Titel: | Zur Theorie der Preßluftpumpe. |
Autor: | L. Darapsky |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 230 |
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Zur Theorie der Preßluftpumpe.
Von Dr. L. Darapsky in
Hamburg.
(Fortsetzung von S. 203 d. Bd.)
DARAPSKY: Zur Theorie der Preßluftpumpe.
Weit eindringender behandelt F. HenrichTheorie der kohlensäureführenden Quellen,
begründet durch Versuche (Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
Preuß. Staat 1902, L S. 531). Ders. Beitrag zur Theorie der
intermittierenden kohlensäurehaltigen Quellen (ebenda 1879, S.
199). das Problem. Ausgehend von der Erfahrung, daß die natürlichen
Kohlensäuerlinge, diese ältesten, bekannten Preßgaspumpen bei niedrigem
Barometerstand mehr Wasser liefern als bei hohem, was bereits Lersch in seiner Hydrophysik zu der Aeußerung veranlaßte: „die Sprudel
können als umgekehrte Barometer angesehen werden“, bemühte er sich, der
Sache auf den Grund zu kommen. Weder die Annahme, zu der Bischof greift, daß starke Gasblasen das Wasser hochheben oder mit sich
reißen sollten, noch die Unterstellung eines veränderlichen Ausgleichniveaus nach
Art der kommunizierenden Röhren gab über die Intermittenz der Quellen befriedigende
Auskunft. In scharf mathematischer Deduktion entwickelte Henrich dagegen die mit unseren obigen Darlegungen übereinstimmende
Anschauung dahin, daß „alle Säurequellen durch Kohlensäure derartig aufgetrieben
werden, daß die in der Quellröhre frei aufsteigende Kohlensäure so viel Wasser
verdrängt, als sie selber Raum einnimmt“Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preuß. Staat 1902,
S. 539..
Ausführlicher noch zuletztUeber die Einwirkung
von kohlensäurehaltigem Wasser auf Gesteine und über den Ursprung und den
Mechanismus der kohlensäureführenden Thermen (Zeitschrift für prakt.
Geologie 1910, S. 91.): „Nach meinen diesbezüglichen Versuchen
mit Kohlensäure und Luft spielt sich der Vorgang so ab: Tritt eine große Luft-
oder Kohlensäureblase, welche den ganzen Querschnitt einer mit Wasser gefüllten
Röhre ausfüllt, unter Druck in diese Röhre, so wird die ganze Wassersäule um den
Betrag des Luftvolumens gehoben. Die Blase steigt darauf durch die Wassersäule
in die Höhe, ohne sie zu heben. Beim Aufsteigen vergrößert sich ihr Volumen
und verdrängt nun soviel Wasser, als ihre Volumenvergrößerung beträgt. Während
die Blase aufsteigt, fließt die Wassersäule an dem Mantel der Röhre herunter und
folgt der Blase nach“. Die Versuche an Glasröhren, mit denen Henrich diese Lehre zu stützen unternahm, bekräftigen
freilich nur das allgemeine Gesetz, ohne Einzelheiten erkennen zu lassen weil die
Versuchsanordnung (umgebogenes Luftrohr, Erschwerung des Ersatzes für das
ausfließende Wasser durch zu engen Querschnitt u.a.) heftige Schwankungen des
Spiegels mit sich brachte.
Da nun Kohlensäure in Blasen nur aufsteigen kann, wenn die Quelle an sich damit
übersättigt ist, so folgt, daß bei abnehmendem Luftdruck oder was dasselbe bedeutet,
bei einer Verkürzung der Drucksäule, das Ueberfließen durch die infolge der
Druckverminderung frei werdende Kohlensäure verstärkt wird. Bei vermehrtem Luftdruck
verringert sich umgekehrt der von dem Gas eingenommene Raum nicht nur, sondern ein
Teil der freien Kohlensäure geht auch in Lösung. Die Quelle kann so unter Umständen
tief zurücksinken; vornehmlich dann, wenn sie bei einer vorhergehenden Eruption mehr
Gas verloren hat, als gleichzeitig aus ihrem Ursprungsherd ergänzt werden kann.
