Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 525 |
Download: | XML |
POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
Polytechnische Rundschau.
Die Unterwasser-Glockensignale des Feuerschiffes Elbe
I werden in einem Aufsatz vom Schiffbauingenieur Graemer in der Zeitschrift „Schiffbau“ beschrieben. Die
Sirenen-Nebelsignale der Feuerschiffe haben ganz allgemein den Nachteil, daß ihre
Vernehmbarkeit sehr von Wind und Wetter sowie vom Seegang abhängig ist. Das Wasser
besitzt infolge seiner größeren Dichte ein weit besseres Schalleitungsvermögen als
die Luft. Dazu kommt, daß das Wasser in einiger Tiefe unter der Oberfläche
verhältnismäßig ruhig ist, weshalb sich Störungen nicht so unangenehm fühlbar machen
wie bei atmosphärischen Signalen. Sowohl die Hörbarkeit als auch die Reichweite ist
bei den Unterwasserschallsignalen größer, und es läßt sich auch leicht die Richtung
bestimmen, aus der die Signale kommen. Der einzige Nachteil der
Unterwasserschallsignale besteht darin, daß die Schiffe, die die Signale aufzunehmen
wünschen, mit einem besonderen Empfänger für dieselben ausgerüstet sein müssen. Es
liegen heute schon eine große Menge von Erfahrungen über die Brauchbarkeit von
Unterwassersignalen vor. Die Signale sind von den verschiedensten Dampfern und
Fahrzeugen unter den verschiedensten Witterungsverhältnissen auf Entfernungen
bis zu 10 Seemeilen gehört worden, und die Schiffe konnten durch Bestimmung der
Richtung der Schallquelle die Ansteuerung bis auf einen Strich genau
bewerkstelligen.
Die auf dem Feuerschiff Elbe I eingebaute Anlage wurde geliefert von der A.-G. Atlaswerke in Bremen (vorm. Norddeutsche Maschinen- und Armaturenfabrik G. m. b. H.), welche Inhaberin
der Patente für diese Anlagen in den Staaten Deutschland, Holland, Belgien,
Dänemark, Schweden, Norwegen, Oesterreich-Ungarn und Rußland ist. Der Apparat
besteht aus der eigentlichen Unterwasserglocke und einem darüber angeordneten
Gehäuse, das die Getriebeteile wasserdicht gekapselt enthält. Der Glockenkörper
besitzt eine besondere Gestalt mit wulstartigem Schwingungsring. Das Anschlagen der
Glocke erfolgt durch einen schweren mittels Druckluft betätigten und gesteuerten
Klöppel. Die Glocke befindet sich normalerweise außerhalb des Wassers und wird bei
Gebrauch durch einen auf der Steuerbordseite des Schiffes befindlichen unten offenen
Schacht bis etwa 6
m unter den Wasserspiegel gesenkt. Die Glocke ist zu diesem Zwecke in einem
fahrstuhlartigen Gestell gelagert, das sich am unteren Ende des Schachtes auf einen
Anschlag aufsetzt. Die Glocke wird alsdann aus dem Schacht heraus noch um weitere 3
m gesenkt. Auf Deck setzt sich der Glockenschacht in einen turmartigen Aufbau fort,
der mit einer Tür versehen ist, um die Glocke jederzeit herausnehmen und nachsehen
zu können. Zum Betrieb des Apparates ist, wie schon erwähnt, Druckluft erforderlich,
die einem im Schiffe aufgestellten Behälter entnommen und mittels Kupferrohren nach
dem Steuerventil geleitet wird. Um immer mit demselben Druck arbeiten zu können, ist
hinter dem Sammelbehälter ein Reduzierventil in die Leitung eingebaut. Die Abgabe
des Glockensignals muß nach einer bestimmten Kennung erfolgen. Deshalb wurde zur
Steuerung des Ventils eine besondere Kennungsscheibe eingebaut, die durch einen
Luftmotor mit Schneckenradgetriebe in gleichmäßige Umdrehung versetzt wird. Die
Kennung für „Elbe I“ ist vier Schläge in je drei Sekunden Folge, dann zwölf
Sekunden Pause. Die Weiterleitung der Luft vom Steuerventil zur Glocke selbst
erfolgt mittels armiertem Doppelschlauch.
Zurzeit sind 130 Stationen für Unterwasserschallsignale eingerichtet und 900 Schiffe
mit Empfangseinrichtungen versehen. [Schiffbau 1912, Nr. 19.]
