Titel: | ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND KOMPRESSOREN. |
Autor: | R. von Stein |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 241 |
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ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND
KOMPRESSOREN.
Von Oberingenieur R. von Stein,
Karolinental.
von STEIN: Elementare Berechnung der Turbo-Gebläse und
Kompressoren.
Inhaltsübersicht.
Es wird gezeigt, wie man auf elementarem Wege unter Vermeidung von
Entropiediagrammen sämtliche Abmessungen von Turbo-Gebläsen bezw. Kompressoren
ermitteln kann.
Die mitgeteilten Methoden werden an Hand eines ausgeführten
Turbo-Kompressors erläutert und diskutiert.
––––––––––
Für die Berechnung der Dampfturbinen, soweit dieselbe auf rationeller Grundlage
erfolgt, wird heute wohl ausschließlich das Wärmediagramm, sei es als T s-Diagramm oder als i
s-Diagramm (Mollier), verwendet und mit Recht; denn
den verwickelten Vorgängen in den mehrstufigen Dampfturbinen ließe sich auf anderem
Wege nur schwer und unvollkommen Rechnung tragen.
Textabbildung Bd. 327, S. 241
Fig. 1.
Der Gebrauch dieser Diagramme bringt es aber unvermeidlich mit sich, daß man
beständig mit einem Begriff arbeiten muß, welcher der Anschauung und damit dem
klaren Verständnis schwer zugänglich ist, eben jenem von Professor Peary treffend als „geisterhaft“ bezeichneten
Begriff der „Entropie“, mit welchem bisher wohl die meisten nichts rechtes
anzufangen wissen, denselben vielmehr als einen rein mathematischen Begriff ohne
sinnliche Grundlage hinnehmen. Ist es nun bei den Turbinen, wie schon hervorgehoben,
kaum zu vermeiden, diesen Nachteil in Kauf zu nehmen, so liegt die Sache bei einer
nahe verwandten Gruppe von umlaufenden Maschinen, nämlich den Turbo-Gebläsen und
Kompressoren, wesentlich anders. Hier genügt das alte, jedem Techniker geläufige p v-Diagramm im Verein mit einigen wenigen einfachen
Konstruktionen vollkommen, um alle für den Bau dieser Maschinen benötigten
Größen in einfacher und namentlich durchsichtiger Weise zu ermitteln. Das Gesagte
ist in den wesentlich einfacheren physikalischen Eigenschaften der Luft (allgemein
der permanenten Gase) gegenüber jenen des überhitzten Wasserdampfes begründet und es
ist der Zweck folgender Zeilen, dies an Beispielen zu erläutern und damit den
Konstrukteur vom Gebrauch graphischer Tafeln unabhängig zu machen, die nicht immer
zur Hand sind und trotz der Einfachheit des zugrundeliegenden Prinzipes wegen der
verwirrenden Menge von Linien viel Uebung bei deren Gebrauch voraussetzen.
Textabbildung Bd. 327, S. 241
Fig. 2.
Als Verdichtungslinien der permanenten Gase kommen fast nur die sogen. polytropischen
Linien, welche dem Gesetze p vn = konst. folgen, in Betracht, und von diesen
wieder jene beiden Sonderfälle, welche mit n = 1 und mit
n=\frac{c_p}{c_v}=k das isothermische bezw. das adiabatische
Verdichtungsgesetz darstellen. Zwischen diesen beiden Linien als Grenzen liegen
meist die wirklichen Verdichtungslinien der Turbomaschinen, nur bei völligem Mangel
jeder Kühlung erhebt sich die wahre Verdichtungslinie noch über die Adiabate, da die
unvermeidlichen Verlustarbeiten im Innern der Maschine der Förderflüssigkeit während
ihrer Verdichtung in Gestalt von Wärme zugeführt werden. Die Isotherme kann nach der
allgemein bekannten Konstruktion als gleichseitige Hyperbel (Fig. 1), die Adiabate nach der gleichfalls oft
verwendeten Methode von Professor Brauer mit den leicht zu merkenden Werten tg ∙ α = ⅓ und tg ∙ β = ½ (Fig.
