Titel: | SPANNUNGEN UND FORMVERÄNDERUNGEN AN MANNLOCHAUSSCHNITTEN UNTER DAMPFDOMEN. |
Autor: | Wm. Scholz |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 321 |
Download: | XML |
SPANNUNGEN UND FORMVERÄNDERUNGEN AN
MANNLOCHAUSSCHNITTEN UNTER DAMPFDOMEN.
Von Dipl.-Ing. Dr. Wm. Scholz,
Hamburg.
SCHOLZ: Spannungen und Formveränderungen an Mannlochausschnitten
unter Dampfdomen.
Inhaltsübersicht.
Es werden zunächst die Verhältnisse bezüglich Spannungen,
Formänderungen usw. an einem freien Dampfdom ohne
Berücksichtigung des Einflusses vom Kesselmantel betrachtet. Hierauf wird der
Einfluß der elastischen Formänderungen des Mantelblechs ebenfalls in Betracht
gezogen. Aus den angestellten rechnerischen Ermittlungen werden zum Schluß die
Gesichtspunkte für die zweckmäßigste Verstärkung solcher Oeffnungen abgeleitet.
––––––––––
Da jede Art von Ausschnitten in Kesselmänteln eine mehr oder weniger große Schwächung
des Mantelblechs zur Folge hat, sind alle derartigen Oeffnungen wieder hinreichend
zu verstärken. Da rechnungs- und erfahrungsgemäß bei derartigen Ausschnitten die
größten Spannungen an den Lochkanten in Richtung einer Mantellinie auftreten, ist
hier ohne weiteres der Weg gewiesen, wie die Verstärkungen derartiger Ausschnitte am
zweckdienlichsten auszubilden sind. Wie derartige Verstärkungen an Ausschnitten, die
selbst durch Deckel oder Flanschen geschlossen sind, also für ihren ganzen Bereich
dem inneren Ueberdruck ausgesetzt sind, zweckmäßig ausgebildet werden, soll hier im
Augenblick nicht untersucht werden, mag vielmehr einer späteren Erörterung
überlassen bleiben.
Textabbildung Bd. 327, S. 321
Fig. 1.
Die Notwendigkeit der Verstärkung derartiger Ausschnitte wird jedenfalls allgemein
anerkannt. Anders verhält es sich dagegen mit Oeffnungen mit den an den Kesselmantel
anschließenden Stutzen oder auch mit den Oeffnungen unter
Dampfdomen.
Gerade in bezug auf den letzteren Fall sind die Meinungen der Praxis noch oft
geteilt. Die vielfach herrschende Ansicht, daß Verstärkungsringe an
Mannlochöffnungen im Bereiche von Dampfdomen nutzlos
seien, der Durchmesser derartiger Oeffnungen also ohne Einfluß auf die
Festigkeitsverhältnisse sei, oder daß wohl auch das gesamte Mantelblechmaterial, da
zwecklos, am besten entfernt würde, geben Veranlassung, diese Ansichten auf ihre
Stichhaltigkeit durch Ermittlung der auftretenden Kräfte, Spannungen, Biegemomente
und Formveränderungen zu prüfen.
Betrachtet man den in Fig. 1 schematisch
dargestellten Zylinderkessel mit aufgesetztem Dom, so lassen sich bezüglich der von
dem inneren Ueberdruck p herrührenden Kraftwirkungen
folgende Teile unterscheiden:
1. Die beiden rechts und links neben dem Dampfdom sitzenden, in
ihren Mantelflächen nicht unterbrochenen vollen Kreiszylinder. Die infolge des
konstanten Innendrucks sich äußernden Kraftwirkungen sind:a) Spannungen im Mantelblech, die tangential an den
Kreisumfang gerichtet sind und die für alle Punkte derselben Mantellinie
gleichgroß sind (wenn von den den Kesselboden benachbarten Teilen, die
in ihrer radialen Ausdehnung behindert sind, abgesehen wird).
\left(\sigma_1=\frac{p\,.\,D}{2\,.\,s}\right);b) Spannungen im Mantelblech in der Richtung der
Kesselachse, die, wie bekannt, nur halb so groß sind wie die
unter a)
\left(\sigma_a=\frac{p\,.\,D}{4\,.\,s}\right);c) Vergrößerung des Kesseldurchmessers infolge des inneren Ueberdrucks
von D auf D +
ΔD.
2. Der Dampfdom, der für sich einen zylindrischen Kessel bildet
und für dessen Mantel die gleichen unter 1. entwickelten Kraftwirkungen
auftreten.
