Titel: | Moderne Wanderrostfeuerungen. |
Autor: | F. Georgius |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 773 |
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Moderne Wanderrostfeuerungen.
Von Dr. F. Georgius.
(Schluß von S. 755 d. Bd.)
GEORGIUS: Moderne Wanderrostfeuerungen
Textabbildung Bd. 328, S. 773
Abb. 6.
Textabbildung Bd. 328, S. 773
Abb. 7.
Von Interesse sind auch einige von Kröpelin in Düren
angegebene Konstruktionen, bei denen die Träger für die Roststäbe von letzteren mit
Spiel umgriffen werden, um eine wirksame Kühlung der Stäbe herbeizuführen (Abb. 6 und 7). Die
Roststäbe liegen in diesem Falle quer in der Feuerung. Die Träger a sind mit einem Schlitz versehen, in den die
gabelartigen Enden der Stäbe b mit je einem Zinken mit
Spiel eingreifen. Die oberen Gabelzinken haben demnach einen gewissen Abstand von
den die Schlitze überdeckenden Stegen. Die Verbrennungsluft kann daher unbehindert
zu den erwähnten Stegen sowie zu den Roststabenden treten. Diese Bauart gestattet
auch bei symmetrischer Gestalt der Roststäbe nach Abbrand der einen Brennbahn
die Stäbe umzukehren. Ein weiterer Vorteil dieser Lagerung der Stäbe mit Spiel
besteht darin, daß die Stäbe sich bei ihrer Bewegung durch den Feuerraum
gegeneinander bewegen können, so daß die Reinigung von etwa anhaftenden Schlacken
erleichtert wird. Kröpelin will gegebenenfalls, um diese
relative Bewegung zwangläufig herbeizuführen, eine Walze unterhalb des Rostes quer
einbauen, um durch diese ein Anheben der über sie hinweggleitenden Stäbe, soweit es
ihr Spiel gestattet, zu bewirken. Bei einer anderen Bauart von Kröpelin ist jeder Träger aus zwei Teilen gebildet, von denen der eine von
den Roststäben mit Spiel umgriffen wird, und der andere zur Abstützung der unteren
Teile der Stäbe dient (Abb. 8). Die Trägerteile sind
entweder durch Stehbolzen vereinigt, oder sie sind, wie aus der Abbildung zu
erkennen ist, völlig getrennt voneinander auf den Tragkettengliedern verschraubt.
Die Träger verbinden zwei gegenüber liegende Kettenglieder, und die Roststäbe
verlaufen in der Längsrichtung des Rostes. Auch hier hat man eine sehr gute
Luftkühlung der Träger.
Textabbildung Bd. 328, S. 773
Abb. 8.
Um bei dieser Art von Wanderrosten mit in Rahmen ruhenden Roststäben eine noch
bequemere Auswechselung der einzelnen Stäbe zu ermöglichen, greifen die Babcock & Wilcox
Dampfkesselwerke A.-G. in Oberhausen zu dem Mittel, die eine der beiden die Roststäbe
untergreifenden Leisten des Rahmens durch eine drehbare Stange von halbkreisförmigem
Querschnitt zu bilden (Abb. 9). Die Roststäbe werden
hierbei nicht eingeschoben in die Rahmen, sondern von oben eingelegt und durch die
Stange m so vom halbkreisförmigen Querschnitt
festgehalten, daß jederzeit eine einfache und leichte Auswechselung der Stäbe durch
Drehung der Stange um 90 ° ohne Betriebsstörung möglich ist. In der Sperrstellung
wird die Stange durch eine Scheibe o gesichert.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 9.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 10.
Der gleiche Zweck läßt sich auch durch bewegliche Lagerung einer ganzen Tragstange
oder beider Stangen erreichen, wie es Kemmerich in Aachen
vorgeschlagen hat. Er lagert die Roststabträger unabhängig voneinander schwingbar
auf Bolzen der Führungskettenglieder, wie aus Abb.
10 und 11 zu erkennen ist. Die
Führungsketten sind aus Traggliedern a und aus
Verbindungsgliedern i zusammengesetzt.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 11.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 12.
