Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 503 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ein neues Wechselstromrelais für Schwachstromanlagen.
In Schwachstromanlagen mit Induktorbetrieb, ganz besonders aber in
Fernsprechanlagen, macht sich häufig der Uebelstand fühlbar, daß der Anruf nicht
genügend kräftig erfolgt. Die Ursache kann einmal in der Länge der Leitung zu suchen
sein, es kann aber auch durch Außengeräusche die Wirksamkeit des Signals
beeinträchtigt werden. Den Uebelstand durch Verwendung kräftigerer Generatoren
(Magnetinduktoren) zu beheben, stößt jedoch auf Schwierigkeiten. Man denke sich den
Fall, daß in einer Fernsprechanlage eine ganze Anzahl Sprechstellen vorhanden sind,
aber nur auf einer Stelle ein besonders kräftiges Signal erforderlich ist, in diesem
Falle müßten sämtliche Stellen kräftigere Anrufinduktoren erhalten. Das ist
unvorteilhaft. Um dies zu vermeiden, hat man versucht, in ähnlicher Weise wie bei
Gleichstrombetrieb ein Anrufrelais zu benutzen, das in der bereifenden Sprechstelle
aufgestellt, mittels einer besonderen Lokalbatterie einen kräftigen Wecker betätigt.
Die üblichen Wechselstromrelais haben aber den Nachteil, zu viel Energie zu
benötigen, dadurch wird den übrigen in der Leitung liegenden Wechselstromweckern
Strom entzogen, außerdem ist auch die Drosselwirkung den Sprechströmen gegenüber zu
gering, so daß Verluste in den Sprechströmen unvermeidlich sind.
Die Siemens & Halske-A. -G. hat jetzt ein neues
Wechselstromrelais D. R. G. M. herausgebracht, bei dem die geschilderten Uebelstände
vollkommen vermieden sind. Das Eisen des polarisierten Elektromagnetsystems E (s. Abb.) ist zur Erzielung einer höheren
Selbstinduktion unterteilt. Auf dem Anker a ruhen zwei
an Federn befestigte Kontaktstücke K1K2. Die
Kontaktstücke sind mit einem Ruhestromrelais RR und der
hierfür erforderlichen Stromquelle B in Reihe
geschaltet. In dem Lokalkreis des Ruhestromrelais liegt der Anrufwecker W bzw. eine Hupe und die Stromquelle B.
Sobald der Anrufwechselstrom den polarisierten Anker des Relais W R hin- und herbewegt, werden die beiden Kontaktstücke
von dem Anker abgeschleudert und dadurch der Ruhestrom unterbrochen; der Anker des
Ruhestromrelais fällt ab und schaltet den Wecker ein. Da die Schwingungsdauer der
Kontaktstücke größer ist als die Dauer einer Periode des Wechselstromes, so ist eine
andauernde Unterbrechung des Ruhestromkreises während des Anrufes gewährleistet,
andererseits wird jedoch der Ruhestromkreis fast unmittelbar nach Abschalten des
Wechselstromes wieder geschlossen, d.h. es kommen die Kontaktstücke wieder in Ruhe,
so daß schnell aufeinanderfolgende scharf begrenzte Signale gegeben werden
können.
Textabbildung Bd. 328, S. 503
Die Stromempfindlichkeit des neuen Relais ist noch wesentlich größer als die eines
empfindlichen Wechselstromweckers. Der Strombedarf des Lokal-Ruhestromrelais ist
äußerst gering, die Stromquelle des Weckers bzw. der Hupe wird hierfür
mitbenutzt.
G. Schmidt.
––––––––––
Brennstoffe für Automobilmotoren. Um die Diesel-Maschine zu einer marktfähigen und allgemein
verwendbaren Maschine zu gestalten, bestand die Hauptaufgabe des Konstrukteurs darin,
möglichst alle auf dem Markt befindlichen Treiböle durch geeignete Ausgestaltung der
Brennstoffdüse usw. in dieser Wärmekraftmaschine verwenden zu können. Welche
Treibmittel zurzeit vorhanden sind, welche Eigenschaften sie besitzen müssen, um
einen einwandfreien Betrieb damit zu erzielen, und welche wirtschaftlichen Vorteile
gegenüber der Dampfmaschine erhalten werden, wurde bereits D. p. J. 1913, S. 25, 105
und 286 gezeigt.
Neu, doch leicht begreiflich sind nun die Bestrebungen, die Diesel-Maschine auch als Wagenmotor zu verwenden. Im D. p. J. 1913, S. 456
wurde darauf hingewiesen, welche großen wirtschaftlichen Vorteile dabei erzielt
werden könnten, wenn nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten die Diesel-Maschine zu einem leichten, stets betriebsbereiten
und betriebssicheren Wagenmotor umgestaltet werden könnte.
Zunächst ist man im Automobilbau noch auf den Explosionsmotor angewiesen, der nicht
wie die Diesel-Maschine mit den billigen Rohölen und Oelrückständen betrieben werden
kann, sondern auf die teuern Destillate des Rohöles wie Benzin, Petroleum usw.
angewiesen ist. Die allgemeine Verwendung der Diesel-Maschine hat eine allgemeine Preissteigerung der Rohöle zur Folge
gehabt. Dementsprechend sind auch die Destillate des Rohöles im Preise gestiegen.
