Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 777 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Telefunken an Bord des„Imperator.“ Direktor Bredow, Berlin, Deutsche Schiffbautechnische Gesellschaft (21. November
1913). Die deutsche Funkentelegraphie hat in den letzten Jahren erhebliche
Fortschritte gemacht, und insbesondere hat die deutsche Telefunken-Gesellschaft,
welche im Juni dieses Jahres auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken konnte,
außerordentliche Erfolge zu verzeichnen gehabt.
Die größte Aufgabe, die der deutschen Funkentelegraphie gestellt wurde, bestand
darin, eine von Kabeln unabhängige Verbindung mit unsern afrikanischen Kolonien
herzustellen, und die Aufgabe ist ihrer endgültigen Lösung nun so nahe gerückt, daß
man die Eröffnung der Linie Nauen – Togo – Südwestafrika im Jahre 1914 – und den
Anschluß von Ostafrika etwa 1915 erwarten kann. Bereits Anfang dieses Jahres gelang
es mit unfertigen Stationen, versuchsweise drahtlose Telegramme von Nauen direkt
nach der afrikanischen Kolonie Togo, also auf 5200 km über Land zu senden, ein wegen
der Schwierigkeit des dazwischen liegenden Geländes einzig dastehender Erfolg der
Elektrotechnik, der selbst durch die zum ersten Male zwischen Nauen und New York im
Januar 1913 erzielte Verbindung nicht übertroffen wird, trotzdem diese Entfernung
1200 km größer ist. Handelt es sich doch um die Ueberbrückung von höchst unebenen
Ländermassen, während bei der Strecke Nauen – New York nur der Atlantische Ozean zu
überbrücken war. Die Station Nauen ist nach dem großen Unglücksfall vom 31.
März 1912, bei dem ein orkanartiger Sturm den Turm niederriß, neu erstanden; sie ist
außer mit der Funkenmethode auch mit einer großen Arco-Hochfrequenzmaschine
ausgerüstet und besitzt zurzeit die größte Antenne der Welt.
Auch in der deutschen Südsee schreiten die Arbeiten rüstig vorwärts, so ist z.B. die
Verbindung Yap-Nauru (3400 km) bereits hergestellt, während der Anschluß nach Samoa
und Neu-Guinea (Rabaul) zum April 1914 fertig werden wird.
Deutschland wird binnen kurzem über ein imposantes Netz von
Funkentelegraphen-Stationen verfügen und diesmal nicht hinterher marschieren.
Wie Direktor Bredow mitteilte, hat auch die Verbreitung
der internationalen Funkentelegraphie in diesem Zeitraum durchaus den Erwartungen
entsprochen, denn den 1911 im internationalen Berner Verzeichnis enthaltenen 197
Küstenstationen stehen Mitte dieses Jahres 482 Küstenstationen, und den 1386
Bordstationen von 1911 2918 Bordstationen gegenüber.
Auf Grund der jüngsten Veröffentlichungen der Internationalen Berner Liste bestehen
zurzeit über 3500 Küsten- und Bordstationen für funkentelegraphischen Betrieb.
Nach dieser Statistik verteilen sich die einzelnen Systeme wie folgt:
Marconi
138
Küstenstat.
1062
Bordstat.
Telefunken
110
„
522
„
Amerikanischer Staat
59
Küstenstat.
214
Bordstat
Französischer Staat
30
„
164
„
Société Française
11
„
29
„
Lodge Muirhead
15
„
13
„
Teishinsho
7
„
32
„
Compagnie Générale
2
„
28
„
United Wireless
–
„
18
„
Wie von Anfang an, nimmt auch jetzt das deutsche Telefunkensystem wieder neben dem
englischen Marconisystem die erste Stelle ein, und zwar derart, daß 53,9 v. H. aller
öffentlichen Stationen mit diesen beiden Systemen ausgerüstet sind, während für die
übrigen (über 20) Systeme zusammen nur 46,1 v. H. verbleiben.
Während nun die Systeme Telefunken und Marconi bei den Landstationen ziemlich gleich
an der Zahl sind, überwiegt bei der englischen Gesellschaft naturgemäß die Zahl der
Schiffsstationen.
