Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 137 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Gasmotorenfabrik Deutz, die sich mit berechtigtem
Stolze als erstes und ältestes Werk für den Bau von Verbrennungsmotoren bezeichnen
darf, berichtet in einer Druckschrift großer Form von mehr als 60 Seiten mit
zahlreichen Abbildungen über ihre Entstehungsgeschichte, ihre jetzige Einrichtung
und ihre Erzeugnisse.
Der letzte Teil der Druckschrift, um mit diesem zu beginnen, schildert einen
Gang durch die Werkstätten der Firma, der eine Vorstellung von der Ausdehnung des
Betriebes und der heutigen Massenerzeugung gleichartiger Maschinen gibt. Gegenüber
Druckschriften ähnlicher Art ist eine gewisse schwungvolle Form der Erläuterungen
bemerkenswert,
die dem Fernerstehenden das Ineinandergreifen der einzelnen Abteilungen und die
Tätigkeit der Menschen in ihnen bis herab zum einfachen Schlosser vor Augen führen.
Zu welchem Einflüsse die Elektrotechnik auch in Betrieben gelangt ist, die in
mancher Hinsicht ihre Gegner, in anderer wieder ihre Mithelfer sind, erhellt aus der
Tatsache, daß die 1600 Werkzeugmaschinen der Deutzer Firma von 390 Elektromotoren
mit zusammen 2400 PS angetrieben werden.
Im zweiten und dritten Teile wird über die Verbrennungsmotoren der Firma, ihre
Betriebsmittel und deren Verwendung berichtet, und ein Ueberblick über die
wichtigsten Formen gegeben, der Zeugnis gibt, wie sich der Verbrennungsmotor
allmählich den verschiedensten Zwecken angepaßt hat und in seiner Erscheinung jetzt
fast dasselbe vielgestaltige Bild bietet, wie die alte Dampfmaschine. Größere
Tabellen über Herkunft, Gehalt und Heizwert der gasförmigen und flüssigen
Brennstoffe und statistische Angaben über ihre Gewinnung nehmen auch das Interesse
des Fachmannes in Anspruch. Von der Sorgfalt, mit der alle vorbereitenden Arbeiten
betrieben werden, zeugt ein Blick in das große chemisch-physikalische
Laboratorium.
Besondere Teilnahme muß bei Fachleuten wie Laien der in den ersten Teilen der
Druckschrift geschilderte Werdegang der Firma erwecken, der die Entwicklung des
Verbrennungsmotors überhaupt einschließt. Die Bilder der beiden Begründer, Nikolaus Otto und Eugen
Langen, der sog. atmosphärischen Maschine, die bei allen ihr anhaftenden
Schwächen als erster wirklich brauchbarer Verbrennungsmotor und als eine der
genialsten Erfindungen auf ihrem Gebiete nicht vergessen werden sollte, das Bild des
ersten Viertaktmotors, die teilweise Wiedergabe der berühmten Patentschrift 532, die
schematische Darstellung des Arbeitsvorganges an den beiden Maschinenarten und die
Angaben über die geschäftliche Entwicklung der Firma aus den denkbar bescheidensten
Anfängen werden in ihrer Zusammenfassung jedem willkommen sein, der Sinn für die
Entwicklungsgeschichte der Technik hat. Der hätte aber auch einige biographische
Mitteilungen über die Urheber des Werkes gewünscht, um so mehr, als sowohl der Große
Meyer wie der Kleine Kürschner darin versagen. Der erste kennt überhaupt niemand des
Familiennamens Otto, der zweite, trotz seiner Kleinheit,
wenigstens einen Dresdener Kantor, den Schöpfer von Männerchören, aber nicht den
Maschinenkünstler Otto. Dagegen würde man die Bemerkung
auf S. 8 der Druckschrift lieber fortwünschen, weil sie falsch und irreführend ist,
daß nämlich große Erfindungen „meist dem empirisch arbeitenden Laien“ zu
danken seien. Es ist hier nicht der Ort, sich allgemein über diese vielbeliebte
Vorstellung zu verbreiten, jedenfalls ist Otto kein Beleg dafür. Otto war anfangs
allerdings Kaufmann, als Techniker also Laie, wie jeder mal ein Laie war. Dann wird
bei ihm durch unbewußte Anregungen die Neigung zu technischen Dingen entstanden
sein, er wird noch unklare Ideen gefaßt, in jahrelangem Grübeln und Beobachten sie
teils verworfen, teils vertieft und geläutert haben, sich selbst damit und
durch Aufnehmen des unentbehrlichen Rüstzeuges allmählich zu einem Fachmann
heranbildend und sich als solchen durch eine nach strengem Mühen gelungene Erfindung
erweisend. Otto hatte also gewiß auch seine Lehrjahre,
nur keine schulgerechten, und zu seinen späteren Erfolgen werden ihm allerdings die
Ursprünglichkeit und frei entfaltete Eigenart verholfen haben, die im regelrechten,
auf den Durchschnitt berechneten Schulgang oft gedämpft werden.