Spiritus kann aber zurzeit auch nicht für den Motorwagenbetrieb in Betracht kommen,
da die Spiritussteuer zu hoch ist. Deutschland hat einen jährlichen Verbrauch an
Erdölen von etwa 1500000 t, davon wird nur etwa ein Zehntel im Lande selbst
gewonnen. Der Bedarf an Erdölprodukten wächst stark, da allein 70000 Motorfahrzeuge
in Deutschland im Betriebe sind.
Es wäre deshalb erwünscht, wie dies im „Motorwagen 1913, S. 276 bis 282“
ausgeführt ist, den Motorwagenbetrieb nicht vollständig von der Anwendung der
Petroleumfabrikate abhängig zu machen, sondern auch Benzole und Teeröle zu
verwenden, wenn diese auch schwieriger zu vergasen sind. Die Verbrauchsziffern von
Automobilmotoren sind nach Professor Riedler:
Brennstoff
Ver-brauchg
Spez.Gewicht
Preis für100 kgM
Brenstoff-kosten für1 PSe Std.M
Benzol
275
0,875
29,25
0,08
Schwerbenzin
225
0,746
40
0,09
Leichtbenzin
225
0,708
47
0,10
Die Kosten der drei Brennstoffe stehen dann im Verhältnis 1 : 1,125 : 1,25. Benzin
ist in letzter Zeit im Preise sehr gestiegen. Im Anfangsstadium des
Kraftfahrzeugwesens kostete 1 l Benzin 23 bis 27 Pf., jetzt etwa 50 Pf. Die
Verteuerung des Benzins zwingt den Verbraucher, billigere Ersatzstoffe zu suchen,
und hierzu ist das Benzol an erster Stelle zu nennen. Die jährliche Benzolerzeugung
Deutschlands beträgt etwa 100000 t.
Um eine schnelle Verbrennung der Treiböle im Motorzylinder zu erzielen, ist ein
möglichst hoher Gehalt an Wasserstoff notwendig. Benzol entwickelt wohl eine
hohe Verbrennungswärme, verbrennt aber langsamer als Leichtbenzine. Es verbraucht
infolge seines hohen Kohlenstoffgehaltes mehr Verbrennungsluft und verlangt eine
höhere Verdichtung.
Gehalt an v. H.
Kohlenstoff
Wasserstoff
Sauerstoff
Benzin
85–86
14–15
–
Benzol
92
8
–
Spiritus
52
13
35
Vernachlässigt hat man in den letzten Jahren den Spiritus als Betriebsstoff für
Automobile, infolge seiner künstlichen Verteuerung, obwohl Spiritus wegen seiner
fast geruchlosen Verbrennung für diesen Zweck sehr geeignet wäre. Durch neuere
Herstellungsverfahren aus minderwertigen Abfallstoffen (Torf, Holzspänen, Stroh,
Pflanzenfasern usw.) wäre man sicherlich in der Lage, die Herstellungskosten für 1 l
Spiritus auf 10 Pf. zu verringern.
Angefügt sei noch nach den „Physikalisch-chemischen Tabellen“ von Landolt und Börnstein eine
Zusammenstellung der Heizwerte jener Stoffe, die schon zum Betriebe von
Explosionsmotoren vorgeschlagen wurden. Die Angaben über Heizwerte, wie sie im
„Motorwagen 1913, S. 282“ angegeben sind, sind teilweise nicht richtig.
Die Heizwerte sind berechnet für 1 kg bei festen oder flüssigen, für 1 cbm bei
gasförmigen Brennstoffen, die Verbrennung ist dabei bei konstantem Volumen erfolgt.
Die Zahlenwerte stellen den oberen Heizwert dar, für Verbrennungskraftmaschinen
kommt aber nur der untere Heizwert in Betracht, der etwas kleiner ist.
Schießpulver
WE/kg
807,3
Schießbaumwolle
„
1056,3
Dynamit
„
1290
Acetylen
WE/cbm
12112
Leuchtgas
„
4500–5500
Benzin
WE/kg
10500
Benzol
„
10250
Petroleum
9000–9500
Spiritus (C2H6O + 5 v. H. Wasser)
10500
Wimplinger.
––––––––––
Eine wichtige Neuerung für Teerölfeuerung bringen die Lochnerwerke G. m. b. H., Jena, mit ihren brennerlosen
und gebläselosen Konstruktionen. Diese ohne jeden Mechanismus arbeitenden
Oelfeuerungen sind u.a. sehr geeignet für Teeröl-Siemens-Martin-Oefen.
