Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 265 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Versuche mit Selbstgreifern. Dr.-Ing. Pfahl berichtet
in den Nr. 50, 51 und 52 der Z. d. V. d. I. 1912 über eine Reihe von Versuchen mit
Selbstgreifern. Die Versuche hatten den Zweck, Klarheit über die Kräfteverteilung
bei dem Vorgang des Selbstgreifens zu schaffen. Sie wurden auf dem Kohlenlagerplatz
der Charlottenburger Gasanstalt II ausgeführt. Der Platz wird von einer
Verladebrücke mit Führerlaufkatze überspannt. Als Versuchsgreifer dienten vier
Einseilgreifer, Patent Hone, älterer und neuerer Bauart
der Firma J. Pohlig in Köln-Zollstock.
Die Rauminhalte der Greifer waren 2,25, 1,75, 1,5 und 1 cbm, ihre bezüglichen
Eigengewichte bezogen auf 1 cbm Rauminhalt 1130, 1540, 1490 und 2460 kg. Das
Eigengewicht jedes Greifers konnte ferner um 200 und 400 kg durch Belastungsgewichte
vermehrt und um ebenso viel durch Gegengewichte vermindert werden, so daß für
jeden Greifer fünf Eigengewichtsstufen vorhanden waren. Von dem Fördermaterial, der
Kohle, wurden vier Haufen von verschiedener Stückgröße gebildet, fein, mittel, grob
und stückig; das stückige Material hatte eine Korngröße von 10 bis 20 cm.
Als Meßapparate dienten Funkenschriftinstrumente. Es wurden gemessen die Zeit, die
Hubmotorleistung, der Weg des Hubseiles und das Einsinken des Greifers in den
Haufen; die Füllung des Greifers wurde durch eine Kranwage festgestellt. Die
Versuchsergebnisse waren nun folgende. Die gegriffene Kohlenmenge ist bei demselben Greifer nicht seinem Eigengewichtverhältnis
gleich; die Unregelmäßigkeit ist am größten bei stückigem Material. Vergleicht man
das Verhalten der vier Greifer bei demselben Material
miteinander, so sind die Verschiedenheiten der einzelnen Füllungen um so geringer,
je schwerer das Eigengewicht bezogen auf 1 cbm Inhalt ist. Aus Hubzeit und Hubweg während der
Greifperiode wurde die Seilgeschwindigkeit aus dieser und der gemessenen
Motorleistung durch Rechnung unter Berücksichtigung der Massenkräfte die
Seilzugkurve bestimmt. Diese nahm einen gleichmäßigen Verlauf; die Zugkraft im
Hubseil nahm erst langsam, dann schneller zu, um am Ende der Greifzeit in die
statische Belastung des Seiles, halbes Eigengewicht des Greifers und halbe Nutzlast,
überzugehen.
Textabbildung Bd. 328, S. 266
In der Abbildung ist die Kräfteverteilung bei irgend einer Stellung der Schaufeln
während der Schließzeit dargestellt. Es ist S der Zug
im losen auf die Trommel auflaufenden Seil, n die
Uebersetzung, η der Wirkungsgrad des Flaschenzuges, G1 Gewicht des
Querhauptes, G2 der
Schaufel, Q der bereits gegriffenen Kohle, G3 des Gestelles, (n – 1) S die Reaktion des
Flaschenzuges und P die Schließkraft in der jeweiligen
Schaufelstellung.
Setzt man nun die algebraische Summe der Momente in bezug auf Punkt A und der Vertikalkomponente gleich Null, so erhält man
folgende Gleichungen
F=\frac{G+Q}{1+\frac{a}{b}\,n\,\eta\,\mbox{sin}\,\alpha}+\frac{G_1\,\frac{a}{b}+(G_2+Q)\,\frac{c}{b}}{\frac{1}{\mbox{sin}\,\alpha}+\frac{a}{b}\,n\,\eta}.
. . . . . . . . (1)
F + V = G + Q . . . . . (2)
worin V = P sin α.
