Titel: | DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES. |
Autor: | N. N. Sawwin |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 121 |
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DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES.
Experimentelle Prüfung des Wirkungsgrades von
flüssigen Schmier- und Kühlmitteln.
Von N. N. Sawwin, Professor an dem
Polytechnischen Institut zu St.
Petersburg.
(Schluß von S. 105 d. Bd.)
SAWWIN: Die Kühlung des Werkzeuges.
IV.
Die Kühl- und Schmierflüssigkeiten sind, wie schon oben erwähnt, mit denselben
Apparaten untersucht, die bei meiner vorhergehenden Arbeit zur Bestimmung der
Beziehung zwischen mechanischer Arbeit und Schneidwärme benutzt wurden.
Jedes Versuchsstück wurde in Wasser zur Hälfte geschnitten, die aufgewandte Arbeit
und entwickelte Wärme gemessen; dann wurde das Wasser ausgegossen, das Gewicht der
abgenommenen Späne aus der Differenz des Gewichts des Werkstückes vor und nach dem
Schneiden bestimmt. Darnach wurde das Kalorimeter mit der Versuchsflüssigkeit
gefüllt und mit demselben Werkzeug und unter denselben Schneidbedingungen die zweite
Hälfte des Werkstückes geschnitten. Einige Beispiele mögen den Verlauf dieser
Prüfung veranschaulichen.
a. Schneiden eines ausgeglühten
Stahlstückes in Wasser.
Gewicht
des
Wassers
3200 g
„
„
Werkstückes vor dem Versuch
409 „
„
„
„ nach „ „
326 „
––––––
Gewicht der Späne
83 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
17,83°
Endtemperatur „ „
19,70°
–––––
Temperaturanstieg
1,87°
Der Wasserwert des kalorimetrischen Systems außer dem
variablen Gewicht des Stahlwerkstückes betrug 397 g/Kal.
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,87 = ∾ 6811 g/Kal.,
wobei 0,9985 – die benutzte spezifische Wärme des Wassers bei
der Versuchstemperatur und 50 – der Wasserwert des Werkstückes ist. Für die
spezifische Wärme der Späne und des unzerstörten Metallstückes ist derselbe Wert
angenommen.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 6811 : 83 = 82,06 g/Kal. frei geworden; der
Schneidkoeffizient betrug 176 kg auf 1 qmm Spanquerschnitt.
b. Schneiden desselben Werkstückes in
gesättigter Sodalösung.
Gewicht
der
Lösung
3200 g
„
des
Werkstückes vor dem Versuch
326 „
„
„
„ nach „ „
241 „
––––––
Gewicht der Späne
85 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
20,91°
Endtemperatur „ „
22,98°
–––––
Temperaturanstieg
2,07°
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 3200 ∙ 0,9166 + 40) ∙ 2,07 = 6975,9 g/Kal.,
wobei 0,9166 – die spezifische Wärme der Sodalösung, aber 40 –
der Wasserwert des Stahlwerkstückes ist.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 6975,9 : 85 = 82,07 g/Kal. frei geworden; der
Schneidkoeffizient betrug 180 kg.
c. Schneiden eines neuen, ausgeglühten
Stahlstückes in Wasser.
Gewicht
des
Wassers
3200 g
„
„
Werkstückes vor dem Versuch
410 „
„
„
„ nach „ „
325,5 „
–––––––
Gewicht der Späne
84,5 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
17,91°
Endtemperatur „ „
19,82°
–––––
Temperaturanstieg
1,91°
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,91 = 6956,6 g/Kal.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 82,33 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
betrug 176 kg.
d. Schneiden des vorigen Werkstückes in
mineralischem Maschinenöl.
Gewicht
des
Oeles
2880 g
„
„
Werkstückes vor dem Versuch
325,5 „
„
„
„ nach „ „
255,5 „
–––––––
Gewicht der Späne
70 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
19,42°
Endtemperatur „ „
22,42°
–––––
Temperaturanstieg
3,00°
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 2880 ∙ 0,4684 + 40) ∙ 3,00 = 5356 g/Kal.,
wobei 0,4684 die spezifische Wärme des Maschinenöles ist.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 76,51 g/Kal. frei geworden; der
Schneidkoeffizient betrug 155 kg.
e. Schneiden eines neuen, ausgeglühten
Stahlstückes in Wasser.
