Titel: | NEUER ELEKTRISCH BETRIEBENER KIPPER FÜR EISENBAHNWAGEN. |
Autor: | Brünner |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 269 |
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NEUER ELEKTRISCH BETRIEBENER KIPPER FÜR
EISENBAHNWAGEN.
Von Zivilingenieur Brünner,
Berlin.
BRUENNER: Neuer elektrisch betriebener Kipper für
Eisenbahnwagen.
Inhaltsübersicht.
Bedingung: Für das Material schonende Entladung bei beliebigem
Wasserstand; elektrisch verschiebbare Kipperplattform; elektrisches Spill zum
Heranziehen der Waggons.
––––––––––
Die Anwendung von Vorrichtungen zum Kippen von ganzen Eisenbahnwagen kommt immer mehr
in Gebrauch, und es soll hier eine durchaus moderne Anlage beschrieben werden,
die sich durch die Anwendung von Elektrizität sowie durch den Umstand auszeichnet,
daß die stets wechselnde Höhenlage der Schiffe, in welche zu entladen ist, der
Konstruktion besondere Bedingungen auferlegte, In dem betreffenden Hafen zu Cosel
nämlich beträgt der Unterschied in der Höhe der Wasseroberfläche 5,4 m, da er sich
zwischen 164,25 und 169,7 m ändert. Die Bedingung war nun gestellt, daß die
Kohle unter möglichster Vermeidung des Zertrümmerns in kleine Stücke in die Schiffe
entladen werden sollte, ganz gleich, ob der Wasserstand hoch oder niedrig war.
Textabbildung Bd. 327, S. 270
Kipper in gesenkter Stellung.
Es wurde daher nötig, die Kipperplattform senkrecht verschiebbar zu machen, und zwar
entweder durch Heben an der Landseite oder Senken an der Wasserseite oder eine
entsprechende Veränderung an beiden Seiten. Dabei sollte eine Schrägstellung von 45°
erreicht werden. Wenn nun bei höchstem Wasserstand ein derartiges Material wie Kohle
in das Schiff geschüttet werden soll, so tritt ein elektrisches Windwerk in
Tätigkeit, welches den dem Lande zugekehrten Teil der Plattform anhebt, während bei
niedrigstem Wasserstande, also 164,25, der wasserseitige Teil durch ein zweites
elektrisches Spill heruntergelassen wird. Bei mittlerem Wasserstande treten beide
elektrische Windwerke in Tätigkeit, um die Kipperplattform der jeweiligen Lage
anzupassen. Bei all diesen Vorgängen sind die toten Lasten der Plattform und des
Lenkers durch Gegengewichte ausgeglichen. In wagerechter Lage wird die Plattform
durch selbsttätige Fangvorrichtungen festgestellt, so daß also die Seile beim
Aufschieben des Wagens entlastet sind. Eine besondere Ausschaltvorrichtung
verhindert die Möglichkeit einer größeren Neigung als 45° der Plattform gegen die
Wasserfläche sowohl beim Heben als auch beim Senken der betreffenden Teile.
Weiter ist noch von Interesse, daß im Gegensatz zu der bisherigen langwierigen
Methode des Heranziehens und Abziehens der Wagen mit Menschenhand hier wieder ein
elektrisches Windwerk vorgesehen ist, wodurch natürlich der ganze Vorgang des
Verschiebens mehr effektiv und in kürzerer Zeit bewirkt wird. Das elektrische Spill
nämlich zieht einen Eisenbahnwagen auf eine Drehscheibe, wo er um 90° gedreht wird.
Darauf zieht das Spill den Wagen auf die Kipperplattform, wo derselbe durch zwei
Fanghaken selbsttätig festgestellt wird, die um die vordere Wagenachse greifen. Dann
wird die Plattform gekippt und der Wagen schüttet seinen Inhalt in einen
trichterartigen Rumpf aus, welcher an der Plattform angebracht ist. Das
trichterartige Ende des Schüttrumpfes wird durch eine elektrisch betätigte Klappe
verschlossen, welche vom Führerstande aus beliebig geöffnet werden kann, je nachdem
man eine größere oder geringere Kohlenmenge in das Schiff schütten will. Sobald
dieser Trichter entleert ist, kippt man die Plattform wieder in die wagerechte Lage
und der leere Wagen wird mittels des Spills über die Drehscheibe in das Abfuhrgleis
geschoben. Der ganze Apparat weist verschiedene völlig neue Teile und Anwendungen
auf, die durch Patente geschützt sind.