Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Schwahn |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 9 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau
Dieselmaschinenanlage. Für das neuerbaute Trockendock
in Liverpool (mit 310 m Länge und 36 m Breite) wurde zur Entleerung eine
Zentrifugalpumpenanlage mit Dieselmaschinen errichtet. Die Gesamtleistung dieser
Anlage ist etwa 5000 PSe, bestehend aus fünf
einzelnen Maschinensätzen. Die Pumpen (Bauart Worthington) sind mit den Dieselmaschinen (Bauart Carels
Frères, Gent) direkt gekuppelt. Jede Pumpe fördert bei 180 minutlichen
Umdrehungen 270 cbm/Min. bei 15 m Gesamtwiderstandshöhe.
Die Vierzylinder-Zweitaktmaschinen haben 510 mm Zylinderdurchmesser und 660 mm Hub
und leisten bei 180 Umdrehungen 1000 PSe. Die
Maschinen können überlastet werden um 10 v. H. während zwei Stunden bei 198
Umdrehungen i. d. Min. Die Arbeitskolben haben Kreuzkopfführung mit Wasserkühlung.
Auch die Kolben haben Wasserkühlung, wobei das Kühlwasser durch die hohle
Kolbenstange zu- und abgeführt wird. Das gesamte Kühlwasser der fünf Dieselmaschinen
wird durch Zentrifugalpumpen auf einen Kühlturm gefördert und fließt von hier den
einzelnen Maschinen zu. Die Kurbelwelle treibt eine doppeltwirkende Spülluftpumpe
und einen vierstufigen Reavell-Kompressor an. Die
Anlaßflaschen aller fünf Maschinen stehen miteinander, sowie mit einer
Hilfskompressoranlage in Verbindung, so daß die Gefahr nicht besteht, wegen Mangel
an Anlaßluft eine Maschine nicht in Betrieb setzen zu können. [Engineering 1913, S.
349 bis 352.]
W.
–––––
Neuere Konstruktionen der Firma L. und C. Steinmüller in
Gummersbach Rhld. Die bedeutendsten Neuerungen, welche die letzte Zeit auf
dem Gebiet des Dampfkesselbaues gebracht hat, sind die Ausbildung von Steilrohr- und
Hochleistungskesseln, sowie die Zusammenfassung von Kessel, Vorwärmer und
Schornstein zu einem einheitlichen Ganzen unter Wegfall gemauerter Füchse und
Verwendung schmiedeiserner Vorwärmer. Zur Erzielung einer hohen spezifischen
Leistung läßt man vielfach den letzten Zug fort und verwendet die noch heißen Abgase
im Rauchgasvorwärmer. Hier findet eine günstigere Ausnutzung statt als beim Kessel,
wo die Temperatur des Wärmeaufnehmers hoch ist. Ein anderer Weg zur
Leistungssteigerung ist die Ausnutzung der Wärmestrahlung. Besonders bei hohen
Temperaturen ist diese Art der Uebertragung von Wärme weit wirksamer als der
Uebergang infolge von Berührung. Eine Ueberlastung der Einheit der Heizfläche ist
beim Hochleistungskessel durchaus nicht notwendig. Versuche ergaben vielmehr,
daß infolge der großen bestrahlten Fläche bei Hochleistung die von 1 qm aufgenommene
Wärmemenge kleiner war als bei normalen Konstruktionen. Weitere Bauregeln für
Dampfkessel liefern folgende Betrachtungen. Um hohe Anfangstemperaturen zu
erreichen, wird mit geringem Luftüberschuß gearbeitet. Der Rost und die Einmauerung
müssen durch sofortige starke Wärmeableitung vor den Einwirkungen der hohen
Temperaturen geschützt werden. Bei manchen Steilrohrkesseln ist das umfangreiche
Gewölbe über dem Rost dieser Wärmeabfuhr zur Heizfläche hinderlich. Kurze Rohre
befördern die Dampfabführung und Wasserversorgung. Viel heißes Mauerwerk in der Nähe
des Kessels und Ueberhitzers ist bei wechselnder Belastung schädlich. Denn auch bei
gedämpftem Feuer wirkt die Strahlung des Mauerwerks weiter, so daß bei sinkendem
Verbrauch Abblasen erfolgen kann und die Temperatur des überhitzten Dampfes zu sehr
steigt.
Textabbildung Bd. 329, S. 9
Abb. 1.