2) verzeichnet werden.
Letzlere Konstruktion hat bei aller Einfachheit und Bequemlichkeit den Nachteil, daß
Ungenauigkeiten sich fortpflanzen, da jeder folgende Punkt aus dem
nächstvorhergehenden gefunden wird, ferner, daß die Abstände der ermittelten Punkte
rasch wachsen, daß man nicht für einen bestimmten Druck ohne weiteres das zugehörige
Volumen erhält und daß schließlich für andere Werte von n das Verhältnis zwischen a und β nicht so
einfach ist, vielmehr nach der Formel 1 + tg ∙ β = (1 + tg ∙ α)n durch eine logarithmische Rechnung
ermittelt werden muß.
Textabbildung Bd. 327, S. 242
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 327, S. 242
Fig. 3a.
Von diesen Uebelständen ist die nachfolgende vom Verfasser angegebene Konstruktion
frei und dürfte deshalb trotz ihrer etwas größeren Umständlichkeit nicht ohne
Interesse sein.
Anstatt unmittelbar von der Formel p vn = konst. auszugehen, wählen wir die Formel
\frac{T_2}{T_1}=\left(\frac{p_2}{p_1}\right)^{\frac{n-1}{n}},
welche aus der vorigen Formel durch Verbindung mit der Boyle-Gay-Lussacschen Formel p v = R T erhalten wird.
Bezeichnen wir die Anfangs- und Endzustände mit p1, v1,
T1, und p2,
v2,
T2, ferner mit vi das isothermische
Endvolumen, so gilt: \frac{p_2}{p_1}=\frac{v_1}{v_i} und
\frac{T_2}{T_1}=\frac{v_2}{v_1} was in obige Formel
eingesetzt
\frac{v_2}{v_i}=\left(\frac{v_1}{v_i}\right)^{\frac{n-1}{n}}
zum Vorschein bringt. Setzen wir der Einfachheit halber vi = 1, so erhalten wir
v_2=v_1^{\frac{n-1}{n}} und durch Logarithmieren
\mbox{log}\,.\,v_2=\frac{n-1}{n}\,.\,\mbox{log}\,.\,v_1 und
schließlich:
v_2=\mbox{num.}\,\left(\frac{n-1}{n}\,\mbox{log}\,.\,v_1\right).
Textabbildung Bd. 327, S. 242
Fig. 4.
Dieser Ausdruck kann mit Hilfe einer einfach zu konstruierenden logarithmischen Linie
leicht ermittelt werden (Fig. 3 und 3a). Letztere
Linie wird in einfachster Weise dadurch erhalten, daß man, von v1 ausgehend, in
gleichen, übrigens beliebigen Vertikalabständen wagerechte Ordinaten zieht, deren
folgende stets denselben aliquoten Teil der nächstvorhergehenden darstellt. (In Fig. 3a wurde z.B. jede folgende Ordinate = ¾ der
nächstvorhergehenden gemacht.) Die Abszissen (von unten nach oben gerechnet) stellen
dann die Logarithmen der zugehörigen Ordinaten in einem übrigens gleichgültigen
Maßstab dar, bezw. die letzteren die Numeri zu den durch die Abszissen dargestellten
Logarithmen.
