Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 539 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Treiböle des Diesel-Motors Durch richtige Wahl
der geeigneten Feuerungen und Roste ist es gelungen, für Dampfkessel jede Kohle –
nasse Braunkohle von etwa 2500 WE/kg bis zum Anthrazit von über 8000 WE – zu
verbrennen, ohne daß dabei besondere Schwierigkeiten auftreten. Nicht so einfach ist
die Frage der Brauchbarkeit verschiedener Brennstoffe für Diesel-Motoren zu lösen, und auch jetzt sind noch nicht alle
Schwierigkeiten überwunden, die sich der Verwendung besonderer Brennstoffe
entgegenstellen. Die Notwendigkeit, den Kreis der als Treibmittel brauchbaren Stoffe
zu erweitern, hat zu eingehenden Versuchen in den verschiedenen Fabriken und
Laboratorien geführt. Bereits D. p. J. 1913, S. 24 ff. wurden jene Grundbedingungen
angeführt, unter welchen sich ein flüssiger Brennstoff überhaupt als Treibmittel für
den Diesel-Motor eignet. Diese theoretischen
Betrachtungen seien im folgenden noch ergänzt durch Angabe und Bestimmung jener
Eigenschaften der Treiböle, die für ihre praktische Verwendung im Diesel-Motor maßgebend sind.
Im Betriebe und im Bau sind Diesel-Motoren für etwa
1700000 PS, in Deutschland allein Motoren von ungefähr 770000 PS. Bei zehnstündiger
täglicher Betriebszeit und einem Brennstoffverbrauch von 0,2 kg für 1 PS und Stunde
ergiebt sich ein jährlicher Brennstoffverbrauch für die Diesel-Motoren der Welt von 1250000 t, für Deutschland allein 560000 t.
Diese Brennstoffmengen sind so groß, daß es unmöglich ist, sie zu beschaffen, wenn
man sie allein durch Brennstoffe decken wollte, wie sie vor einem Jahrzehnt für den
Diesel-Motorbetrieb in Gebrauch waren. Aufgabe der
Technik ist es nun, die Verwendung auch solcher als unbrauchbar oder minderwertig
bezeichneter Brennstoffe zu ermöglichen. Gerade in letzter Zeit sind in dieser
Hinsicht große Fortschritte gemacht worden, und schon laufen solche Motoren mit
Brennstoffen, die man vor einigen Jahren noch als unbrauchbar erklärt hat.
Welche Anforderungen sind nun eigentlich an ein Treiböl für Diesel-Motoren zu stellen? Die Bewertung von Diesel-Motortreibölen nach Farbe, Geruch und Ansehen
findet wohl kaum mehr statt. Das spezifische Gewicht eines Oeles ist auch ohne
Einfluß, jedoch kann bei Petrolölen, die zurzeit immer noch die Hauptkraftquelle für
Diesel-Motoren bilden, aus dem spezifischen Gewicht
auf den Heizwert des Materials geschlossen werden. Die Siedeanalyse hat am wenigsten
Bedeutung, sie läßt nur den Schluß zu, daß ein Oel bei hohem Gehalt an
leichtsiedenden Bestandteilen einen niedrigen Flammpunkt hat. Man kann jedoch aus
der Siedeanalyse nicht mit Sicherheit auf die Feuergefährlichkeit des Oeles
schließen. Genauen Aufschluß hierzu gibt die Flammpunktsbestimmung. Der Flammpunkt
wird mit Hilfe von besonderen Apparaten bestimmt und gibt an, wann das Oel
entflammbare Dämpfe oder Gase abgibt. Wichtig ist die Bestimmung der Viskosität
eines Oeles. Dünnflüssige Oele sind für den Diesel-Motorbetrieb stets vorzuziehen. Solche Oele lassen sich schneller aus
dem Behälter entleeren und leichter in der Brennstoffdüse zerstäuben. Dickflüssige
Oele, Oele mit großem Asphalt- oder Paraffingehalt, müssen beim Entleeren aus den
Versandtgefäßen und besonders auch vor der Zuführung zu den Zerstäuberdüsen des
Motors angewärmt werden, um sie dünnflüssig zu machen. Der Schwefelgehalt eines
Oeles ist für dessen Brauchbarkeit von untergeordneter Bedeutung. Ist die
Auspuffleitung so angeordnet, daß sich kein Wasser in ihr kondensieren kann, so
können die Verbrennungsprodukte des Schwefels keine schädliche Einwirkung auf die
Rohrleitung ausüben.