Letzteren Fall hat derselbe VerfasserDer Namedy-Sprudel bei Andernach (Zeitschrift fü
prakt. Geologie 1910, S. 447). jüngst beim Namedy-Sprudel in seiner Besonderheit festgelegt. Die Gesamtmenge des in
der Wassersäule verteilten Gases führt ihn auf die Formel:
Q=\frac{q\,.\,r}{c}\,ln\,\frac{\rho+h}{\rho},
worin
Q das Volumen der Kohlensäure,
q deren Menge in cbm bei 760 mm
Quecksilberdruck,
r den mittleren Atmosphärendruck von
10,33 m Wassersäule,
c die Geschwindigkeit des
aufsteigenden Gases,
p den wechselnden Luftdruck,
h die senkrechte Höhe der Wassersäule
bedeuten.
Kann nun eine mit einer gewissen Geschwindigkeit aufsteigende Gasmasse wirklich kein
Wasser heben? Henrich beantwortet auch diese Frage.
Setzt man h = c t, dann ist
die Gesamtarbeit aller in der Zeit t aufsteigenden
Kohlensäureblasen annähernd
A = h ∙
t ∙ q mkg.
„Bei dem Querschnitt F und der Höhe h ist das Gewicht der Wassersäule F' ∙ h ∙ 1000 kg. Soll
dieses x m hoch gehoben werden, so ist die
erforderliche Arbeit A = F ∙ h ∙ 1000 ∙ x mkg. Aus
den beiden Gleichungen für A erhält man
x=0,001\,\frac{q}{F}\,.\,t.
Da \frac{q}{F} immer eine kleine Zahl ist, so ist leicht
einzusehen, daß eine große, die Röhre erfüllende Gasblase eine über ihr stehende
Wassersäule in 1 Sekunde nur um eine sehr kleine Größe zu heben vermag. Für eine
Kohlensäureblase von 1 m Höhe, die mit einer Geschwindigkeit c = 0,27 aufsteigt, ließe sich eine darüber
befindliche Wassersäule von 1 m beispielsweise i. d. Sek. um 0,53 mm
heben“Zeitschr. f. d.
Berg-, Hütten und Salinenwesen im Preuß. Staat 1902, S. 539..
Diese klare Feststellung verdient allgemeiner gewürdigt zu werden. Beweist sie doch
die Unmöglichkeit, auf dem Auftrieb eine Strömung des Wassers, wie sie eine Pumpe
verlangt, zu begründen. Gleichwohl meint A. Perényi in
seiner umfangreichen Monographie über den GegenstandRationelle Konstruktion und Wirkungsweise des
Druckluft-Wasserhebers für Tiefbrunnen. Wiesbaden 1908. S. 10.
„daß die direkte Ursache des Wasserhebens die Bewegung der Luft ist, welche durch
den wirksamen Auftrieb entsteht“.
Diese Auffassung dürfte auf einem Mißverständnis beruhen. Sie knüpft an Beobachtungen
an, welche die Hydrauliker des XVII. und XVIII. Jahrhunderts gesammelt, Newton voran, der zur Begründung seiner Gravitationslehre
fünfzöllige Glaskugeln in der St. Paulskirche in London 220' hoch herabfallen ließ und zöllige in Wasser zur Ermittlung der von der
Flüssigkeit herrührenden Verzögerungen und Widerstände. Dubuat und D' Aubuisson überzeugten sich, daß
die Substanz des bewegten Körpers bzw. desjenigen, dem das Wasser entgegengeführt
wird, dabei keinen Unterschied macht. Es kommt lediglich auf Form und Inhalt an.
Dabei ist das Hinterteil ohne Einfluß, weil an ihm nur ein negativer Druck
stattfindet. Um so wichtiger wird dagegen die Gestalt des Vorderteils.
Nun haben die Versuche von Borda, Vince, Hutton
übereinstimmend ergeben, daß der Widerstand einer Halbkugelfläche in Luft sowohl als
in Wasser nur ⅖ von dem einer geraden Fläche beträgt. Für den Kreiskegel im
besonderen fand Borda, daß bei einem Kantenwinkel
von 45° dieses Verhältnis sich wie 0,691 zu 1 stellt, für 30° wie 0,543 zu 1,
während die Berechnung nach dem Sinus des Einfallwinkels im einen Fall 0,707: 1, im
zweiten 0,50: 1 liefert. Vertauschte er den Kegel mit einem Rotationsellipsoid, in
welchem das Quadrat der Halbachse des Querschnitts den dritten Teil des Quadrats der
Halbachse des Längsschnitts ausmachte, so sank das Verhältnis der Widerstände auf
0,432: 1.