Die Teilung von log. v1
im Verhältnis \frac{n-1}{n} geschieht am einfachsten mittels
eines Proportionalwinkels, welcher für jedes beliebige n ohne logarithmische Rechnung leicht ermittelt werden kann. Auf diese
Weise ist in Fig. 4 mittels der Isotherme und dem
Werte n = k = 1 ∙ 4 die Adiabate für Luft ermittelt worden. Es ist in diesem Falle
\frac{n-1}{n}=\frac{k-1}{k}=\frac{0\,.\,4}{1\,.\,4}=\frac{2}{7}=\mbox{tg}\,.\,\alpha
zur Ermittlung des Proportionalwinkels α. Da das Verhältnis
\frac{v_2}{v_1} gleichzeitig das Verhältnis der absoluten
Temperaturen bei polytropischer und isothermischer Verdichtung für den nämlichen
Enddruck darstellt, so erhält man durch diese Konstruktion in einfachster Weise für
eine gegebene Anfangstemperatur die Endtemperatur des nach einer beliebigen
Polytrope auf einen beliebigen Enddruck verdichteten Gases. Umgekehrt läßt sich für
eine beliebige Endtemperatur des polytropisch verdichteten Gases der Verlauf der
zugehörigen Polytrope sowie der Exponent n
ermitteln.
Man bestimme aus \frac{v_2}{v_1}=\frac{T_2}{T_1}=\frac{T_2}{T_1}\ .\ .\ .\
r_2, ermittle mit Hilfe von v2 und vi das schraffierte charakteristische Dreieck und mit
Hilfe desselben tg ∙α, dann ist n – 1 = n ∙ tg ∙ α und
n=\frac{1}{1-\mbox{tg}\,.\,\alpha}.
Textabbildung Bd. 327, S. 243
Fig. 5.
Wie weit man sich mit der wirklichen Verdichtungslinie der Isotherme nähern kann,
hängt lediglich von der Rückkühlung der Luft während der Verdichtung ab. Früher
schaltete man zwischen je zwei Gruppen, in welche der ganze Kompressor aufgelöst
wurde, Zwischenkühler nach Art der mehrstufigen Kolbenkompressoren ein, von welcher
Methode man aber gegenwärtig mehr und mehr abkommt, indem man sich auf eine
intensive Oberflächenkühlung beschränkt. Diese weist hier ganz andere Erfolge als
bei Kolbenkompressoren auf, indem die weit besser verteilte Luft in viel innigere
Berührung mit den gekühlten Wänden kommt und mit großer Geschwindigkeit an denselben
vorbeistreicht.
Man kann so bei einem Enddruck von 7 at abs. auf eine Endtemperatur von 75° und noch
weniger bei günstigen Kühlverhältnissen gelangen, so daß der Nutzen von besonderen
teuren Zwischenkühlern fraglich erscheint. Wir werden auf diesen Gegenstand noch
zurückkommen und halten als vorläufiges Ergebnis fest, daß wir den allgemeinen
Verlauf der Verdichtungslinie bei einer entsprechend angenommenen Anfangs- und
Endtemperatur als polytropische Linie mittels des angegebenen zeichnerischen
Verfahrens ermitteln können. Abweichungen vom reinen polytropischen Verlauf werden
sich höchstens anfänglich bemerkbar machen, wo der Temperaturunterschied zwischen
Luft und Kühlwasser noch geringfügig ist, so daß der untere Teil der
Verdichtungslinie im allgemeinen mehr der Adiabate entsprechen (zuweilen selbst über
dieselbe steigen) wird, um im weiteren Verlauf ganz allmählich in die Polytrope
überzugehen. Jedenfalls wird man bei dieser Art der Bestimmung der Verdichtungslinie
kaum willkürlicher vorgehen als bei Verwendung von Entropietafeln.
