Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 665 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ueber den Turbinenpumpenbau der Firma C. H. Jaeger &
Co. in Leipzig berichtet H. Miller in Heft 26
und 27, 1913, der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Die genannte Firma
beschäftigt sich ausschließlich mit der Herstellung von Turbinenmaschinen, in der
Erkenntnis, daß sich der Bauschneilaufender Turbinenmaschinen und langsamlaufender
Kolbenmaschinen nicht ohne Schaden in einer Werkstatt vereinigen läßt.
Ein sehr großer Teil der von Jaeger hergestellten Pumpen
findet für Wasserhaltungsanlagen in Bergwerken Verwendung. Da diese Maschinen
meistens für große Leistungen bestimmt sind, wird für sie ein hoher, innerhalb
weiter Grenzen sich wenig ändernder Wirkungsgrad verlangt. Zur Feststellung des
Wirkungsgrades und der Leistung wird jede Pumpe auf dem Versuchsstande geprüft. Zur
Messung der geförderten Wassermenge dienen eine Reihe von Ueberf all wehren sowie
Meßdüsen. Die der Pumpenwelle zugeführte Leistung wird durch Dynamometer Bauart Jaeger (s. Z. d. V. d. I. 1905 S. 1187) und
Gleichstrommotoren bis zu 400 PS Leistung geprüft.
Textabbildung Bd. 328, S. 665
Abb. 1.
Hinsichtlich der Bauart der Turbinenpumpe von Jaeger im
allgemeinen ist auf einen Aufsatz darüber in der Z. d. V. d. I. 1905 S. 1181
verwiesen. Im vorliegenden Bericht sind nur einige Besonderheiten hervorgehoben. Die
Laufräder werden nicht gegeneinander sondern hintereinander geschaltet. Dadurch
ergibt sich eine einfache Wasserführung und eine einfache Gehäusekonstruktion. Der
bei dieser Ausführung notwendige sorgfältige Ausgleich des Achsialschubes wird in
verschiedener Weise erreicht. Die ursprüngliche Ausführung der
Entlastungsvorrichtung ist in Abb. 1 dargestellt.
Vor und hinter dem Rade b sind Dichtungsringe a von gleichem Durchmesser angeordnet. Durch Bohrungen
c in der Radnabe werden die Räume d und e vor und hinter dem
Rade mit einander verbunden, so daß auf beiden Seiten gleiche statische Drucke
herrschen. Der Strömungsdruck gegen die Radnabe b wird
durch einen entsprechend geformten Entlastungssteller f
ausgeglichen. Die Druckunterschiede an den Dichtungsstellen der einzelnen Räder sind
gering, und damit auch die Abnutzungen. Infolgedessen wird diese Anordnung
insbesonders für Abteufbetriebe, bei denen mechanisch stark verunreinigtes Wasser zu
fördern ist, verwandt. Eine doppeltwirkende hydraulische Entlastung, welche die in
wechselnder Richtung auftretenden Seitenschübe selbsttätig aufhebt, stellt Abb. 2 dar. Bei a wird
Druckwasser aus der Pumpe zugeführt. Wirkt der Achsdruck in der Pfeilrichtung, so
schließt sich Spalt b, während sich Spalt c öffnet. Infolgedessen fließt das Druckwasser in den
Raum d vor dem Druckteller e, verschiebt die Welle entgegengesetzt zur Pfeilrichtung und fließt
bei f wieder ab. Wirkt der Achsdruck entgegengesetzt
zur Pfeilrichtung, so öffnet sich Spalt b, während sich
Spalt c schließt. Alsdann gelangt das Wasser durch die
Bohrungen g auf die Rückseite des Tellers e und fließt bei f und h ab.
Textabbildung Bd. 328, S. 665
Abb. 2.
Werden die Dichtungsringe an den Rädern auf der Druckseite fortgelassen, und die
Bohrungen an den Naben geschlossen (vergl. Abb. 1),
so wirkt der Achsdruck nur nach der Saugseite und kann durch einen einfachwirkenden
Teller wie in Abb. 3 dargestellt aufgenommen
werden.
Textabbildung Bd. 328, S. 665
Abb. 3.
Kleinere Pumpen werden mit dem Motor zusammen auf einer gemeinsamen Grundplatte
montiert. Bei größeren Aggregaten bekommt jeder Teil eine kleine Platte für sich,
die dann auf einen gemeinsamen schmiedeeisernen in Beton eingegossenen Rahmen
gesetzt werden. Dieser kann den etwaigen Verschiebungen im Untergrunde ohne Schaden
folgen, während eine große Grundplatte sich dabei leicht verzieht. Wellen werden aus
Nickelstahl, Räder und Leitringe aus Bronze angefertigt. Für die Teile, die gegen
Abnutzung unempfindlich sein sollen, wird das Material dem jeweiligen
Verwendungszweck entsprechend bestimmt.
Der Vorteil, bei Aufstellung von Turbinenpumpen in einer Maschine Drucke von 1000 m
W.-S. und mehr zu erreichen, ermöglicht es, die Wasserhaltung in Bergwerksanlagen zu
zentralisieren. Die erste Anlage, welche in dieser Weise durch Aufstellung von Jaeger- Pumpen umgeändert wurde, ist die Wasserhaltung
des Schachtes Hamburg der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G.