Rotth.
––––––––––
Ueber flammenlose Oberflächenverbrennung sprach am 15.
Januar im Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure Direktor Blum von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. Das gleiche Thema ist
in letzter Zeit in verschiedenen Zeitschriften behandelt worden, z.B. im „Journal
für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung“ 1912 Nr. 38, in
„Feuerungstechnik“ 1912/13, Heft 3, 4 und 7, in „Die
Naturwissenschaften“ 1913 Nr. 1, „Engineering“ 1912 u.a.
Wenn man durch eine poröse Platte aus feuerfestem Material unter geringem Druck ein
brennbares Gas ausströmen läßt (Abb. 1), so brennt
es, entzündet, zunächst mit gewöhnlicher Flamme. Wird nun der Druck allmählich
erhöht und gleichzeitig Luft mit eingeführt, so verschwindet nach und nach die
Flamme und während die Oberfläche der feuerfesten Masse in lebhaftes Glühen gerät,
findet eine Verbrennung des Gases bereits vor dem Austritt aus der Oberfläche oder
unmittelbar an derselben statt. Nach Versuchen geschieht die Verbrennung in einer
Schicht von 3 bis 7 mm Stärke unter der Oberfläche. Alle übrigen Teile des Apparates
bleiben verhältnismäßig kühl.
Textabbildung Bd. 328, S. 138
Abb. 1.
Diese Erscheinung wurde im Jahre 1910 nahezu gleichzeitig und völlig unabhängig von
Prof. William A. Bone in Leeds
(England) und Ing. Rud. Schnabel in Berlin beobachtet.
Eine Erklärung findet sie nach Bone dadurch, daß alle
festen Körper die Fähigkeit haben, namentlich bei höheren Temperaturen
beschleunigend auf die Verbrennung von Gasen einzuwirken und zwar durch
Katalytwirkung. Bisher war diese Fähigkeit nur von Platin bekannt; das bekannte Döbereinersche Feuerzeug beruht auf dieser Erscheinung.
Das Maß der Beschleunigung ist abhängig von der Art der Oberfläche und von der
Temperatur. Eine weitere Erklärung versucht Bone durch
Annahme einzelner „Explosionswellen“, durch die von der heißen Oberfläche
Elektronen abgeschleudert werden sollen, welche durch Elektrisierung des Gases die
chemische Verbindung besonders beschleunigen. Schnabel
zieht weiter noch die mit der Stauung der unter Druck verbrennenden Gase verbundenen
temperatursteigernden Momente in Betracht (vgl. Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau,
1911, S. 1376). Eine eigentliche Flammenbildung unterbleibt, weil nahezu kein
Luftüberschuß für die Verbrennung erforderlich ist, und eine vollkommene Verbrennung
stattfindet. Während bei normalen Feuerungen für feste Brennstoffe mit einem Luftüberschuß von etwa
100 v. H. über der theoretisch erforderlichen Luftmenge gerechnet werden muß, ist
bei der flammenlosen Oberflächenverbrennung nur 0,5–2 v. H. erforderlich.
Die Erscheinung bietet nun außerordentlich mannigfache Möglichkeiten technischer
Verwertung.
Bereits die einfache Form der „Diaphragmafeuerung“ kann Verwendung finden zum
Kochen, Braten, Rösten, zur Zimmerheizung; ferner in der chemischen Industrie zum
Eindampfen von Lösungen, wobei es namentlich bei gesättigten Salzlösungen von
Vorteil ist, daß man die Wärmewirkung durch geeignete Verteilung der strahlenden
Oberfläche nach Bedarf lokalisieren kann. Beheizung von Schmelztiegeln von ober her
mittels eines nach unten gerichteten Diaphragmas kann für bestimmte Zwecke besonders
vorteilhaft sein.
