Titel: | Moderne Wanderrostfeuerungen. |
Autor: | F. Georgius |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 753 |
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Moderne Wanderrostfeuerungen.
Von Dr. F. Georgius.
GEORGIUS: Moderne Wanderrostfeuerungen.
Textabbildung Bd. 328, S. 753
Abb. 1.
Bei den modernen Feuerungsanlagen größeren Stils wird fast ausschließlich
mechanischer Betrieb angewendet. Es konkurrieren dabei besonders zwei Arten von
mechanischer Befeuerung miteinander, die sogenannten Wurffeuerungen und die
Wanderrost- oder Kettenrostfeuerungen. Bei den ersteren wird der Brennstoff
absatzweise und in kleinen Mengen durch eine schwingende oder umlaufende
Verteilungsschaufel gleichmäßig über den Rost verteilt, während bei der letzteren
Art des mechanischen Betriebes der Rost als endloses, in senkrechter Ebene
umlaufendes Band ausgebildet ist, auf das der Brennstoff vorn in dünner Schicht
gebracht wird und auf dem er unter allmählichem Abbrand durch den Feuerraum geführt
wird. In dem einen Falle des mechanischen Betriebes, bei den Wurffeuerungen, erfolgt
also die Einbringung und Verteilung des Brennstoffes durch vom Rost unabhängige
Mittel, in dem andern Falle, bei den Wanderrosten, durch den Rost selber. Die
Wanderroste spielen die wichtigste Rolle unter den mechanischen Feuerungen. Die
Bewegung des Brennstoffes erfolgt durch Vorschub der ganzen, in sich geschlossenen
Rostfläche. Der Brennstoff wird in stets gleichmäßiger, durch ein Reglungsglied
(Schieber oder dergleichen) am Fülltrichter, leicht regelbarer Schichthöhe durch den
Feuerraum bewegt. Der Abbrand der Brennstoffschicht kann gleichmäßig und ruhig vor
sich gehen. Die Wanderroste haben vor den Wurffeuerungen den Vorteil voraus,
daß sie gleichzeitig mechanisch eine Reinigung des Rostes herbeiführen. Die
Verbrennungsrückstände werden am hinteren Rostende selbsttätig, gegebenenfalls unter
Benutzung von sogenannten Abstreifern, in den Ascheraum befördert.
Textabbildung Bd. 328, S. 753
Abb. 2.
In folgendem sollen die neueren Konstruktionen der Wanderroste kurz besprochen
werden, und zwar soll in erster Linie der wesentliche Teil der Wanderrostfeuerung,
nämlich die Bauart des endlosen Rostbandes Berücksichtigung finden; denn gerade nach
dieser Richtung hin haben die Wanderrostfeuerungen in den letzten Jahren eine,
außerordentliche Durchbildung erfahren, durch die verschiedene Mängel, die diesem
Feuerungssystem bisher noch anhafteten, beseitigt sind. Eine neuere Ausführung, wie
sie die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Gesellschaft
baut, ist in der Abb. 1 dargestellt. Die Zuführung
des Brennstoffes erfolgt durch einen drehbaren Fülltrichter, der mittels
Schneckengetriebes und Handkurbel um eine Achse geschwungen werden kann. Man ist
hierdurch im Stande, die Schichthöhe je nach der Beschaffenheit des Brennstoffes und
je nach der Stärke des Schornsteinzuges zu verändern. Man stellt zu diesem Zweck die
nach dem Feuerraum gelegene Unterkante des Trichters in entsprechende Entfernung
über der Rostfläche ein. Auf einem Zeigerwerk kann die Schichthöhe abgelesen werden.
Der Feuerraum kann auch durch vollständige Umlegung des Trichters völlig freigelegt
und dadurch bequem
zugänglich gemacht werden. Bei dieser Drehung verhindert eine Abschlußklappe im
Trichter das Herausfallen der Kohle. Der Trichter ist durch Gegengewichte
ausgeglichen, so daß seine Bewegung nicht zu viel Kraft erfordert. Am Ende des
Rostes ist ein Schlackenstauer vorgesehen, der ebenfalls drehbar ist und durch
Hebelgestänge vom Heizerstand aus von der Rostfläche abgehoben werden kann. Durch
diese Hubbewegung des Abstreifers können größere Schlackenstücke gelockert und
entfernt werden. Der Abstreifer ruht nicht unmittelbar auf dem Rost auf, sondern
wird durch Anschläge in geringer Höhe über dem Rost gehalten. Der vordere dem Feuer
ausgesetzte Teil des Schlackenstauers ist auswechselbar und wird gegebenenfalls bei
forciertem Betriebe durch Dampf, der einem unter ihm angebrachten Rohr entströmt,
gekühlt.
Textabbildung Bd. 328, S. 754
Abb. 3.
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Abb. 4.