Oelfeuerungen sind im Gießereibetriebe schon ziemlich bekannt und haben fast in jeder
größeren Gießerei, wie auch den kleinsten Metallgießereien, schnell Eingang
gefunden. – Man kann mit Recht sagen, zum Schmelzen von Metallen ist die Oelfeuerung
wegen der steten Betriebsbereitschaft, des reinlichen Betriebes, der größeren
Leistung und anderer wirtschaftlicher Vorteile die beste Feuerung geworden. Die
Oelfeuerung wird für alle möglichen Zwecke versucht, so zum Anzünden von Cupol-Oefen, Trocknen von Formen und Kernen, Anwärmen von Pfannen
und dergl. Dem Tiegelofen folgte der tiegellose Ofen zum Schmelzen von Eisen und
Stahl, Klein-Cupol-Oefen, Flammöfen usw., und die in sie gesetzten Erwartungen
wurden vollständig erfüllt. In letzter Zeit berichteten die
Gießerei-Fachzeitschriften über ölbefeuerte Siemens-Martin-Oefen mit gekühlten Brennern, wie sie mit großem Erfolge in
Rußland und Amerika im Betriebe sind. Dadurch wurde auch die deutsche Industrie auf
dieses neue Gebiet für die Oelfeuerung aufmerksam, und auch in Deutschland wurde
schon von verschiedenen Seiten versucht, unter Anlehnung an die amerikanischen
Versuche durch Preßluft betriebene, mit Wasserkühlung versehene Brenner zum Betrieb
von Siemens-Martin-Oefen zu verwenden. Die Erfolge waren
zufriedenstellend, und die Betriebskosten bei Stahlguß, Temperguß geringer als beim
Kleinconverter und Tiegelofen. Damit war die Brauchbarkeit der Oelfeuerung erwiesen,
und die Probeschmelzungen fanden bei den Fachleuten vollen Beifall. Im Dauerbetriebe
aber stellten sich bald Schwierigkeiten ein, vor allem die kostspielige Anlage zur
Erzeugung der Zerstäubungsluft für die Brenner, der Antrieb, also die Abhängigkeit
von Transmission oder Motor, das Geräusch, das alles stellte den Gießereifachmann
vor die Frage der Betriebsicherheit. Wenn mitten in der Schmelzung einer der
Mechanismen aussetzt, die Betriebskraft versagt, so sind ohne Zweifel Guß und Ofen
verloren.
Textabbildung Bd. 328, S. 505
Diese Betriebsunsicherheit zu beseitigen, ist den Lochnerwerken G. m. b. H., Jena, die seit Jahren als einzige Spezialität
Oelfeuerungen baut, gelungen, so daß nunmehr der Oelfeuerung auch die allgemeine
Einführung beim Siemens-Martin-Ofen offen steht. Die Lochnerwerke bringen nach langen Versuchen eine
Oelfeuerungskonstruktion auf den Markt, bei der, wie gesagt, Gebläse, Brenner,
Betriebskraft, also jeder Mechanismus in Wegfall kommt, so daß der Oelofen jederzeit
und an jedem beliebigen Ort betriebsbereit ist.
Der Betrieb des neuen Systems geschieht nur durch natürlichen Zug, indem das Oel
nicht mehr zerstäubt, sondern vergast wird. Ein solcher Ofen ist einfacher und
in Anschaffung und Unterhaltung billiger. Es ist nur ein Reversierventil für die
Luft nötig, weil nur Wärmespeicher für die Luft erforderlich sind, und diese können
wiederum kleiner gehalten werden, es verringern sich die Unterhaltungs- und
Anschaffungskosten.
Versuche haben gezeigt, daß die neuen Oefen nicht nur ein besseres Produkt bei Stahl,
Temper- und Hartguß, als im Kleinconventer liefern, sondern auch ein billigeres.
Beim Stahlguß ist besonders die größere Dünnflüssigkeit, beim Temperguß die größere
Güte hervorzuheben, weil die schädlichen Einflüsse des festen Brennstoffes,
namentlich der Schwefelverbindungen, in Wegfall kommen. Die Erfolge bei Siemens-Martin-Oefen hat die Lochnerwerke veranlaßt, diese brenner- und gebläselose Oelfeuerung auch
bei Schweiß-, Schmiede- und sonstigen Oefen, besonders bei solchen für hohe
Temperaturen und große Leistung anzuwenden.
Ein Versuch, der als Beispiel angeführt sein mag, ergab bei einem Siemens-Martin-Ofen mit 1500 kg Chargeinhalt: Einsatz 225
kg Hämatitroheisen, 1425 kg Schrott, 20 kg Ferromangan, 25 kg Ferrosilizium, 0,5 kg
Aluminium. Anheizdauer für die erste Charge vom kalten Zustande an 1½ Std.,
Schmelzdauer 2¾ Std., für die folgenden Chargen je 2½ Std., Oelverbrauch i. d. Std.
zwischen 55 und 60 kg.
––––––––––
Die deutsche Maschinenindustrie auf dem Weltmarkte im Juni
1913. Im Juni 1913 hat sich die deutsche Maschinenausfuhr den Vormonaten
gegenüber ganz wesentlich gehoben; sie belief sich, wie eine vom Verein deutscher
Maschinenbau-Anstalten bearbeitete – unten wiedergegebene – Aufstellung zeigt, für
die eigentlichen Maschinen auf 52236 t im Werte von 60440000 M, denen eine Einfuhr
von nur 10469 t im Gesamtwerte von 9246000 M gegenüberstand. Die Zunahme der Ausfuhr
entfiel zum größeren Teile auf landwirtschaftliche Maschinen, in denen der Betrag
der Einfuhr annähernd erreicht wurde. Die Ergebnisse der Monate Januar bis Juni 1913
zusammengenommen brachten es in den eigentlichen Maschinen auf eine Einfuhr von
insgesamt 49883 t im Werte von 45199000 M und auf eine Ausfuhr von 278274 t im Werte
von 331590000 M. Das Gesamtergebnis vom Jahre 1912 stellte sich dazu in der Einfuhr
auf 77937 t mit 73278000 M an Wert, gegen 536676 t mit einem Wertbetrage von
628071000 M in der Ausfuhr.
Beachtenswerte Aufschlüsse über die Bedeutung der deutschen Maschinenindustrie auf
dem Weltmarkt erhält man, wenn man die Gewichtsmengen zu den Werten der Ein- und
Ausfuhr in Beziehung setzt; alsdann ergibt sich für 1 t als Wert in M für die
letzten Monate:
1913
März
April
Mai
Juni
in der Einfuhr
1008,3
873,9
866,2
883,2
in der Ausfuhr
1184,9
1180,3
1195,3
1155,1
während der gleiche Wert für den Durchschnitt des Jahres 1912 sich in der
Einfuhr auf 940,2, in der Ausfuhr auf 1170,2 belief. Dieser verhältnismäßige Wert
der Einfuhr beharrt also, verglichen mit dem der deutschen Ausfuhr, auf einem recht
niedrigen Stande. Die Ein- und Ausfuhr für die einzelnen Maschinengattungen und auch
für einige wichtige, mit dem Maschinenbau zum Teil unmittelbar zusammenhängende
Erzeugnisse, wie namentlich Dampfkessel und Fahrzeuge, nach Gewichtsmengen zeigt die
erwähnte, obenstehende Aufstellung.