Für metallurgische Zwecke besonders wichtig ist die Ausbildung von Tiegelöfen (Abb. 2) und Muffelöfen. Das Gasluftgemisch wird hier
durch ein Rohr in einen Hohlraum eingeführt, der mit körnigen Brocken feuerfesten
Materials gefüllt ist. Zunächst wird nur mit Gas angeheizt; bei Erhöhung des Druckes
und Zuführung von Gas in wachsender Menge verschwindet die Flamme, und die
Verbrennung findet im Innern der körnigen Futtermasse statt. Man hat mit derartigen
Tiegelöfen Temperaturen von 1880° erreicht (Segerkegel 39), so daß es also möglich
ist, selbst Platin zu schmelzen. Die Hauptschwierigkeit bestand naturgemäß darin,
ein für diese enormen Temperaturen geeignetes Material zu finden, das feinporig
genug ist und weder schmilzt noch zusammensintert; namentlich der mühevollen Arbeit
Schnabels ist es zu danken, daß zweckentsprechende
Materialien jetzt zur Verfügung stehen. Im wesentlichen handelt es sich bei den
höchsten Temperaturen um Magnesiabrocken; für geringere Temperaturen (bis etwa
1200°) reichen gewöhnliche Schamotteziegel aus.
Textabbildung Bd. 328, S. 139
Abb. 2.
Muffelöfen werden in ganz ähnlicher Weise ausgeführt, die Muffel wird nach dem
Einsetzen auch oben noch mit der Füllmasse bedeckt. Es sind bereits Muffelöfen bis
zu 2440 × 900 × 900 mm Größe ausgeführt; ein kleiner Versuchsofen von 240 × 135 × 82
mm ergab bei einem Gasverbrauch von 2,247 cbm/Std. Leuchtgas von 4845 WE/cbm eine
Temperatur von 1424° in der Mitte der Muffel. Ein Vergleich mit einem ähnlichen,
gewöhnlichen Gasmuffelofen ergab 1050° bei 2,938 cbm/Std. Gas, der Verbrauch des Schnabel-Bone-Ofens war bei gleicher Temperatur um 59,2
v. H. geringer. Vorteilhaft können außerdem die etwa 300° heißen Abgase zur
Vorwärmung der Verbrennungsgase benutzt werden, wodurch sich der Wirkungsgrad noch
wesentlich erhöht.
An der Ausdehnung des Verfahrens auf den Bessemer- und Martin-Prozeß wird
gegenwärtig von den beteiligten Gesellschaften gearbeitet; der bisherige Erfolg soll
zufriedenstellend sein. Weitere Verwendung ist im Hochofenbetrieb möglich zur
Winderhitzung; der Fortfall der bisher erforderlichen Winderhitzer und Wärmespeicher
bedeutet von vornherein eine wesentliche Vereinfachung und Ersparnis.
Sehr bequem ist die flammenlose Oberflächenverbrennung auch zur Anlage von
Schmiedefeuern verwendbar; die glühende Schamottemasse vertritt unmittelbar die
Stelle des sonst gebräuchlichen Kohlenfeuers und zeichnet sich angenehm durch
Sauberkeit, Gleichmäßigkeit und Regulierbarkeit der Hitze aus. Ueberdies fallen die
chemischen Verunreinigungen der Kohle, wie z.B. Schwefel, fort, die für die
Schmiedeprozesse hinderlich sind.
Textabbildung Bd. 328, S. 139
Abb. 3.
Eine der wichtigsten Anwendungen aber findet das neue Verfahren in der Feuerung von
Dampfkesseln. Diese werden nach Art der Feuerrohrkessel ausgebildet, und zwar findet
die flammenlose Oberflächenverbrennung in den Heizrohren selbst statt, die wieder
mit körniger Füllmasse gefüllt sind. Das Gas tritt ein durch einen durchbohrten
Tonpfropfen von etwa 100 bis 150 mm Länge und verbrennt unmittelbar dahinter im
ersten Teile des Rohres von etwa 80 mm Durchmesser, und zwar wie genaue
Untersuchungen gezeigt haben, nur in der innersten Zone desselben. Hier herrschen
etwa 1500 bis 1600°; gegen die Rohrwandungen hin nimmt die Temperatur schnell ab, so
daß das Rohrmaterial keine übermäßig hohe Temperatur auszuhalten hat. Beim weiteren
Durchstreichen der Rohre geben die Verbrennungsgase dann einen großen Teil ihres
Wärmeinhaltes ab, so daß sie die Rohre mit etwa 200° verlassen. Da die Wärmeabgabe
nach dem Ende des Rohres hin immer geringer wird, entfallen, wie Messungen gezeigt
haben, auf das erste Drittel der Rohroberfläche etwa 70 v. H. der gesamten
Verdampfung, auf das zweite Drittel etwa 22 v. H., auf das letzte nur 8 v. H. Diese
Verteilung ruft eine sehr lebhafte Zirkulation des Kesselinhaltes hervor, und die
Abscheidung von Kesselstein wird dadurch fast völlig vermieden. Die Bauart der
Kessel (Abb. 3) ist durch eine besonders geringe
Längenausdehnung gekennzeichnet, die gegeben ist durch die zweckmäßigste Länge der
Heizrohre (0,9 bis 1,2 m). Bei gesteigerter Leistungsfähigkeit wird im wesentlichen
nur die Anzahl der Rohre und damit der Durchmesser des Kessels vergrößert. Die Gase werden in
einer besonderen Vorkammer gemischt und den Rohren, die zur Regulierung einzeln
absperrbar sind, zugeführt (links); nach Verlassen der Heizrohre (rechts) treten sie
in einen ganz ähnlich dem Hauptkessel konstruierten Speisewasservorwärmer, in dem
sie sich bis auf etwa 70 bis 80° abkühlen. Das Gas wird entweder unter Druck (450
bis 500 mm WS) zugeführt oder hinter dem Speisewasservorwärmer durch einen
Ventilator abgesaugt.
