Titel: | ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 586 |
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER
MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN.
Von Dr.-Ing. A. Linker.
(Schluß von S. 573 d. Bd.)
LINKER: Entwicklungsgeschichte und Herstellung der modernen
elektrischen Lichtquellen.
Die Regina-Bogenlampenfabrik Köln-Sülz stellt ihre
Jotalampen ebenfalls nach dem Pasteverfahren aus
Wolfram her. Während die nach den anderen Methoden hergestellten Fäden unter dem
Mikroskop kleine Einschnitte zeigen, an denen die mechanische Festigkeit naturgemäß
geringer ist und der Faden infolge des größeren Widerstandes zuerst durchbrennt,
zeigen die Fäden der Jotalampen eine vollständig gleichmäßige Oberfläche. Dieselbe
wird nach einem patentierten Verfahren dadurch erzielt, daß durch ein besonderes
Formieren und Brennen der Fäden bei sehr hoher Temperatur die Wolframmoleküle
dichter aneinder gelagert werden. Die Bruchfestigkeit der Fäden ist dadurch
bedeutend vergrößert worden.
Nach einem an Dr. D. Coolidge erteilten amerikanischen
Patent läßt sich mit Hilfe des Pasteverfahrens auch ein röhrenförmiger Faden aus Wolfram herstellen, um zu erreichen, daß die strahlende
Oberfläche bei geringem Volumen möglichst groß wird. Feinstes Wolframpulver wird
durch Reduktion des Wolframtrioxyds mittels Wasserstoff oder fein verteiltem
Kohlenstoff erhalten. Von diesem Pulver werden 40 Teile mit einem Amalgam aus je 30
Teilen Cadmium und Quecksilber in der Wärme zu einer Paste verrieben. Dieses Produkt
wird nun durch Matrizen zu feinen Drähten gepreßt und es werden daraus schmale dünne
Bänder von großer Oberfläche ausgewalzt. Diese flache Streifen zieht man nun durch
geeignete Diamant- oder Stahldüsen, wodurch sie zu Röhren umgebogen werden. Dabei
überlappt man entweder die Kanten, um den Faden zu verstärken, oder läßt auch einen
Spalt zwischen ihnen. Um die flüchtigen Bestandteile zu entfernen, werden die
entsprechend geformten Drähte in den Glasbirnen befestigt und nach Auspumpen der
Luft durch den elektrischen Strom erhitzt. Dabei verdampfen Quecksilber und Cadmium
und die Wolframteilchen sintern zusammen.
Nach dem Ueberzugsverfahren werden die Wolframfäden der Wolframlampen-A.-G., Augsburg-Gelnhausen, angefertigt. Die Firma arbeitete
ursprünglich nach dem durch die Patente von Dr. Just
und Hanamann geschützten Substitutionsverfahren (Engl.
Patent Nr. 11949 vom Jahre 1906). Der Vorgang ist dabei etwa folgender:The Electrician 1906, S. 1047. Durch
einen sehr feinen Kohlenfaden wird in einer Atmosphäre von Wolframchlorid (WCl6) unter Einwirkung von Wasserstoff oder anderen
reduzierenden Gasen ein elektrischer Strom geschickt, der den Faden auf eine solche
Temperatur erhitzt, daß das Chlorid dabei zersetzt wird. Es scheidet sich dann
Wolfram auf dem Kohlenfaden in metallischer Form ab.
Bei genügender Dicke des Ueberzugs werden die Fäden im Vakuum oder in einem
indifferenten Gase (Wasserstoff) auf Weißglut erhitzt, wobei der Kohlenstoff vom
Wolfram aufgelöst wird und mit ihm ein Wolframkarbid von weißer, glitzernder Färbung
bildet.
Für die Umwandlung des Karbids in das Metall lassen sich nun verschiedene Verfahren
benutzen. Entweder werden die Fäden durch einen elektrischen Strom in einem Gemisch
von Luft und Wasserdampf erhitzt und die Kohle dabei oxydiert, oder man verflüchtigt
die Kohle im Vakuum bei sehr hoher Temperatur, oder man setzt die Fäden in einen
feuerfesten Tiegel, der die niederen Oxyde des Wolframs WO2 in Pulverform enthält, unter Luftabschluß einer Temperatur von etwa
1600° C aus, wobei die Kohle nach der Gleichung: WO2
+ 2C = 2CO + W oxydiert und wolframfrei wird. Vom Konsortium
für elektrotechnische Industrie, Nürnberg, ist ein anderes VerfahrenElectr. World 1907, Nr. 16, S. 780.
der Entkohlung des Wolframkarbids zum Patent angemeldet, wonach der Faden in einem
besonderen Gemisch von Gasen auf sehr hohe Temperatur erhitzt wird.
