Titel: | NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE. |
Autor: | G. Benfey |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 697 |
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NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE.
Von G. Benfey,
Lauban.
(Fortsetzung von S. 679 d. Bd.)
BENFEY: Neuerungen in der Ziegelindustrie.
Von diesen bekannten Einrichtungen unterscheidet sich die Ziegelpresse nach
vorliegender Erfindung dadurch, daß die Bildung von Strukturen überhaupt vermieden
wird, und zwar dadurch, daß die Ziegelpresse (vergl. Fig.
6), direkt hinter dem Einwurf eine nach dem Preßkopf hin zunehmende
bauchförmige Erweiterung besitzt, in welcher eine Treibschnecke liegt, die sich, in
der Treibrichtung dem zunehmenden Durchmesser der bauchförmigen Erweiterung
anpassend, ebenfalls bis zum Beginn des Preßkopfes erweitert. Dadurch wird das in
den Rumpf eingeworfene lose Material, weil es sich in der bauchförmigen Erweiterung
ausdehnen kann, ohne mit herumgenommen zu werden, lose und unverdichtet in den
Preßkopf gedrückt, wo allein die Verdichtung stattfindet, ohne daß dasselbe
Windungen erhält.
Textabbildung Bd. 327, S. 697
Fig. 6. Ziegelpresse von Wagner.
Während also alle bisher bekannt gewordenen Ziegelpressen, hinter dem Rumpf
anschließend, einen Raum haben, in welchem sich mehrere Schneckenflügel befinden,
und in welchem das in losem Zustand aus dem Rumpf zugeführte Material verdichtet,
von den Schneckenflügeln infolge seiner Verdichtung mit herumgedreht wird und
dadurch die Struktur erhält, wird bei vorliegender Erfindung das Material, ohne
mehrmals im Zylinder mit herumgenommen zu werden, lose und unverdichtet in den
Preßkopf gedrückt.
Textabbildung Bd. 327, S. 697
Fig. 7. Schnitt und Messer der Triebschnecke von Röscher.
Textabbildung Bd. 327, S. 697
Fig. 8. Triebschnecke von Röscher.
Als gutes Hilfsmittel zur Massenerzeugung von Formungen jeder Art und jeder
Wandstärke aus den verschiedenartigen Tongemengen in der Schneckenpresse hat sich
die Triebschnecke von Wilhelm Röscher in Görlitz erwiesen, die wir im Schnitt, in
einzelnen Messern und in Ansicht mit den Fig. 7 und
8 zur Veranschaulichung bringen. Von dem links
befindlichen Mundstück an haben Wir Zunächst zwei volle Messer auf der Welle, die
aber nicht eine glatte Fläche bilden, sondern je vier verschiedene Beläge tragen,
damit sie das vordrängende Gemenge rasch greifen, durcheinander werfen und vorwärts
schaffen können, was unbedingt erforderlich ist, um dem nachdrängenden Ton freie
Bahn zu schaffen. In gleicher Weise ist die Anordnung der folgenden Messer mit
flacher Steigung, alles darauf eingestellt, den Ton aufzunehmen, rasch vorwärts zu
treiben und ohne Schwierigkeit durch die engen Pässe des Mundstücks zu drängen.
Zwischen den einzelnen Messern sehen wir dreimal einen Zwischenraum von je 50 mm, in
welchen die sogen. Gegenmesser angebracht sind, d.h. viereckige Eisenstäbe, die im
Pressenmantel befestigt in den Zylinder hineinragen und verhindern sollen, daß das
Gemenge sich nicht nur drehend im Zylinder bewegt, welche also dieser Drehung
Widerstand entgegensetzen sollen, aber andernteils nicht verhindern dürfen, daß die
vorwärts bewegende Tätigkeit der Messer aufgehoben wird, was geschehen müßte, wenn
die Entfernung zwischen ihnen zu groß wäre, was aber hier nicht der Fall ist.
Textabbildung Bd. 327, S. 698
Fig. 9. Bagger von Taatz.
Auf dem Gebiete des Baggerbetriebes zum Abbau der Tonlager ist in den letzten Jahren
wieder recht fleißig von Seiten der betreffenden Maschinenfabrikanten gearbeitet
worden, um jenen Betrieben in der Ziegelindustrie immer mehr Eingang zu verschaffen.
