Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 57 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ein für Dampfkesselanlagen bestimmter neuer
Dampfdruck-Zugregler ist von Professor J. F. Hey
in Straßburg konstruiert. Für eine selbsttätige Verstellung des zur Regelung des
Zuges dienenden Rauchschiebers in Abhängigkeit vom Dampfdruck kommen ähnliche
Gesichtspunkte in Frage wie für die Regelung von Dampf- und Wasserturbinen. Hier wie
dort ist die für das Regelungsorgan erforderliche Verstellkraft zu groß, um eine
direkte Einwirkung der zur Verfügung stehenden Energie zu ermöglichen – bei Turbinen
die Stellkraft des Pendelreglers bei Feuerungsanlagen der Druckschwankungen im
Kessel.
Infolgedessen ist man gezwungen, die zur Verfügung stehende Energie auf die Steuerung
eines Hilfsmotors wirken zu lassen, der seinerseits erst die Verstellung des
Regelungsorganes besorgt. Hierbei ist es wichtig, daß die Steuerung des Hilfsmotors
nach jedem Reguliervorgang selbttätig in die Mittellage zurückgeführt wird, damit
sie zum Empfang des nächsten Impulses bereit ist.
Textabbildung Bd. 328, S. 57
Die dementsprechend für Turbinenregelung ausgebildeten Konstruktionen sind auch der
Heysteuerung zugrunde gelegt, deren Prinzip in der Skizze dargestellt ist.
Als Beispiel für die Erklärung ihrer Wirkungsweise sei eine Zunahme des Dampfdruckes
im Kessel angenommen. Der Zylinder, in welchem sich der unter Einwirkung der Feder
d stehende Kolben c
bewegt, ist mit dem Dampfkessel verbunden. Bei steigendem Dampfdruck bewegt sich der
Kolben c nach oben und überträgt diese Bewegung durch
den um einen Festpunkt o drehbaren Hebel e und im Zwischenglied n
auf den Hebel f. Der Hebel f dreht sich um den bei der jeweiligen Stellung des Rauchschiebers h augenblicklich festen Punkt m und bewegt so den Steuerschieber b des
Hilfsmotors a nach unten. Dadurch wird das als
Treibmittel für letzteren bestimmte Druckwasser über den Kolben g geführt, der sich infolgedessen nach unten bewegt und
den Rauchschieber h schließt. Das vom vorhergehenden
Reguliervorgang unter dem Kolben g befindliche
Druckwasser kann durch eine gleichzeitig geöffnete Abflußleitung i austreten. Die Bewegung des Kolbens g wird durch die Kolbenstange und das Zwischenglied l auf den Hebel f
übertragen. Dieser dreht sich um den bei einem bestimmten Dampfdruck augenblicklich
festen Punkt p und bewegt so den Schieber b nach oben, führt also den bei Zunahme des
Dampfdruckes nach unten bewegten Schieber b in seine
Mittellage zurück. Bei weiterer Zunahme des Dampfdruckes wiederholt sich der
beschriebene Vorgang. Bei Abnahme des Dampfdruckes erfolgen die Einzelbewegungen in
der entgegengesetzten Richtung, der Rückgang des Kolbens c wird dann durch die Feder d
unterstützt.
Bei der konstruktiven Ausbildung des Apparates sind der Kolben c und die Feder d zu einer
sog. Federdose vereinigt, die aus einzelnen federnden Ringkörpern zusammengesetzt
und in einem mit Flüssigkeit angefüllten Gehäuse untergebracht ist. Das Gehäuse
steht durch eine Leitung mit dem Dampfkessel in Verbindung. Der Hilfsmotor und das
gesamte Hebelwerk ist unmittelbar an bzw. über diesem Gehäuse angeordnet. Die
Kolbenstange des Hilfsmotors wirkt nicht direkt auf den Rauchschieber sondern auf
einen ungleicharmigen Hebel, an dessen längeren Arm das Zugseil des Rauchschiebers
angeschlossen ist. Das Zugseil wird nach oben über eine Rolle zu einem
Ausgleichgewicht geführt. Mit dem Haupthebel ist eine selbsttätige
Schreibvorrichtung verbunden, welche auf einer rotierenden Trommel die
Rauchschieberstellung über der Zeit aufzeichnet. Die Grenzen, innerhalb welcher der
Rauchschieber durch die Steuerung ganz geöffnet oder geschlossen wird, beträgt 0,4
bis 0,6 at, der erforderliche Wasserdruck 1,5 bis 2 at.