Die deutsche Schiffahrt, welche anfangs infolge der ungünstigen internationalen
drahtlosen Verkehrsverhältnisse, etwas in Rückstand gekommen war, hat in den letzten
Jahren das Versäumte nachgeholt und steht heute mit 302 Handelsschiffstationen an
zweiter Stelle, während England mit 563 numerisch Erster bleibt.
Zurzeit befinden sich 355 Telefunkenstationen an Bord von deutschen
Handelsschiffen.
Im Berichtsjahre 1912/13 wurden 129000 Telegramme mit 2012000 Worten, d.h. im
Durchschnitt 169 Telegramme pro Reise, verarbeitet.
Die Betriebssicherheit der drahtlosen Stationen ist von Jahr zu Jahr größer geworden,
und die aus der Titanic-Katastrophe gezogenen Lehren haben wesentlich zur
Verbesserung des drahtlosen Verkehrs auf See beigetragen.
Kurz nach dem schrecklichen Untergang der „Titanic“ hatte der Vortragende im
April 1912 „Leitsätze für die weitere Ausgestaltung der drahtlosen Stationen und
des drahtlosen Dienstes“ aufgestellt, die in folgenden Thesen zum Ausdruck
kommen:
1. Die Aussendung von drahtlosen Zeitsignalen und Wettermeldungen muß international
geregelt werden.
2. Alle mit Funkentelegraphie versehenen Schiffe sollen verpflichtet werden,
Wettermeldungen an vorüberfahrende Schiffe weiterzugeben, welche nicht mit
Funkentelegraphie ausgerüstet sind, oder alle Schiffe sollen mit Empfangsapparaten
für Aufnahme von Zeitsignalen und Wetternachrichten ausgerüstet werden.
3. Ein internationaler drahtloser Nachrichtendienst, enthaltend wichtige Meldungen
für Seefahrer, wie Nachrichten über Seezeichen, Eisverhältnisse usw. soll
eingerichtet werden.
4. Alle Schiffe sollen durch Gesetz gezwungen werden, Beobachtungen über das
Fahrwasser, Wracks, Seezeichen, Eis usw. drahtlos nach Land und nach anderen
Schiffen zu melden.
5. An den Küsten soll eine genügende Anzahl von drahtlosen Richtungssendern
aufgestellt werden, um die Orientierung der Schiffe bei Nebel zu ermöglichen.
6. Alle Passagierdampfer müssen drahtlose Stationen erhalten.
7. Bei der Konzessionierung der drahtlosen Stationen muß die maximal zulässige
Dämpfung der ausgesandten Wellen vorgeschrieben werden, um möglichste
Störungsfreiheit im internationalen Verkehr zu erzielen.
8. Alle Schiffahrt treibenden Staaten sollten dem Internationalen
Funkentelegraphenvertrag ohne Einschränkung beitreten.
9. Die Aufstellung von besonderen funkentelegraphischen Notstationen an Bord sollte
Vorschrift sein.
10. An Bord der größeren Passagierdampfer ist eine festmontierte Not-Antennenanlage
einzurichten, welche in Funktion tritt, sobald die Haupt-Antennenanlage irgend
welche Havarie hat.
11. Auf allen großen Schiffen muß die Station dauernd von Berufstelegraphisten
besetzt sein.
12. Auf kleineren Schiffen, auf denen nur ein Berufstelegraphist beschäftigt ist, muß
dieser durch Schiffsangestellte abgelöst werden, welche in der Lage sind,
Schiffsanrufe und Notsignale aufzunehmen.
13. Alle Schiffe, welche Preßtelegramme mit langer Wellenlänge aufnehmen, müssen in
der Lage sein, während der Aufnahme gleichzeitig die mit normaler Welle gegebenen
Notrufe aufzunehmen.
Hiernach kam die Telefunkenanlage an Bord des „Imperator“ zur Besprechung.
Bekanntlich fiel die „Titanic“-Katastrophe in die Bauzeit des Dampfers
„Imperator“ der Hamburg-Amerika-Linie, mithin war es selbstverständlich,
daß die Gesellschaft keinerlei Mühe und Unkosten scheute, um bei dem Bau, des an und
für sich schon vom Standpunkt der Sicherheit aus mustergültig gebauten Schiffes,
sämtliche Vorkehrungen zu treffen, welche nach den letzten traurigen Erfahrungen
sich noch als nötig erwiesen hatten oder geeignet waren, das Sicherheitsgefühl der
Passagiere zu erhöhen.
