Titel: | NEUZEITLICHE HEIZUNGS- UND LÜFTUNGSANLAGEN IN SCHULGEBÄUDEN. |
Autor: | Jürgensen |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 642 |
Download: | XML |
NEUZEITLICHE HEIZUNGS- UND LÜFTUNGSANLAGEN IN
SCHULGEBÄUDEN.
Von Dipl.-Ing. Jürgensen,
Altona.
. JÜRGENSEN: Neuzeitliche Heizungs- und
Lüftungsanlagen in Schulgebäuden.
Inhaltsübersicht.
Verwendungsgebiet der Ofenheizung. – Systeme der Zentralheizungen.
– Luftheizung als Caloriferheizung. – Warmwasserheizungen. – Dampfheizung in
Verbindung mit einer Drucklüftungsanlage in einem Doppelschulgebäude. – Verteilung
des Wärmemediums. – Heizkörper und deren Aufstellung. – Anlage und Beschickung der
Kessel. – Entnahme und Reinigung der Frischluft durch Filter. – Vorwärmung der
Frischluft. – Einregulierung der Lüftung. – Luftkanäle. – Entlüftungsanlage. –
Zentralisierung in der Bedienung der Heiz- und Lüftungsanlage und die Organe dazu. –
Fernthermometeranlage.
––––––––––
Wenn sich auch die altbewährte Ofenheizung besonders durch die ständigen
Verbesserungen auf dem Gebiete des Ofenbaues heute noch nicht mit Unrecht vieler
Anhänger erfreut, so bleibt doch ihre zweckmäßige Verwendung auf besondere Fälle
beschränkt. Sie wird häufig dort am Platze sein, wo es sich um die Beheizung
isolierter oder kleiner bezw. mäßig großer Räume in nicht zu hoher Zahl innerhalb
eines Gebäudes handelt. Der ihr anhaftende Mangel der ungleichmäßigen Erwärmung und
starken Wärmestrahlung kommt vornehmlich dann zur Geltung, wenn zur Beheizung großer
Räume wie Säle, Versammlungsräume, Kirchen usw. die Wärmequellen-Aggregate sehr groß
gewählt werden, während andererseits bei der Beheizung einer großen Zahl der in
einem Gebäude vereinten kleineren Zimmer die Unbequemlichkeit in der Wartung der
zahlreichen Oefen nicht zu unterschätzen ist. Berücksichtigt man ferner die meist
nicht geringe Staubentwicklung bei der Beschickung und die häufig nicht sehr
vollkommene Regulierfähigkeit der Oefen, so erhellt, daß den hygienischen
Anforderungen durch das System der Ofenheizung nicht genügt werden kann. Diese sind
aber umsomehr dort zu betonen, wo es sich um die Gesundheit vieler in einem Raume
untergebrachter Personen handelt, und ganz besonders, wenn in Ansehung der
Körperbeschaffenheit mit geringer Widerstandsfähigkeit und leichter Aufnahme von
Krankheitskeimen gerechnet werden muß, wie es vor allem bei Kindern der Fall ist.
Kein Wunder daher, wenn die Anforderungen, die an die Hygiene der Heizung und
Lüftung eines Schulgebäudes gestellt werden, besonders hohe sind.
Diesen zu genügen, dienen die Zentralheizungen.
Man unterscheidet sie nach den die Wärme übertragenden Medien in
Luftheizungen,
Wasserheizungen und
Dampfheizungen.
Auf die einzelnen Sonderdurchführungen, wie Hoch- oder
Niederdruckwarmwasserheizungen, auf Schnellumlauf- oder Pumpenheizungen, oder solche
mit natürlichem Wasserumlauf, auf Hoch- oder Niederdruckdampfheizungen soll hier
nicht näher eingegangen werden, da der äußere Aufbau im Prinzip doch bei allen fast
der gleiche ist, die Hauptunterschiede vielmehr zumeist in der Bemessung der
Rohrleitungen und den Temperaturen zu Tage treten.
Bei den Luftheizungen wird der Atmosphäre entnommene Luft durch eine besondere
Vorrichtung erwärmt und den einzelnen Räumen zugeführt. Die ältere Ausführungsform
ist bekannt unter dem Namen Caloriferheizung, so genannt nach den Caloriferen, einer
Vorrichtung zur Erwärmung der Luft.