Sie haben auch schon recht annehmbare Erfolge gezeitigt, nicht am wenigsten dadurch,
weil der Ersatz der menschlichen Tätigkeit im Tonlager durch Baggern oder Sprengen
eine immer dringendere Forderung wird. Dann hat auch der hier meist angewendete
Eimer-Kettenbagger noch den angenehmen Vorzug, daß er viel mehr als die menschliche
Tätigkeit oder das Sprengen bei der weiteren Aufbereitung mithilft. Jene Bagger
besorgen heute das saubere Abschälen der Tonwand in Stärke, wie gerade erwünscht
wird, und zwar durch einfaches Einstellen der die Eimer tragende Leiter. Es ist nun
aber für die Ziegel- und Tonwarenfabrikation von der größten Wichtigkeit, ein
möglichst gleichmäßiges Gemenge zur Presse zu bringen, um leicht arbeiten zu können
und gute Ziegel zu liefern. Bei mehreren Metern Tiefe liegen aber selten die Tone
gleichmäßig, meist wechseln die Schichten, fett, mager, sandig, auch naß und
trocken. Wenn nun auch die Vorteile des Baggers im allgemeinen durch sicheren
Betrieb, durch erhebliche Lohnersparnis, bessere Ausnutzung der Grube, stellenweiser
Arbeit aus dem Wasser und leichteren Transport des auf der oberen Sohle Gebaggerten
schon heute volle Anerkennung finden, so liegt doch ein Nachteil darin, daß die
Mischung jener übereinander liegenden Tonschichten nicht genügend gleichmäßig
beim Abbau erfolgt. Es liegt dies in der allgemeinen Konstruktion des Baggers. Mit
Vollendung des Schnittes auf der meist 30 bis 50 m langen Fläche wird bekanntlich
jeder Bagger um ungefähr einen Meter parallel zum alten Schnitt verschoben und muß
hierzu die Eimerleiter gehoben werden, wie in der Fig.
9 (II) dargestellt ist. Bei einer solchen Stellung kann selbstverständlich
auf die Länge der 30 bis 50 m nur die obere Decke bezw. Schicht, dann nach und nach
mit senkender Eimerleiter die zweite und dritte Erdlage zur Baggerung kommen und
erst am Ende des Schnittes kurz vor der neuen Parallelrückung des Baggers greifen
die Becher gleichmäßig durch alle Schichten, lösen, heben und werfen sie in die
Abfuhrwagen. Nach diesem ist es verständlich, daß eine gleichmäßige Förderung auf
der ganzen Höhe des Einschnitts, welche die Eimerleiter bestreicht, nicht eintreten
kann. Es greifen die Becher ungleichmäßig sowohl in Beziehung auf Lagerung der
Schichten als auch auf die Stärke des Schnitts. Diese Nachteile werden durch eine
einfache Aenderung, die der Firma Alwin Taatz in Halle a.
S. geschützt ist, behoben. Diese Aenderung besteht darin, daß die Eimerleiter sich
an ihrem oberen Ende in einer Führung bewegt, durch welche sie, wie aus Fig. 9 (I) ersichtlich, auf und nieder geführt werden
kann und durch welche es möglich ist, einen 15 bis 20 mm starken Schnitt immer ganz
gleichmäßig durch alle Bodenschichten zu nehmen und dadurch eine gleichmäßige und
feinst gekrümelte Bodenmasse zu gewinnen.
Textabbildung Bd. 327, S. 698
Fig. 9a. Bagger von Taatz.
Wie aus dem Vorhergehenden und aus meinen früheren Auslassungen ersichtlich, ist die
Schneckenpresse heute diejenige Formgebungsmaschine, die in der Ziegelindustrie die
Hauptanwendung gefunden hat. Die Anforderungen, die an sie gestellt werden, sind,
wie ebenfalls schon früher betont, außerordentlich zahlreich und verschiedenartig,
und ist es ja auch dank der eifrigen Arbeit unserer Maschineningenieure gelungen,
sie so auszubilden, daß sie allen jenen Ansprüchen gerecht wird. Um diese nochmals
kurz zu wiederholen, so verlangen wir heute von der Schneckenpresse, daß die in
dieser befindliche Schnecke teilweise noch die Arbeitsleistung der Mischung, des
Transports, der Zusammenpressung und der Formung des Tonstranges bewältigt.
