Titel: POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, S. 716
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POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. Polytechnische Rundschau. Rußlands Kupferindustrie. Seit 1906 werden in Rußland von Jahr zu Jahr mehr Kupfererze verhüttet, immer größere Kupfermengen ausgeschmolzen, und mittels der Elektrolyse wird mehr und mehr Kupfer gewonnen. In den letzten Jahren sind dort so bedeutende Rohkupfermengen ausgeschmolzen worden, daß bei einer weiteren Entwicklung der russischen Kupferindustrie, diese an der Kupferversorgung des Weltmarktes sich beteiligen und die Ausfuhr von Kupfer aus Rußland bald in größeren Mengen stattfinden wird. Wie die Kupferindustrie Rußlands seit 1906 sich entwickelt hat, zeigen die Zahlen der folgenden Zusammenstellung.Alle Zahlenangaben sind der russischen, amtlichen Handels- und Industriezeitung (Torgöwo Promyshlennaja Gaséta) entnommen. Jahr Kupfermenget abgerundet 1906 10700 1907 15000 1908 17000 1909 18500 1910 22600 1911 25620 1912 (4 Monate)   7453 Die Zusammenstellung zeigt, daß innerhalb des Zeitraumes von 1906 bis 1911 die Zunahme der Kupferproduktion rd. 140 v. H. betrug. Im Ural werden 47 bis 50 v. H., in Kaukasien etwa 35 v. H., in Sibirien mit Einschluß des Altaigebiets rd. 15 v. H. und mittels der Elektrolyse etwa 4 v. H. der gesamten Kupfermenge gewonnen. Innerhalb des Zeitraums von 1907 bis 1911 stieg die Kupferausbeute im Ural auf 43,4 v. H., in Kaukasien auf 51,1 v. H. und in Sibirien (mit Ausschluß des Altaigebietes) auf rd. 200 v. H. In Sibirien sind seit Beginn dieses Jahrhunderts neue Kupfervorkommen im Abbau begriffen; das Erz wird dort in den neugegründeten Werken der Spaßki-Gesellschaft, der Jenissel-Gesellschaft und in den Dschiltawkischen Werken verhüttet. Die Zunahme der Kupferproduktion im Ural haben hauptsächlich die Kupferhütten der Bogoslowskischen Gesellschaft, von Demidows Erben zu Nischne Tagilsk und der Kyschtymer Gesellschaft bewirkt. An der Zunahme der Kupferproduktion Kaukasiens ist in erster Linie die Kaukasische Kupfer- und Metallindustrie-Gesellschaft beteiligt. Im Altaigebiet bestehen zwar zahlreiche Kupfervorkommen, wegen Mangel von Zufuhrwegen und Eisenbahnen ist der Abbau aber dort sehr erschwert. Bald werden sich aber auch dort die Verhältnisse zu Gunsten der Kupfergewinnung ändern, weil die russische Staatsregierung 1913 den Bau von Eisenbahnen im Altaigebiet in Angriff zu nehmen gedenkt. Auch mittels der Elektrolyse wird jetzt in Rußland mehr und mehr Kupfer gewonnen. Die Zunahme der Kupferproduktion in Rußland hat eine merkbare Abnahme der Kupfereinfuhr bewirkt. Der einheimische Kupferbedarf hat dort in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Die Ausfuhr von Kupfer findet seit 1907 in unbedeutenden Mengen statt. Aufschluß hierüber geben die Zahlen der folgenden Zusammenstellung. Jahr Kupferverbraucht abgerundet Kupfereinfuhrt abgerundet Kupferausfuhrt abgerundet 1906 24972 14252 1907 18739   4603 864 1908 21753   4900 147 1909 21650   3784 534 1910 29160   7100 600 1911 31156   7813 ? 1912 (5 Monate)   2260 ? Die Abnahme der Einfuhr ist teilweise auch auf den im Jahre 1907 festgesetzten Schutzzoll von 5 Rubel für 1 Pud oder etwa 65 Mark für 100 kg Kupfer zurückzuführen. Das nach Rußland eingeführte Kupfer ist ausschließlich Elektrolytkupfer. Die Frage wegen Einschränkung der Kupfereinfuhr aus dem Auslande ist demnach allein von der auf elektrolytischem Wege in Rußland erzeugten Kupfermenge abhängig. Im Jahre 1907 wurden zum ersten Male rd. 50000 Pud oder 819 t Elektrolytkupfer in der Fabrik vormals Rosenkranz zu St. Petersburg hergestellt. 