Maschinen-Ein- und -Ausfuhr im Juni 1913 (nebst
Vergleichsziffern.)
Es betrug: an
Einfuhr
Ausfuhr
Juni 1913t
Jan./Juni1913t
1912t
Juni 1913t
Jan./Juni1913t
1912t
Lokomotiven,
DampfstraßenwalzenLokomobilenDampfmaschinensonstigen
Kraftmaschinen, einschl. Verbrennungs- und Explo-
sionsmotorenNähmaschinenBaumwollspinnmaschinenWebereimaschinensonstigen
TextilmaschinenWerkzeugmaschinenlandwirtschaftlichen
MaschinenBrennerei-, Brauerei-, Mälzerei-,
ZuckerindustriemaschinenMüllereimaschinenMaschinen für Holzstoff-
und PapierherstellungPumpenEis- und
KältemaschinenHebemaschinen, einschl. KraneBaggern,
RammenBuchdruck- und SetzmaschinenBuchbinderei- und
PapierwarenherstellungsmaschinenVentilatoren und GebläseMaschinen
für Leder- und SchuhherstellungMaschinen der Kalk-, Lehm-, Ton-,
ZementindustrieAufbereitungsmaschinensonstigen
MaschinenMaschinenteilen (in der Einfuhr nicht gesondert
aufgeführt)
5 48 8 234 2641073 294 361 7036398 3 69 15 65 3 371– 7512120 55 46 63 32 272–
482 428 36 1320 1537 6841 2028 2346 446524940 45 258 38 368 37 1124 189 574 252 592 201 245 165 1504–
251 823 341 3050 454912042 5118 5525 882325705 158 537 288 962 113 2503 245 1216 494 455 562 286 499 3634–
4171 2186 994 3908 2193 130 2073 2236 6924 5753 1933 1655 566 1315 139 1675 423 1195 3024 452 313 2180 1032 3109 5277
23803 7682 36882168012954 7291169112299431742186312257
6494 2920 8053
771 10198 2879 5961 6431 2451 2055 10145 5375 14932 31196
3697519449 53475048827242 17742283626122770484072024552168831178012200 259216197 844611828 4599 396614416 90462995655783
Maschinen zusammen
10469
49883
77937
52326
278274
536676
DampfkesselnEisenbahn- und
StraßenbahnfahrzeugenKraftwagenKrafträdernFahrrädernLuftfahrzeugen,
lenkbarenTeilen von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern und
Luftfahr- zeugenRechen- und Schreibmaschinen,
Kontrollkassen
95 1127 262 4 4 1 14 74
763 2971 1275 22 21 5 108 608
1136 8223 2064 30 29 7 157 1040
3319 7166 1301 31 209 7 1849 68
20233 40380 7203 221 1318 21 9011 395
36716 51110 11107 318 1677 33 14941 681
––––––––––
Ueber die Grundlagen zur Ermittlung des Arbeitsbedarfs beim
Schmieden unter der Presse hat Fr. Riedel Untersuchungen angestellt, die demnächst in den
vom Verein Deutscher Ingenieure herausgegebenen „Mitteilungen über
Forschungsarbeiten“ erscheinen sollen. Einen Vorbericht gibt der Verfasser
in Nr. 22 der Z. d. V. d. I.
Für den Schmiedevorgang maßgebend sind zunächst die Umformungsgesetze bildsamer
Körper und ferner demgemäß diejenigen Faktoren, die die Bildsamkeit der
Schmiedestücke beeinflussen, d.h. neben den Materialeigenschaften namentlich die
Abkühlungsverhältnisse.
Die Versuche wurden auf einer hydraulischen Materialprüfungsmaschine von Mohr & Federhaff ausgeführt, der Preßdruck mittels
einer Meßdose und eines Manometers gemessen. Mit Rücksicht auf die einfachere
Versuchsanordnung wurden für die Vorversuche Probekörper aus Blei verwendet.
Beim Zusammendrücken von Bleizylindern zeigte sich, daß zunächst nahe an beiden Enden
geringe Ausbauchungen auftraten, während die Mitte unter Zunahme des Durchmessers
nahezu zylindrisch blieb. Erst bei weiterer Verkürzung der Längsachse rückten diese
Ausbauchungen weiter vor, bis sie sich vereinigten, danach nahm der Probekörper dann
eine tonnenförmige Gestalt an. In Abb. 1 sind die
Formänderungen eines Bleikörpers von ursprünglich 50 mm Höhe und 19,4 mm ⌀
dargestellt; das Diagramm 2 zeigt die Abhängigkeit der mittleren und Endquerschnitte
sowie der Drucke von der Zusammendrückung. Die Kurve der Druckkräfte steigt zunächst
nach dem ersten, schnellen Anwachsen nahezu geradlinig sie bleibt dann einige Zeit
wagerecht und nimmt darauf eine weiter stark ansteigende, hyperbelähnliche Form
an.