Die Hamburg-Amerika-Linie stellte der Telefunken-Gesellschaft unter diesen Umständen
ganz besonders scharfe Bedingungen, von denen die Hauptpunkte folgende waren:
Die Station soll den zu erwartenden Verkehr mit Leichtigkeit bewältigen können, sie
soll während der ganzen Ueberfahrt täglich Presse- und Privattelegramme direkt vom
Land aufnehmen können und alle anderen Schiffe an Sendereichweite übertreffen.
Ferner soll die Station außer mit den internationalen Verkehrswellen von 300 und 600
m, auch mit der neuerdings zugelassenen Welle 1800 m ausgerüstet sein und mittels
dieser Welle möglichst lange in direkter wechselseitiger Verbindung mit Deutschland
bleiben. Es soll möglich sein, während der Aufnahme der mit sehr langer Welle
gegebenen Pressetelegramme gleichzeitig Anrufe und Notsignale aufzunehmen, sowie
auch während des Absendens von Telegrammen Notsignale von anderen Schiffen zu
hören.
Besonderes Gewicht ist auf Durchbildung der Notanlage zu legen, und zwar darf durch
Herabfallen der Hauptantenne die Station nicht außer Betrieb kommen; auch muß die Station
selbst dann in Betrieb bleiben, wenn einer der Masten bricht; und schließlich muß
doppelte Reserve des Senders vorhanden sein, und der Verkehr muß selbst dann
aufrecht erhalten werden können, wenn außer der Hauptmaschine auch die
Reservebeleuchtungsmaschine versagt.
Die Telefunkengesellschaft erfüllt die für ein Handelsschiff bisher noch nie
gestellten Forderungen, so daß die funkentelegraphische Anlage auf dem
„Imperator“ das Non plus ultra in technischer Durchbildung, in Leistung
sowie hinsichtlich des internationalen Verkehrs bedeutet.
Der „Imperator“ ist das erste Handelsschiff, welches eine dreifache
Antennenanlage besitzt. Die etwa 64 m über dem Wasserspiegel befindlichen vier
Drähte der Antenne haben je eine Länge von 170 m. Zur Erzielung eines möglichst
großen Abstandes der einzelnen Drähte voneinander, ist an jeden Mast eine 5 m lange,
feste Raa angebracht, an deren Enden zwei lose Raaen von 2,5 m befestigt sind,
welche die vier Antennendrähte tragen. Die Gesamtbreite der Hauptantenne beträgt
mithin 7½ m, die Eigenwelle beträgt etwa 720 m bei einer Kapazität von etwa 2300
cm.
Außer dieser Hauptantenne, welche in erster Linie in Verbindung mit der großen
Station für 1800 m Verkehr auf große Reichweiten und für Pressetelegrammempfang in
Betracht kommt, besitzt der „Imperator“ noch zwei weitere, unabhängige
Antennen, welche bei der Ausübung des normalen Telegraphenverkehrs in Verbindung mit
der kleinen Station oder auch mit der Notstation arbeiten.
Die Sendeanlage des „Imperator“ setzt sich zusammen aus:
Großstationssender für Leistungen von
1500/3000
km,
Kleinstationssender für Leistungen von
600/1200
km,
Notsender für Leistungen von
200/400
km.
Der Großstation dient als Stromquelle ein an das Lichtnetz des Schiffes
angeschlossener Gleichstrom-Wechselstromumformer, bestehend aus einem
Gleichstrommotor von etwa 18 PS Leistung und einem Wechselstrom-Generator von etwa
10 KW Leistung bei einer Spannung von 220 Volt. Die Drehzahl des Umformers beträgt
normal 1500 Umdrehungen in der Min. Die Periodenzahl des Generators 500 in der Sek.
Sie läßt sich zum Zwecke der Toneinstellung durch Drehzahlregelung in den Grenzen
von 480 bis 650 in der Sek. verändern. Zur Regelung der Erregerspannung des
Generators und der sekundlichen Funkenfolge dient ein verstellbarer
Schiebewiderstand, durch den die Reinheit des ausgesandten Tones bestimmt wird.
