Titel: | NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE. |
Autor: | G. Benfey |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 713 |
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NEUERUNGEN IN DER ZIEGELINDUSTRIE.
Von G. Benfey,
Lauban.
(Schluß von S. 699 d. Bd.)
BENFEY: Neuerungen in der Ziegelindustrie.
Der aus der Formgebungsmaschine heraustretende Strang gelangt bekanntlich auf
den Abschneidetisch, um dort in die einzelnen Formlinge zerlegt zu werden. Bei den
bisher bekannten Abschneidetischen gelangt der Strang auf einen beweglichen Tisch,
der auf Rädern ruht und der im Massenbetriebe außerordentlich stark beansprucht
wird. Der Wagen eines Abschneidetisches, der beispielsweise täglich 15000 Formlinge
abschneidet, muß bei dreifachem Schnitt 5000mal hin- und herbewegt werden. Eine
derartige Beanspruchung führt selbstverständlich im Laufe der Zeit zu einer
merklichen Abnutzung; und man hat verschiedentlich versucht, hier Abhilfe zu
schaffen, da in dem Augenblick, wo ein derartiger Abschneidetisch nicht ganz genau
arbeitet, auch die damit erstellten Formlinge darunter leiden und minderwertig
werden. Die Firma Schmelzer & Schoepke in Wien,
der wir schon so manche Neuerung in unserer Industrie verdanken, scheint ja auch
hier mit dem neueingeführten, „Wagenlosen Abschneidetisch“ etwas wirklich
Praktisches ersonnen zu haben. Wie jener Name besagt, stattet sie ihren
Abschneidetisch (vergl. Fig. 11) ganz ohne Wagen
aus, natürlich kann aber auch bei diesem Tische auf eine Bewegung nicht ganz
verzichtet werden, der Bewegungsteil ist aber hier an eine Stelle verlegt, wo er gut
geschützt und beim Gange des Abschneiders nicht hinderlich ist. Der Abschneider
balanciert in einer Mittelachse, die im Fußgestell des Abschneiders drehbar gelagert
ist. Auf dieser Mittelachse ruht der Abschneider, der nun nach Wunsch bald rechts,
bald links gekippt werden kann, wobei der in Fig. 11
links oben sichtbare Hebel die nötige Handhabe dazu bietet. Sobald der Strang die
Anschlagklappe berührt, kann der Schnitt erfolgen. Eine kurze Bewegung des Tisches
nach rechts oder links trennt die zwei resp. drei geschnittenen Formlinge vom
Strange, und es bietet sich jetzt noch genügend Zeit, die Formlinge vom Tische ohne
Ueberstürzung abzunehmen und den Tisch wieder dem Laufe des Stranges
entgegenzuführen, um von neuem die Schnittbewegung ausführen zu können. Damit der
Strang zwischen Mundstück und Wölbung des Abschneideapparates nicht ohne
Unterstützung läuft, wird dem Mundstück ein Auslaufblech entgegengebracht. Fig. 11 gibt näheren Aufschluß darüber. Der
Schneiderahmen ist beiderseits mit Löchern versehen, so daß der Schneidebügel, je
nachdem es der Platz erfordert, auf der einen oder anderen Seite befestigt werden
kann. Nach eingezogenen Auskünften sind die Kippbewegungen des Abschneiders leicht
auszuführen und erfordern weniger Kraft, als die Betätigung der beweglichen Wagen
auf dem alten Abschneidetische. Daneben nimmt der Abschneider durch seinen
gedrängten Bau wenig Platz ein und wird im allgemeinen dort bevorzugt werden, wo es
sich um größere Leistungen handelt.
Textabbildung Bd. 327, S. 714
Fig. 11. Wagenloser Abschneidetisch von Schmelzer & Schöpke.