Bei kürzeren Zylindern fällt, wie Versuche gezeigt haben, das wagerechte Stück
der Kurve fort.
Textabbildung Bd. 328, S. 507
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 328, S. 507
Abb. 2.
Druckweg; A = mittlerer
Querschnitt. B = Endflächen. C = Druckkräfte. D = spezifischer Druck.
Die Erklärung für diese Erscheinungen wird darin gefunden, daß sich im Innern der
gepreßten Körper sogenannte Druckkegel ausbilden, deren Spitzenwinkel durch die
Materialeigenschaften bestimmt wird. So lange der Abstand der Endflächen so groß
ist, daß die Spitzen der Rutschkegel einander nicht berühren, entsteht die
Ausbauchung in der Nähe der Endflächen dadurch, daß die Rutschkegel nach Art eines
eingetriebenen Keiles die sie umgebenden Materialringe auseinandertreiben (Abb. 3). Diese Ringe werden also direkt auf Zug
beansprucht; die achsiale Druckkraft, die zunächst proportional der ansteigenden
Zugspannung in diesen Ringen zunimmt, bleibt konstant, wenn diese Zugspannung ihr
das Gleichgewicht hält.; Erst wenn die Kegelspitzen aufeinander treffen, und sich
gegenseitig abflachen, steigt der Druck höher an.
Textabbildung Bd. 328, S. 507
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 328, S. 507
Abb. 4.
Textabbildung Bd. 328, S. 507
Abb. 5.
Zur Nachprüfung dieser Theorie wurden Versuche angestellt mit doppelkegligen
Bleikörpern nach Abb. 4, deren Kegelwinkel nach den
Ergebnissen des Diagramms 2 zu etwa 49 bis 52° bestimmt waren. Es zeigte sich, daß
die Druckkurve hierbei, wie zu erwarten war, einen durchaus stetigen Verlauf nahm
(Abb. 5); außerdem ergab sich das Resultat, daß
bei Gestaltung dieser Doppelkegel nach dem dem Material entsprechenden Rutschwinkel
dieser Winkel bei den zusammengedrückten Körpern nahezu erhalten blieb. Der
spezifische Druck in der gemeinsamen Durchdringungsfläche der beiden Kegel erwies
sich abhängig von der Geschwindigkeit, und zwar nimmt er annähernd gradlinig mit der
Geschwindigkeit zu; bei gleichbleibender Geschwindigkeit bleibt bei
Doppelkegeln mit zutreffendem Rutschwinkel der spezifische Druck konstant.
Ganz ähnliche Verhältnisse ergeben sich bei Zugversuchen an zylindrischen
Probestäben. Auch hier bilden sich analog den Druckkegeln beim Druckversuch
„Zugkegel“, die das umgebende Material gewissermaßen einsaugen und
dadurch zu Einschnürungen Veranlassung geben.
Druckversuche mit erhitzten Eisenkörpern wurden unter der gleichen Prüfmaschine
angestellt unter Verwendung eines kleinen elektrischen Ofens, wobei zur Vermeidung
von Wärmeverlusten die Druckflächen durch schlechte Wärmeleiter isoliert wurden. Die
Ergebnisse waren die gleichen wie mit den Bleikörpern, auch hier ergab sich, daß
Doppelkegel mit Rutschwinkeln von 48 bis 49 ° diesen Winkel beim Zusammenpressen
nahezu beibehielten, während Probekörper mit größerem Winkel allmählich in
zylinderähnliche und endlich in tonnenähnliche Formen übergingen. Bei
gleichbleibender Geschwindigkeit blieb auch hier der spezifische Druck in der
Durchdringungsfläche konstant.
Die Abkühlung von Schmiedestücken ist der Hauptsache nach abhängig von der
Wärmestrahlung und von der Wärmeableitung durch die verhältnismäßig kalten Flächen
von Amboß und Preßbär. Auf Grund des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes läßt sich die Wärmeabgabe in der Zeiteinheit
durch Strahlung in Abhängigkeit vom Gewicht, der Oberfläche und der Temperatur
ermitteln; auch für die Wärmeableitung durch die Preßflächen ist eine angenäherte
Bestimmung der Verluste möglich. Durch Vergleich des Kraftbedarfs für die Umformung
bei verschiedenen Temperaturen unter Berücksichtigung der anwendbaren
Preßgeschwindigkeit können auf diesem Wege sehr wertvolle Schlüsse auf die
Möglichkeit gezogen werden, ein Schmiedestück in einem einzigen Arbeitsvorgang
fertigzustellen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––––––
Gußeisen- und Stahlformguß im Elektromaschinenbau. Im
Elektromaschinenbau wird das Eisen vielfach auch auf seine magnetischen
Eigenschaften beansprucht. Leider sind oft gute magnetische und elektrische
Eigenschaften mit schlechten mechanischen verknüpft. Beim Stahlformguß z.B. wird die
Magnetisierbarkeit mit zunehmender Festigkeit schlechter, es ist dies auf den mit
wachsender Festigkeit zunehmenden Kohlenstoff- und Mangangehalt zurückzuführen,
besonders das Mangan wirkt ungünstig auf die Magnetisierbarkeit und der Vortragende
Ing. F. Gollze, Berlin, schlägt daher vor, an Stelle des
Mangans Silizium zu verwenden. Dasselbe wirkt ebenfalls desoxydierend und verbessert
auch die Festigkeitseigenschaften.