Bei Versuchen mit der Hey-Steuerung an einen
Zweiflammrohrkessel von 180 qm Heizfläche und 6,4 qm Rostfläche nebst Vorwärmer von
168 qm Heizfläche ergab sich eine Erhöhung des thermischen Wirkungsgrades von 75,9
v. H. auf 81,0 v. H. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb, 27. Sept.
1912.]
Dipl.-Ing. C. Ritter.
1F 1-Tenderlokomotiven. Für Gebirgsstrecken auf Java
verwendet die holländische Staatsbahn bisher für Güterzüge 1 C +
C-Mallet-Schmalspur-Tenderlokomotiven. Die von der Hannoverschen
Maschinenbaugesellschaft für diese Bahn entworfene 1 F 1-Tenderlokomotive gewährt
die Möglichkeit, einen Schmidtschen Rauchröhrenüberhitzer
einzubauen, eine um 0,54 qm größere Rostfläche, eine um 20 qm vergrößerte Heizfläche
auszuführen und 50 v. H. mehr Vorräte mitzuführen, als bei der Mallet-Lokomotive.
Bei Verwendung von zwei Dampfzylindern konnte mit Rücksicht auf das Profil die
Verbundwirkung nicht verwendet werden. Von dieser neuen Bauart erhoffte man eine
wesentliche Verbesserung der Schleppleistung. Ist das Reibungsgewicht 60 t, der
Reibungswert = ⅙, so wird, wenn die erste Achse auf eine reibungslose Stelle kommt,
eine D-Lokomotive bei einer Zugkraft von 7500 kg, eine E-Lokomotive bei 8000 kg und
eine F-Lokomotive erst bei 8300 kg schleudern. Die 1 C + C-Mallet-Lokomotive weicht
in dieser Beziehung aber nicht viel von einer C-Lokomotive ab.
Außer der erhöhten Leistung erhält man mit der neuen Lokomotive kleinere Unierhaltungskosten, es
fällt ein Triebwerk, gelenkige Dampfrohre und die Verbindung zwischen
Dampfdrehgestell und fester Maschine fort. Die seitlichen Wasserkästen wurden durch
einen quer unter dem Kessel liegenden ersetzt, dadurch erhält man eine bessere
Aussicht auf die Strecke, einen bequemeren Umgang um die Lokomotive und eine gute
Zugänglichkeit der Feuerbüchse und des Kessels.
Der Zylinderdurchmesser konnte, mit Rücksicht auf das Profil, nur mit 540 mm
ausgeführt werden, der Kolbenhub ist 510 mm. Die Garbesche Charakteristik ergibt sich dann zu
C=\frac{d^2\,l}{D\,T}=23,7. Die Reibungsververhältnisse zeigt
folgende Tabelle:
Zugkraft
Reibungswert 1/μ
bei vollen Vorräten
ohne Wasservorrat
normal 8100 kg
7,0
6,1
höchstens 12100 kg
4,7
4,1
[Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1912, S. 1885–1890.]
W.
––––––––––
Das Einschmirgeln von Zahnrädern. Für die einwandfreie
Herstellung von Zahnrädern, die geräuschlos und erschütterungsfrei laufen sollen,
ist zwar ein genau hergestelltes Werkzeug eine wesentliche Voraussetzung, und der
moderne Werkzeugbau verwendet mit Recht äußerste Sorgfalt auf die genaue Herstellung
der Schneidwerkzeuge, jedoch werden auch durch Fräser, die mit allen gegenwärtig
bekannten Mitteln genau hergestellt sind, nicht alle Fehlerquellen bei der
Zahnradherstellung ausgeschaltet und daher noch keine vollkommene Ausführung der
Räder verbürgt. Es liegt in der Natur der Verzahnung, daß geringste Abweichungen von
der theoretischen Zahnform Ungleichförmigkeit der Geschwindigkeit und damit
Erzitterungen verursachen. Die für alle Verzahnungen selbstverständliche Forderung
„mehrfachen Eingriffs“, d.h. das gleichzeitige Ineinandergreifen
mehrerer, mindestens zweier Zähne, bedingt notwendig, daß an den Flanken dieser
Zähne eine gleitende Reibung auftreten muß. Da nämlich einmal der Zahn des
treibenden Rades nahe an seinem Kopfkreis den Zahn des getriebenen Rades in der Nähe
seines Fußkreises faßt, während gleichzeitig ein anderer Zahn des Treibrades nahe an
seiner Wurzel auf einen Zahnkopf des getriebenen Rades wirkt, treten an den beiden
Berührungspunkten Umfangskräfte an verschiedenen Hebelarmen (Radien) auf, die dem
getriebenen Rad verschiedene Drehgeschwindigkeiten erteilen würden. Nun wird es auch
bei sorgfältigstem Fräsen oder Hobeln nicht möglich sein, alle Zähne s o absolut
genau nach der mathematischen Abwälzkurve herzustellen, daß stets alle in Eingriff
befindlichen Zähne einander berühren. Vielmehr wird abwechselnd der eine oder andere
dieser Zähne die Kraftübertragung übernehmen, und infolge der hervorgerufenen,
dauernden Aenderung der Umfangsgeschwindigkeit entstehen Stöße und
Erzitterungen.
