Titel: | Die Berechnung der Preßluftpumpen. |
Autor: | L. Darapsky |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 518 |
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Die Berechnung der Preßluftpumpen.
Von Ingenieur L. Darapsky in
Hamburg.
(Fortsetzung von S. 500 d. Bd.)
DARAPSKY: Die Berechnung der Preßluftpumpen.
Die einfache Zusammenstellung von Betriebsergebnissen ermöglicht noch keinen
Vergleich, keine Beziehung zwischen den verschiedenen Elementen, und darum keine
Berechnung. Um zu einer solchen zu gelangen, müssen wir uns erinnern, daß
Gleichgewicht, d.h. also weder Eintritt noch Austritt von Wasser nur so lange
besteht, als das
Luftwassergemisch den oberen Rand des Rohres nicht übersteigt. Eine in Tätigkeit
begriffene Preßluftpumpe wird sonach sofort zum Stillstand gebracht, sobald man das
Steigerohr um ein gewisses Maß erhöht. Umgekehrt: ein noch nicht überfließendes und
somit kein Wasser führendes Rohr beginnt zu fließen, sobald man das Rohr um ein
gewisses Maß verkürzt. Da der an jeder Stelle des Rohres herrschende Druck sich aus
der Beziehung h = p – pa + μpa ln
p/pa, wie früher dargelegt (1), ergibt, so kommt
offenbar der in dem abgeschnittenen Rohrende enthaltene Druck (der mit dem
Wasseranteil dieses Rohrendes identisch ist) für die Reibung und alle sonstigen
Bewegungshindernisse auf.
Textabbildung Bd. 328, S. 519
Abb. 23.
A = Abstellhahn; A1 = Ablaßhahn. R
= Regulierhahn. S = Standrohr. W = Wasser
Textabbildung Bd. 328, S. 519
Abb. 25.
Aus dieser Feststellung leitet sich sofort der wichtige Satz her daß nicht die
absoluten Maße von Tauchtiefe und Förderhöhe, sondern das Verhältnis der beiden, das
sogenannte Tauchverhältnis für μ, d.h. der
Luftverbrauch gegenüber dem geförderten Wasser den Ausschlag gibt, wie das
früherhin ausführlich begründet wurde.
Textabbildung Bd. 328, S. 519
Abb. 24.
Textabbildung Bd. 328, S. 519
Abb. 26.
Es leuchtet hiernach ein, daß, so erwünscht des Vergleichs halber Beobachtungen mit
großen Tauchtiefen und beträchtlichen Rohrweiten wären, die anderenteils wieder am
leichtesten zu Zweifeln und Irrtümern Veranlassung geben, doch auch im kleinen
Maßstab gültige Grundlagen der Bewegung sich gewinnen lassen. Diese Berechtigung
machen die nachstehend angeführten Versuche mit Rohren von 10, 20 und 30 mm ⌀ für
sich geltend.
Textabbildung Bd. 328, S. 520
Abb. 27.
Als Kompressor diente ein gußeiserner Zylinder von etwa 1 m Länge zu 0,35 m
Weite, in den an der einen Seite Wasser aus einem etwa 3 m höher gelegenen Reservoir
zugelassen, an der anderen die verdrängte Luft abgenommen werden konnte. Innerhalb
der kleinen beobachteten Zeiträume durfte der Ausfluß der Luft als gleichmäßig
gelten. Die Luftleitung (Abb. 23) führte einerseits
zu einem mit gefärbtem Wasser gefüllten, offenen Manometer, andererseits direkt in
die Glocke am Fuße des Steigerohrs. Der Rand des Steigerohrs befand sich 3 bis 4 cm
unter dem des Luftrohres, das Ende der Glocke 8 bis 10 cm tiefer. Oben endete das
gläserne Steigerohr in einem etwa 6 cm weiten Ueberlaufrohr derart, daß durch eine
zweite Durchbohrung des Gummibodens das geförderte Wasser abfließen oder auch durch
einen Schraubhahn am Ablaß gestaut werden konnte. Um nun die verbrauchte Luftmenge
zu messen, was in dem liegenden Druckzylinder nur sehr unvollkommen hätte geschehen
können, wurde auch das obere Ende der weiten Glashülse geschlossen bis auf einen
Rohrauslaß, der die Luft unter Wasser in ein Meßgefäß von 5 l Inhalt leitete. Der
Gegendruck des Sperrwassers in dieser pneumatischen Wanne beeinträchtigte zwar die
geförderte Wassermenge, nicht aber die Luftmenge, für die jedesmal der zugehörige
Druck am Manometer abgelesen wurde. Für die Versuche selbst kam dann das Auffangen
der Luft in Wegfall und nur die Manometerangabe als Maß in Betracht,
Tabelle 5.