Innerhalb der Gelenkbolzen c und
d haben die Glieder a
zwei Achsen g und h, die
die Roststabträger l schwingbar tragen. In der
Betriebslage werden die Tragleisten l dadurch gehalten,
daß sie sich mit unteren Fortsätzen r gegen die
Verbindungsbolzen c d der Tragketten stützen. Zum
Zwecke der Auswechselung von Roststäben werden die Leisten auswärts geschwungen, so
daß die einzelnen Stäbe abgehoben werden können. Dieses Auswärtsschwingen der
Leisten erfordert demnach allerdings ein Lösen der Kettenbolzen c d, worin nicht gerade ein Vorzug des Systems zu sehen
ist. Zweckmäßiger ist schon eine andere Konstruktion von Kemmerich (Abb. 12), bei der die
Roststabträger l auf Bolzen verschiebbar angebracht
sind. Die Bolzen f sitzen ihrerseits auf den Bolzen g und h.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 13.
Textabbildung Bd. 328, S. 774
Abb. 14.
Bei dieser Bauart kann ohne weiteres nach Lösen der
Bolzen g h sowohl der ganze Rahmen mit den Stäben, als
auch können nach Verschiebung einer der Leisten l oder
beider Leisten einzelne Stäbe ausgewechselt werden.
Eine andere Art der Herstellung einer auswechselbaren Lagerung von Kettenroststäben
ist die der Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen a. N.
(Fig. 13 und 14). Der Kettenrost besteht hier aus einzelnen Stäben a und a1, die
mit je zwei Augen m und n
sich auf die Gelenkbolzen c stützen. Das eine Auge m ist parallel zur Rostfläche und das andere Auge
senkrecht dazu geschlitzt. Beim Aufsetzen des Stabes ist daher das eine Auge m zunächst auf einen der Bolzen zu setzen. Darauf dreht
man den Stab um diesen Bolzen, bis das Auge auf dem anderen Bolzen aufsitzt. Die
Bolzen sind durch Lamellen b miteinander verbunden, die
die Führungsketten bilden. Die Zähne der Antriebstrommel greifen in die
Lamellenpaare ein. In der oberen Bahn bleiben die Stäbe infolge ihres Gewichts auf
den Gelenkbolzen liegen. In der unteren Bahn werden sie durch Stützflächen gehalten.
Jeder der Roststäbe besitzt nämlich auf der einen Seite eine Stützfläche e, auf der andern Seite eine entsprechende Aussparung
f, in die sich die Nase des benachbarten Roststabes
legen kann. Mittels der Nase stützt sich je ein Roststab auf den benachbarten Stab.
Einer oder wenige der Stäbe einer Reihe sind mit den Lamellen der Kette b so verbunden, daß sie selbst am Herabfallen gehindert
sind. Auf diese Weise ist die ganze Reihe an den Gelenkbolzen befestigt. Falls
nötig, wird der Rost in der oberen und der unteren Bahn noch durch besondere Rollen
getragen. Beim Abnehmen eines Roststabes behufs Auswechselung wird zunächst der
feste Roststab von den Lamellen gelöst und abgenommen. Nach der so entstandenen
Lücke hin werden dann sämtliche zwischen der Lücke und dem abzunehmenden Roststab befindlichen
Roststäbe zur Seite geschoben. Dadurch tritt die Nase e
des auszuwechselnden Stabes aus dem benachbarten Stab heraus, so daß der betreffende
Stab von den Gelenkbolzen abgehoben werden kann.
