Titel: DIE WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER HEIZUNG, BEFEUCHTUNG UND ENTSTAUBUNG IN DER KARDERIE EINER HANFSPINNEREI.
Autor: Oscar Gerold
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, S. 689
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DIE WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER HEIZUNG, BEFEUCHTUNG UND ENTSTAUBUNG IN DER KARDERIE EINER HANFSPINNEREI. Von Consult.-Ingenieur Oscar Gerold, Berlin. GEROLD: Die wirschaftliche Bedeutung der Heizung, Befeuchtung usw. Inhaltsübersicht. Die folgende Arbeit bietet eine Beantwortung von Zuschriften, die anläßlich der Veröffentlichung über „Frischluft oder Zirkulationsluft“ in den Heften 29, 30 und 31 von D. p. J. an den Verfasser gerichtet wurden. Es werden die Betriebskosten in Flachsspinnereien mit den dort ausgegebenen Büchern verglichen sowie die Verhältnisse in Hanfspinnereien untersucht. –––––––––– In den Heften 29, 30 und 31 von D. p. J. habe ich unter der Ueberschrift „Frischluft oder Zirkulationsluft?“ eine Studie über die Anlage- und Betriebskosten von Heizungs-, Befeuchtungs- und Entstaubungsanlagen in der Karderie und Vorspinnerei einer Flachsspinnerei veröffentlicht, die mir eine Anzahl verschiedener Zuschriften eingebracht hat, von denen ein Teil z.B. eine bessere Würdigung der hygienischen Verhältnisse in Spinnereien mit Frischluft gern gesehen hätte. Es ist zweifellos, daß die Luftverhältnisse in Arbeitssälen mit Frischluft günstiger liegen können als in solchen mit Zirkulationsluft. Auch habe ich vielfach gefunden, daß das allgemeine Befinden der Arbeiter und Arbeiterinnen in den erstgenannten Arbeitsräumen ein besseres war wie in den zuletzt genannten. Andererseits konnte aber auch festgestellt werden, daß dieses Bedürfnis nach frischer Luft gewissermaßen eine Frage der Nationalität der Arbeiter war, da dieses Bedürfnis im Osten Deutschlands weniger vorhanden schien wie im Westen, am größten jedoch in den süddeutschen und italienischen Industriegegenden vorhanden war. Durchweg aber konnte beobachtet werden, daß bei Frischluftanlagen Zugerscheinungen schwieriger zu vermeiden waren als bei Anlagen mit Zirkulationsluft und die Arbeiter, die „lieber ersticken als erfrieren wollten“, wie an einigen Stellen recht drastisch erklärt wurde, ließen es ruhig zu, daß die Oeffnungen der Staubfanghaube von den zwar abgesaugten, aber teils am Rande haften gebliebenen Fasern fast verschlossen wurden, und entfernten sie nur widerwillig erst auf Veranlassung der Betriebsleitung hin. Aber eine Frage möchte ich diesen Zuschriften gegenüber aussprechen. Warum soll man sich nicht zufrieden geben mit Zirkulationsluftanlagen, wenn dieselben, wie nachgewiesen wurde, den hygienischen Grundbedingungen genügen, und welcher besondere Grund sollte vorliegen, die, wie aus der genannten Arbeit deutlich hervorgeht, so bedeutend teureren Anlagen mit Frischluft wählen, wo die Vorschriften der Gewerbeinspektion sowieso der Textilindustrie schwere Opfer auferlegen, da die Kosten für Verzinsung, Amortisation und Betrieb einfach den Unkosten zugezählt werden müssen, für welche der gesammelte Staub