Dort wurden
Einzel-Wasserhaltungen auf der 1., 3., 4. und 7. Sohle sowie eine über Tage
befindliche Gestängemaschine durch zwei 13 stufige Pumpensätze, von denen jeder 4,4
cbm/Min. auf 645 m manometrische Förderhöhe hebt, ersetzt. Die erste Anlage für eine
Förderhöhe von rund 1000 m W.-S. ist für die Bergwerksgesellschaft Hermann m. b. H. in Bork a. d. Lippe ausgeführt. Sie
besteht aus drei gleichen Pumpengruppen, die je 14 Laufräder besitzen und je 5
cbm/Min. auf rund 1000 m manometrische Druckhöhe bei 1480 Uml./Min. und rund 1500 PS
Kraftbedarf fördern.
Die Wirkungsgrade von Turbinen-Wasserhaltungen mittlerer Leistung sind etwa 75 bis 78
v. H. Daß sie trotzdem den Kolbenmaschinen überlegen sind, haben wir in Heft 11 d.
Bd. ausgeführt. Im Aufsatze von Mitter ist noch eine
Anzahl von Jaeger auf Berg- und Hüttenwerken ausgeführter
Anlagen beschrieben.
Ein weiteres Anwendungsgebiet haben die Turbinenpumpen als Lenzpumpen im Schiffbau
und als Feuerlöschpumpen gefunden. Auch für Hauswasserversorgung werden kleine
zweistufige Pumpen für 40 bis 120 l/Min, und 20 bis 30 m Förderhöhe hergestellt. Ein
Anwendungsgebiet für sich stellen die Dampfkraftzentralen dar, insbesondere die
Dampfturbinenzentralen, in denen die Turbinenpumpen als Kondensatpumpen, als
Kühlwasserpumpen für den Kondensator und als Kesselspeisepumpen Verwendung finden.
Die letztgenannten werden bei Motorantrieb für normal 3000, bei Turbinenantrieb bis
6000 Uml./Min. ausgeführt.
Neuerdings liefert Jaeger auch wasserbeaufschlagte
Turbinenluftpumpen, die durch Regelung der Hilfswassermenge und damit ihrer Leistung
und ihres Kraftbedarfes auch stark wechselnden Luftmengen angepaßt werden können.
Besonders günstig bezüglich der Gesamtanordnung stellt sich der Zusammenbau einer
solchen Luftpumpe mit der Kondensatpumpe in einem gemeinsamen Gehäuse dar.
Die Gesamtzahl der von Jaeger bis zum Januar 1913
gelieferten Pumpen ist rund 3000.
Dipl.-Ing. C. Ritter.
––––––––––
Unfall beim Betrieb einer Dampfmaschine. In Nr. 11 der
Zeitschrift des Bayerischen Revisions-Vereins vom 15. Juni 1913 wird über folgenden
Unfall berichtet: Es handelt sich um eine liegende Einzylinder-Dampfmaschine. Der
Zylinder hatte 250 mm ⌀, der Hub war 420 mm, die Drehzahl betrug 150 in der Min.,
die Leistung normal 35 PS. Die Steuerung war eine Kolbenschiebersteuerung.
Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, führte die Abdampfleitung B zunächst nach einem Entöler C. Von dort ging der Dampf durch ein wagerecht liegendes Rohrstück nach
einem senkrecht aufgestellten Vorwärmer E. In diesem
wurde ein Teil der Dampfwärme dazu benutzt, das Speisewasser vorzuwärmen, welches
durch den rechten oberen Stutzen in den Vorwärmer eintrat und durch den linken
Stutzen wieder abgeführt wurde. Das bei dieser Wärmeabgabe sich bildende Wasser
floß zum Entöler C zurück und von dort aus zum
Niederschlagwasserabscheider D. Der Vorwärmer hatte
also keinen besonderen Wasserabscheider. Vom Vorwärmer aus konnte der Abdampf nun
zwei verschiedene Wege einschlagen, entweder ging er in den wagerecht liegenden
Abdampfverteiler G und wurde dann zu Heiz- und anderen
Zwecken benutzt, oder aber er ging in die senkrechte Auspuffleitung. Um die Richtung
für den Dampf zu bestimmen, waren, wie in der Abbildung angedeutet ist, zwei
Drosselklappen F so miteinander durch einen Hebel
verbunden, daß die eine Drosselklappe sich öffnete, wenn die andere sich schloß, und
umgekehrt. Der Abdampfverteiler G konnte aber auch
außer durch den Abdampf noch direkt durch Frischdampf gespeist werden. Um einen zu
hohen Druck zu verhüten, war auf dem Abdampfverteiler noch ein Sicherheitsventil H angebracht. An den Abdampfverteiler war außerdem noch
ein selbsttätig wirkender Wasserabscheider angeschlossen.
Textabbildung Bd. 328, S. 666
a = Wasser, b = Auspuff, c =
Frischdampf, d = Heizung.