1908 und 1909 lieferte diese Fabrik je rd. 277000 Pud oder 4537 t, 1911 rd. 269000 Pud oder 4406 t. Nach Vollendung ihres Ausbaues wird sie bis je 500000 Pud oder 8190 t Elektrolytkupfer jährlich erzeugen. In der Kyschtymer Fabrik im Ural wurden zum ersten Male im Jahre 1911 etwa 200000 Pud oder 3276 t Elektrolytkupfer hergestellt. Von 1912 ab wird die Fabrik etwa 400000 Pud oder 6552 t jährlich liefern. Vorläufig sind dort die Erz Vorräte für eine Betriebsdauer von zehn Jahren mit Sicherheit festgestellt. Die Schürfungen haben inzwischen auf bedeutend größere Erzvorräte hingewiesen. Zum Schmelzen der Erze (Kupferkies aus dem Kreise Kyschtym mit 3 bis 4 v. H Cu) hat die mit englischen Geldsummen gegründete Gesellschaft eine Anlage mit zwei Oefen am See Karabasch errichtet, von denen jeder 500 t Erz in 24 Stunden verarbeiten kann. Der Kupferstein wird in Konvertern auf Schwarzkupfer verarbeitet und letzteres in der elektrolytischen Fabrik zu Nischny-Kyschtym raffiniert, die jetzt für die Verarbeitung von rd. 9000 t Schwarzkupfer jährlich eingerichtet ist. Zweifellos werden diese Werke zusammen bald imstande sein, den Bedarf Rußlands an Elektrolytkupfer zu decken. Seit einigen Jahren ist in Rußland auch ein Kupfersyndikat gegründet worden, das neben der technischen Vervollkommnung der Erzeugnisse eine fest umgrenzte Qualitätsbestimmung (Standardsorte) für Kupfer erstrebt. Diesem Verbände hat sich die Mehrzahl der großen Kupferhüttenbesitzer Rußlands angeschlossen. Die Geschäfte des Verbandes leitet das Handelshaus Vorgan & Co. in Moskau. Im Jahre 1907 entfielen auf die Werke der Verbandgruppen rd. 92 v. H., 1908 rd. 90 v. H., 1909 etwa 83 v. H. der gesamten Kupfermenge Rußlands. Wilmersdorf. Dipl.-Ing. F. Thieß. –––––––––– Abwärmeverwertung für Heizungsanlagen und dergl. In der gesamten Industrie ist man heutzutage auf die denkbar weitestgehende Ausnutzung aller Produktionselemente bedacht. Es ist also nur folgerichtig, wenn man auch auf die Ausnutzung des Abdampfes bei Dampfmaschinen und -Turbinen und der Abgase der Verbrennungskraftmaschinen sein Augenmerk richtet, zumal die in diesem enthaltene Wärme in jedem Betriebe nutzbringend verwertet werden kann. Die durch Ueberführung des Wassers von 100° C in Dampf von 100° C im Dampfkessel aufgewandte Energie von 539,7 WE geht im Abdampf einer Auspuffmaschine verloren, wenn keine Abwärmeverwertung vorgesehen ist. Bei Kondensationsanlagen geht die im Abdampf noch zur Verfügung stehende Energie in das Kühlwasser über. Ein wichtiger Teil für die Ausnutzung des Abdampfes ist daher bei Dampfkraftanlagen der Kondensator selbst. Bei der sogen. Mischkondensation mit Parallelbetrieb wird durch das Vakuum, welches die Luftpumpe im Kondensator erzeugt, das Wasser aus dem Brunnen in den Kondensator angesaugt, wodurch ein Niederschlagen des Dampfes erfolgt. Der Wasserverbrauch beträgt für 1 PS etwa 100 bis 150 l. Da die Wassermenge groß ist, und außerdem das austretende Wasser eine Temperatur von nur 30 bis 50° C hat, so ist eine solche Kondensation nur bei entsprechendem Bedarf an Warmwasser zweckmäßig, wie z.B. für Schwimmbäder. Der Gegenstromkondensator von Weiß erfordert einen geringeren Kraftbedarf der Pumpe und stellt sich dadurch günstiger als der Parallelkondensator. Am vorteilhaftesten sind Oberflächenkondensatoren. Der Wasserverbrauch beträgt für 1 kg Dampf etwa 45 l, die Austrittstemperatur des Kühlwassers bis 60° C. Der höheren Temperatur wegen ist dieses Wasser für die verschiedenartigsten Zwecke verwendbar, zumal es vollkommen ölfrei ist. Als Oberfläche sind bei