Sie besteht aus einer Feuerstelle, der sich ein Rohrsystem anschließt. Die Rauchgase
durchziehen dieses Rohrsystem, das außen von der zu erwärmenden Luft umspült wird.
Die erwärmte Luft steigt durch natürlichen Auftrieb nach den höher belegenen Räumen
durch besonders angelegte Kanäle. Der natürliche Auftrieb ist indes nicht
ausreichend, auch gleichzeitig den Widerstand zu überwinden, den wagerecht angelegte
Kanäle von größerer Länge bieten. In der Horizontalausdehnung tritt daher bei diesen
Heizungen eine gewisse Beschränkung auf und zwingt bei Gebäuden von ausgedehnter
Grundfläche zu einer Unterteilung und damit zur Anlage mehrerer Calorifere.
Dieser Nachteil, der sich besonders in der Bedienung der gleichen Anzahl örtlich
getrennter Feuerstellen bemerkbar macht, sowie die nicht geringen Reparaturkosten
bei Auswechslung der Feuerrohre und die ständige Gefahr, daß sich bei Auftreten von
Undichtigkeiten im Feuerrohrsystem der erwärmten Luft Rauch und Ruß beimischt und in
die beheizten Räume gelangt, ließen den Vorteil der verhältnismäßig geringen
Anlagekosten für eine solche Heizung zurücktreten und führten zu einer vollständigen
Umgestaltung der Luftheizungen, die, wenn auch in der Anlage teurer, hygienisch
einwandfrei genannt werden dürften. Diese Heizungsart soll weiter unten mit den
Lüftungsanlagen zusammen behandelt werden, von denen sie nur eine Erweiterung
ist.
Konstruktiv von den Luftheizungen wesentlich abwelchend sind die beiden anderen
Zentralheizungsarten, die Warmwasser- und die Dampfheizungen. Während bei den
Luftheizungen in den zu beheizenden Räumen keine besonderen, Wärme abgebenden
Heizkörper erforderlich sind, das Wärmemedium vielmehr unmittelbar frei in den Raum
gelassen wird und nach Abgabe seiner Wärme entweicht, zwingen Warmwasser- und
Dampfheizungen zur Aufstellung von Heizkörpern als Wärmezwischenträger.
Warmwasserheizungen werden wegen der geringen Temperatur des Wärmeträgers meist da
verwandt, wo an die zu beheizenden Räume die höchsten hygienischen Anforderungen
gestellt werden, Krankenhäuser, Schulen usw.
Ihre Wirkungsweise ist kurz folgende: Der Wärmeträger, in diesem Falle Wasser, wird
in einem Kessel erwärmt. Das erwärmte Wasser ist spezifisch leichter als kaltes und
steigt zu den Heizkörpern empor, hier seine Wärme an die Wandungen abgebend, dabei
selbst erkaltend. Das abgekühlte Wasser fließt zum Kessel zurück, der Kreislauf
beginnt von neuem. Sollen einzelne Teile der Heizung ausgeschaltet werden, so sind
Rohrleitungen und Heizkörper, sofern sie nicht unbedingt frostfrei liegen, zu
entleeren. Die Temperaturdifferenz des Wassers im Vor- und Rücklauf beträgt normal
etwa 30°. Zur Erzielung eines schnelleren Umlaufes kann eine Umlaufpumpe
eingeschaltet werden. Man erzielt geringere Rohrdimensionen, was in Anbetracht der
nicht unbedeutenden Rohrabmessungen in größeren Gebäuden häufig erstrebenswert sein
wird, nimmt dafür aber die Kosten für die Pumpe nebst Antrieb sowie die ständigen
Betriebskosten in Kauf.
Textabbildung Bd. 327, S. 642
Fig. 1. Schema einer Heizungsanlage.