Die Dampfmaschine war einige Monate in Betrieb gewesen und hatte ohne Störung
gearbeitet, als eines Morgens kurz nach dem Anlassen der Maschine ein Stillstehen
infolge des Bruches einzelner Teile eintrat. Die Kurbel hatte sich um 25 mm auf dem
Umfange der Welle verdreht. Sie war durch einen etwa 20 mm dicken, runden Keilstift
auf der Welle festgehalten. Dieser Keilstift war zum Teil nach außen gedrückt und
hatte einen Teil des Wellenmaterials abgeschert. Die Welle war unmittelbar hinter
der Kurbel etwas abgeknickt, so daß der Kurbelarm nicht mehr senkrecht zur Welle
stand. Die Schubstange, die etwa 56 mm stark war, hatte sich nach oben durchgebogen,
die 1¼-zölligen Schrauben am Stangenkopf der Schubstange waren abgerissen, und die
Lager-schale des Kurbelzapfens war stark verbogen. Der Keil am Kreuzkopf, der zur
Verbindung von Kreuzkopf und Kolbenstange diente, war nach der Zylinderseite zu
verbogen, und der am vorderen Ende der Kreuzkopfführung befestigte Oelfangring war
am oberen Umfang ausgebrochen.
Die schadhaften Teile wurden erneuert und die noch brauchbaren wurden in Ordnung
gebracht. Doch nach kurzer Betriebszeit trat wieder ein Unfall ein. Nach dem
Anlassen riß die Kolbenstange an der durch das Keilloch geschwächten Stelle ab.
Wahrscheinlich hatte das Material schon nach dem ersten Unfall an dieser Stelle
gelitten. Diesem Umstände ist es wohl zuzuschreiben, daß durch dies vorzeitige
Abreißen der Kolbenstange nicht die beim ersten Unfall eingetretenen Zerstörungen
der Schubstange, Welle und Kurbel sich wiederholten. Der zweite Unfall trat ein,
kurz nachdem Frischdampf vom Kessel in den Dampfverteiler geleitet war.
Bei der nun folgenden eingehenden Untersuchung stellte sich heraus, daß der an den
Entöler C angeschlossene Niederschlagwasser-Abscheider D unwirksam geworden war, weil sich in ihm dickes Oel angesammelt hatte.
Ein am Abscheider befindlicher Hebel, der gestattete, den Topf während des Betriebes
beliebig auszublasen, war schwer zugänglich und war vor dem ersten Unfall niemals
benutzt worden. Nach dem zweiten Unfall hatte man sich darauf beschränkt, ihn
während des Stillstandes der Maschine einige Male hin- und herzubewegen. Doch es
hatte dabei kein Ausblasen stattfinden können, da kein Dampfdruck vorhanden war.
Außerdem stellte sich heraus, daß der Vorwärmer E
undicht war, so daß die Leitung zwischen Vorwärmer und Entöler sich bald mit Wasser
füllen konnte. Als nun Frischdampf in den Abdampfverteiler G geleitet wurde, übertrug sich der Druck rückwärts durch die
Abdampfleitung nach dem Zylinder A der Dampfmaschine,
und die Bewegung des Kolbens wurde durch das in die Maschine eintretende Wasser
aufgehalten.
Es wurde der Vorwärmer ausgebessert und an diesen eine besondere
Entwässerungsvorrichtung angeschlossen. Ferner wurde dafür gesorgt, daß der Hebel
zum Ausblasen des Niederschlagwasser-Abscheiders jederzeit während des Betriebes
bequem bedient werden konnte.
R. Simon.
––––––––––
Das Heißlaufen von Wellen und Zapfenlagern bei
Dampfmaschinen. Das Warmwerden oder Brennen der Lager macht sich beim
Dampfmaschinenbetrieb oft als recht unliebsame Störung geltend, so daß es sich der
Mühe verlohnt, näher auf die Ursachen dieses Uebelstandes einzugehen, um dadurch die
Grundlagen für eine wirksame Abhilfe zu gewinnen. Zunächst kann eine zu geringe
Bemessung der Auflagerfläche die Ursache des Heißlaufens sein. Es läge also ein
rechnerischer Fehler vor. Dies ist verhältnismäßig selten der Fall, kann aber
eintreten, wenn die Welle infolge nachträglicher Aenderungen der Konstruktion
stärker belastet wird, als ursprünglich vorgesehen war, und eine Wiederholung der
Berechnung unterblieben ist. Vielfach wird auf die Durchbiegung der Welle keine
Rücksicht genommen. Es wird durch sie ein Warmwerden der Innenseiten des Lagers
hervorgerufen. Es ist daher unbedingt notwendig, bei der Montage der Maschine nicht
die nackte, sondern die belastete Welle einzupassen und die Lager nachzuschaben, bis
sie auf der ganzen Fläche tragen. Unterlassungssünden in dieser Hinsicht rächen
sich oft sehr, da bauliche Verhältnisse des Maschinenhauses eine Verbesserung des
Fehlers nach Inbetriebsetzung vielfach recht erschweren. Bisweilen wird das Brennen
der Lager dadurch verursacht, daß die Mittellinie der Maschine nicht im rechten
Winkel zur Mittellinie der Welle liegt. Dies kommt vor, wenn der Monteur nach dem
Ausrichten der Maschine noch nachträglich Teile einbaut, bevor die Hauptlager
ausgegossen und festgeschraubt sind. Die Gefahr eines Verschiebens der bereits
festgelegten Teile ist in diesem Fall sehr groß, und die Nachlässigkeit kann ein
Lösen und nochmaliges Richten der ganzen Anlage notwendig machen. Aehnliche
Erscheinungen treten auf, wenn der Kurbelzapfen nicht fluchtrecht mit der Welle
sitzt. Der Fehler hat seinen Grund meist darin, daß die Bohrung für den Kurbelzapfen
vor dem Aufziehen der Kurbel auf die Welle hergestellt, und beim Hereintreiben des
Keiles die Kurbel hinten herübergedrückt wird. Auch die Bohrungen der Zapfenlager
sind bisweilen schief zur Mittellinie der Pleuelstange. Sie müssen daher zusammen
mit der Stange aufgepaßt werden. Eine weitere Veranlassung des Warmlaufens ist zu
starkes Anziehen der Lager. Allerdings muß ein ruhiger Gang der Maschine unbedingt
erzielt werden. Es gehört aber Ueberlegung und Verständnis dazu, wenn man dies
erreichen will, ohne durch zu festes Aufpressen der Lagerschalen über das Ziel
hinauszuschießen. Stöße in der Maschine rufen ebenfalls Erhitzung der Lagerung
hervor. Sie können ihren Grund in unrichtiger Kompression haben. Ein Montagefehler
braucht nicht vorzuliegen. Fast stets müssen Lager, wenn sie sich aus irgend einem
Grunde einmal heißgelaufen haben, nachgearbeitet werden, da infolge der
Volumenzunahme bei der Erwärmung eine Verkleinerung der lichten Weite verursacht
wird, weil eine Vergrößerung nach außen durch den Lagerkörper verhindert wurde.