Da bei den im Wasser aufsteigenden Luftblasen die stark gewölbte Vorderfläche sich
sofort auffällig von der mehr oder weniger eingedrückten Hinterfläche unterscheidet,
so läßt sich hieraus abnehmen, wie die Widerstände sich gestalten. Für eine konkave
Einbuchtung fand Thiebault übrigens keinen Unterschied
von der Ebene.
DucheminExperimentaluntersuchungen über das Gesetz des Widerstandes der
Flüssigkeiten. Deutsch herausgegeben von Dr. H. C. Schnuse, Braunschweig 1844., der alle Angaben seiner
Vorgänger sorgfältig gesichtet und verarbeitet hat, leitet die Verschiedenheiten von
der Art der Ablenkung der Flüssigkeitsfäden her, die den schwimmenden Körper
umgeben. Vor ihm stellte D'Alembert die Sache so darEbenda S. 136., als ob vor und
hinter diesem eine gewisse Flüssigkeitsmasse mit in Bewegung gesetzt würde. Eine
Vorstellung, welche die Berechnung der betreffenden Widerstände erleichtert, durch
den Verlauf der mit ungleicher Geschwindigkeit ausgestatteten Stromfäden indessen
entbehrlich wird. Dubuat machte von D'Alemberts Hinweis insofern eine glückliche Anwendung, als er die
Dämpfung der Pendelschwingungen in der Luft ausreichend durch das Mitnehmen einer
entsprechenden Menge des umgebenden Mediums erklären konnte. Diese Masse erscheint
um so größer, je leichter der schwingende Körper im Vergleich zu seiner Umgebung
ist, müßte also für Luftblasen in Wasser besonders reichlich ausfallen, durch die
Begegnung mit anderen Blasen aber sich auch in jedem Augenblick ändern. Wenn also
Dubuat berechnet, daß eine Kugel im Durchschnitt die
Hälfte ihres Rauminhalts an Flüssigkeit mit beschleunigt, ein Verhältnis, das später
DirichletVergl.
F. Auerbach, Die theoretische Hydraulik.
Braunschweig 1881. S. 68. theoretisch entwickelt hat, so bedeutet
das einen bloßen Rechnungsfaktor, nicht aber, daß eine kugelige Blase etwa halb so
viel Flüssigkeit mit sich vom Grunde bis zur Oberfläche brächte. Genauer „bei der
Bewegung, welche in der ursprünglich ruhenden Flüssigkeit durch gradliniges
Fortgleiten einer festen Kugel hervorgerufen wird, erhalten die den Kugelpolen
anlagernden Flüssigkeitsteilchen die volle Gecchwindigkeit der Kugel, die daran
sich anschließenden achsialen Teilchen eine um so kleinere, je weiter sie von
den beiden Kugelpolen abstehen; die den Aequator berührenden Teilchen fließen
mit der halben Kugelgeschwindigkeit rückwärts.“Winckelmann,
Handbuch der Physik I, S. 427.
Diese Strömungen werden noch verwickelter durch das Begegnen unter sich und mit den Rohrwandungen.
Verlangte Duchemin doch schon für die Gültigkeit der oben
aufgeführten Widerstandszahlen, daß der freie Querschnitt der Flüssigkeit mindestens
vierfach größer sei als derjenige des eingetauchten Körpers. Ja, er vergißt nicht zu
bemerken, daß der Scharfsinn der Physiker bei Erklärung dieser Vorgänge bis dahin
mehr die Fortschritte der Mathematik als die Einsicht in die Sache selbst gefördert
habe.