Als Endprodukt des Just-Hanamannschen Verfahrens erhält
man einen röhrenförmigen metallischen Faden aus Wolfram, der gegenüber den massiven
Fäden eine größere Festigkeit und geringeren Glanz beim Brennen besitzt, so daß das
Licht weniger blendet.
Die Wolframlampenfabrik Augsburg ist ferner dazu
übergegangen, reines, pulverförmiges Wolfram auf kaltem Wege durch Elektrolyse der
Chloride und Fluoride des Metalls zu gewinnen. Die Metallsalze des Wolframs, ferner
des Molybdäns, Chroms und Urans haben nämlich die Eigenschaft, sich in einigen
organischen Lösungsmitteln, z.B. Aceton, ohne Zersetzung oder Oxydation
aufzulösen.
In ähnlicher Weise werden die Fäden der HelionlampeElectr. World 1907, Nr. 1, S. 10 und Electr.
Review, New York 1907, Nr. 3, S. 111. von Prof. H. C. Parker und W. G. Clark
hergestellt. Dabei wird auf einem Kohlenfadenkern ein Ueberzug von Silizium
hergestellt, indem man die den Faden umgebende Glasbirne mit einem Gasgemenge von
Siliziumverbindungen anfüllt, aus denen sich beim Stromdurchgang reines Silizium
niederschlägt. Die Bezeichnung „Helion“ verdankt die Lampe der
Uebereinstimmung ihres Spektrums mit dem Sonnenspektrum. Der Helionfaden ist zwar
nicht metallisch, verhält sich jedoch wie ein Metall. Er besitzt die Eigenschaft,
daß er schon bei etwa 1750° C ein weiß glänzendes Licht erzeugt, während die
Metallfäden erst bei 1900° C richtig leuchten. Der Temperaturkoeffizient des Fadens
ist bis zu 1400°C negativ, wie bei den Leitern II. Klasse, von da an wächst der
Widerstand mit der Temperatur wie bei den Metallen.
Etwas abweichend von den genannten Methoden ist die Herstellung der Canello-GlühlampeElectr. World 1906, S. 474.. Hierbei wird ein
Baumwollenfaden mit löslichen Salzen der seltenen Erden Zirkon, Cerium, Thorium
getränkt, getrocknet und dann in einer Bunsenflamme geglüht, um den Kernfaden zu
veraschen und einen solchen aus den Oxyden obiger Erden zu erhalten. Damit dieser
Faden für den Strom leitend wird, taucht man ihn in eine Lösung von Osmium- oder
Rutheniumsuperoxyd und erwärmt ihn in einer Atmosphäre von Schwefelwasserstoff,
wodurch das Superoxyd in Sulfid verwandelt wird. Zur Reduzierung des Sulfids schickt
man durch den bis jetzt noch schlecht leitenden Faden einen Strom und setzt ihn der
Einwirkung einer organischen Verbindung, z.B., Traubenzucker oder besser Formaldehyd
aus, und erhält dadurch einen dünnen Ueberzug von metallischem Osmium oder Ruthenium
von relativ kleinerem Widerstand. Ueber diesen Metallüberzug kommt noch eine Schicht
von Thoriumoxyd, welches aus den Dämpfen einer Lösung eines Thoriumsalzes in
Azetylazeton auf dem Faden niedergeschlagen wird. Letzterer kann jedoch auch
elektrolytisch in einem Bade von Thoriumnitrat mit Kohlenanoden erzeugt werden.
