Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 23 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau
25000 KW-Parsons-Turboalternator. Die Zeitschrift
Engineering bringt in ihrer Nummer vom 17. Okt. 1913 die Beschreibung eines
Turboalternators von 25000 KW Leistung entsprechend 35000 PS der Dampfturbine, des
größten bis jetzt ausgeführten Aggregats. Die Maschine ist bestimmt für eine
elektrische Zentrale in Chicago. Sie zeigt die Bauart der reinen Parsons-Turbine mit Aufteilung in eine Hochdruck- und
eine Niederdruckturbine, Die Hochdruckturbine liefert in sechs Druckstufen mit
insgesamt 64 Schaufelreihen etwas weniger als die Hälfte der Gesamtleistung. Der
Rotor des Hochdruckteils besteht aus einem geschmiedeten Stahlkörper, an dessen
einem Ende ist das Wellenstück angeschmiedet, während die Welle am anderen Ende
eingesetzt ist. Die Schaufeln des Hochdruckteils haben eine Länge von 70 bis 160 mm.
Die Durchmesser der Hochdrucktrommel nehmen von 950 mm bis auf 1600 mm zu. Starr
gekuppelt mit der Hochdruckturbinenwelle schließt sich die Welle der
Niederdruckturbine an. Sie trägt eine Trommel von 2185 mm ⌀, auf welcher zweimal 24
Schaufelreihen in je sechs Abstufungen sitzen. Der Dampf tritt in der Mitte der
Trommel zu und strömt nach beiden Seiten durch die symmetrisch zur Mitte liegenden
Schaufelgruppen. Letztere nehmen nach beiden Seiten in ihrer Länge von 70 mm bis annähernd 500 mm
in der letzten Schaufelreihe zu. Nur durch diese Teilung des Dampfstromes war es
möglich, die erforderlichen großen Durchtrittsquerschnitte für den Dampf zu
erhalten. Das Gehäuse der Hochdruckturbine ist in vier Teilen aus Stahlguß
ausgeführt; bei der Niederdruckturbine besteht es oben aus zwei, unten aus vier
Teilen; es ist aus Gußeisen ausgeführt und wiegt 150 t.
Die Turbine ist mit einer Dreiphasen-Wechselstrommaschine von 25 Perioden in der Sek.
elastisch gekuppelt. Interessant sind noch folgende Angaben über diese
Riesenmaschine: Die ganze Länge des Aggregats beträgt 23 m, die größte Breite 5 ½ m,
und die Höhe von Unterkante Kondensator, der 6 m unter Maschinenhausflur steht,
beträgt 9 m. Der Kondensator hat eine Kühlfläche von 3600 qm. Bei der
Wasserdruckprobe der Niederdruckturbine und des Kondensators waren etwa 170 cbm
Wasser zum Füllen der Gehäuse notwendig. Der Geschwindigkeitsregler soll die
Drehzahl bei allmählicher Belastungsänderung von Leerlauf bis zur vollen Belastung
in den Grenzen von 3 v. H., bei plötzlicher Aenderung von 5 v. H. halten. Ein
Sicherheitsregulator tritt in Tätigkeit bei Ueberschreitung der normalen
Geschwindigkeit um 12 v. H. Der Dampf strömt vom Hochdruckteil zum Niederdruckteil
durch zwei Rohre von 750 mm ⌀ mit einem absoluten Druck von 1 ¾ at. In den
Kondensator strömt der Abdampf durch ein Rohr mit rechteckigem Querschnitt von 6,3 m
Länge und 3,6 m Breite.