diesen Kondensatoren etwa 0,02 bis 0,03 qm für 1 kg Dampf erforderlich. Weiterhin finden Strahlkondensatoren vielfach Anwendung, die ihrer Wirkung nach gewissermaßen zu den Mischkondensatoren gehören. Der Wasserverbrauch beträgt etwa 30 l für 1 kg Dampf, die Ablauftemperatur nur etwa 30° C. Demzufolge ist ihr Anwendungsgebiet für Abwärmeverwertung etwa das gleiche wie das der Mischkondensatoren. Um das Verwendungsgebiet des Abwassers auf die verschiedenartigsten Zwecke auszudehnen und die Vorteile beider Systeme auszunutzen, kann man einen Oberflächenkondensator und einen Mischkondensator hintereinanderschalten. Von großer Wichtigkeit ist die Entölung des Abdampfes vor Eintritt in den Kondensator mit Rücksicht auf die Reinheit des weiter zu verwertenden Warmwassers insbesondere bei Mischkondensation. Am häufigsten werden hierfür die bekannten Stoßkraftentöler genommen. Die Hauptanwendung findet die Abwärme für Heizungsanlagen, Warmwasserversorgung, z.B. in Badeanstalten, Lüftungsanlagen und Trockenanlagen, z.B. in der Holzbearbeitungsindustrie. Bei Heizungsanlagen durch Abdampf im Anschluß an Auspuff-Dampfmaschinen ist bei einem Enddruck von 1,15 at unter Berücksichtigung der auftretenden Widerstände eine Dampfleitung bis zu etwa 100 m Länge möglich. Um nötigenfalls auch Frisch dampf zur Verfügung zu haben, mündet meist in die Heizdampfleitung eine Frischdampfleitung ein, in der der Frischdampf vorher durch ein Reduzierventil auf den gleichen Druck wie der Heizdampf gebracht ist. Um auf alle Fälle einen etwaigen Rückdruck des Frischdampfes auf den von der Maschine kommenden Heizdampf zu vermeiden, wird die Einmündung zweckmäßig als Strahldüse mit einem Austritt des Frischdampfes in Richtung der Heizdampfströmung ausgebildet. Falls eine Warmwasserheizung ihrer Vorteile wegen der Dampfheizung vorgezogen wird, wird bei Auspuffmaschinen der Abdampf zur Abgabe seiner Wärme an das Wasser durch einen Gegenstromapparat geführt. Diese Art der Heizung ist auch bei Kondensationsanlagen möglich, wobei das Kühlwasser direkt zur Heizung benutzt wird, und viel in Gebrauch. Bei Fernheizanlagen wird das im Gegenstromapparat erwärmte Wasser bzw. das Kondensator-Kühlwasser durch Pumpen in Umlauf gehalten. Für Fabrikanlagen wird häufig die Dampfluftheizung nach Sturtevant gewählt, wobei Luft mittels eines Ventilators durch ein von dem Abdampf umspültes Rohrsystem getrieben wird. Anstatt durch einen Ventilator kann die Luft auch unter Anwendung von Luftheizkammern durch den Auftrieb in Umlauf gesetzt werden. Abdampfwarmwasseranlagen arbeiten in entsprechender Weise wie Warmwasserheizanlagen, Trockenanlagen entsprechend den Dampfluftheizungen. Der Preis für 100 kg Abdampf läßt sich unter Annahme mittlerer Verhältnisse zu rund 45 Pfennig berechnen. Diese Zahl stellt also den Wert der bei Nichtvorhandensein einer Abdampf Verwertungsanlage nutzlos verschwendeten Energie dar, Neuerdings müssen auch die Verbrennungskraftmaschinen, insbesondere der Diesel-Motor, in die Betrachtung gezogen werden, deren Abgase und Kühlwasser noch große Mengen nutzbarer Wärme enthalten. Die Temperatur der Abgase beträgt 300 bis 500° C, die des ablaufenden Kühlwassers von etwa 15 l auf die Pferdestärke etwa 60° C. Bei Versuchen an einem Diesel-Motor von Sulz er von 235 PS und 0,189 kg Brennstoffverbrauch für 1 PS und Stunde ergab sich z.B. bei Vollbelastung, daß 33,5 v. H. des Gesamtwärmeverbrauchs in Arbeit verwandelt wurden, während 28,6 v. H. an das Kühlwasser und 29,6 v. H. an die Abgase abgegeben wurden. Die Verbrennungskraftmaschine setzt aber mehr Wärme in Arbeit um als die Dampfmaschine, läßt also weniger Wärme für eine weitere Verwertung übrig. Die Ausnutzung der Abwärme von Verbrennungskraftmaschinen geschieht in ähnlicher Weise wie bei Dampfkraftanlagen und am einfachsten dadurch, daß das Kühlwasser in einem Apparat nach Art der Speisewasservorwärmer durch die heißen Abgase weiter erwärmt wird. Die Abgase dürfen jedoch nicht unter 100° C abgekühlt werden; da der darin enthaltene Wasserdampf sonst kondensiert. [Social-Technik, 1. September 1912.] Dipl.