Den Winkel α kann man aus den Wegen der Schaufelspitze
beim Greifen bestimmen. Die Wegkurven wurden für alle Greifer und alle
Belastungsstufen bestimmt. Ein Vergleich dieser Kurven ergab, daß die Winkel α im allgemeinen bei gleichen Stellungen um so größer
sind, je schwerer der Greifer und je feiner das Fördergut ist. An Hand der
Versuchsergebnisse wurde nun untersucht, wie weit die Gleichungen mit der
Wirklichkeit übereinstimmen. Es wurde aus den gemessenen Werten eine (G + Q)- und eine (F + V)
Kurve aufgezeichnet. Es ergab sich eine genügende Uebereinstimmung beider Kurven, so
daß die obige Gleichung als richtig angesehen werden kann. Die Abweichung ist um so
größer, je gröber die Kohle ist. Auch der mittels Gleichung 1 errechnete Wert für
den Seilzug F stimmte recht gut mit dem gemessenen
überein. Der Verfasser leitet aus obigen Gleichungen folgende Grundsätze für den Bau
von Selbstgreifern ab: Die Vertikalkomponente V
der Schließkraft soll so groß wie möglich sein. Dies durch großes G zu erreichen, ist unwirtschaftlich, weil es die
Hubleistung vergrößert. Es ist daher ein kleines S zu
erstreben, und zwar, indem man das unveränderliche Glied
\frac{a}{b}\,n\,\eta recht groß macht; der zweite Summand der
Gleichung 1 ist von nur geringer Bedeutung. Mithin große Uebersetzung n und gute Ausführung des Flaschenzuges. Den besten
Erfolg dürfte man indes mit einem möglichst großen Verhältnis
\frac{a}{b} erzielen. Das bedeutet aber nach der Abbildung
breite und niedrige Schaufeln.
Ds.
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Die Erdung als Schutzmittel in elektrischen Anlagen. Im
Anschluß an unseren Bericht über „Sicherheitsmaßnahmen gegen Ueberspannungen“
in Heft 51, Jahrgang 1912, entnehmen wir einem Vortrage im Ober-schlesischen
Elektrotechniker-Verein, in dem W. Vogel über die Erdung
als sichersten Schutz unter besonderer Berücksichtigung des Hütten- und
Grubenbetriebes sprach, folgendes:
Wie schon in dem erwähnten Bericht ausgeführt wurde, muß trotz unserer
hochentwickelten Isolationstechnik damit gerechnet werden, daß metallene
Ummantelungen oder Bedienungsorgane von Maschinen und Apparaten, die selbst
betriebsmäßig nicht stromführend sind, durch irgend welche Defekte Verbindung mit
einer Hochspannungsleitung bekommen, in der Praxis als Körperschluß bezeichnet. Sind
nun diese Metallteile von Erde isoliert, so schaltet sich eine Person, die zugleich
Metallteile und Erde berührt, in einen Stromkreis ein und wird von einem Strom
durchflössen, der der in Frage kommenden Potentialdifferenz direkt und dem
vorhandenen Uebergangswiderstande umgekehrt proportional ist. Letzterer ist
außerordentlich von den örtlichen Verhältnissen abhängig und nimmt in den genannten
Betrieben oft besonders kleine Werte an, indem die gefährdeten Personen
beispielsweise mit durchnäßtem Schuhzeug auf feuchtem Erdboden stehen oder
gleichzeitig in Berührung mit Rohrleitungen, Schienen und anderen Metallteilen
kommen, die selbst gut geerdet sind. Durch eine Verbindung aller betriebsmäßig nicht
spannungführenden Teile durch eine Leitung von möglichst geringem Gesamtwiderstand
mit der Erde kann sich eine Person gegebenenfalls nur parallel zu dieser
Kurzschlußleitung schalten und wird, wenn auch die Erdung vorschriftsmäßig
ausgeführt ist, uur von einem unmerkbaren Strom durchflössen.
Nun ist aber eine gute Erdung keineswegs immer so einfach herzustellen. Der
Vortragende gibt eine Reihe von Beispielen, wo durch nicht vollständige Beachtung
aller Faktoren Unglücksfälle veranlaßt wurden, wobei die Tötung herbeiführende
Spannung oft sehr gering war. So hatte ein Arbeiter bei Ausbesserungen an einer
Wasserhaltungsanlage unter Tage sich durch längeres Stehen im Sumpf nasse Stiefel
geholt. Als er dann auf eine eiserne Abdeckplatte trat und eine Handlampe anfaßte,
bekam er einen Schlag, der trotz nur 120 Volt Wechselstrom sofort tödlich wirkte. Die
Kabel waren äußerlich wohl durch einen Gummischlauch gut isoliert, nur hatte sich
eine Leitung am Durchführungsnippel blank gescheuert, und dieser vermittelte dann
den Stromübertritt über den Arbeiter zur Erde.
