Titel: | DAS EINZIEHEN VON FERNSPRECHKABELN UND DIE DABEI BENUTZTEN WINDEN. |
Autor: | Kasten |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 401 |
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DAS EINZIEHEN VON FERNSPRECHKABELN UND DIE DABEI
BENUTZTEN WINDEN.
Vom Postbauinspektor Kasten in
Berlin.
KASTEN: Das Einziehen von Fernsprechkalben und die dabei benutzten
Winden.
Inhaltsübersicht.
Nach einleitenden Bemerkungen über den Arbeitsvorgang beim
Einziehen von Fernsprechkabeln mit Bleimänteln in die Zementkanäle und über die
dabei auftretenden Zugkräfte werden die Anforderungen, die an die zum Einziehen
dienenden Winden zu stellen sind, zuerst allgemein und dann an Hand ausgeführter
Hand- und Kraftkabel winden erläutert. Unter letzteren wird die mit Antrieb durch
einen Benzinmoter versehene Kraftwinde von Weiler
eingehender behandelt und zum Schluß ein kurzer Hinweis über die voraussichtliche
Weiterentwicklung der Kraftwinden gegeben.
––––––––––
Die Vorteile, die das unterirdische Verlegen der Fernsprech- und Telegraphenkabel
gegenüber der Anordnung der Leitungen als Freileitungen hat, haben die
Telegraphenverwaltungen veranlaßt, die unterirdische Verlegungsart immer weiter
auszudehnen, besonders seitdem es gelungen ist, durch Einschalten von sogen.
Pupinspulen die Selbstinduktion der Kabel auch bei größeren Entfernungen unschädlich
zu machen. Ein Hauptvorzug der unterirdischen Verlegungsart ist die Unabhängigkeit
von der Witterung.
Die Rohre, in die die Kabel eingezogen werden, werden mit Ausnahme derjenigen auf
Brücken oder sonstigen besonders schwierigen Stellen allgemein aus Zementformstücken
hergestellt, die ungefähr je 100 cm lang sind und durch eiserne Dübel gegeneinander
zentriert werden, so daß sich durch Aneinanderfügen der einzelnen, mehrere Röhren
enthaltende Stücke zusammenhängende, im Innern mehr oder weniger glatte Rohrkanäle
herstellen lassen.
In Abständen von je 10 m bis zu 140 m, im Durchschnitt 80 bis 100 m, werden gemauerte
Brunnenschächte angeordnet, die den Zugang zu den Kabelkanälen und den eingezogenen
Kabeln bilden und in denen die Abzweigungen und Verbindungen teils mit Muffen, teils
durch Lötstellen hergestellt werden, und die das Einziehen der je nach der
Einrichtung der betreffenden Kabelfabrik in verschiedenen Längen hergestellten Kabel
ermöglichen.
In der Fernsprechtechnik verwendet man allgemein Bleikabel, die aus einzelnen,
mit Papier isolierten Drähten bestehen und als alleinigen Schutz gegen äußere
Beschädigungen und das Eindringen von Feuchtigkeit, gegen die die hygroskopische
Papierisolierung sehr empfindlich ist, mit einem Bleimantel umpreßt werden.
Vor dem Einziehen muß ein Zugseil in den Zementkabelkanal eingebracht werden. Es
geschieht dies durch ein zerlegbares Gestänge, dessen einzelne Teile nicht länger
sein dürfen als der Brunnen weit ist. Das vordere Ende wird durch Aneinanderfügen
weiterer Glieder allmählich vorwärtsgeschoben, bis es in dem nächsten Brunnen
angekommen ist. Dann wird das Zugseil an dem letzten Gliede befestigt und durch
Abnehmen eines Gliedes nach dem anderen durch den Kanal hindurchgezogen. Dieser
Arbeitsvorgang ist naturgemäß recht primitiv und zeitraubend. Man hat daher
verschiedene Vorschläge zu seiner Verbesserung und Beschleunigung gemacht, die aber
bis jetzt zu einem brauchbaren Ergebnis nicht geführt haben. U.a. wollte man ähnlich
wie bei den mit Raketen arbeitenden Rettungsapparaten an der Seeküste einen Kolben,
an dem das Zugseil befestigt werden sollte, mit Preßluft oder einem anderen
Treibmittel durch den Kabelkanal hindurch treiben oder einen kleinen elektrisch
angetriebenen Wagen, der das gleichzeitig die Stromzuführung enthaltende Zugseil
nachschleppen sollte, durch den Kanal schicken. Der Ausführung des ersteren
Vorschlages stellt sich die Ungenauigkeit der Kanäle, des letzteren die Enge
derselben hindernd in den Weg.