Das dritte des vorher genannten Verfahrens von Dr. Hans
Kužel besteht darin, die Metallfäden aus kolloidalen Lösungen herzustellenElektrotechn. und Maschinenbau. Wien 1906, S. 119.. Dabei
ist es möglich, von den schwer schmelzbaren Metallen Mangan, Chrom, Molybdän, Uran,
Wolfram, Tantal, Niob, Titan, Thorium, Zirkon, Osmium, Platin, Iridium, Palladium
und dem nichtmetallischen Borsilizium plastische Massen herzustellen, indem man
die Metalle als Elektroden eines Lichtbogens unter Wasser arbeiten läßt. Die
Metallteilchen bilden dann kolloidale Suspensionen oder einen gallertartigen Teig,
der sich wie Ton formen und durch feine Düsen in dünne Fäden ausspritzen läßt. Nach
dem Trocknen und Erhitzen auf Weißglut wird der Faden in den kristallinischen
Zustand übergeführt und bildet einen Draht von gleichmäßiger Dicke und
Zusammensetzung. Während die Kolloide der Metalle die Eigenschaften von Leitern II.
Klasse besitzen, d.h. bei höherer Temperatur einen kleineren Widerstand annehmen,
zeigen die fertigen Fäden den Charakter der reinen Metalle mit positivem
Temperaturkoeffizienten. Die Lampen werden unter dem Namen „Sirius Kolloid“
von der Jul. Pintsch-A.-G. hergestellt.
Die Tatsache, daß Wolfram wegen seines dem Tantal gegenüber höheren Schmelzpunktes
sich zur Herstellung von Leuchtfäden mit geringem Leistungsverbrauch als besonders
geeignet erwiesen hatte, gab der Siemens &
Halske-A.-G. Veranlassung, Verfahren zur Herstellung von Wolframdraht zu ermitteln. Die Lösung dieser Aufgabe gelang im Jahre 1908,
wenn auch unter Zuhilfenahme gewisser, geringer Zusätze, die nachträglich aus dem
fertigen Draht entfernt wurden. So entstand die Wotanlampe mit einem gezogenen, aus einem Stück bestehenden und auf ein
Traggestell gewickelten reinen Wolframdraht. Inzwischen ist es der amerikanischen
Gruppe, welche Lizenzen für die Fabrikation und den Verkauf der Tantallampen
außerhalb Europas besaß, gelungen, einen Wolframdraht aus reinem Wolframmetall nach
einer neueren Methode zu ziehen, die manche Vorzüge gegenüber dem älteren Verfahren
aufwies. Infolge bestehender Verträge erhielten damit auch die Auer-Gesellschaft und die Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin, einen guten Wolframdraht für ihre
Lampen. Es ergab sich daraus für alle interessierten Parteien die Notwendigkeit,
sich dahin zu vereinigen, daß zwischen den drei genannten Firmen ein freier
Austausch der diesbezüglichen Patente vereinbart wurde.
Der Leuchtfaden wird nun bei den neuesten Lampen aus Wolframmetall gezogen und kann
daher auf Fehlerfreiheit und richtige Beschaffenheit leichter kontrolliert werden,
als viele einzelne Fäden. Allerdings bereitet das Ziehen des Drahtes manche
Schwierigkeiten, wenn man berücksichtigt, daß der Draht 1/100 bis ⅕ mm Dicke sehr fein ist und die
dazu notwendigen Diamantdüsen eine schwierige und peinlich genaue Herstellung des
Ziehlochs erfordern. Während die Struktur des gespritzten Leuchtfadens eine körnige
ist, zeigt der gezogene Draht ein sehniges, faseriges Gefüge, das allerdings während
der Brenndauer allmählich in ein krystallinisches übergeht. Trotzdem ist die
Lebensdauer bei etwa 1500 Std. größer als bei den gespritzten Fäden mit 1000 Std.
Ein anderer Vorzug des Drahtes besteht darin, daß er zu Spiralen und Zickzacklinien
geformt werden kann, wodurch das lichtspendende Element auf einen kleinen Raum
konzentriert werden kann und damit die Eigenschaften einer punktförmigen Lichtquelle
annimmt, welche besonders für Projektions- und Scheinwerferzwecke erstrebt wird.