In einem anderen Falle führte zu einem Füllort unter Tage eine Lichtleitung von 220
Volt, die in Panzerrohr verlegt und unmittelbar am Gestein montiert war. Als ein
Arbeiter mit seinem eisernen Förderwagen gegen das Rohr stieß, erhielt er über den
Wagen einen tödlichen Schlag. Die Leitung hatte Schluß mit dem Panzerrohr bekommen,
und da merkwürdigerweise weder das unmittelbar am Gebirge liegende Panzerrohr noch
der auf Schienen laufende Förderwagen Erdverbindung hatten, floß der Strom über den
Arbeiter zur Erde.
Aus diesen und ähnlichen Fällen werden dann die Hauptgesichtspunkte für die Erdung
abgeleitet. Es werden die Fragen beantwortet: was, wo und wie soll man erden. Man
nimmt im allgemeinen an, daß Spannungen bis zu 250 Volt nicht gefährlich sind. Schon
aus den angeführten Beispielen ist zu entnehmen, daß dies bei feuchtem Boden oder
auf Werkplätzen, wo an oder dicht unter der Erdoberfläche ausgedehnte Metallmassen
(Schienen, Rohrleitungen usw.) verlegt sind, durchaus nicht zutrifft, so daß hierfür
besser etwa 65 Volt als obere Grenze anzusehen wäre. Fragt man, was geerdet werden
soll, so gibt schon § 3 der Vorschriften des V. D. E. an, daß die zur elektrischen
Anlage unmittelbar gehörenden metallenen Konstruktionsteile, die sich in der Nähe
von Hochspannung führenden Teilen befinden, geerdet werden sollen. Danach gehören
Motorgehäuse, Schaltkästen, Kabelmäntel usw. ohne weiteres dazu. Aber auch nicht
unmittelbar in Verbindung stehende Metallteile können nur zu oft auf Umwegen Strom
erhalten, und es kann daher bei der Auswahl der zu erdenden Teile gar nicht weit
genug gegangen werden, umsomehr, als die spätere Möglichkeit von Stromschlüssen nur
schwer zu überschauen ist. Es kann nur empfohlen werden, alle erreichbaren
Metallmassen durch solide Verbindungen zu einer einzigen kurzgeschlossenen Masse zu
vermengen und diese an die Erdung anzuschließen.
Ueber die Frage „wo ist zu erden“ geben die Verbandsvorschriften weiter an,
daß in allen Anlagen bei Spannungen über 250 Volt geerdet werden muß. Wie aber schon
in vorhergehendem gesagt, muß den örtlichen Verhältnissen in weitgehendstem Maße
Rechnung getragen werden. So sollte in Gruben- und Hüttenbetrieben auch bei den
gebräuchlichen Niederspannungen stets geerdet werden, desgleichen in Betrieben, in
denen durch Feuchtigkeit, Dämpfe oder chemische Einflüsse Kleidung und Haut der
Menschen bessere Leitfähigkeit erhalten. Auch moderne Gebäude aus Eisenkonstruktion
oder Eisenbeton sind, da sie mit der Erde in guter Verbindung stehen, sehr
gefährlich. Bei Wohnräumen ist besonders die Waschküche und das Badezimmer zu
berücksichtigen.
Ueber das „Wie“ der Erdung ist zu sagen, daß der sicherste Weg der ist, die
unter sich verbundenen Metallmassen durch eine möglichst kurze und dicke Leitung
etwa an ein Wasserleitungsrohrnetz oder ein ausgedehntes Schienennetz zu legen.
Ferner geben die Armierungen von Kabeln, die Eisenkonstruktion der Werkstätten oder
auch der blank verlegte Nulleiter elektrischer Leitungsnetze eine sehr vollkommene
natürliche Erdelektrode. Dieser solle man sich stets soweit möglich bedienen, selbst
wenn man gezwungen ist, künstliche Elektroden auszulegen. Dies wird erforderlich,
wenn natürliche Erdverbindungen nicht vorhanden sind, oder über ihre gute
Wirksamkeit Zweifel bestehen. Statt der teuren Kupfer-Erdplatten kann man sehr gut
Abfalleisen, wie alte Schienen, Rohre, Kesselbleche oder dergleichen verwenden, die
bis zu einer dauernd feuchten Erdschicht herabgeführt werden müssen.