-Ing. C. Ritter. –––––––––– Reduziergetriebe mit Ueberlastungsfreilauf. In der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbau Nr. 40, 35. Jahrgang, beschreibt Dipl.-Ing. Lampe folgendes Reduziergetriebe mit Ueberlastungsfreilauf: Auf der Welle A des Motors ist ein kleines Zahnrad r aufgekeilt, welches in ein größeres Zahnrad R eingreift. R ist mit einem Ritzel r1 auf gemeinsamer Welle fest verbunden. Das Ritzel r1 greift in das Zahnrad R1, welches auf der zu treibenden Welle B aufgekeilt ist. Welle A und B sind gleichachsig und bilden die Drehachse des Gehäuses C, in dem die starr verbundenen Räder R und r1 gelagert sind. Das um A und B drehbare Gehäuse C wird durch eine Bremse mehr oder weniger stark festgehalten. Bei starken Belastungen von B gerät das Gehäuse C in Drehung und zwar in entgegengesetztem Sinne wie A und B, gleichzeitig vermindert sich die Geschwindigkeit von B. Textabbildung Bd. 327, S. 718 Die Winkelgeschwindigkeit ω1 von B ist leicht abzuleiten: \omega_1=(\omega_m+\omega_g)\,\frac{r\,r_1}{R\,R_1}+\omega_g. Dabei bedeuten: ωm Winkelgeschwindigkeit von A, ω Winkelgeschwindigkeit vom Gehäuse C: r, r1, R und R1 sind die Radien der entsprechenden Räder. ωg ist im Zahlenwert neben ωm und ω1 negativ. ω1 ändert sich ersichtlich als Funktion von ωg geradlinig, und zwar wird es kleiner mit wachsenden negativen Werten von ωg Für ωg = 0, also bei festgebremstem Gehäuse ist \omega_1=\omega_m\,\frac{r\,r_1}{R\,R_1}. ω1 wird gleich Null, wenn \omega_g=-\frac{\omega_m\,.\,r\,.\,r_1}{r\,.\,r_1+R\,R_1}; ωg ist, wie man sieht, negativ, da ωm sowie der Faktor \frac{r\,.\,r_1}{r\,r_1+R\,R_1} positiv sind. Dm bedeute das Drehmoment an der Welle A, Da bedeute das Drehmoment an der Welle B, Db bedeute das Bremsdrehmoment am Gehäuse C, dann ist: \omega_m=(\omega_1-\omega_g)\,\frac{R\,R_1}{r\,.\,r_1}-\omega_g D_m\,.\,\omega_m=D_m\,.\,\omega_1\,\frac{R\,R_1}{r\,r_1}-\omega_g\,\left(D_m\,\frac{R\,R_1}{r\,r_1}+D_m\right). D_m\,\frac{R\,R_1}{r\,.\,r_1} ist gleich dem Nutzdrehmoment Da, es wird demnach Dmωm = Da ω1 – ωg (Da + Dm). Da nun die Leistung des Motors gleich der Nutzleistung + der Bremsleistung sein muß, so ist das Bremsmoment gleich Da + Dm. Das negative Zeichen vor ωg verschwindet nach Einführung der Zahlenwerte. –––––––––– Elektrischer Betrieb in Textilfabriken. In einer modernen Textilfabrik ist heute die Elektrizität fast nicht mehr zu entbehren. Die Vorzüge der elektrischen Beleuchtung gegenüber etwa dem Gaslicht, besonders die größere Feuersicherheit der Glühlampe und ihre Beweglichkeit, die es gestattet, leicht und ohne Feuersgefahr in die Maschinen und unter die Fäden zu leuchten, sind schon seit Jahren bekannt und geschätzt. Die Vorteile des elektrischen Antriebes, vor allem des Einzelantriebes der Maschinen, werden erst jetzt mehr und mehr erkannt. Neue Fabriken werden kaum noch ohne elektrische Antriebsmaschinen eingerichtet, aber auch ältere verlassen die Transmission mit ihren Riemen und Riemenscheiben, die verdunkelnd und unruhig im Maschinensaal wirken, und treiben ihre Maschinen einzeln durch kleine Elektromotoren an. Unter der Ueberschrift „Die elektrische Einrichtung einer Textilfabrik“ stellt Dipl.