Titel: | Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche Flugzeugmotoren. |
Autor: | Paul Béjeuhr |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 113 |
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Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche
Flugzeugmotoren.
Von Paul Béjeuhr in
Berlin.
BEJEUHR: Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche
Flugzeugmotoren.
Der große Wettbewerb ist vorüber und es drängt sich die Frage auf: „Sind alle Wünsche im Sinne des hohen Förderers der
deutschen Flugtechnik in Erfüllung gegangen? Wenn nicht, in welcher Art ist
dem deutschen Flugzeugmotorenbau weiter zu helfen?“
Der Kaiserliche Weckruf, der durch die hochherzige Stiftung von 50000 M noch weitere
Behörden zur Ausschreibung von Preisen herbeizuziehen wußte, so daß der
Motorenindustrie im ganzen 125000 M zur Verfügung standen, hatte die große Zahl von
44 verschiedenen Motorentypen, die von 26 Bewerbern angemeldet waren, auf den
Kampfplatz gerufen, zu welcher hohen Zahl außerdem noch die 24 Ersatzmotoren kamen,
die bei unverschuldetem Schaden für die Hauptmotoren in
die Bresche treten konnten. Die Prüfung wurde nach reiflicher Rücksprache der
Sachverständigen aus folgenden Einzelproben zusammengesetzt:
1. Dem Aufbau innerhalb drei Tagen.
2. Der Vorprobe: Halbstündiges Vollaufen in wagerechter Lage.
Viertelstündiges Vollaufen bei 15° Steigung der Achse. Viertelstündiger Lauf mit
10° Neigung abwärts bei möglichst reduzierter Tourenzahl, dem Gleitfluge
entsprechend; am Schluß außerdem noch ruckweises Anlassen mit Vollgas.
3. Dem siebenstündigen Dauerversuch.
4. Einem Nachversuch: Dreistündiger Vollauf in wagerechter
Lage. Halbstündige Pause. Nochmals zweieinhalbstündiger Vollauf und
halbstündiger Vollauf mit erhöhter Tourenzahl durch künstlich erzeugten
Gegenwind.
Von den zehn Motoren, die in die letzten Nachversuche hineinkamen, gruppierten sich
die besten wie in folgender Preisverteilung angegeben ist:
1. Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor, 50000 M
erhielt: Benz & Cie., Rheinische Automobil- und
Motorenfabrik A.-G., Mannheim: 100 PS-Benz-Vierzylinder. Einheitsfaktor
3,55.
2. Preis des Reichskanzlers, 30000 M: Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim: 90 PS-Mercedes- Sechszylinder mit Stahlzylindern. Einheitsfaktor 3,7.
3. Preis des Kriegsministeriums, 25000 M: Neue Automobil-Gesellschaft, A.-G., Oberschöneweide: 97 PS – N A G –
Vierzylinder. Einheitsfaktor 4,02.
4. Preis des Reichsmarineamts, 10000 M: Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim: 72 PS – Mercedes – Vierzylinder, hängender Motor. Einheitsfaktor 4,06.
5. Preis des Reichsamts des Innern, 10000 M: Argus-Motoren-Gesellschaft m. b. H., Reinickendorf:
98 PS-Argus-Vierzylinder. Einheitsfaktor 4,07.
Ein paar Worte über die Preisträger:
Der in allen Prüfungen siegreiche 100 PS-Benz-Flugmotor,
der im letzten Entscheidungslauf der zehn besten Motoren seine Bewertungsziffer noch
erheblich verbessern und so den Abstand vom nächsten Bewerber noch erhöhen konnte,
ist ein vierzylindriger wassergekühlter Motor von 130 mm Bohrung und 180 mm Hub.