Besondere Maßregeln werden erforderlich, wenn die Feuchtigkeit des Bodens ungenügend
oder unzuverlässig, und Grundwasser in der Nähe nicht erreichbar ist. Dies ist z.B.
der Fall, wenn ein Gebäude geerdet werden soll, das auf einer Anhöhe auf sandigem
oder felsigem Grunde steht, und etwaiges Regenwasser natürlich schon nach kurzer
Zeit verschwunden ist. Hier hilft man sich dadurch, daß man das auftretende
Potentialgefälle über ein möglichst großes Gebiet verteilt. Zu diesem Zweck wird um
das gefährdete Gebäude herum dicht unter der Erdoberfläche eine Ringleitung – etwa
aus alten Förderseilen – verlegt, an welche die zu erdenden Metallteile des Gebäudes
angeschlossen sind. Von der Ringleitung gehen strahlenförmig nach allen Richtungen
Ausläufer aus, die anfänglich etwa 0,5 m unter Erde liegen und sich nach den Enden
zu senken. Die gute Wirkung der Erdleiter läßt sich durch Einbetten in Koks noch
erheblich verbessern. Jedenfalls läßt sich unter allen Umständen eine Erdung
durchführen, die bei sachgemäßer Ausführung jede Gefahr ausschließt. [W. Vogel.
Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb, 20. und 27. Dezember 1912.]
Rich. Müller.
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Die physikalischen und chemischen Vorgänge beim autogenen
Schneiden. Der Erfinder des autogenen Schneidens ist der Einbrecher Brown, der 1890 in Hannover mit einer Knallgasflamme die
Wand eines Geldschrankes durchlochte. Die ersten autogenen Schneidversuche wurden
vom Verfasser im Jahre 1895 in den Vorlesungen über anorganische Experimentalchemie
an der Technischen Hochschule zu Berlin ausgeführt.
Von einem wirklichen Schneiden kann beim autogenen Schneidverfahren nicht die Rede
sein, weil es sich um einen Schmelz- und Verbrennungsprozeß handelt. Ein Körper kann
nur dann verbrannt werden, wenn man ihn zuvor auf seine Entzündungstemperatur
erhitzte. Beim autogenen Schneiden verbrennt Eisen, das mit einer Knallgasflamme auf
seine Entzündungstemperatur, etwa 2200°, erhitzt wurde.
Ein Schmelzen und Verbrennen des Eisens, wie es für das autogene Schneiden
erforderlich ist, ist mit der Knallgasflamme und einem Ueberschuß von Sauerstoff
unter Druck nur bei denjenigen Eisensorten ausführbar, deren Schmelzpunkte über etwa
1400° liegen. Eine Platte aus Gußeisen kann mit einem für diese Stärke berechneten
Knallgasgebläse nicht durchtrennt werden.
Von den chemischen Reaktionen, die für die Wärmebilanz eine Rolle spielen, sind zu
erwähnen die Bildung von Wasser, von Eisenoxydul, Eisenoxyd bzw. von Eisenoxyduloxyd
und die Bildung von Kohlendioxyd. Die erwähnten Vorgänge sind exothermische
Prozesse. Die gesamte durch chemische Reaktionen entwickelte Wärmemenge kann nicht
in vollem Umfange zur Geltung kommen, weil zur Verdampfung des gebildeten Wassers,
zu seiner Dissoziation und zur Schmelzung der Eisenoxyde Wärme verbraucht wird.
Diese Vorgänge, die den Schneidprozeß ungünstig beeinflussen, sind nicht die
einzigen, sondern es werden beim Verbrennen des Eisens an der Luft auch nicht
unerhebliche Mengen von Stickoxyden gebildet; hier handelt es sich um einen stark
endothermischen Prozeß.
Verwendet man zur Erzeugung der Knallgasflamme nicht reinen Wasserstoff, sondern
Acetylen, Leuchtgas, Blaugas usw., so tritt in den chemischen Reaktionen und den
hierdurch gebildeten Stoffen eine nicht unwesentliche Aenderung ein. Die
Wasserbildung tritt zurück, die Bildung von Kohlendioxyd in den Vordergrund, während
die Menge der gebildeten Stickoxyde keinen wesentlichen Schwankungen zu unterliegen
scheint.