Die wichtigste Eigenschaft des Treiböls ist sein Heizwert. Tab. 1 zeigt, daß der
Heizwert von Oelen derselben Klasse wenig schwankt.
Unter den praktisch in Betracht kommenden Petrolölen dürften Unterschiede von 5 v. H.
im Heizwert selten sein. Die Oele der Tab. 1 sind meistens Destillate. Bei
Tabelle 1.
Nr.
Bezeichnung der Oele
Spez.Gewichtbei 15 °C
UntererHeizwertWE/kg
Viskositätbei 80 °C
Flamm-punkt°C
Brenn-punkt°C
Elementaranalyse
Hv. H.
Cv. H.
H: C
Braunkohlen-teeröl
1234
Braunkohlenrohöl IBraunkohlengasölParaffinöl
IWeichparaffin
0,9080,8930,9160,894
9799 9799 9732 9901
1,021,091,011,13
–– 98123
––112142
12,4211,6211,5311,81
85,6485,7185,9585,73
1,741,561,541,58
Petrolöle
56789101112
Petroleumgasölliquid fuelRumänisches RohölRumänisches
GasölSolarölTegernseer RohölTexas GasölGereinigtes
Petroleum
0,855–0,8580,8530,8490,8680,8920,879
9756– 9982 989610105 9940 989010610
1,12–1,081,031,010,98–1,03
74137 10 66 81 56114 57
107152 10101106 81128 72
13,6011,3712,3112,2213,3011,0912,2014,20
83,7185,1083,1085,0385,6786,9586,4085,10
1,951,601,781,731,861,531,702,00
Rohölen und Rückständen wurden die in Tab. 2 angegebenen Werte gefunden.
Tabelle 2.
Ruman.Gasöl
BritishNavyfuel
TrinidadflüssigerAsphalt
Rumän.Rück-stand
TrinidadRohöl
Spezifisches Gewicht
0,868
0,907
0,964
0,9301
0,945
Beaumé
31
24
15,0
20,5
18,05
Asche in v. H.
–
0,023
0,14
0,13
0,064
Wasser in v. H.
Spuren
0,5
Spuren
Spuren
0,2
Oberer Heizwert in WE/kg
10697
10695
10224
10558
10200
Unterer „ „ „
9971
9943
9574
9848
9522
Schwefel in v. H.
–
–
3,36
–
–
Steinkohlenteeröle, wie sie zum Betriebe von Diesel-Motoren dienen, haben etwa
8900 unteren Heizwert, Braunkohlenteeröle etwa 9800 WE/kg.
Die Bestimmung des Heizwertes mit Hilfe der kalorimetrischen Bombe erfordert viel
Zeit und Geschicklichkeit. Der Heizwert eines Oeles kann aber auch aus dem
spezifischen Gewicht mit genügender Genauigkeit bezeichnet werden. Die Berechnung
gründet sich darauf, daß Oele, die sehr wasserstoffreich und spezifisch leicht sind,
aber einen hohen Heizwert besitzen. Der Heizwert eines Oeles ist dann gleich
5/9 [18650 + 40 (spez. Gewicht in Beaumé – 10)].
Diese Formel gilt nur für Petrolöle. Die Tab. 3 zeigt, welche
Werte man bei der Anwendung dieser Formel erhält. [Der Oelmotor 1913, S. 449 bis
452.]
Tabelle 3.
Spez.Gewicht
Baumé
Kalorimetrischergefundeneroberer
Heizwert
in v. H.
aus dem spez.Gewicht berechneteroberer
Heizwert
in v. H.
Rumänisches Gasöl
0,871
31,00
10712
100
10827
100
Rumänisches Gasöl
0,927
20,95
10557
98,5
10604
97,9
Rumänischer Rückstand
0,928
20,8
10558
98,5
10601
97,9
Trinidad Rohöl
0,945
18,05
10200
95,2
10540
97,3
Turukan Rohöl
0,948
17,60
10487
97,8
10630
97,2
Trinidad Rückstand
0,964
15,50
10224
95,4
10447
96,4
Wimplinger.