Ein Nachteil dieser in einem Rahmen gelagerten Roststäbe bei Wanderrosten besteht
darin, daß eine selbsttätige Reinigung der Stabgruppen nicht stattfindet, da die
nebeneinander liegenden Stäbe eine gegenseitige Bewegung nicht ausführen. Bei
schlackendem Brennstoff macht sich dieser Uebelstand besonders bemerkbar. In
einfacher Weise hat Brandt in Düsseldorf diesem Umstand
Rechnung getragen. Die Roststäbe liegen bei seiner Bauart nicht in einem starren
Rahmen, sondern die beiden Trageleisten eines Rahmens sind durch ein Gelenk
miteinander verbunden (Abb. 15). Die Roststäbe einer
Querreihe sind abwechselnd mit ihrem einen Ende auf je einen von zwei Querträgern
c gesteckt, die an aufeinander folgenden Gliedern
b der Tragketten befestigt sind. Mit dem freien
Ende werden die Roststäbe an dem andern Querträger c
durch einen in diesem angebrachten Querbolzen e in
einem Schlitz geführt. Diese Stangen e dienen
gleichzeitig in denjenigen Kettengliedern, auf deren Querträger die Roststäbe
aufgeschoben sind, mit zum Festhalten der Roststäbe. Auf dem gerade geführten oberen
Teil des Rostes ruhen die Stäbe mit ihrem freien Ende lose auf dem andern Querträger
auf. An den Umführungsstellen des Rostes jedoch, wo die beiden zusammengehörigen
Kettenglieder b sich in eine Winkelstellung
gegeneinander drehen, wird eine Verschiebung je zweier benachbarter Roststäbe jeder
Querreihe gegeneinander herbeigeführt. Hierdurch reinigen sie sich von anhaftenden
Schlacken.
Textabbildung Bd. 328, S. 775
Abb. 15.
Ein eigenartiger Typ von Wanderrosten wird von der Rheinischen
Dampfkessel- und Maschinenfabrik Büttner G. m.
b. H. in Uerdingen a. Rh. ausgeführt (Abb. 16). Die
Roststäbe sind nur an ihrem einen Ende auf Stangen gereiht, die an den
Tragkettengliedern befestigt sind. Mit den andern Enden stützen sich die
Roststäbe auf die Nachbarstäbe. Auf der Unterseite der Rostkette hängen die
Rostkörper abwärts. Diese Bauart ermöglicht ebenfalls eine rasche Auswechselung der
Teile. Die unten herabhängenden Stäbe bewirken ferner eine ungehinderte
Luftzuführung zur Brennbahn sowie eine rasche Kühlung der Rostkörper. Auch wird eine
Ansammlung von Verbrennungsrückständen innerhalb der Rostkette zwischen der oberen
und der unteren Bahn vermieden, da alle von oben durch die Brennbahn fallenden
Ascheteile unmittelbar in den Aschefall gelangen können. Bemerkenswert ist hier auch
die Anbringung des Abstreifers, der ziemlich tief am hinteren Rostende anliegt und
daher gegen direkte Einwirkung des Feuers geschützt ist. In der Praxis wird der Rost
nicht, wie in Abb. 16 dargestellt, mit ansteigender
Brennbahn, sondern in wagerechter Ebene verlaufend ausgeführt.
Textabbildung Bd. 328, S. 775
Abb. 16.
Textabbildung Bd. 328, S. 775
Abb. 17.
Für den Betrieb von Wanderrosten mit Unterwind, wie er besonders für die Verfeuerung
von minderwertigen feinkörnigen Brennstoffen, wie Grieskohle, Koksasche und
dergleichen angewendet wird, hat man bei älteren Konstruktionen einen
Windverteilungskasten innerhalb des Rostbandes zwischen dem oberen und unteren
Roststrang benutzt. Neuerdings wendet die Deutsche
Unterschubfeuerungsgesellschaft m. b. H. in Mannheim bei einem auf den
Markt gebrachten Wanderrost eine andere Art der Windzuführung an. Ein Rost dieser
Konstruktion ist in Abb. 17 bis 19 dargestellt. In den Seitenwangen des Rostwagens
liegen die beiden Luftkammern e, die aus der
Windleitung gespeist werden. Die Luftkammern besitzen vorn und hinten Hohlzapfen g zur Aufnahme der Lager h