Die Firma C. Keller & Co. in Laggenbeck i. W. hat uns
allmählich daran gewöhnt, daß sie uns im fortschreitenden Aufbau des Werdeganges
unserer Erzeugnisse alljährlich neue, wesentliche Verbesserungen liefert. So hat sie
mit den Trockenapparaten angefangen; sie führte dann selbsttätige Wagen ein, in
weiterer Folge ein Transportsystem zur Ueberführung der frischen Preßlinge in die
Trockenräume und von dort in den Ofen, wie ich es bereits schon früher geschildert,
wobei der wesentliche Vorteil der war, daß eine große Zahl bisher geleisteter
menschlicher Tätigkeit entbehrlich wurde und die Formlinge von der Presse bis zum
Ofen nicht angefaßt zu werden brauchten. Einen wesentlichen Fortschritt hat dieses
System jetzt dadurch erfahren, daß auch die Formlinge vom Strange der Presse
selbsttätig abgeschnitten und auf die Trockenrahmen gebracht werden. Es wurde
allerdings schon vor zwei Jahren in der zweiten Ton-, Zement- und
Kalkindustrie-Ausstellung in Berlin vorgeführt und von mir auch in diesen Blättern
kurz geschildert. Inzwischen hat jenes System aber wesentliche Veränderungen und
Verbesserungen erfahren und hat sich auch, wie von mir festgestellt,
verschiedentlich in der Praxis sehr gut bewährt. Bei der sehr großen Wichtigkeit,
die dieses ganze Verfahren für die Ziegelindustrie haben wird, halte ich
deshalb eine genauere Besprechung hier für erforderlich.
Fig. 12 zeigt uns den Aufbau dieses Apparates. Rechts
sehen wir den vorderen Teil einer Schneckenpresse mit Preßkopf, Mundstück und
austretendem Strange. Weiterhin ist die Auflagerfläche für die Rahmen sichtbar,
welche die vom Strange abgeschnittenen Formlinge aufnehmen sollen. Diese Rahmen
gelangen von jener Fläche, wie im Weiteren beschrieben wird, selbsttätig unter den
Strang, und das Auflegen neuer Rahmen auf diese Lagerfläche ist die einzige
Bedienung des ganzen Apparates, die von einem Mädchen leicht ausgeführt werden kann.
Der aus der Strangpresse austretende Ziegelstrang rückt auf einem endlosen, mit
angemessener Geschwindigkeit bewegten Bande oder einer Gelenkkette oder dergl. in
wagerechter Lage geradlinig vor. Dabei kommt das freie Ende desselben über eine
feststehende Auflage zu liegen, seitlich welcher das Abschneiden der Ziegel
nacheinander geschieht. Die abgeschnittenen Ziegel fallen direkt auf einen Rahmen,
wobei durch eine besondere Vorrichtung der Fall oder der Aufstoß gemildert werden
kann.
Als Transportvorrichtung für die Rahmen, die hintereinander geführt werden, dient
eine endlose, mit Mitnehmern versehene Gelenkkette, die dafür sorgt, daß die
Brettchen mit ihrer Längsachse parallel zu dem Ziegelstrang und dicht unter
demselben in wagerechter Richtung bewegt werden. Die beladenen Brettchen gelangen in
eine Transportvorrichtung, welche sie zu einem Elevator führt bezw. die Rahmen
direkt in ein Ablegegestell oder in den Ziegelwagen befördert.
Da die Art und Weise, in welcher dies geschieht, und die dabei verwendeten
Hilfsmittel mit der Erfindung nichts wesentliches zu tun haben, wird auf ihre
eingehende Schilderung Verzicht geleistet.
Zum Transport der Rahmen auf die erwähnte Kette dient eine Einlegevorrichtung, die
aus einem feststehenden Rahmen besteht, in welchem die Brettchen hintereinander
durch eine aus einer Kette oder dergl. gebildete Transportvorrichtung in wagerechter
Richtung vorgeschoben werden. So gelangen sie bis unter den Ziegelstrang, wo sie von
den Mitnehmern der Kette ergriffen und in der Richtung des Ziegelstranges wagerecht
weiterbewegt werden. Auf diese Weise ist ein kontinuierlicher Betrieb gewährleistet.
Vorwärtstreiben der Rähmchen kann jedoch auch ohne mechanischen Antrieb infolge
ihres Eigengewichtes auf abschüssiger Bahn geschehen.
