Titel: | ÜBER DAS ERDÖL. |
Autor: | F. Romberg |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 582 |
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ÜBER DAS ERDÖL.
Im Zusammenhang mit seiner maschinentechnischen
Verwendung.
Von F. Romberg,
Charlottenburg.
(Fortsetzung von S. 570 d. Bd.)
ROMBERG: Ueber das Erdöl.
Die im vorstehenden geschilderten Verfahren zur Destillation und Redestillation
genügen für die Herstellung von Fertigprodukten aus dem Rohöl meistens allein noch
nicht. Vielmehr bedürfen die durch die Zerlegung engbegrenzten Fraktionen gleichwohl
noch einer chemischen oder physikalischen Behandlung, einer Raffination; denn sie
enthalten organische Säuren, welche z.B. dem Leuchtöl eine rußende Flamme und üblen
Geruch verleihen, die Metalle angreifen usw. In den Schmieröldestillaten sind es die
harzigen Bestandteile, welche nachteilig wirken, dadurch, daß sie den Schmiereffekt
herabsetzen. Seit einem halben Jahrhundert schon verwendet man zur Entfernung dieser
lästigen Bestandteile Schwefelsäure und beseitigt hinterher den Ueberschuß hieran,
sowie den Gehalt an organischen Säuren durch ein Alkali, als welches zumeist
Aetznatron in Betracht kommt. Man erlangt hierdurch erfahrungsgemäß mehrere der
Verwendung der Oelfabrikate günstige Eigenschaften: milden Geruch, geringeren
Schwefelgehalt, gleichmäßigere Leuchtkraft, geringere Empfindlichkeit gegen
Licht und Wärme, verminderten Gehalt an organischen Säuren und wenig oder keine
Fluoreszenz. Anderseits aber ist es unzweifelhaft, daß diese fast zur Schablone
gewordene Reinigungsmethode auf gewisse Bestandteile des Oeles direkt zerstörend
wirkt. Besonders beim Schmieröl werden durch die Säure gerade die wertvollsten Teile
von größter Viskosität dem Oele entzogen, sie werden sozusagen wegraffiniert.
Bei der Behandlung der Oele mit Schwefelsäure wirkt das vorhandene Wasser verdünnend
und daher nachteilig für die Reinigung. Entsprechend ist Vorbedingung jeder
Raffination die vorherige vollkommene Beseitigung des Wassers. Die gründliche
Mischung der Chemikalien mit den Oelen geschieht in besonderen Apparaten, den
Agitatoren oder Agiteuren unter Benutzung mechanischer Rührwerke oder von Luft. Die
mechanische Mischung hat den Vorteil, daß sie in geschlossenen Apparaten vor sich
gehen kann, deren Größe aber im Gegensatz zu den Agiteuren mit Druckluft oder
Saugluftmischung beschränkt ist. Für leicht flüchtige Destillate ist die
mechanische Mischung, wie selbstverständlich, allein zweckmäßig.
Einen Benzinagitator mit Rührschnecke zeigt Fig.
14.
Im ganzen nun umfaßt die Raffination folgende sieben Phasen: Entwässerung,
Säurebehandlung, Waschprozeß, Alkalibehandlung, Waschprozeß, Klären und Trocknen,
Filtration. In bezug auf Benzin ist vorerst noch dies zu bemerken: es folgen
Rektifikation und Raffination in dieser oder umgekehrter Folge hintereinander, wobei
letzterem Verfahren der Vorzug gebührt.
Textabbildung Bd. 327, S. 582
Fig. 14. Benzinagitator mit Rührschnecke.
Der Verbrauch an Säure bei der Raffination beträgt je nach dem Destillat ½ bis 5 v.
H., der Laugenverbrauch 0,05 bis 0,25 v. H. Nach dem Säuren wird das Raffinat mit
Wasser gewaschen, um die überschüssige Säure zu entfernen, darauf Aetznatron
zugeführt und der Ueberschuß hieran wiederum durch Waschen beseitigt. Zum Schluß
läßt man das Wasser gleich im Agiteur absitzen, um das Fertigbenzin zu entwässern,
oder bewirkt das gleiche in besonderem Filter. Bei schwefelhaltigem Benzin oder
Petroleum bringt man zur Entschwefelung (Desodorisierung) ein Vorlaugen zur
Anwendung, indem man die Fraktionen nach der Rektifikation zunächst mit Lauge
behandelt, dann mit Säure weiter raffiniert und schließlich nach der Filtration zur
völligen Verdeckung des restierenden Geruchs mit ätherischen Oelen (Lavendelöl,
Neroli, Zitronell) parfümiert.
