Titel: | Zur Theorie der Preßluftpumpe. |
Autor: | L. Darapsky |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 116 |
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Zur Theorie der Preßluftpumpe.
Von Dr. L. Darapsky in
Hamburg.
(Fortsetzung von S. 100 d. Bd.)
DARAPSKY: Zur Theorie der Preßluftpumpe.
III. Die Verteilung der
Blasen.
Wie und warum ein Luftstrom beim Einblasen unter Wasser sich in eine Reihe getrennter
Blasen auflöst, wird in der theoretischen Hydromechanik erläutert. Verfolgt man
die Bildung einer solchen Blase am Ende eines unter Wasser aufwärts gerichteten
Luftrohrs, so zeigt sich, daß die Luft sich über das Rohrende emporwölbt und weiter wachsend am Grunde
leise einschnürt, plötzlich aber abreißt, ehe noch der Stiel sich ganz abgeschnürt
hat. FeustelUeber
Kapillaritätskonstanten und ihre Bestimmung nach der Methode des
Maximaldrucks kleiner Blasen (Drudes Annalen der Physik XVI, 1905, S.
61). hat eine Formel abgeleitet über den Blasendruck der Luft
beim Ausströmen unter Quecksilber durch ein Platinröhrchen Dieser Ausdruck wird
indessen nur durch gewisse Vereinfachungen handlich und erlaubt keine
Verallgemeinerung. Ohne Rücksicht auf theoretische Ableitung wird das Verhältnis im
groben durch den Versuch klar.
Man überzeugt sich leicht, daß Größe und Zahl der Blasen nicht nur von der Oeffnung
abhängen, aus der die Luft entweicht, und deren Menge, sondern sehr wesentlich auch
von dem Druck der überlastenden Wassersäule. Von einer dynamischen Wirkung des
Luftstroms kann abgesehen werden, denn selbst wenn man ihn so kräftig nimmt, daß die
Blasenreihe in einen zusammenhängenden Strahl verschmilzt, so teilt sich dieser doch
wieder in einiger Entfernung vom Mundstück, und die Luft folgt von nun ab nur noch
ihrem Auftrieb. Ein Injektor im eigentlichen Sinn arbeitet unter ganz anderen
Umständen. Soweit eine Aufwärtsbeschleunigung des umgebenden Wassers durch die
einströmende Luft sich fühlbar macht, beeinträchtigt eine solche sogar die Leistung
der Preßluftpumpe. Das ist der Grund, weshalb ein mit feiner Spitze endigendes
Luftrohr im allgemeinen geringere Mengen Wasser fördert, als der gleichmäßig ruhige
Austritt der Luft aus weiter Mündung.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 10.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 11.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 12.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 13.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 14.
Textabbildung Bd. 328, S. 117
Abb. 15.
Bei einer umgebogenen Mündung (nach Abb. 10) ist
ferner eine stetige Auflösung der Luft in einzelne Blasen unmöglich, weil der
Rückstoß des Wassers die Oeffnung abwechselnd verschließt, so daß erst bei
zunehmendem Luftdruck eine mindestens dem aufgebogenen Rohrstück entsprechende
Luftmenge in einem Schwall nachdringt. Beobachtungen an einem senkrechten, frei
mündenden Rohr (nach Abb. 11) von 6 mm lichter Weite
ergaben Blasen von 0.330 bis 0,417, im Mittel 0,376 ccm Größe bei einer Tauchtiefe
von 10 cm, 0,413 ccm bei 50 cm und 0,850 ccm bei 100 cm Tauchtiefe. Ein Rohr von 17
mm lichter und 21 mm äußerer Weite lieferte bei 50 cm Tauchtiefe Blasen von 1,94
ccm, bei 100 cm Tauchtiefe solche von 3,61 ccm. Daß die Blasengröße innerhalb
gewisser Grenzen schwankt, erklärt sich aus den Zufälligkeiten ihrer Ablösung von
dem Ende des Glasrohrs. Das rein physikalische Phänomen bildet eine Aufgabe für
sich, die zu verfolgen ein weit umständlicherer Apparat in Bewegung gesetzt werden
müßte, der doch über die in Wirklichkeit sich abspielenden Vorgänge keine
hinreichende Auskunft geben könnte. Denn die Größe der Blasen wächst nicht allein
mit der Weite der Mündung- und der Zunahme des Druckes, sondern auch mit der
Raschheit ihrer Aufeinanderfolge. So bezieht sich im ersten oben gegebenen Beispiel
das kleinste Maß einer jeden Blase von 0,33 ccm auf eine Luftmenge von 7,1 ccm,
entsprechend 20 Blasen, in der Minute, und das größte Maß von 0.417 ccm auf eine
solche von 150 ccm in der Minute, verteilt auf rund 360 Blasen. Aehnlich in den
übrigen Beispielen. Die Luftmenge wurde dabei bestimmt durch Verdrängen derselben
aus einem kalibrierten Gefäß, unter Nachfüllen von Wasser. Mit der Größe der Blasen
ist die unter gewöhnlichem Atmosphärendruck gemeint.