Die Achsenentfernung der Räder muß bei der Montage so gewählt werden, daß die
Zähne hinreichendes Spiel haben, da sonst beim Eintreten eines etwas zu starken
Zahnes in eine normale Lücke Brüche entstehen würden; will man also spielfreie Räder herstellen, so ist Voraussetzung, daß
auch die kleinen Unregelmäßigkeiten, die durch die Bearbeitung entstehen, noch
beseitigt werden.
Allgemein geschieht dies dadurch, daß man die Räder einlaufen läßt. Zu stark
ausgefallene Zähne übernehmen vorübergehend die gesamte Kraftübertragung allein,
infolgedessen steigt an ihrer Fläche der Zahndruck und damit die Abnutzung. Durch
Vergrößerung der Reibung mittels Schmirgel (oder Bimsstein) wird das Einlaufen
beschleunigt. Damit tatsächlich spielfreie Räder entstehen, muß während des
Einlaufens der Achsenabstand verringert werden. Dies Verfahren wurde bisher von Hand
ausgeführt, ist aber naturgemäß dann sehr teuer; neuerdings werden eigens hierfür
konstruierte Maschinen verwendet.
Auf einem kräftigen Bett ist ähnlich wie der Spindelstock einer Drehbank eine starke
Spindel achsial verschieblich gelagert. Sie wird mittels Riemscheibe angetrieben und
durch ein Exentergetriebe, dessen Bewegung von einem auf der Nabe der Riemscheibe
befestigten Kegelrade abgenommen wird, in der Achsenrichtung langsam hin und her
bewegt, und zwar etwa in der Breite des einzuschmirgelnden Rades. Das Rad bzw. ein
zusammengehöriger Radsatz (Automobilgetriebe), wird auf einen Dorn aufgesteckt, der
mittels Morsekonus in die Arbeitsspindel eingesetzt wird und am andern Ende
ebenfalls achsial beweglich nochmals gelagert ist. Die zugehörigen Satzräder werden
auf eine parallele Spindel drehbar aufgesteckt, aber in der Drehbewegung gebremst.
Diese zweite Spindel ist auf einem Querschlitten fest gelagert, der durch ein
Gewicht dauernd mit konstantem Druck gegen die Arbeitsspindel hin gedrückt wird. Das
Einschleifen geschieht in Oel, das mit Schmirgelstaub durchsetzt ist. [K. Rosak,
Werkstattstechnik, 15. Dezember 1912].
Speiser.
––––––––––
Schleiftechnik in Gießereibetrieben der Vereinigten Staaten von
Nordamerika. Während die Schleifmaschine in der modernen Massenfabrikation
die edelste Form genauester Präzisionsarbeit ermöglicht, verlangt der
Gießereibetrieb von der Schleifmaschine nur verhältnismäßig rohe Arbeiten wie
Abgraten, Putzen und dergl. Es handelt sich also nicht um höchste Genauigkeit,
sondern ausschliesslich um möglichst rasches Arbeiten. Hohe Leistungsfähigkeit wird
insbesondere bedingt durch sorgfältige Auswahl der für jeden Zweck geeigneten
Schleifscheiben, die u.a. von der Norton Co. in Worcester
und der Carborundum Co., Niagara-Falls, in vorzüglicher
Qualität geliefert werden. Der Preis der Scheibe spielt gegenüber der bei gutem
Material erzielbaren Lohnersparnis nur eine untergeordnete Rolle, und eine
großzügige, auf Versuche gestützte Aufklärungsarbeit der Schleifmaschinenfabriken
sorgt dafür, daß sich diese Erkenntnis bei den Verbrauchern mehr und mehr Bahn
bricht.