Ist gar keine Rückkühlung vorhanden, was bei Gebläsen mit geringem Druck vorkommt,
bei denen die Umständlichkeiten und Mehrkosten der Kühlung durch den Arbeitsgewinn
nicht aufgewogen werden, oder eine hohe Lufttemperatur an sich erwünscht ist, so
läßt sich die Verdichtungslinie folgendermaßen finden: Sehen wir von der
Lagerreibung ab, so werden die gesamten Verlustarbeiten im Innern des Gebläses in
Wärme verwandelt, welche, von der geringen Ausstrahlung abgesehen, nur zur Erhöhung
der Lufttemperatur verwendet wird. Bei verlustloser Verdichtung würde dieselbe nach
der Adiabate verlaufen, da Wärme weder zu- noch abgeführt wird und die erreichte
Endtemperatur wäre ta
Der sogen. „adiabatische Wirkungsgrad“ ist dann
\eta\mbox{
ad}=\frac{c_p\,.\,\frac{1}{A}\,(t_a-t_1)}{c^p\,.\,\frac{1}{A}\,.\,(t_2-t_1)}=\frac{t_a-t_1}{t_2-t_1},
d.h. das Verhältnis der im Gebläseinnern theoretisch
geleisteten verlustfreien, zur daselbst wirklich geleisteten Arbeit (bezogen auf 1
kg Luft). Dieser unterscheidet sich dann von dem Gesamtwirkungsgrad η nur durch die mit etwa 3 v. H. zu veranschlagende
Lagerreibung. Nehmen wir η = 72 v. H., wie heute für
gute Ausführungen angegeben wird, so findet sich η ad =
0,72 + 0,03 = 0,75.
Nun ist:
vi : va = T1 : Ta oder vi : (va – vi) = T1 : (Ta – T1)
und
vi : v2 = T1 : T2 oder vi : (v2 – vi) = T1 : (T2 – T1)
woraus folgt:
\frac{v_a-v_i}{v_2-v_i}=\frac{T_a-T_1}{T_2-T_1}=\frac{t_a-t_1}{t_2-t_1}=\eta\mbox{
ad}
Textabbildung Bd. 327, S. 243
Fig. 6.
und schließlich:
v_2-v_i=\frac{v_a-v_i}{\eta\mbox{ ad}}.
Hieraus kann man, da va und vi durch die Isotherme und Adiabate bekannt sind, v2 berechnen:
v_2=v_i+\frac{v_a-v_i}{0,75}.
Man erkennt aus Fig. 5, daß der adiabatische
Wirkungsgrad im p v-Diagramm dargestellt ist durch das
Verhältnis der doppelt schraffierten zur ganzen schraffierten Fläche.
Durch Beobachtung der Temperaturen t1 und t2 kann man nach Berechnung von ta den adiabatischen Wirkungsgrad und
damit auch den Gesamtwirkungsgrad eines vorhandenen Gebläses leicht ermitteln, doch
sei ausdrücklich hervorgehoben, daß diese Berechnungsart nur für ungekühlte Gebläse
gilt.Bezüglich der dabei
vorzunehmenden, übrigens unbedeutenden Berichtigungen siehe: Z. d. V. d. I.
1910, Nr. 40.
Hat man nach vorstehendem das den Umständen entsprechende p v-Diagramm ermittelt, so handelt es sich nunmehr um die Unterteilung der
gesamten Diagrammfläche in die den einzelnen Rädern oder Radgruppen entsprechenden
Teildiagramme. Wir werden bei Besprechung der Räder die Formel ableiten:
h=\varphi\,.\,\frac{u^2}{g}\,.\,\frac{\gamma}{\gamma_0} als
Druckhöhe für ein Lauf- und Leitradpaar in Meter Wassersäule gemessen.
Textabbildung Bd. 327, S. 244
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 327, S. 244
Fig. 8.
Hierbei bedeutet ϕ einen konstanten, von der Schaufelung
und dem Gütegrad abhängigen Faktor, u die
Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades, g = 9,81 m/Sek2. die Beschleunigung der Schwere, γ das spez. Gewicht der Förderflüssigkeit und γ0 = 1000 kg/m3 das spezifische Gewicht des Wassers. Von diesen
Größen sind alle, mit Ausnahme von y, konstant, und
wenn wir noch statt \gamma\ .\ .\ .\ \frac{1}{v} schreiben,
erhalten wir die Beziehung:
h ∙ v = konst.