Rohrlängelm
Rohr-durchmesserdm
v
Wasser-mengeQl/Min
LuftmengeAl/Min.
μ
VerloreneDruckhöhehm
VerlorenerDruckPvm
Wasserzutr.-Geschwindig-keit
vm/Sek.
Reibungs-faktorξ2
1,34
0,030
1,033
1
7,3
7,3
5,873
0,730
0,024
8,77
2
8,3
4,15
3,173
0,631
0,047
5,38
3
9,3
3,1
2,233
0,557
0,071
3,32
4
10,3
2,6
1,836
0,518
0,094
2,29
5
11,3
2,26
1,543
0,481
0,113
1,66
6
12,35
2,06
1,315
0,453
0,142
1,25
7
13,40
1,92
1,210
0,420
0,165
0,92
8
14,45
1,81
1,111
0,401
0,188
0,68
9
15,50
1,72
1,043
0,388
0,213
0,53
10
16,55
1,66
0,988
0,376
0,236
–
1,34
0,020
1,033
1
3,2
3,2
2,323
0,566
0,053
3,54
2
4,1
2,05
1,313
0,436
0,106
1,83
3
5,0
1,67
0,997
0,378
0,159
0,697
4
5,9
1,48
0,838
0,345
0,212
0,717
5
6,9
1,38
0,748
0,318
0,265
0,264
6
8,2
1,37
0,738
0,315
0,318
0,182
7
9,7
1,38
0,748
0,318
0,371
0,131
8
11,8
1,47
0,828
0,340
0,424
0,0995
9
14,5
1,61
0,953
0,370
0,477
0,0754
10
17,4
1,75
1,073
0,394
0,530
0,0576
1,34
0,010
1,033
0,5
2,1
4,2
3,173
0,627
0,106
0,336
1
2,4
2,4
1,623
0,487
0,212
0,149
1,5
2,8
1,87
1,165
0,412
0,318
0,0685
2
3,3
1,65
0,977
0,373
0,424
0,0451
2,5
3,8
1,52
0,870
0,347
0,530
0,0289
3
4,6
1,53
0,873
0,350
0,636
0,0192
3,5
5,8
1,66
1,028
0,391
0,742
0,0117
4
9,8
2,45
1,663
0,491
0,848
0,0059
4,02
11,0
2,74
1,930
0,530
–
–
wobei die Widerstände der Luftleitung so gewählt wurden, daß sie innerhalb
des zulässigen Spielraums gute Unterscheidungen boten.
Textabbildung Bd. 328, S. 521
Abb. 28.
Durch das Zurückfließen des Wassers hielt sich der Spiegel im Brunnenbecken stets
unverändert. Selbst beim Abfüllen der in bestimmten Zeitabschnitten überfließenden
Menge war es leicht, das Meßgefäß so weit einzutauchen, daß sich der äußere Spiegel
nicht merklich verschob. Eine unliebsame Beschränkung ergab sich nur aus den
Abmessungen des rund 30 cm weiten, etwas über 1 m tiefen Brunnengefäßes aus
Zinkblech und aus dem Umfang des immerhin bescheidenen Kompressors. Infolgedessen
gelang es nur für das 10 mm Rohr die obere Grenze der Wasserleistung für die
gegebene Tauchtiefe zu finden, bei 20 mm schon nicht mehr und bei 30 mm nicht einmal
das jeweils günstigste Verhältnis von Luft und Wasser, d.h. das Minimum von μ. zu erreichen.