Seine Leistung beträgt bei einer Tourenzahl von 1250 bis 1300 i. d. Min. etwa 100
PS; jedoch läßt sich die Tourenzahl bis auf etwa 1350 bis 1380 i. d. Min. steigern,
wodurch die Leistung entsprechend wächst. Der größte Wert wurde bei der Konstruktion
und Ausführung des Motors auf absolute Betriebssicherheit gelegt; wo irgend
angängig, sind empfindliche Teile des Motors, deren Versagen ihn außer Betrieb
setzen könnte, in doppelter Ausführung vorhanden. So arbeiten die zwei
Magnetapparate mit getrennten Antriebsrädern auf je zwei getrennte Zündkerzen in
jedem Zylinder gleichzeitig. Die Oelumlaufpumpe und die Frischölpumpe werden von
zwei verschiedenen Stellen betätigt. Jede dieser beiden Oelpumpen drückt das Oel durch
besondere Leitungen in die Hauptlager und von da aus durch die Kurbelwelle zu den
Kurbelzapfen. Außerdem erhalten die letzteren noch das von den Hauptlagern
abspritzende Oel unter Verwendung von Oelfangschalen. Selbst der sonst so
gefürchtete Bruch einer Ventilfeder ist belanglos, da jedes Ventil von zwei um die
gleiche Achse angeordneten Federn auf seinen Sitz gedrückt wird.
Der 75/85 PS-Sechszylindermotor (Stahlzylindermotor) der Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim, der zweite
Preisträger, hat einen Zylinderdurchmesser von 105, einen Hub von 140 mm, Leistung
bei 1350 Umdrehungen i. d. Min. etwa 87 PS, Motorgewicht etwa 142 kg (einschließlich
zwei Magnetapparate, Kühlwasserpumpe, Schmierölpumpe und der am Motor befindlichen
Leitungen). Je zwei der Stahlzylinder sind zusammengeschweißt und mit einem
gemeinsamen Kühlmantel aus Stahlblech versehen. Die Gemischbildung wird durch einen
mit Warmwasserheizung versehenen Mercedes-Doppeldrehschiebervergaser bewirkt, wovon je drei Zylinder von einem
Vergaser mit Gemisch versehen werden. Das Benzinluftgemisch wird durch zwei getrennt
arbeitende Hochspannungszündapparate mit mechanischer Zündmomentverstellung
entzündet. Die Schmierung ist eine Zirkulationsölung mit Frischölzusatz, die durch
eine an der tiefsten Stelle des Gehäuseunterteils eingebaute Druckpumpe bewirkt
wird.
Als weiterer Preisträger (vierter Preis) ist der 60/70 PS-Vierzylindermotor zu
nennen; er hat keine aufrechtstehenden, sondern hängend angeordnete Zylinder. Die
Daten sind folgende: Zylinderdurchmesser 120 mm, Hub 140 mm, Leistung bei 1400
Umdrehungen i. d. Min. etwa 70 PS, Motorgewicht etwa 148 kg. Die Zylinder dieses
Motors sind paarweise zusammengegossen und mit Kühlwasserräumen versehen. Jeder
Zylinder hat ein Ein- und ein Auslaßventil, welche in der Vertikalrichtung unter den
Kolben eingebaut sind. Durch eine gemeinsame Steuerwelle wird unter
Zwischenschaltung von Hubstangen und Schwinghebeln sowie einer unter jedem Ventil
angeordneten Schraubenfeder die Betätigung der Ventile bewirkt. Die Steuerwelle wird
durch ein Stirnräderpaar angetrieben, das zwischen die Zylinderpaare verlegt
ist.
Die Neue Automobil-Gesellschaft, Oberschöneweide-Berlin,
welche den dritten Preis erhielt, hatte zwei Motoren von 60 und 95 PS gemeldet. Die
Konstruktionsprinzipien des NAG-Flugmotors sind folgende: Die außerachsige Anordnung
der Zylinder im Verhältnis zur Kurbelwelle erlaubt eine äußerst niedrige Bauart. Die
einzelstehenden Zylinder sind bis zum Kopf allseitig bearbeitet, wodurch genaue
Wandstärken erzielt und Gußspannungen vermieden werden. Der Verbrennungsraum und
damit der Anbau der Ventile ist so durchgebildet, daß nur wenig Wärme auf das
Kühlwasser übertragen wird, so daß man mit einem kleinen Kühler auskommt. Die
Ventilfedern liegen oben über den Zylinderköpfen und werden vom Propellerwind
gekühlt, zumal ihre Windungen groß gewählt sind. Die Kurbelwelle ist fünfmal
gelagert, so daß jedes Pleuellager von dem rechts bzw. links neben ihm
befindlichen Kurbelwellenlager Oel durch Oelschleuderringe bekommt, also eine
doppelt so große Schmiersicherheit vorhanden ist, als wenn das Pleuellager lediglich
von einem benachbarten Kugelwellenlager Oel erhält. Das Kurbelgehäuse faßt den
gesamten Oelvorrat für 10 Stunden, so daß ein besonderer Oelbehälter fortfällt.
