Titel: | DIE VERWENDUNG DER DAMPFTURBINEN BEI HAUPTSCHACHT-FÖRDERANLAGEN. |
Autor: | Ernst Blau |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 385 |
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DIE VERWENDUNG DER DAMPFTURBINEN BEI
HAUPTSCHACHT-FÖRDERANLAGEN.
Von Ing. Ernst Blau, Lehrer an der k.
k. Staatsgewerbeschule in Bielitz.
BLAU: Die Verwendung der Dampfturbinen bei
Hauptschacht-Förderanlagen.
Inhaltsübersicht.
Um elektrisch betriebene Hauptschacht-Förderanlagen gegenüber den
in jüngster Zeit vervollkommneten Anlagen mit Dampffördermaschinen wettbewerbsfähig
zu erhalten, ist angestrebt worden, ihre Anschaffungs- und Betriebskosten zu
vermindern. Unter den neueren Systemen, die letzteren Bedingungen entsprechen, hat
sich das von der Brown, Boveri & Co. A.-G. in
Mannheim ausgeführte und durch die Verwendung von Dampfturbinen gekennzeichnete
praktisch als erfolgreich erwiesen, wie in nachstehendem näher ausgeführt werden
soll.
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Die seit dem Jahre 1903 gebauten hochentwickelten und vielfach erprobten Ilgner-Förderanlagen sowie die ihnen ähnlichen neueren
Förderanlagen mit in Leonard-Schaltung angetriebenen
Gleichstrommotoren und mit Energiespeichern, die Belastungsschwankungen von der
Kraftstation fernzuhalten haben, erfordern nicht nur hohe Anlagekosten, sondern
arbeiten auch einerseits infolge der mehrfachen Energieumsetzung in den
Zwischenmaschinen und andererseits bei stark sich ändernden Leistungen nicht sehr
ökonomisch.
Die neuesten Bestrebungen sind nun dahin gerichtet, die beiden angeführten Nachteile
zu beseitigen und hierdurch den Bau der elektrisch betriebenen
Hauptschacht-Förderanlagen auf eine höhere Entwicklungsstufe zu bringen.
Textabbildung Bd. 327, S. 385
Fig. 1. Aeltere Ausführung eines selbsttätigen Umlaufventils für
Dampfturbinen, System Brown-Boveri-Parsons.
Erfolge wurden in dieser Richtung von der Brown, Boveri &
Co. A.-G. in Mannheim durch Heranziehung der Dampfturbinen zum
Förderbetriebe erreicht, wie im nachstehenden näher ausgeführt werden soll.
Die Eignung der Dampfturbinen als Antriebmaschine ist insofern eine
ausgezeichnete, als sie infolge der in jüngster Zeit erfahrenen Verbesserungen den
an sie gestellten Ansprüchen vollauf zu genügen imstande sind. Vor allem ermöglichen
sie einfache, billige, betriebsichere und wirtschaftlich arbeitende Anlagen, sind
vorzüglich regulierbar und können, falls sie mit einem besonderen selbsttätigen
Umlaufventil versehen sind, in die Lage gesetzt werden, die den Belastungsspitzen
entsprechenden größeren Leistungen abzugeben.
Dieses Ventil d (Fig. 1)
tritt unabhängig vom Regulator in Tätigkeit, wenn die Dampfturbine an der Grenze
ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist. Bis dahin herrscht zwischen den Räumen g und i eine
Druckdifferenz, die Drosselung des Dampfes findet durch das Hauptventil statt und
das Umlaufventil d bleibt geschlossen, da durch den
Verbindungskanal die Dampfspannungen in dem Raum i und
in denjenigen über dem Umlaufventil d die gleichen
sind. Werden in den Räumen g und i die Drücke gleich, so überwiegt die Kraft der Feder
f und Dampf strömt durch den Kanal in die zweite
Expansionsstufe der Turbine. Es bieten sich dem Arbeitsmittel nun größere
Schaufelquerschnitte dar, wodurch die Leistung der Maschine gesteigert wird. Das
Umlaufventil öffnet sich auch, wenn der Dampfdruck der Kesselanlage unter den
normalen sinkt. Die Wirksamkeit des Ventils ist eine äußerst präzise, weil sie, wie
oben erwähnt, nicht von den Tourenschwankungen der Turbine abhängig ist. Durch Einstellen der Feder
kann sie beliebig verändert werden.