––––––––––
Ueber die Humphrey-Pumpe ist schon in Bd. 325 (1910)
S. 61 berichtet (über die Patentlage Bd. 326 S. 717). Seit 1909 ist das Pumpensystem
in England in mehreren kleineren und jetzt in einer ganz großen Anlage zur
Ausführung gekommen. Es liegen somit weitere Erfahrungen vor. Der Vollständigkeit
wegen sei zunächst die Wirkungsweise der Pumpe nochmals kurz erläutert. Sie besteht
(Abb. 1) dem Prinzip nach aus einem oben
geschlossenen senkrechten Verbrennungsraum, der nach unten unmittelbar durch die
Wassersäule abgeschlossen wird, die sich in dem U-förmig gebogenen Steigrohr
befindet.
Textabbildung Bd. 328, S. 540
Abb. 1.
Wenn in dem Verbrennungsraum über dieser als Kolben wirkenden
Wassersäule ein Gas-Luftgemisch zur Verpuffung gebracht wird, so verdrängt es bei
seiner Expansion das Wasser aus dem Zylinder und erteilt der gesamten Wassersäule
bis zu dem Förderbecken hinan eine Beschleunigung. Vermöge ihrer Trägheit kommt
die Säule erst zur Ruhe, wenn die aufgenommene lebendige Arbeit aufgezehrt ist;
infolgedessen entsteht zunächst in dem Verbrennungsraum ein Unterdruck, durch den
Frischluft (Spülluft) bei I eingesaugt wird.
Gleichzeitig kann durch die Zulaufventile am unteren Teile des Verbrennungsraumes
von außen her Wasser eintreten, und zwar entweder vermöge der auftretenden
Saugwirkung oder besser zugleich unter dem Einfluß eines geringen äußeren
Zuströmgefälles. Wenn die lebendige Arbeit der vorwärts beschleunigten Wassersäule
verbraucht ist, tritt unter dem Einfluß des statischen Drucks im Förderbecken eine
Rückwärtspendelung ein, die Zulauf- und Frischluftventile schließen sich, und die
mit der Spülluft gemischten Abgase werden durch das Auslaßventil E hinausgedrängt. Wenn die Höhe des etwas nach unten
gezogenen Auslaßventils erreicht ist, schließt sich dieses, und der Rest der
eingeschlossenen Luft wird, dem Arbeitsvermögen der nunmehr rückwärts schwingenden
Wassersäule entsprechend, in dem Raum C komprimiert.
Diese Kompression reicht dazu aus, die Säule nochmals vorwärts zu beschleunigen, so
daß sie vermöge ihrer Trägheit wieder einen Unterdruck schafft, durch den nunmehr
eine neue Füllung Verbrennungsgas eingesaugt wird. Die wiederum zurückkehrende
Wassersäule verdichtet denn dieses Verbrennungsgas bis auf einen gewissen Druck, und
im Augenblick der nächsten Bewegungsumkehr wird es elektrisch entzündet, so daß das
Spiel sich wiederholt.
Aus dem Druck-Zeitdiagramm (Abb. 2) werden die
Vorgänge dieses Arbeitsverfahrens, das genau dem Viertaktprozeß der gewöhnlichen
Gasmotoren nachgebildet ist, deutlich. Im ersten Takt bei a Zündung, Verpuffung bis b, Expansion bis
c; Ansaugen von Spülluft, Nachströmen von
Frischwasser. Im zweiten Takt Rückschwingen der Wassersäule, Ansteigen des Drucks im
Verpuffungszylinder, Kompression des Abgasrestes bis e.
Im dritten Takt Expansion des Abgasrestes bis f,
Ansaugen von frischem Gemisch bis g; dann wieder
Bewegungsumkehr und im vierten Takt Vorkompression des Verpuffungsgases bis h.
Textabbildung Bd. 328, S. 541
Abb. 2.Druck-Zeit-Diagramm der Humphrey-Pumpe
Dieses mechanisch sehr einfache Prinzip ist der Berechnung gut zugänglich,
insbesondere wenn sie durch geeignete graphische Verfahren unterstützt wird. Ein
solches Verfahren gibt Noack in Z. d. V. d. I. 1913 Nr.
23 an; da es jedoch wohl hauptsächlich für den Spezialfachmann Interesse hat, sei
hier nicht im Einzelnen darauf eingegangen. Wesentlich für die richtige Bemessung
der Pumpe ist die Berechnung der an den einzelnen Stellen auftretenden Verluste.