Die Dreiphasen-Wechselstrommaschine liefert bei 750 Umdrehungen eine Spannung von
4500 Volt. Die Länge des Rotors beträgt 3 ¼ m, der größte Durchmesser 1,8 m; seine
Lager haben 450 mm ⌀ und 1200 mm Länge; das Gesamtgewicht beträgt 50000 kg. Der
Stator wiegt doppelt so viel. Zur Ventilation des Alternators werden etwa 2200 cbm
Luft i. d. Min. unter einem Druck von 85 mm Wassersäule von einem Ventilator durch
die Maschinen getrieben; bei Dauerbelastung von 25000 KW soll sich die Temperatur
der Maschine in keinem Teil um mehr als 20° C steigern.
Bei einem Dampfdruck von 14 at, einer Ueberhitzung um 100° und bei einem absoluten
Druck im Kondensator von 25 mm Quecksilbersäule soll bei einer Leistung von 20000 KW
ein Dampfverbrauch von 5,2 kg für die KW-Stunde, entsprechend 3,7 kg für die
effektive Pferdestärke, an der Turbinenwelle erreicht werden. Bei 25 v. H. über oder
unter dieser Normallast soll der Verbrauch 5,5 kg und bei halber Last 5,7 kg
betragen. Auf jedem Zehntel kg Mehrverbrauch liegt eine Vertragsstrafe von 10000 M;
ebensoviel wird bei Unterschreitung der Garantie als Vergütung gewährt.
Es ist nicht uninteressant, die Entwicklung der Parsons-Turbine nach Leistung und Dampfverbrauch in diesem Zusammenhang kurz
zu berühren. 1884 entstand die erste Turbine von 6 PS; 1891 ergab eine 100
KW-Maschine einen Dampfverbrauch von 12,7 kg für die KW-Stunde; 1899 wurde mit der
berühmten Elberfelder Turbine von 1000 KW ein Verbrauch von 9 kg erreicht. 1906
entstanden die ersten großen Turbinen von 4000 KW mit einem Dampfverbrauch von
6 kg bei 14 at, 100° Ueberhitzung und 735 mm Vakuum. Weiter stieg die Leistung in
den folgenden Jahren auf 10000 KW im Jahre 1909 und 18000 KW im Jahre 1911 mit einem
Dampfverbrauch von 5,5 kg unter den günstigsten Dampfverhältnissen. Steigerung in
der Stromerzeugung der elektrischen Zentralen und in der Größe und Geschwindigkeit
der Dampfer führte zu immer größeren Einheiten. Wo liegt hier die Grenze? Eine
gewisse Grenze bedingen die Rücksichten der Herstellung und des Transports auf den
Eisenbahnen. Mit der Zunahme der äußeren Abmessungen wachsen auch die
Betriebsschwierigkeiten durch die Wärmedehnungen und sonstigen Formänderungen. Die
beschriebene 25000 KW-Maschine dürfte in dieser Beziehung nicht mehr weit von der
praktisch zulässigen Grenze entfernt sein. Eine Grenze ergibt sich auch aus
folgender Betrachtung: Für den Durchtritt des Dampfes aus der letzten Schaufelreihe,
wo er infolge der hohen Verdünnung ein außerordentlich großes Volumen angenommen hat
(1 kg etwa 40 cbm) steht die freie Oeffnung des letzten Schaufelkranzes zur
Verfügung. Mit der achsialen Durchtrittsgeschwindigkeit wird man nicht viel über 150
m i. d. Sek. gehen können, wenn der Austrittsverlust nicht zu groß werden soll.