-Ing. Obstfelder in der Zeitschrift „Elektrische und maschinelle Betriebe“ Nr. 17 die Gesichtspunkte zusammen, die bei einer solchen Einrichtung ausschlaggebend sind. Die erste Frage, ob Selbsterzeugung der Elektrizität oder Anschluß an ein etwa vorhandenes Netz, ist eine reine Kostenfrage, die danach entschieden wird, was sich, nachdem alle mitsprechenden Faktoren in Rechnung gesetzt sind, am billigsten stellt. Für kleinere Anlagen, die einen mit der Konjunktur sehr wechselnden Kraftbedarf haben, stellt der Anschluß an ein vorhandenes Elektrizitätswerk oft die günstigste Lösung dar. Die Elektrizität wird dann der Fabrik entweder gleich mit der Gebrauchsspannung oder als hochgespannter Wechselstrom zugeführt. Im letzteren Fall ist ein besonderer Hochspannungsraum abzugrenzen, in dem Transformatoren zur Aufstellung kommen, welche die Hochspannung in die gewünschte Gebrauchsspannung umwandeln. Von der Niederspannungseite der Transformatoren, oder bei Anschluß an ein Niederspannungsnetz vom Anschluß selbst aus, führen die Leitungen über einen Satz Sicherungen und einem Hauptschalter, der meist als Minimalausschalter ausgebildet ist, zu der Hauptschalttafel der Fabrik mit Spannungs- und Stromzeigern und Hebelschalter für zweckmäßig zusammengefaßte Verteilungszweige und von dort weiter in die einzelnen Fabriksäle zu den Verbrauchsstellen. Stellt sich Selbsterzeugung der Elektrizität als das vorteilhaftere heraus, so ist eine der wichtigsten Fragen, welche Stromart und welche Spannung zu wählen ist. und weiter, wie eine Reserve bei einer etwaigen Betriebsstörung, wenigstens für die Beleuchtung, beschafft werden soll. Es ist sehr zu empfehlen, auch bei Selbsterzeugung der elektrischen Energie, wenn möglich doch den Anschluß an ein vorhandenes Netz für Reservezwecke zu erwirken. Damit ist dann von selbst gegeben, daß für die eigene Erzeugung dieselbe Stromart und Spannung gewählt wird wie die, welche das Elektrizitätswerk liefert. Ist ein solcher Reserveanschluß nicht herzustellen, so wird man wenigstens für die Beleuchtung Gleichstrom wählen und sich Reserve in Akkumulatoren schaffen, für den Kraftbetrieb kann trotzdem Drehstrom, der wegen der Einfachheit der Motoren oft bevorzugt wird, Verwendung finden. Man treibt dann eine Gleichstrommaschine für die Beleuchtung mit an oder stellt einen besonderen Drehstrom – Gleichstrom – Umformer auf. Als günstigste Betriebsspannung wird in den meisten Fällen 220 Volt, nur in sehr ausgedehnten Betrieben, wenn in der Mehrzahl größere Motoren zur Verwendung kommen, 500 Volt gewählt werden. Die Motoren selbst werden, um sie vor dem Eindringen von Staub und Fasern zu schützen, meist ganz oder teilweise gekapselt verwendet, ebenso die zugehörigen Anlasser und Schalter. Ferner werden die Anlasser, wenn mit ungeübtem Personal gerechnet werden muß, gern mit einer Einrichtung versehen, die ein zu schnelles Anlassen verhindert und außerdem beim Ausschalten des Hauptschalters den Anlasser selbsttätig in die Ausschaltstellung zurückführt, so daß er für das nächste Anlassen bereit ist. Die Installation lasse man von gewissenhaften Monteuren und nur mit bestem Material ausführen. Bei der Festlegung der Garantien für Leistung, sparsames und betriebssicheres Arbeiten aller Maschinen und Motoren bei jeder vorkommenden Beanspruchung, tut man gut, einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Die Untersuchung auf Innehaltung der Garantien kann mit wenigen Ausnahmen nach Fertigstellung der ganzen Anlage unter Herstellung der tatsächlichen Betriebsverhältnisse vorgenommen werden. Kff.