Die Warmwasserheizungen treten trotz ihrer Vorzüge zurück gegen die Dampfheizungen,
da sie sich in der Anlage teurer stellen. Geringere Abmessungen der Rohrleitungen
und der Heizkörper sind Vorteile, welche die Verwendung der Dampfheizungen
begünstigen. Sie werden auch für Schulen ohne Bedenken dann verwandt werden können,
wenn sie mit einer Lüftungsanlage vereinigt sind. Den folgenden Ausführungen sei die
Anlage in einem Doppelschulgebäude für Knaben und Mädchen mit gemeinschaftlichem
Turnsaal, Zeichen- und Physikzimmer zu Grunde gelegt.
Das Schema der Heizungsanlage zeigt Fig. 1.
Der Dampf wird in einem oder mehreren Kesseln erzeugt, die an einem besonders tiefen
Platze, möglichst in der Mitte des Gebäudes, aufgestellt sind. Er fließt aus den
Domen der einzelnen Kessel zu einem Verteiler. Von diesem Verteiler zweigen nun eine
Reihe von Rohren ab. Die in der Mitte befindlichen, zugleich die stärksten,
führen in einem besonderen Mauerschlitze vom Kellergeschoß zum Dachboden und
verzweigen sich hier über das ganze Gebäude. Von diesen Verteilungsleitungen führen
eine Anzahl von Fallsträngen zu den einzelnen Heizkörpern in den Räumen der
einzelnen Geschosse. Aus diesen Strängen empfangen die Heizkörper ihren Dampf, der
nach Abgabe der Verdampfungswärme kondensiert. Das Kondensat wird durch besondere
Rohrleitungen gesammelt und den Kesseln als Speisewasser wieder zugeführt, so daß
auch hier ein ständiger Kreislauf entsteht.
Besonderes Gewicht ist auf weitgehendste zentrale Regulierung gelegt. Außer den
beiden Hauptsträngen zweigen vom Verteiler noch eine Reihe von Rohren ab, die alle
je ein im Kesselhaus zu bedienendes Regulierventil besitzen.
Die Einteilung ist die folgende: Die beiden Hauptstränge führen den Dampf getrennt
für die Außen- und Innenheizkörper der Klassen beider Schulen, der Knaben- und der
Mädchenschule; Außenheizkörper sind die an den Außenwänden, Innenheizkörper die an
den Innenwänden aufgestellten Körper. Die Außenheizkörper sind so groß bemessen, daß
sie für die Erhaltung der Temperatur in den normal besetzten, einmal erwärmten
Klassen unter Berücksichtigung der Wärmeabgabe der Kinder ausreichen. Zum täglichen
ersten Anwärmen der im Laufe der Nacht abgekühlten Klassen dienen dann zusätzlich
die Innenheizkörper. Der Betrieb gestaltet sich also in der Weise, daß morgens 1 bis
2 Stunden vor Beginn des Unterrichts beide Systeme, Außen- und Innenheizkörper,
angestellt werden. Bei Beginn des Unterrichts, wenn in den Klassen die normale
Temperatur erreicht ist, werden dann die Innenheizkörper abgestellt, was durch
Schließen des in den Hauptstrang eingebauten Ventils geschieht. Um die Heizung der
beiden Schulen voneinander unabhängig betreiben zu können, sind in den von beiden
Rohrsträngen auf dem Dachboden abgehenden zwei Hauptverteilungsleitungen nach der
Knaben- und der Mädchenschule Ventile eingebaut, die gestatten, die eine oder andere
Schule ganz von der Heizung abzuschalten.
Eine besondere Rohrleitung für die Dampfzufuhr erhalten ferner die Heizkörper in den
Rektoren-, Lehrer-, Lehrerinnen- und Konferenzzimmern, damit diese Räume auch
außerhalb der Unterrichtszeit benutzt werden können. Ebenso ist für die Beheizung
der Turnhalle ein besonderer Strang vorgesehen. Auf diese Weise ist es möglich,
diesen Raum, der in den Abendstunden Turnvereinen usw. zur Verfügung gestellt werden
kann, unabhängig von der übrigen Schule zu beheizen.
