden in neuerer Zeit besonders in fahrbarer Anordnung in Häfen zur
Löschung und Beladung von Schiffen recht ausgedehnte Verwendung. Dadurch, daß die
Brücken einerseits eine große Fläche zu bestreichen vermögen, andererseits jedoch
selbst nur eine ganz geringe Bodenfläche beanspruchen, die sich auf zwei schmale
Streifen zur Verlegung der Fahrschienen beschränkt, stellen sie ein sehr
vorteilhaftes Hilfsmittel für die Verladung dar. Zudem gewährt die Brücke die
verschiedensten Umschlagsmöglichkeiten. Man ist in der Lage, aus Schiffen sowohl in
Eisenbahnwagen und auf Lagerplätze umzuschlagen, als auch umgekehrt Verladegüter von
diesen wieder in Schiffe zu verladen. Eine Verladebrücke für die Handhabung von Holz
wurde kürzlich von der Deutschen Maschinenfabrik A.-G. zu
Duisburg für den Hafen der Stadt Neuß zur Ausführung gebracht. Die Anlage dürfte in
weiteren Kreisen lebhaftem Interesse begegnen und möge daher nachstehend in
Kürze behandelt werden.
Fig. 1 zeigt die Brücke in der Seitenansicht. Sie
besteht aus einer auf zwei Stützen verlegten Fahrbahn, die aus einem I-Träger gebildet ist, und einer auf dieser sich
bewegenden Einschienenlaufkatze. Die Hauptabmessungen der Brücke sind folgende:
Spannweite der Brücke von Mitte bis Mitte
Fahr- schiene
23,5 m
Länge des wasserseitigen Auslegers
21,5 „
Länge des landseitigen Auslegers
7,5 „
Gesamtlänge der Brücke
52,5 „
Lichte Höhe der Brücke über Oberkante der
land- seitigen Schiene
9,0 „
Länge des Katzenwagens
49,0 „
Länge des Fahrweges der Brücke
50,0 „
Hubhöhe für die volle Last
10,0 „
Tragfähigkeit der Laufkatze
3000 kg
Die in gefälligen und eleganten Formen aus Eisenkonstruktion hergestellte Brücke ruht
auf zwei gespreizten, senkrechten Stützen, von denen die landseitige Stütze mit der
Fahrbahn fest versteift ist, während die wasserseitige Stütze keine besondere
Versteifung erhalten hat, um so als Pendelstütze zu wirken und in der Lage zu sein,
durch Temperatureinflüsse hervorgerufene Längenveränderungen der Brücke aufzunehmen
und auszugleichen. In die Beine der landseitigen Brückenstütze ist ein Betongegengewicht
eingebaut, um die Stabilität der Brücke zu erhöhen. Der Fahrmotor, von 10,6 PS und
675 Umdr.-Min., der der Brücke eine Fahrgeschwindigkeit von 20 m/Min, vermittelt,
treibt durch zwei Transmissionsstränge zwei Stahlgußräder an, wodurch ein sicheres
Verfahren der Brücke erstrebt und in der Tat erreicht wurde. Das Brückenfahrwerk ist
nach der Ausschaltung des Arbeitsstromes durch eine elektromagnetisch betätigte
doppelseitige Bremse gesperrt. Ein Fortrollen der Brücke durch Wind oder sonstige
unvorhergesehene Einflüsse verhindern vier um die Fahrschienen greifende
Schienenzangen. Der wasserseitige Ausleger wird durch aus ∪-Eisen gebildete Streben
getragen, die mit den turmartig nach oben verlängerten Beinen der wasserseitigen
Brückenstütze verbunden sind, während der kürzere landseitige Ausleger durch
leichtere Streben an der zugehörigen Stütze aufgehängt ist. Längs der Katzenfahrbahn
ist ein mit Geländer ausgerüsteter Laufsteg vorgesehen, der durch eine
schmiedeeiserne Leiter mit dem Erdboden in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 327, S. 107
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 327, S. 107
Fig. 2.
Wie bereits oben bemerkt, ist die Motorlaufwinde als Einschienenkatze ausgeführt, die
sich längs einer aus einem I-Träger gebildeten Laufbahn bewegt. Fig. 2 läßt die Laufkatze und die Fahrbahn deutlich
erkennen. Der Hubmotor arbeitet durch ein Schneckengetriebe und zwei
Zahnradvorgelege auf die Seiltrommel. Ersteres läuft in einem geschlossenen
Oelgehäuse. Außer einer Lastdruckbremse für das Hubwerk, bei der die durch den
Achsialdruck der Schnecke hervorgerufene Bremswirkung stets proportional der
Last ist, wurde noch eine elektromagnetisch betätigte Stoppbremse vorgesehen. Diese
hat in der Hauptsache den Zweck, beim Abschalten des Motors die sichdrehenden Massen
zum Stillstand zu bringen, so daß der Haken auch die kleinsten Hub- und Senkwege mit
Sicherheit zurückzulegen vermag. Für den Betrieb der Laufkatze wurden die
nachstehend mitgeteilten Arbeitsgeschwindigkeiten vorgesehen:
Heben: v = 18 m/Min, bei Vollast,
Fahren: v = 120–130 m/Min.
Es möge zu den Motoren noch bemerkt werden, daß sowohl die
Katzenmotore als auch der Brückenfahrmotor staub- und wasserdicht gekapselt
ausgeführt sind und durch Gleichstrom von 440 Volt Spannung betrieben werden. Ein
volles Kranspiel, bestehend aus: Heben der vollen Last um 10 m, Fahren der Katze um
49 m, Fahren der Brücke um 50 m, Senken der Last um 4,5 m und Bewegung des Hakens
leer ins Schiff zurück erfordert einen Stromverbrauch von etwa 1200 Wattstunden.
Die Steuerung der einzelnen Bewegungen der Brücke erfolgt von dem an die Katze
angebauten Steuerhause durch einen mitfahrenden Maschinisten. Das Führerhaus ist
wetterfest verschalt und mit reichlich bemessenen Fenstern versehen, die dem
Maschinisten einen ungehinderten Ueberblick über das ganze Arbeitsfeld des Hakens
gestatten. Die vor kurzem dem Betriebe übergebene Brücke hat den von der Baufirma
übernommenen Verpflichtungen vollauf entsprochen.