Bei der Raffination des Leuchtöls handelt es sich um die Beseitigung gelblicher oder
grünlicher, auch rötlicher Färbung, des Geruchs nach Schwefel, Benzin oder
kreosotartigen Körpern. Auch genügt das erhaltene Destillat in bezug auf Gewicht,
Flammpunkt und Siedegrenzen nicht immer den Anforderungen, welche der Lieferung
zugrunde liegen. In letzterer Richtung erzielt man Aenderungen durch entsprechende
Mischung der einzelnen Destillate, welche man vor der Raffination durchführt.
Weitere Aenderungen in bezug auf Gewicht und Flammpunkt werden erfahrungsgemäß durch
die Raffination selbst bewirkt. Gründliche Vorversuche sind für die Durchführung
dieser das Leuchtöl betreffenden Maßnahmen vor und bei der Raffination sehr
wesentlich.
Die Ansicht eines Petroleumagiteurs zeigt Fig.
15. Man legt einen solchen Apparat besonders hoch, um das Abfüllen des
fertigen Leuchtöls in die Reservoire ohne Pumpen, allein mit natürlichem Gefälle, zu
ermöglichen. Nach dem Säuren wird aus dem Agiteur das Säureharz abgezogen, dann das
Raffinat gewaschen und darauf gelaugt, letzteres entweder im selben oder in einem
besonderen Agiteur. Die schließliche Filtration vollzieht man in Filtern, welche
meist mit Sägespänen und Kochsalz gefüllt sind.
Textabbildung Bd. 327, S. 582
Fig. 15. Petroleumagiteur.
Schwieriger als in den vorstehenden Fällen ist die Raffination der
Schmieröldestillate. Früher wurden dieselben nach Entwässerung höchstens filtriert,
jedoch nicht weiter behandelt. Bald aber zwang das rasche Zurückgehen des
Schmiereffekts, hervorgerufen durch mehr oder minder deutliche Verharzung, diesen
Uebelstand durch besondere Behandlung zu beseitigen. Hierfür kommt wiederum in
erster Linie die Raffination mit Schwefelsäure und Aetznatron in Betracht. Die
Anwendung der Säure ist aber hier viel heikler als beim Leuchtöl; Erfahrung,
Beobachtung und individuelle Geschicklichkeit spielen dabei eine besondere Rolle.
Der Gang des Prozesses ist dem bei der Leuchtölraffination ähnlich. Jedoch läßt sich
hier noch weniger als vorher ein allgemeingültiges Arbeitsschema aufstellen. Die
Säure wird meistens in mehreren Teilen nacheinander zugesetzt, der Ueberschuß durch
Wasser jedesmal beseitigt und dann wiederum gelaugt. Schwierig gestaltet sich unter
Umständen das Laugen durch die Bildung von Verseifungen, welche in das Oel
zurücktreten und seinen Schmierwert erheblich vermindern, zumal jene schlecht und
kostspielig zu entfernen sind. Prinzipiell bleibt nochmals zu betonen, daß mit der
Beseitigung der harzigen Bestandteile durch die Säure gleichzeitig die ungünstigste
Wirkung auf die schmierenden Eigenschaften verbunden ist, und zwar desto mehr, je
nachdrücklicher man, einer zwecklosen Modetorheit folgend, auf eine bestimmte,
meistens hellere Farbe das Augenmerk richtet. Dabei werden leicht gerade die
schmierfähigsten, viskosesten, hochflammendsten Bestandteile entfernt oder
verändert.
