Titel: | ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND KOMPRESSOREN. |
Autor: | R. von Stein |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 315 |
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ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND
KOMPRESSOREN.
Von Oberingenieur R. von Stein,
Karolinental.
(Schluß von S. 302 d. Bd.)
von STEIN: Elementare Berechnung der Turbo-Gebläse und
Kompressoren.
Kühlwirkung: Für deren Beurteilung bietet sich uns
folgendes:
Die Skizze (Fig. 23) des oben angezogenen Aufsatzes
gibt uns ein ziemlich sicheres Mittel an die Hand, die Kühlfläche zu berechnen.
Dabei betrachten wir nur jene ringförmigen Wandflächen der Diffuser- und
Rückleiträume, welche mit dem Kühlwasser in unmittelbarer Berührung stehen, und
erhalten so für alle vier Körper zusammen etwa 27 qm. Schlagen wir hierzu noch 10 v.
H. für jene nicht unmittelbar wasserberührten Flächen, welche aber, wie
beispielsweise die Rückleitschaufeln und dergl., jedenfalls zur Vermehrung der
abkühlenden Fläche beitragen, so erhalten wir rd. 30 qm Kühlfläche.
Die durch diese Kühlfläche stündlich zu leitenden Wärmeeinheiten ergeben sich wie
folgt: 430 PSe ergeben bei 74 v. H.
Gesamtwirkungsgrad 318 FS oder 318 × 75 = 23850 mkg/Sek. theoretische Arbeit. Die
dieser Arbeit entsprechenden Wärmeeinheiten sind:
\frac{23850\,\times\,3600}{427}=201000
Kal./Std.
Nun werden in einer Stunde 4000 m3 Luft von rd. 1,2
kg/m3 spez. Gewicht Von 22° Anfangstemperatur
und 72° Endtemperatur gefördert, also ist die von der erwärmten Luft entführte
Wärmemenge:
50° × 4000 m3/Std. × 1,2
kg/m3 × 0,24 Kal./1 kg und 1°
= 57500
Kal./Std.,
es verbleiben also 201000 – 57500 = 143500 Kal./Std., welche
durch das Kühlwasser zu entfernen sind.
Nach Fig. 27 beträgt die mittlere Temperaturdifferenz
zwischen Kühlwasser und Luft 40° und wir erhalten für den
Wärmeübertragungskoeffizienten:
\mu=\frac{143500\mbox{ Kal.}}{30\,\times\,
qm\,\times\,40^{\circ}}=120 Kal./1 qm, 1°, 1 Std.,
was sehr hoch scheint. Da aber dieselbe Rechnung bei
verschiedenen Objekten stets zu ähnlich hohen Werten führte, so muß man annehmen,
daß die gewöhnlich angegebene Formel μ = 2 + 10√v,
wenn v die Geschwindigkeit vorstellt, mit welcher die
Luft an der gekühlten Wandfläche vorbeistreicht, für die bei Turbokompressoren
vorliegenden Verhältnisse zu kleine Werte liefert und etwa durch μ = 2 + 16√v zu ersetzen ist, wenn man als mittlere
Durchschnittsgeschwindigkeit im Diffuser und den Rückleitzellen etwa 55–60 m
annimmt.
Setzen wir die Anfangstemperatur des Kühlwassers 10°, seine Endtemperatur 16°, wie in
Fig. 27 angenommen wurde, so ist Δt = 6° und die benötigte Kühlwassermenge folgt aus
Q=\frac{143500\mbox{ Kal./Std.}}{6^{\circ}}=24000 l/Std. oder
rd. 66 l/Sek., welcher Wert mangels diesbezüglicher Daten leider nicht kontrolliert
werden kann.
Radgröße und Radzahl in den einzelnen
Gruppen:
Textabbildung Bd. 327, S. 315
Fig. 27.
Um die Radbreiten b der letzten Gruppe nicht zu klein zu
erhalten, ist man bei geringeren Luftleistungen und hohem Druck genötigt, die
Raddurchmesser in den aufeinanderfolgenden Gruppen abnehmen und dafür die Anzahl der
Radpaare zunehmen zu lassen, wie es auch bei dem eben behandelten Kompressor der
Fall war, weshalb noch erübrigt, die diesbezügliche Gesetzmäßigkeit kennen zu
lernen:
Nennen wir die Basislänge des Gesamtdiagramms
v0,
die mittlere Länge der Einzeldiagramme: v1, v2, v3
allgem.