3. Ein mittlerer Kreiszylinder von einer Seitenhöhe gleich dem
inneren Domdurchmesser, dessen Mantelfläche dem inneren Ueberdruck p ausgesetzt ist, mit Ausnahme des unter dem Dom
liegenden Teils. In diesem Bereich ist das Mantelblech beiderseits dem gleichen Druck p
ausgesetzt.
Die Bestimmung der Spannung für Punkte der Mantellinien im Bereich des Winkels β erfolgt wie unter 1.; auch hier ist
\sigma_t=\frac{p\,.\,D}{2\,.\,s}.
Textabbildung Bd. 327, S. 322
Fig. 2.
Eine Aenderung erfolgt nur für das Bereich des Winkels a. Durch an den Kesselmantel zu legende Ebenen cd wird von dem Dampfdom ein Zylinderstumpf abgeschnitten, der die
Durchmesserebene für das Bereich des Winkels a
hinsichtlich der aufzunehmenden Druckkräfte zum vollen Durchmesser D ergänzt. Soll es aber zu einem Bruch für diesen Teil
des Kessels in der Ebene a b kommen (Fig. 2), so werden die von dem inneren Ueberdruck
herrührenden Kräfte nicht ohne weiteres in der Ebene a
b selbst angreifen können, sondern vielmehr zunächst, soweit sie von dem im
Bereiche des Winkels a ausgeübten Kräften herrühren, an
dem mit dem Mantelblech verbundenen Domflansch angreifen müssen. Hinzu treten
außerdem noch die Kräfte, die unmittelbar an der Wandung des Zylinderstumpfes
angreifen. Bei der geringen Höhe des Zylinderstumpfes können wir uns die hier zur
Wirkung kommenden Kräfte angenähert im Punkt o (Fig. 2) angreifend denken. Die Resultierende mögen
o R sein. Es kann dann eine Kraftzerlegung
vorgenommen werden dergestalt, daß die eine Komponente o
b' in die Richtung des Domflansches, die andere o
c' senkrecht dazu fällt. Diese kann wiederum zerlegt werden in eine in die
Richtung des Dommantels fallende Kraft o d' die auf
Abbiegen des Flansches wirkt, und in die restliche kleine Kraft o e', die für die weitere Betrachtung vernachlässigt
werden kann.
Die Tangentialkraft o b' wird sich mit den infolge
des inneren Ueberdrucks bereits an dem Domflansch angreifenden Kräften vereinen.
Damit ist die Aufgabe gestellt, Größe der Spannungen und Formveränderungen zu
bestimmen, die durch die an einem Körper von ringförmiger Gestalt angreifenden
Kräfte hervorgerufen werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 322
In Fig. 3
ist der Domflansch und die an ihm angreifenden Kräfte im Grundriß dargestellt. Nach
den vorangegangenen Ausführungen ist die Größe der an dem Ring angreifenden, in der
Durchmesserebene E F zur Wirkung kommenden Kräfte, die
wir uns in der Resultierenden P vereinigt denken
können,
P=\frac{D\,.\,p\,.\,C\,D}{2}.
Infolge der Symmetrie des Kreisringes genügt es, die
auftretenden Spannungen und Formveränderungen für einen Quadranten zu bestimmen. Im
vorliegenden Fall sei in der Fig. 3 der linke untere
gewählt. Wird der Quadrant aus dem vollen Ring für die Betrachtung herausgetrennt,
so müssen an den Schnittflächen äußere Kräfte angebracht werden, damit das
Gleichgewicht gewahrt bleibt.
In der wagerechten Schnittfläche E C ergibt sich damit
eine durch den Schwerpunkt der Fläche gehende und in ihr senkrecht stehende
Resultierende von der Größe \frac{P}{2} und ein resultierendes
Kräftepaar. Dieses vorläufig unbekannte Moment der Spannungen im Querschnitt E C heiße M0.
Für einen beliebigen Querschnitt O A im Abstand φ
von der Wagerechten
hat man dann unter Berücksichtigung der links vom Querschnitt O A am Quadranten wirkenden äußeren Kräfte ein
Biegemoment von der Größe
M=M_0-\frac{P}{2}\,(r-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
während die Normalkraft im Querschnitt O A den Wert
N=\frac{P}{2}\,.\,\mbox{cos}\,\varphi
annimmt. Wenden wir uns nun zunächst der Bestimmung des
Biegemomentes M0 zu.