Fig. 2 stellt die jüngere Ausführung eines
Ueberlastungsventils dar, das die veränderliche Leistung bei einer neueren
kombinierten Dampfturbine (Fig. 3), in der der
ältere lange Hochdruckteil durch ein Geschwindigkeitsrad ersetzt ist, durch Zu- und
Abschalten. von Düsen, somit durch Füllungsregulierung hervorbringt.
Textabbildung Bd. 327, S. 386
Fig. 2. Neuere Ausführung eines selbsttätigen Ueberlastungsventils für
kombinierte Dampfturbinen, System Brown-Boveri-Parsons.
In Fig. 4 ist der Schnitt durch eine mit
Dampfananzapfung versehene Turbine wiedergegeben. Solche Turbinen werden dort
verwendet, wo sie neben der Erzeugung von elektrischer Energie noch Dampf für
Heizzwecke abgeben müssen, z.B. in Kaliwerken, die eine Fabrik besitzen, da der
absolut ölfreie Abdampf der Turbine mit großem ökonomischen Vorteil zum Heizen von
Sudpfannen herangezogen werden kann. Der Frischdampf tritt bei A ein und expandiert durch den Hochdruckteil der
Turbine in den Raum B. Durch das Rohr C wird ein Teil dieses Dampfes den Heizapparaten
zugeführt. Es wird meistens verlangt, daß der Druck des Heizdampfes konstant ist,
was in den größten Belastungsgrenzen durch das Ventil D
erreicht wird. Letzteres besitzt einen Kolben, der auf einer Seite konstantem
Kesseldruck, auf der andern Seite dem Druck der Anzapfstelle ausgesetzt ist.
Sobald letzterer Druck steigen will, läßt das Ventil den Dampf durch den Kanal E in den Niederdruckteil der Turbine strömen.
Die erste Hauptschacht-Förderanlage mit Antrieb durch eine Dampfturbine wurde auf dem
Mauveschacht der Heinitzgrube in Beuthen O.-S. im September 1908 in Betrieb gesetzt.
Zunächst ist dieselbe für eine stündliche Förderleistung von 145 t Kohle bei einer
Nutzlast von 3600 kg für den Förderzug aus einer Teufe von 540 m bemessen. Später
soll die doppelte Nutzlast aus einer Teufe von 770 m gefördert werden.
Fig. 5 zeigt das Schaltungsschema der Anlage, in dem
die gestrichelten Linien die der späteren Vergrößerung entsprechenden Maschinen,
Apparate und Leitungen bedeuten. Fig. 6 stellt das
Förderturboaggregat des etwa 100 m vom Schacht entfernt liegenden Kraftwerkes
dar.
Mit der Dampfturbine, die ein selbsttätiges Ueberlastungsventil älterer Bauart
besitzt und die 1500 Uml./Min. macht, sind, wie Fig.
5 erkennen läßt, eine Anlaßdynamo 1, die den
Fördermotor 4 mit Strom versorgt, eine Drehstromdynamo
2, die die Energie für die allgemeinen Betriebe der
Zeche liefert und eine Gleichstrom-Erregerdynamo 3
gekuppelt.
Textabbildung Bd. 327, S. 386
Fig. 3. Neuere kombinierte Dampfturbine, System Brown-Boveri-Parsons.