Ueberraschend einfach und dabei doch außerordentlich zuverlässig und handlich ist die
Verbindung von Zugseil und Kabel. Wie auf Fig. 1,
die ein zum Einziehen bereites auf eine Holztrommel gewickeltes Kabel zeigt,
deutlich erkennbar ist, wird über das Ende des Kabels ein aus Drahtgeflecht
bestehendes, strumpfartiges Rohrstück geschoben, das in zwei Oesen endet und sich
fest an das Kabel legt, sobald das an den Oesen angreifende Zugseil gespannt wird.
Obwohl der Bleimantel des Kabels sehr glatt ist, kommt ein Abgleiten des Strumpfes
auch bei Anwendung der größten Zugkräfte (bis 3000 kg) äußerst selten vor. Das Kabel
wird an den Knickpunkten, die sich aus der verschiedenen Höhenlage der Kanäle und
der Straßenoberkante ergeben, um seitlich verschiebbare Rollen geführt, die durch
Spannstangen in den Brunnen befestigt werden. Zur Verringerung der Reibung wird das
Kabel mit Kabelfett, einer aus Seife und Oel bestehenden Masse, überzogen.
Textabbildung Bd. 327, S. 402
Fig. 1. Kabeltrommel während des Einziehens.
Da die Zementkanäle innen nie ganz glatt sind und auch an den Teilfugen bei der
immerhin nur mangelhaften Zentrierung durch die eisernen Dübel Vorsprünge vorkommen
können, so ist der Widerstand des Kabels beim Einziehen ganz beträchtlich. Dabei
darf aber, um das Kabel und insbesondere den Bleimantel nicht zu beschädigen, eine
gewisse Spannung nicht überschritten werden. Nach dieser richtet sich die
Geschwindigkeit, mit der das Kabel bewegt wird.
Von den Siemens-Schuckertwerken wurden im Jahre 1904 auf
Veranlassung der Telegraphenverwaltung Zerreißversuche mit bleiarmierten
Fernsprechkabeln angestellt. Die Bruchfestigkeit der einzelnen Leitungsdrähte von je
0,8 mm ∅ wurde zu je 1150 kg/qcm, die des Bleimantels zu 220 kg/qcm ermittelt, Die
Dehnung betrug bei beiden Materialien rd. 34 v. H. Hiernach wurde angenommen, daß
selbst bei einem 250-paarigen Kabel eine maximale Zugkraft von 1000 kg ausreichen
würde. Diese Annahme wurde durch praktische Versuche völlig widerlegt. Es stellte
sich bei bald darauf vorgenommenen Einziehversuchen heraus, daß das verwendete
250 paarige Kabel wesentlich größere Zugkräfte ohne Schaden zu nehmen, vertragen
konnte, ja daß sogar eine viel größere Zugkraft aufgewendet werden mußte, um mit der
Arbeit vorwärts zu kommen. Bei einer eingezogenen Länge des Kabels von 100 m ergab
sich der aufgewendete Maximalzug bei einer mittleren Geschwindigkeit von 3 m/Min, zu
640 kg; bei weiteren 100 m nahm er bis auf 1040 kg bei gleicher Geschwindigkeit zu.
Die Spannung wuchs bei einer Verringerung der Geschwindigkeit auf 2,4 m/Min, bis auf
1140 kg an bei weiteren 38 m, und erreichte ihren Höchstwert von 1600 kg bei einer
Gesamtlänge von 250 m des eingezogenen Kabels, während die Geschwindigkeit auf 2
m/Min herabgesetzt war. In Fig. 2 sind diese
Resultate in Schaulinien wiedergegeben.
Dieser große Kraftaufwand führte, nachdem man zunächst mit Handwinden auszukommen
versucht hatte, zur Beschaffung von Winden mit Kraftantrieb. Bis zum Jahre 1889
hatte man sogar ohne Winden gearbeitet und das Einziehen der damals allerdings viel
schwächeren Kabel mit der Hand besorgt.
Die weitere Entwicklung des Verfahrens möge hier, bevor der Hauptgegenstand des
vorliegenden Berichts behandelt wird, als ein Stück Geschichte der Technik ganz kurz
gestreift werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 402
Fig. 2. Seillänge, Zugkraft und Geschwindigkeit.