Daß auch alle untergeordneten Räume, wie Sammlungszimmer, Treppenhäuser, Fluren,
Garderoben, Aborte für Lehrer und Schüler mit Heizkörpern versehen werden, bedarf kaum einer
besonderen Erwähnung. In der Möglichkeit, ohne besondere Aufwendungen auch die
kleinsten und nur zeitweilig benutzten Räume zu beheizen, ist ja gerade ein
Hauptvorzug der Zentralheizung begründet, den man sich natürlich zu Nutze macht.
An Heizkörpern werden Heizschlangen und Radiatoren verwendet; erstere ausschließlich
als Außenheizkörper in den Klassen. Die Aufstellung der Heizkörper an der Außenwand
unter den Fenstern bezweckt, die durch die Fenster eindringende kalte Luft schnell
zu erwärmen, um dadurch den oft so lästig empfundenen Zugerscheinungen vorzubeugen.
Um die Heizfläche möglichst auf die ganze Außenwand gleichmäßig zu verteilen, wird
den Rohrschlangen vor Radiatoren der Vorzug gegeben, obwohl sie sich im Preise etwas
teurer stellen. Für die Radiatoren an den Innenwänden werden aus räumlichen Gründen
meist Wandnischen vorgesehen, in den Fluren sind sie oft in Nischen unter den
Fenstern untergebracht.
Textabbildung Bd. 327, S. 643
Fig. 2 und 3. Kesselanlage mit Koksraum.
Zur Erzeugung des Dampfes dienen schmiedeeiserne kombinierte Flamm- und
Heizrohrkessel (siehe Fig. 2 u. 3), deren
Heizflächen so bemessen sind, daß ein Kessel zur Reserve dienen kann. Der
Betriebsdruck beträgt 1/10 at. Da die Kessel mit einer Standrohreinrichtung versehen sind, die den
Dampf bei 3/10 at
Ueberdruck ausblasen läßt, ist eine besondere behördliche Genehmigung der
Kesselanlage nicht erforderlich. Zur Warnung für den Kesselwärter dient außerdem
noch eine Signalpfeife, die ertönt, sobald der Druck eine gewisse Höhe – meist ¼
oder 3/10 at –
erreicht hat, und gleichfalls, sobald der Wasserstand auf das zulässig niedrigste
Maß gefallen ist.
Die Kessel werden mit Gas- oder Zechenkoks befeuert. Die Befeuerung geschieht von
oben durch Fülltrichter. Da die Oberkante des Kesselblocks auf gleicher Höhe
liegt wie die Sohle des Koksraumes, ist die Beschickung mittels eines über den
Füllschacht gefahrenen Trichterwagens die denkbar einfachste; sie verursacht zudem
kaum Geräusch und ist fast staublos. Zur Regulierung der Feuerung dient außer den in
den Rauchzügen eingebauten Stellklappen ein Zugregler. Die Bewegung eines Schwimmers
in einem mit dem Kessel in Verbindung stehenden Gefäße, dessen Wasserstand mit dem
Dampfdruck steigt und fällt, wird mittels Hebel und Zugkette auf die in der
Stirnwand des Kessels befindliche Luftklappe so übertragen, daß bei steigendem
Dampfdruck die Klappe schließt und den Luftzutritt zur Feuerung absperrt, bei
fallendem Dampfdruck umgekehrt den Luftzutritt durch Oeffnen der Klappe erhöht. Die
Speisung der Kessel geschieht durch die Kondensleitung unter Vorschaltung eines
Kondensstauventils. Zur Nachspeisung wird meist das Wasser aus einer städtischen
Leitung benutzt; eine besondere Speisepumpe ist nicht erforderlich, da der Druck in
der städtischen Leitung ausreichend ist. Für die Entleerung der Kessel werden in den
Fußboden des Kesselraumes kleine Kanäle eingelassen, die zum Zwecke der Reinigung
von oben zugänglich sind und zu einem an die Seilleitung angeschlossenen Schachte
führen. Liegt das Kesselhaus tiefer als die Straßenkanalisation, ist die
Einschaltung einer von Hand zu bedienenden Flügelpumpe notwendig.
Textabbildung Bd. 327, S. 643
Fig. 4 und 5. Schema einer Lüftungsanlage.
