Titel: | Das umschnürte Gußeisen. |
Autor: | Hans Schäfer |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 818 |
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Das umschnürte Gußeisen.
Von Oberingenieur Hans Schäfer,
Darmstadt.
(Schluß von S. 805 d. Bd.)
SCHAEFER: Das umschnürte Gußeisen.
Das Anwendungsgebiet der neuen Erfindung ist vielgestaltig: Alte
Gußeisenbrücken, die seither, wenn sie den größer gewordenen Belastungsansprüchen
nicht mehr genügten, einfach ausgewechselt wurden, können durch Umschnürung und
Umbetonierung erhalten bleiben.
Textabbildung Bd. 328, S. 817
Abb. 1.Die Fürst-Schwarzenbergbrücke über den Einschnitt der
Leipzig-Hofer-Bahn im Gelände der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig
1913
Textabbildung Bd. 328, S. 817
Abb. 2.Gußeisenbewehrung mit Umschnürung der Bogenrippen der
Fürst-Schwarzenbergbrücke. (In der Mitte der Abbildung befindet sich ein
Stoßstück)
Bei neuen Brücken wird die Anwendung wohl erst von einer
gewissen Spannweite an wirtschaftlich werden, nämlich von einer solchen Spannweite
an, bei welcher die Ausführung des statisch erforderlicher Querschnittes gerade noch
konstruktiv möglich ist. Gerade die Frage der Wirtschaftlichkeit wird noch auf das
eingehendste zu prüfen sein; denn bei der heutigen Lage des Eisenbetongewerbes mit
seiner scharfen Konkurrenz wird eine Erfindung nur dann sicher durchdringen, wenn
damit auch ein Fortschritt nach der wirtschaftlichen Seite hin gesichert erscheint.
Diese Wirtschaftlichkeit zu erproben, werden die verschiedenen Ausführungen
reichlich Gelegenheit bieten. Die erste praktische Anwendung bietet als
Ausstellungsgegenstand hierfür vorläufig keine bestimmten Grundlagen.
Textabbildung Bd. 328, S. 818
Abb. 3.Gußeisenbewehrung der Bogenrippen der Fürst-Schwarzenbergbrücke.
Bei dem unteren Profil ist die ⊔-Form gut zu erkennen
Diese erste praktische Anwendung war die Ausführung der Fürst Schwarzenberg-Brücke
auf der Iba. Abb. 1, 2 und 3 zeigen diese Brücke in ihren
verschiedenen Baustadien. Auf diesen Abbildungen ist auch sehr schön die
Gußeiseneinlage und die Umschnürung mit Stahldraht zu sehen. Die Brücke wurde von
der Firma Kell & Löser ausgeführt. Sie ist eine
Fußgängerbrücke von 5 m Breite als elastischer eingespannter Bogen von 42,40 m
lichter Spannweite. Die Fahrbahnplatte ruht auf Rahmenkonstruktionen auf, welche die
Last auf die beiden im Scheitel 30 cm breiten und 50 cm hohen Bogenrippen
übertragen. Diese sind bewehrt mit einer doppelten Einlage aus Gußeisen-⊔-Profilen
und einer Flußeiseneinlage zur Aufnahme der Zugspannungen. Die Gußeisenbewehrung
besteht aus einer Reihe von sogen. Normalstücken, wie die Abb. 3 zeigt. Je zwei aufeinanderfolgende Stücke wurden durch ein
Stoßstück verbunden. Die Verbindung zwischen Stoßstück und Normalstück geschieht –
jedoch lediglich zu Montagezwecken – durch ein Schraubenpaar. Der
Gußeisenquerschnitt wurde an den Stößen auf das doppelte vergrößert. Die Brücke hat
den auf sie gesetzten Erwartungen voll entsprochen.
Textabbildung Bd. 328, S. 818
Abb. 4.Modell der Verwendung des umschnürten Gußeisens im Hochbau. Von
der Internat. Baufach-Ausstellung Leipzig) Unten eine gewöhnliche
Eisenbetondecke mit Träger, oben eine trägerlose Decke mit Auflagerung nur auf
den Säulen.
Neben der Verwendung im Brückenbau kommt dann aber weiter noch die Anwendung des
umschnürten Gußeisens als Bewehrung von Säulen im Hochbau in Frage. Eine solche
Verwendung zeigt uns die Abb. 4 im Modell. Dabei
wurde bei einem Neubau in Wien der im Innern des Gußeisens verbleibende Hohlraum
dazu verwendet, darin die Regenabfallrohre unterzubringen, wodurch das Herabführen
an der Außenseite des Gebäudes vermieden wurde.