Gewicht
des
Wassers
3200 g
„
„
Werkstückes vor dem Versuch
410 „
„
„
„ nach „ „
331 „
––––––
Gewicht der Späne
79 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
17,58°
Endtemperatur „ „
19,18°
–––––
Temperaturanstieg
1,60°
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,60 = 5828 g/Kal.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 73,77 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
betrug 161 kg.
f. Schneiden des vorigen Werkstückes in
Leinöl.
Gewicht
des
Oeles
3040 g
„
„
Werkstückes vor dem Versuch
331 „
„
„
„ nach „ „
256 „
––––––
Gewicht der Späne
75 g
Anfangstemperatur des Kalorimeters
19,21°
Endtemperatur „ „
21,40°
–––––
Temperaturanstieg
2,19°
Im ganzen ist Wärme erzeugt:
(397 + 3040 ∙ 0,4702 + 40) ∙ 2,19 = 40,90 g/Kal.,
wobei 0,4702 die spezifische Wärme des Leinöles ist.
Auf 1 g abgetrennter Späne sind 54,54 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
betrug 121 kg.
Die Diagramme des Spandruckes auf das Werkzeug sind für die angeführten sechs
Versuche in Fig. 6 gegeben.
Tab. 2 enthält eine Zusammenstellung der Versuchsresultate mit Wasser, gesättigter
Sodalösung, 10 v. H. Emulsion „Aquol“ der Gesellschaft Neptun, 10 v. H. Emulsion „Emulsol“ der Gesellschaft Gebr. Nobel, mineralischem Maschinenöl, russischem
Brennöl und Leinöl.
V.
Bei Durchsicht der Tabelle findet man vor allem, daß die Schneidkoeffizienten bei
Wasserkühlung in der Tat nicht immer gleich waren; so betrug dieser Koeffizient in
zwei Versuchen 158 und 160 kg, stieg in anderen Fällen jedoch bis auf 184 kg. Die
Zweifel an der Homogenität des Materials und der Ungleichmäßigkeit der
Werkzeugschneide waren also begründet, und meine Methode, bei welcher jede
Versuchsflüssigkeit mit Wasser verglichen wurde, sicherte den gefundenen Resultaten
zweifellos eine größere Wahrscheinlichkeit. Weiter wäre zu vermerken, daß zwischen
der Schneidarbeit und der Schneidwärme dieselben Beziehungen erhalten werden, wie in
meiner früheren Arbeit über die Schneidwärme; diese Verhältnisse waren konstant.
Auch hier erwies es sich, daß die ganze Schneidarbeit bis auf geringe Divergenzen,
die wohl auf Unzulänglichkeiten der Meßapparate zurückzuführen sind, in Wärme
verwandelt wurde.
Beim Vergleich der Versuchsflüssigkeiten fällt vor allem der große Unterschied im
Wärmeeffekt beim Begießen
Tabelle 2.
Textabbildung Bd. 327, S. 123
Versuchsflüssigkeiten;
Vergleichswerte der Schneidkoeffizienten kg/qmm in; Schneidwärmen g/Kal. in;
Differenz der Schneidwärmen auf 1 g Späne in der Versuchsflüssigkeit und in
Wasser; positiv; negativ; Versuchsbedingungen; Versuchsflüssigkeit; Wasser;
Gesättigte Sodalösung; „Emulsol“, 10 v. H. Emulsion der Gesellschaft
Gebr. Nobel; „Aquol“, 10 v. H. Emulsion der Gesellschaft Neptun;
Mineralisches Maschinenöl; Russisches Brennöl; Leinöl; Spanbreite; Spandicke;
Zusammensetzung der ausgeglühten Stahlwerkstücke: Zugfestigkeit;
Dehnungskoeffizient; Werkzeuge aus Böhlerschem; Schnellstahl „Gigant“;
Schneidwinkel; Neigungswinkel
des Werkzeuges, einerseits mit reinem Oel, anderseits mit
Emulsionen, Sodalösung und reinem Wasser ins Auge. Beim Begießen mit Leinöl ist z.B.
auf 1 g abgetrennte Späne die Wärmeausscheidung um 26,2 resp. 33,2 v. H. geringer
als beim Schneiden im Wasser, ebensogroß ist die Differenz im Arbeitsverbrauch.