Die Anlaßdynamo ist eine Gleichstrommaschine und entwickelt eine Leistung von 475 KW
während der Beharrungsperiode und 1250 KW zu Ende der Beschleunigungsperiode. Diese
Maschine, wohl der interessanteste Teil der Anlage, ist mit Dérischer Querfeldwicklung ausgeführt. Durch dieselbe wird erzielt, daß
der Hauptstrom nicht nur die Wicklung der Hilfspole, sondern auch eine in die Nuten
der Hauptpole eingebaute Kompensationswicklung durchfließt. Die Hilfspolwicklung hat
den Zweck, das Kommutationsfeld zu erzeugen, während die Kompensationswicklung die
von dem Anker herrührende Verzerrung des Hauptfeldes aufheben soll. Das
Kompensationsfeld steht senkrecht zum Hauptfeld, fällt also mit dem Ankerfeld
zusammen, wirkt ihm aber entgegen. Die Kommutation ist bei allen Belastungen und bei allen
Spannungen von 0 bis ± 500 Volt eine praktisch vollkommen funkenfreie, ohne daß eine
Bürstenverstellung notwendig ist. Der Kommutator ist mit Kohlebürsten besetzt.
Textabbildung Bd. 327, S. 387
Fig. 4. Dampfturbine mit Dampfanzapfung, System Brown-Boveri-Parsons.
An der Förderanlage ist auch der Fördermotor bemerkenswert. Seine Umlaufzahl beträgt
nur 24 i. d. Min. Er dürfte wohl einer der größten jemals ausgeführten
Gleichstrommotoren sein.
Der Generator für die allgemeinen Betriebe der Zeche ist ein
Dreiphasen-Wechselstromgenerator und ist für eine normale Leistung von 1000 KW,
entsprechend 1230 KVA bei cos ϕ = 0,8 gebaut. Er
erzeugt bei 1500 Uml./Min. Strom von 3150 Volt und 50 Per./Sek.
Die Erregermaschine ist fliegend angeordnet und derart dimensioniert, daß sie die
Erregerenergie für den Drehstromgenerator, für die Anlaßdynamo, für den Fördermotor
und eine weiter unten beschriebene Hilfserregung liefern kann.
Die elektrische Verbindung der Anlaßdynamo mit dem Fördermotor erfolgt in der der Brown, Boveri & Co. A.-G. patentierten Leonard-Schaltung zweiten Grades.
Bekanntlich ist bei der einfachen Leonard-Schaltung die
Fördergeschwindigkeit in den feinsten Abstufungen durch die Stellung des
Steuerhebels bedingt, voraus gesetzt, daß immer die gleiche Nutzlast gefördert wird.
Bei geringerer Nutzlast, besonders beim Einhängen von Lasten, wird aber infolge des
Spannungsabfalls in den Maschinen und Leitungen die Geschwindigkeit eine bedeutend
kleinere. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, ist eine besondere Umformergruppe für
die Erregung der Förderdynamo vorgesehen. Das Feld der letzteren wird nicht direkt
durch einen Regulierwiderstand verändert, sondern erhält variable Spannung durch die
im Nebenschluß regulierte Hilfserregerdynamo 12
(Fig. 5). Diese mit konstanter Tourenzahl vom
Gleichstrommotor 13 angetriebene Maschine besitzt zwei
Feldwicklungen, deren eine von dem Ankerstrom des Fördermotors erregt wird, während
die andere mit Hilfe eines Regulierwiderstandes eine von 0 bis zu einem maximalen
Wert ansteigende Stromstärke erhält. Die Ankerklemmen dieser Hilfsmaschine sind
direkt an die Erregerklemmen der Anlaßdynamos geschlossen. Die Anordnung stellt
somit gleichsam eine Leonard-Schaltung im Quadrat
vor.
Textabbildung Bd. 327, S. 387
Fig. 5. Schaltungsschema der Hauptschacht-Förderanlage am Mauveschacht.