Interessant gestalten sich die Verbrennungsvorgänge, wenn man statt Wasserstoff
Ammoniak oder Kohlenoxyd mit einem Ueberschuß von unter Druck stehendem Sauerstoff
verbrennt. Auch mit einer Ammoniak-Sauerstoffflamme kann man dünne Eisenplatten
durchschneiden. Eine Ammoniak-Sauerstoffflamme erzeugt größere Mengen von
Stickoxyden und bei Anwesenheit von Metallen Metallstickstoffverbindungen. Die Menge
der durch eine Ammoniak-Sauerstoffflamme gebildeten Stickoxyde steigt in Gegenwart
von Eisen erheblich; die Stickoxyde fallen infolge der raschen Fortführung durch den
unter Druck stehenden Sauerstoff nicht leicht der Zersetzung wieder anheim. In einem
Kohlenoxyd-Sauerstoffgebläse verbrennt Eisen ebenfalls; Stickoxyde konnten nicht
nachgewiesen werden, dagegen kleine Mengen von Cyanverbindungen.
Die chemischen Vorgänge bei der Verwendung einer Wasserstoff-Stickoxydulflamme werden
zurzeit noch untersucht. Schwefel verbrennt in einer Wasserstoff-Stickoxydulflamme,
wie auch in Stickoxydul allein unter Bildung von Nitrosylschwefelsäure. Dieser
Vorgang kann nur dadurch zustande kommen, daß ein Teil des im Stickoxydul
enthaltenen Stickstoffes reduziert wird, während ein anderer Teil gleichzeitig zu
Stickoxyden oxydiert wird. [Aus einem Vortrage auf dem VIII. Internationalen Kongreß
für angewandte Chemie in Washington und New York 1912.]
Prof. Dr. A. Stavenhagen.
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Neue Versuchsanlagen für die Untersuchung von Kohlenstaub und
Brandgasen im Ausland. In England werden zurzeit
vom Ministerium des Innern eingehende Versuche über Kohlenstaub- und
Schlagwetterexplosionen im großen Maßstabe durchgeführt, die nach der Beschreibung
in „Iron and Coal Trades Review“ lehrreiche Resultate zu liefern
versprechen. Eine neue, umfangreiche Versuchsstation in Eskmeals (Cumberland) steht
der Kommission zur Durchführung ihrer Forschungsarbeiten zur Verfügung. Die Versuche
werden u.a. ausgeführt von Capt. Desborough und Mr. H. B.
Dixou, Professor der Universität Manchester. Der
Hauptvorzug der neuen Versuchsstation gegenüber der früheren in Altofts liegt darin,
daß es gelungen ist, eine vollständige Abdichtung der einzelnen Sektionen
herbeizuführen, wodurch es möglich ist, den gesamten, bei der Explosion entstehenden
Druck genau festzustellen. Das Laboratorium enthält u.a. auch ein Explosionsrohr aus
Glas, in dem Versuche über die Fortpflanzung der Flamme im Gasgemisch gemacht werden
können. Die Photographie der Explosionsflamme erhält man dadurch, daß man die Kamera
auf einem Stahlrade aufstellt, das bis zu 100 Umdrehungen in der Sekunde machen
kann. Der photographische Film ist am Umfange des Rades befestigt und ist 1 m lang.
Von den sehr interessanten Daten, die mit diesem Apparat gefunden sind, sei
angeführt, daß z.B. die Fortpflanzungsfähigkeit der Explosionsflamme in einem Rohr
mit geschlossenem Ende viel größer ist als in einem an beiden Enden offenen Rohr.
Explosionen, die in der Grube stattfinden, gleichen den in einem einseitig
geschlossenen Rohr hervorgerufenen. Ein anderer Apparat verzeichnet selbsttätig die
Zeit, die zwischen der Entzündung durch den Funken und dem Eintreten der
Druckwirkung verfließt. Wichtige Resultate sind auch bereits hinsichtlich der
Zusammensetzung der Kohle gefunden. Es ist festgestellt, daß schon bei der geringen
Temperatur von 250° kleine Mengen von Oel ausgeschieden werden, daß also der Zerfall
der Kohle bei viel geringeren Temperaturen beginnt als bisher angenommen worden ist.