Die Firma L. und C. Steinmüller hat den neueren
Bestrebungen durch Konstruktion des Steinmüller-Universalkessels Rechnung getragen. Wie Abb. 1 verdeutlicht, gelangen bei dieser Konstruktion die Rauchgase durch
ein Schrägrohrbündel A zum Ueberhitzer B. Darauf durchstreichen sie von oben nach unten die
Steilrohrbündel C und gelangen durch die Vorwärmebündel
D zum Rauchgasabzug. Der Ueberhitzer ist überall
von Heizfläche umgeben, wodurch eine unzulässige Temperatursteigerung vermieden
wird. Das Schrägrohrbündel hat eine große bestrahlte Heizfläche. Das Wasser wird in
die unteren Vorwärmetrommeln E gespeist, gelangt in
vier Strömen zu den oberen Trommeln F, von dort in
einen abgeteilten Raum der Steilrohroberkessel G,
fließt durch die mittleren Rohre nach unten und kehrt durch die seitlichen Rohre zur
Trommel G zurück. Von dort strömt es zum
Mittelkessel H und zu den Schrägrohren. Die Grund- und
freie Oberfläche des Mauerwerks ist bei dieser Konstruktion sehr verringert, der
Zugverlust kleiner, und die Kosten für den Schornstein oder künstlichen Zug
geringer.
Textabbildung Bd. 329, S. 10
Abb. 2.
Während die beschriebene Bauweise die Vorzüge von Steilrohr- und
Zweikamrner-Wasserrohrkesseln vereinigen soll, besteht der Steinmüller-Steilrohrkessel aus zwei Vordertrommeln, die durch ein nahezu
senkrechtes Rohrbündel verbunden sind. Hieran schließen sich zwei zurückliegende
Kessel mit völlig senkrechtem Rohrbündel und die Vorwärmer. Wiederum gelangt das
Wasser zuerst in die untere Vorwärmetrommel, steigt von dort nach oben, fließt
sodann zum Fallkasten des hinteren Oberkessels, fällt durch die mittleren Rohre in
den hinteren Unterkessel und kehrt durch die seitlichen Rohre zurück. Nur das
verdampfte Wasser gelangt in die vordere Obertrommel, deren Fallrohre ummauert sind.
Der im Vorderkessel erzeugte Dampf geht zu einem Einbau des hinteren Oberkessels und
wird durch ein Schlitzrohr entnommen. Zur Anwendung gelangen gebogene Rohre infolge
ihrer größeren Dehnbarkeit. Für ihre übersichtliche Anordnung ist Sorge getragen.
Die beiden unteren Trommeln können sich unabhängig voneinander verschieben. Bei dem
Oberflächenregler von Steinmüller wird die Temperatur des
Heißdampfes dadurch beeinflußt, daß er zur Trocknung einer veränderlichen Menge von
Sattdampf verwandt wird. Wie Abb. 2 zeigt, wird
letztere durch eine Glocke dem Steigrohr der vorderen Kammer entnommen und gelangt
durch einen Stutzen zum Temperaturregler, der vom Heißdampf umspült wird. Statt der
Schlackenabstreifer verwendet die genannte Firma eine um eine Achse schwingende
Feuerbrücke, welche von dem durch den Kettenrost herangeführten Brennstoff gehoben
wird, so daß Asche und Schlacke hindurchgehen. Der Abschluß gegen die Rückseite wird
durch schleifende, klaviaturartig angeordnete Deckplatten erzielt. Versuche an einem
Steinmüller-Steilrohrkessel mit Halbgasfeuerung von
Keilmann & Völker
unter Verwendung von Braunkohle ergaben einen Wirkungsgrad des Kessels und
Vorwärmers von 80,2 v. H. Der Vorwärmer hatte einen sehr hohen
Wärmedurchgangskoeffizienten. Allerdings ist der Hochleistungskessel wegen der
geringeren Mauerwerksfläche anpassungsfähiger bei wechselnder Belastung. Der
Wassergehalt des im Steilrohrkessel erzeugten Dampfes war 0,60 v. H. Er ergab sich
aus der Wärmemenge, die dem Heißdampf durch die Verdampfung des Wassergehalts im
Oberflächenregler entzogen wurde. [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr.
44 1913.]
Schmolke.
–––––
Motorschiffe. In nachstehender Tabelle sind (nach Oelmotor
1913, S. 531) die bereits in Dienst gestellten größeren Motorschiffe
zusammengestellt.