für die beiden Trommelwellen i. Ueber die Kettenräder
d laufen die Führungsketten für den ganzen Rost. An
den vorstehenden Gliedbolzen dieser Ketten sind die Rostplattenträger b befestigt. An diesen Trägern sitzen die winklig
ausgebildeten Rostplatten c, deren Brennbahn mit
düsenartigen Oeffnungen ausgestattet ist. Die Rostplatten und die Rostträger bilden
in den gerade geführten Strecken des Rostes geschlossene Kästen, die in der oberen
Bahn unten durch eine Blechplatte abgedeckt sind. Ueber diese Platte gleiten die
Querträger und die Stahlketten hinweg. Die durch die Rostkörper gebildeten Kästen
stehen an ihren Enden mit den seitlichen Luftkammern, über die sie hinweggleiten, in
Verbindung. Die Luftkammern reichen über die ganze Länge der oberen Rostbahn, so
weit eine Verbrennung auf ihr stattfindet. Die Zuleitung der Luft zu den einzelnen
Rostkörpern wird entsprechend der an jeder Stelle des Rostes herrschenden
Feuerstärke geregelt, und zwar mit Hilfe von Klappen f
(Abb. 18), die die Oeffnungen zwischen den
Kammern e und den Rostkörpern mehr oder weniger
verdecken. Unmittelbar hinter dem Reglungsschieber, der die Schütthöhe des aus
dem Fülltrichter s auf den Rost gebrachten Brennstoffs
einstellt, wird die Luftzuführung schwach gehalten; sie steigt aber von dieser
Stelle aus schnell an, bis zum ersten Drittel, wo die Hauptverbrennung vor sich
geht.
Textabbildung Bd. 328, S. 776
Abb. 18.
Zusammenstellung der Versuchsergebnisse.
Textabbildung Bd. 328, S. 776
Nummer des Versuches; Art der
Kohle; Itzenplitz-Feingneß; Rauchkammerlösche; Perkohle; Klein-Rosseln
Feingrieß; Ruhrnußgrieß; Dauer des Versuches; Brennstoff: verheizt im ganzen, in
der Stunde f. d. qm Heizfläche; Herdrückstände: im ganzen, in v. H. des
Brennstoffes, Verbrennliches in den Rückständen ; Speisewasser: verdampft im
ganzen, i. d. Std, f. d. qm Heizfläche, bezogen auf 639 WE ohne Economiser, i.
d. Std. f. d. qm Heizfläche bezogen auf 639 WE mit Economiser, Temperatur vor
dem Economiser, beim Eintritt in den Kessel; Dampf: Ueberdruck, Temperatur des
überhitzten Dampfes, Erzeugungswärme ohne Economiser, Heizgase, Temperatur am
Kesselende, Economiserende, im Kesselhaus, Zugstärke am Kesselende, im
Feuerraum, Druck unter Rost.
Von da an nimmt die Luftzuführung und damit die Feuerstärke
allmählich ab bis zum hinteren Rostende. Die Reglungsklappen sitzen auf Wellen t und werden mittels eines Handrades eingestellt, wobei
die jeweilige Stellung der Klappen an einem Zeiger auf einer Skala zu erkennen ist.
Die Asche und Schlacke wird bei diesen Rosten im Gegensatz zu andern Wanderrosten
selbsttätig nach vorn gefördert. Die Rostkörper bilden beim Umlauf über die hintere
Trommel Taschen, in denen die von der folgenden Rostplatte abgleitenden Rückstände
aufgefangen werden. In den sich wieder schließenden Rostkörpern wird die Asche
alsdann nach dem Heizerstande zu befördert. Der Antrieb des Rostes erfolgt durch
Schneckenrad l und Rad k,
die in dem Gehäuse m in einem Oelbad laufen.
Textabbildung Bd. 328, S. 777
Abb. 19.
Dieser Wanderrost ist bereits mit Erfolg in Betrieb unter Benutzung
verschiedener, insbesondere minderwertiger feinkörniger Brennstoffe. Es dürften
einige Verdampfungsversuche von Interesse sein, die an einem mit dem Rost
ausgerüsteten Guilleaume-Wasserrohrkessel im Elektrizitätswerk Seelbach in Baden
ausgeführt worden sind. Bei 127 qm Heizfläche, 13 at Ueberdruck und einem
Ueberhitzer von 53 qm Heizfläche hatte der Wanderrost 4 qm Rostfläche.