Durch den Uebergang zur Drahtlampe sind nicht allein Fortschritte in der
Fabrikation, sondern auch im praktischen Gebrauch erzielt worden. So konnte die äußere Form wesentlich kleiner als bei den bisherigen
Lampen gehalten und der Bereich der verfügbaren Lichtstärken nach unten hin erweitert werden. Infolge der geringeren
Herstellungskosten konnte dann auch der Lampenpreis ermäßigt werden, so daß der
Lampenersatz bei der dreifachen Nutzbrenndauer, d.h. für 20 v. H. Abnahme der
Lichtstärke gegenüber der Kohlenfadenlampe nicht mehr in Frage kommt.
Neuerdings ist auch die Jul. Pintsch A.-G., Berlin, dazu
übergegangen, nach einem anderen Verfahren aus Wolfram gezogene Fäden für die neuen
Sirius-Drahtlampen zu verwenden, während die Union Elektr.-Gesellschaft m. b. H., Hamburg, für die
Jridial-Metalldrahtlampen Drähte aus einer Iridiumlegierung herstellt.
Die niedrigste Lichtstärke aller modernen Lampen beträgt 10 HK bei 110 V und 16 HK
bei 220 V mit einem Leistungsverbrauch von etwa 1 bis 1,2 Watt/HK unabhängig von der
Spannung. Ausgenommen davon sind die Wotanlampen, welche sogar für 5 HK bei 110 V
und 10 HK bei 220 V in einer sehr zierlichen und gefälligen Form gebaut werden,
allerdings mit einem Verbrauch von 1,3 W/HK. Die Lampen hoher Leuchtkraft von 200
bis 1000 HK verbrauchen dabei nur noch etwa 0,8 W/HK.
Den Eigenschaften der verschiedenen Fadenmaterialien entsprechend haben die einzelnen
Lampensorten besondere charakteristische Merkmale und Unterschiede gegeneinander,
die sich besonders ausprägen in den sogen. Glühlampencharakteristiken und der Farbe des
ausgestrahlten Lichts.
Da die Leuchtkraft der Lampen sich sehr stark mit der Spannung ändert, so mußte an
ein Leitungsnetz mit konstanter Klemmenspannung die Forderung gestellt werden, daß
die infolge des Leitungswiderstandes beim Aus- oder Einschalten von Stromempfängern
im Netz auftretenden Spannungsänderungen eine gewisse Grenze nicht überschreiten,
weil andernfalls dadurch ein unruhiges Brennen der Lampen hervorgerufen werden
könnte. Für Kohlenfadenlampen durfte der höchste Spannungsverlust nicht mehr als 2
v. H. der Gebrauchsspannung betragen, wobei die Aenderung der Leuchtkraft von etwa
12,5 v. H. für das Auge sich schon weniger angenehm bemerkbar machte.
Allgemein läßt sich nun die Leuchtkraft H der Glühlampen
als Funktion der Klemmenspannung E für Spannungen in
der Nähe der normalen Gebrauchsspannung darstellen durch die Gleichung
H = c ∙ Ek
und diese Funktion als Charakteristik der Lampe f (H, E) bezeichnen. Darin ist c eine Größe, die von der Fadenanordnung und seinen Dimensionen abhängt.
Der Koeffizient k wird vom Fadenmaterial,
Temperaturkoeffizienten und Lichtemissionsvermögen beeinflußt. Ich habe nun für
nachfolgende Lampen die Charakteristiken f (H, E) experimentell
aufgenommen, wofür sich dann die in der Tab. 1 angegebenen Werte ergaben.
Tabelle 1.
Gleichungen der
Glühlampen-Charakteristiken.
1. Kohlenfaden
H =
4 ∙ 10– 12 ∙ E6,2
2. Metallisierte Kohle
12 ∙ 10– 9 ∙ E4,7
3. Nernst
8,9 ∙ 10– 16 ∙ E8,3
4. Tantal
1,8 ∙ 10– 7 ∙ E4,2
5. Osramfaden
5,2 ∙ 10– 7 ∙ E3,9
6. Zirkon
23 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
7. Wolfram (Augsburg)
1,8 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
8. Sirius Kolloid
16 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
9. Allg. Elektr.-Ges. (Faden)
2,8 ∙ 10– 7 ∙ E3,9
10. Bergmann
15 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
11. Jota
2,5 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
12. Osram-Draht
2 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
13. AEG-Draht
2,1 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
14. Wotan
1,9 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
15. Iridial
3,5 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
16. Sirius-Draht
6 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
Der Einfluß der Spannungsänderungen auf die Leuchtkraft läßt sich nun aus den
gefundenen Werten von k leicht bestimmen.