keinerlei Ersatz gewährt? Wenn man bedenkt, daß in der als Beispiel gewählten Vorspinnerei etwa 24 Köpfe beschäftigt sind, die zusammen einen täglichen Lohn von etwa M 50 erhalten, so werden jährlich etwa M 15000 als Löhne für diesen Teil der Arbeiterschaft gezahlt. Die Betriebskosten für den Ersatz der abgesaugten Staubluft durch Frischluft betrugen aber i. d. Flachsvorspinnerei in strengem Klima M 6400, also 43 v. H. mildem 5460, 36 der in diesem schwach staubenden Saal gezahlten Arbeitslöhne. Noch schroffer tritt das Verhältnis im stark staubenden Saale zutage. In der hier als Beispiel gewählten Karderie von 17 Karden ist normal eine Arbeiterschaft von etwa 18 Köpfen beschäftigt, welche einen täglichen Lohn von etwa M 40 erhält. Dies ergibt einen Jahreslohn von etwa M 12000. Die Betriebskosten für den Ersatz der abgesaugten Staubluft durch Frischluft betrugen aber i. d. Flachskarderie in strengem Klima M 11100, also 92,5 v. H. mildem   9260, 80 der für diesen Teil der Arbeiterschaft gezahlten Löhne. Das sind natürlich Ausgaben, welche in Zeiten von Hochkonjunktur wohl ertragen werden, in Zeiten von Tiefkonjunktur jedoch das Unkostenkonto so stark belasten, daß notwendig eine Einschränkung der Betriebe der Entstaubung, Heizung und Befeuchtung eintreten muß, so daß trotz der teuren Anlage die Arbeiterschaft unter Staub und Kälte und das Gespinnst unter Trockenheit zu leiden hat. Da nun aber wohl die Kosten für Kraft und Heizung sich einschränken lassen, nicht aber die Kosten für Amortisation, Verzinsung und Reparaturen, so erreicht man trotz größtmöglicher Einschränkung an kalten Tagen doch keine gleichwertige Ersparnis. Wir hatten, gesehen, daß sich die Betriebskosten in der z.B. gewählten Flachskarderie selbst in mildem Klima noch zusammensetzen wird aus: M 1500 für den Kraftbedarf, 3500 für den Kohlenbedarf für Heizung und Befeuchtung, 4400 für Amortisation, Verzinsung u. Reparaturen, also rd. –––––––– M 9400 zusammengezählt. Wenn wir nun auch an dem Betrage von M 5000 für Kohlen, Kraft, Heizung und Befeuchtung wirklich 50 v. H. = M 2500 sparen, so haben wir an den gesamten Betriebskosten immer erst gespart 2500 : 9400 = 26,6 v. H. Es liegt auf der Hand, daß diese relativ geringe Ersparung bei weitem nicht den Schaden aufwiegt, welchen die Arbeiterschaft in gesundheitlicher Beziehung dadurch erleidet, daß ihre Augen und Lungen gerade zu einer Zeit den Schädigungen durch stärkere Staubbildungen ausgesetzt sind, an denen sie ohnedies schon durch die äußere Kälte mehr oder weniger durch Katarrhe zu leiden haben und infolgedessen gegen Staub weniger widerstandsfähig ist. Und in wirtschaftlicher Hinsicht wird dem ersparten Prozentsatz an Kohlen wohl der gleiche Prozentsatz an Krankentagen der Arbeiter entgegenstehen, an welchen die Fabrik außer dem Verlust an Arbeitskraft noch die Krankengelder zu zahlen hat. Bei Betrachtung der Verhältnisse bei Anlagen mit Zirkulationsluft stellen sich dagegen die Betriebskosten jährlich in einer Flachskarderie in strengem Klima auf M 6436, also auf 53,6 v. H., in einer Flachskarderie in mildem Klima auf M 6220, also auf 51,8 v. H. der dort