Titel: | DER MIKRO-INDIKATOR ZUR UNTERSUCHUNG SCHNELLAUFENDER MASCHINEN. |
Autor: | O. Mader |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 465 |
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DER MIKRO-INDIKATOR ZUR UNTERSUCHUNG
SCHNELLAUFENDER MASCHINEN.
Von Dr.-Ing. O. Mader,
Aachen.
(Fortsetzung von S. 454 d. Bd.)
MADER: Der Mikro-Indikator zur Untersuchung schnellaufender
Maschinen.
III. Die Vergrößerung der
Diagramme.
Während für den ersten Teil des Mikroverfahrens, die Aufnahme der Diagramme, ein neues Instrument entworfen werden mußte,
bietet sich für den zweiten Teil, die Vergrößerung
derselben, in dem Mikroskop und seinen Nebenapparaten ein vollkommen fertig
ausgebildetes Hilfsmittel dar, das höchstens diesem Spezialzweck besonders
anzupassen ist.
Für die Beurteilung eines Diagramms, z.B. zum Zwecke einer
Steuerungs- oder Zündungseinstellung, genügt die subjektive Betrachtung im
Mikroskop, wobei die Glasplatte wie ein gewöhnliches Präparat auf den Tisch des
Mikroskopes gelegt und von unten durch den Spiegel beleuchtet wird. Eine 30- bis
80fache Vergrößerung dürfte hier genügend sein, bei dieser geringen Vergrößerung
macht sich auch eine Verzerrung des rechtwinkligen Koordinatennetzes noch wenig und
nur am Bildrande bemerkbar.
Textabbildung Bd. 327, S. 465
Fig. 25. Mikrophotographische Kamera.
Die Ausmessung der Diagramme kann entweder direkt durch
ein Okularmikrometer, einen auf Glas geritzten, in die Blendenebene des Okulares
gelegten und gleichzeitig mit dem Diagramm sichtbaren Maßstab erfolgen oder nach
vorhergegangener mikrophotographischer oder zeichnerischer Vergrößerung durch
Planimetrieren oder eine der anderen üblichen Methoden.
Die mikrophotographische VergrößerungZu diesem Zwecke kann, da es sich stets um die
gleiche (etwa 40 fache für Platten 9 × 12) Vergrößerung handelt, eine ganz
einfache Kamera (Fig. 25) ohne Auszug
dienen. Auf einem Laufbrett ist das Mikroskop wagerecht gelagert, das
Tubusende mit dem Okular ragt in einen festen Holzkasten, an dessen hinterem
Ende Visierscheibe bezw. Kassette eingeschoben werden. Die Scharfeinstellung
wird durch Verstellen des Mikroskopes bewirkt, durch besondere Marken am
Tubus und Laufbrett kann diese Einstellung ein für allemal festgelegt
werden. ist für wissenschaftliche und Reproduktionszwecke
sicher die zuverlässigste Methode und ist hier auch nicht mit der direkten
photographischen Registrierung zu vergleichen, da die Schwierigkeit einer intensiven
Lichtquelle und ungleicher Belichtungsdauer wegfällt; sie bringt jedoch wieder die
Unbequemlichkeit des photographischen Prozesses mit sich. Dies wird vermieden durch
die Benutzung eines Zeichenapparates, wie sie als
Nebenapparate für Mikroskope in den Handel gebracht werden. Da diese in technischen
Kreisen wohl weniger bekannt sind, so sei hier das für die Zwecke des
Mikro-Indikators besonders geeignete Zeichenokular von Leitz (Fig. 26a und b) kurz beschrieben, das wie ein gewöhnliches Okular
in den Tubus des Mikroskopes eingesetzt wird. Hier gehen die vom Beleuchtungsspiegel
zurückgeworfenen Lichtstrahlen, die das Bild des Präparates entwerfen, in der
üblichen Weise durch Objektträger, Objektiv und Okular ohne Richtungsänderung zum
Auge des Beobachters. Gleichzeitig wird auf derselben Bildfläche durch zweimalige
Reflexion eine Zeichenfläche sichtbar gemacht, so daß hier von Hand mit dem
Bleistift die Konturen des Diagramms genau nachgezeichnet werden können. Die
Strahlen, die von der Zeichenfläche ausgehen, passieren die untere und obere Fläche
des Prismas unter nahezu rechten Winkeln und erleiden an den Seitenflächen desselben
totale Reflexion. Da im allgemeinen das Bild des Präparates lichtschwächer wie das
der Zeichenfläche erscheinen wird, muß letzteres durch Rauchgläser von verschiedener
Lichtdurchlässigkeit abgedämpft werden. Die Zeichenfläche erscheint in der normalen
Sehweite von 25 cm, kann aber für kurzsichtige Augen näher gebracht werden. Das
beschriebene Zeichenokular eignet sich für unseren Zweck, vor allem wegen seiner
Einfachheit und der zum gleichzeitigen Beobachten und Zeichnen äußerst bequemen Lage
der Zeichenfläche vor dem um 45° geneigten Mikroskop.