––––––––––
Eine neue rotierende Säge ohne Zähne zum Schneiden von
Schmiedeeisen und Stahl bringen die Marswerke A.-G. in
Nürnberg-Doos auf den Markt. Die Wirkung der Säge beruht darauf, daß durch das rasch
umlaufende stählerne Sägeblatt an der Schnittstelle eine starke Wärmekonzentration
auftritt, welche das zu schneidende Material weich und geschmeidig macht, so daß es
dem Durchschneiden keinen großen Widerstand entgegensetzt und sich im wahren Sinne
des Worts „wie Butter schneiden läßt“.
Selbstverständlich erwärmt sich bei diesem Vorgang auch das Sägeblatt sehr stark. Da
es aber bei der Rotation immer wieder mit kalten Luftschichten in Berührung kommt,
so kann die Erwärmung einen bestimmten Betrag nicht überschreiten. Außerdem ist bei
der Maschine für eine geeignete Luftführung gesorgt, so daß die Kühlluft in
möglichst intensive Berührung mit der Scheibe des Sägenblattes kommt. Ein Teil
dieser Luft wird sogar nach der Schnittstelle mitgerissen und sorgt so für den zum
Wegbrennen der Eisenteilchen nötigen Sauerstoff. Das Sägeblatt wird direkt
angetrieben durch einen Elektromotor, der schwingbar im Maschinengestell gelagert
ist. Durch einen mit Balanciergewicht versehenen langen Handhebel kann das Sägeblatt
mit dem Elektromotor beliebig weit an das Werkstück herangeführt und der Druck an
der Schnittstelle von Hand reguliert werden.
Die neuen Sägen sind sehr leistungsfähig und ökonomisch. So vermag eine durch 4
PS-Motor angetriebene Säge einen 10 cm hohen Doppel-⊤-Träger in 20 Sek. und eine
durch 10 PS-Motor angetriebene Maschine einen 25 cm hohen Doppel-⊤-Träger in 60
Sek. glatt zu durchschneiden. Als Nachteil der Maschine muß aber angeführt werden,
daß der stehenbleibende Grad etwas größer ausfällt als bei Kaltsägen. Ferner eignet
sich die Säge nicht für alle Materialien gleich gut. Stahl und Schmiedeeisen sind
sehr leicht zu schneiden, schwerer Gußeisen wegen seiner Sprödigkeit. Kupfer und
seine Legierungen können überhaupt nicht geschnitten werden, weil sie zu große
Wärmeleitungskoeffizienten besitzen (Kupfer 335, Stahl 35 bis 40), so daß eine
Wärmekonzentration an der Schnittstelle fast zur Unmöglichkeit gemacht würde.
[Prometheus 22. 6. 12.]
––––––––––
Ueber den Kaiser-Wilhelm-Kanal und seine Erweiterung
sprach auf der diesjährigen Sommerversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft
in Kiel Regierungsrat K. W. Schultz aus Kiel. Nach einem
kurzen geschichtlichen Rückblick gab der Vortragende nähere Daten über die jetzige
Gestaltung des Kanals und einen Vergleich mit dem alten Kanalprofil, Die
Sohlenbreite wurde danach von 22 m auf 44 m, also auf das Doppelte vergrößert.
Gleichzeitig wurde die Sohle von 9 m auf 11 m Wassertiefe gesenkt. Die Breite des
Wasserspiegels beträgt nunmehr 102 m. Der Wasserquerschnitt, der bisher 413 qm
betrug, ist jetzt auf das Doppelte, nähmlich auf 850 qm angewachsen. Die
Verbreiterung wurde erreicht durch Verlegung der Mittelachse des Kanals um 17 m nach
der Seite. Neben der Verbreiterung des Kanalbettes wurde auch für eine Vermehrung
der Ausweichstellen gesorgt, wodurch die Leistungsfähigkeit des Kanals bedeutend
gesteigert wird. Die meisten Brücken und Fähren wurden in zweckentsprechender Weise
umgebaut. Die wichtigste Neuerung besteht in der Errichtung zweier Doppelschleusen
in Holtenau und Brunsbüttel, die derartige Abmessungen erhielten, daß auch der
künftigen Entwicklung unserer Flotte in ausreichendem Maße Rechnung getragen ist.