Der Wechselstrom des Generators wird durch einen angeschlossenen Transformator von
220 auf 10000 bis 12000 Volt transformiert. In Serie mit der Sekundärwicklung liegt
eine Sekundärdrossel, deren Wicklung aus mehreren festen feindrähtigen Spulen
besteht. Die Drossel ist so geschaltet, daß sie einesteils als Schutz für den
Transformator gegen Hochfrequenz, andernfalls zur Herstellung der Resonanz zwischen
Transformator und Erregerkreis dient. Der Erregerkreis besteht aus einem
Plattenkondensator, einer 16-teiligen Löschfunkenstrecke und einer variablen
Selbstinduktionsspule. Letztere trägt mehrere Stöpselkontakte zur Einstellung von
verschiedenen Wellen. Der Wellenbereich der Station umfaßt das Intervall von 600 bis
3000 m, gearbeitet wird jedoch fast ausschließlich mit der 1800 m-Welle.
Die Kleinstation wird betätigt durch einen an das Schiffsnetz angeschlossenen
Gleichstrom -Wechselstromumformer von etwa 2½ KW Wechselstromleistung. Im übrigen
ist der Sender nach denselben Grundsätzen gebaut wie der der Großstation.
Für den Notsender kommt als Stromquelle zum Betriebe des Induktors eine
Akkumulatorenbatterie zur Verwendung, welche sowohl mit der Hauptbeleuchtungsanlage,
als auch mit der Notbeleuchtungsanlage des Schiffes in Verbindung steht.
Die Empfängerstation besteht aus zwei getrennten Empfangsanlagen, für die große
Antenne und für die beiden kleinen Antennen. Beide Anlagen können gleichzeitig in
Betrieb genommen werden, d.h. während der mit der großen Antenne verbundene
Empfangsapparat die mit langer Welle gegebenen Nachrichten aufnimmt, kann der zweite
Empfangsapparat, in Verbindung mit einer der Notantennen, die mit kleiner Welle
ankommenden Telegramme, bzw. Notsignale annehmen.
Dem Wunsch der Hamburg – Amerika – Linie entsprechend, sollte selbst ein sehr reger
Telegrammverkehr, wie er bei der Annäherung des „Imperator“ an die Küste zu
erwarten war, unter allen Umständen bewältigt werden, und selbst dann Signale von in
Seenot befindlichen Schiffen aufgenommen werden, wenn die Station mit andern
Stationen arbeitet.
Beides wurde hauptsächlich durch die Anwendung einer Zwischenhöreinrichtung
erreicht.
Der Wert der Zwischenhöreinrichtung ist schon bei der ersten Reise des Dampfers voll
in Erscheinung getreten; ohne diese Einrichtung wäre es nicht möglich gewesen, die
Unzahl von Telegrammen der Pressevertreter, die der Einladung der
Hamburg-Amerika-Linie zur Teilnahme an der ersten Reise gefolgt waren, rechtzeitig
an die Küstenstationen abzusetzen.
Das hier an Bord eines Handelsschiffes eingebaute Zwischenhörrelais ist trotz seiner
Einfachheit von hoher Vollkommenheit, hauptsächlich aus dem Grunde, weil man bei
dieser Ausführung selbst mit sehr empfindlichen Kontaktdetektoren arbeiten kann.
(Schluß folgt.)
––––––––––
Moderne Anlagen für Teerölfeuerung. Die mannigfachen
Vorzüge der Teerölfeuerung haben diesem Brennstoff immer weitere Gebiete erobert.
Man verwendet ihn in gleicher Weise in Stahlwerken, bei Schmelzöfen, Härte- und
Schmiedeöfen, Glühanlagen und Beizeinrichtungen. Bemerkenswert sind auf diesem
Gebiet die sehr rationell arbeitenden (in D. p. J. Heft 39 d. Bd. schon erwähnten)
Vorrichtungen der Firma Poetter in Düsseldorf. Ihre
Wirtschaftlichkeit erklärt sich vor allem durch die Anwendung des Hochleistungsbrenners
„Ideal“. Durch ihn wird bei niedrigem Druck und reichlicher Luftzuführung
eine vollkommene Zerstäubung des Oels erzielt. Durch die Konstruktion des Brenners
erhält nämlich die mit einem Druck von 400 bis 1000 mm WS. zugeführte Luft eine
rotierende Bewegung bei stark zunehmender Geschwindigkeit, wodurch zunächst die
zerstäubende Wirkung sehr gesteigert wird. Durch reichliche Luftzufuhrug im
Vergasungsraum wird das Oel schließlich in Nebelform übergeführt, und es erfolgt
eine rauchfreie, geruchlose Verbrennung. Die Regulierungsorgane, welche eine
Veränderung der Oel- und Luftzufuhr in weitesten Grenzen gestatten, befinden sich am
Brenner. Sauberes, geräuschloses Arbeiten bei geringstem Oelverbrauch wird durch die
zweckmäßige Konstruktion gewährleistet.