Die erste im Jahre 1889 von der Firma C. Beermann in
Treptow bei Berlin gelieferte Handwinde besaß ein hölzernes Gestell. Die
Windentrommel bestand aus zwei Winkeleisenringen, auf die die einzelnen, den Mantel bildenden
Holzlatten aufgeschraubt waren. Außer anderen hatte diese Winde den Mangel, daß sie
sich schlecht transportieren ließ; immerhin bedeutete sie gegenüber dem Einziehen
mit der Hand eine wesentliche Verbesserung, die in einem damaligen Bericht wie folgt
charakterisiert wird: „Schnelleres und stets gleichmäßiges Fortschreiten der mit
den Führungsschlitten verbundenen Seile und infolge der vermiedenen sprungweisen
Fortbewegung gleichmäßige Lagerung der eingezogenen Seile im Röhrenstrang,
möglichste Schonung der Seile und Geräte sowie Vermeidung der sonst sehr häufig
vorgekommenen Verletzungen der Hände durch Drahtsplitter. Infolge des
schnelleren Fortschreitens des Einführungsschlittens und der Leichtigkeit der
Arbeit wird die bisher auf das Einziehen verwendete Zeit fast auf die Hälfte
ermäßigt.“
Textabbildung Bd. 327, S. 403
Fig. 3. Handwinde von Weiler.
Immerhin war diese hölzerne Winde eine noch recht mangelhafte Maschine und ihre
Zugkraft (800 kg) nur gering. Die im Jahre 1900 eingeführten Winden mit eisernen
Schildern und mit kleinen umlegbaren Rädern, die das Fortbewegen sehr erleichterten,
sind daher als ein wesentlicher Fortschritt anzusprechen. Mit einer solchen Winde
wurde in Hamburg der erste Versuch mit Kraftantrieb gemacht, indem eine kleine
fahrbare Dampfmaschine von ähnlicher Konstruktion, wie sie bei Dampfspritzen
Verwendung finden, mit einer Gelenkkette mit dem Triebwerk der Handwinde normaler
Bauart verbunden wurde. Die Dampfmaschine wurde von der als Erbauerin von
Feuerlöschgeräten bekannten Hamburger Firma Busch
geliefert.
Die beiden in Berlin verwendeten Motorwinden weichen, abgesehen davon, daß bei beiden
Benzin als Treibmittel benutzt wird, in wesentlichen Punkten in ihrer Bauart von der
Hamburger Winde ab. Während alle bisher beschriebenen Winden den normalen Bauwinden
gleichen, ist bei den beiden Kraftwinden die Eigenart des Betriebes in
weitgehendstem Maße berücksichtigt worden. Als wesentliche Anforderungen sind zu
bezeichnen: Geringes Gewicht, gute Beweglichkeit für den Transport von
Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle, geringer Raumbedarf wegen des beschränkten
Aufstellungsplatzes besonders in belebten Straßen in der inneren Stadt, gute
Stabilität und gute Absteifung gegen den Kabelzug. Die Wirtschaftlichkeit des
Betriebes ist dagegen nicht als ausschlaggebend anzusehen, da der eigentliche
Arbeitsvorgang, das Einziehen selbst, nur geringe Zeit in Anspruch nimmt und durch
lange Pausen, die durch das Heranschaffen der Kabel, das Einziehen des Zugseiles und
andere zeitraubende Arbeiten in Anspruch genommen werden, unterbrochen wird.
Besondere Schwierigkeiten macht die Lösung der Platzfrage, da sich dabei je nach der
Lage des Arbeitsplatzes zwei voneinander abweichende Anforderungen ergeben. Liegt
der Kabelbrunnnen in der Mitte einer Straße, so muß die Winde, um den Verkehr auf
den Bürgersteigen in der Längsrichtung der Straße nicht zu sehr zu behindern,
möglichst schmal sein, während die Herabminderung ihrer Länge weniger ins Gewicht
fällt. Beim Arbeiten an einer Straßenecke darf dagegen die Winde nicht zu lang sein,
weil sie mit der Vorderseite an die Bordschwelle gestellt werden muß und mit ihrer
ganzen Länge den Straßendamm zum großen Teil in Ansspruch nehmen würde.