Einer der ersten Kessel, der an die Skinnigrove Iron Works in
Cleveland (Yorkshire) geliefert wurde, hat sich im Laufe des ersten Jahres
durchaus bewährt und überraschend hohe Verdampfungsziffern und Nutzeffekte ergeben.
Die normale Verdampfung beträgt 105 kg pro Stunde und qm Heizfläche, sie kann bis
auf etwa 150 kg gesteigert werden ohne wesentliche Herabsetzung des Wirkungsgrades,
der insgesamt etwa 90 bis 92 v. H. beträgt. (Zum Vergleich sei erwähnt, daß man beim
gewöhnlichen Steilrohrkessel mit stündlichen Verdampfungsziffern von 50 bis 55 kg/qm
rechnen kann).
Als Verluste kann man annehmen: etwa 3 v. H. Strahlungsverluste vom Kessel, etwa 2 v.
H. Wärmeverlust in den Abgasen, etwa 3 v. H. Energiebedarf des Ventilators.
Da die Wärmezufuhr vom Innern des Kessels her erfolgt, ist eine Einmauerung nicht
erforderlich; hierdurch und durch die hohe Verdampfungsfähigkeit ist ein
außerordentlich geringer Raumbedarf bedingt. Auch ein Schornstein ist nicht nötig,
wodurch die Anlagekosten weiter wesentlich reduziert werden.
Die Heizung solcher Kessel ist nicht nur mit Leuchtgas, sondern auch mit ärmeren
Gasen, wie Koksofengas, Gichtgas, Mondgas, Torfgas, möglich. Da die Wärmeausnutzung
in dem Bone-Schnabel-Kessel außerordentlich hoch ist,
erscheint dieses Verfahren sehr wohl geeignet, die Aussichten in der scharfen
Konkurrenz zwischen der Großgasmaschine und der Dampfturbine wieder wesentlich
zugunsten der letzteren zu verschieben. Auch die Verwendung flüssiger Brennstoffe
ist mit gutem Erfolg versucht worden: in England ist bereits eine für die New York Central R. R. Co. bestimmte Lokomotive für
Teerölfeuerung im Bau, und man verspricht sich besonders viel von der Verwendung
derartiger Kessel für die Kriegsmarine, für die als besondere Vorteile zu den bisher
genannten noch die bequeme und raumersparende Lagerung des Brennstoffs sowie das
gänzliche Fehlen von Rauchentwicklung in Betracht kommen.
Endlich ist noch ein neues Anwendungsgebiet zu erwähnen, nämlich die Nutzbarmachung
der neuen Erfindung zur Beleuchtung. Es liegt nahe, die starke Lichtentwicklung der
weißglühenden Oberfläche zu Beleuchtungszwecken nutzbar zu machen; natürlich wird
die gleichzeitige starke Wärmestrahlung die Anwendung für viele Fälle sehr
einschränken.
Wie man sieht, ist das Anwendungsgebiet der neuen Erfindung außerordentlich
vielseitig, und es ist zu verstehen, wenn die Erfinder mit großen Hoffnungen vor der
weiteren Entwicklung stehen. In England ist das Verfahren unter Prof. Bones Leitung von der Radiant
Heating Comp. Ltd. in Leeds ausgearbeitet worden, während in Deutschland
die Schnabelsche Erfindung von der Thermotechnischen Gesellschaft m. b. H. in Berlin ausgebaut worden ist.