Aendert sich die Spannung von dem normalen Wert E um ± p v. H., so würde die Leuchtkraft die Werte
H'=c\,.\,\left(E+\frac{E\,.\,p}{200}\right)^k
und H''=c\,.\,\left(E-\frac{E\,.\,p}{200}\right)^k
annehmen.
Bei einer Gesamtänderung von E um p v. H. würde demnach die absolute Lichtschwankung
sein:
\Delta\,H=H'-H''=c\,.\,E^k\,\left[\left(1+\frac{p}{200}\right)^k-\left(1-\frac{p}{200}\right)^k\right].
oder, wenn man die Exponentialfunktionen in unendliche Reihen
auflöst und alle anderen Glieder außer dem ersten vernachlässigt,
\Delta\,H=c\,.\,E^k\,.\,\frac{k\,.\,p}{100}.
Die relative Lichtschwankung s in
Prozenten des Mittelwertes H ausgedrückt, ist dann
\frac{\Delta\,H}{H}\,100=s=k\,.\,p.
Stellt man die relativen Schwankungen s in Abhängigkeit
von p dar, so erhält man gerade Linien als f(s, p), deren
Neigungswinkel arctg k nur vom Koeffizienten k abhängig ist.
Diese Linien setzen uns in die Lage, eine die praktische Leitungsberechnung
interessierende Frage zu beantworten, nämlich für welchen höchsten Spannungsverlust
die Leitungen bei Verwendung der neueren Lampen zu berechnen wären. Wie wir vorher
gesehen haben, ergibt eine Lichtschwankung von s = 12,5
v. H. gerade die Grenze der Erträglichkeit. Zieht man daher durch diesen Punkt eine
Parallele zur Abszissenachse, so schneidet sie die einzelnen Geraden in Punkten,
deren Abszissen den prozentualen Spannungsverlust p
ergibt. So sind die in Tab. 2 zusammengestellten Werte für die verschiedenen Lampen
gefunden.
Tabelle 2.
Zulässiger Spannungsverlust p bei s = 12,5 v. H.
Lichtschwankung.
Nernst
1,5
v. H.
Kohlenfaden
2
„
Metallisierte Kohle
2,64
„
Tantal
2,96
„
Osram, AEG (Faden)
3,2
„
Zirkon, Wolfram, Bergmann, Jota
3,38
„
Sirius Kolloid
3,47
„
Osram-, AEG-Draht, Iridial, Sirius-Draht
3,48
„
Wotan
3,58
„
Die zweite Eigentümlichkeit der modernen Glühlampen besteht in der anderen Farbe des
Lichts gegenüber den Kohlenfadenlampen. Während letztere eine mehr rötliche Färbung
zeigen, werden bei den Metallfadenlampen die roten Strahlen durch die blauen
überdeckt, so daß das Gesamtlicht weißer wird. Die Ursache dieser Erscheinung liegt
in dem Umstände, daß die Metallfadenlampen bei einer höheren Temperatur brennen.
Dadurch wird das Maximum der ausgestrahlten Energie dem Bereiche der sichtbaren
Strahlung genähert und der Wirkungsgrad verbessert.
Diese Verschiebung nach der Seite der blauen Strahlen des Spektrums läßt sich nun
quantitativ dadurch nachweisen, daß man bei gleicher Gesamthelligkeit der zu
vergleichenden Lampen sich einzelne einfarbige Strahlen durch entsprechende
Lichtfilter absondert und deren relative Helligkeit prüft. Im allgemeinen wird es
genügen, von dem gesamten Lichtstrom die Strahlen Rot, Gelb, Grün, Blau
herauszugreifen. Dabei kann man nach drei Methoden verfahren.
Die einfachste Art, die einfarbigen Strahlen zu erhalten, besteht darin, entsprechend
gefärbte Gläser oder Gelatine, wie man sie als Lichtfilter in der Farbenphotographie
verwendet, vor die Lichtquelle zu stellen oder sie damit von allen Seiten zu
umgeben. Der Nachteil dieser Filter besteht darin, daß sie schwer abstimmbar sind
und bei der Wärme leicht springen oder unbrauchbar werden. Außerdem ist es,
abgesehen von dem hohen Preise, schwierig, monochromatische Gläser herzustellen, die
nur eine Farbengattung durchlassen. Nur das Rubinglas entspricht diesen
Anforderungen.