Eine von den im Hebemaschinenbau gebräuchlichen Winden abweichende Eigentümlichkeit
der Kabelwinden besteht darin, daß sie für ein sehr langes Seil auf ihrer Trommel
Platz enthalten müssen. Während man bei den Hebemaschinen auch im äußersten Falle
mit einer Seillänge von 20 bis 30 m auskommt, ist bei den Kabelwinden mit einer
maximalen Seillänge von mindestens 300 m zu rechnen.
Textabbildung Bd. 327, S. 403
Fig. 4. Handwinde von Weiler.
Bei einem Durchmesser des Zugseiles von 12,5 mm und einem Trommeldurchmesser von etwa
900 mm würde die Wickeltrommel eine Länge von rd. 1,4 m erhalten müssen, um das
Zugseil, wie es bei Hebemaschinen ausschließlich geschieht, in einer Lage
aufnehmen zu können. Da nun abweichend von den bei Hebezeugen üblichen Winden die
Last nicht wandert, sondern der Seilzug stets in derselben Richtung wirkt, so muß
eine Seilführung angeordnet werden, die dafür sorgt, daß sich eine Lage des Seiles
neben die andere legt. Die große Länge der Trommel hätte nun, abgesehen von dem
großen Platzbedarf und der Schwierigkeit, sie in einer transportablen Winde
unterzubringen, den Nachteil, daß, sobald sich das Seil an den Enden der
Wickeltrommel befindet, eine beträchtliche Seitenkomponente des Seilzuges von der
Seilführung aufgenommen werden müßte, die zu einer übermäßig schweren Konstruktion
der letzteren und zu einem Kraftverlust führen würde. Beim Abwickeln des Seiles in
mehreren Lagen übereinander, wie es bei Handwinden allgemein üblich ist, ist auch
die vollkommenste Seilführung nicht imstande, ein ungleichmäßiges Aufwickeln des
Seiles in den oberen Lagen sicher zu verhindern, das um so weniger zulässig
erscheint, als der Seilzug, wie aus den früheren Ausführungen zu entnehmen ist,
gerade zuletzt bis zu seinem Höchstbetrage anwächst und gerade dann, wenn am meisten
Lagen übereinander liegen und ein Einklemmen der oberen Lagen zwischen die unteren
zu befürchten ist, ein ruckweises Fortschreiten des Zugseiles ein Brechen des
ohnehin nahe seiner Bruchfestigkeit beanspruchten Kabels herbeiführen würde. Bei
gleichmäßiger Umdrehung der Wickeltrommel würde sich das Seil bei jeder weiteren
Lage ruckweise schneller bewegen, während die Einziehgeschwindigkeit mit wachsendem
Widerstand des Kabels abnehmen muß.
Diese sich widerstrebenden Anforderungen führten zu dem Entwurf einer zweiteiligen
Sonderkonstruktion der Kabelwinden, die sich aus einer Spillwinde und einer
Seilwinde mit Wickeltrommel zusammensetzt. Eine solche für Handantrieb bestimmte
Winde von Weiler ist in den Fig. 3 bis 5 dargestellt.
Fig. 3 und 4 zeigen
die beiden Winden in Arbeitsstellung. In Fig. 3 ist
die dem Kabelbrunnen zunächst stehende Winde, die den Spillkopf trägt, mit kräftigen
für den Transport zusammenlegbar eingerichteten ⊥-Eisen gegen den Rand des
Kabelbrunnens abgesteift. Die zweite Winde, die eine zum Aufwickeln des von dem
Spill kommenden Seiles bestimmte Trommel trägt, ist gegen die erste ebenfalls durch
kräftige Streben abgesteift. Fig. 4 zeigt eine
Aufstellung der beiden Winden zu beiden Seiten des Kabelbrunnens.
Jedes Windengestell ist auf drei Rollen, die auf der Arbeitsstelle umgelegt werden,
gelagert, so daß die Winden bei der Arbeit fest auf den mit Holzbalken armierten
Gestellen stehen. An den vier Kurbeln können im ganzen acht Arbeiter angreifen,
während bei den älteren zweikurbeligen Winden nur vier Arbeiter tätig sein
konnten.
Die Hauptabmessungen der zweiteiligen Winde sind:
1. Kleinster Durchmesser der Spilltrommel
400
mm
2. Kurbellänge der Spillwinde
400
„
3. Durchmesser der Wickeltrommel
350
„
4. Kurbellänge der Seilwinde
385
„
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Fig. 5. Handwinde von Weiler; Stellung der Winden beim Fahren; Stellung der
Winden während der Arbeit.