Selbstverständlich ist die Schmierung von größter Wichtigkeit. Trotz der
Vervollkommnung durch Einführung von Ringschmierlagern und zentraler
Zapfenschmierung kommen Fehler durch Versäumnis des Zeitpunktes der Oelerneuerung
und mangelhafte Beschaffenheit des Schmiermaterials vor. Auch die unsachgemäße
Anordnung der Schmiernuten ist oft die Ursache zu Störungen. Es kann ferner durch zu
scharfkantige Ränder ein Verschmieren der Nuten eintreten. Man findet dies besonders
häufig bei der Verwendung von Weißmetall. [Werkstattechnik, 18. Juli 1913.]
Schmolke.
––––––––––
Glühkopfmotoren. Glühkopfmotoren werden zur Zeit sehr
häufig für kleinere Leistungen als Ersatz für Diesel-Maschinen verwendet. Es ist bis jetzt nicht gelungen, den Glühkopfmotor
so ökonomisch zu gestalten, wie die Diesel-Maschine, was
mit Rücksicht auf die steigenden Weltmarktpreise der Treiböle von großer Wichtigkeit
wäre. Die Glühkopfmaschinen arbeiten mit Wassereinspritzung in den Verbrennungsraum,
wobei die Wassereinspritzung selbsttätig oder von Hand reguliert werden kann. In der
Tabelle sind Leistungen und Brennstoffverbrauchzahlen zusammengestellt, wie sie in
der Zeitschrift„Oel- und Gasmaschine“ 1913 S. 49 bis 53 enthalten sind. Eine
allgemeine Gültigkeit kann diesen Zahlen nicht zugeschrieben werden.
Zweizylinder-Grühkopfmotorn =
360,Gewicht = 4000 kg,Preis = 6000 M
Zweizylinder-Viertakt-Dieselmaschinen = 240, Leistung = 60
PS,Gewicht = 11500 kg,Preis = 12000 M
IZweizylinder-Viertakt-Dieselmaschinen = 350, Leistung = 60
PS,Gewicht = 4500 kg,Preis = 11000 M
Leistung
Brennstoff-verbrauchPS Std in g
Leistung
Brennstoff-verbrauchPS Std in g
Leistung
Brennstoff-verbrauchPS Std in g
61,5
231
60
200
60
215
50,75
246
45
210
45
235
43,2
266
40
220
40
245
34,6
302
30
245
30
260
23,4
376
15
325
25
350
14,2
506
–
–
–
–
Die jährliche Amortisationsdifferenz zwischen I und II stellt sich auf 600 M,
zwischen I und III auf 500 M, die Verbrauchsdifferenz zwischen I und II stellt sich
für die PS/Std. auf etwa 50 g, zwischen I und III auf 40 g, das ist bei 3000
Betriebsstunden 9000 bzw., 7200 kg.
Je nach den effektiven Betriebsstunden und dem am Betriebsort herrschenden
Brennstoffpreis für Gasöl, Blauöl, Steinkohlenteeröl ändert sich die Größe, bis zu
welcher die Glühkopfmaschine mit der Diesel-Maschine
konkurrieren kann, der niedrigere Anschaffungspreis des Glühkopfmotors ist aber in
vielen Fällen ausschlaggebend.
W.
––––––––––
Textabbildung Bd. 328, S. 668
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 328, S. 668
Abb. 2.
Ein neuer Maschinenantrieb, das Reibkeilband System Halfmann, soll einige der Hauptnachteile des Antriebes
mittels Riemen und Seilen vermeiden. (Zeitschr. für prakt. Maschinenbau, 25. Juni
1913). Das Reibkeilband besteht, wie die Abb. 1 bis
3 zeigen, aus einer Art Kette mit kreuzweis
angeordneten Gliedern, welche an ihren Drehbolzen f
Reibkeile aus Vulkanfiber tragen. Durch die kreuzweise Anordnung der Glieder wird
erreicht, daß bei einer Krümmung der Kette sich die Fiberkeile in radialer Richtung
einstellen können (vergl. Abb. 2). Die Drehgelenke
der Kettenglieder sind in bekannter Weise mit Buchsen ausgestattet, um die Reibung
und die Abnutzung bei der Bewegung zu verkleinern; Abflachungen der Bolzen
ermöglichen in ebenfalls bekannter Weise das Einbringen von Starrschmiere.
