Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 222 |
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POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
Polytechnische Rundschau.
Ein neuer Flugmotor wird von der Riedl-Motoren-Gesellschaft m. b. H. auf den Markt gebracht. Die
Maschine ist ein im Viertakt arbeitender Fächermotor mit Luftkühlung. Die sieben
dünnwandigen Gußeisenzylinder sind in zwei senkrecht zur Kurbelwelle stehenden
parallelen Ebenen angeordnet. Sie besitzen sehr reichlich bemessene Kühlrippen,
welche von der Propellerluft gekühlt werden. Einsaug- und Auspuffventile sitzen
nebeneinander im Zylinderkopf und werden durch eine einzige Nockenscheibe gesteuert,
welche von der Kurbelwelle im Uebersetzungsverhältnis 1 : 6 angetrieben wird.
Zwischen dem Vergaser und dem Einsaugventil ist ein halbkreisförmiger, konzentrisch
zur Kurbelwelle angeordneter Gemischsammler eingeschaltet, von dem aus sieben
radiale reichlich bemessene Leitungen zu den Einsaugventilen führen. Diese
Konstruktion hat den Zweck, eine gründliche Mischung von Brennstoff und Luft
herbeizuführen, bevor dieselben zur Verbrauchsstelle gelangen. Das Kurbelgehäuse ist
aus Stahlblech gepreßt und autogen geschweißt. Die mit zwei Kröpfungen versehene
Kurbelwelle aus Chromnickelstahl ist zweimal gelagert. Auf der einen Kröpfung der
Kurbelwelle sitzen drei bezw. zwei, auf der anderen vier bezw. drei Pleuelstangen,
welche selbst wieder um eine Hauptpleuelstange gelagert sind. Die Pleuelstangen sind
ebenfalls aus Chromnickelstahl hergestellt und zwecks möglichster Gewichtsersparnis
hohl gebohrt. Der Arbeitskolben ist aus Stahl gepreßt und mit drei
Dichtungsringen ausgestattet. Die Zündungen sind um je 1026/7° versetzt,
wodurch ein erschütterungsfreier Gang erzielt werden soll. Den Strom liefert ein
Spezialmagnet, der auch ein rasches Anspringen der Maschine ermöglicht. Die
Schmierung wird in der üblichen Weise mittels Zahnradpumpe bewirkt. Der Oelstand im
Kurbelgehäuse wird dabei durch einen Schwimmer reguliert. Die Maschine, welche 50 PS
leistet, hat eine Zylinderbohrung von 110 mm und einen Hub von 120 mm. Ihr Gewicht
beträgt im betriebsfertigen Zustand 1,6 kg f. d. PSe, trotzdem bei der Konstruktion nicht auf übertriebene Gewichtsersparnis auf
Kosten der Sicherheit gesehen wurde. Außer der 50 pferdigen Type werden auch noch
größere von 80 und 110 PS gebaut. [Der Motorwagen, 20. Febr. 1912.]
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Ueber das Neon-Röhrenlicht findet sich ein eingehender
Bericht von G. Claude in der Zeitschrift „La revue
électrique“, Jahrgang 1911, Heft 24, dem wir das Folgende entnehmen. Das
Neon wird aus der flüssigen Luft dadurch gewonnen, daß man Sauerstoff und Stickstoff
daraus entfernt. Die Leuchtröhre wird zunächst zwecks gründlicher Reinigung von
anderen Gasen öfters mit Neon-Gas gefüllt und immer wieder evakuiert. Die in der
Röhre vorhandenen fremden Gase kondensieren dabei bei – 200°C und werden von
Holzkohle absorbiert.
Im Jahre 1910 wurden auf einer Pariser Automobil-Ausstellung vier Neon-Leuchtröhren von je 36 m Länge gezeigt. Der Stromverbrauch dieser
Röhren betrug 0,6 W f. d. Kerze; ein anderes Demonstrationsrohr besaß 6 m Länge bei
einem Durchmesser von 45 mm und wurde mit 800 Volt Klemmenspannung betrieben.
Dasselbe zeigte einen etwas größeren Stromverbrauch von 0,72 W f. d. Normalkerze.
Der Spannungsabfall für das laufende Meter Rohr beträgt in der Regel 80 bis 100
Volt, die Stromstärke 0,6 bis 1,3 Amp. Die Intensität des Lichts ist eine wesentlich
höhere als beim Moore-Licht. Denn während bei diesem ein entsprechendes Rohr von 1 m
Länge eine Lichtmenge von 50 Normalkerzen aussenden würde, beträgt die Emission bei
Neon-Licht das Vierfache, nämlich 200 Normalkerzen. Das Licht ist goldgelb und nimmt
bei sinkender Stromstärke eine etwas rötliche Färbung an. Der Stromverbrauch läßt
sich bei Verwendung von genügend langen Röhren und bei direkter Speisung mit
hochgespanntem Strom bis auf 0,5 W für die Normalkerze herunterdrücken.
Claude empfiehlt, drei Röhren von je 5 m Länge zu
verwenden, die man in Reihe in den Sekundärkreis eines Transformators schaltet, der
mit regulierbarer Induktanz versehen ist. Die verwendete Sekundärspannung hat
zweckmäßigerweise etwa 3000 bis 4000 Volt zu betragen.