Infolgedessen ist die Beanspruchung der Schnecke namentlich gegen Schluß jenes
Arbeitsvorganges eine außerordentlich große und äußert sich besonders bei mangelhaft
aufbereitetem Gemenge in sehr starkem Druck auf das Spurlager sowie in Rückstauung,
Würgen und bedeutenderem Kraftverbrauch. Daneben hat aber auch die Schneckenpresse
noch die unangenehme Eigenschaft, daß bei sehr vielen Gemengen sich der Rundgang der
Schneckenwelle im Gemenge, durch den Preßkopf, durch das Mundstück bis in den
austretenden Strang fortsetzt und hier die mit Recht so gefürchtete Struktur, deren
Erklärung ich schon oben gegeben habe, verursacht. Bei denjenigen Gemengen, bei
denen diese Struktur hauptsächlich zu befürchten ist oder für diejenigen
Warengattungen, bei welchen eine derartige Struktur als besonders gefährlich
erscheint, zieht man deshalb die zweite Formgebungsmaschine für kontinuierlichen
Betrieb, die Walzenpresse, vor. Diese besteht nur aus zwei, in schräger Stellung
gegeneinander gelagerte Walzen, die das Gemenge erfassen sollen, es nach vorn
zunächst in den Preßkopf hineindrücken, von wo aus es dann unter dem Druck des
nachfolgenden Gemenges durch das Mundstück hinausgeht, um als Strang auf dem
Abschneidetisch herauszutreten. Wie leicht erklärlich, ist ein derartiger Strang
fast vollstängig strukturfrei, weshalb diese Presse, wie oben erwähnt, der
Schneckenpresse in manchen Fällen vorgezogen wird. Sie hat nur den sehr unangenehmen
Nachteil, daß sie einerseits ein mangelhaft aufbereitetes Gemenge nur schwer
angreift und durch die Walzen zieht, andererseits, daß sie nichts zur Aufbereitung
beiträgt, daß also jenes Gemenge vollständig aufbereitet sein muß. Um nun die
Vorteile der Schnecken- und der Walzenpresse zu vereinigen, hat die bekannte Firma
Gebrüder Pfeiffer in Kaiserslautern unter dem Namen
„Rotopressor“ eine kombinierte Schnecken- und Walzenpresse in die
Ziegelindustrie eingeführt, Wie aus der Fig. 10
ersichtlich, haben wir zunächst die bekannte Form der liegenden Schneckenpresse, in
welcher die Schnecke nur gerade soweit beansprucht wird, als dies in rationeller
Weise erfolgen darf. Sie bewirkt die gründliche Durchmischung und leitet die
Verdichtung des Gemenges ein. Die Walzenpresse erfaßt dieses, welches ihr unter
geringem Druck zugeführt ist und übernimmt die Nachpressung und Verformung. Jeder
Teil der Maschine hat also die Aufgabe zu erfüllen, für welche er vermöge seiner
Bauart besonders geeignet ist. Der Kraft verbrauch ist durch diese glückliche
Teilung in Niederdruck- und Hochdruckarbeit ein sehr geringer, der Weg des Tones
bildet eine gerade Linie und der erzeugte Strang soll selbst bei schwierigstem
Material von voller, fester, gleichmäßiger Form und Beschaffenheit sein. Das
Verbundprinzip, welches in anderen Industriezweigen, z.B. im Dampfmaschinen-,
Kompressoren-, hydraulischen Pressenbau bereits bekannt ist und sich rühmlichst
bewährt, hat nun mit dieser Maschine auch in der Ziegelindustrie Eingang gefunden.
Die Arbeitsweise des Rotopressors ist folgende: Das Material gelangt, gewöhnlich
durch darüber stehende Walzwerke oder auch direkt von Hand aufgegeben, in den
Einwurfrumpf, wo es von den eigenartigen Mischflügeln unter beständigem
Durcharbeiten und Mischen allmählich den Walzen zugeführt wird. Durch die
Mischflügel wird das Gemenge den Preßwalzen auf ihrer ganzen Breite übergeben, von
letzteren nochmals durchgeknetet, von der Schneckenstruktur gänzlich befreit und als
ein auf der ganzen Schnittfläche gleichmäßig dichter Strang unter Vermeidung von
Drachenzähnen aus dem Mundstück herausgetrieben.
Textabbildung Bd. 327, S. 699
Fig. 10. Rotopressor von Gebr. Pfeiffer.
(Schluß folgt.)