Um dem Kondenswasser den freien Rücklauf zum Kessel zu sichern, muß zwischen
Wasserspiegel im Kessel und Unterkante der Heizkörper eine Höhendifferenz von
mindestens etwa 1 m eingehalten werden. Dies bedingt die Tieflegung der Kessel,
sofern man im Kellergeschoß noch Heizkörper anschließen will.
Dies ist außer für Aborte und andere untergeordnete Räume meist erforderlich für die
Lüftungsanlage. Zur Versorgung der einzelnen Klassen, Konferenzzimmer usw. mit
Frischluft dient eine, für jede Schule getrennt ausgeführte Drucklüftungsanlage (siehe
Fig. 4
und 5). Die
der Atmosphäre entnommene Frischluft wird mittels eines elektrisch betriebenen
Ventilators in einen unmittelbar unter der Decke des Kellergeschosses angebrachten
Horizontalkanal gedrückt. Von diesem Kanal führen besondere, in den Wänden angelegte
Schächte zu den mit Frischluft zu versorgenden Räumen. Die Austrittsstellen dieser
Schächte in den Klassen werden durch türartig ausgebildete Gitter verkleidet, deren
freie Durchtrittsöffnung dem Querschnitt des Kanales entspricht.
Textabbildung Bd. 327, S. 644
Fig. 6 und 7. Heizkammer mit Koksfilter.
Wenn auch die einzuführende Luft meist durch einen hochgezogenen besonderen Schacht
an möglichst staubfreier Stelle der Atmosphäre entnommen wird, so führt sie dennoch
so viele mechanische Beimengungen, daß eine Reinigung unerläßlich ist. Diese kann
auf verschiedene Weise erfolgen. Die Methode, dem Luftstrom möglichst oft eine
andere Richtung zu geben durch Einbau besonderer Wände, an die sich die Beimengungen
bei dem Vorbeistreichen der Luft absetzen sollen, ist unvollkommen und erhöht den
Widerstand. Wesentlich bessere Resultate erzielt man mit Durchgangsfiltern. Für
diese benutzt man außer Sägespänen und anderem zumeist besonderes Filtertuch, in
dessen Gewebe sich beim Durchströmen der Luft die Verunreinigungen festsetzen. Wenn
auch die Ergebnisse mit Tuchfiltern als durchaus günstig bezeichnet werden können,
so krankt doch diese Methode an dem Uebelstande, daß die schnell verschmutzenden
Tücher häufig gewaschen und sehr bald durch neue ersetzt werden müssen. Als weit
dauerhafter und in der Wirkung mindestens gleichwertig haben sich Koksfilter
erwiesen. Das Koksfilter besteht aus zwei in einem Abstande von etwa 30 cm die
Filterkammer durchziehenden, mit verzinktem Drahtgewebe bezogenen Holzgestellen,
zwischen denen der Koks in Stücken von Faustgröße eingefüllt ist (siehe Fig. 6 und
7). Ein
über der Koksschicht angebrachtes Wasserleitungsrohr mit vielen kleinen Oeffnungen
ermöglicht ein Berieseln des Kokses zum Zwecke der Reinigung, die allwöchentlich
einmal vorgenommen wird. Sollte sich im Laufe der Jahre eine Auswechslung des
Kokses als notwendig erweisen, so verursacht das keine besonderen Kosten, da der
Koks alsdann immer noch zur Feuerung weitere Verwendung finden kann.
Zur Vermeidung von Zugerscheinungen bei Eintritt der Luft in die schon erwärmte
Klasse ist es erforderlich, die Frischluft soweit vorzuwärmen, daß sie beim
Ausströmen in den Raum eine Temperatur hat, die einige Grad höher ist als die
Zimmertemperatur. Diese Vorwärmung geschieht durch besondere Heizkörper, im
angezogenen Beispiel durch einen zylindrischen Röhrenkessel. Der Röhrenkessel ist
durch eine besondere Dampfleitung an den Dampfverteiler angeschlossen. Der Dampf
umspült die Heizrohre, durch welche die Luft mittels des Ventilators angesaugt wird.