Diese setzen sich zusammen aus den Rohrreibungsverlusten in der geraden Leitung und
in den Krümmern sowie in den zentralen Verengungen und Erweiterungen der
Rohrleitung. Ferner geht ein Teil der Arbeit dadurch verloren, daß immer das
austretende Wasser noch mit einer gewissen Geschwindigkeit das Steigrohr verlassen
muß; diese Geschwindigkeit ist also möglichst klein zu halten. Weitere Verluste
entstehen durch die Schwankungen des Wasserspiegels in dem Verpuffungszylinder sowie
durch die periodischen Spiegelerhöhungen in dem Förderbecken, sofern dieses nicht
Praktisch unendlich große Oberfläche hat. Endlich bieten die Wassereinlaßventile
Veranlassung zu Verlusten, um so mehr, als bei den auftretenden erheblichen
Unterdrucken die Ventile sehr plötzlich geöffnet werden und große
Wassergeschwindigkeiten entstehen. Diese sind jedoch insofern wieder von Nutzen, als
ein Verschmutzen der Ventile und ein Festsetzen selbst größerer Fremdkörper
dadurch mit Erfolg hintangehalten wird. Da Auslaßventile nicht vorhanden sind,
werden einmal in die Pumpe gelangte Fremdkörper ohne Schwierigkeit wieder
ausgestoßen.
Ein ausführliches Rechnungsbeispiel erläutert a. a. O. den Gang und die Verfahren der
Berechnung.
Ueber die Betriebsergebnisse von Humphrey-Pumpen liegen
jetzt interessante Mitteilungen vor, nachdem eine größere Anlage, die
Wasserförderung vom Lea-Fluß und Lea-Kanal im Nordosten Londons in das
Chingford-Becken im Januar dieses Jahres in Betrieb gekommen ist. Vier Pumpen von je
330 PS fördern auf 9 m mittlere Förderhöhe je 2,75 cbm/Sek. Wasser bei elf vollen
Arbeitsspielen in der Min. Bei einem Spiel liefert jede Pumpe 18 cbm in einen
Wasserturm, aus dem 15 cbm als Nutzförderung in das Becken abfließen, während 3 cbm
zum Verdichten des angesaugten Gemisches in den Zylinder zurückströmen. Die
auftretenden Drucke sind verhältnismäßig gering (etwa 10 at). Außer diesen vier
großen Pumpen ist noch eine fünfte, etwas kleinere aufgestellt.
Textabbildung Bd. 328, S. 541
Abb. 3.Längsschnitt des Pumpenhauses.
Die Pumpen wurden von der Pump and Power Co. geliefert und
sind nach den Angaben dieser Gesellschaft von Siemens
Brothers in Stafford ausgeführt worden. Einen Längsschnitt des Pumpenhauses
zeigt Abb. 3. Die aus Stahlguß hergestellten
Gaszylinder haben oben 2000, unten 2140 mm ⌀, die Einlaß-, Auspuff- und
Spülluftventile sind natürlich als Ventilgruppen ausgeführt, die aus vielen
Einzelventilen bestehen. Die 16 wagerecht angeordneten Auspuffventile werden durch
Federdruck geöffnet und durch das ansteigende Wasser geschlossen; die acht
Einlaßventile enthalten außer den mit Drosselklappen versehenen Gaszuführungen je
ein kleines Luftventil, durch das die Verbrennungsluft unmittelbar aus dem
Maschinenraum angesaugt wird. Diese Einlaßventile und ebenso die Spülluftventile
werden durch Federkraft geschlossen und durch die Saugwirkung der pendelnden Wassersäule
geöffnet. Ein besonderer Steuerapparat, der durch den wechselnden Wasserdruck in der
Pumpe betätigt wird, sperrt, dem Arbeitsvorgang entsprechend, abwechselnd die
Gaseinlaß- und die Spülluft- und Auslaßventile.
Die Wassereintrittsventile sind (vergl. Abb. 3)
unterhalb des Verpuffungsraumes in zwei besonderen zylindrischen
Stahlgußventilkörpern angeordnet, und zwar trägt jeder dieser auf dem Umfange mit
zahlreichen Schlitzen versehenen Körper 240 Klappenventile, die in prismenförmigen
Sitzkörpern zu je acht Klappen zusammengefaßt und innen auf den Stahlgußkörper
aufgesetzt sind.