Während daher das Scheibenmaterial in Amerika im allgemeinen besser ist als in
Deutschland, findet man häufig zu schwache oder sonst ungeeignete Maschinen; erst in
neuerer Zeit haben die führenden Schleifmaschinenfabriken Spezialmaschinen für den
Bedarf des Gießereibetriebes ausgebildet. Hierbei besteht in den Vereinigten Staaten
eine wesentlich größere Bewegungsfreiheit als bei uns, da
Unfallverhütungsvorschriften entweder nicht bestehen oder nicht beachtet werden.
Daher findet man Staubabsaugung oder Sicherheitsvorrichtungen gegen
Scheibenexplosionen nur ausnahmsweise.
Feststehende Maschinen, meistens mit zwei Scheiben auf den beiden Enden einer Spindel, werden durch Riemen angetrieben, oder die
Scheiben werden auch direkt auf die verlängerte Welle eines gekapselten
Elektromotors gesetzt (Safety Emery Wheel Co.,
Springfield). Hängeschleifmaschinen, bei welchen die Schleifscheibe an einem
horizontalen Arm befestigt ist, der in einem Universalgelenk schwingt, sind sehr
verbreitet; der Antrieb erfolgt durch Riemen von einem Elektromotor aus, der auf dem
gleichen Arm sitzt und das Gewicht der Schleifscheibe ausbalanciert. Aehnliche
Maschinen werden auch mit dem Universalgelenk auf einem kleinen zweirädrigen Karren
montiert und finden so als fahrbahre Aggregate vielfache Anwendung. Die Anstellung
der Scheibe geschieht mittels einfacher Handgriffe. Auch kleinere
Handschleifmaschinen, bei denen die Schleifscheibe gleich auf der verlängerten
Motorwelle sitzt, finden sich in hängender Anordnung; originell ist die Aufhängung
an einer Kette von kurzen Schraubenfedergliedern (United
States Electrical Tool Co., Cincinnati). Für kleinere Arbeiten werden
kleine Handschleifmaschinen mit Antrieb durch biegsame Welle verwendet, die sich bei
den kleinen in Betracht kommenden Kräften bewähren sollen.
Polierscheiben werden aus Holz oder Schmiedeeisen hergestellt und mit Stoff oder
Leder bezogen; das Schleifmittel wird mit Leim oder besser mit mineralischem Kitt
aufgeklebt. Für Großbetriebe ermöglichen besondere maschinelle Einrichtungen das
Abweichen und Entfernen der abgenutzten Beläge. [C. Krug, Stahl und Eisen 1912 Nr.
48].
Speiser.
––––––––––
Neue Vorschläge über das Prüfen von Feilen. Die
ursprünglich von den Fabrikanten E. G. Herbert & Co.,
Manchester, hergestellte Feilenprüfmaschine, die in der Werkstattechnik, VI.
Jahrgang, S. 63, eingehend beschrieben und durch Abbildungen veranschaulicht ist,
zeigte bei den ersten Prüfungen Ungenauigkeiten. Es wurde z.B. beim Prüfen der
beiden Feilenseiten eine Ungenauigkeit von 1 : 4 festgestellt, weil die Maschine
nicht den in der Praxis vorkommenden Verhältnissen angepaßt war. Diese
Ungenauigkeiten wurden durch eine von Prof. Ripper der
Sheffield-Universität konstruierten Vorrichtung beseitigt, die den
Arbeitsverhältnissen beim Feilen von Hand näher kommt.
Diese Verbesserung der Maschine bewährte sich gut, so daß die mit der
abgeänderten Maschine vorgenommenen Prüfungen Unterschiede von 1 : 1,1 niemals
überstiegen. Die Versuche erstreckten sich bis auf etwa 40000 Feilstriche für die
Feile. Während der Versuche wurde der Prüfstab mit einem Druck von etwa 18 kg gegen
die Feile gedrückt.
Das Hauptmerkmal des neuen Mechanismus liegt nun in der Strich für Strich erfolgenden
seitlichen Richtungsänderung in der Bewegung der Feile. Die Seitwärtsbewegungen der
Feile wiederholen sich nach jedem 48sten Doppelfeilstrich. Die Mittelachse der Feile
bewegt sich dabei um einen Kegel mit einer Basis von 3,2 mm ⌀. Als Versuchsstäbe
wurden Quadratstäbe von 25 mm Stärke und 0,9 m Länge verwendet. Sie sind von Prof.