Infolge der bei dem Durchströmen der Verteilkanäle eintretenden nicht unerheblichen
Abkühlung der Warmluft muß die Erwärmung, je nach den örtlichen Verhältnissen, auf
etwa 10 bis 15° über Zimmertemperatur erfolgen. Da indes der von der Luft
zurückzulegende Weg von der Heizkammer zu den einzelnen Räumen sehr verschieden ist,
schwankt auch die Abkühlung in verhältnismäßig großen Grenzen und damit auch die
Eintrittstemperatur in den Klassen. Man begegnet diesem Uebel durch Einbau
besonderer Nachwärmeheizkörper in den entfernt gelegenen Teilen der
Warmluftdeckenkanäle. Die Erwärmung in der Heizkammer kann dann entsprechend
niedriger gehalten werden.
Textabbildung Bd. 327, S. 644
Fig. 8. Grundriß eines Doppelschulgebäudes mit Warmluftdeckenkanälen.
1 Kesselraum. 2 Koksraum. 3
Luftheizkammer mit Tuchfilter. 4 Luftheizkammer mit Koksfilter. 5
Lufteinfall
Zur Regulierung der Frischlufttemperatur ist zwischen dem Röhrenkessel und dem
Ventilator noch eine vom Kesselhause aus verstellbare Mischklappe eingebaut, die in
geöffnetem Zustande das Ansaugen gereinigter, aber nicht vorgewärmter Luft
ermöglicht. Die kalte und warme Luft mischen sich dann und kommen mit der
gewünschten Temperatur in den Warmluftkanal.
Zur Einregulierung der jeder Klasse zuzuführenden Frischluftmenge dienen
Drosselklappen, die in Höhe des Erdgeschosses in die senkrechten Luftschächte
eingebaut sind und vom Flur dieses Geschosses aus bedient werden. Besondere darüber
angebrachte verschließbare Oeffnungen ermöglichen die Einführung eines Anemometers
zu Meßzwecken.
Die Geschwindigkeit der Luft in den Kanälen beträgt rd. 1,5 m. Die Menge der
jeder Klasse zuzuführenden Frischluft entspricht einem dreifachen Luftwechsel in
einer 50 Minuten langen Unterrichtsstunde. Vorbedingung für einwandfreien Betrieb
einer Drucklüftungsanlage ist eine genaue Einregulierung. Man verfährt dabei wie
folgt: Zunächst wird mittels des Regulieranlassers, der dem Antriebsmotor für den
Ventilator vorgeschaltet ist, der Ventilator auf diejenige Umdrehungszahl gebracht,
die der stündlich zu liefernden Luftmenge entspricht. Die Feststellung erfolgt durch
Messung der Luftgeschwindigkeit mittels Anemometers und des Kanalquerschnitts an der
Meßstelle. An allen Stellen, wo sich der Hauptdeckenkanal verzweigt, ist durch
Korrektur der trennenden Zungen das richtige Verteil Verhältnis auf Grund von
Messungen herzustellen (siehe Fig. 8). Erst wenn im
Hauptluftdeckenkanal eine, den Anschlüssen entsprechende richtige Verteilung
erreicht ist, kann zur Regulierung für die einzelnen Klassen geschritten werden.
Diese geschieht durch Messung der Geschwindigkeit in den Vertikal-Kanälen entweder
unmittelbar im Kanal oder an den Austrittsstellen in den Klassen und entsprechende
Einstellung der Drosselklappe, stets beginnend mit den Kanälen, die dem Ventilator
am nächsten liegen. Die Stellung der Drosselklappen wird durch Marke genau
festgelegt, um bei unberechtigten Eingriffen den Fehler leicht feststellen zu
können.
In den Sommermonaten kann bei genügender Außentemperatur die Erwärmung der Frischluft
unterbleiben. Steigt die Temperatur erheblich über 20°, so läßt man mit Hilfe der
Spülvorrichtung das Koksfilter ständig mit kaltem Leitungswasser überrieseln.
Dadurch tritt eine nicht unerhebliche Kühlung der durchstreichenden Luft ein. Auf
diese Weise läßt sich die Raumtemperatur ständig um mehrere Grad niedriger halten
als die Außentemperatur im Schatten, was im Hochsommer sehr angenehm empfunden wird.