Besondere Verarbeitung erfordern noch stark schwefelhaltige Oele, weil dieser Gehalt
durch den Geruch den Wert des Leuchtöls schädigt, andererseits aber auch beim
Motortreiböl nachteilig ist, indem eventl. durch die Bildung von schwefliger Säure,
bei gleichzeitigem Vorhandensein von Wasserdampf, Anfressungen und Zerstörungen in
der Maschine erzeugt werden können. Die gründliche Entschwefelung ist nicht einfach,
was die zahlreichen erfolglosen Patente erweisen. Größeren Erfolg hatte nach
vielfachen Umänderungen bisher nur das Verfahren von Frasch, das in den Besitz der Standard Oil
übergegangen ist. Es besteht grundsätzlich darin, das schwefelhaltige Oel mit
passenden Metalloxyden (Kupfer-, Blei-, Eisenoxyd) zu behandeln und hierdurch den
Schwefel zu binden.
In Beziehung auf die wiederholt erwähnte Entparaffinierung der Oeldestillate mag hier
der Hinweis genügen, daß diese in der Hauptsache durch starke Kühlung der Oele unter
0° C erfolgt, wobei das Paraffin in Kristallen ausgeschieden und durch Filterpressen
entfernt wird.
Um endlich noch eine überschlägliche Anschauung von dem Gehalt verschiedener Erdöle
an verwertbaren Produkten zu gewinnen, seien in folgender Tab. 14 die Ergebnisse
einiger Fraktionierungsanalysen mitgeteilt.
Tabelle 14.
Herkunft
Spez.Gew.15° C
Roh-benzinVol. v. H.
Roh-leucht-ölVol. v. H.
Mittel-ölVol. v. H.
Schmier-ölVol. v. H.
Pa-raffinGehalt
Pennsylvanien(Durchschnitt)
812
11
48
13
27
hoch
Galizien(Durchschnitt)
856
12
34
22
31
mittel
Rumänien(Durchschnitt)
852
15
41
19
24
„
Sumatra(Durchschnitt)
775
38
48
6
7
„
Borneo
850
17
51
14
18
hoch
Deutsche
Oele:
Wietze
900
0
24
31
41
gering
do.
881
3
29
27
40
„
Pechelbrom
890
3
23
26
46
„
Oelheim
909
0
17
29
53
„
IV. Lagerung und Transport des Erdöls
und seiner Produkte.
Die Ausbildung der diesen Zwecken dienenden Einrichtungen hat den erheblichsten
Anteil
an der Entwicklung der Petroleumindustrie,
an der heutigen Verbreitung ihrer Produkte über den ganzen Erdball
und – last not least –
an der Gestaltung der Preise,
wovon aber eins mit dem anderen eng zusammenhängt.
Lagerung und Transport haben ferner auch einen wesentlichen Einfluß auf eine Reihe
von Gewerbszweigen wie Schiffbau, Maschinenbau, Walzwerke, Kesselfabriken,
Röhrenfabriken, Fässerfabriken usw., die diesem Umstände dauernde und umfangreiche
Beschäftigung verdanken. Wenn daher diese Gebiete der Technik durch die Oelindustrie
große Förderung erfahren haben, so sind umgekehrt auch die Fortschritte jener für
die Entwicklung dieser von größtem Nutzen gewesen. Diese Tatsache bestätigt somit
meine eingangs gemachten Bemerkungen über die engen Wechselbeziehungen zwischen der
Oelindustrie und sonstigen Zweigen der Technik.
Die weittragende Bedeutung der Lager- und Transporteinrichtungen wurde von den
Pionieren der Oelindustrie, Rockefeller, Nobel usw., wie
schon gesagt, sehr frühzeitig erkannt; ihre großzügigen Maßnahmen in dieser
Beziehung sind ebenfalls grundlegend gewesen.
Heute befinden sich umfangreiche, von den Oelgesellschaften erbaute Tankanlagen an
zahlreichen Punkten aller zivilisierten Staaten der Welt, namentlich natürlich in
den Oelbezirken, außerdem aber auch in den Ländern, die mehr oder weniger nur für
den Verbrauch in Betracht kommen. Deutschland hat solche Anlagen zunächst an den
Ueberseeplätzen Hamburg, Bremen usw., sodann noch besonders an den Flußläufen, die
billigen Wassertransport durch Tankschlepper oder -Leichter ermöglichen, wie am
Rhein, an der Elbe, Oder, Weichsel und auch an einigen für den Absatz günstig
gelegenen Plätzen des Binnenlandes. Rußland ist mit großen und kleineren
Oelniederlagen der Gebr. Nobel förmlich übersät, und ganz
ähnlich ist es mit der Oellagerung in Amerika bestellt.