Bei höheren Siliziumwerten tritt aber ähnlich wie durch das Mangan eine
Verschlechterung der Permeabilität ein. Das Mangan bewirkt im Gegensatz zum Silizium
eine Vergrößerung der Koerzitivkraft, wodurch die Magnetisierbarkeit auch bei den
ganz geringen Induktionen bereits sehr verschlechtert wird. Es wurde nun untersucht, ob
ein Siliziumstahlguß bei gleicher Festigkeit tatsächlich bessere magnetische
Eigenschaften besitzt als ein Manganstahlguß. Es zeigte sich, daß die Verwendung von
Siliziumstahl gegenüber Manganstahlguß einen Vorteil bietet. Für die Eigenschaften
des Stahlformgusses ist der Glühprozeß, den das gegossene Material durchmachen muß,
von Wichtigkeit. Die Struktur wird verfeinert, Festigkeit, Dehnung usw. werden
verbessert. Um zu sehen, wie die magnetischen Eigenschaften durch den Glühprozeß
beeinflußt werden, untersuchte der Vortragende eine Anzahl Proben aus weichem
Stahlguß von der Zusammensetzung C 0,12 v. H., Si 0,60 v. H., Mn 0,50 v.
H., P 0,05 v. H., S 0,58
v. H., die Proben wurden in Gußspähne und Holzkohlenasche verpackt etwa vier Stunden
bei 750, 900 und 1000°C geglüht und dann langsam abgekühlt. Die bei 750 ° geglühten
Proben zeigten nach dem Glühen eine ganz geringe kaum merkliche Verschlechterung der
Magnetisierbarkeit, eine deutliche Verschlechterung zeigt sich an den bei 900 °
geglühten Proben, und erst bei einer Glühtemperatur von etwa 1000° konnte eine
merkliche Verbesserung der magnetischen Eigenschaften erzielt werden. Bei der
Untersuchung des Gefüges kann man einen deutlichen Zusammenhang zwischen der
Korngröße und den magnetischen Eigenschaften erkennen. Je kleiner das Korn wird,
desto schlechter wird die Magnetisierbarkeit des Materials. Die Untersuchungen des
Vortragenden zeigten, daß ein gewisser Zusatz von Aluminium zu Gußeisen für
elektrische Maschinen sehr empfehlenswert ist. Nachdem der Vortragende klargelegt
hat, wie man durch geeignete Wahl der chemischen Zusammensetzung und Behandlung des
Materials die magnetischen Eigenschaften verbessern kann, knüpft er hieran einige
allgemeine Betrachtungen. Er spricht den Wunsch aus, daß die Gießereien den Wünschen
der Elektrotechnik entgegenkommen werden und für sie gewisses Spezialmaterial
schaffen werden, das den gestellten Ansprüchen genügt, er weist darauf hin, daß die
Elektrotechnik und speziell der Elektromaschinenbau ein recht bedeutender Konsument
für Stahlguß und Gußeisen geworden ist. Zum Schluß betont der Vortragende die
Notwendigkeit der Prüfung der magnetischen und elektrischen Eigenschaften des
Gußstahls und verweist auf die in den Laboratorien der A. E. G. vorgenommenen
Untersuchungen. [Hauptversammlung des Vereines deutscher Gießereifachleute.]
Plohn.
––––––––––
Ueber die wirtschaftliche Bedeutung der Erdgasfunde für
Ungarn macht Dr. J. Herbing in der Zeitschrift
für angewandte Chemie 1913, S. 172, interessante Angaben. Auf der bisher erfolglosen
Suche nach Kalisalzen erbohrte der ungarische Fiskus im Jahre 1909 bei Kissàrmàs im
siebenbürgischen Komitat Klausenburg eine Ansammlung von Erdgas in solcher Reinheit
und Menge, wie man es bisher in Europa noch nicht gefunden hatte. Besonders
erfreulich war die Tatsache, daß die zuerst erbohrte Quelle in ihrer Ergiebigkeit
nicht nachließ, sondern zwei Jahre lang in unverminderter Stärke ausblies, bis
endlich im Jahre 1911 eine Fassung der Quelle gelang. Vielfach konnte man auch bei
fließenden und stagnierenden Wässern Ausströmungen von Erdgas wahrnehmen. Hieraus
sowie aus den geologischen Untersuchungen konnte man schließen, daß das erbohrte
Gasvorkommen bei Kissàrmàs nicht einzig bleiben würde. Nachdem das Erdgas durch eine
Gesetzesnovelle als Staatsmonopol erklärt war, wurden vom ungarischen Fiskus weitere
Bohrungen niedergebracht, um die Ausdehnung der Erdgasvorräte in der näheren und
weiteren Umgebung der ersten Quelle festzustellen. Diese erste Quelle hatte von
Anfang an rund 800000 cbm Gas von etwa 99 v. H. Methan (CH4) in 24 Stunden geliefert, und diese
Menge war in den zwei Jahren bis zur endgültigen Fassung der Quelle nicht geringer
geworden. Trotzdem mußte man sich für den Fall des Nachlassens oder Versiegens der
Quelle Reserven sichern, ehe man einer rationellen Verwertung des Gases näher treten
und ein größeres Kapital investieren konnte.