Damit ist der Durchtrittsquerschnitt festgelegt, der von der Schaufelhöhe und dem
mittleren Schaufelkreisdurchmesser abhängt. Nimmt man als praktische Regel an, daß
die Länge der Schaufeln in der letzten Reihe ⅕ des mittleren
Schaufelkreisdurchmessers nicht überschreiten soll, so kommt man für eine achsiale
Austrittsgeschwindigkeit von 150 m, einem absoluten Vakuum von 25 mm
Quecksilbersäule (entsprechend einem spezifischen Gewicht des Abdampfes von 0,023)
und für einen Dampfverbrauch von 5,3 kg für die KW-Stunde auf eine einfache
Beziehung für die größtmögliche Leistung. Diese ist nämlich in KW ausgedrückt gleich
1500 mal D2, wenn D in m den mittleren Schaufelkreisdurchmesser der
letzten Reihe bedeutet. Das gilt für jedes Turbinensystem, für Ueberdruck- wie für
Gleichdruckturbinen. Durch Teilung des Dampfstromes wie bei der oben beschriebenen
Turbine läßt sich die so gerechnete Leistung verdoppeln. Darnach liegt nun für eine
bestimmte Leistung der Schaufelkreisdurchmesser fest, und es ist noch zu prüfen, ob
für die anzunehmende Umdrehungszahl, die mit Rücksicht auf die Periodenzahl großer
Wechselstrommaschinen in der Regel 750 oder 1000 beträgt, die Zugfestigkeit des
Materials nicht überschritten wird. Durch diese beiden Faktoren:
Umfangsgeschwindigkeit und Durchgangsquerschnitt ist also eine Grenze für die
Leistung einer Dampfturbine gezogen, die nur durch einen größeren Austrittsverlust
oder geringere Ausnutzung des Wärmeinhalts (geringeres Vakuum) also durch Einbuße in
der Oekonomie gesteigert werden kann. Von einer gewissen Größe ab, von der die oben
beschriebene Maschine nicht mehr weit entfernt sein dürfte, würde eine weitere
Vergrößerung der Einheiten, auch wenn solche aus mechanischen Rücksichten noch
zulässig wäre, keinen Vorteil bringen.
Meuth.
Dieerste Anwendung des Steinkohlengases in der
Luftschiffahrt. Ueber dieses Thema berichtete auf der Wiener Naturforscher-
und Aerzteversammlung Dr.-Ing. A. Sander aus Karlsruhe i.
B. Bis vor wenigen Jahren war man allgemein der Ansicht, daß das Steinkohlengas von
dem englischen Luftschiffer Green im Jahre 1818 zum
ersten Male zum Füllen eines Luftballons verwendet worden sei, viel später also, als
die heiße Luft und der Wasserstoff, die beide bereits im Jahre 1783 mit Erfolg
hierzu verwendet worden waren. Diese Angabe ist sowohl in der technischen wie in der
aeronautischen Literatur weit verbreitet. Neuere Forschungen haben indessen ergeben,
daß weder Green noch der Franzose Lebon die ersten waren, die einen mit Leuchtgas gefüllten Ballon
aufsteigen ließen, sondern daß der Professor an der Universität Löwen, Jean Pierre Minckelers, diesen Ruhm für sich in Anspruch
nehmen kann. Auf Veranlassung des Herzogs von Arenberg
stellte Minckelers schon im Jahre 1783 eingehende
Versuche an, um mit Hilfe eines einfachen Verfahrens und mit geringen Kosten in
kurzer Zeit größere Mengen eines permanenten Gases herzustellen, das zur Füllung von
Luftballonen geeignet war. Er unterwarf zahlreiche Stoffe des Pflanzen- und
Tierreiches, wie Hammelknochen, Eichen- und Buchenholz, Holzkohle und Kaminruß, der
trockenen Destillation, erhielt jedoch auf diese Weise stets ein Gas, das nicht viel
leichter war als die atmosphärische Luft. Infolgedessen wandte sich Minckelers den brennbaren mineralischen Stoffen zu, und
als er die Steinkohle der trockenen Destillation unterwarf, erhielt er eine große
Menge eines brennbaren Gases, das viermal leichter als die atmospärische Luft war.
Zu seinen Versuchen benutzte er einen mit Kohlenpulver gefüllten Flintenlauf, den er
in einem Schmiedefeuer zum Glühen erhitzte. Die Versuche Minckelers' findet man in der zeitgenössischen Literatur fast nirgends
erwähnt. Dies ist um so erstaunlicher, als Minckelers
selbst die Ergebnisse seiner Untersuchungen in höchst anschaulicher Weise in einer
Schrift niedergelegt hat, die unter dem Titel „Mémoire sur l'air inflammable tiré
de différentes substances“ im Jahre 1784 in Löwen erschienen ist. Aus dieser
Schrift ist noch eine Reihe weiterer interessanter Mitteilungen zu entnehmen, z.B.