Textabbildung Bd. 328, S. 542
Die Rohrleitung ist aus Stahlblech, die Krümmer aus Stahlguß hergestellt, daran
schließt sich ein nach oben keglig erweitertes Standrohr (Wasserturm), das natürlich
höher sein muß als der Wasserspiegel des Förderbeckens. Die ganze Rohrleitung ist in
ein sehr kräftig gehaltenes Betonfundament eingebettet, um die großen
Massenwirkungen der hin- und herpendelnden Wassersäule aufzunehmen. Die Pumpe soll
infolgedessen ganz ruhig und ohne jede wahrnehmbare Erschütterung arbeiten.
Zu dem Pumpwerk gehört eine besondere Gaserzeugungsanlage, die vier Dowson-Druckgaserzeuger enthält für die Vergasung von
insgesamt 600 kg/Std. Anthrazit. Das erzeugte Gas wird von einem Behälter von etwa
150 cbm Inhalt aufgenommen und tritt von hier aus durch große, aus Blechzylindern
mit Gummideckeln bestehende Gasbeutel (s. Abb. 3) in
die Pumpen ein.
Für die Anlage wurde unter sehr schweren Vertrags-Strafbedingungen ein
Brennstoffverbrauch von nicht mehr als 0,5 kg/PSe-Std. gewährleistet, obwohl Betriebserfahrungen über derartig große Maschinen
bisher nicht vorlagen, Bislang waren erreicht worden mit einer Pumpe von
14
PS
bei
6,3
m
Förderhöhe
0,535
kg/PSe-Std
14
„
„
7,9
„
„
0,515
„
14
„
„
10
„
„
0,480
„
35
„
„
10
„
„
0,430
„
Der Brennstoffverbrauch der neuen Anlage scheint nach den bisher vorliegenden
Messungen bedeutend unter dem gewährleisteten Wert zu liegen, eine weitere
Herabsetzung ist zu erwarten, wenn die für die Spülluft vorgesehene
Kompressoranlage, die die Luft mit einem Druck von 0,6 bis 0,9 m WS den Pumpen
zuführen soll, in Betrieb genommen sein wird.
Eine weitere, noch größere Ausführung einer Humphrey-Viertaktpumpe befindet sich (nach einer Mitteilung des
„Engineering“ vom 14. Dezember 1912) bei der Pump
and Power Co. gegenwärtig im Bau für eine Anlage in Mex in Aegypten. Diese
Pumpe soll annähernd 7 cbm/Sek. fördern auf eine Höhe von 4,8 m, was einer
Wasserleistung von etwa 400 PS entspricht.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––––––
Leutnant Joly flog am 22. Juli mit Begleiter, Hauptmann
Osius vom Großen Generalstab, auf einer
Militär-Rumpler-Taube von Köln nach Königsberg über Johannisthai. Die ganze, etwa
1250 km lange Strecke wurde in acht Stunden zurückgelegt, eine Zwischenlandung
erfolgte nur am letztgenannten Orte.
Unsere beiden Bilder, nach Originalaufnahmen von Franz
Fischer in Johannisthal, zeigen das Flugzeug mit den beiden Offizieren bei
der Landung in Johannisthai und beim Start zum Weiterfluge nach Königsberg.
––––––––––
Motorschiffe. Die „Ostasiatische Kompagnie“ in
Kopenhagen hat über die Betriebserfahrungen, die sie mit ihren Motorschiffen
„Selandia“ und „Jutlandia“ gemacht hat, einen ausführlichen
Bericht veröffentlicht. Die Maschinen dieser Schiffe arbeiteten bei verschiedenem
Wetter und in verschiedenen Klimaten zufriedenstellend. Die Verringerung der
Brennstoffkosten im Vergleich zu Dampfmaschinen mit Kohlenheizung, die Vergrößerung
der Erträgnisse durch größere Frachten infolge des größeren Fassungsvermögens der
Motorschiffe haben den Erwartungen entsprochen.
Textabbildung Bd. 328, S. 542
Sieben weitere Motorschiffe hat diese Gesellschaft in Bau von zusammen etwa 60000 t
Tragfähigkeit. Außerdem sollen drei weitere Dampfschiffe dieser Gesellschaft mit Diesel-Maschinen ausgerüstet werden. Die mittleren Kosten
für die Tonne Tragfähigkeit beliefen sich bei den von der Gesellschaft in Auftrag
gegebenen Schiffen bis zum Jahre 1911 auf etwa 218 M, während sie bei den jetzigen Schiffen 222 M
betragen, dreiviertel der neuen Tonnage sind dabei Motorschiffe. Dies rührt davon
her, daß die neuen größeren Schiffe der Gesellschaft verhältnismäßig billiger sind
als die kleinen Schiffe früherer Zeit.