Beide Gesellschaften haben, nachdem die industrielle Ausbeutung der englischen
Gruppe durch die „Bonecourt Surface Combustion
Ltd.“ und die der deutschen durch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-A-G. übernommen worden ist, ein
weitgehendes Kartell mit vollem Erfahrungs- und Erfindungsaustauch untereinander
geschlossen und haben sowohl das Absatzgebiet wie auch die Arbeitsgebiete
untereinander geteilt. So bearbeitet der deutsche Konzern, der die deutschen,
österreichischen, ungarischen, schweizerischen und luxemburger Patente besitzt,
insbesondere die metallurgischen und beleuchtungstechnischen Anwendungsgebiete,
während die englische Gesellschaft besonders die Kesselfeuerung weiter ausbaut.
Speiser.
––––––––––
Ballon-Entfernungsmesser. Seitdem die lenkbaren
Luftschiffe und Flugzeuge als neueste Kriegswaffe eingeführt worden sind, mußte
natürlich auch darauf Bedacht genommen werden, sie wirksam zu bekämpfen.
Das Schießen nach derartigen Objekten gestaltet sich nun besonders schwierig, weil es
bei ihnen nicht mögist, wie bei Zielen auf der Erde oder auf dem Wasser, die
Geschoßaufschläge zu beobachten. Auch können sie während des Schießens ihren Ort
sowohl in der Höhenais auch in der Zielrichtung rasch verändern. Aus diesem Grunde
ist eine möglichst genaue Bestimmung der Entfernung der Luftschiffe oder Luftballons
von besonderer Wichtigkeit.
Für die Messung nach Objekten im Felde werden meistens die sogen. Inverttelemeter
benutzt, bei denen an der Trennungslinie die obersten Spitzen der Objekte zur
Koinzidenz gebracht werden (vergl. Abb. 1).
Textabbildung Bd. 328, S. 140
Abb. 1.
Diese Meßmethode hat sich als die beste erwiesen, da die in Betracht kommenden Ziele
in der Regel an ihren Spitzen mehr oder weniger gut markierte und für das Messen
geeignete Punkte enthalten. Bei Luftschiffen, Ballons und Flugzeugen ist dies jedoch
nicht der Fall. Besonders die Luftschiffe und Ballons haben in der Regel an ihrer
oberen Seite eine Begrenzungskurve von sehr schwacher Krümmung, und auch die
Flugzeuge haben an ihren oberen Seiten keine besonders markanten Punkte. Dagegen
eignet sich bei den Ballons die herabhängende Gondel sehr gut zum Einstellen; auch
bei den Luftschiffen sind unten ähnliche markante Punkte, und bei den Flugzeugen
können die Räder oder Gleitkurven recht gut zum Messen benutzt werden. Aus diesem
Grunde muß man
einen Entfernungsmesser, der für das Messen nach Luftzielen bestimmt ist, so
einrichten, daß die unteren Punkte sich in der Trennungslinie berühren, d.h. es muß
umgekehrt wie bei den normalen Inverttelemetern das untere Bild auf dem Kopf und das
obere aufrecht stehen (vergl. Abb. 2). Am besten ist
es natürlich, wenn ein Entfernungsmesser nach beiden Meßmethoden benutzt werden
kann.
Textabbildung Bd. 328, S. 141
Abb. 2.
Eine besonders einfache Einrichtung, dieses Ziel zu erreichen, ist der Firma Goerz patentiert worden. Ein nach diesem Patent
ausgeführter Entfernungsmesser enthält zwei Okulare; ein Okular, dessen
Einblicksrichtung mit der Zielrichtung zusammenfällt und eines, dessen Einblick
senkrecht zur Zielrichtung steht. In dem für geraden Einblick bestimmten Okular
erblickt man die normalen Invertbilder, in dem senkrechten Okular die für das Messen
nach Luftschiffen bestimmten Bilder. Es ist also hier gleichzeitig mit der
Einrichtung zum Messen nach Luftschiffen eine Einblicksrichtung verbunden, die das
Beobachten der Luftschiffe erleichtert, da diese sich doch immer in mehr oder
weniger großer Höhe befinden, und infolgedessen ein übertrieben starkes Neigen des
Kopfes nach hinten unnötig ist.
Dr. v. Hofe.
Die Kopenhagener Telephon-Aktiengesellschaft erweitert ihr
unterirdisches Vorortnetz. Die bereits bestehende Anlage umfaßt insgesamt etwa 72 km
Pupinkabel, die im Laufe des vorigen Jahres verlegt worden sind. Die Erweiterung
erstreckt sich auf die Verbindung Kopenhagens mit Roskilde. Die Entfernung beträgt
etwas über 30 km. Das Kabel enthält Leiter mit 1,2 und 0,8 mm ⌀.