In fünf weiteren Bohrlöchern wurden so in Tiefen zwischen 68 und 220 m Vorräte von
zusammen fast 440000 cbm in 24 Stunden erschlossen. Damit war also in der näheren
Umgebung des Hauptbrunnens eine Reserve geschaffen, die etwa die Hälfte der
Ergiebigkeit des Hauptbrunnens hatte. Weiter hatte man bei den Bohrungen die
Erfahrung gemacht, daß mit zunehmender Bohrlochtiefe die Ergiebigkeit der Quellen
wächst, so daß also durch einfaches Vertiefen der Bohrlöcher bei einem etwaigen
Nachlassen die Ergiebigkeit der Gasbrunnen wieder gesteigert werden konnte.
Auf Grund dieser Feststellungen konnte an die Verwertung des Gases herangetreten
werden. Die von dem Hauptbrunnen täglich gelieferten 800000 cbm Gas würden mehr als
ausreichen, um die Landeshauptstadt Budapest mit Gas für Kraft- und Lichtzwecke zu
versorgen. Hierzu wäre eine Fernleitung von 450 km Länge erforderlich, deren Kosten
einschl. der notwendigen Kompressorstationen von ungarischer fachmännischer Seite
auf mindestens 23 Mill. Kronen veranschlagt werden. Dieser allerdings recht
erhebliche Betrag ließe sich indessen sehr leicht und rasch amortisieren, da in
Budapest gegenwärtig 300000 cbm Gas im Tage verbraucht werden, für das die
Konsumenten 17 Heller f. d. cbm zahlen und das zum großen Teil aus ausländischen
Kohlen hergestellt wird. Es ergibt sich also eine jährliche Einnahme von etwa 18,5
Mill. Kronen, wovon man mindestens 8 Mill. Kronen als Nettoeinnahme rechnen kann.
Selbst wenn die Gesamtkosten der Fernleitung sich auf 40 Mill. Kronen belaufen
sollten, so wäre die gesamte Anlage bereits in fünf Jahren amortisiert. Da eine so
kurzfristige Amortisation bei werbenden industriellen Anlagen jedoch nicht üblich
ist, ließen sich die Gaspreise infolgedessen erheblich herabsetzen, was im
volkswirtschaftlichen Interesse sehr zu begrüßen wäre. Nach Durchführung dieses
Projektes bleiben von dem Vorrate des Hauptbrunnens immer noch mehr als 400000 cbm
täglich ungenutzt, die zur Versorgung anderer Orte, zum Betriebe einer elektrischen
Ueberlandzentrale oder für sonstige industrielle Zwecke Verwendung finden könnten.
Hieraus ersieht man, daß die ungarischen Erdgasfunde, zumal bei dem Mangel an
ausgedehnten Kohlenlagern, für das Land von höchster wirtschaftlicher Bedeutung
sind.
Dr. Sander.
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§ 37 Abs. 2 HGB. Legitimation zur sofortigen
Unterlassungsklage. Klägerin ist die Hamburgische Innung für das
Schlächterhandwerk und verwandte Handwerke. Sie besitzt einen gemeinschaftlichen
Geschäftsbetrieb für ihre Mitglieder, der unter dem Namen „Schmelze des
Zentral-Schlachthofes“ in das Hamburger Handelsregister eingetragen ist. In
diesem Betriebe stellt sie u.a. Margarine her. Sie behauptet, diesem Teile des
Geschäfts die Bezeichnung „Margarine-Werke Hamburg“ gegeben zu haben, und
bedient sich auf den Verpackungen der Ware dieser Bezeichnung in Verbindung mit
ihrem Namen „Schmelze des Zentral-Schlachthofes“. Die Beklagte ist eine im
Februar 1911 in Altona gegründete G. m. b. H., die unter der Firma „Hamburger
Margarine-Fabriken, G. m. b. H.“ in das Hamburger Handelsregister
eingetragen ist.
Klägerin behauptet, die Firma der Beklagten unterscheide sich im Sinne des § 16 Unl.
W. G. nicht genügend von der Bezeichnung „Margarine-Werke Hamburg“, die die
Klägerin zulässigerweise führe. Sie macht ferner geltend, daß die Firma der
Beklagten gegen das Verbot in Abs. 2 des § 18 HGB. verstoße, weil sie geeignet sei,
eine Täuschung über Art und Umfang des Geschäfts herbeizuführen. Die Beklagte
betreibe keinesfalls mehrere Fabriken, sondern nur eine. Auch erwecke die Firma den
Anschein, als ob sie eine Vereinigung aller Hamburger Fabriken darstelle. Die
Klägerin hat deshalb mit der Klage beantragt, die Beklagte zu verurteilen, die
Führung der Bezeichnung „Hamburger Margarine-Fabriken“ zu unterlassen und die
Firma im Handelsregister zu löschen.