Da bei dem Eintritt der Brettchen auf die Kette die Bewegungsrichtung derselben
geändert wird, so ist, um die Aenderung ohne Stoß allmählich durchzuführen, der
Rahmen an dieser Stelle mit nachgiebigen Wandungen versehen, welche gestatten, daß
der Rahmen von seiner Richtung abgelenkt und in schräger Richtung auf die
Transportkette befördert wird. Unmittelbar darauf schwingen die Teile federnd
zurück, bis bei dem weiteren Vorgehen des nächsten Brettchens ihr Ausschwingen
wieder in entgegengesetzter Richtung erfolgt.
Textabbildung Bd. 327, S. 715
Fig. 12. Selbsttätige Abschneide- und Abnehmevorrichtung von Keller &
Cie.
Die Bewegung der Kette ist im allgemeinen eine gleichförmige, sie wird aber in
gleichen Intervallen eine kurze Zeit rascher bewegt und darauf wieder auf die
frühere Geschwindigkeit gebracht. Es geschieht dies immer in dem Augenblick, in
welchem das unter der Abschneidestelle befindliche Brettchen mit der bestimmten
Anzahl von Ziegeln beladen ist. Es muß dann, um das Abladen eines weiteren Ziegels
nahe der Kante oder sogar über die Kante hinaus zu vermeiden, eine schnellere
Bewegung der Kette erfolgen, derart, daß der nächste abgeschnittene Ziegel auf das
nächste Brettchen, und zwar in einem bestimmten Abstand von der Vorderkante
desselben gelangt. Zur Erreichung besseren Trocknens der Ziegel ist es
wünschenswert, daß die Lücken zwischen den Steinen nach der Mitte des Rahmens hin
größer sind als an den Enden. Auch zu diesem Zwecke kann die Vorrichtung
verwendet werden.
Die Mittel, welche hierzu verwendet werden können, sind an sich dem Fachmann
geläufig, es wird daher auf ihre Schilderung Verzicht geleistet. Bemerkt aber möge
werden, daß die Bewegung durch ein zwangläufig gesteuertes Getriebe, welches mit
Ausrückvorrichtungen versehen ist, bewirkt werden kann, wie ja auch z.B. in der
Uhrmacherkunst derartige Bewegungsmechanismen bekannt sind, die im allgemeinen einen
gleichförmigen Gang haben, zeitweilig aber mit einer beschleunigten Bewegung
betrieben werden.
Das Abschneiden der Ziegel ei folgt durch einen Draht, welcher in einem Bügel
festgespannt ist. Der Bügel wird um eine Achse zwangläufig gedreht, derart, daß
dabei das Abschneiden des Ziegels in einer sich wagerecht bewegenden Vertikalebene
erfolgt. Um dies zu ermöglichen, muß der Bügel natürlich mit der gleichen
Geschwindigkeit bewegt werden, mit welcher der Ziegelstrang mit seiner Unterlage
fortbewegt wird.
Die für diesen Zweck verwendeten Hilfsmittel bedürfen einer Schilderung ebenfalls
nicht, es sei nur darauf hingewiesen, daß beispielsweise durch eine
leitspindelartige Uebertragung der gewünschte Erfolg erzielt werden kann. Ist dabei
der Ziegel um Ziegelbreite verschoben und das Abschneiden des Ziegels beendet, dann
wird der Mitnehmer, der den Bügel mit der Spindel kuppelt, zwangläufig
zurückgeführt. Er kann aber auch ausgehoben werden, derart, daß letzterer federnd in seine
Anfangsstellung zurückschnellt.
Mit dem Bügel kann eine den abgeschnittenen Ziegel stützende und ihn sanft auf das
Brettchen absetzende Vorrichtung verbunden werden, z.B. derart, daß bei dem
Rückgange des Bügels, also unmittelbar nach erfolgtem Abschnitt eines Ziegels ein
Bügel, welcher den abgeschnittenen Stein seitlich umfaßt und ihn mittels
schmaler Auflagen hält, sich langsam abwärts bewegt, so daß der Ziegel sanft auf das
in Bewegung befindliche Brettchen abgelegt wird. Auch diese Vorrichtung muß
entsprechend der Bewegung des Brettchens verschoben werden.