Textabbildung Bd. 327, S. 123
Fig. 6.
Anscheinend besteht in der Wirkung von Wasser, Emulsion und Sodalösung kein
wesentlicher Unterschied; für die Erhaltung des Werkzeuges ist es gleichgültig, mit
welcher Flüssigkeit gekühlt wird. Die gesättigte Sodalösung hat ja wohl,
wahrscheinlich infolge ihrer geringen spezifischen Wärme, als 10 v. H. Emulsion,
ungünstigere thermische Resultate ergeben, jedoch liegen die Differenzen für die
drei genannten Flüssigkeiten in den Fehlergrenzen der Apparate und Beobachtungen
(etwa 5 v. H. nach meinen Bestimmungen). Endlich waren die Sodalösungen schon fast
übersättigt; geringerer Sodagehalt erhöhte die spezifische Wärme und müßte auch den
thermischen Effekt verbessern; dieses wurde durch besondere Versuche bestätigt. In
betreff der spezifischen Wärme und der Wärmeleitung weichen 10prozentige Emulsionen
und Sodalösungen wenig voneinander ab; obgleich die Kühlung durch diese
Flüssigkeiten ein wenig schwächer als die Wasserkühlung ist, so sind sie dem Wasser
gleichwertig, da eine, wenn auch nur geringe Schmierwirkung der Lösungen die
Abnutzung des Werkzeuges vermindert und die Genauigkeit der Arbeit wesentlich
erhöht.
Die Ersparnisse beim Anwenden reiner Oele schwanken zwischen 7 und 33 v. H. An erster
Stelle kommt Leinöl (26,2 resp. 33,2 v. H. Ersparnis), an zweiter russisches
Brennöl, das ist eine Mischung von Mineralöl mit pflanzlichem Oel (18,2 und 25,9 v.
H. Ersparnis); mineralisches Maschinenöl gab 7 resp. 12 v. H. Ersparnis. Die
spezifischen Wärmen dieser Oele differieren untereinander nur wenig:
Leinöl
0,4702,
Brennöl
0,4645,
Maschinenöl
0,4684.
Auch die Wärmeleitungsfähigkeit ist annähernd dieselbe; das
Maschinenöl leitet wohl die Wärme schlechter als das Leinöl, hat aber dafür eine
größere spezifische Wärme, Die bedeutenden Differenzen in der Arbeitsersparnis bei
Anwendung dieser Oele sind also nicht auf ihre Kühlfähigkeit zurückzuführen, sondern
auf ihre verschiedene Schmierfähigkeit bei den enormen Drucken, die bei weichen
Metallen zwischen dem Werkzeug und dem an ihm gleitenden Spane auftreten; gestützt
wird diese Ansicht durch den Umstand, daß diese Materialien bei meiner Untersuchung
sich genau in die Reihenfolge ihrer Schmierfähigkeit einordneten. Der Gesamtdruck
zwischen Werkzeug und Span betrug bei den Versuchen bis 184 kg, war jedoch nicht
gleichmäßig verteilt; seine Maximalgröße erreichte der Druck in der Nähe der
Werkzeugschneide, wo der gleitende Span auf die Vorderkante des Werkzeuges drückte;
weiterhin nahm er schnell, wahrscheinlich bis auf Null, ab. Die Schmierung ist
natürlich dort, wo der Druck 10 kg/qmm überstieg, nur von kurzer Dauer; ihre
Nutzwirkung setzt erst weiter ein, an jenen Stellen des Werkzeuges, wo der
Druck geringer ist und die Flüssigkeit nicht weggedrückt wird. Im allgemeinen
verträgt Leinöl bekanntlich höheren Druck als Mineralöl.