Für die technische Seite des Problems bedarf es solcher Zurechtlegungen nicht. Die
scharfe Herleitung aus dem Begriff der Arbeitsleistung, wie sie Henrich gegeben, genügt, um den Anteil am Heben des
Wassers, der der Luft zugesprochen werden könnte, endgültig als unwesentlich bei
Seite zu stellen. Der Ausfluß der Preßluftpumpe wird durch das Ansteigen der
Luftblasen zwar beeinflußt; die treibende Kraft ist aber nicht in der Luft, sondern
in dem aus- bzw. nachfließenden Wasser zu suchen. Ein Pumpwerk kommt deshalb erst in
dem Augenblick zustande, wo die im Rohr stehende, mit Luft durchsetzte Wassersäule
unterhalb ihres Spiegels abgeschnitten wird; genau wie die natürlichen Sprudel nur
fließen, wenn der wogende Inhalt ihren Rand erreicht. Dann aber meist mit großer
Heftigkeit, und, was ohne ein näheres Eindringen in den Verlauf des Prozesses immer
wieder neue Verwunderung erweckt, in Pausen, wofür als bekanntestes Beispiel der
isländische Geysir genannt sein mag.
V. Die eigentliche
Preßluftpumpe.
Die einfachste Form der Preßluftpumpe besteht in einem senkrechten Rohr, das bis zu
einer gewissen Tiefe in Wasser taucht. Die Art der Zuleitung der Luft, die
Einrichtungen, die für ihren Zufluß am unteren Rohrende getroffen werden, ebenso die
Ableitung des geförderten Wassers am oberen beeinflussen zwar die Ergiebigkeit, so
daß diese Teile als Zubehör eine gesonderte Betrachtung verlangen. Aber die Mischung
und Hebung vollzieht sich ausschließlich in dem einen Rohr, das zugleich Schöpf-,
Pumpen- und Steigerohr darstellt. Um über das Wesen des Herganges klar zu werden,
sei zuerst das senkrechte Rohr ins Auge gefaßt. Sein Inneres denke man sich für
diesen Zweck frei von störenden Einbauten, zu denen vor allem das Luftzuführungsrohr
selbst zählt, das selbstverständlich in tiefen Brunnen gleichfalls von oben, aber
außerhalb des Steigerohres, eingeführt werden sollte.
Nach dem früher Gesagten steigt der Spiegel des mit einem Gemisch von Luft und Wasser
erfüllten Rohrs über den Ruhezustand, der durch das äußere Wasserbecken angegeben
wird, genau um eben so viel als die zurzeit im Rohr befindliche Luft Raum
beansprucht. In der Praxis ist es bei Brunnen nicht immer leicht, das äußere Niveau
unverändert festzuhalten, weil jeder Wasserentnahme eine zum Teil recht wechselnde
Absenkung entspricht. In offenen Gewässern, wie Flüssen, Seen, Staubecken läßt sich
diese Bedingung leichter erfüllen. Für eine Versuchsanordnung genügt
Zurückfließenlassen des geförderten Wassers. Zu beziehen ist die Steighöhe
stets auf eine unveränderliche Wasserfläche, weil sonst nicht nur die
Förderhöhe, sondern zugleich auch die Eintauchtiefe und mit ihr Luftdruck und
Luftmenge wechseln. Das scharfe Auseinanderhalten dieser Faktoren ist aber
Vorbedingung zum Verständnis ihrer Mitwirkung.
Bei der gleichen Luftzufuhr steht dann im allgemeinen das Gemisch im Rohr gleich
hoch; wie viel es deren bedarf, um das obere Ende überhaupt erreichen zu können,
läßt sich ohne weiteres berechnen. Die Luft braucht nur die Steighöhe, d.h. den
Abstand vom ursprünglichen Spiegel zum Rand auszufüllen. Von vornherein war der
Steighöhenraum auch mit Luft erfüllt, aber mit dem bedeutsamen Unterschied, daß
damals alle Luft unter atmosphärischem Druck, jetzt unter einem solchen steht, der
von dem der Atmosphäre bis zur Eintauchtiefe beständig zunimmt (Abb. 16). Die wirkliche Menge dieser eingeschlossenen
Luft richtet sich aber danach, ob sie in kleinen oder großen Blasen vorliegt. Gewiß
ist, daß alle Blasen nach oben zu, dem abnehmenden Wasserdruck entsprechend, sich
ausdehnen. Ohne eine bestimmte Annahme über ihre Größe läßt sich jedoch die
Luftmenge nicht feststellen. Die Blasengröße zu regeln gibt es nach dem früheren
kein Mittel, da die kleineren doch mit den größeren sich zu vereinigen streben.