Steigt die Stromstärke im Ankerstromkreis der Förderdynamo, so steigt auch diejenige
der Hilfserregerdynamo und dadurch auch die der Anlaßmaschine, wodurch die Tendenz
des Fördermotors, langsamer zu laufen, aufgehoben wird. Wechselt beim Einhängen von Lasten die
Stromrichtung im Ankerkreis, so sinkt die Spannung der Hilfserregermaschine und
damit auch die der Anlaßdynamo. Durch die geeignete Einstellung dieser Zusatzwirkung
kann somit eine vollkommene Unabhängigkeit der Fördergeschwindigkeit von der
Belastung erzielt werden. An der Maschine des Mauveschachtes wird die Erregung nicht
nur auf die oben besprochene Art besorgt, sondern ist auch direkt von der
Haupterregermaschine aus möglich.
Textabbildung Bd. 327, S. 388
Fig. 6. Förder-Turbo-Aggregat am Mauveschacht.
Der im Schaltungsschema mit 5 bezeichnete Steuerapparat
ist, wie aus der Figur der Fördermaschine (Fig. 7)
ersichtlich ist, in einem langgestreckten Kasten untergebracht. Er enthält den
Widerstand zur Regulierung des Feldes der Anlaßdynamo. Vor dem Steuerapparat
befindet sich ein Schaltständer mit Handrad, das den Notschalter der Erregung
auszuschalten gestattet. Dieser Notschalter 6 (Fig. 5) kann auch durch den Teufenzeiger ausgelöst
werden, ferner elektrisch durch einen in den Ankerstromkreis zwischen Fördermotor
und Anlaßdynamo eingestellte Ueberstromspule, die bei außergewöhnlichen Belastungen
funktioniert, durch eine Minimalspannungsspule, wenn die Erregerspannung ausbleibt,
und durch eine Erregerüberspannungsspule, wenn die Erregerspannung die normale um 15
v. H. überschreitet. Im Schaltungsschema stellen 10 ein
Amperemeter, 11 ein Voltmeter für die Erregung und 9 ein Manometer für den Luftdruck der Bremsanlage dar.
Diese Instrumente sind auf einer vor dem Führerstand befindlichen Säule montiert.
Auf der letzteren sind noch Schalter 8 und ein
Zusatzwiderstand 7 zum Einschalten von Widerständen für
halbe Geschwindigkeit, d. i. 5 m/Sek., und Revisionsfahrt angebracht. Endlich
bedeuten 14 den Umschalter zwecks Fahrt mit und ohne
Compoundierung und 15 den Ersatzwiderstand bei Fahrt
mit Compoundierung.
Textabbildung Bd. 327, S. 388
Fig. 7. Fördermaschine am Mauveschacht.
Die von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und
Hütten-A.-G., Abt. Friedrich-Wilhelms-Hütte, ausgeführte Fördermaschine besitzt
eine Treibscheibe von 8 m ∅, die 36000 kg wiegt und ein Schwungmoment von 1210000
kqm2 hat. Der Belag dieser Treibscheibe ist
aus Ulmenholz hergesiellt, in das Rillen für das Seil von 52 mm ∅ eingedreht sind.
Bei der späteren Förderung der doppelten Nutzlast aus 770 m Teufe wird die
Seilstärke 65 mm betragen. Zu beiden Seiten der Treibscheibe greifen je zwei
Bremsbacken der Manövrier- und Sicherheitsbremse ein. Die Betätigung der ersten
Bremse erfolgt durch einen Hebel von einem besonderen Bremsbock aus. Die Bewegung
des Bremshebels ist von denjenigen des Steuerhebels völlig unabhängig. Es muß sich
ersterer in der Nullage befinden, ehe letzterer ausgelegt werden kann. Der
Teufenzeiger mit Retardierapparat verhindert ein zu schnelles Anfahren und legt den
Steuerhebel zu Ende des Zuges so weit zurück, daß die Schale mit nur geringer
Geschwindigkeit in die Hängebank einfährt. Beim Ueberfahren der letzteren wird die
Sicherheitsbremse durch Oeffnen eines Schiebers am Hubzylinder, der das Fallgewicht in der
Schwebe hält, ausgelöst. Die bereits verzögerte Maschine wird sofort stillgelegt.