J. O. Arnold der Sheffield-Universität hergestellt und
bestanden aus: C = 0,89; Mn = 0,3; Si = unter 0,1; P = 0,02; S = 0,02.
Es werden ferner von Ernst Voegeli, Mailand, anschließend
hieran zwei Apparate vorgeschlagen, die dem gleichen Zweck wie die Einrichtung von
Prof. Ripper dienen sollen, jedoch wesentlich billiger
sind und demgemäß auch zweckmäßiger sein dürften. Der erste Vorschlag lehnt sich an
den Ripperschen Apparat an. Er bezweckt auch ein
Verschieben der Feile, die Mittellinie bewegt sich aber nicht auf einer Kegelfläche,
sondern in einer senkrechten Ebene, wodurch der Vorteil entsteht, daß der Prüfstab
immer mit seinem ganzen Querschnitt mit der Feile in Berührung kommt. Ferner wird
das teure und komplizierte Schneckengetriebe nebst Kette, Kettenrad, Freilaufnabe
und exzentrischer Scheibe zum seitlichen Verschieben der Feile durch ein einfaches
Schaltrad mit Schaltklinke, einer Welle mit einem exzentrischen Zapfen, auf dem sich
eine Platte in senkrechter Richtung hin- und herbewegt, ersetzt. Für die
Einspannvorrichtungen der Feile sind statt der Kugelgelenke einfache Scharniere
vorgesehen. Der Prüfstab selbst wird genau wie bei der Herbertschen Maschine geführt und vorgeschoben.
Der zweite Vorschlag dagegen weicht von dem Ripperschen
Prinzip grundsätzlich ab. Es wird hierbei die Arbeits- und Vorschubbewegung auf
Werkstück und Werkzeug verteilt. Der Feile bleibt die hin- und hergehende
Arbeitsbewegung. Der Prüfstab behält auch den achsialen Vorschub, erhält aber noch
eine ruckweise Drehbewegung um die eigene Längsachse. Es wird dadurch die
schwingende Bewegung der Feile, wie beim ersten Vorschlag, ersetzt. Infolge der
ruckweisen Drehbewegung des Prüfstabes ist aber eine andere Befestigungsart
gegenüber dem ersten Vorschlag notwendig geworden. Dies wird dadurch erreicht, daß
der Prüfstab einmal nahe der Arbeitsstelle durch ein Lager mit auswechselbarer Hülse
für die verschiedenen Querschnitte der Prüfstäbe gehalten wird. Zur Bewegung der
Hülse resp. des Prüfstabes ist ein Schaltrad vorgesehen, die dazugehörige
Schaltklinke sitzt am Lagerbock. Das Schaltrad erhält seine Bewegung durch eine
Stange, die mit dem hin- und hergehenden Tisch, auf dem die Feile befestigt ist,
verbunden ist.
Finden häufig Prüfstäbe mit verschiedenen Querschnitten Verwendung, so empfiehlt es
sich, auf die Hülse ein selbstzentrierendes Drehbank-Backenfutter aufzusetzen. Die
Backen sind so anzuziehen, daß eine achsiale Verschiebung des Prüfstabes noch leicht
möglich ist. Die hintere Stütze des Prüfstabes in Form eines Spurlagers, ebenfalls
mit auswechselbarer Hülse, dient gleichzeitig als Mechanismus für den achsialen
Vorschub. Der Gleitschuh dieses Lagers ist zur besseren Beweglichkeit mit
Stahlkugeln versehen. Die Vorteile dieser Einzelheiten sind kräftige und einfache
Einspannvorrichtungen der Feile und unveränderte senkrechte Stellung des Prüfstabes
zur Feile. Diese vorstehend erwähnten zwei Vorrichtungen selbst sind noch nicht
ausgeführt. Es ist aber als sicher anzunehmen, daß die erwähnten Vorteile bei einer
Ausführung infolge ihrer einfachen Konstruktion eintreten werden. [Zeitschrift für
praktischen Maschinenbau 1910 II, S. 2051, Werkstattechnik, VI. Jahrgang, S.
560.]
Kg.
––––––––––
Glühen und Härten mitGas. Um die stets und hauptsächlich in der Kleinindustrie
auftauchenden Zweifel über die Wirtschaftlichkeit der Gas-, Glüh- und Härte-Oefen
gegenüber den Oefen mit Koks- oder Kohlen-Feuerung zu zerstreuen, sind von der
Stockholmer Gasanstalt vor einiger Zeit mehrere Versuche in den Fabriken der A.-G.