Hierdurch ist gleichzeitig eine bequemere Platzverteilung im Flugzeug gegeben, die
häufigen Brüche und das Leckwerden der Leitung sind fast ausgeschlossen, das Oel
kann nicht einfrieren, wie dies im letzten Winter bei Flugzeugen in Döberitz öfter
auftrat. Die umlaufende Oelmenge ist sehr groß und die Abkühlung der zu schmierenden
Teile infolgedessen reichlich. Der mit 95 PS gemeldete Motor hatte eine Bohrung von
135 mm und einen Hub von 106 mm, er ergab während der Dauerprobe 97 PS und hatte
einen Benzinverbrauch von 214 g f. d. PS und Stunde, was als ein außerordentlich
gutes Resultat angesehen werden muß.
Endlich noch der Vierzylindermotor, mit dem die Argus-Motoren-Gesellschaft m. b. H., Reinickendorf b. Berlin, den fünften
Preis erhielt, hatte 140 mm Bohrung und Hub. Der Motor besaß Wasserkühlung mittels
Wasserpumpe, automatische Oelung mittels Oelpumpe unter Druck sowie einen sich
automatisch regulierenden Vergaser. Er bestand sämtliche Prüfungen anstandslos,
wobei besonders zu beachten ist, daß der geprüfte Motor ein der Serienherstellung
entnommenes Produkt war, das also nicht besonders für den Wettbewerb konstruiert
wurde. Und nun die Versuchsanlage.
Bei allen Versuchen war es vor allen Dingen nötig, in einwandfreier Weise das Drehmoment der betreffenden Motoren zu messen und für
diese Messung ergab sich als zweckmäßigste Einrichtung der Pendelrahmen.Vergl. D. p. J. 1912,
Heft 14. Hierbei muß der Motor so aufgehängt werden, daß sich
seine Drehachse in der Pendelachse befindet; soll nun die Arbeit des Motors durch
eine Luftschraube aufgenommen werden, so muß die Motorenwelle durch die hohle
Pendelachse hindurchgeführt werden und kann erst hinter der Unterstützung des
Pendelrahmens den Propeller tragen. Das führt zu so langen Kurbelwellen, wie sie für
Flugmotoren im allgemeinen nicht üblich sind. Würde man derartige Bestimmungen in
einem Wettbewerb treffen, so hieße es Spezialkurbelwellen anfertigen, die für den
Motoren-Verkauf nicht in Frage kommen. Die lange,
eventl. freitragende Kurbelwelle würde außerdem leicht die Neigung zu
Drehschwingungen ergeben, die wiederum außerordentliche zusätzliche
Material-Beanspruchungen des Motors mit sich bringen. Das alles wollte die
Ausschreibung nicht, im Gegenteil sollte die Prüfeinrichtung so konstruiert werden,
daß man jeden beliebigen Motor aus seinem Flugzeug herausnehmen und auf die Bremse
setzen konnte. Dies ließ sich durchführen mittels der gleichachsig, aber freigelegten Lagerung der Schraubenwelle, indem das
Motorfundament durch eine Parallelogramm-Führung mit dem Wagebalken verbunden wird.
Der den Motor aufnehmende Rahmen hängt mittels zweier Stangenpaare gelenkig an zwei
hoch darüber liegenden, aber fest untereinander verbundenen gleicharmigen Hebeln,
wovon der vordere gleichzeitig als Wage ausgebildet ist. Seitliche Pendelausschläge
werden durch Querhalter verhindert (seitlich gelagerte doppelarmige Hebel und
Zugverbindungen); auf diese Weise kann der Rahmen nur noch eine Drehung um seine Achse ausführen, kann also lediglich Drehkräfte
übertragen.