Auch der Notschalter wird wirksam, wodurch Motor und Dynamo stromlos werden. Die
Druckluft von 6 at Spannung wird von einem Kompressor mit Differentialkolben
geliefert. Zu dessen Antrieb sind 8 PS nötig. Die Luft wird in einen
schmiedeeisernen Behälter gedrückt und von dort den einzelnen Verbrauchsstellen
zugeführt. Bei Erreichen der höchstzulässigen Spannung bewirkt eine selbsttätige
Vorrichtung, daß der Kompressor leer weiterläuft.
Textabbildung Bd. 327, S. 389
Fig. 8. Förder-Turbo-Aggregat der Gewerkschaft Rastenberg.
Hinzugefügt sei noch, daß beim ersten Ausbau mit jeder zweietagigen und 8360 kg
wiegenden Förderschale sechs Wagen, deren Gewicht je 600 kg beträgt, gefordert
werden, während später mit jeder der vieretagigen und 11000 kg wiegenden Schalen
zwölf solche Wagen zu heben sein werden.
Von großem Interesse sind die Ergebnisse der Abnahmeversuche an der besprochenen
Fördermaschine, die im Mai 1910 vom Oberschlesischen
Ueberwachungsverein durchgeführt wurden und beweisen, daß ein gleich
günstiger Dampfverbrauch bisher noch mit keiner Dampffördermaschine erreicht worden
ist.
Die Dampfturbine von 1500 KW Dauerleistung betreibt die Drehstromdynamo mit 1000 KW
Grundbelastung und den Fördermotor mit 500 KW. Dabei ist der Dampfverbrauch mit 8
kg/KW-Std. ermittelt worden. Ferner ergaben sich bei verschieden abgestuften
Grundbelastungen des Drehstromgenerators und bei gleichzeitiger FörderungAus dem 5. Jahresbericht des Oberschlesischen
Ueberwachungs Vereins 1910/11. bei einer
Drehstromgrundbelastung von
1015
767
562
KW
Fördermenge von
133
120
133
t/Std.
Zugzahl in der Std.
35,7
33
36,3
1. Die mittl. stündl. Förder- leistung mit
266,3
240,3
265,4
PS
2. Der Dampfverbrauch mit
10140
8215
7185
kg/Std.
Es wurden beim ersten Versuch in 35,7 Zügen/Std. 133000 kg auf 540 m gefördert
und bei einer gleichzeitigen Drehstromlast von 1015 KW 10140 kg Dampf verbraucht.
Dies entspricht einer mittleren Leistung von
\frac{133000\,.\,540}{75\,.\,3600}\,\sim\,266\mbox{
Schacht-PS}.
Für den Betrieb des Drehstromgenerators waren 8 × 1015 = 8120 kg/Std. Dampf nötig.
Somit verbleibt für die reine Förderung 10140 – 8120 = 2020 kg/Std. Dampf, woraus
sich für die mittlere Schacht-PS/Std. etwa 7,6 kg rechnet.
Der Wirkungsgrad der Förderung, nämlich das Verhältnis aus dem nutzbaren Schacht-PS
und der an den Klemmen des Motors gemessenen Leistung ist
\frac{266\,.\,1,36}{470}\,\sim\,0,77, d.h. 77 v. H. somit ein
außerordentlich günstiger, da in anderen Fällen nur ein solcher von 50 bis 60 v. H.
festgestellt werden konnte.
Bei den Versuchen zeigte sich außerdem, daß die mittlere Gleichstrombelastung bei der
Förderung etwa 250 KW betrug. Daraus ist die Lehre gezogen worden, in Zukunft eher
die Drehstromdynamo für eine größere Dauerleistung einzurichten, wodurch die
Dampfturbine auch besser ausgenutzt wird.