Separator daraufhin angestellt worden. Die Versuche erfolgten bei durchaus
fabrikmäßigem Betriebe.
Es standen dazu unter anderm zur Verfügung: Dorne von 112 mm Länge, 5 mm ⌀ und 16,0 g
Gewicht, Spurstifte von 16 mm Länge, 5 mm ⌀ und 3,0 g Gewicht, Schraubenzieher von
148 mm Länge mit hakenförmig gebogenem Griff, 8 mm ⌀ und 90,0 Gewicht, und
Trommelböden aus 3 mm starkem Blech mit einem Durchmesser von 106 mm, umgebogenem
Rand und etwa 10 mm hochgezogener Nabe. Die Dorne, Spurstifte und Schraubenzieher
wurden gehärtet und die Trommelböden auf Rohre warm aufgesetzt.
Das bei den Versuchen benutzte Gas hatte einen unteren Heizwert von etwa 4700 WE. und
einen Gasdruck von etwa 40 mm Wassersäule. Der Gaspreis stellte sich z. Zt. auf 11,2
Pf. für 1 cbm. Der benutzte Gaskoks hatte einen unteren Heizwert von etwa 7000 WE.
und kostete 1.40 M. für 1 hl frei Platz, und die Kohle mit 7000 WE. unterem Heizwert
wurde mit 1.91 M. für 1 hl frei Platz berechnet.
Die Versuche selbst zeigten ein überraschend günstiges Ergebnis für das Gas. So
entnehmen wir den sachgemäß aufgestellten Tabellen, daß sich beim Härten der Dorne
die Kosten des Brennstoffes bei Verwendung von Gas, Koks und Kohle für das Stück auf
0,048 : 0,098 : 0,127 Pf. stellten und die Gesamtkosten für Brennstoff und Arbeit
für das Stück 0,173 : 0,352 : 0,409 Pf. betrugen. Aehnliche Resultate wurden bei den
weiteren Versuchen erzielt.
Somit ist festgestellt, daß einmal die Kosten des Brennstoffes bei Gasfeuerung
beträchtlich niedriger sind, als bei Koks- und Kohlenfeuerung, und auch noch die
Zeit des Anheizens der Esse bei Gasfeuerung erspart wird. Denn trotzdem die
Esse an eine Druckluftleitung angeschlossen war, waren in einem Falle noch 30
Minuten Zeit erforderlich, um die Esse mit Koks, und 52 Minuten, um sie mit Kohlen
anzuheizen.
Ferner ist noch zu beachten, daß die Kosten für den Transport von Koks, Kohle, Asche
und Schlacke erspart werden. Der Arbeitsplatz bleibt rein und sauber, da weder Ruß
noch Rauch entstehen. Zum Schluß dürften sich noch die Anlagekosten für Gasfeuerung
wesentlich billiger stellen, da der Gasofen infolge seiner sehr einfachen Ausführung
unter anderem auch bedeutend weniger Platz beansprucht, als die Esse mit ihrem
Rauchabzug. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 55. Jahrgang, Heft
43.)
Kg.
Schwedens Eisenerzbergbau und Eisenindustrie im Jahre
1911. Der Gesamtwert der schwedischen Eisenerzförderung im Jahre 1911
beträgt 44,18 Mill. Kr. (1 Kr. = 1,125 M). In weitem Abstand folgt erst die
Zinkblende mit 2,99 Mill. Kr. Wert, anderes Zinkerz mit 2,7 Mill. Kr. und
Steinkohlen mit 2,37 Mill. Kr., während die übrigen Erze und Gesteine
zusammengenommen 2 Mill. Kr. nicht erreichen.
Die Eisenerzförderung ist im Jahre 1911 auf 6,150 Millionen Tonnen gestiegen und hat
eine Zunahme um 601000 t oder um 10,82 v. H. gegen das Vorjahr zu verzeichnen, das
bekanntlich einen enormen Fortschritt um 42,9 v. H. aufzuweisen hatte.
Von der Förderzunahme entfallen 486000 t = 80,35 v. H. auf den Bezirk von Norbotten,
der bei weitem der bedeutendste ist und zur Gesamtförderung 65 v. H. beitrug gegen
63,28 v. H. im Jahre 1910.
Auch der nächstgroße Bezirk, Kopparberg, hat eine im Verhältnis noch größere
Steigerung von 71000 t oder 11,9 v. H. der Gesamtzunahme erfahren.