Als Behälter für die Erdölprodukte, namentlich Benzin, Leuchtöl, Gasöl dienen heute,
sobald größere Mengen in Frage kommen, vorwiegend eiserne Tanks, für das Erdöl
selbst sind bei größten Mengen auch noch Erdreservoire in Gebrauch. Aehnlich wie die
Gasbehälter der Gasanstalten, denen sie im Aussehen gleichen, sind die Oeltanks
stehende zylindrische Gefäße, aus Blechen zusammengenietet und mit einem
durchschnittlichen Fassungsraum von 4 bis 6000 t versehen.
Fig. 16 und
17
geben das äußere Bild eines solchen Oelreservoirs.
Zum Schutz gegen die Sonnenbestrahlung werden die Behälter häufig ganz weiß
gestrichen. Sie erfordern an besonderen Einrichtungen: Mannlöcher zum Befahren
zwecks Reinigung und Reparatur, eine Füll- und Abfülleitung, ein Gasabzugsrohr mit
Hut in der Mitte des Daches, einen Bodenstutzen zum Ablassen von Wasser und Schlamm,
eine Schwimmereinrichtung zum Anzeigen des Inhalts oder zu gleichem Zwecke eventl.
einen aus Glasröhren bestehenden Oelstand, eine eiserne Steigleiter zum Besteigen
des Daches und eine Blitzschutzanlage.
Textabbildung Bd. 327, S. 584
Fig. 16 und 17. Eisenreservoir.
Benzinreservoire erhalten statt der meist üblichen kugeligen Decke eine ebene,
mit Rand umsäumte zur Aufnahme einer kühlenden Wasserschicht. Sie werden außerdem
oft mit besonderen Gasabzugsrohren versehen, die drei Sicherheitsdrahtnetze
hintereinander enthalten oder durch Eintauchen in ein wassergefülltes Gefäß
hydraulisch verschlossen sind. Zwecks noch größerer Sicherung gegen Feuersgefahr
wurden derartige Reservoire für Benzin bereits mit einem zweiten Mantel aus
Eisenbeton umgeben, welcher im Falle eines benachbarten Brandes die dauernde
Berieselung von Decke und Seitenwänden mit Wasser gestattet.
Kleinere Behälter, insbesondere für Benzin, werden auch als liegende, zylindrische
Eisenkessel gestaltet. Zum Schütze gegen Brand, in der Nähe menschlicher Wohnungen,
werden dieselben nach dem System Martini & Hünecke,
Hannover, in den Boden versenkt und dauernd unter Kohlensäureverschluß gehalten, so
daß auch beim Abfüllen nie Luft mit dem Benzin in Berührung kommt, sondern stets
zwangläufig allein das indifferente Gas. Beim Auffüllen des Behälters vom Tankwagen
aus wird das gleiche Verfahren verwendet.
Die Sicherheit von eisernen Tankreservoiren, namentlich solchen für Schweröle ist
ohne weiteres relativ groß, was z.B. die Tatsache erweist, daß Tanks für Heizöl und
Petroleum unversehrt geblieben sind, obwohl in der geringen Entfernung von 8 Fuß ein
Benzintank vollständig ausbrannte und obwohl das Heizöl sich dabei derartig
erhitzte, daß seine Temperatur noch am Tage darauf 54° C betrug. Erhöht wird diese
Sicherheit aber noch dadurch, daß man die Tanks im ganzen mit einem Erdwall umgibt,
der etwa den halben Gesamtinhalt der Behälter aufzunehmen vermag, und daß man die
Dächer flach und stets mit Wasser gefüllt hält, um die Gasentwicklung im Innern
durch Kühlung zu hemmen.
Die Aufbewahrung kleinerer Mengen von Oelprodukten und zugleich einen einfachen
Transport ermöglichen die Fässer, die vielfach aus Eichenholz, neuerdings auch aus
Eisen in fabrikmäßigem Großbetriebe erzeugt werden und meistens einen Inhalt von
etwa einem Barrel gleich 180 l besitzen.