Welche Formveränderung der Ring auch immer annehmen mag, Bedingung bleibt (solange
kein Bruch eintritt), daß die beiden Schnittflächen des Quadranten immer senkrecht
zueinander bleiben müssen. Die Bedingungsgleichung zur Bestimmung des Momentes M0 lautet daher
\int\limits_0^{\pi/2}\,\Delta\,d\,\varphi=0;
darin ist zu setzen
\Delta\,d\,\varphi=\frac{M\,.\,ds}{E\,.\,J}=\frac{(M_0-P/2\,.\,r+P/2\,r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\,r\,.\,d\,\varphi}{E\,.\,J}
Da E, J und r als konstante Faktoren für die Integration gestrichen
werden können, ergibt sich
O=\int\limits_0^{\pi/2}}\,(M_0-P/2\,.\,r+P/2\,.\,r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\,d\,\varphi
O=M_0\,.\,\frac{\pi}{2}-\frac{P\,.\,r\,.\,\pi}{4}+\frac{P\,r}{2}
M_0=P\,.\,r\,.\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}=0,182\,.\,P\,r.
Das Biegemoment im Querschnitt E
C ist damit positiv, ruft also eine Minderung der Krümmung hervor.
Da das zweite Glied des Ausdrucks für das Biegemoment eines beliebigen Querschnitts
für jeden Winkel φ > 0 positiv ist, so ist M0 zugleich das größte
positive Biegemoment, während sich für den Querschnitt C
H (Fig.
3), d.h. für φ = 90° das größte negative
Moment ergibt; und zwar ist dieses
M\,\frac{\pi}{2}=P\,.\,r\,.\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P}{2}\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
für \varphi=\frac{\pi}{2} wird
M_{\pi/2}=-\frac{P\,.\,r}{\pi}=-0,318\,.\,P\,r.
Streng genommen werden diese Biegemomente in der errechneten
Größe nur in einem völlig ebenen Ring auftreten. Da aber, namentlich bei größeren
Kesseldurchmessern, die Abweichung von der Horizontalebene nicht allzu beträchtlich
ist, und durch das darunterliegende Mantelblech dem Domflansch nicht die Möglichkeit
gegeben ist, sich zu einem ebenen Gebilde zu recken, werden die für die Querschnitte
E C und G H
ermittelten Biegemomente mit großer Annäherung auftreten müssen.
Für die Ermittlung der Größe der Spannungen kann angenommen werden, daß die den
Mantel mit dem Domflansch bezw. dem Verstärkungsring verbindende Nietung hinreichend
ist, um eine annähernd gleichmäßige Kraftübertragung herbeizuführen.
Für die zahlenmäßige Durchführung des Rechnungsganges sei der in Fig. 4 dargestellte
Dampfdom des Oberkessels eines Wasserrohrkessels zugrunde gelegt. Als größte in der
Ebene E C der Fig. 3 auftretende
Biegespannung ergibt sich dann
\sigma_{EC}=\frac{0,182\,.\,P\,.\,r\,.\,6}{b\,.\,h^2}
Hierin ist
P=\frac{150^{\mbox{cm}}\,.\,16^{\mbox{at}}\,.\,80^{\mbox{cm}}}{2}=96000
kg/qcmDie nach Fig. 2 in Abzug zu bringende Komponente o d' ist wegen ihrer Kleinheit vernachlässigt
worden.
r = 47,8 cm
b=\,\sim\,1,9+\frac{(1,8\,.\,2,3+12\,.\,1,6)}{32}=3,8\mbox{
cm.}
reduziert auf gleiche Höhe
h = 32 cm.
\sigma_{EC}=\frac{0,182\,.\,96000\,.\,47,8\,.\,6}{3,8\,.\,32^2}=12,87\mbox{
kg/qmm.}
Und die in der Ebene G H
auftretende Biegespannung ergibt sich zu:
\sigma_{GH}=-\frac{P\,.\,r\,.\,6}{.\,b\,.\,h^2}
Hierin ist:
P = 96000 kg, r = 47,8 cm
b = 3,8 cm, h = 32 cm,
\sigma_{GH}=-\frac{96000\,.\,47,8\,.\,6}{.\,3,8\,.\,32^2}
σGH =
– 22,6 kg/qcm.
Es bleibt nun noch übrig, die infolge des inneren Drucks auftretenden
Längenänderungen der senkrecht zueinanderstehenden Durchmesser des Domes C B und G J zu
bestimmen.
Zunächst soll die infolge des positiven Biegemoments M0 auftretende Verkürzung des Durchmessers
C B ermittelt werden. Allgemein ist die durch
Biegemomente hervorgerufene elastische Veränderung der Spannweite eines
Bogenträgers:
\Delta\,d=\int\,\frac{M\,.\,z}{E\,.\,J}\,.\,d\,s.