Th.
––––––––––
Neue Pupinfreileitungen.Berlin und Frankfurt a. M.
werden durch eine Pupinfreileitung von 3 mm Durchmesser verbunden.
Ferner werden zwei neue Doppelleitungen von 3 mm Durchmesser zwischen Berlin und München gebaut.
Diese Leitungen sollen als Doppelsprechleitungen ausgebaut werden. Die
Stammleitungen und die Viererleitungen werden mit Pupinspulen ausgerüstet.
Th.
––––––––––
Ueber autogenes Schweißen von Kupfer und Aluminium. Die
enorme Entwicklung, die das autogene Schweißen von Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl
in der letzten Dekade genommen hat, legte den Gedanken nahe, diesen Prozeß auch bei
anderen vielgebrauchten Metallen, wie Kupfer, seinen Legierungen und Aluminium in
Anwendung zu bringen. Leider fehlte es bisher an systematischen und vollständigen
Untersuchungen, auf denen man einige Regeln hätte basieren können. Um diesem
Mangel abzuhelfen hat in neuester Zeit Dr. F. Carnevali
von der polytechnischen Schule in Turin Studien über autogenes Schweißen bei Kupfer,
seinen Legierungen und Aluminium gemacht und seine Ergebnisse dem Institute of
Metals am 26. September 1912 vorgelegt. Dieser Vortrag findet sich abgedruckt in
Engineering, 15. November 1912. Aus der früher erschienenen Literatur verdienen
Erwähnung einmal ein in The Foundry (Band 35, 1909) erschienener Artikel von L. Springer, der von guten Ergebnissen zu berichten weiß,
und dann ein anderer Artikel, der, von R. Baumann
verfaßt, sich in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure (Band 55 Nr. 2016
1911) findet, jedoch unvollständig und auf zu wenig Untersuchungen basiert ist.
Die Untersuchungen Carnevalis befaßten sich mit autogenem
Schweißen mittels des Sauerstoff-Azetylengemenges und wurden im übrigen nach
Methoden, wie sie auch bei Eisen und Stahl üblich sind, vorgenommen. Für nähere
Information vergleiche man: „The Autogenous Welding of Metals“, Journal of
the Iron and Steel Institute, Nr. 2 1911; ferner Metallurgia Italiana, Oktober 1911,
und Engineering Band 92 Seite 844. Es erübrigt sich daher auf die Methoden
einzugehen, und es genügt, das Wesentliche der Arbeit, die allgemeinen
Schlußfolgerungen, zu streifen. Wir folgen hier dem Abdruck des Vortrags in
Engineering.
A. Kupfer.
1. Dadurch, daß beim Schweißprozeß ein Metall rasch erhitzt wird und schnell
schmilzt, werden seine physikalischen und mechanischen Eigenschaften stark
modifiziert. Es entstehen eine sehr nachteilig wirkende innere Spannung und
Veränderungen der Struktur.
2. Die beim Schweißen entstehenden Strukturveränderungen sind zweierlei Art:
a) rohe Kristallisation, wenn es sich um ein einzelnes Metall handelt; b)
unbedeutende heterogene Struktur bei einer Legierung aus zwei oder mehr Metallen.
Sodann muß noch der Mangel an innerem Zusammenhang in Rechnung gezogen werden, der
bei Metallen mit Oxydeinschlüssen und Vakuolen zu konstatieren ist.
3. Die Veränderungen der mechanischen Eigenschaften treten besonders bei der
Festigkeit und der Elastizität des Metalls hervor. Die Widerstandskraft gegen Bruch
sinkt bei Kupfer um 50 v. H., wogegen die Sprödigkeit um 30 v. H. steigt. Die
Dehnbarkeit wird durch autogenes Schweißen auf ein Zehntel reduziert. Bei Bronzen
und Messingsorten sind diese Veränderungen nicht exakt meßbar; doch läßt sich soviel
sagen, daß mit steigender Zahl der Bestandteile der Legierung die mechanischen
Eigenschaften beim Schweißen proportional schlechter werden.
4. Die Folgen des Schweißverfahrens: Entstehung einer inneren Spannung und
ungleichartige Struktur konnten durch Hämmern entlang der Schweißzone nicht
beseitigt werden, dagegen war ein Wiedererhitzen mit einer passenden, einige Zeit
anhaltenden Temperatur sehr erfolgreich. Die latente Spannung verschwindet und die
Homogenität der Struktur wird wieder hergestellt. Infolgedessen ist das Kühlen des Metalls, vor
allem bei Legierungen, von größter Wichtigkeit. Je langsamer gekühlt wird, desto
mehr werden die nachteiligen Begleiterscheinungen des Schweißens aufgehoben.