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Fig. 26a. Schema des Zeichenokulars nach Leitz.
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Fig. 26b. Nachzeichnen eines Diagramms.
An Stelle des Nachzeichnens und späteren Planimetrierens der Diagramme kann auch ein
direktes Ausmessen unter dem Zeichenapparat mit dem
Zirkel treten. Um Ordinaten in gleichen Abständen zu haben, legt man ein passendes
Linienblatt auf die Zeichenfläche.
Unbedingt nötig für die Ausmessung der Diagramme ist es, die Maßstäbe genau zu bestimmen, einmal also die benutzte Vergrößerung, und
dann den Federmaßstab.
Die Vergrößerung wird am einfachsten durch einen auf Glas
angebrachten feinen Maßstab (z.B. 2 mm in 200 Teile geteilt), Objektmikrometer
genannt, bestimmt, den man an Stelle des Diagrammes legt, vergrößert (vgl. Fig. 27) und dann direkt abmißt. Mit diesem Maßstab
wird auch der „Mikrometerwert“ eines „Okularmikrometers“ gefunden,
d.h. die Länge im Diagramm, die einem Teilstrich des Okularmikrometers entspricht.
Zur Bestimmung des Federmaßstabes dient eine
Gewichtseichung, die, namentlich bei kaltliegenden Federn, die genaueste und
einfachste Methode bleibt. Einen überall aufstellbaren, vor allem kleinen und
handlichen Apparat dazu stellt Fig. 28a im Schema,
Fig. 28b in der Ausführung vor. Um mit kleinen
Gewichten auszukommen, ist eine Hebelübersetzung 1 : 10 eingeschaltet. Durch eine
Nachstellvorrichtung läßt sich der Wagbalken stets in seine wagerechte Lage
zurückführen. Der Indikator wird in aufrechter, allseitig zugänglicher Lage oben auf
den Apparat aufgeschraubt.Den Bau und Vertrieb
des Mikro-Indikators nebst aller Nebenapparate hat die Firma Gebr. Staerzl, Mechan. Werkstätte, München,
übernommen.
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Fig. 27. 80fach vergrößerter Maßstab eines Objektmikrometers.
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Fig. 28a. Schema der Eichvorrichtung.Die schräge Stellung der Druckstange
soll nur die freie Beweglichkeit derselben andeuten. Bei der Ausführung liegen
natürlich Indikator, Druckstange und Hülse in einer
Achse.
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Fig. 28b.
IV. Anwendung des
Mikro-Indikators.
Die Eigenart und Anwendungsfähigkeit des Mikro-Indikators ergibt sich am besten aus
einem Vergleich
mit normalen Indikatoren. Wir fanden ja, daß für die
Verwendung an Schnelläufern die Eigenschwingungszeit
T=\frac{2\,\pi}{\sqrt{\frac{c}{m}}} die maßgebende Größe
\frac{1}{n} ist. Die Drucksteigerungszeit Z ist ungefähr
proportional der Zeitdauer einer Umdrehung, also proportional
\frac{1}{n} und die Drucksteigerung ΔP bleibt für eine Maschinentype angenähert gleich. Die Amplitude der bei
einzelnen Indikatortypen erregten Eigenschwingungen wird dann ungefähr bestimmt
durch T ∙ n.