Textabbildung Bd. 328, S. 232
Abb. 16.
Textabbildung Bd. 328, S. 232
Abb. 17.
So viel nur ist klar, daß, wenn alle Luft am Grunde des Steigrohres vereinigt wäre
(nach Abb. 17) derart, daß alles Wasser im Rohr in
Form einer ununterbrochenen Säule darüber stünde, die Erhebung zwar geringer
ausfiele, der Menge nach aber gleichwohl mehr Luft gebraucht würde, als bei ihrer
Auflösung in getrennte Blasen (nach Abb. 16), und
bei dieser wiederum um so weniger, je feiner die Zerteilung. Die Zusammenfassung in
eine einzige, geschlossene Luftzelle bedingt ein Maximum des Luftbedarfs, die
unendlich feine Einsprengung der Luft ein Minimum.
Denkt man sich die unendliche Feinheit in der Weise hergestellt, daß immer eine
wagerechte Luftschicht mit einer gleichfalls unmeßbar dünnen Wasserschicht
wechsellagert, so wird das Problem der mathematischen Behandlung zugänglich, und das
gibt einer solchen Vorstellung Zweck und Berechtigung. Freilich kann es aus
physikalischen Gründen keine Ausbreitung der Luft zu unendlich dünnen Scheiben im
Wasser geben. In einer offenen Wassermasse muß die aufsteigende Luft sich zu Blasen
ordnen, die im Rohr aus anderen Gründen sogar zu mehr oder weniger hohen Zellen
verwachsen. Das ist also das Gegenteil der geforderten, innigen Durchdringung der
beiden Elemente. Gleichwohl erscheint die Unterstellung einer Verteilung nach
Schichten zulässig, wenn sich nur nachweisen läßt, daß den praktischen Verhältnissen
damit Rechnung getragen wird. Sonst müßte überhaupt der Begriff der unbegrenzten
Teilbarkeit aus der Wissenschaft verschwinden, da nicht bloß die Chemie für ihre
Urstoffe eine bestimmte Grenze fordert, sondern selbst die Elektronen trotz ihrer Kleinheit eine
endliche Größe voraussetzen.
Diese Rechtfertigung ist in unserem Fall bereits in einer früheren AbhandlungL. Darapsky und F.
Schubert, Die Wirkungsweise der
Preßluftpumpen (Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 1906). gegeben worden,
die gleich zu Anfang den Nachweis erbringt, daß mindestens bis zu 60 m Tauchtiefe
hinab unbedenklich die unendlich feine Schichtung für die zellenartige Unterbrechung
eingesetzt werden kann.
Bezeichnet man mit v das Verhältnis des Räumes, den die
unter Atmosphärendruck pa gemessene Luft La einnimmt, zu dem verminderten Raum desselben Luftquantums L unter dem Wasserdruck (einschließlich der darauf
lastenden Atmosphäre) pe, so ergibt sich der Wert von v für die
einzelne Blase aus dem Boyleschen Gesetz, für die
Gesamtzahl einer Reihe auf das feinste durch die Wassersäule verteilter Luftblasen
zu
v=\frac{L_a}{L}=\frac{p_e-p_a}{p_a\,ln\,p_e/p_a}
Mit Hilfe des gleichen Ansatzes hat bereits Henrich die
Menge der in einem Sprudel aufsteigenden Kohlensäure bestimmt. Vergleicht man diese
zunächst nur rechnungsmäßig gefundene Zahl für ein 60 m tief mit Wasser angefülltes
Rohr mit dem Quantum Luft, das bei Vereinigung der Luft in eine, zwei und mehr
Zellen die Wassersäule auf die gleiche Höhe hebt, so findet man, daß gegenüber v = 3,083 schon bei acht Zellen der Luftbedarf von 7
(bei einer Zelle) auf 3,57 sinkt. Da die Zellen aber selbst für wenige Meter
Tauchtiefe weit zahlreicher ausfallen, so kann an ihrer Stelle stets v als „atmosphärischer Luftbedarf“ eingesetzt
werden.