Textabbildung Bd. 328, S. 780
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 328, S. 780
Abb. 2.
Von den Ofentypen der genannten Firma sind zunächst die Tiegelschmelzöfen zu nennen.
Man hat damit die Möglichkeit, den Schmelzofen an jedem beliebigen Platz
aufzustellen. Metallgießereien mit 80000 kg Tagesproduktion können in das vierte
Stockwerk, unter das Dach der Fabrikgebäude verlegt werden. Kurze Anheizdauer und
geringster Abbrand sind weitere Vorzüge der Teerölanlagen. Eine wirksame Isolierung
gegen Wärmeausstrahlung, sowie die tangentiale Anordnung der Feuerung unterhalb des
Tiegels bewirkt intensivste Beheizung. Der Oelbehälter wird so aufgestellt, daß der
Brennstoff der Verbrauchsstelle zufließt. Die Abgase liefern die Wärme für den
Druckluftüberhitzer. Ein wesentlicher Fortschritt wurde dadurch erzielt, daß es
gelang, tiegellose Oefen zu konstruieren, in denen es möglich ist, Qualitätsmaterial
zu erzeugen. Besonders bei Stahlguß, sowie bei hohen Leistungen und Temperaturen
macht sich der bedeutende Tiegelverbrauch in wirtschaftlicher Beziehung ungünstig
bemerkbar. Die Firma Poetter liefert in diesen
Fällen an Stelle des Tiegelofens eine Feuerungsanlage, die mit drehbarer, feuerfest
gefütterter und zentrisch durch den Hochleistungsbrenner „Ideal“ beheizter
Schmelztrommel versehen ist (vgl. Abb. 1). Beim
Glühen und Härten macht sich der geringe Luftüberschuß, mit dem die Teerölfeuerung
arbeitet, in vorteilhaftester Weise dadurch geltend, daß jede Oxydation
ausgeschlossen ist. Der flüssige Brennstoff eignet sich auch infolge der
Schwefelfreiheit in hervorragender Weise zur Behandlung des hochwertigen
Werkzeugstahles. Die Temperaturkontrolle erfolgt bei den diesem Zweck dienenden
Oefen durch ein thermoelektrisches Pyrometer. Zur Luftzuführung dient ein
Hochdruckkapselgebläse, durch dessen stoßweises Arbeiten eine intensive
Oelzerstäubung erreicht wird. Durch eine Flügelpumpe wird der Brennstoff
herbeigeschafft. Die Vorwärmung von Luft und Oel erfolgt durch die Abgase und die
Wärmeausstrahlung der nicht isolierten Ofendecke. Der Flammenraum kann mit und ohne
Muffel ausgeführt werden. Die Verbrennung findet wie beim Schmelzofen unterhalb der
Herdsohle statt. Beim Härten von Schnellstahl wird vielfach ein mit Teeröl beheiztes
Salzbad verwandt. Um ein zu starkes Abschrecken des Salzbades beim Eintauchen eines
kalten Werkzeuges zu vermeiden, wird zweckmäßig eine Vorwärmemuffel vorgesehen, in
welcher das zu härtende Stück durch die Abgase oder einen besonderen Brenner
angewärmt wird. Oelbehälter und Druckluftüberhitzer werden auf diesem Muffelofen
angeordnet (vgl. Abb. 2). Auch für das Anlassen
gehärteter Gegenstände zum Ausgleich der Materialspannungen dient die
Teerölfeuerung. Ebenso liefert die genannte Firma Anlagen zum Glühen, Einsatzhärten,
Tempern und Beizen. Neben den erwähnten Vorzügen tritt hier die vollständig
gleichmäßige Verteilung der Wärme im Glühraum, welche durch Anwendung mehrerer
Brenner erreicht wird, in vorteilhaftester Weise hervor. Bei Massenglühöfen werden
zur besseren Ausnutzung der Verbrennungsgase zwei Glühräume übereinander angeordnet,
wie Abb. 3 zeigt. Beim Glühen schwerer Stücke wird
der Herd ausfahrbar gemacht. Ein Schornstein ist nicht erforderlich.