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Darüber, was hier praktisch als nötig angesehen wird, finden sich sehr wenige
Angaben, es seien hier jedoch als ungefährer Anhalt die Diagrammgrößen zu Grunde
gelegt, die die Firma Maihak, Hamburg, für ihre Größe 3
und die Firma Schaeffer & Budenberg, Magdeburg, für ihren Spezialindikator für Explosionsmaschinen
zulassen. Daraus kann die zur Berechnung von T nötige
Zunahme der Federkraft (c in kg/m) bestimmt werden. Die
auf den Kolbenweg reduzierte schwingende Masse m konnte
durch VersucheBestimmung der auf
die Kolbenachse reduzierten schwingenden Masse des Maihak-Indikators. Sie setzt sich aus drei Hauptteilen
zusammen:1. Die geradlinig bewegte Kolbenstange inkl. Kolben, Federkopf und einiger
Lenker. Das Gewicht dieser Teile wurde durch Wiegen zu 25,3 g bestimmt.2. Die Federwindungen. Davon kommt nur ein Drittel des Gewichts in Rechnung.
Da sie mit dem schweren Federfuß fest verbunden sind, muß dieses Gewicht
durch Rechnung angenähert gefunden werden. Es wurdebei einem Federmaßstabdas reduzierte Federgewicht1 at =1,5 mm1,0 „0,5 „2,5 g3,8 „4,3 „im Mittel 4 g.3. Der Schreibhebel mit dem Schreibstift an der Spitze. Dieser Hebel führt in
Wirklichkeit eine Dreh- und Querbewegung aus. Letztere, sowie die Bewegung
des Endlenkers wurde als sehr klein vernachlässigt. Die reduzierte Masse bei
einer reinen Drehbewegung um das Hebelende wurde durch zwei
Schwingungsversuche mit derselben Meßfeder (Fig. 29a u.
b) bestimmt, einmal mit bekanntem Gewicht Q (Schwingungszeit T1), dann mit dem Schreibhebel
(Gr, T2).Es muß dann sein:G_R=\left(\frac{T_2}{T_1}\right)^2\,.\,\frac{b^2}{a^2}\,.\,Q.Beobachtet wurde T1 = 0,55 Sek, T2 = 0,34 Sek., woraus Gr = 45 g. Das wirkliche Gewicht des
Schreibhebels war dabei nur 5 g.Das gesamte reduzierte schwingende Gewicht des Maihak-Indikators ergibt sich somit zu 74 g.Eine direkte Ausmessung der Eigenschwingungszeit des Maihak-Indikators ermöglichte auch ein auf einer rotierenden
Zeittrommel geschriebenes Diagramm:T=\frac{5,5}{1000}\mbox{ Sek.}Dabei war c = 9720 kg/m, bei 1 mm Diagrammhöhe = 1 at
= 1,62 kg Kolbendruck.Daraus ergibt sich die reduzierte Masse zu:m=\frac{T^2}{4\,\pi^2}\,.\,c=\frac{30,2\,.\,9720}{1000\,.\,4\,.\,9,86}=\frac{7,44}{1000}
(Reduz. Gewicht 72 g).Für den Schaeffer-Budenberg-Indikator wurde die
schwingende Masse ebenfalls durch Aufnahme der Schwingungen auf eine
Zeittrommel zu m=\frac{4,2}{1000} bestimmt.
bezw. direktes Abwiegen mit genügender Genauigkeit zu 0,0075 bezw.
0,0042\,\frac{\mbox{kg\,.\,sek.}^2}{\mbox{m}} bestimmt
werden.
Legt man durchweg einen maximalen Druck von 20 at in der Maschine zu Grunde, so
erhält man die in Tab. 1 und in Fig. 30a und b
eingetragenen Werte. Zum Vergleich sind daneben noch die Werte für Mikro-Indikatoren
gesetzt und zwar
1. für das erste einfache Versuchsinstrument, das mit einer normalen Maihak-Feder ausgerüstet war (Fig. 15
S. 435) und
2. für den ersten normalen
Mikro-Indikator (vgl. früher Fig. 16 und 17 S. 435).
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Fig. 30a. Vergleich der Eigenschwingungszeiten T.Fig. 30b. Zahl der
Eigenschwingungen pro Hub.A = Schäffer-Budenberg-Indikator; B =
Maihak-Indikator; C = 1. Versuchs-Mikro-Indikator; D = 2.
Mikro-Indikator.
Die Werte unter 1. sind durch Abwiegen der einzelnen Teile, die unter 2. durch
Versuche bei hohen Tourenzahlen bestimmt. Aus der Zahl der Eigenschwingungen für den
Hub, die einen Maßstab für die Größe \frac{T}{Z} gibt, ersieht
man die Eigenart des Mikro-Indikators.