gezahlten Löhne von jährlich M 12000; in einer Flachsvorspinnerei in strengem Klima auf M 3760, also auf 25 v. H., in einer Flachsvorspinnerei in mildem Klima auf M 3620, also auf 24 v. H. der dort gezahlten Löhne von jährlich M 15000. Nebenbei zeigt diese Zusammenstellung, daß bei Zirkulation der Saalluft, selbst bei Hinzumischung von 15 v. H. Frischluft das Klima fast ohne Einfluß auf die Betriebskosten bleibt. Trotzdem eigentlich alle Bedingungen erfüllt sind, welche vom hygienischen und wirtschaftlichen Standpunkte zugleich an eine Entstaubungsanlage gestellt werden, waren Stoffilterapparate vor einigen Jahren in der Textilindustrie stark in Mißkredit geraten, und es ist nicht ohne Interesse, die Ursachen dafür kennen zu lernen. Die ersten derartigen Anlagen wurden in Flachsspinnereien angelegt und bewährten sich dort sehr gut. Darauf wurden solche Anlagen auch für Hanfspinnereien ausgeführt, und man beging dabei den großen Fehler, daß man die Erfahrungen aus den Flachsspinnereien einfach auf die Hanfspinnereien übertrug. Man rechnete also für eine Karde in einer Hanfspinnerei die gleiche Filterfläche und die gleiche Luftmenge wie für die Karde in einer Flachsspinnerei. Die ausgeführten Anlagen in Hanfspinnereien erwiesen sich aber bald als viel zu klein und als darauf die Tourenzahl der Exhaustoren gesteigert wurde, um die Leistung zu erhöhen, stieg der Kraftverbrauch ganz enorm, ohne jedoch befriedigende Staubreinheit der Arbeitssäle zu bringen, so daß verschiedene Anlagen aus Hanfspinnereien wieder entfernt wurden. Heute weiß man, daß eine Karde in der Hanfspinnerei eine bedeutend größere Luftwirkung braucht, und man bemißt Filterfläche und Exhaustorgröße danach. – Da sich nun andere Zuschriften auf einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit beider Systeme in einer Hanfspinnerei beziehen, so soll der Zweck der nachfolgenden Ausführung sein, die Anlage- und Betriebskosten in der Karderie einer Hanfspinnerei bei Entstaubungsanlagen mit Frischluft und bei solchen mit Zirkulationsluft zu vergleichen, wobei bezüglich der Ausdehnung der Arbeitssäle usw. sowie des ausführlichen Rechnungsganges auf die erwähnte Arbeit in Nummer 29, 30 und 31 dieser Zeitschrift hingewiesen sei. Da die Rechnung für die Vorspinnerei ganz analog zu führen wäre, so werde sie ganz fortgelassen. 1. Frischluftanlagen. Hierbei hat sich in der Praxis ergeben, daß ungefähr die doppelte Luftmenge anzunehmen ist, so daß wir in der Karderie einen 35fachen Luftwechsel i. d. Std. erhalten. Wir haben zu erwärmen 66000 cbm Luft i. d. Std. und brauchen dazu 66000 × 40 × 0,31 = 818000 WE hierzu die Ausstrahlung durch Außenmauern =   24000 und der einmalige Luftwechsel durch    Fenster und Türen =   24000 ––––––––––––– in Summa    866000 WE Hiervon geht ab die Wirkung der Saal-    heizung =   72000 ––––––––––––– Es bleiben zu erzeugen = 794000 WE, wozu \frac{794000}{9000}=88 qm Dampfkessel-Heizfläche und \frac{794000}{2755}=290 qm Heizspiralen gebraucht werden. Ebenso haben wir zu befeuchten außer den 66000 cbm Frischluft noch den einmaligen Luftwechsel durch Fenster und Türen, in Summa 68000 cbm