Diese Schiffe erhalten folgende Namen und Größenabmessungen:
B.-R.-T.
Trgf.
PSi
Siam
5500
10000
3300
Malakka
5500
10000
3300
Annam
5500
10000
3300
Tonking
5500
10000
3300
Fionia
5000
7000
4100
Falastria
4500
7000
2500
Lalandia
4500
7000
2500
Außerdem hat die vereinigte Dampfschiffahrts-Gesellschaft ein Motorschiff von 8000
B.-R.-T. der Werft in Auftrag gegeben, ferner die schwedische
Dampfschiffs-Gesellschaft Nordstjernen sechs Motorschiffe von im Mittel 6600
B.-R.-T.
Für Dampfschiffe von der Größe der „Selandia“ und „Jutlandia“ ist mit
einem täglichen Kohlenverbrauch von 40 t zu rechnen. Die beiden genannten Schiffe
haben bei ihrer ersten Reise 9 t täglich und späterhin nur mehr 8 t Brennstoff
verbraucht. In tropischen Gewässern, z.B. im Roten Meer, ist es schwierig, die
notwendige Dampfmenge zu erhalten infolge der in den Kesselräumen herrschenden hohen
Temperaturen. Bei Oelmotoren liegen die Verhältnisse günstiger. Die Kühlung der
Maschinen durch Wasser aus den Flüssen oder aus der See, hat in den Tropen keine
Schwierigkeiten gemacht. Ein Dampfschiff braucht bei kalten Kesseln 12 bis 24
Stunden um Dampf von entsprechender Spannung zu erzeugen, während Motorschiffe in
wenigen Minuten betriebsbereit sind. Die Schiffskessel und Rohrleitungen sind bei
alten Schiffen stets schwache Stellen und verlangen kostspielige Reparaturen. Der
Raum im Doppelboden, der bei Dampfschiffen gewöhnlich zur Aufnahme von Seewasser
benutzt wird, das zum Rosten Veranlassung gibt, wird bei Motorschiffen zur Aufnahme
des Oeles gebraucht, das ein Rosten verhindert. Die Schwierigkeiten, die sich bei
Motoren im Viertaktverfahren bezüglich der Auspuffventile ergeben haben, führten zu
einer weiteren Verbesserung derselben.
Das geringere Gewicht der Diesel-Maschinenanlage mit
Brennstoff im Vergleich zur Dampfmaschinenanlage mit Kohlen bringt größere
Frachtergebnisse. Die Motoren der erwähnten beiden Schiffe arbeiten mit dem für
Schiffsbetrieb etwas ungeeigneten Viertaktverfahren. Die „Selandia“ braucht
deshalb, um 2500 PSi zu leisten, 16 Arbeitszylinder.
Die im Bau befindlichen Schiffe sollen, um 4000 PSi
zu leisten, nur mehr 12 Zylinder erhalten.
Wimplinger.
––––––––––
Roheisenerzeugung und Erzvorrat. In einer Besprechung über
die Brikettierung von Eisenerzen und Gichtstaub auf der Hauptversammlung des Vereins
Deutscher Eisenhüttenleute machte Direktor Sorge-
Magdeburg folgende Mitteilungen über diese wichtige Frage. Die
Roheisenerzeugung der Welt hat seit dem Jahre 1870 eine gewaltige Steigerung
erfahren, sie ist von jenem Jahre an, wo die Erzeugung etwa 12 Mill. t betrug, heute
etwa auf den sechsfachen Betrag gestiegen. Einen großen Anteil an diesem Aufschwung
hat unsere deutsche Eisenindustrie, deren Produktion von 1,39 Mill. t im Jahre 1870
auf fast 18 Mill. t im Jahre 1912 gestiegen ist. Diese außerordentlich starke
Steigerung wird, sofern nicht besondere wirtschaftliche Störungen eintreten, auch in
den nächsten Jahren anhalten, so daß man für 1915 mit einer Roheisenerzeugung von
rd. 21½ Mill. t, für 1920 mit einer solchen von 29½ Mill. t wird rechnen können.