Hierin ist unter Berücksichtigung von Fig. 3 zu setzen
M=M_0-\frac{P}{2}\,.\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
wo
M_0=\frac{\pi-2}{2}\,.\,P\,.\,r
z = r . sin φ
E = 2200000
J=\frac{b\,.\,h^3}{12}=\frac{3,8\,.\,32^3}{12}.
Es ergibt sich somit
\Delta\,d=\int\limits_0^{\pi/2}\,\left(P\,.\,r\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P}{2}\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\right)\,r\,.\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,ds
Wird das Integral aufgelöst und gleichzeitig für d s der Wert r . d φ
gesetzt, so geht die Gleichung über in
\Delta\,d=\frac{1}{E\,.\,J}\,\left(\int\limits_0^{\pi/2}\,P\,r^3\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,d\,\varphi-\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,r^3}{2}\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,d\,\varphi+\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,r^3}{2}\,\mbox{sin}\,\varphi\,\mbox{cos}\,\varphi\,d\,\varphi\right)
\Delta\,d=\frac{1}{E\,.\,J}\,\left(P\,.\,r^3\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P\,.\,r^3}{2}+\frac{P\,.\,r^3}{2}\,\frac{1}{2}\,\left[\frac{\mbox{sin}^2\,\varphi}{2}\right]_0^{\pi/2}\right)
\Delta\,d=\frac{P\,.\,r^3}{E\,.\,J}\,\left(\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{1}{4}\right)
\Delta\,d=-\frac{0,8195\,P\,.\,r^3}{E\,.\,b\,.\,h^3}
In ganz analoger Weise ergibt sich für den anderen Durchmesser
C J, wenn in die Gleichung für Δ d entsprechende Werte, und zwar
M=\frac{P\,.\,r}{\pi}
z = r . cos φ
und
d s = r . d φ
eingesetzt werden,
\Delta\,d\,l=\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,.\,r}{\pi}\,.\,\frac{r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi}{E\,.\,J}\,r\,.\,d\,\varphi
\Delta\,d\,l=\frac{P\,.\,r^3}{\pi\,.\,E\,.\,J}\,\int\limits_0^{\pi/2}\,\mbox{cos}\,\varphi\,.\,d\,\varphi=\frac{P\,.\,r^3}{\pi\,.\,E\,.\,J}\,\left[\mbox{sin}\,x\right]_0^{\pi/2}
\Delta\,d\,l=\frac{3,82\,.\,P\,.\,r^3}{E\,.\,b\,.\,h^2}
Diese Betrachtung einschließlich des durchgeführten Zahlenbeispiels gilt zunächst nur
für den in Fig.
3 dargestellten freien Dom mit dem darunterliegenden Mantelblech und
Verstärkungsring. In Wirklichkeit ist dieses Gebilde aber fest mit dem übrigen
Kesselmantel verbunden, so daß die in den beiden Durchmesserebenen E F und J H
errechneten Längenänderungen in ihrem tatsächlichen Auftreten beeinflußt werden müssen durch die infolge des inneren Kesseldrucks auftretenden
elastischen Formveränderungen des Mantelblechs in jenen beiden Ebenen. Die
elastische Formveränderung in der Ebene J G, die eine
Vergrößerung des Kesseldurchmessers zur Folge hat, ist also mit der oben errechneten
Längenänderung Δ d l
gleichgerichtet, während die Dehnungen in der Ebene E F einander entgegenwirken.
Die zahlenmäßige Bestimmung dieser elastischen Dehnungen unter Zugrundelegung der
Materialstärken der Fig. 4 liefert für den
Domdurchmesser J G (als Sehne des Oberkessels
betrachtet) den Wert + 0,72 mm, für den Durchmesser C B
(als Mantellinie des Oberkessels) den Wert + 0,115 mm. Da dieser letztere Wert und
Δ d entgegengesetzte Vorzeichen haben, wird die
resultierende Längenänderung in der Ebene E F praktisch
zu vernachlässigen sein, während in der Ebene J H eine
meßbare Längenzunahme des Domdurchmessers auftreten muß. Weitergehende Schlüsse aus
den rechnungsmäßig ermittelten Spannungen und Formveränderungen hinsichtlich der
Festigkeit der Konstruktion ziehen zu wollen, verbietet sich, solange innerhalb der
Wissenschaft die Meinungen über die Abhängigkeit der Bruchgefahr von dem
Spannungszustand selbst noch geteilt sind.