Schiffsname
Netto Tons
Nationalität
Anam
3310
dänisch
Artemis
–
holländisch
Bandon
2238
dänisch
California
–
deutsch
Christian X
3133
„
Chumpon
2229
dänisch
Eavestone
1104
englisch
Fionia
3000
dänisch
Hagen
3146
deutsch
Jutlandia
3138
dänisch
Kurmark
3179
deutsch
Loki
–
„
Monte Penedo
2312
„
Pangan
2224
dänisch
Pedro Christophusen
2200
schwedisch
Rolandseck
757
deutsch
Selandia
3100
dänisch
Siam
3311
„
Succia
2244
schwedisch
Trefoil
–
englisch
Vulcanus
707
holländisch
Wotan
–
deutsch
Zeemeuv
400
holländisch
W.
–––––
Drahtseilbahnstützen aus Beton und Eisenbeton.
Ursprünglich wurden die Stützen für Tragseile von Drahtseilbahnen nur aus Holz oder
Eisen hergestellt. Holzstützen grub man in die Erde ein, oder setzte sie ebenso wie
die Eisenstützen auf Fundamente in Mauerwerk oder Beton. Gelegentlich war die
Aufgabe gestellt, heiße Asche und Schlacken von den Tragseilen der Drahtseilbahn aus
auf die Halde zu stürzen, wobei die Stützen mit eingeschüttet wurden. Da hierbei die
Gefahr bestand, daß große Teile der Halde in Glut geraten konnten, genügten weder
Holz- noch Eisenstützen. In anderen Fällen suchte man nach Mitteln, um den Druck des
Haldengutes von den Stützen fern zu halten. Man mauerte dann die Stützen aus
Ziegelsteinen auf oder stampfte Betonsäulen gewissermaßen als erhöhte Fundamente,
auf die nur kurze eiserne Tragköpfe aufgesetzt wurden. Abb. 1 zeigt derartige Stützen der Haldenbahn, die für die Zuckerfabrik
Dobrovitz in Böhmen vor mehreren Jahren von Adolf
Bleichert & Co., Leipzig, gebaut wurde.
Neuerdings sind in verschiedenen Fällen für Zementfabriken auch eigentliche
Eisenbetonstützen ausgeführt, welche die Seile auf Querbalken tragen. Abb. 2 läßt eine solche Stütze erkennen. Sie gehört zur
Drahtseilbahn der Aargauischen Portland-Cementfabrik in Holderbank-Wildegg. Die
Entladestation dieser Bahn befindet sich im Obergeschoß der Zementfabrik. Die
Strecke wird von zwei Eisenbetonstützen gebildet und läuft in einen Stollen ein, in
dem die Tragseile durch feste Hängebahnschienen ersetzt sind. Der Stollen geht unter
drei Eisenbahngleisen und unter dem ansteigenden Gelände hindurch bis unter den
Mergelbruch, wo Füllrümpfe ausgeschossen sind, in die der Mergel von der Bruchsohle
aus durch ein Rolloch gefördert wird. Die Bahn ist 235 m lang, hat 6 m Steigung und
fördert stündlich 70 t mit zwölf Wagen. Sie ist ebenfalls von der
Drahtseilbahnfabrik von Adolf Bleichert & Co.,
Leipzig, erbaut.
Textabbildung Bd. 329, S. 11
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 11
Abb. 2.
Auf den ersten Blick scheinen viele Vorteile zugunsten der Eisenbetonstütze zu
sprechen, namentlich die einfache elegante Form und der Umstand, daß eine Rostgefahr
nicht vorhanden ist. Es zeigt sich aber, daß diese Stützen nur dort den Wettstreit
mit der Eisen- oder Holzstütze aufnehmen können, wo alle Baustoffe bequem zur Hand
sind, wie dies bei Zementfabriken der Fall zu sein pflegt, und wo man mehrere
Stützen an einem Bauplatz aus denselben Formen herstellen kann. Die Strecke muß
dabei bequem zugänglich sein, um die Stützen nach der Vollendung im ganzen an Ort
und Stelle bringen zu können. Wo diese Bedingungen nicht vorliegen, und das ist die
große Mehrzahl der Fälle, zeigt die Rechnung, daß Betonstützen viel teurer als
Eisenstützen werden. Daher wird die Betonstütze auch für die Zukunft nur eine
vereinzelte Erscheinung bleiben, die dort zur Anwendung gelangen kann, wo die
Verhältnisse zu ihrer Anfertigung und Aufstellung außergewöhnlich günstig sind, wie
es bei der Drahtseilbahnanlage der Aargauischen Portland-Cementfabrik der Fall
war.