Angesichts dieser Zahlen ist die Frage durchaus berechtigt, ob die erforderlichen
Rohstoffe, Kohlen und Eisenerze, in genügender Menge vorhanden sind, um eine solche
noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehaltene Weiterentwicklung zu gestatten.
Hinsichtlich der Beschaffung der Kohlen wird man diese Frage wohl ohne weiteres
bejahen können, denn der für Deutschland auf 416 Milliarden t geschätzte
Kohlenvorrat wird wohl noch über ein Jahrtausend hinaus unseren Bedarf decken.
Anders, jedenfalls weniger klar, liegen die Verhältnisse in bezug auf die Eisenerze.
Nach den Schätzungen des Internationalen Geologenkongresses in Stockholm (1910)
beträgt der gesamte, zurzeit brauchbare Eisenerzvorrat der Welt 22 Milliarden t mit
einem Eisengehalt von 10 Milliarden t, die bei gleicher Steigerung des Verbrauchs
wie bisher in 60 Jahren erschöpft sein dürften. Diesem sofort brauchbaren Erzvorrat
stehen weitere, zurzeit nicht abbauwürdige Vorräte von 123 Milliarden t Erz mit rund
53 Milliarden t Eisengehalt gegenüber. Von diesen heute noch nicht abbauwürdigen
Erzvorräten wird zweifellos bereits vor Ablauf von 60 Jahren ein großer Teil sowohl
infolge der Fortschritte in der bergmännischen Gewinnung und in der Hüttentechnik,
als auch infolge von zu erwartenden Veränderungen wirtschaftlicher Natur abbauwürdig
sein, so daß die Erschöpfungsgefahr auch hier kaum als dringlich bezeichnet werden
kann. Im einzelnen steht Nordamerika mit rd. 4200 Mill. t sofort brauchbarer Erze an
der Spitze aller Länder; ihm folgt Deutschland mit 3600, Frankreich mit 3300,
Großbritannien mit 1300 und Schweden mit 1100 Mill. t.
Diese Zahlen in Verbindung mit den Zahlen für die Ein- und Ausfuhr sowie den
Verbrauch von Eisenerz ermöglichen ein Bild von der Zukunftsentwicklung. Bis zum
Jahre 1896 überragte die heimische Eisenerzförderung den Verbrauch um ein
erhebliches, so daß bis dahin die Ausfuhr stärker als die Einfuhr war; bis zum Jahre
1911 haben sich diese Verhältnisse jedoch wesentlich geändert, die Erzeinfuhr betrug
in jenem Jahre bereits fast 11 Mill. t, die Ausfuhr dagegen sank auf 2,5 Mill. t,
nachdem sie im Jahre 1907 mit 4 Mill. t ihren Höchstwert erreicht hatte. Der
Eisenerzverbrauch hat sich in Deutschland seit dem Jahre 1880 versechsfacht, er
erreichte 1911 fast 40 Mill. t. Die oben genannten Erz Vorräte sind also
ausreichend, um auch in Zukunft weitere Steigerungen der Roheisenerzeugung als
möglich erscheinen zu lassen, es ist jedoch hierbei zu beachten, daß neben den Ziffern auch die
Beschaffenheit der vorrätigen Erze wesentlich mitspricht. Die Hochofenwerke haben im
allgemeinen bereits seit Jahren ihre Ansprüche an die Qualität der Eisenerze
erheblich herabgesetzt, trotzdem macht sich immer mehr der Umstand fühlbar, daß
unter den zu verhüttenden Erzen solche von feinkörniger Beschaffenheit einen
wachsenden Anteil bilden. Diese feinkörnigen und mulmigen Erze bereiten bei der
Verhüttung mancherlei Schwierigkeiten, es treten Verschlackungen und Verstopfungen
ein und der Entfall an Gichtstaub nimmt zu. Diese Nachteile legten den Gedanken
nahe, die feinen Erze durch eine Anreicherung oder Brikettierung verwendungsfähiger
zu machen. Die Verwertbarkeit feiner Erze ist für unsere Eisenindustrie von
außerordentlicher Bedeutung, denn das Streben der anderen Länder, ihre
Hochofenindustrie gleichfalls zu entwickeln, muß naturgemäß dazu führen, daß der
Bezug ausländischer Erze für uns erschwert wird. [Stahl und Eisen 1913, S. 139 bis
i43]
Dr. Sander.