Es wurde ferner von Anfang an in den Wettbewerbbestimmungen davon abgesehen, die
wassergekühlten Motoren mit dem eigenen Kühler zu prüfen, weil der Kühler durchaus
nicht so eng mit dem Motor verwachsen ist wie etwa Vergaser und Zündung. Seine
Bauart ist mehr oder weniger unabhängig von der des Motors, denn dieser verlangt nur
eine ganz bestimmte Kühlfähigkeit.
Die Tourenzahl der Motoren wurde einerseits durch einen
Fahrtschreiber (Bauart Professor Lynen, München)
festgestellt, andererseits durch ein gewöhnliches Tachometer und einen Umlaufzähler,
der die gesamten Umläufe während des ganzen Versuchs zählt. Endlich fand noch eine
Kontrolle mittels einer entfernt aufgestellten gleich schnell rotierenden Schlitzscheibe statt. Die Wassertemperatur wurde durch
Glasthermometer gemessen, der Achsialschub des Propellers am Pendelrahmen durch
Federwagen.
Um den Drehwiderstand der Schraube vom Drehmoment des Motors zu trennen, mußte
ersterer genau festgestellt werden und zwar ohne daß die Schraube eine wesentlich
andere Lage zum Motor erhielt, als sie während des Motorversuches auf der Achse
einnahm. Zu diesem Zweck wurde sie auf die Welle einer Bremsdynamo aufgekeilt und
lediglich achsial so weit vom Motor abgeschoben, daß eine Berührung mit dem Motor
nicht mehr stattfand. Diese Bremsdynamo lief mit drehbar gelagertem Magnetgestell
durch Stromzuführung als Motor, so daß das wirksame Drehmoment ebenso wie beim
Pendelrahmen an einer ruhenden Wägevorrichtung festzustellen war, was sich
außerordentlich bewährt hat.
Endlich war noch ein besonderes Zusatzgebläse im Motorenprüfraum vorgesehen, um den
natürlichen Wind während des Fliegens zu ersetzen. Diese Vorrichtung kam
hauptsächlich für Umlaufmotoren in Betracht, die ja zur Wärmeabfuhr der hohen
Zylindertemperaturen unbedingt dieses kühlenden Windes bedurften; (auch sonst noch
für außergewöhnliche Erhöhung der Tourenzahl). Weil aus Platzmangel ein besonderes
Gebläse nicht aufgestellt werden konnte, begnügte man sich mit einem starken
Luftpropeller, der gleichachsig mit der Schraube des Versuchmotors angeordnet war
und einen Luftstrom bis zu 20 m/Sek. Geschwindigkeit gegen den Versuchsmotor werfen
konnte.
Unmittelbar nach dem Wettbewerb haben sich Stimmen erhoben, die den Wert der
Ergebnisse zu beanstanden suchten. Es möge hier gleich betont werden, daß eine Reihe
dieser Kritiker doch wesentlich über das Ziel hinausgeschossen haben, denn
selbstverständlich läßt sich kein Wettbewerb so ausschreiben, daß nicht noch
irgendwelche Wünsche offen bleiben. Man muß bei jedem
Wettbewerb zwei Dinge völlig trennen: einmal soll die Prüfung einen
Vergleich ermöglichen und dadurch einen Ueberblick über den derzeitigen Stand des
betreffenden Gebietes geben, ferner aber sollen der betreffenden Industrie direkt
oder indirekt durch die Wettbewerbe möglichst große Zuwendungen zufließen. Sofern
hier das letztere in Frage kommt, gilt es also, die für die Wettbewerbe gestifteten
Summen tunlichst auch an die Industrie abzuführen, und sie nicht durch große
Prüfungseinrichtungen zu schmälern. Die Forderung steht also dem ersten Grundsatz
direkt entgegen, denn ein genauer Vergleich wird nur möglich sein, wenn die
Prüfungsvorrichtung tunlichst vollkommen ist, was natürlich nur durch teuere
Einrichtungen möglich wird. Immerhin ließe sich die Frage diskutieren, von den
Motoren einfach bestimmte Leistungen zu verlangen und diese Leistungen in ihrem
wirklichen Arbeitsfeld abzunehmen, d.h. ein Flugmotor müßte einfach in sein Flugzeug
gesetzt werden und nun einen möglichst langen regelmäßigen Flug in bestimmter
Höhenlage absolvieren. Verlangt man z.B., daß der Motor drei bis vier Stunden in
2000 bis 3000 m Höhe fliegt, so hat man dadurch sicher eine bestimmte
Vergleichsbasis, denn der Flug wird sich nur ermöglichen lassen, wenn der Motor
regelmäßig und zuverlässig arbeitet, weil sonst sofort bei der geringeren
Tragfähigkeit der Luft in dieser Höhe ein Abfall in der Barographenkurve ersichtlich
ist. Diese Vergleichsflüge sind aber heutzutage noch gar nicht möglich, denn einen
derartigen Flug könnten nur sehr wenige routinierte Flugzeugführer unternehmen.