–––––
Seilschwebebahnen für den Fernverkehr von Personen und
Gütern. Auszug aus dem Vortrag von Prof. M. Buhle-Dresden auf der 54. Hauptversammlung des Vereines deutscher
Ingenieure, Leipzig 1913. Die Geschichte der Luftseilbahnen zeigt, daß den Völkern
des Ostens die Seilschwebebahnen schon seit mindestens 1500 Jahren bekannt sind. Im
übrigen kann, wie die eigentliche Entwicklung des Lokomotivbaues und zugleich der
Eisenbahnen durch die vorteilhafte Verwendung des Dampfes im Landverkehrswesen 1829
durch die Zusammenfassung von drei an sich bekannten Konstruktionen für die
bodenständigen Bahnen beginnt, für die Luftbahnen das Jahr 1870 als dasjenige
angesehen werden, in welchem der Luftseilbahnbau zu einem besonderen Industriezweig
wurde, weil damals die vorher entstandenen Einzelheiten zu einem geschlossenen
System zusammengefaßt wurden, das siegreich anfangs kleinere, später sich stetig
vergrößernde Entfernungen und Höhen überwunden hat.
Die Seilschwebebahnen bieten ganz wesentliche Vorteile. Zunächst genügen sie dem
immer dringlicher werdenden Bedürfnis, bei Großbetrieben, vor allem im Berg- und
Hüttenwesen, den Boden zu entlasten, die Kosten des Grunderwerbs oder der Miete sind
sehr gering, der Bau erfordert nur kurze Zeit, und man ist dabei unabhängig von der
Form und Lage des Geländes. Ueberschwemmungen, Schneeverwehungen und dergleichen
können den Betrieb einer Luftseilbahn nicht gefährden. Die Zwischenunterstützungen
für die Zugseile bilden die Seilbahnwagen selbst bzw. die Tragrollen auf den (bis zu
25 m hohen) hölzernen oder (bis zu 50 m hohen) eisernen Laufseilstützen, die bei
großen Spannweiten, wie bei Flußübergängen usw., in der Regel geradezu turmartig
ausgeführt werden müssen. Für den Verkehr unterhalb der Seilbahn muß überall
genügend Raum frei bleiben. Die Stützhöhe ist besonders abhängig vom Seildurchhang,
der bei großen Spannweiten recht groß werden kann. Die Straßenübergänge sind ferner
zu sichern durch Netze, die bei schräger Ueberschreitung ebenfalls oft weite Spannungen
überbrücken müssen, und dasselbe gilt von Eisenbahnübergängen. Tatsächlich treten
allerdings diese Schutzvorrichtungen kaum je in Wirksamkeit, denn der Betrieb ist
erfahrungsgemäß fast vollkommen sicher, und das liegt vor allem an den gediegenen
Bauarten der Kupplung zwischen Wagen unduud Zugseil.
Die Luftseilbahnen haben sich namentlich für Massengüterverkehr zu einem der
vornehmsten, zuverlässigsten und wirtschaftlichsten Fördermittel ausgebildet, und
sie haben darum weiteste Verbreitung (insbesondere von Deutschland aus) im In- und
Auslande gefunden; für den Personenverkehr stehen sie allerdings erst am Anfang
ihrer Entwicklung, und die Gründe dafür sind wirtschaftlicher und technischer Natur,
die wiederum zusammenhängt mit der neuesten Entwicklung der im zweiten Teil des
Vortrages behandelten Güter- oder Lasten-Schwebebahnen.
Bezeichnet man (nach Strub) die Kosten für 1000 m
erstiegener Höhe für Personen-Seilschwebebahnen mit 1, so ergibt sich bei der
bekannten, in der Nähe von Bozen gelegenen Mendel-Standseilbahn ungefähr das doppelte, bei Gleisseilbahnen mit noch
zahlreicheren und größeren Steinviadukten sogar das drei- bis vierfache.
Wenn abgesehen wird von den Vorläufern der gegenwärtig im Betrieb bzw. im Bau
befindlichen Personen-Seilschwebebahnen von etwa 600 bis 6000 m Länge, d.h. wenn von
den kleineren derartigen über Talschluchten (Brighton 1894), in Vergnügungsparks auf
Ausstellungen z.B. 1897 in Stockholm, 1898 in Wien, ferner in Mailand, Genua, Turin
usw., 1907 in San Sebastian (Spanien), 1909 auf der „Ila“ in Frankfurt a. M.,
1912 im Lunapark in Osaka (Japan) und von der 1903 für Leuchtturmbauzwecke (Beachy
Head, England) und 1908 zur Rettung Schiffbrüchiger (Hock van Holland) gebauten, bis
zu 300 m spannenden Schwebebahnen abgesehen wird, so kann man folgende fünf
verschiedene, hier nach der zeitlichen Entwicklung angeordnete Bauarten
unterscheiden:
1. Wetterhorn-Aufzug, von Feldmann-Strub, gebaut von L. v.
Roll, Bern (eröffnet 1908), im wesentlichen
gekennzeichnet als 560 m lange Personen-Seilschwebebahn ohne Zwischenstützen mit
zwei übereinander angeordneten Trag- und zwei Zugseilen mit Zwei-Wagen-Pendelbetrieb
(Höhenunterschied 420 m, Endhöhe 1677 m);
2. Lana-Vigiljochbahn bei Meran, von Strub-Ceretti & Tanfani, Mailand
(1912), eine in zwei Abschnitten von 1067 und 1129 m Länge gebaute Luftseilbahn mit
eisernen Zwischenunterstützungen und einem Trag-, einem Zug- und einem Bremsseil,
mit Zwei-Wagen-Pendelbetrieb auf jeder Strecke (Höhenunterschied 520 + 633 m);
3. Rio de Janeiro, von J. Pohlig, A.-G., Köln a. Rh.
(1912), eine ebenfalls aus zwei Strecken und zwar von 575 bzw. 800 m Länge
bestehenden Kabelbahn (Blondin) ohne Zwischenstützen mit zwei nebeneinander
liegenden Tragseilen, einem Zugseil und einem leer mitlaufenden Fangseil, vorläufig
je ein, später zwei Wagen auf jeder Strecke (Höhenunterschiede der beiden
Strecken je etwa 200 m);
4. Neue Kohlenbahn bei Bozen, von A. Bleichert & Co., Leipzig (1913), in einem Abschnitt von 1650 m Länge
erbaut als (auch zu Lebensmittel- und Baustoff-Beförderung benutzbare)
Personen-Seilschwebebahn mit zwei nebeneinander auf Wälzlager-Tragschuhen auf
eisernen Zwischenstützen verlegten Laufseilen, zwei Zug- und zwei Ballastseilen mit
Zwei-Wagen-Pendelbetrieb (Höhenunterschied 840 m, Endhöhe 1130 m);
5. Chamonix-Aiguille du Midi (Montblanc), im unteren Teil in Ausführung begriffen
nach dem Lana-System, in den oberen Teilen geplant in
Form mehrerer hintereinander geschalteter Feldmannscher
Aufzüge (Höhenunterschied 2770 m, geplante Endhöhe 3770 m).
Nach Hervorhebung der Vor- und Nachteile der einzelnen Bauarten deutete der
Vortragende, welcher die meisten dieser Bahnen selbst befahren hat, auch auf
verschiedene zukünftige Lösungen und Verbesserungen hin. Die Vorzüge der
Seilschwebebahnen sichern ihnen vor allem in den schwierigen Geländeverhältnissen
der Gebirge ein weites Anwendungsgebiet, namentlich auch als Ersatz von
kostspieligen Wegebauten bei Besiedelung von Hochebenen mit Sommerwohnungen,
Gasthäusern, Sanatorien usw. und als Gipfel- und Hochgipfelbahnen zur Ergänzung von
bodenständigen Gebirgsbahnen. Berufene Fachmänner sind der Ansicht, daß von der
Benutzung dieser Bahnen üble Wirkungen nicht zu befürchten seien, da die durch große
Anstrengungen bewirkte beträchtliche Mehrarbeit, die kein Herz auf die Dauer
verträgt, wegfällt. Dafür aber wird die Möglichkeit geboten, daß viele Menschen dort
oben gesunden und sich erfreuen können an der unendlichen Schönheit der herrlichen
Bergnatur.
Die bereits bis zu 40 km Länge ausgeführten Seilschwebebahnen für Gütertransport
waren lange Zeit hindurch nur auf die Beförderung von leicht teilbaren Stoffen, von
sogen. Sammelkörpern, wie Kohle, Erze, Ton usw. angewiesen. Wegen ihrer nur an
einzelnen, oft weit (bis zu 1400 m) voneinander entfernten Stellen gestützten
Laufbahn vertrugen sie keine großen Einzelbelastungen. Allein das neuzeitliche
Bedürfnis nach Groß-Seilbahnen schuf zugleich die Nachfrage nach Schwerlastbahnen,
bei denen vierrädrige Laufwerke mit Wagen bis zu 4000 kg Bruttogewicht verwendet
werden. Die Lösung dieser namentlich beim Holztransport aus den osteuropäischen
Bergwäldern vielfach aufgetretenen Aufgaben hat die gleichzeitige erfolgreiche
Entwicklung der (durch die beträchtliche Einzellast besetzter und leerer Wagen) im
Grunde gleiche Bedingungen stellenden Personen-Schwebebahnen mit Zwischenstützen im
Gefolge gehabt. Andererseits führte die Ausbildung der „Kabelkrane“, die bis
zum Jahre 1908 für Spannungen bis zu etwa 500 m für Nutzlasten bis zu rund 7000 kg
gebaut waren und gegenwärtig bei etwa 80 m Spannweite bis zu 20000 kg (Carrara)
ausgeführt sind, zu den im ersten Teil des Vortrages ebenfalls behandelten
Bergaufzügen und Kabelbahnen für Personenbeförderung.