Versuche über die Aenderung der Ausbeute und des spezifischen Gewichtes des Gases
bei rascherem oder langsamerem Erhitzen der Kohle, über den Luftbedarf bei der
Verbrennung der verschiedenen Gasgemische u.a. Minckelers
faßt seine Versuche dahin zusammen, daß das Steinkohlengas, wenn es auch schwerer
als der Wasserstoff sei, dennoch wegen der geringeren Herstellungskosten und der
einfacheren Gewinnung den Vorzug verdient. Die erste Füllung eines kleinen Ballons
mit Steinkohlengas erfolgte am 21. Nov. 1783 im Park des Schlosses des Herzogs von
Arenberg. Der Ballon riß sich nach beendeter Füllung
los und verschwand in den Wolken. In einer Entfernung von 25 km fiel er zu Boden. Im
Jahre 1784 fanden sowohl in Antwerpen wie in Löwen mehrere Aufstiege von Ballonen
statt, die in der von Minckelers angegebenen Weise mit
Steinkohlengas gefüllt waren.
Einen weiteren interessanten Beitrag zu jener ältesten Geschichte der
Gasverwendung in der Luftschiffahrt liefert Lucien Bertin
in einer im Jahre 1912 erschienenen kleinen Schrift: „Les premiers emplois du gaz
d'houille en aérostation“. Diese Schrift enthält zahlreiche Bruchstücke von
Zeitungsberichten aus dem Jahre 1783 und von sonstigen schwer zugänglichen
Aufzeichnungen, so daß sie für die Geschichte der Luftschiffahrt von hervorragendem
Interesse ist. Vortr. gibt daraus auszugsweise einen Brief wieder, den der Sekretär
des Herzogs von Arenberg im Februar 1784 von Brüssel aus
schrieb, und worin der erste Aufstieg eines mit Steinkohlengas gefüllten Ballons
näher beschrieben wird. Im gleichen Jahre wie Minckelers
hat Alexander Lapostolle, ein Apotheker in Amiens, in
derselben Richtung Versuche angestellt, die jedoch weniger bekannt geworden sind.
Einzig und allein ein im Jahre 1784 im Journal de Paris veröffentlichter Brief gibt
näheren Aufschluß über die Untersuchungen von Lapostolle.
Er weist darauf hin, daß durch Erhitzen von Steinkohle auf einfache und billige
Weise rasch ein leichtes Gas in großer Menge gewonnen werden kann, das nur abgekühlt
zu werden braucht, um dann sofort zur Füllung eines Luftballons verwendet werden zu
können. Auch über die gleichzeitig entstehenden teerigen Produkte macht er nähere
Mitteilung. Zur Entfernung dieser Bestandteile leitete er das Rohgas einfach durch
ein mit Wasser gefülltes Gefäß. Zum Schluß weist er auf die niedrigen
Gestehungskosten dieses Gases hin. Mangels anderer Aufzeichnungen muß dieser Brief
als Beweis dafür gelten, daß es Lapostolle spätestens im
Januar 1784 gelungen ist, aus Steinkohle ein zur Füllung von Luftballonen geeignetes
Gas herzustellen. Die erfolgreichen Versuche von Minckelers waren ihm zu jener Zeit sicherlich noch nicht bekannt. Man muß
Lapostolle daher neben Minckelers den Ruhm zuerkennen, das Steinkohlengas zuerst als Ballongas
verwendet zu haben. Zum Schluß teilte der Vortragende einige biographische Notizen
über diese beiden Gelehrten mit.