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Fig. 6. Dynamometer der Handwinde von Weiler.
Textabbildung Bd. 327, S. 405
Fig. 7. Aeußere Ansicht der Handwinde von Beermann für 4000 kg
Zugkraft.
Textabbildung Bd. 327, S. 405
Fig. 8. Handwinde von Beermann für 4000 kg Zugkraft.
Unter der Annahme, daß bei einem Seilzug von 3000 kg nur 76 v. H. als nutzbarer
Seilzug zu rechnen sind und also 24 v. H. verloren gehen, berechnet sich das
Uebersetzungsverhältnis zu
i=\frac{3000\,.\,200}{60\,.\,400\,.\,0,76}=33, das auf zwei
Vorgelege mit den Uebersetzungsverhältnissen 5 : 1 und 6,6 : 1 verteilt ist. Um bei
kleineren Seilspannungen eine größere Geschwindigkeit anwenden zu können, sind
an der ersten Vorgelegewelle Vierkante zum Aufstecken der Kurbel vorgesehen. Bei den
gewählten Uebersetzungs Verhältnissen sind bei einem Seilweg von 1 m Länge vier
Kurbelumdrehungen zu machen, wenn zu Beginn des Einziehens mit dem ersten Vorgelege
gearbeitet wird. Bei Anwachsen des Seilzuges mit fortschreitendem Einziehen arbeitet
man mit beiden Vorgelegen und dem Uebersetzungsverhältnis 1 : 9,3; es sind dann für
1 m Seilweg 7,7 Kurbelumdrehungen zu machen. Beim größten Seilzug kommen auf 1 m
Seilweg 26,4 Kurbelumdrehungen.
Um das Kabel vor allzu großen Zugkräften zu schützen, ist mit den Kurbelarmen ein
einfaches Dynamometer vereinigt, das in Fig. 6
dargestellt ist. Die eigentlichen Kurbelarme a sind auf
der Kurbelwelle b drehbar befestigt, während die Arme
c durch einen Vierkant fest mit ihr verbunden sind.
Zwischen den beweglichen und den festen Kurbelarmen sind Federn d eingeschaltet. Die Spannung der Federn oder was
dasselbe bedeutet, wenn man die Länge der Hebelarme und des
Uebersetzungsverhältnisses berücksichtigt, die Kurbelkraft und der Seilzug kann auf
einer vierteiligen, den vier Uebersetzungen entsprechenden Skala, die fest mit den
festen Kurbelarmen verbunden ist, abgelesen werden.
Die Vorrichtung, die auf eine absolute Genauigkeit keinen Anspruch erhebt, hat sich
für den praktischen Gebrauch als ausreichend genau und zuverlässig erwiesen.
Die Zweiteilung der Winde, die gegenüber den älteren schwerfälligen Winden den
Vorteil größerer Beweglichkeit hat, brachte einen Uebelstand mit sich. Bei der
Aufstellung an einer Straßenecke, wo die Winde senkrecht zur Bordschwelle
aufgestellt werden muß, versperrt sie einen großen Teil des Fahrdammes; auch bei
Aufstellung auf dem Bürgersteig in der Nähe von Häusern oder Vorgärten hindert sie
den Zutritt und verbaut die Hauseingänge in empfindlichem Maße, ihre Verwendung ist
daher je nach der Beschaffenheit der Arbeitsstelle beschränkt.
Diese Mängel bildeten die Veranlassung, daß man wieder zu den einteiligen Bockwinden,
die man im Bedarfsfalle unmittelbar auf den Kabelbrunnen setzen kann, zurückging und
im Jahre 1909 eine solche für eine Zugkraft von 4000 kg bei der Firma C. Beermann in Berlin in Auftrag gab.
Die in den Fig. 7 und 8 dargestellte Winde ist entsprechend ihrer großen Zugkraft
außerordentlich kräftig gehalten.
Ihre Abmessungen sind: Größte Breite 1600 mm, größte Länge 2900 mm, größte Höhe 1550
mm.
Die Uebersetzungen sind 1 : 5,1 : 13,5 und 1 : 35, entsprechend den Zugkräften von
450, 1200 und 4000 kg.
Die Winde ist mit einer von Hand zu betätigenden Seilführung und einer der Firma
geschützten Einrichtung zum Heben und Senken des Windengestells ausgerüstet, wie die
Abbildungen erkennen lassen.
(Schluß folgt.)