Titel: | SELBSTTÄTIGE SIGNALE. |
Autor: | C. Guillery |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 625 |
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SELBSTTÄTIGE SIGNALE.
Von C. Guillery, Königl. Baurat.
GUILLERY: Selbsttätige Signale.
Inhaltsübersicht.
Selbsttätige Rückstellung der Blocksignale auf Halt hat sich in
Frankreich bewährt, ganz selbsttätige Einstellung wird versucht. Eine neue in
Belgien erprobte Vorrichtung von Snyers zur Zeichengebung
auf der Lokomotive wird beschrieben. Selbsttätige Anstellung der Bremsen ist den
Führern nicht erwünscht.
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Textabbildung Bd. 327, S. 625
Fig. 1.
Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika sind ungünstige Nachrichten über die dort
in großem Umfang eingeführte selbsttätige Blockung gekommen. Die deut sehen
Lokomotivführer haben sich einmütig gegen die selbsttätige Anstellung der Bremsen
bei Ueberfahren eines Haltsignals ausgesprochen, weil sie dadurch unsicher gemacht
würden, in der steten Erwartung, daß ihnen jeden Augenblick, etwa bei der Fahrt
im Nebel, die Macht über den Zug genommen werden könne. Nicht aber haben sie sich
gegen sichtbare oder hörbare Zeichen ausgesprochen, die bei der Annäherung an ein
auf „Halt“ stehendes Block- oder Bahnhofabschlußsignal auf der Lokomotive
oder auch bei hörbaren Zeichen, in deren unmittelbaren Nähe ausgelöst werden
sollen.
In Frankreich sind seit Jahren, bspw. bei der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn, günstige
Erfahrungen mit selbsttätiger Rückführung der Blockzeichen in die Haltstellung,
mittels einer von der Lokomotive bedienten Druckschiene, gemacht, Bauart Aubine und Chauvet. Auf der
Weltausstellung in Turin im vorigen Jahre war aber auch eine ganz selbsttätig
wirkende Blockung, Bauart Bujon, zu sehen, bei der die
Fahrtstellung mit Hilfe eines elektrisch von einer Druckschiene ausgelösten, vorher
mittels Uhrwerk aufgezogenen Gewichts, die Haltstellung dagegen durch das zur
Geltung gebrachte Eigengewicht des Signalflügels, unter Sperrung des Gewichtes,
herbeigeführt wurde.
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Fig. 2a.
Mit der van Braamschen Sicherungseinrichtung, durch
welche, mittels an der Lokomotive angebrachter Fühlhebel und eines neben einer
Schiene außen angebrachten, durch die Stellung des Signals in seiner Höhenlage beeinflußten
Anschlags, Zeichengebung auf der Lokomotive veranlaßt wird, sind mit bisher
zweifelhaftem Erfolge Versuche vorgenommen worden.Glas. Annalen f. Gew. u. Bauw. 1911. Jan. (Bd.
68) S. 2: Vortrag des Erfinders im Verein f. Eisenbahnkunde
(Berlin). Es hat sich ergeben, daß es schwierig ist, die Fühlhebel so
einzurichten, daß sie bei geringer Fahrgeschwindigkeit sicher ansprechen und bei
großer nicht abbrechen. Auch spielt die Federung der Lokomotive dabei eine Rolle.
Seltsamerweise war der Erfinder, der, wie so häufig, auf dem Gebiete, innerhalb
dessen die Erfindung zu verwerten war, nicht Bescheid wußte, sich darüber im
unklaren, welche Teile der Lokomotive dem Federspiele folgen, welche nicht. Die
Uebertragungsvorrichtung sollte auf der Innenseite der Rahmen an einem Lagerkasten
befestigt werden. So wie sie jetzt befestigt ist, an den Hauptrahmen, ist es nicht
ausgeschlossen, daß die Fühlhebel über den Anschlag hinweggleiten können, ohne zu
wirken (vergl. Fig. 1).
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Fig. 2.
Bessere Ergebnisse sind mit der Vorrichtung von R. Snyers
erzielt, die 1910 in Brüssel ausgestellt war und in dem verflossenen schneereichen
Winter seitens der Belgischen Staatseisenbahn mit bestem Erfolg versucht ist. Die
Beziehung zwischen der Lokomotive und dem betreffenden Punkte der Strecke ist durch
eine Anzahl hintereinander mitten im Gleis angeordneter elastischer Stäbe G (Fig. 2) geschaffen,
die in einem Rahmen befestigt und durch das bei F
anschließende Gestänge so mit dem Signal verbunden sind, daß sie aufrecht stehen bei
Lage des Signalflügels auf „Halt“, während sie außerhalb der Umgrenzungslinie
U der festen Teile flach auf dem Boden liegen, wenn
das Signal gezogen ist. Fährt die Lokomotive bei Haltstellung des Signals über die
Vorrichtung hinweg, so schlägt ein Stab nach dem andern gegen die Querrippen der
mittels der Pendel D (Fig.
2a) gelenkig an der Lokomotive angehängten, „Integrator“, weil die
einzelnen Stöße summierend, genannten Platte B. Die
Rückstellfeder E sucht die Platte in ihrer regelrechten
Lage zu erhalten. Eine Beschädigung irgend eines Teiles ist bei der größten
Fahrgeschwindigkeit ausgeschlossen, bei der langsamsten Bewegung spricht die
Vorrichtung noch an. Das Federspiel ist unschädlich gemacht.
Textabbildung Bd. 327, S. 626
Der Ausschlag der Platte B kann zur Herstellung eines
sichtbaren Zeichens vor den Augen des Lokomotivführers, zum Ertönenlassen einer
Sirene oder einer elektrischen Schelle, oder, wo dies beliebt wird, zum Oeffnen
eines Bremslufthahns an der Lokomotive benutzt werden. Auch können, wie dies in Fig. 3 und
4
dargestellt ist, mehrere Vorrichtungen zu verschiedenartiger Betätigung
nebeneinander angeordnet werden.