5. Je nach der Art des angewandten Schweißverfahrens wird die Zusammensetzung von
Bronzen und Messingsorten chemisch verändert. Es bilden sich Oxyde, namentlich von
Zinn und Zink, die die Tendenz haben, das Metall zu durchdringen und seine
Eigenschaften zu verändern. Bei reinem Kupfer konnten derartige chemische
Aenderungen nicht nachgewiesen werden, doch entsteht auch hier Oxydation, wenn die
nötigen Vorsichtsmaßregeln nicht getroffen wurden.
6. Nach allem ist das autogene Schweißen von Kupfer und seiner Hauptlegierungen mit
Sauerstoffazetylen praktisch anwendbar, muß jedoch auf Maschinenteile beschränkt
bleiben, die nicht allzu groß sind und die nicht viel auszuhalten brauchen.
B. Aluminium.
1. Wie beim Kupfer nur in geringerem Maße, werden auch im Aluminium durch die rasche
Temperaturerhöhung und das schnelle Schmelzen eine latente innere Spannung und
nachteilige Strukturveränderungen erzeugt.
2. Die Strukturänderungen lassen sich als rohe Kristallisation des Metalls
nachweisen.
3. Solange als alle nötigen Vorsichtsmaßregeln beim Schweißen beobachtet werden,
treten Veränderungen der mechanischen Eigenschaften des reinen Aluminiums nicht sehr
hervor, abgesehen von einer gewissen Zunahme der Sprödigkeit. Die Gegenwart von
Kupfer ändert die mechanischen Eigenschaften des Aluminiums stark, und zwar in
nachteiligem Sinne.
4. Als Gegenmittel gegen die beim Schweißen auftretenden unangenehmen
Begleiterscheinungen haben sich mechanische (Hämmern) und thermale (Wiedererhitzen
auf 450 bis 500° C) Behandlung als sehr brauchbar erwiesen.
5. Wenn Aluminium kleine Mengen anderer Elemente, die bei hohen Temperaturen leicht
oxydieren (z.B. Kupfer) enthält, so wird die Oxydation des geschmolzenen Metalls
sehr erleichtert und die Entstehung von für die Schweißzone nachteiligen oxydischen
Einschlüssen ermöglicht.
6. Für die Praxis hat sich ergeben, daß das autogene Schweißen von Aluminium mit
Sauerstoffazetylen, wenn es mit den nötigen Vorsichtsmaßregeln vorgenommen wird,
ausgedehnte Anwendung finden kann, und zwar vor allem bei kleinen
Maschinenteilen.
G. Liebetanz.
––––––––––
Vorkalkulation von Arbeitslöhnen. (Auszug aus dem Vortrag
von Dipl.-Ing. Weißhuhn.) Die Vorkalkulation der
Arbeitslöhne, die gleich wichtig ist für Bestimmung der Herstellungskosten wie für
die Zwecke der Arbeiterentlöhnung, war früher das sorgfältig gehütete Geheimnis
einzelner Beamten der Werkstatt.
Der Vortragende erläutert an Hand von Lichtbildern und durch Beispiele eine große
Reihe von Verfahren zur Vorausbestimmung von Arbeitszeiten. Die wissenschaftliche
Behandlung dieser Frage kommt nicht nur dem Fabrikunternehmen dadurch zugute,
daß sie sichere Grundlagen für die Vorkalkulation der Herstellungskosten schafft,
sondern eine derartige Vorausbestimmung der Arbeitslöhne wird dazu berufen sein, die
bewußten und unbewußten Fehlerquellen auszuschalten, die sich bei der Festsetzung
von Stückpreisen durch einzelne Betriebsbeamte ergaben. Wer die Geschichte der
Zwistigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennt, weiß, daß die schätzende
Festsetzung der Stückpreise häufig Anlaß gab, den Frieden zu stören. Daher ist die
wissenschaftliche Behandlung der Vorausbestimmung der Arbeitslöhne als ein Schritt
auf dem Wege zum Frieden zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmertum zu begrüßen.
––––––––––
Das k. k. Technische Versuchsamt in Wien plant eine
Zusammenstellung sämtlicher technischer Versuchsanstalten des In- und Auslandes. Es
schreibt uns:
Für unseren Kataster benötigen wir folgende Daten:
Angabe der technischen Spezialgebiete der Versuchsanstalt, Adressen derselben, Namen
der Inhaber und Angestellten, Datum der Errichtung der Anstalt, weitere Bekanntgabe,
ob das Institut selbständig ist oder mit einer technischen Unterrichtsanstalt
(Hochschule, Gewerbeschule) oder einer Fabrik, Vereinigung oder einem
Gewerbebetriebe in Verbindung steht, ob es allgemein zugänglich oder nur für interne
Zwecke errichtet wurde, endlich Näheres über Einrichtung und Betriebsumfang
desselben.