Im übrigen sprechen die Schaubilder (Abb. 24 bis 26) für sich selbst. Die Abszissen bedeuten l/Min.
Luft, die Ordinaten l/Min. Wasser.
Textabbildung Bd. 328, S. 521
Abb. 29.Die großen Zahlen geben die Rohrdurchmesser in nun an
Das Vergleichsbild der drei Rohre (Abb. 27) von 1340
mm Länge zeigt, wie auch bei gleicher Tauchtiefe und Förderhöhe das engere Rohr dem
weiteren bis zu einem gewissen Punkt überlegen sein kann. So begegnen sich für
0,893 m Tauchtiefe und 0,447 m Förderhöhe das 10 und das 20 mm Rohr bei 3,3 l/Min.
Wasser und 0,3 l/Min. Luft, das 20 mm und das 30 mm Rohr bei 9,6 l/Min. Wasser und
16,1 l/Min. Luft. Daß für jedes Tauchverhältnis schießlich bei jeder Rohrweite eine
Grenze erreicht wird, über die hinaus eine weitere Luftzufuhr keine Steigerung der
Wassermenge mehr bewirkt, läßt sich ohne Weiteres aus der Analogie herleiten. Ein
solches Extrem hat jedoch für die Anwendung des Verfahrens so wenig Interesse wie
das weitere Extrem, so viel Luft durchzublasen, daß überhaupt kein oder praktisch
kein Wasser mehr mitkäme. Größere Wichtigkeit beansprucht der Umstand, auf den
zuerst Josse hinwies, daß das Verhältnis der verbrauchten
Luft zu dem geförderten Wasser keineswegs mit der Menge der beiden stetig sich
verbessert, sondern bei relativ geringer Beanspruchung am günstigsten ausfällt. Es
ließ sich das für alle μ des 10 und 20 mm Rohres
nachweisen, während für das 30 mm Rohr die verfügbare Luftmenge des
Versuchsapparates dafür nicht ganz ausreichte. Im besonderen sei es an der
Gegenüberstellung der Tab. 5 aufgezeigt, wo μ mit 1,37 bzw. 1,52 ein absolutes
Minimum erreicht, für E = 0,893 m, F = 0,447 m.
In dem Schaubild (Abb. 28) sind die μ der drei Rohrweiten 10, 20 und 30 mm für die
Rohrlänge von 1,340 m mit den wechselnden Tauchtiefen 0,893, 0,670 und 0,447 m
einander gegenübergestellt.
Man bemerkt, daß das Minimum für μ in Wirklichkeit nicht
allein vom Tauchverhältnis abhängt, sondern mit zunehmender Rohrweite, wenn auch
langsam, zurückgeht; vor allem aber, daß der Verlauf in der Nähe dieses Punktes um
so sanfter sich gestaltet, je größer das Tauchverhältnis ausfällt, sowie daß das
Absinken der Kurve bei fortgesetzter Steigerung der Luftzufuhr nur sehr
allmählich erfolgt.
Einen Ueberblick über die Beziehungen zwischen Luft und Wasser bei wechselnden
Rohrweiten bietet das Schaubild (Abb. 29), in dem
unter III, IV, V die Tabellenwerte gleicher Bezeichnung von Karbe aufgenommen sind. Die Nummern der Versuche finden ihre Erklärung in
unserer früheren Abhandlung.
Ein Entweichen der Luft im Fußstück bei sehr sparsamer Zuführung, wie es Karbe verzeichnet, konnte nie beobachtet werden, wohl
aber ein zeitweiliges Stocken der ganzen Säule und ein unregelmäßiges Pendeln,
gefolgt von explosionsartigem Ueberschäumen, ganz im Sinne der Theorie.
(Fortsetzung folgt.)