Der Vergleich der Effekte bei Kühlung mit pflanzlichem Oele und mit Wasser gestattet
gewisse Schlüsse über das Verhältnis zwischen der Arbeit der inneren und äußeren
Reibungen beim Metallschneiden. Die mechanische Schneidarbeit bewirkt Zerstörung der
Metallkörner, Aenderungen der Lage der Metallteilchen in jedem einzelnen
Spanelement, gegenseitige Verschiebung dieser größeren Elemente und ein Mitschleppen
des Spanes längs der vorderen Werkzeugkante. Als Resultat der Ueberwindung aller
inneren und äußeren Reibungen ergibt sich eine der angewandten mechanischen Arbeit
äquivalente Wärmeausscheidung, die von der Kühlflüssigkeit aufgenommen werden soll.
Die Kühlflüssigkeit schmiert an den Stellen, wo sie schon nicht mehr weggepreßt
wird, Span und Werkzeug. Eine Arbeitsersparnis von 33 v. H. beim Begießen des
Werkzeuges mit wenig leitendem Leinöl muß ganz auf Schmierung zurückgeführt werden,
so daß die Außenreibung bei Bewegung des Fließspanes in jedem Fall nicht unter 33 v.
H. der gesamten Schneidarbeit beträgt. Da dank den großen Drucken es nicht gelingt,
die ganze Kantenfläche des Werkzeuges einzuölen und der Span einen Teil seines Weges
ohne Oelung zurücklegt, außerdem ja doch selbst bei vollkommener Schmierung auf
Ueberwindung von Reibungswiderständen Arbeit verwandt würde, so muß wohl angenommen
werden, daß der wirkliche Arbeitsaufwand beim Ueberwinden äußerer Reibung
beträchtlich größer ist, Damit stimmen vollkommen die Beobachtungen von Taylor, der beim Schneiden von Stahl und Roheisen
bedeutende Unterschiede im Nutzeffekt der Kühlung konstatierte; dieser Unterschied
ist meines Erachtens hauptsächlich auf den generellen Unterschied in der Reibung der
Stahl- und Roheisenspäne zurückzuführen. Beim Schneiden besonders zähen Materials,
z.B. Nickelstahls, ist die äußere Reibung so groß, daß die am Werkzeuge anliegende
Spanfläche ausgezeichnet poliert wird.
Am gleichmäßigsten trennte sich der Span beim Schneiden in Leinöl ab; nach Oeffnung
des Kalorimeters erwies es sich, daß das ganze abgetrennte Material sich zu einem
Span aufgerollt hatte; der Indikatorstift hatte eine wagerechte gerade Linie
gezeichnet. Schlechter rollte sich der Span in russischem Brennöl auf, noch
schlechter in Maschinenöl. Beim Schneiden in Emulsionen und in Sodalösung
zerbröckelte der Span in annähernd gleiche Elemente von 10–15 mm Länge, was sich
auch im Zittern des Indikatorstiftes äußerte; in Wasser ging das Schneiden noch
ungleichmäßiger vor sich, die Indikatorausschläge waren noch größer.
Nach ihrem Preise (loco St. Petersburg) ordnen sich die untersuchten Flüssigkeiten in
folgende Reihe:
1
Pud
Leinöl
7
Rbl.
50
Kop.
bis
8
Rbl.
1
„
russisches Brennöl
3
„
80
„
„
4
„
1
„
mineralisches Ma-schinenöl
2
„
–
„ b.
2 Rbl.
20 Kop.
1
Pud
10 v. H. Emulsion„Emulsol“ der Ges.Gebrüder Nobel
–
Rbl.
80
Kop.
1
„
10 v. H. Emulsion„Aquol“ der Ges.Neptun
1
„
20
„
1
„
gesätt. Sodalösung
–
„
10
„
Am wenigsten werden die Werkzeugbankteile und das Werkstück durch reine Oele
angegriffen; nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsionen verbleibt auf der Bank
und dem Werkstück eine dünne Deckschicht von Oel. Gesättigte Sodalösung ruft
gleichfalls keinen Rost hervor: nach Verdunsten des Wassers wird das verbleibende
weiße Pulver mühelos mit einem Läppchen weggewischt; natürlich darf es nicht
monatelang auf der Werkzeugbank bleiben, da es sonst das Metall angreift.