Natürlich müßte außer dem Flieger noch ein Beobachter der betreffenden Motorenfabrik
mitfliegen und endlich, wenn möglich, noch ein Unparteiischer. Das ist aber bei dem
heutigen Stand der Flugtechnik noch keineswegs durchführbar. Allerdings würden
derartige Vergleichsflüge zum größten Teil beide Forderungen erfüllen. Weil
Versuchseinrichtungen kaum nötig sind, (denn das benötigte Flugzeug wird ja durch
die Flüge nicht weiter abgenutzt), so fließt das ganze zur Verfügung stehende Geld
als Preise der Industrie zu. Die Prüfung ließe sich andererseits so scharf
gestalten, daß sicher die Abstände zwischen den einzelnen Preisträgern groß genug
wären, um eine gerechte Verteilung zu ermöglichen.
Sehen wir nun zunächst von derartigen Prüfungen ganz ab, so muß versucht werden, auf
dem Prüfstand weitestgehend die Wirklichkeit nachzuahmen. Das ist nun schon in
Adlershof in hohem Maße erreicht, wenngleich sich noch Verbesserungen anbringen
lassen. Erstens hat sich die Zeitdauer der Prüfung von sieben Stunden
außerordentlich bewährt, denn nach etwa drei Stunden ist der ganze Motor bis in
seine kleinsten Details betriebswarm, so daß sich
irgendwelche Fehler nunmehr unbedingt herausstellen müssen. Die Versuche erstreckten
sich wie vorher angegeben auf etwa 15 Stunden insgesamt, ohne daß der Motor einer größeren Revision unterzogen werden durfte. Hat
er diese Leistung hinter sich, so ist er ohne Frage
betriebsfähig und in der Praxis würde nunmehr bei jeder sorgfältigen Flugzeugfirma eine
gründliche Revision stattfinden. So weit ist also die Bestimmung einwandfrei. Die
Messung des Drehmoments, der Tourenzahl, die Wägung der Betriebsstoffe und der zum
Motor gehörigen Teile geschah ebenfalls in durchaus richtiger Weise, so daß kaum
eine Verbesserung möglich ist.
Anders ist es jedoch mit dem Messen der freien, nicht ausgeglichenen Massenkräfte.
Hierfür war einfach der Maßstab angegeben: ob der Motor ruhig auf seinem Fundament
steht bzw. wie groß etwa die Erschütterungen nach dem Augenmaß sind. Das ist für ein
derartig empfindliches Fundament, wie es der Flugzeugkörper dem Motor bietet,
durchaus verfehlt, und hier muß entschieden eine Revision eintreten. In die
Aufhängestangen des Fundaments gehören irgendwelche registrierenden Dynamometer,
welche die hier auftretenden Kräfte genau aufschreiben, so daß über die Größe ein
richtiges Bild zu erhalten ist. Diese Aufschreibungen brauchen ja nicht fortwährend
stattzufinden, vielmehr ließe sich hier ein Ein- und Ausschalten der immerhin
empfindlichen Instrumente einführen. Daß derartige Messungen nötig sind, ergibt sich
ohne weiteres aus der Ueberlegung, daß bei diesem Wettbewerb ein verhältnismäßig langhubiger Vierzylindermotor den ersten Preis
erhielt, wohingegen es natürlich für den Flieger wesentlich angenehmer ist, einen besser ausgeglichenen Sechszylindermotor mit
geringeren Kräften im einzelnen Zylinder im Flugzeug zu haben, welcher Motor jedoch
in der Konkurrenz ohne weiteres seines größeren Gewichtes wegen zurückbleiben
mußte.