i. d. Std. und brauchen hierfür 68000 × 0,01209 = 822 kg Wasserdampf und zu dessen Erzeugung 822 × 637 = 523600 WE und hierzu \frac{523600}{9000}=58 qm Dampfkessel-Heizfläche. Im ganzen brauchen wir also für Heizung und Befeuchtung der Karderie: 88 + 58 = 146 qm Dampfkessel-Heizfläche, 290 qm Heizspiralen. An Betriebskosten erhalten wir für die Heizung zur Erzeugung von durchschnittlich \frac{866000}{2} WE mit Hinzurechnung von 10 v. H. Kesselverlusten \frac{433000+43300}{4000}=\frac{476000}{4000}=119 kg Kohlen i. d. Std., an einem Arbeitstage von 12 Std. = 12 × 119 = 1428 kg Kohlen. Mithin an 180 Heiztagen = 180 × 1428 = 261 kg Kohlen f. d. Jahr. Für die Befeuchtung von 68000 cbm Luft brauchen wir 68000 × 0,01045 × 637 = 452270 WE und zu deren Erzeugung unter Hinzurechnung der 10 v. H. Kesselverluste \frac{452270+45200}{4000}=\mbox{ rd. }\frac{497000}{4000}=124 kg Kohlen i. d. Std. oder gleich 10 × 124 = 1240 kg Kohlen f. d. Tag und in der Heizperiode von 180 Arbeitstagen = 180 × 1240 = 223000 kg Kohlen. Hierzu kommt wieder die Befeuchtung für die 60 Tage im Jahre, welche außerhalb der Heizperiode liegen. In diesen brauchen wir stündlich 68000 × 0,0082 + 637 = 355000 WE, zu deren Erzeugung einschließlich der 10 v. H. Kesselverluste \frac{355000+35500}{4000}=\frac{390000}{4000}=975 kg Kohlen f. d. Tag und an 60 Sommertagen 58000 kg Kohlen. Wir brauchen also im ganzen für Heizung und Befeuchtung der Karderie: Heizung an 180 Tagen = 261000 kg Befeuchtung an 240 Tag. 223000 + 58000 = 281000 kg –––––––––– Gesamter Jahresverbrauch an Kohlen = 542000 kg Die Gesamtkosten für die Entstaubungsanlage einschließlich der Kosten für Zuführung, Heizung und Befeuchtung von Frischluft ergeben sich nun folgendermaßen: Anlagekosten: Entstaubungsanlage bestehend aus Zyklonen,    Exhaustoren, Vorgelegen, den Saug- und    Druckrohrleitungen sowie dem Ventilator für    Frischluft, dazu Fracht und Montage M 29000 1 Dampfkessel von 146 qm Heizfläche fertig    montiert 13000 290 qm Heizspiralen 13050 ––––––––– Summa M 55050 Betriebskosten: Kraftbedarf etwa 30 PS à M 100 f. d. Jahr M   3000 Heizung und Befeuchtung 542000 kg Kohlen    à M 1,8 v. H. kg   9750 Amortisation, Verzinsung u. Reparaturen 15 v. H.   8250 ––––––––– Summa M 21000 2. Zirkulationsluftanlagen. Bei Rückleitung der abgesaugten und filtrierten Staubluft in das Arbeitslokal zirkulieren i. d. Std. 60000 cbm Luft, denen im Filterapparat zugemischt werden 15 v. H. = 9000 cbm Frischluft, zu denen noch der einmalige Luftwechsel i. d. Std. durch Türen und Fenster mit ungefähr 2000 cbm hinzukommt, so daß wir in der Karderie einen \frac{11000}{1930}= rd. 6maligen Luftwechsel i. d. Std. haben, der jedenfalls auch weitgehenden hygienischen Ansprüchen genügen dürfte. Wir brauchen nun zur Erwärmung der 11000 cbm Frischluft: 11000 + 40 + 0,31 = 136400 WE dazu die Ausstrahlung durch Außenmauern =   24000 ––––––––––––– Summa    160400 WE hiervon gehen ab die von der Saalheizung    erzeugten      72000 WE ––––––––––––– so daß      88400 WE zu erzeugen übrig bleiben. Hierzu gehören \frac{88400}{9000}=10 qm Dampfkesselheizflache sowie \frac{88400}{2755}=32 