Der Vortragende sprach an Hand von sehr überzeugend wirkenden Lichtbildern über
die bedeutenden Seilbahnanlagen für Erztransporte in den nordargentinischen
Kordilleren, in Spanien und Frankreich, auf Elba und in Skandinavien und über die
bemerkenswerte Meerseilbahn in Thio (Neukaledonien), über die von unsern führenden
deutschen Häusern gebauten Kohlen-Luftseilbahnen in Savona und Bordeaux, in Tol
(China) und selbst in England, über die trefflichen Holzbahnen in Rumänien und
Ungarn und in Deutsch-Ostafrika und über die erst kürzlich in Betrieb genommenen
Salz-Förderungsanlagen in Staßfurt und Eisleben. Es wurde dabei gezeigt, wie die
gewaltigen wirtschaftlichen Erfolge dieser neuzeitlichen Bahnen mit erreicht sind
durch das ihnen allen gemeinsame Kennzeichen der vernünftigen Zuhilfenahme
einerseits von großen, an richtigen Stellen angeordneten Stapelanlagen in Form von
großräumigen Silos oder Freilagern, die gleichsam als Puffer oder Windkessel,
jedenfalls als elastische Einschaltungen dienen, andererseits durch passend
gewählte, von dem zweiten Redner des Tages eingehend erläuterte Nahtransportanlagen
in Form von weitspannenden Bockkranen, festen und fahrbaren Seilbahn-Verladebrücken
und dergleichen. Professor Buhle hat seit etwa zwanzig
Jahren diese Forderungen in der Fach- und Tagespresse, in seinen Büchern und
Vorlesungen immer und immer wieder und – wie er jetzt dankbar anerkannte – nicht
ohne Erfolg wiederholt. Der Presse sprach der Vortragende an dieser Stelle seinen
ganz besonderen Dank für ihre nachdrückliche Hilfe aus.
In diesem Zusammenhange wurde auch der Gichtseilbahnen und der Elektroseilbahnen
gedacht. Vor 70 Jahren kosteten 100 kg Roheisen etwa 160 M; heute ist dafür fast die
dreifache Menge zu kaufen. An diesem Fortschritt sind die mechanischen
Fördereinrichtungen in keineswegs geringem Grade beteiligt. „Und wenn nun schon
für finanziell zu verwertende Erzeugnisse die Billigkeit des Transportes die
Rentabilität der Werke wesentlich beeinflußt, so ist dies noch mehr der Fall für
diejenigen Stoffe, bei denen auf die Erzielung eines Gegenwertes durch Verkauf
nicht zu rechnen ist, wie bei den Abfällen“.
Da der Grund und Boden meist ohnehin recht teuer ist, so bleibt in der Regel nur die
Ausdehnung in der Höhe, und da bietet sich in den Haldenseilbahnen ein vorzügliches
Hilfsmittel. Bis zu 125 m Höhe (!) sind solche Schlackenhalden-Luftseilbahnen von
Bleichert und Heckel in
Ausführung begriffen. Mit anderen Worten: es sind gleichsam „unbegrenzte
Möglichkeiten“ – und zwar auf diesem Gebiete meist von Deutschland ausgehend
– geschaffen. – Aber oft schwierig ist der Weg bis zu so schönen Erfolgen.
Wenn es richtig ist, so schloß der Redner seinen Vortrag, daß derjenige Beruf der
schwerste und schönste zugleich ist, welcher die größte Verantwortung mit sich
bringt, so folgt auf den in Ausübung seines Amtes tätigen Strategen – der
Ingenieur.