Dann ist es auch nötig, die Betriebsverhältnisse der einzelnen Motoren, die natürlich
nicht alle gleichzeitig geprüft werden können, in bezug auf Temperatur und Luftdruck
gleichmäßiger zu gestalten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn man den ganzen Prüfraum
so evakuieren könnte, daß der Vergaser schnelle Temperatur- und Druckwechsel der von
ihm verwendeten Luft zu verarbeiten hat. Auch die künstliche Durchfeuchtung der Luft
bis zur Sättigung wäre nötig, um zu sehen, ob der Vergaser Reifbildung vermeidet,
die unbedingt ein Aussetzen des Motors nach sich zieht. Erst wenn hier eine gewisse
Regelmäßigkeit bei allen Bewerbern eingeführt werden kann, läßt sich der Vergleich
einwandfrei gestalten. Bei den jetzigen Prüfungen, bei denen sehr viele Motoren in
den Nachtstunden mit ihren gleichmäßigen Temperaturverhältnissen erprobt wurden,
während andere wieder die großen Unterschiede der Mittagsstunden zu bewältigen
hatten, ist ein Vergleich nicht möglich.
Es muß allerdings zugegeben werden, daß besonders die letzte Forderung eine recht
komplizierte Prüfanlage voraussetzt, deren Einrichtungen erhebliche Summen
verschlingen. Es müßte ein völlig geschlossener Raum vorgesehen werden, dessen
Luftdruck durch einen großen Ventilator auf einer bestimmten Höhe gehalten wird,
während andererseits die Feuchtigkeit und Gesamttemperatur sich (entsprechend dem
Luftdruck oder willkürlich) verändern läßt, wobei natürlich stets eine
registrierende Kontrolle stattfinden muß.
Soviel mir bekannt, beabsichtigt die große Versuchsanstalt des Physical Laboratory in
Teddington die dem Advisory Committee untersteht, eine
derartige Anlage, und es wäre vielleicht ganz interessant, wenn über die dortigen
Erfahrungen etwas bekannt würde.
Dann ist an den Ergebnissen zweierlei gerügt worden: einmal, daß eine völlige Neukonstruktion den Sieg errang; dann, daß kein Umlaufmotor unter den Preisträgern war. Beide
Bemängelungen sind nicht ganz logisch. Ein Wettbewerb hat gerade den Zweck, einer
Neukonstruktion, wenn sie es verdient, ihren Weg zu ebnen, und es könnte höchstens
als Krönung des Resultats verlangt werden, daß nunmehr der Preisträger auch im
Flugzeug seine Befähigung nachweist. Ob später bei der Serienherstellung wirklich
noch die eine oder andere Aenderung vorgenommen wird, kann für die jetzige Bewertung
nicht ausschlaggebend sein. Und der Umlaufmotor? Wenn er sich unter den Preisträgern
befunden hätte, so wäre es sicher eine Neukonstruktion
gewesen. Das wird auch noch für den nächsten deutschen Wettbewerb zutreffen. Daß
diesmal nicht auf ihn zu rechnen war, darüber herrschte eigentlich in Fachkreisen
kein Zweifel, denn bewußt hat sich die deutsche
Motorenindustrie dem wassergekühlten Motor und seiner
Verbesserung zugewendet, weil seine Nachteile zunächst
geringer sind als die des luftgekühlten Rotationsmotors. Letzterer nutzt nämlich vor
allen Dingen sein Zylindervolumen nicht aus, weil die erhitzten Wandungen doch nur
ein verhältnismäßig gasarmes Gemisch aufnehmen können; er kann infolgedessen auch
den Brennstoff nicht voll ausnutzen und dadurch steigt durch den hohen
Betriebsstoffverbrauch sein an sich geringes Eigengewicht
zu einem erheblichen Einheitsgewicht f. d. PS.
Wir können daher mit dem Ergebnis des Wettbewerbs recht zufrieden sein, zumal zwei
sehr interessante Neukonstruktionen der Daimler- Werke sich gut bewährt haben, über die
vielleicht in nächster Zeit noch weiter zu berichten ist.
Eine Reihe obiger Vorschläge ist jedenfalls für den nächsten Wettbewerb als wünschenswerte, ein Teil jedoch als notwendige Aenderung zu berücksichtigen.