Dieselben sind 330 m lang, 45 m breit und 13,77 m tief. Um sich ein Bild von diesen
riesigen Schleusen machen zu können, sei nebenbei erwähnt, daß zu jeder derselben
etwa 500000 cbm Beton vermauert wurden. Es sind dies zurzeit die größten Schleusen
der Welt, die selbst nach Fertigstellung der großen Schleusenanlagen am Panama-Kanal
noch nicht übertroffen sein werden. Die Brücken wurden sämtlich bis auf eine einzige
zu Hochbrücken umgebaut. Diese eine Ausnahme ist die Brücke bei Rendsburg, die als
Drehbrücke ausgeführt wird. Dieselbe erhält eine 1. W. von 80 m und wird damit
ebenfalls die größte Drehbrücke der Welt. Die Arbeiten am Kanal sollen im Frühjahr
1915 beendet sein. Der Kostenaufwand wird voraussichtlich etwa 223 Millionen Mark
betragen, ein gar nicht so hoher Preis, wenn man den ungeheuren strategischen Wert
dieser Kanalerweiterung ins Auge faßt; ist es doch nunmehr möglich, unseren
künftigen Gegner im Seekriege nicht nur zu einer Teilung seiner Streitkräfte zu
zwingen, sondern ihm auch den Kampf dort aufzunötigen, wo wir ihn mit der meisten
Aussicht auf Erfolg aufnehmen können.
Die Erziehung und Ausbildung der gelernten Arbeiter
unserer. Industrie, insbesondere der mechanischen Industrie, ist eines der
wichtigsten Kapitel unter den vielseitigen Unterrichtsfragen, die heute mehr als je
die Oeffentlichkeit beschäftigen. Je klarer man sich darüber wird, daß der
Wettbewerb mit dem Ausland für die deutsche Industrie dauernd nur durch Leistung
hochwertiger Arbeit möglich sein wird, um so mehr gewinnen die Erziehungsfragen an
Bedeutung. Diese Erwägung gab die Veranlassung, daß die im Deutschen Ausschuß für
technisches Schulwesen zusammengeschlossenen großen technischen und industriellen
Verbände sich in den letzten Jahren eingehend mit den Fragen der Heranbildung der
Arbeiterschaft der mechanischen Industrie (Maschinenbau, Elektrotechnik, Schiffbau,
Hüttenwesen usw.) beschäftigt haben. Die Ergebnisse der Beratungen liegen heute in
einem ansehnlichen Bande vor, der in der Verlagsbuchhandlung von B. G. Teubner, Leipzig, erschienen ist. Das wesentlichste
dieser Arbeiten hat der Deutsche Ausschuß in kurzen Leitsätzen zusammengefaßt, die
in seinem IV. Berichte vom April d. J. niedergelegt sind. Der Ausschuß hält für die
Ausbildung der Lehrlinge in der Regel eine Lehrzeit von vier Jahren, mindestens aber
von drei Jahren für erforderlich. Die Grundlage der ganzen Lehrlingserziehung muß nach wie vor die praktische Ausbildung in der
Fabrikwerkstatt bleiben, die jedoch planmäßig eingerichtet werden muß; daneben aber
ist eine Ergänzung durch schulmäßige Unterweisung unentbehrlich. In diesem
Zusammenhange wird die Aufmerksamkeit gelenkt auf die schon in manchen großen
industriellen Unternehmungen mit Erfolg errichteten Werkschulen. Der Ausschuß empfiehlt überall da, wo es irgendwie angängig
ist, solche Werkschulen zu errichten. Wo dies nicht durchführbar ist, sollen die
Lehrlinge die öffentlichen Fortbildungsschulen besuchen, an deren stetiger
Weiterentwicklung und angemessener Ausgestaltung somit die Industrie regsten Anteil
nehmen muß. Was den Unterricht anbelangt, so wird mit Recht besonders verlangt, daß
er sich eng an die Berufstätigkeit der Schüler anlehnen soll. Während des ersten
Teiles der Lehrzeit wird die Absonderung der Lehrlinge in besonderen
Lehrlingsabteilungen unter geeigneter Anleitung empfohlen. Als Abschluß der Lehrzeit
wird eine Abschlußprüfung vor von der Industrie einzusetzenden Ausschüssen dringend
gewünscht; diese Prüfungen sollen als Gesellenprüfungen im Sinne der Gewerbeordnung
durchgeführt und anerkannt werden. Auch mit der Weiterbildung
des Arbeiters hat sich der Ausschuß beschäftigt; er weist darauf hin, daß
die mit einzelnen höheren und niederen Fachschulen bereits heute verbundenen
Sonntags- und Abendkurse bei entsprechender Einrichtung für die Weiterbildung der
Facharbeiter nach beendeter Lehre von besonderer Bedeutung sein können.