Textabbildung Bd. 328, S. 780
Abb. 3.
Schmolke.
––––––––––
Das Linienschiff Pennsylvania. Die amerikanische Marine
hat in dem an die Newport News Shipbuilding Co., Camden,
vergebenen Schlachtschiff Pennsylvania und in seinem Schwesterschiff, dessen Bauauftrag kürzlich der Staatswerft New York
zufiel, zwei Schiffe im Bau, die als die weitaus kampfkräftigsten ihres Typs
angesehen werden können. Pennsylvania verfügt über eine schwere Bewaffnung von nicht
weniger als 12/35,6 cm-Turmgeschützen, die in vier Drillingstürmen in
Mittschiffslinie Aufstellung finden. Die amerikanische Marine folgt damit dem von
der österreichischen und italienischen Marine mit den Schiffen vom
Viribus-Unitis-Typ bzw. vom Dante Alighieri-Typ gegebenen Beispiel. Die
Drillingstürme sind paarweis vorn und hinten aufgestellt. Der innere Turm ist gegen
den äußern jeweilig überhöht. Zu der schweren Armierung tritt eine Mittelartillerie
von 22/12,6 cm-Schnellfeuergeschützen, außerdem eine Anzahl kleinerer Geschütze und
Maschinengewehre. Die Torpedobewaffnung besteht aus 4/53 cm-Unterwasserrohren. Die
Hauptkonstruktionsdaten sind die folgenden:
Länge zwischen Loten
185,3
m
Breite
29,6
m
Tiefgang
8,8
m
Probefahrts-Deplacement
31500
t
Konstruktions-Geschwindigkeit
21
sm
Maschinenleistung
32000
WPS
Maximal-Brennstoffvorrat rd.
2350
t Oel.
Besonderes Interesse verdient die Maschinen- und Kesselanlage des Schiffes. Die
Hauptantriebsmaschinen bilden zwei symmetrisch angeordnete Sätze von Curtis-Turbinen, die sich auf vier Wellen verteilen. Die
beiden Hochdruckturbinen arbeiten auf die Innenwellen, die Niederdruckturbinen auf
die Außenwellen. Die bisher fast ausschließlich als sogenannte Einzelwellen-Turbine
gebaute Curtis-Turbine findet damit erstmalig in der
amerikanischen Marine in der bekannten Parsons-Schaltung
Verwendung. Neu ist die Anfügung zweier Marschturbinensätze besonderer Art, die auf
den Außenwellen vor den Niederdruck-Hauptturbinen angeordnet sind. Um die
Betriebsschwierigkeiten zu vermeiden, welche die Verwendung direkt auf die
Propellerwellen arbeitender Marschturbinen zur Folge hatte und die schließlich alle
Mannen veranlaßt haben, von ihrem Einbau Abstand zu nehmen, sind diese
Marschaggregate lösbar gekuppelt. Sie brauchen daher bei Vollast nicht leer
mitzulaufen. Die beiden Marschturbinensätze arbeiten nicht direkt, sondern mittels
Pfeilradgetriebe auf die Propellerwellen. Die Wahl eines Uebersetzungsgetriebes
sichert natürlich die Erzielung einer wesentlich höheren Wirtschaftlichkeit bei
Marschfahrt, als es bei Verwendung der langsamlaufenden Marschturbinen älterer
Bauart möglich war. Jedes der beiden Marschaggregate besteht aus einer Hochdruck-
und einer Niederdruckturbine. Auf jeder Turbinenwelle sitzt ein Ritzel, das mit dem
auf der Propellerwelle angeordneten Rade im Eingriff steht. Die Marschturbinen
arbeiten mit einer Höchstumdrehungszahl von 1800 Touren/Minute; bei einem
vorgesehenen Uebersetzungsverhältnis von 15:1 beträgt die entsprechende
Propellerdrehzahl also 120 Umdrehungen/Minute. Bei Marschschaltung werden zunächst
die Hochdruck- und Niederdruck-Marschturbinen jedes Maschinensatzes beaufschlagt,
worauf der Dampf den zugehörigen beiden Hauptturbinen zugeführt wird. Letztere sind
für eine Gesamtleistung von etwa 32000 WPS bei rund 220 Umdr./Min. entworfen. Die
Zudampfspannung beträgt maximal 18,6 kg/qcm Ueberdruck, das zugehörige Vakuum,
bezogen auf mittleren Barometerstand, mindestens 93 v. H.