Alle Resultate dieser Arbeit stehen in vollem Einklang mit den Ergebnissen meiner im
Jahre 1905 ausgeführten Untersuchung. Die Verfeinerung der Untersuchungsmethode hat
wohl keine neuen Resultate ergeben, jedoch mich noch mehr in der Ansicht bestärkt,
daß man bei dem ständigen Anwachsen der Schneidgeschwindigkeit und der Größe der
Werkbänke die Ausgaben für die Betriebskraft, welche nunmehr schon einen bedeutenden
Posten im Haushalt der mechanischen Werkstätten ausmachen, den Ersparnissen
bedeutend mehr Beachtung zuwenden muß, die sich beim Benutzen reiner Maschinenöle
ergeben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in einigen mit modernen starken Werkbänken
ausgerüsteten Werkstätten bei sparsamer Benutzung von russischem Brennöl einige
Vorteile zu erreichen sind. Natürlich muß die Sachlage genau überlegt und auch vom
ökonomischen Standpunkt eingehend geprüft werden.
Wenn auch die Benutzung von reinem, teurem Oel in wenigen Fällen unrationell ist,
z.B. beim Schruppen, wo große Betriebskraft erforderlich ist, und die mit der
Flüssigkeit begossenen Werkbankteile nicht sehr empfindlich gebaut werden, so sehe
ich hier keinen Grund, teuere Emulsionen zu benutzen, deren Preis in keinem
Verhältnis zu ihren Gestehungskosten sowie ihrem Nutzen steht, sondern würde
gewöhnliche, billige Sodalösungen vorziehen, die je nach Bedarf ohne weiteres in den
Werkstätten selbst bereitet werden können. Bei feineren Arbeiten auf der
Revolverbank sind zweifellos zwecks besserer Erhaltung der feineren Werkbankteile
Emulsionen den Sodalösungen vorzuziehen; in diesem Fall müßte aber eher (wie es auch
vielfach geschieht) reines Oel, z.B. Brennöl Verwendung finden, da es a)
Arbeitsersparnis, b) eine gute Oberfläche und c) vortrefflichen Rostschutz der
Werkzeugbank und des Werkstückes bewirkt. Bei rationeller Bauart der
Werkzeugmaschinen, Schutzbleche, Filter und sachgemäßer Leitung der Arbeit ist der
Oelverlust bei der Revolverbank recht gering.
Es werden somit in der Praxis gute Resultate ergeben:
a)als Schmierflüssigkeiten – reine oder mit Mineralöl gemischte pflanzliche
Oele (etwa russisches Brennöl); die
Arbeitsersparnis bei Verwendung dieser teuren Oele
dürfte 25–30 v. H. betragen;
b)als Kühlflüssigkeit – gesättigte Sodalösung, die bei großer Billigkeit zugleich
rostschützend wirkt.
A priori wird man als zweckmäßigste Flüssigkeit beim Schneiden diejenige betrachten,
die in der Wärmeleitfähigkeit und spezifischen Wärme dem Wasser und in der
Schmierfähigkeit einem guten, reinen Oel wenig nachsteht. Wahrscheinlich wird eine
solche Flüssigkeit unter den Oel-Wasseremulsionen oder in den Gemischen mehrerer
Oele zu finden sein; die betreffende Flüssigkeit muß billig sein und nach
anderen Methoden hergestellt werden, als die interessierten Firmen empfehlen;
gelingt es ja doch, z.B. eine stabile Petroleum-Wasseremulsion bei Verstäubung des
Gemisches durch einen Luftstrahl zu erzielen. In der Praxis wird voraussichtlich
durch entsprechende Wahl von billigen Ausgangsflüssigkeiten und Konstruktion eines
billigen Apparates zur innigen Durchmischung der Flüssigkeiten die Aufgabe
befriedigend zu lösen sein.