Tabelle 1.
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Maihak-Indikator Größe 3;
Schaeffer-Budbg.-Indikator; Versuchs-Mikro-Indikator; normaler Mikro-Indikator;
Reduz. Masse m in kg-Sek./m; Kolbendurchmesser in mm; Tourenzahl n; Höchste
zulässige Diagrammhöhe in mm; Entsprechender Kolbenhub; Federkraftzunahme c in
kg/m; Eigenschwingungszeit T in Sek; Zahl der Eigenschwingungen für den Hub
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Fig. 31.
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Fig. 32a. Mikrodiagramm eines Leuchtgasmotors.
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Fig. 32b.
Die bisher mit dem Mikro-Indikator durchgeführten Versuche sollten an erster Stelle
nur zur Prüfung des Instrumentes selbst dienen. Dazu
wurde zuerst mit dem obenerwähnten Versuchsindikator an langsamlaufenden Maschinen das befriedigende Arbeiten der einzelnen Teile,
dann die erreichbare Genauigkeit untersucht. Zum Vergleich diente ein gleichzeitig
mit dem Mikro-Indikator arbeitender (Fig. 31),
vollständig neuer, normaler Kolbenindikator. Indiziert wurde bei etwa 250 Umdr. i.
d. Min. ein 6 PS-Leuchtgasmotor. Zeichnete man die
Diagramme auf gleiche Maßstäbe um, so war das Resultat, wie Fig. 32a u. b an
einem Beispiele zeigen, überraschend.
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Fig. 33. Mikrodiagramm eines Kompressors.
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Fig. 34a.
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Fig. 34b.
Während der Höchstdruck innerhalb der Fehlergrenzen stets
gleich war, verlaufen Kompressions- und vor allem Expansionslinie des gewöhnlichen
Diagrammes außerhalb des Mikrodiagrammes, d.h. sie bleiben zeitlich stets mit ihrer
Druckangabe hinter der des Mikro-Indikators zurück. Die Unterschiede in den Flächen
und damit in der indizierten Leistung betragen in obigem Beispiel 18 v. H. der
Fläche des Mikrodiagrammes. Um nun zu konstatieren, ob der Fehler in der
Konstruktion des Mikro-Indikators, in dem beiden Instrumenten gemeinsamen Antrieb
oder, wie vermutet, in der Reibung des dicht eingeschliffenen Kolbens des normalen
Indikators liege, wurde derselbe Versuch an einem Kompressor wiederholt (Fig. 33 und 34a, b). Hier wird
das Diagramm im umgekehrten Sinne durchlaufen, es müßte denn das Diagramm des
reibungslosen Indikators größer werden.
Dieser Einfluß trat auch bei der Kompressionslinie deutlich zu Tage. Die
Expansionslinie zeigte diese Tendenz weniger, sie fielen entweder zusammen oder
sogar, innerhalb der Fehlergrenze, die Linie des Mikro-Indikators über die des
normalen Indikators. Die für einen Kompressor sehr weite Ausdehnung der
Expansionslinie ist eine Folge der Vergrößerung des schädlichen Raumes durch die
weiten Rohrleitungen zu den Indikatoren; die dargestellten Diagramme geben also
nicht den normalen Arbeitsvorgang im Kompressor wieder. Die Höchstdrücke waren
wieder nahezu gleich, in den Flächen traten jedoch auch hier ziemliche
Unterschiede, besonders mit wachsender Tourenzahl, auf, wie Tab. 2 zeigt.
Tabelle 2.
Dia-gramm
Um-drehungeni. d. Min.
Fläche
desvergrößertenMikro-Diagr.qcm
Fläche desnormalenDiagrammsqcm
Unterschiedin v. H.des
Mikro-Diagramms
b
100
15,9
13,3
16
C
120
15,6
12,5
20
d
160
15,8
11,8
25
e
215
14,6
10,8
26
f
230
14,9
11,0
26
g
260
12,6
9,2
27
Diese Versuche müßten eigentlich mit einem besonders leichtgehenden normalen
Indikator wiederholt werden, jedoch hat es dazu vorerst an Gelegenheit gefehlt.
(Schluß folgt.)