Die Kesselanlage des Schiffes besteht aus zwölf engrohrigen Wasserrohrkesseln,
die mit reiner Oelfeuerung arbeiten. Die Kessel haben eine Gesamtheizfläche von rund
5400 qm. Nimmt man für Konstruktionsleistung einen spezifischen Dampf verbrauch von
etwa 7,5 kg (einschließlich Hilfsmaschinen) an, so entspricht dieser bei der
angegebenen Größe der Heizfläche einer Dampfleistung von rund 45 kg/qm. Dieser Wert
kennzeichnet die hohe Reserve an Dampfleistung, die in der Kesselanlage steckt. Der
Arbeitsdruck derselben beträgt 20,75 kg Ueberdruck.
Mit der Wahl reiner Oelfeuerung für das Linienschiff Pennsylvania hat die
amerikanische Marine an dem Grundsatze, auch bei großen Schiffen die aus der
Verwendung der Oelfeuerung sich ergebenden Vorteile möglichst weitgehend nutzbar zu
machen, festgehalten. Bekanntlich erhalten schon die beiden Vorgänger von
Pennsylvania, die Linienschiffe Nevada und Oklahoma reine Oelfeuerungsanlagen. Bei
diesen Schiffen wird die aus der Verwendung der Oelfeuerung gegenüber Kohlenfeuerung
sich ergebende Platzersparnis auf nicht weniger als 50 v. H. geschätzt, die
Gewichtsersparnis auf rund 300 t; hinzu kommt eine Ersparnis an Bedienungspersonal,
die ebenfalls auf 50 v. H. zu veranschlagen ist. Diese Zahlen illustrieren deutlich
die Vorzüge der Oelfeuerung für Kriegsschiffszwecke. Es ist daher kein Wunder, daß
dort, wo die Frage der Oelversorgung keinen Schwierigkeiten begegnet, wie in den
Vereinigten Staaten, man zur ausschließlichen Verwendung der Oelfeuerung an Bord
übergeht.
K.
Gerät zum Schneiden von Beton. Ein neues Verfahren zum
Schneiden von Beton- und Steinfundamenten wird zurzeit beim Abbruch der Pfeiler der
Brücke „Pont neuf“ in Paris in Anwendung gebracht. Das Gerät hierzu besteht
in der Hauptsache aus 5 mm starken Stahldrähten, die nach einem besonderen Verfahren
hergestellt und sehr widerstandsfähig gehärtet sind. Diese werden als endlose Drähte
mit großer Geschwindigkeit über Rollen geführt und mit besonderen Gestellen an den
zu schneidenden Stein gedrückt. Senkrecht zu diesen Schnitten werden mit
Preßluftwerkzeugen Schlitze ausgestemmt, so daß Blöcke aus dem Steinklotz
herausgeschnitten werden, die sich nunmehr leicht entfernen lassen. Weshalb diese
Schlitze nicht auch mit dem Schneidegerät hergestellt werden, ist vorläufig nicht
bekannt; vermutlich würde dies ebenso leicht möglich und dazu billiger sein. Wenn es
sich auch hier um gemauerte Fundamente handelt, so dürfte sich das angewendete
Verfahren doch wohl auch für Beton mit Erfolg anwenden lassen. Ueber die Kosten ist
zurzeit noch nichts bekannt.
Pr.
––––––––––
Sprengstoffkapselnzur Mäusevertilgung. Die Kapseln enthalten
Schwefelkohlenstoff und eine Romperitpatrone, sie werden in die Löcher und Gänge der
Mäuse gebracht und entzündet. Die Explosion verteilt den Schwefelkohlenstoff, an dem
die Nager zugrunde gehen müssen, und hat gleichzeitig noch den Erfolg einer
Bodenlockerung.
Pr.