Da gleichzeitig der Tonnenwert von 6,76 auf 7,18 Kr. im
Durchschnitt gestiegen ist, so ist die Wertsteigerung der schwedischen
Eisenerzproduktion dementsprechend noch wesentlich größer und beträgt 6,7 Mill. Kr.
oder 17,81 v, H.
Der Durchschnittswert für die Tonne Eisenerz ist in den einzelnen Bezirken recht
verschieden, entsprechend besonders der Güte des Erzes selbst. Die folgende Tabelle
gibt hierüber und zugleich über die ungefähre Verteilung der Erzproduktion auf die
einzelnen Bezirke einen interessanten Ueberblick.
Bei einem Durchschnittswert von 7,18 Kr./t ergab sich im Jahre 1911 ein
durchschnittlicher Reinertrag von 2,84 Kr./t (gegen 1,64 Kr. im Vorjahr), also
bezogen auf 7,18 Kr. ein Durchschnittsreinertrag von 39,55 v. H.
In geringerem Maße ist die Zahl der im Eisenerzbergbau beschäftigten Arbeiter gestiegen und zwar bei 10461 Arbeitern im Jahre
1911 nur um 567 oder 5,73 v. H. gegen das Vorjahr. Diese Differenz in der Steigerung
von Förderhöhe und Arbeiterzahl wird bedingt durch eine größere Leistung pro Mann
und Schicht, die im letzten Jahrzehnt sich fast verdoppelt hat. Das erklärt sich durch größere
Konzentrierung des Betriebes, bessere Maschinen und Fördereinrichtungen und weiteres
Ueberwiegen der Abbau- gegen Vorrichtungsarbeiten.
Bezirke
Wert derEisenerzförderung
Durchschnittswertfür 1 t
1910Kr.
1911Kr.
1910Kr.
1911Kr.
StockholmUpsalaSödermanlandOestergötlandVärmlandOerebroVästmanlandKopparbergGäfleborgVästernorrlandNorbotten
401100 506169 257100 10638 641795362796321390206664664 104700 543623149053
431331 484387 307687– 734969 3562881 2328635 7422161 160500–28756018
6,988,509,489,908,878,078,156,028,294,006,59
9,39 8,23 9,24– 9,14 7,92 8,02 6,3010,14– 7,19
Summa
37507588
44188568
6,76
7,18
Im Vergleich zu dieser Eisenerzgewinnung kommt der schwedischen Stahl- und Eisenindustrie nur geringe Bedeutung bei. Dies hat seinen Grund
in dem Mangel an geeigneten Brennstoffen, der ungünstigen Lage der Erzzentren und
der geringen Bevölkerungsdichte dieser Erzdistrikte.
Nach dem starken Rückgang in den Jahren 1908 und 1909 machte die schwedische Eisen-
und Stahlindustrie 1910 einen beträchtlichen Fortschritt um 35,8 v. H. (mit 603939
t) und hat auch im Jahre 1911 eine weitere Fortentwicklung freilich nur um 5,0 v. H.
auf 634392 t zu verzeichnen.
An dieser höchsten bisher erzielten Leistung ist der bedeutendste Eisenerzdistrikt
Norbotten nur mit 3,61 v. H. beteiligt, in dem die Erzeugung von Roheisen seit 1906
begonnen hat, ohne jedoch seitdem wesentliche Fortschritte erreicht zu haben.
Die wichtigsten Bezirke für die Roheisendarstellung sind die gleichzeitig wichtigen
Erzdistrikte (s. Tabelle) Oerebro, Kopparberg, Gäfleborg und ferner noch Västmanland
und Värmland.
Die Jahresleistung eines Hochofens ist seit 1903 von 3727 auf 5565 t gestiegen,
während man in Deutschland (zuzüglich Luxemburg) etwa die zehnfache Jahresleistung
durchschnittlich für den Hochofen erzielt. Dieser Vergleich zeigt die geringe
Bedeutung und Entwicklung der schwedischen Stahl- und Eisenindustrie.
Um so bedeutender ist die Rolle, welche die schwedischen Eisenerze auf dem Weltmarkt
spielen. Besonders für die deutsche Erzversorgung ist die schwedische
Eisenerzausfuhr von großer Bedeutung. Während die Einfuhr von schwedischen
Eisenerzen bei uns im Jahre 1900 erst 1,4 Mill. t betrug, erreichte sie 1907 in den
Zeiten der Hochkonjunktur 3,6 Mill. und machte 1910 mit 3,5 Mill. t 32,37 v. H.
unserer Gesamteinfuhr an Eisenerzen (10,8 Mill. t) aus. Für das Jahr 1911 liegen die
Verhältnisse ähnlich, und es werden sich die Ziffern denen vom Jahre 1907
nähern.