Durch die Keilwirkung wird beim Antrieb von Scheiben naturgemäß eine bedeutende
Anpressungskraft erzielt, ohne daß die Spannung im gezogenen Trum besonders hoch
werden muß, die Folge davon ist, daß das Keilband ohne Vorspannung auf die Scheiben
aufgebracht werden kann, und daß Spannrollen auch bei kleinen Achsenabständen
unnötig sind. Auch wird dadurch der Wirkungsgrad erhöht; allerdings dürfte der für
eine Uebertragung von 100 PS bei 10,5 m/Sek. angegebene Wirkungsgrad von 99,25 v. H.
wohl etwas sehr hoch geschätzt sein!
Textabbildung Bd. 328, S. 668
Abb. 3.
Die Scheibenbreite wird wesentlich geringer als bei Verwendung von Riemen- oder
Seiltrieben, ein Vorteil, der im Verein mit dem möglichen geringeren Achsenabstand
für viele Zwecke nicht zu unterschätzen ist und zur Verbilligung einer Anlage
beitragen kann. Auch der Preis des Keilbandes soll geringer sein als der eines
gleichwertigen Riemen- oder Seiltriebes. Allerdings müßte die Lebensdauer des
ziemlich kompliziert zusammengebauten Zugmittels erst durch Betriebserfahrungen
erwiesen werden.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––––––
Textabbildung Bd. 328, S. 668
Die Lentz-Metall-Stopfbüchsendichtung bezweckt die
Vermeidung der Uebelstände der bisher gebräuchlichen Stopfbüchsen, nämlich die
Gefahr des Heißlaufens der Kolbenstange und die überflüssige Vergrößerung der
Reibung durch das Anziehen der Packung. Infolgedessen besteht die Lentz-Dichtung, die im ganzen nach Art einer
Labyrinth-Dichtung ausgebildet ist, aus einer Anzahl achsial hintereinander
gelagerter Kammerringe a (s. Abb.), zwischen deren
genau bearbeiteten Stirnflächen sich ungeteilte Dichtungsringe b befinden. Diese sind auf die Kolbenstange ziemlich
dampfdicht aufgeschhffen und außerdem an den Stirnflächen ebenfalls sauber
geschliffen, so daß sie sich annähernd dampfdicht auf die Kammerringe auflegen, wenn
einseitig Dampfdruck auf sie wirkt. Der Dampf, der z.B. von links eintretend sich
noch zwischen dem ersten Ring und der Kolbenstange sowie durch die Dichtungsfläche des als
Ventilkörper wirkenden ersten Ringes mit dem zugehörigen Kammerring durchzwängt,
verliert zunächst in der folgenden Kammer durch Wirbelbildung an Bewegungsenergie,
durch weitere Drosselung in den nacheinander durchströmten Kammern wird erreicht,
daß in die letzte nur noch ein ganz leichter Dampfschleier tritt.
Die Dichtung, die von der Firma Heinrich Lanz, Mannheim,
seit etwa sechs Jahren in Tausenden von Ausführungen in Lokomobilen eingebaut ist,
soll sich im Betrieb außerordentlich gut bewährt haben.
Die Herstellung der ganz aus Gußeisen bestehenden Dichtung geschieht als
Massenfabrikation auf eigens für diesen Zweck durchgebildeten Spezialmaschinen, von
denen einige in der Zeitschrift f. prakt. Maschinenbau, 25. Juni 1913, abgebildet
und beschrieben werden.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––––––
Die Benennung der spezifischen Flüssigkeitsdrücke ist in
den kürzlich vom Verein Deutscher Ingenieure und dem Verein Deutscher
Maschinenbauanstalten aufgestellten „Regeln für Leistungsversuche an Ventilatoren
und Kompressoren“ durch Begriffsbestimmungen festgelegt worden, die zum Teil
im Widerspruch stehen zu der in vielen der bekanntesten Lehr- und Hilfsbüchern
üblichen Bezeichnungsweise. So definiert die „Hütte“ als „hydrostatischen
Seitendruck“ den absoluten Druck der in Ruhe gedachten Flüssigkeit auf die
Wandung der Leitung, gemessen in m der Flüssigkeitssäule, wobei der dynamische
Einfluß der Geschwindigkeit v durch die Höhe
\frac{v^2}{2\,g} mit einbegriffen sein soll, als
„hydrodynamischen Seitendruck“ den absoluten Druck der in Bewegung
gedachten Flüssigkeit auf die Wandung der Leitung.
Die „Regeln“ dagegen verstehen unter statischem Druck den inneren Druck eines
geradlinig strömenden Gases, also den Druck, den ein im Gasstrom mitbewegtes
Meßgerät anzeigen würde, sowie den Druck, den ein parallel zur Kanalwand strömendes
Gas auf diese ausübt. Dynamischer Druck (Geschwindigkeitsdruck) ist dann die größte
Drucksteigerung, die in einem bewegten Gasstrom vor einem Hindernis auftritt; sie
folgt als p_d=\gamma\,.\,\frac{v^2}{2\,g}, wo v = Stromgeschwindigkeit, γ
= Raumgewicht des Gases. Gesamtdruck ist die algebraische Summe des
statischen und dynamischen Drucks.