qm Heizspiralen. Für die Betriebskosten nehmen wir wieder an, daß im Durchschnitt nur die Hälfte der für die strengste Kälte nötigen Wärmemenge zu erzeugen ist, also nur \frac{160400}{2}=80200 WE i. d. Std. In 12 Std. also 12 × 80200 = 962000 WE Hierzu kommen noch für die ersten Morgen-    stunden vor Beginn des Fabrikbetriebes    nach der früheren Berechnung      30000 WE –––––––––––––– an einem vollen Arbeitstage also    992000 WE Hierzu gehören einschließlich 10 v. H. Kesselverluste \frac{992000+99200}{4000}=\frac{1091000}{4000}=273 kg Kohlen f. d. Tag und in der Heizperiode von 180 Arbeitstagen 180 × 273 = 49100 kg Kohlen f. d. Jahr. Für die Befeuchtung brauchten wir laut früherer Rechnung: In der ersten Betriebsstunde =   66 kg Wasser In den folgenden neun Betriebsstunden9 × 9000 × 0,006 = 486 Ersatz für Wasseraufnahme des Ge-    spinstes =   25 ––––––––––––––––––– Summa    577 kg Wasser zu dessen Verdampfung 577 × 637 = 367000 WE verbraucht werden. Hierzu gehören laut früherer Berechnung rund 100 kg Kohlen f. d. Tag und 240 × 100 = 24000 kg Kohlen f. d. Jahr. Die Befeuchtungsanlage muß natürlich wieder das doppelte obiger Wärmemenge, also 2 × 367000 = 734000 WE f. d. Tag erzeugen können. Das sind f. d. Stunde 73400 WE, und es gehören dazu \frac{73400}{9000}= rund 8 qm Dampfkesselheizfläche. Wir brauchen also für Heizung und Befeuchtung der zurückgeleiteten Zirkulationsluft einschl. der zugemischten Frischluft an Anlagekosten: 10 + 8= 18 qm Dampfkesselheizfläche, 32 qm Heizspiralen. Man darf wohl, ohne einen Fehler zu begehen, annehmen, daß nur die Heizspiralen in Frage kommen, da die 18 qm Kesselheizfläche wohl jedenfalls keine Anschaffungskosten irgendwelcher Art verursachen werden. Betriebskosten: Heizung 49100 kg Kohlen, Befeuchtung 24000 –––––––––––––––––– Jahresverbrauch 73100 kg Kohlen. Die Gesamtkosten stellen sich nun zusammen aus: Entstaubungsanlage, bestehend aus Beth-Filtern,    Exhaustoren mit Vorgelegen und den nöti-    gen Saug- und Druckrohrleitungen einschl.    Fracht und Montage M 34800 32 qm Heizspiralen fertig montiert   1440 ––––––––– Summa der Anlagekosten M 36240 Kraftbedarf 48 PS à M 100 f. d. Jahr M   4800 Heizung und Befeuchtung 73100 kg Kohlen    à M 1,8 v. H.   1315 Amortisation, Verzinsung und Reparaturen, zu-    sammen etwa 15 v. H. vom Anlagekapital    von M 36240   5436 ––––––––– Summa der Betriebskosten f. d. Jahr M 11550 Gegenüberstellung der Resultate von Frischluft-anlagen Zirkulationsluft-anlagen Anlagekosten M 55050 M 36240 Betriebskosten 21000 11550 Anlagekosten f. d. Karde   3238   2132 Betriebskosten f. d. Karde    und f. d. Jahr   1235     679,50 Mehrkosten der Anlage: Frischluftanlage    gegenüber der Zirkulationsluftanlage 54,67 v. H. Mehrkosten des Betriebes: Frischluftanlage    gegenüber der Zirkulationsluftanlage 81,86 v. H. Es bleibt nun noch übrig, die Anlage- und Betriebskosten für die gleiche Hanfkarderie in einem milden Klima zu untersuchen. Hierbei seien folgende Annahmen gemacht: 1. Die tiefste Außentemperatur betrage – 10°, so daß wir bei der Innentemperatur von + 20° eine Temperaturdifferenz von 30° haben, 2. die