–––––
Ueber die Zerstörung eines Eisenfasses durch
Luftleere wird in Nr. 18 der Zeitschrift des Bayerischen Revisions-Vereins,
Jahrgang XVII, berichtet: In einer Brennerei wurden die Fässer, die zur Aufbewahrung
der Melasse dienten, in der Weise behandelt, daß Dampf hineingeleitet wurde, um die
Melasse möglichst vollständig aus dem Inneren des Fasses zu entfernen. Durch die
hohe Temperatur wird die Melasse, die bei normaler Temperatur sehr zähflüssig ist,
dünnflüssig und läuft dann leicht aus dem Fasse heraus. Bisher waren irgend welche
Uebelstände bei dieser Art der Behandlungsweise nicht beobachtet worden. Nun waren
die Arbeiter der Brennerei in den Ausstand getreten und ungeschulte mit der
Ausführung dieser Arbeit beauftragt worden. Es wurde eines Tages in dem Arbeitsraum,
in welchem mehrere entleerte und wieder verschlossene Fässer lagen, ein heftiger
Knall vernommen und darauf ein kurz andauerndes Zischen, wie wenn Dampf an einer
undichten Stelle einer Rohrleitung ausströmt. Beim Nachsehen zeigte sich, daß eins
der entleerten Fässer vollständig nach innen zusammengedrückt war und an der
tiefsten eingedrückten Stelle einen kleinen Riß von 30 mm Länge und 5 mm Breite
zeigte. Der Vorfall war in folgender Weise zu erklären: Das Faß war zum Zweck der
Entleerung übermäßig erhitzt worden. Sofort war die Verschlußschraube aufgesetzt und
zwar zufällig derartig, daß das Innere des Fasses nach außen hin vollständig
luftdicht abgeschlossen war. Der Dampf im Innern hatte sich dann abgekühlt, und
dadurch hatte sich im Faß eine Luftleere gebildet. Diese hatte sich allmählich so
vergrößert, daß die Wandungen nicht mehr imstande waren, dem von außen nach innen
wirkenden Luftdruck der Atmosphäre Widerstand zu leisten. Die Beschädigung wäre
verhütet worden, wenn das Verschließen des Fasses erst nach geraumer Zeit erfolgt
wäre.
Simon.
Ueber Probenehmen und Vorbereiten von Proben und die
Beziehungen zum Betrieb besonders für Kohlen. Es ist sehr wohl möglich, die
Kohlen durch Analysen auf ihren Heizwert zu kontrollieren, sofern die Probeentnahme
in sachkundige Hände gelegt wird. Indessen lassen sich gerade gegen die Weise, in
welcher die zur Untersuchung gelangenden Proben vorbereitet werden, mancherlei
Bedenken geltend machen, obgleich die modernen Verfahren zweifellos weit exakter als
die früheren Methoden sind. So ist es beispielsweise üblich, beim Abladen eines
Wagens die soundsovielte Schaufel in einen Karren zu werfen, diese mehrere Zentner
schwere Probe zu mischen, zu zerkleinern und nach dem Kreuzungsverfahren zu teilen,
um schließlich, nach weiterem Mahlen und nochmaligem Teilen, die Endprobe von 200
bis 300 g in Pulvergläser zu füllen. Aus diesen werden etwa 30 g entnommen, fein
gerieben und in zylindrische Gläser getan. Hier dürfte ein Fehler vorliegen, da 200
bis 300 g wahrscheinlich nicht völlig homogen sind und somit systematisch weiter
geteilt werden mußten, andrerseits aber durch Reiben nur eine unvollkommene Mischung
der 30 g erzielt wird. Ferner ist zu beachten, daß die Wahrscheinlichkeit eines
Fehlers mit der Verringerung der Einwage für die Analyse wächst. Es ist durchaus
falsch, der Probenahme geringe Beachtung zu schenken und dann die chemische
Untersuchung mit größter Sorgfalt auszuführen. Zu Betriebsversuchen wird vielfach
nur ein Teil der Ladung verwendet, während naturgemäß nur bei Verheizung der ganzen
Kohlenmenge die Asche mit der Durchschnittsprobe übereinstimmen kann. Vielfach
verfeuert man auch nur die größeren Stücke und vermeidet die Feinkohle, wodurch eine
neue Fehlerquelle geschaffen wird. Läßt man diese Gesichtspunkte außer acht, so wird
man nur bei sehr gleichmäßiger Zusammensetzung und Stückgröße eine Uebereinstimmung
zwischen Analyse und Heizversuch erzielen. Häufig fallen die Versuchsaschen im
Betrieb sehr gleichmäßig aus, ohne mit dem Ergebnis der Kohlenprobe
übereinzustimmen. Es ist dies auf eine strichweise gleichmäßige Zusammensetzung der
verheizten Kohle zurückzuführen, wobei die einzelnen Schichten doch vom Durchschnitt
abweichen können. Die vorstehenden Betrachtungen dürften die Notwendigkeit erwiesen
haben, bei der Probeabnahme alle unberufenen Kräfte auszuschalten. [Zeitschrift für
Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 43 1913.]