Rußwurm.
––––––––––
Rumäniens Erdölindustrie. In Rumänien beschäftigen sich
zurzeit etwa 91 Aktiengesellschaften und sonstige Vereinigungen mit der Gewinnung
von Erdöl, deren Gesamtvermögen auf rd. 354 Mill. Frcs. geschätzt worden ist. Die
gesamte Erdölausbeute Rumäniens betrug
1909
1296400 t
1910
1352437 „
1911
1544072 „
Die Gesamtmenge des im ersten Halbjahr 1912 gewonnenen Rohöls ist mit 853401 t
angegeben worden. Das sind etwa 160051 t oder 24 v. H. mehr als im gleichen Zeitraum
des verflossenen Jahres. Für die zweite Hälfte des Jahres 1912 wird eine noch
größere Zunahme erwartet.
An der gesamten Erdölausbeute Rumäniens ist die Steaua Romana mit etwa 30 v. H.
beteiligt. Diese Gesellschaft wurde unter Führung der Ungarischen Bank für Handel
und Industrie im September des Jahres 1895 mit einem Aktienkapital von rd. 2,40
Mill. Frcs. gegründet und unter Führung der Deutschen Bank im Jahre 1903
umgestaltet. Das Gesamtvermögen der Gesellschaft ist im Laufe der Jahre bis auf rd.
50 Mill. Frcs. erhöht worden. Außerdem hat sie Schuldverschreibungen (5 v. H.) für
etwa 20 Mill. Frcs. herausgegeben, von denen rund 17,475 Mill. Frcs. im Umlauf sind.
Die Gewinnanteile betrugen:
1903/04
8
v. H.
auf
rd.
17
Mill.
Frcs.
1910/11
8
„
„
„
40
„
„
Für 1911/12 sind 9 v. H. auf rd. 50 Mill. Frcs. vorgeschlagen
worden.
Die Hauptölfelder der Gesellschaft befinden sich in Campina, Bustenari, Moreni,
Filipesti, Baicoi usw. In den Bezirken Prahewa, Dimbowitza, Buzeu und Bacau hat sie
auf einer Landfläche von insgesamt 28000 ha Bohrgerechtsame erworben und in Campina
ihre Destillationsanlagen, eine Schmierölfabrik, eine Paraffinfabrik, eine Fabrik
für mineralisches Terpentinöl und eine Schwefelsäurefabrik errichtet.
Die gesamte Rohölausbeute der Steaua Romana betrug
1903/04
184608 t
1910/11
402728 „
1911/12
420768 „
Im Juli befanden sich 291 Bohrlöcher im Betriebe, 22 Bohrlöcher wurden vertieft und
gereinigt und an 47 Stellen gebohrt. Die Tiefe der Bohrlöcher schwankt zwischen 300
und 1050 m. Nur stellenweise wird das Erdöl aus Brunnen geschöpft, sonst mittels des
elektrischen Betriebes zu Tage gefördert. Zu diesem Zweck verfügt die Gesellschaft
über ein Leitungsnetz von mehr als 180 km Länge. Das Erdöl wird auf der Eisenbahn in
Sonderwagen zum Hafen Constantza am Schwarzen Meer befördert und von dort in
Tankdampfern weiterverschifft. Von Baicoi aus hat die Gesellschaft jetzt den Bau einer
Erdölleitung bis zum Hafen Constantza in Angriff genommen. Die Petroleumausfuhr nach
Süddeutschland bewerkstelligen die Tankdampfer auf der Donau. Den Absatz der
Erzeugnisse in Rumänien bewerkstelligt eine besondere Aktiengesellschaft, in
Bulgarien die Aktiengesellschaft „Naphtha“ (Kapital rund 1 Mill. Frcs.), in
Kleinasien die deutsch-rumänische Petroleumgesellschaft, in Konstantinopel ein
besonderes Zweiggeschäft usw. Für das Petroleum- und Gasölgeschäft hat sich die
Steaua Romana im übrigen mit der Europäischen Petroleum-Union verbunden, die
bekanntlich eine Verkaufseinrichtung der Petroleumgruppe der Deutschen Bank und der
größeren Petroleumproduzenten Rußlands ist.
F. Thieß.