Aus den Gründen: Die Klage kann auf § 16 Unl. W. G. nicht gegründet werden, weil eine
Gefahr der Verwechslung nicht besteht. Dagegen ist festgestellt, daß die Firma der
Beklagten den Eindruck einer nicht vorhandenen Größe ihres Betriebes erweckt, also
geeignet ist, eine Täuschung über den Umfang des Geschäftes herbeizuführen, und daß
sie folglich gegen § 18 Abs. 2 HGB. verstößt. Der Klägerin würde aber ein Anspruch
auf Unterlassung des Gebrauchs der Firma nach § 37 Abs. 2 HGB. nur dann zustehen,
wenn sie durch diesen Gebrauch in ihren Rechten verletzt wäre. Das Berufungsgericht
nimmt dies mit Unrecht schon deshalb an, weil die Klägerin dieselben Waren wie die
Beklagte herstelle und die unbefugte Firma dazu diene, den Absatz der Besagten zu
heben. Dieser Grund würde möglicherweise genügen, wenn der Anspruch auf Unterlassung
vom Gesetze jedem gegeben wäre, der durch den Gebrauch der unbefugten Firma in
seinen Interessen verletzt wird. Das Gesetz gibt solchen Anspruch aber nur
demjenigen, der in seinen Rechten verletzt wird. Dieser klare Wortlaut des Gesetzes
muß zu Grunde gelegt werden. Es ist also zur Klage nur derjenige legitimiert, der
durch den unbefugten Gebrauch der Firma in einem bestimmten Rechte verletzt
ist. Das ist auch bereits vom Reichsgericht ausgesprochen. Allerdings ist in der
Rechtsprechung des Reichsgerichts auch wiederholt ausgesprochen, daß der
eingerichtete und ausgeübte Betrieb eines Gewerbes ein Rechtsgut sei, dessen
Verletzung negatorische Abwehr begründen könne, weshalb in solchen Fällen die Klage
aus § 37 Abs. 2 HGB. zugelassen ist. Die Voraussetzungen solcher negatorischen Klage
liege in dem hier streitigen Falle nicht vor, denn die Beklagte beeinträchtigte die
Klägerin lediglich dadurch, daß sie ihr Konkurrenz macht, und dies ist noch nicht
ein Eingriff in den geordneten Geschäftsbetrieb eines andern. Danach ist also die
Klägerin zur Klage aus § 37 Abs. 2 HGB. nicht legitimiert.
Das Reichsgericht hat trotzdem in der Sache selbst nicht erkannt; denn nach den
Behauptungen der Klägerin kann in Frage kommen, ob vielleicht eine andere Bestimmung
des Gesetzes wider den unlauteren Wettbewerb Platz zu greifen hat, hierüber hat sich
das Berufungsgericht aber noch nicht ausgesprochen. [U. v. 29. Jan. 1913. Aus
Jurist. Wochenschrift: Vom Reichsgericht.]
W. D.
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Preisausschreiben der Königlichen Bergakademie Berlin. Auf
Grund der Bestimmungen der Jubiläumsstiftung zur Förderung des heimischen Bergbaus
wird folgende Preisaufgabe zur Bearbeitung gestellt:
„Läßt sich nach den bisherigen Forschungsergebnissen auf dem Gebiete des
Grubenrettungswesens eine Selbstrettung von Bergleuten in Stickgasen nach
eingetretenen Gasausbrüchen, Schlagwetter- oder Kohlenstaubexplosionen
ermöglichen, und welche Vorschläge sind danach etwa zu machen zur Erprobung
eines neuen geeignet erscheinenden Rettungsapparates oder einer neuen
Rettungseinrichtung?“
Die Arbeiten sind bis zum 1. November 1914 an den Direktor der Königlichen
Bergakademie Berlin durch die Post eingeschrieben zu senden.
Es können mehrere Preise im Gesamtbetrage von 2000 M verteilt werden. Für die beste
Lösung der Aufgabe ist ein Preis bis zum Höchstbetrage von 1000 M ausgesetzt.
Die näheren Bestimmungen für den Preisbewerb lauten:
§ 1. Alljährlich bei der akademischen Feier des Geburtstages des Kaisers und Königs
sowie ausnahmsweise auch bei einer anderen besonderen Veranlassung stellt das
Kollegium der etatsmäßigen Professoren der Königlichen Bergakademie eine oder
mehrere Aufgaben zur Preisbewerbung.
§ 2. Die Bewerber müssen Reichsdeutsche sein, an der Königlichen Bergakademie Berlin
studieren oder ihr Studium dort vollendet haben und sich nachfolgenden Bedingungen
unterwerfen.
§ 3. Die Arbeiten sind in deutscher Sprache und deutlicher Schrift anzufertigen und
vor dem 1. Dezember des Jahres, in dem die Aufgabe gestellt worden ist, an den
Direktor der Königlichen Bergakademie Berlin durch die Post eingeschrieben zu
senden. An die Spitze der Arbeit ist neben der wörtlich wiederzugebenden Aufgabe ein Kennwort zu
setzen. Dasselbe Kennwort ist auf einem zu versiegelnden Briefumschlag
niederzuschreiben, der einen den Namen und die Heimat des Verfassers tragenden
Zettel enthalten soll. Dieser Briefumschlag wird nur geöffnet, wenn die Arbeit mit
einem Preise bedacht worden ist.
Arbeiten, die keinen Preis erhalten haben, können mit den zugehörigen versiegelten
Briefumschlägen bis zum Schluß des Wintersemesters dem Ueberbringer des
Posteinlieferungsscheines wieder ausgehändigt werden. Bis zu diesem Zeitpunkte
nicht abgeholte Arbeiten werden Eigentum des Professoren-Kollegiums.
§ 4. Ueber die Zuerteilung und die Bemessung der Preise beschließt das Kollegium
(vergl. § 1). Die Zuerteilung erfolgt durch Ausfertigung einer amtlichen Urkunde und
durch Verkündigung bei der akademischen Feier des Geburtstages des Kaisers und
Königs.
§ 5. Die Arbeit ist innerhalb eines Jahres nach der Preisverkündigung vom Verfasser
oder mit dessen Einverständnis vom Kollegium ganz oder teilweise zu
veröffentlichen.