Dies ist ein nicht zu übersehender Vorteil, der mit der Einrichtung von Koksfiltern
mit Spülvorrichtung unmittelbar verbunden ist.
Eine gute Lüftung erfordert peinlichste Sauberkeit in den Luftkammern und allen
Luftkanälen. Häufige Reinigungen sind unerläßlich. Möglichst glatter Putz der Wände
und Kanäle, Verwendung von Glasursteinen oder ähnlichen Materialien, Anstrich mit
abwaschbarer Emaillelackfarbe sind Hilfsmittel, deren man sich im weitgehendsten
Maße bedienen sollte, wenn sie auch die Anlagekosten nicht unwesentlich
beeinflussen.
Daß bei der Anlage der Lüftungskanäle darauf zu achten ist, scharfe Ecken zu
vermeiden und Richtungsänderungen durch schlanke Krümmungen herzustellen, braucht
kaum besonders hervorgehoben zu werden.
Da die den beheizten Räumen zugeführte Frischluft meist höher temperiert ist als die
vorherrschende Zimmertemperatur, so hat die mechanische Drucklüftungsanlage auch
Anteil an der Heizung. Bei milder Witterung, namentlich in den Uebergangszeiten,
Herbst und Frühling, wird dieser Anteil häufig allein zur Beheizung der Klassen
ausreichen. Steigert man die Erwärmung der Frischluft noch weiter, kann die
besondere Dampf- oder Wasserheizung ganz fortfallen; man gelangt dann zur reinen
Luftheizung, die nun im Vergleich zu der oben geschilderten Caloriferheizung in
neuer Form erscheint und allen Anforderungen moderner Hygiene genügt.
Die natürliche Ergänzung der mechanischen Drucklüftung zur Versorgung der Klassen mit
frischer vorgewärmter Luft bildet die Abluftanlage zur Abführung der verbrauchten
Zimmerluft. Sie wirkt meist durch natürlichen Auftrieb, gegebenenfalls unterstützt
durch den geringen Ueberdruck, der durch die eingedrückte Frischluft erzielt wird.
In jeder Klasse mündet ein Abluftkanal, der korrespondierend zu den
Frischluftschächten in den Innenwänden eingebaut ist und oben und unten in der
Klasse je eine Oeffnung besitzt, die durch türartig ausgebildete Jalousieklappen mit
vorgebauten Gittern verschlossen sind. Die Abluftkanäle münden entweder auf dem
Dachboden aus oder werden vereint über Dach geführt. Im letzteren Falle baut man in
den Hauptabluftschacht meist eine Abschlußklappe ein, mit deren Hilfe der Zug
reguliert werden kann.
Die Anlage der Oeffnungen für die Abluftkanäle geschieht in den einzelnen Klassen
möglichst entfernt von den Frischlufteintrittsstellen, um ein gutes Durchstreichen
der Frischluft zu erzwingen. Beim Betriebe der mechanischen Drucklüftung werden die
unteren, anderenfalls die oberen Klappen geöffnet.
Vollständig getrennt von dieser Entlüftung der Klassen, Lehrerzimmer usw. wird die
Abluftanlage für die Aborte durchgeführt. Gestattet es die örtliche Lage, die
einzelnen Abluftschächte zusammenzuziehen, sieht man meist einen kleinen
Elektroventilator in der Weise vor, daß es möglich ist, den in normalem Zustande nur
durch den Auftrieb bewirkten Zug durch Einschalten des Ventilators zu
verstärken.
Besonderer Wert ist bei allen größeren Anlagen auf weitgehendste Zentralisierung in
der Bedienung der Heiz- und Lüftungsanlage zu legen.
Meist vereinigt man die zu bedienenden Organe im Kesselhause selbst oder in einem
Raume unmittelbar neben diesem und findet dann hier die einzelnen Drehvorrichtungen
für die Frischluftschieber an den Einmündungsstellen der Frischluftkanäle in die
Heizkammern, für die Wechselklappen zwischen den Röhrenkesseln und den Ventilatoren,
für die Drosselklappen in den Hauptabluftschächten und für die Umstellklappen bei
den Abluftventilatoren untergebracht. An den Drehvorrichtungen sind Skalen und
Zeiger angebracht, welche die jeweilige Stellung der Klappen erkennen lassen. Die
Anlasser für die Ventilatormotore sind gleichfalls im Kesselhaus angebracht,
Handräder und Schalthebel auf einer Schalttafel vereinigt.