Textabbildung Bd. 327, S. 389
Fig. 9. Förder-Turbo-Aggregate für die Bergwerks-Ges. La Mourière
(Westfrankreich).
Bei der Würdigung dieser glänzenden Resultate ist noch zu bedenken, daß die Förderung
nur mit 77 v. H. ihrer maximalen Leistung ausgenutzt war und daß die im Jahre 1906
in Auftrag gegebene Anlage unter Zugrundelegung heutiger Ausführungsmöglichkeiten
bei einem Admissionsdruck von 12 at, einer Dampftemperatur von 300° und einem bei
einer Kühlwassertemperatur von 15°
erreichbaren Vakuum von 94 v. H. einen noch günstigeren Dampfverbrauch ergeben
könnte.
Entgegengehalten wird den Vorteilen des eben dargelegten neueren Fördersystems, daß
die Vorrichtung der Kraftstation samt der Kesselanlage in der Nähe des Schachtes
nötig ist, da sich der für den Fördermotor erforderliche Gleichstrom rationell nur
auf kleinere Entfernungen übertragen läßt. Dies ist wohl zuweilen aber nicht immer
ein Nachteil. Auf einem Kohlenbergwerk ist es beispielsweise in Rücksicht darauf,
daß immer genügende Mengen von minderwertiger und nicht versandfähiger Abfallkohle
vorhanden sind, bei noch so billigem Strombezug vom betriebstechnischen Standpunkt
aus wünschenswert, die Förderanlage und die Wasserhaltung, eventl. noch andere
Verbraucher, von einer eigenen Primärstation aus mit Energie zu versorgen.
Die Förderanlage für die Gewerkschaft Rastenberg, Kaliwerk in Rastenberg, Thüringen,
ist nach dem gleichen System wie diejenige am Mauveschacht zur Ausführung gekommen.
Die Leistung der Fördermaschine ist für eine Nutzlast von 3000 kg aus 672 m Teufe
bemessen. Die maximale Fördergeschwindigkeit beträgt 10 m/Sek. Das Turboaggregat
(Fig. 8) unterscheidet sich aber von dem in Fig. 6 wiedergegebenen dadurch, daß an ihm eine
kombinierte Dampfturbine zur Verwendung gelangt ist. Sie besitzt bei 3000
Uml/Min. 1450 PS und ist mit einer Anzapfung zur Entnahme von etwa 4500 kg Dampf von
2,3 at abs. versehen. Der auf 300° C überhitzte Dampf hat eine Eintrittspannung von
12,5 at abs. Die Anlaßdynamo entwickelt eine Leistung von 360 KW und ihre
Ankerspannung ändert sich von 0 bis ± 650 Volt. Der Drehstromgenerator ist für 500
KW bei cos ϕ = 0,8 entworfen, darf aber während der
Förderung mit voller Geschwindigkeit nur mit 350 KW belastet werden. Die Spannung
des Drehstroms beträgt 525 Volt bei 50 Per./Sek. Die Zentrale ist von der
Förderanlage 50 m entfernt. Die Fördermaschine leistet 96 t/Std. und besitzt eine
Treibscheibe von 5,5 m ∅.
Dem westfranzösischen Erzbergwerk La Mourière ist gleichfalls eine ähnliche Anlage
geliefert worden. Das Kraftwerk enthält zwei Turbo-Tandemaggregate (Fig. 9) von je 2250 PS bei 1500 Uml./Min., gekuppelt
mit je einem Drehstromgenerator von 1000 KW, 3200 Volt und 50 Per./Sek. und einem
Gleichstromgenerator von 650 KW und 500 Volt. Der auf 250° C überhitzte Dampf tritt
mit einer Spannung von 12 at abs. in die Turbine ein. Die Entfernung der
Fördermaschine von der Zentrale beträgt 350 m. Die Anlage ist für eine Fördermenge
von 380 t aus 240 m Teufe bemessen.