Zweck der vorliegenden Untersuchung war es, die Tendenz der an Mannlochausschnitten
unter Dampfdomen auftretenden Spannungen und Formveränderungen nach Richtung und in
ihrer relativen Größe zueinander festzustellen und die sich hieraus ergebenden
Gesichtspunkte für die zweckmäßigste Verstärkung derartiger Oeffnungen zu
erörtern.
Betrachten wir die im Zähler und Nenner der beiden Formeln Δ d und Δ d1 stehenden Faktoren, so sehen wir, daß der Radius
der Kreisbogenlinie, an dem die Kräfte zur Wirkung kommen und die Breite des
kraftaufnahmefähigen Bogenträgers beide mit der dritten Potenz in der Formel
vorkommen.
Daraus ergeben sich die beiden Konstruktionsbedingungen: a) möglichst kleiner Domdurchmesser; b) für gegebenen Domdurchmesser
möglichste Beschränkung des Mannlochausschnittes, um Platz für die Anordnung des
Verstärkungsringes innerhalb des Dombereiches zu gewinnen.
Die zahlenmäßige Durchführung der Rechnung für obiges Beispiel liefert bei
Berücksichtigung, daß die Formelwerte Δ d und Δ d1, da die
Integration nur für einen Quadranten durchgeführt worden ist, zunächst nur die
halben Längenänderungen der Durchmesser darstellen, folgende Werte:
2\,.\,\Delta\,d=-\frac{2\,.\,0,815\,.\,96000\,.\,47,8^3}{2200000\,.\,3,8\,.\,32^3}=-0,628\mbox{
mm}
2\,.\,\Delta\,d_1=\frac{2\,.\,3,82\,.\,96000\,.\,47,8^3}{2200000\,.\,3,8\,.\,32^3}=2,94\mbox{
mm,}
d.h. die im Bereiche des Mannlochausschnittes unter dem Dom
auftretenden Biegemomente werden bei dem angenommenen Betriebsdruck von 16 at für
den in der Längsachse des Kessels liegenden Durchmesser eine Verkürzung um 0,628 mm,
für den dazu senkrechten Durchmesser eine Verlängerung von 2,94 mm hervorrufen.
Die für den in Fig. 4 dargestellten Dom ohne Verstärkungsring
in gleicher Weise wie zuvor durchgeführte Rechnung liefert für die Spannung im
Querschnitt E C (Fig. 3) den Wert
σEC =
23,2 kg/qmm,
d.h. die Beanspruchung des Materials erreicht hier bereits die
Elastizitätsgrenze, wenn ein Mantelblechmaterial von etwa 45 kg/qmm Festigkeit
vorausgesetzt wird.
In dem Querschnitt G H wird die wirkliche
Materialfestigkeit nahezu ganz in Anspruch genommen.
Da andererseits die durch Kraft P in dem Querschnitt E C hervorgerufene Normalspannung noch nicht ein
Drittel der durch das Biegemoment verursachten Spannung beträgt, so kann auf Grund
der vorangegangenen Untersuchung zusammenfassend und allgemein ausgesprochen werden,
daß die Untersuchung der im Bereich von Mannlochausschnitten
unter Dampfdomen infolge des inneren Ueberdrucks auftretenden Spannungen und Formveränderungen sich beschränken kann auf die
durch die Biegemomente hervorgerufenen Wirkungen, wie sie in den
Gleichungen für σEC,
σGH, Δ d und Δ d1 aufgestellt worden sind.
Diesen Werten gegenüber sind die durch die Normalkraft N
hervorgerufenen Wirkungen, sowie die infolge der Veränderungen der senkrecht
zueinander stehenden Domdurchmesser eintretenden sehr geringfügigen Lagenänderungen
der innerhalb des Doms liegenden Mantelblechteile ohne Belang.
Die Untersuchung zeigt ferner, daß die wirksame Aufnahme
dieser von den Biegemomenten herrührenden Spannungen – wenigstens bei höheren Betriebsdrucken – nicht alle in von dem Domflansch und dem darunter
liegenden Mantelblech aufgenommen werden kann, sondern
daß hierfür die Anordnung besonderer Verstärkungen
notwendig wird, die entsprechend der Richtung der auftretenden Biegemomente
innnerhalb des Doms in möglichster Entfernung von der neutralen Achse
anzuordnen sind.
Damit ergibt sich gleichzeitig die
Forderung möglichster Beschränkung der Mannlochöffnung im Dom, zu der, wie
die Formeln zeigen und auch nach dem Gefühl ohne weiteres zu schließen ist, die
weitere Forderung einer so weit als möglichen Begrenzung
des Domdurchmessers zu treten hat.