Es werden also alle technischen Versuchsanstalten, ausgenommen jene, welche bereits
mit dem unterzeichneten Amte im Verkehre stehen, um die möglichst baldige Auskunft
gebeten.
Das k. k. Technische Versuchsamt nimmt auch jede Neuerung und Anregung auf dem
Gebiete des technischen Versuchswesens zur Kenntnis, [k. k. Technisches Versuchsamt
(Präsident Exner).]
––––––––––
§ 23 W.-Z.-G. Der Schutz, der einem ausländischen, im
Inland eingetragenen Zeichen zukommt, ist nur akzessorischer Natur.
Das Zeichen Nr. 1869, bestehend aus dem Worte „Magnolia“, ist im Jahre 1895
für die Firma The Magnolia Anti-Fricton-Metall-Company in
London (für Lagermetall, Geschäftsbetrieb: Metallgießerei) eingetragen. Bei dem
Zeichen handelt es sich, worüber zwischen den Parteien kein Streit besteht, und
wovon auch der Ber.-R. ausgeht, um ein ausländisches,
gemäß § 23 W.-Z.-G. im Inlande zur Anmeldung gebrachtes Warenzeichen. Der Schutz,
der dem Zeichen zukommt, ist daher nur akzessorischer Natur: es muß zur Zeit der
Eintragung des Zeichens in die deutsche Zeichenrolle dem ausländischen Zeichen, auf
Grund dessen es nur eintragbar ist, in dessen Heimatstaat zeichenrechtlicher Schutz
zukommen (§ 23). Der Beklagte hat, wie er mit der Revision geltend macht, in den
Instanzen behauptet gehabt: Die dem Zeichen Nr. 1869 zugrunde liegende englische
Marke sei – schon bevor die Umschreibung der deutschen Marke auf die Klägerin
erfolgt sei –
infolge Erkenntnisses des höchsten englischen Gerichtshofes gelöscht worden, weil
das das Zeichen bildende Wort „Magnolia“ nur eine Warenbezeichnung, ein Freiwort (Freizeichen) sei. Es
hat also, wie nach der Behauptung des Beklagten anzunehmen ist, schon zur Zeit der Eintragung der Marke in Deutschland die Marke im Heimatstaate in
Wirklichkeit den Schutz, der die Voraussetzung
für die Eintragung in die deutsche Zeichenrolle bildet, nicht gehabt. Ein solcher Schutz ist nur scheinbar vorhanden gewesen und
daher nur irrtümlich angenommen worden. In einem solchen Falle hat für die in ihrem
Heimatsstaate in Wahrheit nicht geschützte Auslandsmarke auch in Deutschland ein
Schutzrecht nicht zur Entstehung gelangen können.
Es kommt dabei freilich noch in Frage, ob dem in die Zeichenrolle vom Patentamt
eingetragenen Zeichen von den Gerichten nicht ohne weiteres bis zur Löschung des
Zeichens der Schutz des W.-Z.-G. zu gewähren ist. Das war hier zu verneinen. Inlandzeichen steht allerdings der formelle Schutz des § 12 bis zu ihrer Löschung schon auf
Grund der durch das Patentamt bewirkten Eintragung zu, und es haben die Gerichte
ihnen gegenüber nicht nachzuprüfen, ob das Patentamt die Eintragung zu Recht bewirkt hat oder sie hätte versagen sollen; bei ihnen
bildet die Eintragung zeichenrechtlich allein die Voraussetzung des Schutzes. Bei
Auslandzeichen ist die in die Zeichenrolle des
Patentamtes eingetragene Marke immer eine ausländische geblieben, sie hat auch durch
die Eintragung nicht den Charakter und die Kraft einer nun selbständigen, neuen
deutschen Marke erlangt; bei ihnen ist gemäß § 23 Voraussetzung des Schutzes nicht nur die vom Patentamt bewirkte Eintragung, sondern ferner auch das Bestehen der Auslandsmarke zur Zeit der
Eintragung; das Vorliegen dieser noch anderweiten Voraussetzung des
Schutzes ist von den Gerichten selbständig zu prüfen. [Aus dem Urteil d.
Reichsgerichts vom 1. Oktober 1912.]
W. D.