Saalheizung genüge einem dreimaligen Luftwechsel bei tiefster Außentemperatur, 3. die Dauer der Heizperiode betrage 100 Tage im Jahr, 4. die Befeuchtung mit Dampf geschehe an 160 Tagen im Jahr. Es sind dies Annahmen, die sich für Hanfkarderien in der Praxis ergeben haben und übliche Verhältnisse in einem milden Klima darstellen. Es ergeben sich dann folgende Rechnungen: Frischluftanlagen. Erwärmung von 66000 cbm Luft    i. d. Std. 66000 × 30 × 0,31 = 613800 WE Ausstrahlung durch Außenmauern    300 × 2 × 30 =   18000 der einmalige Luftwechsel durch Türen    und Fenster =   18000 ––––––––––––– Summa    649800 WE Hiervon ab die Wirkung der Saalheizung =   54000 ––––––––––––– bleiben noch zu erzeugen    595800 WE Hierzu sind nötig \frac{595800}{9000}=66,2 qm Dampfkesselheizfläche sowie \frac{595800}{2755}=216 qm Heizspiralen. Für die nötige Befeuchtung haben wir laut Berechnung 1 cbm Luft 0,01115 kg Wasserdampf zuzuführen. Mithin 68000 cbm Luft 68000 × 0,01115 = 758 kg Wasser, welches zu seiner Verdampfung 758 × 637 = 483000 WE erfordert. Hierzu sind nötig \frac{483000}{9000}=53,7 qm Dampfkessel-Heizfläche, so daß wir im ganzen für Heizung und Befeuchtung der Karderie an Anlagen brauchen: 66,2 + 53,7 = rd. 120 qm Dampfkessel-Heizfläche            216 qm Heizspiralen. Da die angenommene Heizperiode von 100 Tagen für ein sehr mildes Klima doch vielleicht etwas hoch gegriffen ist, so wollen wir zum Ausgleich, um nicht zu hohe Betriebskosten zu erhalten und um ganz sicher zu gehen, annehmen, daß die Heizungsanlage im Durchschnitt nur zum dritten Teil in Anspruch genommen wird. (Wir hatten bisher die Hälfte als Durchschnitt angenommen.) Dann haben wir zu erzeugen \frac{649800}{3}=216600 WE und brauchten hierfür einschl. der 10 v. H. Kesselverluste \frac{216600+21660}{4000}=\frac{238260}{4000}=60 kg i. d. Std. und an einem Arbeitstag 12 × 60 = 720 kg, also in der Heizperiode 100 × 720 = 72000 kg Kohlen f. d. Jahr. Bei der Befeuchtung nehmen wir an, daß die Außentemperatur während der Heizperiode im Durchschnitt + 5° betrage; dann enthält 1 cbm Luft bei +   5° u. 50 v. H. Sättigung 0,00341 kg Wasser 1 + 20° 75 0,01289 ––––––––––––––––––– Es müssen also 1 cbm Luftzuge führt werden 0,00948 kg Wasser und 68000 cbm Luft 68000 × 0,00948 = 645 kg Wasser i. d. Std., zu dessen Verdampfung gehören 645 × 637 = 410800 WE und zu deren Erzeugung einschl. der Kesselverluste gehören \frac{410800\,\times\,41080}{4000}=\frac{451880}{4000}=113 kg Kohlen i. d. Std., 10 × 113 = 1130 kg h. d. Tag, 100 × 1130 = 113000 kg Kohle an 100 Heiztagen. Dazu kommen laut früherer Berechnung an 60 Sommertagen noch 58000 kg, so daß der Jahresverbrauch an Kohlen für Befeuchtung 171000 kg beträgt. Zählen wir hinzu noch die zum Heizen benötigten 72000 kg Kohlen, so beträgt der gesamte Jahresverbrauch 243000 kg Kohlen. Die Gesamtkosten ergeben sich nun bei Frischluftanlagen zu: Entstaubungsanlage bestehend aus Zyklonen,    Exhaustoren mit Vorgelegen, den nötigen    Saug- und Druckrohrleitungen, sowie den Ven-    tilator für Frischluft einschl. Fracht u. Montage M 29000 1 Dampfkessel von 120 qm Heizfläche, fertig    montiert 12000 216 qm Heizspiralen, fertig montiert   9700 ––––––––– Anlagekosten-Summa M 50700 Kraftbedarf etwa 30 PS à M 100 f. d. Jahr M 3000 Heizung und Befeuchtung 243000 kg Kohlen    à M 1,8 v. H. kg 4375 Amortisation, Verzinsung, Reparaturen, zusammen    etwa 15 v. H. vom Anlagekapital von M 50700 7605 ––––––––– Betriebskosten-Summa M 14980 Zirkulationsluftanlagen. Erwärmung von 11000 cbm Frischluft i. d.    