Bei den ersten Versuchen mit dem Neon-Röhrenlicht bestand
die Hauptschwierigkeit in der Absorbtion des Neons durch die Elektroden und
nachheriger Verdampfung der Elektroden. Diesem Uebelstand wurde dadurch begegnet,
daß man die Elektrodenflächen bedeutend vergrößerte, so daß auf 1 Amp. Stromstärke
etwa 5 qdm Elektrodenoberfläche entfielen. Dadurch ließ sich die Lebensdauer der Neon-Röhren auf etwa 800 bis 1000 Std. erhöhen.
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Eine einfache Methode zum Auffinden von Rissen und Sprüngen in
Guß- und Schmiedestücken gibt die Zeitschrift für praktischen Maschinenbau
vom 21. Februar 1912 an. Der zu untersuchende Teil wird zu diesem Behufe mit einer
schnelltrocknenden Farbe angestrichen, welche imstande ist, Oel leicht zu
absorbieren. Das Oel pflegt sich dabei in die Risse hineinzuziehen, und nach dem
Trocknen der Farbe erscheint die Stelle des zu untersuchenden Stückes, an welcher
ein Riß sitzt, ölig. Als geeignete Anstrichfarben kommen in Betracht: Blei weiß,
weiße Kreide oder Zinkoxyd, die mit einer schnellverdampfenden Flüssigkeit (Benzin
oder Gasolin) zu einem dünnen Brei angemacht werden. Nach Verdampfen der Flüssigkeit
bleibt ein weißer Niederschlag auf dem Arbeitsstück zurück, auf dem die mit Oel
getränkten Risse sich scharf abheben. Das Entfernen des Farbstoffes vom Arbeitsstück
kann nach der Untersuchung leicht durch Benzin bewerkstelligt werden. In einigen
Eisenbahnwerkstätten der Vereinigten Staaten von Amerika soll diese Methode in
ausgiebigem Maße Verwendung finden.
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Um Blaupausen öl- und wasserdicht zu machen, füllt man
eine Flasche zu etwa ¼ mit geschabtem Paraffin, füllt den Rest der Flasche mit
Benzin auf und schüttelt so lange, bis sich sämtliches Paraffin im Benzin
gelöst hat. Dann werden die zu präparierenden Blaupausen eben ausgebreitet und
sodann von der Lösung etwas darauf gegossen. Mittels einer Bürste verreibt man die
Flüssigkeit auf der Pause so lange, bis sich das Papier mit der Flüssigkeit
vollgesaugt hat. Dasselbe wird dadurch zunächst durchscheinend, bis das Benzin
verdampft ist, nimmt dann aber wieder sein natürliches Aussehen an. Bevor das Benzin
ganz verflüchtigt ist, wischt man die überschüssige Lösung mit einem welchen
sauberen Lappen ab, damit keine Paraffinschicht auf dem Papier zurückbleibt. Die
Imprägnierungslösung muß ziemlich warm gehalten werden, da sie bei 16°C erstarrt.
Mit Rücksicht auf das in der Lösung befindliche Benzin ist aber darauf Rücksicht zu
nehmen, daß dabei keine offene Flamme verwendet wird. [Werkstattstechnik, 1. Februar
1912.]
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Zur Herstellung eines guten Aluminiumlotes schmilzt man
0,25 kg Phosphorzinn in einem Gießlöffel, fügt 0,25 kg Zink hinzu und verrührt mit
Hilfe eines Holzstabes zunächst 0,25 kg Bienen wachs und sodann 0,25 kg Blockzinn in
der geschmolzenen Substanz. Nachdem man die Mischung gut durchgerührt hat, wird sie
in Streifen gegossen und ist dann gebrauchsfertig. Man kann damit sowohl Aluminium
mit Aluminium, als auch mit einem anderen Metall löten. [Werkstattstechnik, 1.
Februar 1912.]
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Ein höchst eigenartiger Unfall ereignete sich am 25.
September 1911 auf der Wiener Elektrischen Straßenbahn. Ein auf dem Gleise fahrender
Lastwagen, der Rundeisenstäbe geladen hatte, verlor ein Rundeisen von 7,4 m Länge
und 20 mm Dicke, welches in die Schienenritze des Trambahngleises fiel, in welcher
es eben genügend Platz fand. Da es bereits dämmerte und außerdem noch regnete,
konnte der Wagenführer des kurz darauf die Stelle passierenden Trambahnwagens die in
der Schiene liegende Stange nicht wahrnehmen und fuhr mit dem Wagen auf dieselbe
hinauf. Der Wagen hatte eine Geschwindigkeit von 16 km i. d. Std., und es gelang dem
Wagenführer, nachdem er die Erschütterung des Wagens gemerkt hatte, erst nach
Durchfahren einer Strecke von 10 m den Wagen zum Stehen zu bringen. Inzwischen
hatten aber die Trambahnräder der einen Seite zusammen mit der Trambahnschiene die
Funktion einer Walzenstraße übernommen. Das Rundeisen war blitzschnell an seinem
freien Ende nach oben gekrümmt worden, durchstieß von unten her den Boden des
Wagenhinterteils, schoß empor bis zur Decke, fand dort einen größeren Widerstand und
krümmte sich dann wieder nach unten, bis es den Boden des Wagens wieder erreichte.
Dabei streifte das Eisenstück zweimal die Köpfe von Mitfahrenden, ohne indessen
irgendwelches Unheil anzurichten. Ein Auswelchen der Fahrgäste. wäre bei der großen
Geschwindigkeit, mit welcher die Stange im Wageninnern erschien (dieselbe wurde auf
ungefähr 4,4 mm i. d. Sek. berechnet), unmöglich gewesen. [Elektrische Kraftbetriebe
und Bahnen, 14. Februar 1912:]