Suchen wir die Bedeutung dieser Gleichung in Fig. 6,
so erkennen wir, daß das Gesamtdiagramm für die einzelnen Räder oder Radgruppen in flächengleiche Streifen zu zerlegen ist, welche
Beziehung wir in der Folge kurz als das „Flächengesetz“ bezeichnen, wollen. Um diese Teilung schnell und bequem
ausführen zu können, bedienen wir uns eines einfachen zeichnerischen Verfahrens.
Wir teilen zunächst die Höhe des p v-Diagramms in
mehrere, etwa vier bis fünf gleiche Teile, und ziehen durch die Teilungspunkte
wagerechte Linien, welche nunmehr das Gesamtdiagramm in ebensoviel ungleiche
Flächenstücke zerlegen. Diese Flächenstücke verwandeln wir in Rechtecke, wie es in
Fig. 7 durch die schraffierten ausgleichenden
Dreiecke angedeutet ist. Die mittleren Höhen dieser Rechtecke von gleicher Basis
oder ein aliquoter Teil derselben (in Fig. 7 ½)
geben ein Maß für den Inhalt der einzelnen Flächenstreifen, und durch
sukzessive Summierung derselben auf den einander folgenden wagerechten Teillinien
und Verbindung der so erhaltenen Endpunkte erhält man die Integralkurve der
Diagrammfläche, d.h. eine krumme Linie von der Eigenschaft, daß jede (wagerechte)
Ordinate derselben jenes Flächenstück darstellt, welches zwischen der Basis und
dieser Ordinate liegt. Die Endordinate stellt also die gesamte Diagrammfläche F dar.
Wollen wir nun letztere Beispielsweise in drei flächengleiche Teildiagramme zerlegen,
so brauchen wir nur die Endordinate der Integralkurve in drei gleiche Teile zu
teilen, durch die Teilungspunkte Senkrechte bis zum Schnitt mit der Integralkurve zu
ziehen und durch die so erhaltenen Schnittpunkte Wagerechte zu legen, welche dann
das Gesamtdiagramm in die verlangten drei flächengleichen Teildiagramme zerlegen
werden. H1H2 und H3 (Fig. 7) stellen dann die in den drei Einzelgruppen zu
überwindenden Druckhöhen dar.
Textabbildung Bd. 327, S. 244
Fig. 9.
Bestimmt man Fig. 8 mit Hilfe der schraffierten
Ausgleichsdreiecke die mittleren Ordinaten vm1, vm2, vm3 usw., so stellen diese die mittlere Luftvolumina
vor, für welche die Räder der Gruppen 1, 2, 3 usw. zu
rechnen sind, wenn die Basis v1 des Gesamtdiagramms das anzusaugende Luftvolumen
von atmosphärischer Spannung bedeutet. Faßt man aber vm1, vm2, usw. als spezifische Volumina auf, so sind
\frac{1}{v_{m1}}, \frac{1}{v_{m2}} usw. =
γ1, γ2 usw. die mittleren
spezifischen Gewichte in den einzelnen Gruppen unter der Voraussetzung, daß
\frac{1}{v_1}=\gamma das spezifische Gewicht der
Förderflüssigkeit bei atmosphärischer Spannung (allgemein bei der Ansaugespannung)
vorstellt.
Ist nun h jene Druckhöhe, welche man mit einem Lauf- und
Leitradpaar erzielt, falls die Förderflüssigkeit atmosphärische Spannung besitzt, so
sind die in den einzelnen Radgruppen mit einem Radpaar erzielbaren mittleren
Druckhöhen h1, h2
usw. =h\,.\,\frac{\gamma_1}{\gamma},
h\,.\,\frac{\gamma_2}{\gamma} usw. oder auch
h\,.\,\frac{v_1}{v_{m1}},
h\,.\,\frac{v_1}{v_{m2}} usw. Die Anzahl der erforderlichen
Radpaare für die einzelnen Gruppen erhält man dann zu:
n_1=\frac{H_1}{h_1}, n_2=\frac{H_2}{h_2}
usw.