Std. 11000 × 30 × 0,31 102300 WE Ausstrahlung durch Außenmauern   18000 ––––––––––– Summa 120300 WE Hiervon ab die Wirkung der Saalheizung   54000 ––––––––––– Bleiben zu erzeugen   66300 WE Hierzu sind nötig \frac{66300}{9000}=7 qm Dampfkesselheizfläche sowie \frac{66300}{2755}=23,6 qm Heizspiralen. Für die Betriebskosten nehmen wir wieder an, daß im Durchschnitt nur der dritte Teil der für die strengste Kälte notwendigen Wärmemenge zu erzeugen ist, also nur \frac{120000}{3}=40000 WE f. d. Std. Dann sind für die Heizung an einem vollen    Arbeitstag nötig 12 × 40000 = 480000 WE Dazu kommen die in der ersten Morgen-    stunde vor Beginn des Betriebes zu er-    zeugenden      25000 WE ––––––––––––– Summa    505000 WE Es ergeben sich als erforderlich unter Berücksichtigung der Kesselverluste von 10 v. H. \frac{505000+50500}{4000}=\frac{555500}{4000}=139 kg f. d. Tag und an 100 Heiztagen 100 × 139 = 13900 kg Kohlen f. d. Jahr. Da die Schwankungen der Außentemperaturen unter oder in der Nähe von 0° nur einen sehr geringen Einfluß auf die für die Befeuchtung nötigen Wärmemengen haben, so können wir, da wir eine kürzere Dauer der Zeit für die Befeuchtung mit Dampf angenommen haben, ohne einen wesentlichen Fehler zu begehen, den gleichen Durchschnitt annehmen wie bei dem strengen Klima und wir gelangen damit wieder zu einem Kohlenverbrauch von 100 kg f. d. Tag. Dies ergibt für 100 Wintertage + 60 Sommertage 160 × 100 = 16000 kg f. d. Jahr. Ebenso werden wiederum dafür 8 qm Dampfkesselheizfläche in Anspruch genommen. Insgesamt werden also gebraucht: Für die Anlage 7 + 8 = 15 qm Dampfkesselheizfläche, 23,6 qm Heizspiralen. In Frage kommen wiederum nur die Heizspiralen. Für den Betrieb: Heizung 13900 kg Kohlen Befeuchtung 16000 kg Kohlen ––––––––––––––– Summa 29900 kg Kohlen. Die Gesamtkosten stellen sich nun zusammen aus: Entstaubungsanlage, bestehend aus Beth-Filtern    mit allem Zubehör, fertig montiert M 34800 23,6 qm Heizspiralen fertig montiert M   1060 ––––––––– Anlagekosten Summa M 35860 Kraftbedarf etwa 48 PS à M 100 f. d. Jahr M   4800 Heizung und Befeuchtung 29900 kg Kohlen    à M 1,8 v. H. kg M     540 Amortisation, Verzinsung und Reparaturen, zu-    sammen etwa 15 v. H. des Anlagekapitals    von M 35860 M   5380 ––––––––– Betriebskosten Summa M 10720 f. d. Jahr. Gegenüberstellung der Resultate von Frischluft-anlagen Zirkulationsluft-anlagen Anlagekosten M 50700 M 35860 Betriebskosten f. d. Jahr 14980 10710 Anlagekosten f. d. Karde   2980   2110 Betriebskosten f. d. Karde    und Jahr     881     631 Mehrkosten der Frischluftanlage gegenüber der    Zirkulationsluftanlage 41,4 v. H. Mehrkosten des Betriebes der Frischluftanlage    gegenüber der Zirkulationsluftanlage 40,0 v. H.