Endlich wurde auch die Menge des für die Unmöglichkeit einer Entzündung
erforderlichen unverbrennbaren Staubes in einer Mischung
mit Kohlenstaub bestimmt. Als sehr wirkungsvoll erwies
sich hier Natriumbikarbonat, von dem schon ein Zusatz von 6 v. H. genügte. Die
Differenzen in den Entzündungstemperaturen verschiedener Kohlensorten betrugen etwa
50°. Eine Beimischung von 6 v. H. Natriumbikarbonat oder 20 v. H. Tonschiefer
reichten hin, um den Entzündungspunkt so hoch zu verlegen, daß die Entzündungsmittel
des Apparats nicht mehr zur Wirkung gelangten.
Eine ähnliche Versuchsanlage ist in Oesterreich, und zwar
im Auftrage des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten auf dem k. k. Juliusschacht
in Kopitz ausgeführt worden (vergl. Zeitschrift des Zentral Verbandes der
Bergbaubetriebsleiter Oesterreichs 1912, Nr. 23). Diese Anstalt ist insbesondere für
die Beseitigung der dem Braunkohlenbergbau eigenthümlichen Gefahrenmomente bestimmt.
Zu diesem Zweck wird auch eine Anlage zur künstlichen Brandgaserzeugung damit
verbunden. Der Kohlenstaub wird in einer Mühle erzeugt. Die Entzündungsfähigkeit der
Gase und des Kohlenstaubes wird in einer Schondorfschen
Lutte untersucht. Zur Feststellung der Druckwirkungen dient ein 300 m, 10 m unter
Tage angelegter Stollen, an dessen einem Ende die Explosionskammer von 10 cbm Fassungsraum
liegt. Ueber dieser Explosionskammer wird eine Blechkaue aufgestellt, in der ein
elektrisch angetriebener Ventilator von 4 00 cbm/Min. Leistung, ein
Kohlenstaubzerstäuber, der aus einem an der Firste schwebend angebrachten, mittels
Handradvorgeleges in Bewegung zu setzenden Horizontalflügel besteht, sowie alle zur
Ermittlung der Druck- und Temperaturveränderungen nötigen Apparate untergebracht
sind. Für die Gaserzeugung wird ein Generator und ein
Retortenofen aufgestellt. Die stündlich erzeugte Gasmenge beträgt 120 cbm. Jeder
Apparat, mit Ausnahme des Naßreinigers und des Skrubbers, kann ausgeschaltet werden,
damit bei Betriebsstörungen nicht die ganze Anlage stillgesetzt werden muß. In die
unterirdisch verlegte Leitung wird ein Gassauger eingeschaltet und so aufgestellt,
daß die völlig gereinigten Gase in diesen eintreten und von hier aus in den 50 cbm
fassenden Gasbehälter gedrückt werden. Die Gasleitung entspricht im übrigen der
Anordnung, welche in Versuchsgasanstalten zur Verwendung kommt. Neben dem
Versuchsstollen und der Gaserzeugungsanlage vervollständigen ein Maschinenraum und
ein modernes Laboratorium die Anlage.
g.
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Der Stock-Motorpflug. Durch seine mannigfaltigen Vorzüge
gegenüber der umständlichen Dampfmaschine hat sich der Explosionsmotor auch in der
Landwirtschaft als einfaches und billiges Betriebsmittel eine bevorzugte Stellung
geschaffen, insbesondere auch auf dem Gebiete der maschinellen Bodenbearbeitung, wo
er neuerdings den Dampfpflug nachhaltig zu verdrängen beginnt.
Die Anfänge des Motorpflugbaues führen uns nach Nordamerika, wo etwa zu Beginn dieses
Jahrhunderts die ersten Versuche mit der motorischen Bodenbearbeitung gemacht
wurden. Einige Jahre später folgte der europäische Kontinent und zwar besonders
Deutschland, wo Robert Stock mit einer Konstruktion auf
den Markt trat, die sich von den lediglich als Schleppmaschinen fungierenden
amerikanischen Traktoren grundsätzlich dadurch unterschied, daß Pflug und Zugmotor
ein zusammenhängendes Ganzes bilden, eine Anordnung, deren Vorteile namentlich in
der hierdurch ermöglichten Gewichtsverminderung auf die Hälfte bis ein Drittel zum
Ausdruck kommen. Dessenungeachtet ist die Haftfestigkeit der Räder auf dem Boden
eine hohe, weil fast das ganze Gewicht auf den hohen Triebrädern ruht und somit fast
gänzlich als nutzbares Reibungsgewicht dient. Uebrigens wird diese Haftfestigkeit
noch erheblich verstärkt durch die an den Radfelgen angebrachten, gesetzlich
geschützten Greifer, deren Größe der jeweiligen Bodenbeschaffenheit entsprechend
gewählt werden kann. Der die abnehmbaren Pflugkörper tragende Rahmen läßt sich
bequem vom Führersitze aus heben und senken; die Steuerung erfolgt durch ein hinten
angebrachtes Lenkrad, das zur Verstärkung der Steuerwirkung mit einer scharfen
Flansche versehen ist. Der Motor ist mit 42 PS indiziert und leistet bei stärkerer
Beanspruchung bis zu 50 PS; er hat vier wassergekühlte Zylinder, Bosch-Zündung,
Bosch-Oeler und verarbeitet Benzin, Benzol, Borneoxol, auch Schwerbenzin.