Demnach bezeichnen die „Regeln“ das als statischen Druck, was die
„Hütte“ dynamischen Druck nennt. Die Unstimmigkeit erklärt sich dadurch,
daß eben bisher einheitliche Vereinbarungen nicht getroffen waren und daß deshalb
die mit der Ausarbeitung der Regeln betraute Kommission dem nach ihrer Ansicht
verbreitetsten Sprachgebrauch folgen mußte.
Die „Turbine“ eröffnet in Heft 16 dieses Jahrgangs eine Erörterung über die
genannten Regeln, in der zunächst Dr.-Ing. Löwy, von der
Bernoullischen Gleichung ausgehend, sich gegen die
Zweckmäßigkeit und gegen die Berechtigung einiger der gewählten Definitionen
wendet.
Die Bernoullische Gleichung lautet unter
Voraussetzung einiger in der Praxis allerdings nie zutreffender Vereinfachungen
(z.B. Reibungs- und Wirbelfreiheit) für inkompressible Flüssigkeiten:
h+\frac{c^2}{2\,g}+\frac{p}{\gamma}=\mbox{konst}.
und nimmt für kompressible Flüssigkeiten (Gase) die Form
an:
h+\frac{c^2}{2\,g}+\int\,\frac{d\,p}{\gamma}=\mbox{konst}.,
da das spezifische Gewicht vom Druck abhängig ist.
In diesen Gleichungen kann das zweite und dritte Glied ebenfalls als Höhe aufgefaßt
werden, und man spricht demgemäß von
\frac{c^2}{2\,g}=h_c als Geschwindigkeitshöhe
und von
\frac{p}{\gamma}=h_pals Druckhöhe.
Trägt man den tatsächlich doch stets auftretenden Verlusten
noch durch ein weiteres Glied Rechnung, das ebenfalls als Höhe, „Verlusthöhe“
hr, eingeführt wird, so
kann man also schreiben
h + hc + hp + hr = konst.
oder analog für kompressible Flüssigkeiten
d h + d
hc + d hp + d hr = 0,
wobei d hp noch abhängig ist von γ.
Ganz ebenso wie die Höhen kann man auch die Drucke als Vergleichsmaßstab wählen; man
erhält dann durch Multiplikation der ganzen Gleichung mit γ und durch Schreiben von γ h = p.
p + ph + pc + pr= konst.
In dieser Gleichung entspricht p der in den
„Regeln“ angewandten Bezeichnung als dynamischer oder
Geschwindigkeitsdruck.
Die Unterscheidung zwischen statischem und dynamischem Druck in dieser Weise
entspricht allerdings nicht dem sonst üblichen Gebrauch, die Definitionen so zu
wählen, daß die dynamischen Erscheinungen in die statischen übergehen, wenn die
Bewegung bis zu Null abnimmt; man wird daher bei Gebrauch dieser Begriffe sich ihren
Umfang stets sehr genau vor Augen halten müssen. Infolgedessen ist zu fragen, ob die
von der Regelkommission gewählte Definition überhaupt notwendig und berechtigt
war.
Festzuhalten ist, daß die obengenannte Druckgleichung nur
für nicht kompressible Flüssigkeiten gilt. Die analoge Gleichung für Gase,
\gamma\,d\,h+\gamma\,d\,\left(\frac{c^2}{2\,g}\right)+d\,p+\gamma\,d\,h=0,
ist ohne weiteres nicht integrierbar, weil γ von p abhängig ist. Zur
Definition des dynamischen Druckes nach den „Regeln“ müßte also γ als konstant angesehen werden können. Das aber wird
zwar bei Ventilatoren wenigstens annähernd der Fall sein, stimmt jedoch durchaus
nicht mehr bei großen Druckdifferenzen, wie sie bei Kompressoren vorkommen.
Für den Fall eines Ventilators oder Kompressors, bei welchem also der Luft von außen
her eine Arbeit zugeführt wird, erhält man eine anschauliche Gleichung, wenn man von der
Höhengleichung ausgehend diese mit dem Gewicht G der
Masseneinheit i. d. Sek. multipliziert und zu der so erhaltenen Energiegleichung ein Zusatzglied G . d l fügt, das die durch die Arbeitsmaschine dem Gas mitgeteilte
Leistung ausdrückt:
G\,d\,h+G\,d\,\frac{c^2}{2\,g}+G\,\int\,\frac{d\,p}{\gamma}+G\,d\,h_r+G\,d\,t=0.
Diese äußere Strömungs-Energiegleichung muß nun noch
ergänzt werden durch die Untersuchung der inneren Vorgänge mittels einer
Wärme-Energiegleichung. Erst diese beiden Gleichungen ergeben dann ein vollständiges
Bild der Vorgänge in den Gebläsemaschinen. Für den Ventilator wird die
Strömungsgleichung die ausschlaggebende sein, für den Kompressor tritt sie gegenüber
der Wärmebilanz in den Hintergrund; für Turbokompressoren kommen beide in Frage.
Bei Messungen werden die Druckwerte meistens in Wasser- oder Quecksilber-Höhen gemessen; es wäre natürlich ebensowohl möglich,
diese in Gassäulenhöhen umzurechnen und anzugeben. Die Geschwindigkeitsmessung
geschieht mit der Pitot-Röhre, wobei die Geschwindigkeit
selbst erst aus dem Ausdruck \frac{c^2}{2\,g} als
Geschwindigkeitshöhe gemessen wird. Aus diesen Gründen erscheint es als ein
überflüssiger Umweg, in den Grundbegriffsbestimmungen auf die Drucke zurückzugehen, zumal durch die eigenartige Unterscheidung zwischen
dynamischem und statischem Druck leicht Unklarheiten entstehen können.