–––––
Die Konstruktion von Ketten und Kettenrädern zum
Gegenstand hat ein Aufsatz von Henry E. Hayward in der
Zeitschrift für praktischen Maschinenbau Jahrgang 1913, S. 1321 und 1354 ff. Er
umfaßt die in der Praxis verwendeten Kettenformen, anfangend von der einfachen
Kranhandkette bis zu den komplizierten Gelenkketten für Kraftübertragungen und gibt
in tabellarischer Form eine Uebersicht über Art, Anwendungsgebiet und über die
wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Arten.
Die einfache Gliederkette kommt außer zur Betätigung von Steuerrädern usw. praktisch
nur bei Bewegung sehr schwerer Lasten, wie beim Vertäuen von Schiffen, bei
Hebezeugen usw. in Anwendung. Es wird empfohlen, die schwerer beanspruchten Ketten
mindestens etwa alle sechs Monat auszuglühen, da das Ketteneisen infolge der rauhen
Behandlung leicht kristallinisch wird. Das zugehörige Kettenrad enthält reichlich
bemessene flache grubenartige Vertiefungen, in die sich die Kettenglieder – und zwar jedes
zweite Glied – einlegen und so mitgenommen werden. Für die dazwischen liegenden
aufrechtstehenden Kettenglieder ist eine reichlich weit ausgesparte Rinne
vorgesehen. Der Laufkranz ist nicht bearbeitet, nur möglichst sauber gegossen. Es
werden auch Räder angefertigt, deren Laufkranz besonders hart ist.
Aus der großen Zahl der übrigen Kettenformen sind wohl nur folgende besonders
bemerkenswert:
1. Die Ewart-Kette mit flachliegenden, viereckigen
Gliedern aus Temperguß, welche hakenförmige Ansätze haben und mit diesen
scharnierartig ineinander greifen. Das zugehörige Rad besitzt Zähne, ähnlich einem
Zahnrad, die in den Innenraum der Kettenglieder eingreifen. Da die Ketten sich
sowohl durch Abnutzung als auch durch die Belastung verlängern, so soll der Zahn nur
etwa 60 bis 80 v. H. des Zahnraumes in der Kette ausfüllen.
2. Die maschinell hergestellte Rollenkette, in Gestalt der bekannten Fahrradkette.
Die lose eingesetzte, meist gehärtete Rolle gibt einen leichten und fast
geräuschlosen Gang. Die Beanspruchung kann schon ziemlich hoch gewählt werden.
3. Die sogen, geräuschlose Kette mit besonderen Lagerungsflächen. Bei diesen Ketten
sind die aus Stahlblech gestanzten Kettenglieder in größerer Zahl nebeneinander und
scharnierartig ineinander greifend auf einen Bolzen gereiht. Sie besitzen zahnartige
Ansätze, die sich über die Breite der Kette zu regelrechten Zähnen ergänzen, welche
sich gegen die Zähne des entsprechenden Kettenrades legen und so eine ideale
Druckübertragung bilden. Um die Reibung zu vermindern, sind an den Gelenkstellen
noch gehärtete Lagerschalen eingesetzt. Bei einer Abart dieser Ketten sind die
Drehbolzen an den Gelenken durch harte Stahlschneiden ersetzt, deren Reibungsarbeit
natürlich noch geringer ist. Die Konstruktion ist sehr sinnreich, erfordert jedoch
peinlich genaue Arbeit.
Die Ketten sollen keinen toten Gang, aber auch keine Vorspannung besitzen und laufen
dann praktisch geräuschlos und mit sehr gutem Wirkungsgrad (bis 98 v. H.
gemessen).
Rich. Müller.
–––––
Die Arbeitersparnis im Betrieb von Straßenbahnen durch Einbau
von Kugellagern (vergl. auch D. p. J. S. 475 Bd. 328) wird in „Elektr.