Bei dem vom 15. bis 17. XI. d. J. in Ebreichsdorf bei Wien von der Landwirtschafts-Gesellschaft
in Wien veranstalteten internationalen Schaupflügen war
neben einer Reihe von Traktoren auch der Stock-Motorpflug
vertreten. Seine Vorführung war ein voller Erfolg, sowohl im Hinblick auf Leistung
und Manövrierfähigkeit, wie auch insbesondere hinsichtlich der leichten Bedienung,
die nur einen Mann erfordert.
Wenige Tage darauf, am 25. XI. 12, wurde dem Stock-Motorpflug aus Anlaß seiner vorzüglichen Leistungen bei dem Schaupflügen in Prag der erste Preis (Medaille und
Diplom) zuerkannt. Hier pflügte der Stock-Pflug zwei
Morgen auf 20 cm Tiefe in 41 Minuten und die gleiche Fläche auf etwa 32 cm Tiefe in
50 Minuten. Arbeitszeit und Brennstoffverbrauch waren beim Stock-Pflug bei weitem am geringsten von allen anderen vertretenen
Systemen.
Seiner Verwendbarkeit nach ist der Stock-Pflug ziemlich
universell; er eignet sich selbst für schwerste Böden. In der Regel arbeitet er mit
sechs Scharen bei einer Arbeitsbreite von 2 m und leistet dabei auf mittelschweren
Boden bei einer Furchentiefe von 25 cm und zehnstündiger Arbeitszeit etwa 25 bis 30
Morgen, beim Schälen bis zu 40 Morgen. Auch zum Tiefpflügen und Dungunterpflügen ist
der Stock-Pflug sehr gut geeignet, ebenso arbeitet er nach Bedarf mit Vorschneidern,
Vorschälern oder Untergrundlockerern ausgezeichnet. Sodann kommt er zum Anhängen von
Eggen, Walzen, Kultivatoren, Säemaschinen, Rübenhebern, Bindern, ferner, mittels
einer vorgesehenen Antriebsscheibe, zum Betriebe verschiedener landwirtschaftlicher
Maschinen vorteilhaft in Betracht. Mit drei angehängten Kultivatoren läßt sich eine
Arbeitsbreite von 7 m erzielen.
Als Betriebskostenziffer des Stock-Pfluges ermittelte
Professor Luedecke-Breslau laut einer in Nr. 41/42 1912
der Zeitschrift der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien veröffentlichten
Arbeit S. 1337 unter Zugrundelegung von Ergebnissen, die in dem äußerst schwierigen
Jahre 1911 gewonnen waren, den Betrag von M 2,50 für den gepflügten Morgen. Für
Amortisation und Verzinsung gelangt derselbe Autor zu einem Betrage von M 1,23, wenn
2000 Morgen im Jnhre gepflügt werden, so daß die Gesamtkosten für den Morgen sich
auf 2,50 + M3 = rd. M 3,75 belaufen dürften.
Da der Stock-Motorpflug M 17000 kostet, ist seine
Anschaffung im Gegensatz zu den teuren, bis zu M 60000 kostenden Dampfpflügen auch
für mittlere Betriebe möglich.
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Ueber Prüfung und Bewertung der Schmiermittel. Prof. Dr.
Holde. Verfasser macht zunächst einige geschichtliche
Mitteilungen über die Verwendung von Schmiermitteln. Schon im ersten Jahrhundert n.