v,
die Höhe der Einzeldiagramme: H1, H2, H3
„
H,
die Radzahl der einzelnen Gruppen: n1, n2, n3
„
n,
die mittlere Druckhöhe einer Gruppe: h1, h2, h3
„
h,
so ist: n=\frac{H}{h} und
h=h_0\,.\,\frac{v_0}{v}, unter h0 die Förderhöhe eines Radpaares bei 1 at
abs. Druck verstanden. Daraus folgt:
n=\frac{H\,.\,v}{h_0\,.\,v_0}. Nehmen wir das Flächengesetz
auch für die ganzen Gruppen als gültig an, so erhalten wir wegen H . v = konstant und da h0 und v0 ebenfalls konstant sind, auch n = konstant, d.h. bei gleichem Raddurchmesser erhält jede Gruppe
dieselbe Anzahl von Radpaaren. Da ferner die von einem Radpaar erzeugte
Druckhöhe dem Quadrat der Umfangsgeschwindigkeit, also auch dem Quadrat des
Raddurchmessers proportional ist, so ergibt sich unmittelbar, daß die Radzahl bei
abnehmendem Durchmesser in den aufeinanderfolgenden Gruppen verkehrt proportional
dem Quadrat dieser Durchmesser wachsen muß.
Bei unserem Kompressor war:
Gruppe
Raddurchmesser
Anzahl
I
50
m
7
II
43
„
8
III
40
„
10
IV
37
„
11
Gehen wir von Gruppe IV aus, welche genau dem Flächengesetz entsprach, so erhalten
wir nach obigem Gesetz:
Gruppe
IV
11 Räder,
„
III
11\,\times\,\frac{37^2}{40^2}=8,1 Räder,
„
II
11\,\times\,\frac{37^2}{43^2}=8,1 Räder,
„
I
11\,\times\,\frac{37^2}{50^2}=6,0 Räder.
Hier zeigt sich deutlich, daß in den Gruppen II und IV, welche dem Flächengesetz
genügen, auch die Radzahl obigem Gesetze entspricht, wogegen die Gruppen I und III
solche Abweichungen aufweisen, welche den Abweichungen der zugehörigen Teildiagramme
vom genauen Flächengesetz entsprechen. Es rechtfertigt sich also die früher
aufgestellte Vermutung, daß die Abweichung der
Einteilung des Normaldiagramms vom theoretischen Diagramm großenteils auf eine
Abweichung der wirklichen von der theoretischen (in Stufe III z. B schon wegen
Aufrundung auf eine ganze Zahl) zurückzuführen sein wird.
Was nun die Radbreiten b (be und ba) in den folgenden Gruppen anlangt, so wird selbe
einerseits durch die Abnahme des Luftvolumens verkleinert, andererseits durch
Abnahme des Raddurchmessers vergrößert. Die Verkleinerung durch Abnahme des
Luftvolumens erfolgt linear, die Vergrößerung wegen abnehmenden Durchmessers
hingegen quadratisch, da sowohl der Umfang (also auch die Zellenweite a) als auch wegen geometr. Aehnlichkeit des
Schaufelplanes die relative Geschwindigkeit w (we und wi) dem Durchmesser
proportional abnehmen. Wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll, so muß die
Abnahme des Raddurchmessers derart erfolgen, daß der letztere Einfluß den ersteren
überwiegt. Bestimmen wir in unserem Beispiel die kleinste Radbreite be in der Gruppe
IV:
{b_e}^{IV}={b_e}^{I}\,.\,\frac{{D_I}^2}{{D_{IV}}^2}\,.\,\frac{V^{IV}}{V^I}
oder
{b_e}^{IV}=18\,\times\,\frac{2500}{1369}\,\times\,\frac{27,2}{105}=8,5\mbox{
mm}.
Da der hier vernachlässigte Einfluß der Blechstärke auf eine Vergrößerung von be bei Verkleinerung
der Räder hinwirkt, so mag der wirkliche Wert von beIV 9 bis 10 mm
betragen, was wohl als unterer Grenzwert in Rücksicht auf die Herstellung der
Laufräder anzusehen ist.
Wollte man mit vorliegendem Kompressor höhere Pressungen erzielen (bei
gleichbleibender Luftleistung), so wäre dies nur durch Erhöhung der Drehzahl oder
durch Vermehrung der Radzahl möglich. Beide Wege sind ungangbar, letzterer
besonders, wenn man einen Turbokompressor haben will, der einem
Kolbenkompressor konkurrenzfähig ist, somit werden bei Drücken von 7 at abs. und
mehr Turbokompressoren nur dann am Platze sein, wenn deren Ansaugeleistung 4000 m3/Min. übersteigt.