Und zwar unbeschadet der von Bischof bereits vor mehr als
einem halben Jahrhundert gemachten Beobachtung, daß bei einigermaßen lebhaftem
Aufdrängen des Gases dieses stellenweise die ganze Weite des Bohrlochs erfüllt. So
verträgt sich die Rechnung sehr wohl mit der Mannigfaltigkeit der Natur, die nur
durch Zurückführung auf möglichste Einfachheit sich übersehen und mit bekannten
Erscheinungen in Uebereinstimmung bringen läßt. Die Berechnung des Luftinhalts hält
sich, unter Verzicht auf die Unterscheidung der einzelnen Blasen, an das Gesamtbild,
das von dem Ausdruck für die unendlich feine Schichtung nur unmerklich abweicht. Es
ist darum für die weiteren Ausführungen ohne Bedeutung, ob man alles Gewicht auf die
Trennung im Kolben legt, wie Poh1é, oder jede
Unterbrechung des Wasserraumes in seinem Effekt für gleichwertig erachtet – für die
Erhöhung des Wasserspiegels nämlich, der hier allein interessiert. Wenn in unserer
früheren Arbeit die Trennung in Schichten betont wurde, so geschah dies
hauptsächlich aus der Ueberlegung heraus, daß diese Betrachtungsweise
("Theorie") den Zusammenhang der wirksamen Faktoren am sichersten abzuleiten
erlaubt. Eine Vereinfachung, die sich so eng an die Tatsachen anschließt, hat
sicherlich nichts Spekulatives an sich. Alles übrige gehört ausschließlich der
BeobachtungEs ist schwer
begreiflich, wie Josse sich in einem Nachwort zu
unserer Arbeit (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1906, S. 2096)
dahin äußern kann, daß sich nach seinen Beobachtungen keine schichtenweise
Ueberlagerung eingestellt habe und deshalb der Beweis für eine solche
Theorie fehle. Dieses seltsame Mißverständnis aufzuklären, wurde uns damals
von der Redaktion der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
verweigert..
Das regelmäßige Auftreten von Kolben, von dem man sich an einem Glasmodell auch im
kleinsten Maßstab überzeugen kann, wird übrigens von Josse. bestritten. Er fandDruckluftwasserheber, Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1898,
S. 982.
„das Wasser im Steigrohr mit kleinen Luftbläschen- von der Größe einer Erbse
gemischt. In gewissen Zeiträumen wird dieses Gemisch von großen Luftblasen
durchsetzt, die den ganzen Querschnitt des Steigerohrs erfüllen und sich durch
das aufsteigende Wasser- und Luftgemisch hindurchdrängen.“ Diese
Wahrnehmungen wurden von ihm an einem etwas über 1 m langen Glasrohr gemacht, das
oben an das dreizöllige Steigerohr anschloß. Hätte er statt des oberen Endes das
untere beobachtet, so wäre ihm das wahre Verhältnis klar geworden.
Textabbildung Bd. 328, S. 233
Abb. 18.
Abb. 18 gibt die Photographie eines Glaseinsatzes von
2'' 1. W. vom unteren Ende einer Preßluftpumpe wieder. Die Luftkolben sind deutlich
von den Wasserkolben zu unterscheiden. Das Wasser war zuvor mit Kaliumpermanganat
dunkelrot gefärbt. Am oberen Ende kommen viele Umstände zusammen, die den Eindruck
verwirren. Einmal sind hier die Geschwindigkeiten vermöge der Expansion der Luft am
größten. Dann aber scheidet sich infolge des verminderten Druckes ein Teil der
anfangs gelösten, eingepreßten Luft wieder aus, was natürlich in feinen Bläschen
geschieht. Endlich sammeln sich diese und die vom Schwanz der Luftkolben
abgeschleuderten Blasen hinter jenen, wo sie sich wirbelnd umtreiben, bis ein neuer
Luftkolben sie erfaßt. Alles Nebenerscheinungen, die den wesentlichen d.h. an Masse
weitaus überwiegenden Vorschub der Kolben begleiten.
Aber, wie gesagt, die Art und Weise der Wasserunterbrechung ändert nichts an dem Wert
einer übersichtlichen Formulierung.
(Schluß folgt.)