Schmolke.
–––––
Graphische Differentiation und Integration. Für das
graphische Differentieren und Integrieren gibt es klassische Methoden (vgl. C. Runge, graphical methods, New-York 1912, Columbia
University Press). Die Methode für die graphische Integration ist die einfachere,
auch genügt sie den Ansprüchen an Genauigkeit in höherem Maße als die Methode der
graphischen Differentiation. Neuerdings sind zwei Notizen erschienen, deren
Verfasser Methoden zur Auffindung der Differentialkurve mitteilen, die einfacher
sein und vor allem genauere Resultate geben sollen als die klassische Methode:
„Ein einfaches Verfahren zur Bildung von Differentialkurven“. Von
Dipl.-Ing. R. Slaby, V. D. I. 57, 821 bis 822 (24. Mai
1913); und: „Ein einfaches und genaues Verfahren der graphischen
Differentiation“. Von H. Holzer, Zeitschr. für
das gesamte Turbinenwesen, 10. Jahrg., S. 455 bis 456. Slaby leitet aus der analytischen Definition des Differentialquotienten
die Vorschrift her: Verschiebe die gegebene Kurve um eine kleine Strecke u parallel zur X-Achse
nach rechts, dann liefern die Differenzen aus den Ordinaten der ursprünglichen und
der verschobenen Kurve die Ordinaten der gesuchten Differentialkurve, die
nachträglich noch um \frac{u}{2} nach links zu verrücken
ist. Holzer schlägt vor, auch für die graphische
Differentiation das Verfahren der graphischen Integration zu verwenden, da man ja
die Integration als Umkehrung der Differentiation auffassen könne. Es ist wohl
anzunehmen, daß sich mancher Ingenieur diese oder ähnliche Verfahren schon selber
zurechtgelegt haben mag, wie dies auch aus den Zuschriften hervorgeht, die der
Redaktion des V. d. I. im Anschluß an die Slabysche Notiz
zugegangen sind (vergl. V. d. I. 57, S. 1887).
Jahnke.
–––––
Anreicherung des Hochofenwindes mit Sauerstoff. Vor dem
Iron and Steel Institute berichtete G. Trasenster über
neuere Versuche in dieser Richtung. Die französische Gesellschaft Ougrée-Marihaye
beabsichtigt, mit Hilfe dieses Verfahrens einmal den Brennstoffverbrauch der
Hochöfen herabzusetzen, und ferner unter Beschleunigung des Betriebes ein reineres
Eisen zu gewinnen. Die Sauerstoffanlage arbeitet nach dem Verfahren von Claude und liefert 600 cbm in der Std. Sie besteht aus
drei gleichen Einheiten, von denen jede einen Kompressor von 1200 cbm/std.
Ansaugeleistung, eine Verflüssigungsmaschine, zwei Türme, in denen die Luft durch
Behandlung mit Natronlauge von Kohlensäure befreit wird, sowie eine Trockenanlage
für die Luft enthält. In dieser wird die auf 15 at verdichtete Luft mit Chlorkalzium
getrocknet. Der Kraftverbrauch beträgt etwas mehr als 1 PS/std. für 1 cbm
Sauerstoff, soll jedoch bei größeren Anlagen noch geringer sein. Es ist zunächst
beabsichtigt, den Sauerstoffgehalt des Gebläsewindes auf 23 v. H. zu erhöhen, ferner
sollen an einem kleineren Ofen Versuche mit Wind von sehr hohem Sauerstoffgehalt
sowie auch mit reinem Sauerstoff angestellt werden. In letzterem Falle würde die
Winderhitzung unnötig werden, so daß die bisher hierzu verwendete Gichtgasmenge frei
würde, und der Kraftbedarf der Sauerstofferzeugung mit einem großen Ueberschuß
gedeckt werden könnte. Nähere Versuchsergebnisse wurden bisher nicht mitgeteilt.
[Zeitschrift d. Ver. d. Ing. 1913 S. 1480.]
Dr. Sander.
–––––
Der Wettbewerb für Azetylen-Sicherheitslampen, der von dem
Secrétariat International du Carbure de Calcium in
Genf veranstaltet wurde, hat bisher kein positives Ergebnis gehabt, da die am 5.
Dezember v. J. in Paris zusammengetretene Jury eine Prämiierung nicht vorgenommen
hat.
Schwahn.