Zum Lagern von Benzin, Petroleum oder Gasöl auf Fahrzeugen werden heute meistens
autogen geschweißte Blechgefäße benutzt, denen zweckmäßig durch die sogen. Hentze-Vorrichtungen die nötige Sicherheit gegen Feuers-
und Explosionsgefahr verliehen wird. Im wesentlichen besteht das Prinzip dieser
Vorrichtungen darin, daß vor die Oeffnung des Gefäßes, nach innen ragend, ein mit
Boden versehenes Rohr geschraubt wird, das aus dünnwandigem, durchlöchertem
Stahlblech gefertigt ist und außerdem im Innern noch einen zweiten Zylinder aus
feinmaschigem Metallgewebe trägt. Die Einrichtung wirkt, wie ersichtlich, nach der
bekannten Idee der Davyschen Sicherheitslampen, das
Durchschlagen der Flamme und somit eine Explosion des Gefäßinhalts verhütend. Die
„Fabrik explosionssicherer Gefäße in Salzkotten i. W.“, welche diese
Vorrichtungen ausführt, liefert damit zugleich einen Sicherheitsverschluß, welcher
das Gefäß bei starker Erwärmung von außen gegen Bersten schützen soll. Zu dem Zweck
enthält der Deckel eine Oeffnung, verschlossen mit Weichlot, welches schmilzt und
das Loch freigibt, sobald die Siedetemperatur des Oels im Behälter erreicht ist; das
Gas strömt alsdann aus und brennt unschädlich weg, falls dasselbe außen zur
Entzündung gelangt.
Textabbildung Bd. 327, S. 585
Fig. 18 und 19. Eisenbahn-Tankwagen.
Beachtenswert ist bei Verwendung von Benzin besonders noch der Umstand, daß dieses
die meisten Dichtungsmittel, da sie Fette enthalten, löst und somit die Dichtung
z.B. von Hähnen an Gefäßen oder Rohrleitungen außerordentlich erschwert. Zum Schütze
hiergegen werden neuerdings Hähne mit Graphitkohle ausgebuchst und in diese Buchsen
die Kegel sorgfältig eingeschliffen, womit das Dichtungsmittel entfällt und daher
die Hähne trotz Berührung mit Benzin dicht erhalten werden können.
In den Fässern ergab sich zu Anfang auch die einfachste und naheliegendste
Transportart für das Oel, namentlich über Land, zum Teil allerdings auch schon über
See. Aber sie wurde bald in dieser Form, relativ zur verschickbaren Menge, zu
kostspielig und ungenügend für den wachsenden Bedarf. Heute dienen Fässer nur noch
zum Kleintransport. Größere Mengen dagegen werden zu Lande durch die Eisenbahn in
Kessel- oder Tankwagen befördert, deren Ausbildung durch Lagerung zylindrischer
Eisenkessel auf Rädergestellen nahe lag und daher schon frühzeitig erfolgte.
Fig.
18 u. 19 geben die Darstellung eines solchen Tankwagens, der bei uns gewöhnlich
einen Fassungsraum von 10 bis 15 t hat, während Amerika sogar Kesselwagen von
maximal 50 t Kapazität besitzt. Oben haben die Kessel mit Rücksicht auf die starke
Ausdehnung des Oels einen Expansionsdom, in dessen durch Mannlochdeckel
verschließbarem Innern sich das Handrad auf der quer durch den Behälter gehenden
Spindel des Abflußventils befindet. Von diesem Ventil führt das Abflußrohr nach
beiden Seiten des Wagens, wo dasselbe nochmals mit Hähnen verschlossen werden kann.
Deutschland besaß schon 1900 etwa 1000 solcher Privattankwagen, die etwa 11000
t faßten, Amerika 1904 schon 18000 mit einem Inhalt von etwa 3½ Millionen Barrels
und Rußland zur selben Zeit etwa 15000 mit etwa 160000 t Kapazität. Zum schnellen
Füllen benutzten die Bohrfelder und die Endstationen der großen „pipe lines“
besondere Verladerampen, die das Abfertigen ganzer Züge mittels eines längs des
Gleises verlaufenden Hauptrohrs und entsprechend zahlreicher Abzweigrohre binnen
kurzem gestatten. Auf solche Weise können z.B. in Boryslaw-Galizien 250 bis 300
Tankwagen in 24 Stunden gefüllt werden.
(Fortsetzung folgt.)