Chr. findet sich bei Heron d. Aelteren in einer Beschreibung eines Automatentheaters
die Angabe, daß die Räder der Automaten sich besser drehen, wenn man Oel
daranbringt. Er berichtet sodann über die Gewinnung des Schmieröls aus dem
Rohpetroleum und über die an Schmiermittel zu stellenden Anforderungen. In
chemischer Hinsicht ist die Abwesenheit von Beschwerungsmitteln, freien Fettsäuren
und Mineralsäuren von Bedeutung, dagegen ist die wichtigste physikalische
Eigenschaft der Schmieröle die Zähflüssigkeit. Die zu ihrer Bestimmung
gebräuchlichen Methoden werden näher beschrieben. Hinsichtlich der Zähigkeit werden
je nach dem Verwendungszweck ganz spezielle Anforderungen gestellt, so für
Transmissionsöle, Turbinenöle, Dampfzylinderöle, Explosionsmotorenöle u.a. Von
großer praktischer Bedeutung ist die Rückstandbildung der Schmieröle, die den Gang
von Motoren stark beeinflußt. Auch eine Verharzung kann infolge hohen Gehalts des
Oeles an Seife bisweilen auftreten. In chemischer Hinsicht sind mehrere neue
bedeutsame Erkenntnisse in letzter Zeit erzielt worden, so über die Bedeutung der
Naphthene bei der Schmierwirkung und über die Natur der in Azeton löslichen Anteile
der Schmieröle. Sehr wichtig für die Wertbeurteilung ist auch der Erstarrungspunkt
eines Schmieröles, namentlich bei Eismaschinen und beim Eisenbahnbetrieb im Winter.
Im zweiten Teil seines Aufsatzes berichtet Verfasser eingehend an der Hand von
Abbildungen über die Methoden zur Bestimmung der Zähigkeit, des Kältepunktes, des
Flammpunktes, des Brennpunktes und einer Reihe anderer chemischer Eigenschaften, die
für die Bewertung der Schmiermittel von Wichtigkeit sind (so z.B. Zersetzlichkeit
durch hochgespannten Dampf, Verhalten bei längerem Erhitzen, Fadenziehen usw.). Die
an Schmieröle zu stellenden physikalischen und chemischen Anforderungen sind in
Tabellen zusammengestellt, auf die wegen ihrer Uebersichtlichkeit besonders
hingewiesen sei. Zum Schluß geht Verfasser noch kurz auf die mechanische Prüfung der
Oele auf der Oelprobiermaschine ein, wodurch jedoch nicht die
Reibungsverhältnisse eines Oeles im praktischen Betriebe, sondern nur die
Reibungsverhältnisse des Oeles auf der jeweils bei dem Versuch benutzten
Probiermaschine festgestellt werden können. In der Praxis wird der Reibungswert
durch die verschiedensten Umstände beeinflußt, so z.B. durch die
Oberflächenbeschaffenheit der Lager, die Art der Oelzuführung, Geschwindigkeit,
Druck u.a. Die Oelprüfmaschine von Martens wird näher
beschrieben. [Bayr. Industrie- und Gewerbeblatt, 1912, S. 361 bis 366 und 371 bis
378.]
Dr.-Ing. H. Sander.
Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure.
Auf Einladung des Vereines deutscher Ingenieure wird die American Society of
Mechanical Engineers, eine der ältesten und angesehensten Ingenieurgesellschaften
der Vereinigten Staaten, seiner diesjährigen Hauptversammlung in Leipzig beiwohnen.
Die Amerikaner kommen am 19. Juni in Hamburg an und fahren nach einem zweitägigen
Aufenthalt nach Leipzig weiter. An die Hauptversammlung schließt sich eine
vierzehntägige Reise durch Deutschland an, bei der die Amerikaner auch Dresden,
Berlin, das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet, besonders Düsseldorf, Köln, dann
ferner Frankfurt a. M., Mannheim und Heidelberg kennen lernen. Von hier geht es
weiter nach München, wo besonders das Deutsche Museum auf das große Interesse der
Amerikaner rechnen kann. Ueberall, wohin Amerikas Ingenieure kommen, werden sie von
den Städten und ihren deutschen Berufsgenossen gastfreundlich aufgenommen werden.
Nach den getroffenen Vorbereitungen wird die Reise den Teilnehmern ein gutes Bild
von der gewaltigen industriellen Entwicklung Deutschlands, aber auch vom Stande
seiner gesamten Kultur geben und so dazu beitragen, die gegenseitige Achtung der
beiden vorwärtsstrebenden Völker vor einander zu erhöhen.