Titel: | ÜBERBLICK ÜBER DIE GEBRÄUCHLICHSTEN FESTIGKEITS-PROBIERMASCHINEN. |
Autor: | W. Müller |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 235 |
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ÜBERBLICK ÜBER DIE GEBRÄUCHLICHSTEN
FESTIGKEITS-PROBIERMASCHINEN.
Von Dr.-Ing. W. Müller,
Breslau.
(Schluß von S. 204 d. Bd.)
MUELLER: Ueberblick über die gebräuchlichsten
Festigkeits-Probiermaschinen.
Einige wichtige
Spezialmaschinen.
Textabbildung Bd. 327, S. 235
Fig. 28.Kugeldruckmaschine von Amsler-Laffon & Sohn.
Die in Fig. 30 dargestellte Torsionsmaschine von Amsler-Laffon für ein Moment
bis 6 mkg ist auf einen gußeisernen Tisch montiert. Der zu untersuchende Draht oder
Blechstreifen ist an jedem Ende in einem Futter befestigt, von denen das vordere
linke durch eine Handkurbel mit Zahnradübersetzung gedreht wird. Das andere, rechte
Futter sitzt auf der Drehachse eines Pendels, welches, auf Kugeln gelagert, bei der
Verdrehung der Probe mitgenommen wird. Die Größe dieser Pendelneigung ist an einer
Skala abzulesen und bei der genauen Berechnung der Verwindung zu
berücksichtigen. Außerdem zeigt der Pendelausschlag an einer anderen Skala die Größe
des aufgewendeten Drehmomentes an. Bei der Prüfung von schwachen Proben werden die
Ansteckgewichte an das obere Pendelende gesteckt. Hierdurch wird der Meßbereich auf
2 resp. 0,2 mkg herabgemindert. Die Maschine ist noch mit einem Diagrammapparat
versehen.
Textabbildung Bd. 327, S. 235
Fig. 29.10 mkg-Pendelschlagwerk von Losenhausen.
In Fig. 28 ist eine Kugeldruckmaschine von Amsler-Laffon für die Brinell sehe Kugel- resp. Ludwiksche Kegeldruckprobe zur Härtebestimmung dargestellt. Mit Hilfe
einer rechts sichtbaren doppeltwirkenden Schraubendifferentialpumpe wird Oel in den
Preßzylinder gedrückt und dadurch der Kolben, welcher reibungslos ohne
Stulpendichtung im Zylinder spielt, hochgedrückt. Der Oeldruck
Textabbildung Bd. 327, S. 236
Fig. 30.Torsionsmaschine von Amsler-Laffon & Sohn.
Textabbildung Bd. 327, S. 236
Fig. 31.75 mkg-Pendelschlagwerk von Losenhausen.
wird durch ein Pendelmanometer gemessen. Der Kolben preßt
beim Hochgang die auf dem Tischchen ruhende Probe gegen eine in der Schraubenspindel
festgehaltene Stahlkugel und bewirkt so deren Eindringen. Oberhalb des Handrades der
Spindel befindet sich ein Zeiger nebst Skala, auf der die Eindrucktiefe der Kugel
abgelesen wird. Der Zeiger wird durch einen Stift betätigt, der sich im Innern der
Spindel befindet und auf einer losen Hülse sitzt, welche die Kugel umgibt. Diese
Hülse ruht auf dem Probestück und wird entsprechend dem Eindringen der Kugel
angehoben. Der Verwendungsbereich dieser Maschine erstreckt sich auch auf die Ludwiksche Kegeldruckprobe; hierbei wird statt der Kugel
eine kegelförmige Spitze von 90° Oeffnung in das Probestück eingedrückt.
In Anbetracht der im Materialprüfungswesen steigenden Bedeutung der Kerbschlagproben
wurden von dem „Deutschen Verband für Materialprüfungen der Technik“
Pendelhammerkonstruktionen nach der Bauart von Charpy
aufgestellt. Diese Normalien beziehen sich auf drei Schlagwerke von 10,75 und
250 mkg Schlagmoment. Hierbei sind folgende Forderungen betreffs der Konstruktion
aufzustellen; Das Gehänge des Hammers muß möglichst leicht gestaltet sein, damit der
Schwerpunkt des Systems so nahe wie möglich an die Hammerschneide zu liegen kommt.
Außerdem sind zur Herabminderung der Reibung die Schlagwerke mit Kugellagern
auszurüsten.
Das 10 mkg-Schlagwerk von Losenhausen (Fig. 29) ist auf einem gußeisernen Gestell montiert,
auf dem gegen eine kleine Schabotte der eingekerbte Probestab liegt. Die
aufgewendete Schlagarbeit wird an einem Zeiger abgelesen, der auf einer Skala
spielt. Zum Aufhalten des schwingenden Pendels dient eine Bremse, deren Hebel eine
Schiene betätigt, gegen welche eine am Hammer befindliche Drahtbürste schleift.
Zur Ermittlung der Kerbzähigkeit größerer Proben dienen Pendelwerke von 75 und 250
mkg. Ihre Durchbildung ergibt sich aus Fig. 31. Das
Pendel schwingt in einem aus Winkeleisen zusammengenieteten Gestell, während die
Schabotte zur Vermeidung von Erschütterungen getrennt im Fundament befestigt ist.
Der Hammer wird durch einen kleinen Wagen mittels einer Winde hochgezogen. Als
Maß der aufgewendeten Arbeit gilt der Unterschied zwischen Fallhöhe und Steighöhe
nach dem Durchschlagen der Probe. Die Schlagarbeit wird dabei an einer Skala
abgelesen, auf der sich ein Nonius bewegt; dieser wird durch einen Draht
mitgenommen, der um eine leichte, auf der Pendeldrehachse befestigte Rolle
geschlagen ist.
Im vorstehenden habe ich versucht, über die große Anzahl von Maschinen des
Materialprüfungswesens einen gewissen kurzen Ueberblick zu geben. Die Auswahl der
einzelnen Maschinentypen bot bei der Fülle des mir zur Verfügung gestellten
Materials einige Schwierigkeiten. Hierbei war darauf zu achten, daß nicht
Einzelkonstruktionen, sondern vielmehr ein allgemeiner Ueberblick über den heutigen
Stand der wichtigsten Maschinen gegeben wurde. Ich möchte nun, bevor ich schließe,
nicht vergessen, den genannten Firmen meinen Dank für die bereitwillige und
freundliche Ueberlassung des Materials auszusprechen.