Unter Vernachlässigung der Schwerkraft und der Druckverluste läßt sich aus der
Beziehung
\frac{c^2}{2\,g}+\int\,\frac{d\,p}{\gamma}=\mbox{konst}.
ableiten, daß für isothermische Kompression die zuzuführende
Arbeit den Wert annimmt
l=\frac{p_1}{\gamma_1}\,\mbox{ln}\,\frac{p_2}{p_1}+\left(\frac{{c_2}^2}{2\,g}-\frac{{c_1}^2}{2\,g}\right);
die Arbeitszufuhr läßt sich also in zwei ganz getrennte Teile
zerlegen, deren einer nur dem thermodynamischen Vorgang, der andere nur dem
Strömungsvorgang entspricht. Die „Regeln“ geben eine wesentlich andere Formel
an, die in dem Spezialfall p2
= p1, γ2
= γ1, aber c2 > c1 nicht den zu
erwartenden Wert
l=\frac{{c_2}^2}{2\,g}-\frac{{c_1}^2}{2\,g}
ergibt, sondern die nicht richtig erscheinende Gleichung
l=\left(\frac{p_1}{\gamma_1}+\frac{{c_1}^2}{2\,g}\right)\,.\,\mbox{ln}\,\frac{p_1+\gamma_1\,\frac{{c_2}^2}{2\,g}}{p_1+\gamma_1\,\frac{{c_1}^2}{2\,g}}.
Naturgemäß können die für ein so umfangreiches Gebiet, wie die Messungen an
Ventilatoren und Kompressoren, aufzustellenden Regeln nicht gleich beim ersten
Entwurf eine Form besitzen, die allen Ansprüchen der Praxis voll und ganz
entspricht; über den Fortgang des verdienstvollen Unternehmens der „Turbine“,
in eine Erörterung dieses Entwurfs einzutreten, wird in diesem Journal weiter
berichtet werden.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
––––––––––
Die Verwertung der Rückstände von Feuerungsanlagen. Die
Rückstände der Feuerungen, die sogenannten Schlacken, sind eine höchst unangenehme
Beigabe, und ihre Beseitigung erfordert bei großen Betrieben recht erhebliche
Kosten. Die aus dem Aschengehalt der Kohle hervorgegangenen Schlacken werden bisher
zur Herstellung von Isolierwänden oder zur Aufschüttung von Wegen verwendet, doch
ist eine solche Verwertung nicht überall möglich, und dann ist auch der Verbrauch
von Schlacken für diese Zwecke bei weitem nicht so groß wie die Mengen, die in
Feuerungsanlagen abfallen. Trotz allem sind die Schlacken kein wertloses Material,
denn sie enthalten oft noch recht erhebliche Mengen nicht ausgenutzten Brennstoff.
Wenn eine Feuerung noch so wirtschaftlich arbeitet, so enthalten die Schlacken doch
noch mindestens 20 v. H. brennbare Substanz, welche Menge sich bei schlechten
Feuerungen bis auf etwa 75 v. H. erhöhen kann. Von dem 150 Millionen Tonnen
betragenden Kohlenbedarf Deutschlands verfeuert unsere Industrie etwa 50 bis 60
Millionen Tonnen. Diese Menge ergibt 6 bis 8 Millionen Tonnen Rückstände, die noch 2
bis 3 Millionen Tonnen brennbare Substanz enthalten und bisher vollständig verloren
gehen. Diese Zahlen zeigen, von welcher Bedeutung es für die Industrie wäre, wenn es
ein Verfahren zur Verwertung dieser in den Schlacken enthaltenen brennbaren Stoffe
gäbe. Ueber ein solches Verfahren berichtet nun Professor Mohr in der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ 1913, S. 40. Das
neue patentierte Verfahren wurde von Ad. Fried r. Müller angegeben und ermöglicht eine Trennung der
Schlacken von den in ihnen enthaltenen Kohleresten auf Grund ihres sehr
verschiedenen spezifischen Gewichtes, das bei der Kohle 1,3 bis 1,5, bei der
silikathaltigen Schlacke dagegen 2,5 bis 5,0 beträgt. Wenn daher die Schlacke in
eine Flüssigkeit gebracht wird, deren spezifisches Gewicht etwas über 1 ist, so wird
die reine Kohle oben schwimmen, die Schlacke dagegen untertauchen. Man kann nun die
spezifischen Gewichte der Flüssigkeit den verschiedenen Ansprüchen anpassen und so
eine Sortierung der Kohle vornehmen. Die zur Trennung verwendeten Flüssigkeiten
müssen billig und indifferent sein; sie werden in zylindrische Gefäße, die nach
unten zu konisch verlaufen und im Innern mit einem Rührwerk versehen sind,
eingefüllt. Die bei der Separation gewonnenen kohlehaltigen Anteile läßt man
abtropfen und kann sie dann in Feuerungen verbrennen. Neben einer Reihe kleinerer
Anlagen dieser Art, die zur Aufarbeitung der Feuerungsrückstände auf Dampfern
bestimmt sind, wurde auch eine größere Versuchsanlage in Veiten errichtet, bei der
aus 2000 t Rückständen 800 t brennbare Stoffe gewonnen wurden. Der erstgewonnene
Koks hatte einen Heizwert von fast 6500 WE, die feineren Anteile von 7 bis 12 mm
Korngröße ließen sich auch noch direkt verfeuern, während die staubförmigen Anteile,
deren Korngröße unter 6 mm war, nur in Form von Briketts oder aber mit
Hilfe von Windgebläsen verfeuert werden konnten. Auch der kohlenstoffarme Teil, die
eigentliche Schlacke, kann nach Entfernung der Kohleteilchen besser als früher
Verwendung finden. Sie eignet sich zur Herstellung von Leicht- oder Schwemmsteinen
oder von sehr widerstandsfähigen Betonkörpern, die sich nach dem Urteil des
Materialprüfungsamtes in Groß-Lichterfelde gut bewährt haben. In einem Vorort
Berlins soll nun eine größere Anlage nach dem Müllerschen
Verfahren erbaut werden, es besteht dann für die Berliner Industrie die Möglichkeit,
ihre jetzt nur mit Kosten zu beseitigenden Feuerungsrückstände rentabel zu
verwerten. In dieser Weise werden in Zukunft wohl große Mengen bisher verschwendeter
brennbarer Substanz nutzbar gemacht werden können.