Es ist dringend zu wünschen, daß die von dem genannten Ausschuß aufgestellten und
ausführlich begründeten Vorschläge und Leitsätze von den Fachvereinigungen der
mechanischen Industrie in deren eigenstem Interesse alle Beachtung finden und zur
Durchführung gebracht werden. Das deutsche Wirtschaftsleben wird davon großen
Vorteil zu erwarten haben.
––––––––––
Zum Streichen von Eisenkonstruktionen haben die
Panzerfarbwerke Dr. Graf & Comp., Neubabelsberg, eine
wichtige Neuheit auf den Markt gebracht.
Es handelt sich um ein neues Bindemittel, den sogen. Panzerfirnis, auf den dem Inhaber des genannten Hauses, Kapitän a. D. Lender, das Deutsche
Reichspatent erteilt wurde. Das Verfahren wird auch in sämtlichen anderen
Kulturstaaten patentamtlich geschützt werden, und ist in vielen Staaten schon
patentiert.
Die Eigenschaft des Leinöls, Sauerstoff aufzunehmen, schließt mit dem Trocknen nicht
ab, sondern – und das ist ein Hauptfehler des Leinölfirnisses – sie geht weiter bis
zur vollständigen Zerstörung, die je nach der Qualität und den äußeren Umständen
früher oder später erfolgt, aber auf alle Fälle eintreten muß.
Eine weitere Fehlerquelle für den Leinölfirnis kann die unrationelle Herstellung des
Firnisses aus Leinöl selbst sein.
Aber selbst unter Verwendung des besten Leinöls und der rationellsten
Firnisfabrikation ist der Leinölfirnis weit davon entfernt, ein Universalbindemittel
für Farbkörper zu sein.
Außer der leichten Zerstörbarkeit durch Sauerstoff hat der Leinölfirnis den großen
Nachteil, von außen nach innen zu trocknen und dadurch in dem Anstrich Runzel- und
spätere Rißbildung, besonders wenn er dick aufgetragen wird, hervorzurufen.
Ferner ist der Leinölfirnis wasserdurchlässig und gegen chemische Einwirkungen durch
Salze, Laugen, Säuren, sehr wenig widerstandsfähig.
Mit gewissen Metalloxyden, z.B. Zinkoxyd (Zinkweiß) bildet er eine wasserlösliche
Zinkseife, die eine große Gefahr für zinkhaltige Anstriche bildet, weil sie eben
durch Wasser ausgewaschen werden kann.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen kann zur Herstellung rationeller Firnisse nur
ein solches Verfahren etwas Neues und Gutes bringen, eine wirkliche Lücke ausfüllen,
nach welchem es möglich ist, verschiedene, den jeweiligen Zwecken sich anpassende
Bindemittel herzustellen.
Dieses Verfahren auszuarbeiten, ist – wie oben erwähnt – den Panzerfarbwerken Dr. Graf & Comp., Neubabelsberg, gelungen.
Die von den Panzerfarbwerken hergestellten Panzerfirnisse haben – da sie nur zu einem
ganz geringen Teil durch Sauerstoffaufnahme fest werden – die Fähigkeit, von innen
nach außen zu trocknen. Sie besitzen außerdem die größte Widerstandsfähigkeit gegen
Atmosphärilien, Temperaturunterschiede, Wasser, mechanische und chemische
Einwirkungen.
Durch Verschiedenheit der quantitativen Zusammensetzung der patentierten
Ausgangsprodukte sowie durch geeignete Zusätze lassen sich sowohl Bindemittel für
Farbkörper, Temperabindemittel, als auch Lacke herstellen, die den weitgehendsten
Ansprüchen genügen.
Mit dem patentierten Panzerfirnis werden jetzt auch die Schuppenpanzer-,
Panzerschuppen- und Panzerfarben in obigem Hause hergestellt, die die beste Gewähr
für eine tadellose Güte und jahrelange Haltbarkeit der Anstriche bieten.
Diese Anstrichmaterialien lassen sich für alle nur in Frage kommenden
Anstrichzwecke verwenden, sie sind sowohl für Eisen, als auch für Holz, Zement,
Mauerwerk, abwaschbare Wand- und Fassadenanstriche (mit Panzerit-Bindemittel) vorzüglich geeignet.