Kraftbetr. und Bahnen“ vom 24. August v. J. von W. Bethge auf Grund bestimmter, dem praktischen Betriebe entnommener
Voraussetzungen untersucht. Die zur Fortbewegung eines Straßenbahnwagens
erforderliche Arbeit setzt sich zusammen aus der Arbeit zur Ueberwindung etwaiger
Steigungen, aus Beschleunigungsarbeit und Arbeit zur Ueberwindung des
Fahrwiderstandes. Hebearbeit und Beschleunigungsarbeit können naturgemäß durch
günstigere Lagerung nicht verkleinert werden; Ersparnisse sind also nur möglich bei
der Widerstandsarbeit, von der ein Teil durch die Lagerreibung gegeben wird.
Auch wenn von einer Hebearbeit auf Steigungen abgesehen wird, kann der prozentuelle
Anteil der Widerstandsarbeit an der Gesamtarbeit sehr verschieden sein, je nach
der Entfernung der einzelnen Haltestellen, die ein Anfahren bzw. Vernichten von
Beschleunigungsarbeit erforderlich machen. Ein dem Straßenbahnbetrieb einer
Großstadt entnommenes Beispiel ergibt die in der Abbildung durch die Linie a dargestellten Gesamtarbeitsaufwände für 1 t
Zuggewicht, wenn der Bewegungswiderstand in der Größe von 0 bis 12 kg/t angenommen
wird. Die vernichtete Beschleunigungsarbeit wird durch die Linie b dargestellt; die Widerstandsarbeit durch den
Unterschied zwischen den Linien a und b.
Nach Versuchen der Studiengesellschaft für Schnellbahnen ist für Vollbahnen auf gutem
Vignolgleis bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten der Widerstand 1,5 bis 2,5 kg für 1
t Zuggewicht; es kann angenommen werden, daß hiervon der größere Teil auf Zapfen-
und Lagerreibung entfällt. Der Luftwiderstand kann bei kleinen Geschwindigkeiten
vernachlässigt werden. Nimmt man ferner an, daß durch den Einbau von Kugellagern der
Lagerreibungswiderstand auf ein Drittel dessen für Gleitlager zurückgeht (ein Wert,
der tatsächlich noch wesentlich unterschritten werden dürfte), so ergibt sich, daß
bei dem genannten Fahrwiderstand von 1,5 kg/t der gesamte Bewegungswiderstand sich
um etwa 1 kg/t verringert.
Textabbildung Bd. 329, S. 26
Da man nun aber im Straßenbahnbetrieb erfahrungsmäßig mit bedeutend größeren
Fahrwiderständen rechnen muß, ergeben sich auch größere Werte für die Ersparnis
durch Kugellager. Vielleicht wird es hier nicht statthaft sein, den größeren Teil
der Widerstände auf Rechnung der Lagerreibung zu stellen. Wenn man also nur 50 v. H.
der Gesamtfahrwiderstände der Reibung der Gleitlager zuschreibt und wie vorher eine
Verminderung dieser auf ein Drittel durch die Kugellager annimmt, so ergeben sich
die in der Abbildung durch die schraffierten Flächen dargestellten Ersparnisse an
Arbeit.