Die Auswechselung der Kettenglieder ist bei der üblichen Art von Kettenrosten
ziemlich zeitraubend und notwendig mit einer Betriebsunterbrechung verbunden. Da das
Rostband aus versetzt gegeneinander auf je zwei Querstangen gereihten Roststäben
besteht, so ist für die Auswechselung eines schadhaft gewordenen Kettengliedes
das Herausziehen des ganzen Tragstabes und die dadurch bedingte Loslösung
zahlreicher anderer Glieder erforderlich. Bei den neuesten Konstruktionen von
Wanderrosten macht sich daher allgemein das Bestreben geltend, die Auswechselung
möglichst jedes Roststabes unabhängig von anderen Gliedern zu bewirken. Die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-A.-G. löst dieses
Problem, indem sie die Rostglieder aus zwei Teilen herstellt, wie aus Abb. 2 zu erkennen ist. Das Glied ist durch die Mitte
der Bolzenaugen geteilt, und die Teile sind lagerähnlich zusammengepaßt. Sie werden
durch einen schwalbenschwanzförmigen Keil zusammengehalten. Der Ersatz eines Gliedes
durch ein neues wird vorgenommen, wenn das betreffende Rostglied sich vor der
vorderen Kettentrommel befindet, und läßt sich in sehr kurzer Zeit durchführen.
Textabbildung Bd. 328, S. 754
Abb. 5.
Eine andere neuerdings vielfach in Anwendung kommende Bauart von Kettenrosten besteht
darin, daß die Roststäbe auf Querträgern gelagert werden, zwischen denen sie
festgehalten werden, indem sie die Querträger untergreifen. Bei dieser Lagerung
werden die Roststäbe selber nicht auf Zug beansprucht und können je nach dem
Brennstoff entsprechend gewählt werden. Es müssen allerdings auch hier beim
Auswechseln eines Roststabes sämtliche Roststäbe einer Querreihe bis zu dem
auszuwechselnden Glied entfernt werden. Diese Maßnahme geht jedoch erheblich leichter vor
sich, da die Rostteile nach der Seite und aus den beiden Trägern herausgeschoben zu
werden brauchen. Einen Rost dieser Bauart führt die Firma Weck in Dölau bei Greiz aus (Abb. 3). Eine
besondere Eigenart dieses Weckschen Rostes ist ferner die
Reglung der Luftzufuhr. Die querliegenden Roststabträger, die aus Flacheisen
hergestellt sind, laufen über ein Schiebergitter, das direkt unter den Rostträgern
unterhalb der Brennbahn liegt. In Abb. 4 ist die
Einrichtung derart dargestellt, daß die Rostteile fortgelassen sind, und das Gitter
frei liegt. Die zum Rost tretende Verbrennungsluft strömt durch die parallelen
Spalten im Gitter zwischen die Rostträger. Die Luftspalten werden durch in Abständen
liegende T-Eisen gebildet. Um nun bei Verbrennung der Kohle auf dem Rost etwa nach
hinten entsprechend weniger Luft zuzuführen, können die Rostspalten des Gitters mit
in der Mitte einknickbaren, an den Enden drehbar angebrachten Flacheisen
verschlossen werden. Es kann dadurch bewirkt werden, daß der Rostfläche von vorn
nach hinten allmählich weniger Luft zugeführt wird. Die beweglichen Flacheisen
können auch so eingestellt werden, daß die hintere Hälfte des Rostes völlig
geschlossen ist, während auf der vorderen Hälfte allmähliche Abnahme der
Luftzufuhr stattfindet, oder daß der Rost bis zur Mitte seine volle Luftzufuhr
erhält, und erst unter dem hinteren Teil eine allmähliche Verringerung der
Luftzufuhr erfolgt. Man kann demnach die Luftzufuhr ganz den jeweiligen
Erfordernissen anpassen. Im allgemeinen gestaltet sich der Betrieb so, daß das erste
Rostdrittel volle Luftzufuhr hat, während zwei Drittel der Rostfläche der Regelung
durch die Schieber unterworfen werden.
Bei diesen Wanderrosten mit auf Querträgern liegenden Stäben bilden die einzelnen
Roststabgruppen in der Brennbahn einen geschlossenen Planrost. An den
Umführungsstellen am vorderen und am hinteren Ende spreizen sich jedoch die
einzelnen Rostteile auseinander, wie besonders Abb.
5 zeigt, die einen Wanderrost von Petry-Dereux
G. m. b. H. in Düren darstellt. Die Auswechselung eines schadhaft gewordenen
Roststabes erfolgt bei diesen Rosten während des Betriebes, und zwar in der Zeit, in
welcher sich die Stabgruppen vom Heizerstande in das Innere der Feuerung bewegen.
Die abzuhebenden Stäbe sind dabei, nachdem sie ihren Weg in der unteren Bahn durch
den Feuerraum zurückgelegt haben, genügend abgekühlt.
(Schluß folgt.)