Ueber ein bestimmtes Maß kommt jedenfalls die einzelne Blase bei einem gegebenen
Rohrdurchmesser nicht hinaus. Dieses Verhältnis ändert sich, wenn man die Luft,
statt aus einem Rohrende ins Wasser ausströmen, um die untere Kante eines mit Wasser
gefüllten Rohres in dieses einströmen läßt, etwa nach der in Abb. 12 skizzierten Anordnung, wobei das Ganze in
einen Wasserbehälter oder einen Brunnen eingehängt zu denken ist. Hier verdrängt die
Luft unter der Glocke das ringförmig das Rohr umgebende Wasser, bis sie endlich um
seinen Rand umbiegend in Blasen emporquillt. Die Luftrohrweite steht dann außer
Beziehung zur Blasenbildung. Diese selbst aber vollzieht sich in nachstehenden
Verhältnissen je nach Steigerohrweite und Tauchtiefe.
Tabelle 2.
Steige-rohrweitemm
Tauch-tiefecm
Luftmengei. d. Min.ccm
Blasen-zahli. d. Min.
Blasengrößeccm
17
50
20
2
10,0
17
50
43
8
5,4
17
50
88
22
4,0
17
50
205
38
5,4
17
50
330
52
6,4
17
50
456
31
Pulsationen
17
50
655
28
„
17
100
160
2½
„
17
100
373
4
„
Von 22 Blasen i. d. Minute an schwankt deren Größe bedeutend. Es folgen größere auf
kleinere, die weiterhin wieder miteinander verschmelzen. Durch solche
Verschiedenheiten erklären sich auch die anscheinenden Unregelmäßigkeiten der Tab. 2
und 3, die sich auf größere Rohrweiten bei derselben Eintauchtiefe beziehen. Doch
ist unverkennbar, wie die Blasengröße mit der Frequenz ein Minimum erreicht, um von
da an wieder anzusteigen.
Mit größeren Tiefen und Rohrweiten wächst auch die Blasengröße; für ein Rohr von 96
mm lichter Weite beispielsweise bei 75 cm Tauchtiefe auf 128 ccm für jede Blase. Das
gilt für einen ringförmigen Raum unter der Glocke von 25 mm Breite (Abb. 13). Verschmälert man diesen auf 15 mm, so
faßt die einzelne Blase nur noch 97 ccm; die Ursache dieser Erscheinung liegt nahe.
Die in der Glocke sich stauende Luft kann offenbar erst in die Glocke übertreten,
wenn der Meniskus am Rande die Kapillaritätsgrenze überschreitet. In diesem
Augenblick reißt sich ein Luftring los, dessen Inhalt begreiflicherweise mit dem
Durchmesser der Glocke Schritt hält. Auf dieses verwickelte Verhältnis näher
einzugehen, würde zu weit von der vorliegenden Aufgabe abführen.
Tabelle 3.
Steige-rohrweitemm
Tauch-tiefecm
Luftmengei. d. Min.ccm
Blasen-zahli. d. Min.