Dr. Sander.
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„Pendulameter“ nennt sich ein neuartiges
Instrument, das im Maschinenbau namentlich zum Prüfen der Parallelität und Geradheit
von Flächen – so insbesondere von Führungen an Maschinenbetten usw. – verwendet
wird. Die Anforderungen an Genauigkeit werden immer größer, man wird z.B. das Bett
einer Präzisions-Schleifmaschine gar nicht genau genug bekommen können. Nach dem
meist üblichen Verfahren wurden solche Maschinenbetten zunächst auf der
Hobelmaschine möglichst genau vorgearbeitet und dann mit Hilfe des Richtlineals die
Gleitbahnen von Hand aus genau gerade geschabt. Zum Prüfen auf Divergenz diente eine
Wasserwage, die jedoch bei den verlangten Genauigkeitsgraden von Hundertsteln
Millimetern nicht mehr genügte.
Dieser Mangel führte zu der Konstruktion eines in mancher Beziehung dem Fühlhebel
ähnlichen Instruments, das infolge einer großen Hebelübersetzung – 400- bzw. 500-
fach – selbst kleine Abweichungen durch einen großen Zeigeranschlag anzeigt.
Der Apparat besteht in der Hauptsache aus einem Pendel in Form eines 20 kg schweren
Bleigewichtes, welches an einem 3 m langen Stück dünnen Klaviersaitendrahtes
aufgehängt ist. Als Traggerüst dient ein etwa ebenso langer Stahlrohrmast, innerhalb
dessen das Pendel hängt, und der durch eine Anzahl von Zugverbindungen noch
besonders mit einem kräftigen Untergestell aus Aluminium versteift ist. Dieses hat
drei Füße, von denen zwei mit Einstellschrauben versehen sind, die dazu dienen, das
Pendel auf Null einzustellen. Infolge der großen Länge des Pendels im Verhältnis zum
Abstand der Auflagepunkte des Hintergestells – das Verhältnis beträgt etwa 10 . 1 –,
ergeben schon kleinere Veränderungen in der Neigung der Ebene, auf welcher der
Apparat steht, große Pendelausschläge. Das Pendel steht durch eine dünne Darmsaite
mit zwei langen, aus Aluminium hergestellten Zeigern in Verbindung, wobei diese, um
einen reibungsfreien Gang zu erzielen, auf zwei gehärteten Stahlschneiden gelagert
sind, die ihre Auflage in entsprechenden V-förmigen Nuten finden. Da die Darmsaite
dicht am Drehpunkt angreift, und die Länge der Zeigernadel etwa fünfzigmal größer
ist als dieser Abstand, so ergibt sich eine weitere Uebersetzung um das
fünfzigfache. Ein unter einen Fuß gelegtes Stück Seidenpapier von 0,04 mm Stärke hat
einen Zeigeranschlag von 20 mm zur Folge.
Da der Apparat sehr empfindlich ist, und schon geringe Luftströmungen einen
erheblichen Anschlag veranlaßten, so mußten die Zeiger durch entsprechende
Schutzbleche abgedeckt werden. Auch die Lagerstellen sind eingekapselt, um eine
Verunreinigung durch Staub möglichst zu verhindern.
Die Anwendungsweise des Apparates bei der Bearbeitung eines Maschinenbettes ist die
folgende: Nachdem das Werkstück die Hobelmaschine verlassen hat, wird das eine Ende
der Gleitbahn sauber geschabt und eine als Lehre verwendete Platte aufgesetzt, die
Aussparungen entsprechend dem Profil der Gleitbahn besitzt. Auf dieser Platte wird
das Pendulameter, gesichert durch Prisonstifte, aufgestellt und die Zeiger auf Null
eingestellt. Nun wird in einiger Entfernung davon, die jedoch geringer als die Länge
des Richtlineals sein muß, eine weitere Stelle sauber geschabt, und zwar unter der
Kontrolle durch das Pendulameter. Sodann wird ebenso eine neue Stelle eingepaßt und
so fort. Der Raum zwischen je zwei solchen Merkstellen wird dann mittels des Lineals
ausgeschabt. [Zeitschrift für praktischen Maschinenbau, 2. Juli 1913.]
R. Müller.