In Wirklichkeit sind natürlich die innerhalb einer Stufe von den
aufeinanderfolgenden Radpaaren erzeugten Druckhöhen nicht gleich, sondern folgen
ebenfalls dem Flächengesetz, das ändert aber nichts an der Richtigkeit obiger
Berechnungsweise, bei welcher stillschweigend vorausgesetzt ist, daß die mittlere
Dichte der Förderflüssigkeit in einer Gruppe auch die wahre Dichte in der ganzen
Gruppe ist, oder mit anderen Worten, daß die Förderflüssigkeit innerhalb einer
Gruppe sich wie eine tropfbare Flüssigkeit verhält, d.h. als unzusammendrückbar
betrachtet wird. Bevor wir nun auf die Bestimmung der Druckhöhe für ein Radpaar
übergehen, sei noch folgende Untersuchung angestellt:
Wir betrachten ein ideales Diagramm (Fig. 9), dessen
Verdichtungslinie also nach der Isotherme verläuft.
Nach dem Gezeigten muß die Bedingung erfüllt sein: (pn +
1 – pn) – vn = k (Flächengesetz), während sich die Bedingung isothermischer
Verdichtung durch \frac{p_{n+1}+p_n}{2} ausdrücken läßt, unter
k und k' Konstante
verstanden.
Aus der ersten Gleichung folgt: v_n=\frac{k}{p_{n-1}-p_n}, was in
die zweite Gleichung eingesetzt
\frac{p_{n+1}+p_n}{2}\,.\,\frac{k}{p_{n+1}-p_n}=k'
ergibt, aus welcher Gleichung folgt:
\frac{p_{n+1}+p_n}{p_{n+1}-p_n}=\frac{2\,k'}{k}=k''.
Dies ergibt ferner: pn + 1 +
pn = k'' pn + 1 – k'' pn oder pn (k'' + 1) = pn + 1 (k'' – 1) oder
p_{n+1}=p_n\,\left(\frac{k''+1}{k''-1}\right). Setzen
wir nun \frac{k''+1}{k''-1}=q, so erhalten wir:
pn+1 = q ∙ pn,
d.h. die Drücke in den aufeinanderfolgenden Stufen wachsen
nach einer geometrischen Reihe (mit dem Quotienten q).
Dieses Gesetz, welches wir durch Verbindung des allgemein
gültigen Flächengesetzes mit dem isothermischen Verdichtungsgesetz erhalten
haben, wird häufig der Berechnung von Turbokompressoren zugrunde gelegt. Wie aber
aus dem Gesagten folgt, ist dasselbe nur für isothermische Verdichtung gültig,
keineswegs aber allgemein und kann bei größeren Abweichungen der wahren
Verdichtungslinie von der isothermischen zu nicht unerheblichen Fehlern Veranlassung
geben.
Ermittlung der Räder: Wir bedienen uns der alten Mittelfadentheorie (eindimensional),
zwar mit dem vollen Bewußtsein, daß dieselbe bei zusammendrückbaren Flüssigkeiten
noch weniger den wirklichen Strömungsvorgängen entsprechen wird als bei tropfbaren
Flüssigkeiten, aber da die bisher vorliegenden Versuche, auch bei letzteren bessere
theoretische Grundlagen frei von „Koeffizientenwirtschaft“ zu gewinnen, trotz
großen wissenschaftlichen Aufwandes keine einwandfreien Resultate gezeitigt haben,
so mag die alte Theorie um so lieber beibehalten werden, als sie bei ihrer
Anschaulichkeit und Durchsichtigkeit ganz in den Rahmen der vorliegenden Abhandlung
hineinpaßt. Uebrigens ist es tatsächlich möglich, durch Einführung passender
Koeffizienten jede wünschenswerte Annäherung an die Wirklichkeit zu erhalten.
(Fortsetzung folgt.)