Blasengrößeccm
37
50
16,7
2
8,35
37
50
25
14
1,79
37
50
71
13
5,46
37
50
91
10
9,1
37
50
129
28
4,1
37
50
175
40
4,38
37
50
197
84
2,35
37
50
231
60
3,85
37
50
250
47
5,35
37
50
423
72
5,90
37
50
645
136
4,74
37
50
880
168
5,24
37
50
1020
174
5,87
37
50
1690
180
9,40
50
50
18,8
6
3,13
50
50
48,9
23
2,12
50
50
54,4
19
2,86
50
50
96
34
2,82
50
50
200
51
3,93
50
50
222
86
3,01
50
50
277
92
3,01
50
50
450
96
4,70
50
50
567
120
4,72
50
50
771
124
6,20
50
50
1000
180
5,56
Die Tragweite der ganzen Erscheinung wird in das geeignete Licht gerückt durch den
Einbau eines nach unten offenen Kastens aus Zinkblech von 85 bzw. 65 mm Seitenlänge
zu 30 mm Höhe an Stelle der Luftglocke. In diesen Kasten, dessen eine Längswand nur
20 statt 30 mm tief geführt ist, um hier der Luft den Austritt zu gestatten, mündet
seitlich das Luftrohr. Das Ganze wird scharf wagerecht eingestellt und kann durch je
einen Längs- und Querscheider so abgeteilt werden, daß einmal nur die halbe
Tiefe, das andere Mal nur die halbe Breite der Luft entweicht. Bei 36 cm Tauchtiefe
mißt dann jede Blase
ohne Scheider
48 ccm
mit Querscheider
32 „
mit Längsscheider
44 „
Für die Herstellung großer Blasen überwiegt sonach an Bedeutung die Breite der
Einlaßkante über die Tiefe des Luftraumes, obwohl beide darauf nicht ohne Einfluß
sind. In drastischer Weise tritt dies hervor bei einem Vergleich zweier
Versuchsreihen mit demselben, 48 mm weiten Steigerohr, zentrisch eingesetzt in eine
Glocke mit 20 mm weitem Ring. Die Luft wurde beidemal durch ein Rohr von 5 mm
lichter Weite zugeleitet, derart, daß dieses in einem Fall unter der Glocke, im
anderen direkt in das Steigerohr mündete (s. Abb.
13). Bei 55 cm Tauchtiefe ergaben sich
im ersten i. d. Min.
4
Blasen
à
41
ccm
5
„
à
53
„
7½
„
à
48
„
10½
„
à
40,5
„
15
„
à
48
„
16
„
à
54,2
„
18
„
à
46,6
„
im zweiten i. d. Min.
2½
Pulsationen
à
8,2
ccm
8½
„
à
13,4
„
26
„
à
10,6
„
40
„
à
10
„
Die 2½ Pulsationen bestanden aus je einer großen Blase,
gefolgt von 3 bis 8 kleinen, die 40 aus Blasen von im Durchschnitt 1,35 ccm.
Geleitet von der Ueberlegung, daß die kleinen Blasen doch während ihres Aufstiegs zu
größeren zusammenfließen, daß das zwecklose Zerschlagen in feine Bläschen im Wasser
nur Bewegungshindernisse auslöst, die technisch als Kraftverlust sich darstellen,
greift man sicher nicht fehl, wenn man einem taktmäßig geordneten Zutritt der Luft
den Vorzug gibt vor einem turbulenten Durchzwängen zwischen Stößen und
Widerstößen.
Vorerst sollte indessen hier nur die Abhängigkeit der Blasenbildung überhaupt von der
Steigerohrweite, Tauchtiefe und der Art der Lufteinführung entwickelt werden. Es muß
einer näheren, weiter unten im Zusammenhang vorzutragenden Untersuchung vorbehalten
bleiben, darüber Klarheit zu verbreiten, welche Veranstaltungen bei der Hebung von
Wasser tatsächlich Vorteil bringen, die ja nicht verlorene einzelne Blasen, sondern
ganz erhebliche Luftansammlungen zur Voraussetzung hat.
(Fortsetzung folgt.)