Richtiger und sparsamer Betrieb einer Heiz- und Lüftungsanlage ist nur möglich bei
ständiger Beobachtung der in den beheizten Räumen herrschenden Temperaturen. Früher
brachte man an den Flurwänden der Klassen Thermometer an, die durch eine mit Glas
verschlossene Maueröffnung vom Flur aus sichtbar waren. Der Heizer mußte die ganze Schule
begehen und – sollte die Beobachtung Erfolg haben – sich die einzelnen abgelesenen
Temperaturen notieren, um danach seine Maßnahmen zu treffen. Daß dieses Verfahren
bei Schulen mit 30 bis 40 Klassen und den zugehörigen Rektoren-, Lehrer- und
Konferenzzimmern nicht mehr durchführbar ist, liegt auf der Hand, es ist viel zu
zeitraubend und bringt den Heizer aus dem eigentlichen Bereich seines Platzes, – des
Kesselhauses. Es war daher – sollte die Verlegung aller Stellvorrichtungen in das
Kesselhaus den rechten Erfolg zeitigen – auch hier Zentralisierung zu fordern. Das
wird erreicht durch Einbau einer Fernthermometeranlage.
Textabbildung Bd. 327, S. 646
Fig. 9. Schalttafel einer Fernthermometeranlage für den Anschluß bis zu 40
Thermometern.
1 Galvanometer. 2 Umschalter. 3 und
4 Umschaltvorrichtung. 5 Ladehebel
Mit Hilfe des Fernthermometers werden die Temperaturen beliebig weit entfernt
liegender Räume auf elektrischem Wege an einer Zentralstelle gemessen. Die
Temperatur wird durch den Nadelausschlag eines in den Stromkreis eingeschalteten
Galvanometers angezeigt. Die elektrischen Verbindungen sind so hergestellt, daß die
angeschlossenen Thermometer unmittelbar nacheinander durch Betätigung eines
einfachen Umschalters in den Stromkreis eingeschaltet werden können, so daß zum
Ablesen von etwa 50 Thermometern nur wenige Minuten erforderlich sind. Auch die
Beobachtung der Temperaturen an schwer zugänglichen Orten bereitet mit dieser
Meßmethode keine Schwierigkeiten, was für die Einregulierung der
Frischlufterwärmung von besonderem Wert ist, da man sich jederzeit ohne Mühe
von der an verschiedenen Orten des Warmluftdeckenkanals herrschenden Temperatur der
einzuführenden Frischluft überzeugen kann. Die normale Anordnung des Galvanometers,
der Regulierschraube, des Ladeschalters (bei Speisung durch Akkumulatoren) und des
Umschalters auf einer Marmortafel zeigt Fig. 9.
Nur durch eine bis in alle Einzelheiten peinlichst durchgeführte Zentralisierung ist
es möglich, eine wesentliche Erleichterung in der Bedienung, eine schnelle
Betriebskontrolle und Verminderung des Brennstoffverbrauchs zu erzielen. Es sollten
die Kosten für eine zweckmäßige Durchführung der Zentralisierung aller Meß- und
Reguliervorrichtungen niemals gescheut werden, da sie sich meist in ganz kurzer Zeit
reichlich bezahlt machen.
Da die Ausgestaltung einer Zentralheizungs- und ganz besonders einer Lüftungsanlage
in engstem Zusammenhange steht mit einer ganzen Reihe rein bautechnischer Fragen,
ist ein Hand in Hand arbeiten des Heizungsingenieurs mit dem Architekten
unerläßlich. Von der Frucht dieses Zusammenarbeitens wird die Güte und
Zweckmäßigkeit mancher Einrichtung ohne Zweifel abhängen. Sollten diese Zeilen dazu
beigetragen haben, dieses Band noch enger zu knüpfen zur Förderung der Hygiene auch
bei Heiz- und Lüftungsanlagen, dürfte ihr Zweck in vollstem Maße erreicht sein.