Die zweite Methode zur Trennung der Farben würde darin bestehen, das Licht der Lampen
durch eine Linse parallel zu machen und dann mittels eines Glasprismas in einzelne
Farben zu zerlegen. Durch Anwendung einer Blende könnte man dann die Farben einer
gewünschten Wellenlänge allein auf das Photometer einwirken lassen und durch
Vergleich mit einer gleichfarbigen Lichtquelle ihre Helligkeit feststellen. Darin
aber besteht eine Hauptschwierigkeit, sowie außerdem das Erfordernis eines
kostspieligen Instrumentariums.
Die dritte und gleichzeitig die einfachste Möglichkeit der Strahlentrennung ist
folgende:
Man stellt sich ein ringförmiges Glasgefäß her, indem man zwei Bechergläser
verschiedenen Durchmessers konzentrisch ineinander am Boden festkittet. In den
ringförmigen Hohlraum zwischen den Wandungen wird nun die farbige Filterlösung
hineingegossen, und die zu untersuchende Lampe in den freien Hohlraum des
inneren Becherglases hineingehängt.
Zur Messung wurde nach dem Substitutionsverfahren eine Hilfslichtquelle benutzt,
deren Licht durch eine davor befindliche und mit der gleichen Lösung angefüllte
Glasküvette so gefärbt wurde, daß die Vergleichsfelder des Photometerkopfes gleiche
Färbung zeigten, wodurch die Genauigkeit der Messung wesentlich gesteigert
wurde.
Für die Filterlösungen wurden Farbstoffe der Höchster
Farbwerke A.-G. verwendet. Jedoch mußte zur Erzielung einfarbigen Lichts
eine Mischung mehrerer Farbenlösungen erfolgen, deren Durchlässigkeit für die
einzelnen Wellenlängen des Lichts spektroskopisch festgestellt wurde. Teilt man das
ganze Spektrum in 170 Teile, so kann man die Farbenart durch die Länge im Spektrum
definieren.
Tab. 3 gibt die Zusammensetzung der Lösungen und die Lage der Durchlässigkeit im
Spektrum in Teilen desselben oder durch die Wellenlänge des Lichts in Millionstel
Millimeter (μμ) an.
Tabelle 3.
Licht
Farbstoffin 1000 ccm Wasser
Länge imSpektrum
Wellenlängeμμ
rot
450 mg Tartrazin 450 „ Rose bengale
0–35
1000–650
gelb
3750 „ Rapidfiltergelb 50 „ Methylenblau 40 „
Tartrazin 65 „ Rose bengale
35–65
650–540
grün
200 „ Filtergrün II 100 „ Naphtolgrün
65–85
540–490
blau
100 „ Methylenblau 45 „ Kristalviolett
85–120
490–440
Nimmt man nun für die Kohlenfadenlampe bei den vier Strahlensorten eine relative
Helligkeit von 100 v. H. an, so ergeben sich für die anderen Glühlampen nach Tab. 4
folgende Werte:
Tabelle 4.
Relative Helligkeit der Strahlen verschiedener Lampen.
μμ
1000–650rot
650–540gelb
540–490grün
490–440blau
Lampe
v. H.
v. H.
v. H.
v. H.
Kohlenfaden
100
100
100
100
Metallis. Kohle
105
70
131
141
Nernst
95
88
160
195
Tantal
97
93
117
145
Osramfaden
101
79
158
190
Zirkon
98
86
155
190
Wolfram (Augsburg)
102
74
125
158
Sirius Kolloid
98
86
147
218
AEG (Faden)
101
88
137
189
Bergmann
102
83
137
205
Jota
101
76
130
155
OsramAEGWotanIridial
Drahtlampen
101102100 98
80 85 83 92
155142140120
185190185160
Aus der Tabelle erkennt man, daß im Gegensatz zu der allgemeinen Ansicht die
roten Strahlen in nahezu gleicher Menge vertreten sind, dagegen sind die gelben
geringer, die grünen und blauen aber stärker geworden, wodurch sich die
weißlichere Farbe des Lichts leicht erklären läßt.