In Hundertteilen des gesamten Arbeitsaufwandes würde diese Ersparnis betragen
bei
W = 4
kg/t
etwa
14
v. H.,
„
W = 8
„
„
21
„
„
W = 12
„
„
26
„
Die von Ad. Nissen in der „Deutschen Straßen- und
Kleinbahnzeitung“ angegebene Ersparnis von etwa 20 v. H. (vgl. D. p. J. 1913
S. 475) wird also durch diese Untersuchung durchaus bestätigt. Wenn W. Bethge a. a. O. bedeutend kleinere Werte findet, so liegt
das daran, daß er die durch Kugellager erzielbare Ersparnis als konstanten
Zahlenwert annimmt, anstatt sie prozentuell von dem Gesamtfahrwiderstand abhängig zu
machen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
–––––
Ueber den Schnabel-Bone-Kessel wird in Heft 24 der
Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen in einem Aufsatz von F. Krull berichtet, der u.a. die in D. p. J. 1913 Heft 9 besprochenen
aufsehenerregenden Versuchsergebnisse mit diesen Kesseln bestätigt. Die überraschend
hohe Verdampfungsziffer, die bei einem Versuchskessel von englischen und
amerikanischen Fachleuten zu 105 kg auf das qm Heizrohrfläche in der Stunde bestimmt
wurde, zeigte sich bei einer Untersuchung an einem zehnröhrigen Versuchskessel durch
eine deutsche Kommission noch wesentlich höher, Es ergab sich eine Verdampfung von
149 kg für 1 qm und Std. Dabei sinkt der an sich außerordentlich hohe Wirkungsgrad
bei dieser enormen Verdampfung nur unwesentlich, er betrug bei einer Verdampfung von
143,2 kg noch 93,8 v. H., bei 147,6 kg 93,0 v. H. (Die besten bisher bekannten
Gas-Kesselfeuerungen ergeben im günstigsten Falle Wirkungsgrade von höchstens 65 bis
70 v. H.)
Eine Erklärung für diese auffallenden Ergebnisse kann außer in der sehr hohen
Temperatur in der Verbrennungszone nur gefunden werden in der raschen und kräftigen
Wärmeübertragung durch das Füllmaterial der Heizröhren. Versuche haben gezeigt, daß
die mittlere Verbrennzone in den Röhren nur etwa 2 cm ⌀ und 8 cm Länge hat, bei
einer Temperatur von etwa 1400 bis 1600°, während an den Rohrwandungen das
Füllmaterial kaum noch rotglühend ist. Die großen entwickelten Wärmemengen werden
also offenbar sehr rasch an das umgebende Speisewasser abgegeben. Der durch die
große Erwärmung am vorderen Ende der Heizrohre hervorgerufene sehr lebhafte
Wasserkreislauf ist naturgemäß von großem Einfluß auf eine kräftige Verdampfung.
In dem genannten Aufsatz wird ferner ein neuerer Schnabel-Bone-Kessel mit Ueberhitzung des Dampfes durch die mit etwa 200°
aus den Heizröhren abziehenden Verbrennungsgase abgebildet. Dieser Kessel ist für
3000 kg Dampf in der Std. und für 20 at Betriebsdruck bestimmt.
Endlich wird mitgeteilt, daß trotz der hohen Beanspruchung Heizrohre, die nach
einjährigem Betrieb einem Schnabel-Bone-Kessel entnommen
wurden, keinerlei Abnutzung und keine Verminderung ihrer Festigkeitseigenschaften
zeigten.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
–––––
Elektro-Schmelzöfen, Bauart Helfenstein. Ueber den
derzeitigen Stand der Roheisenerzeugung mittels des Elektroofens in Skandinavien
brachte D. p. J. Heft 45 Bd. 328 einen allgemeinen Bericht. Im Zusammenhang mit
diesem dürfte es zweckmäßig sein, einige Fortschritte zu betrachten, die im Bau der
Oefen gemacht worden sind.
Bekanntlich stellten die ersten Elektroofen nichts weiter dar, als eine Vereinigung
des gewöhnlichen Hochofens mit einem Karbidofen; der ganze Aufbau des ersteren wurde
beibehalten, und nur der von letzterem bekannte Elektrodenapparat eingesetzt.
Trotzdem an dieser Ofentype noch mancherlei Verbesserungen vorgenommen wurden –
insbesondere durch die Elektrometall-Gesellschaft – war
man bei einer Ofenleistung von 1000 bis 2000 KW für diese Bauart bereits an die
Grenze gelangt, bei der sich ein geregelter Betrieb nur noch schwierig unterhalten
ließ. Obwohl schon verhältnismäßig früh erkannt wurde, daß sich ein voller
wirtschaftlicher Erfolg nur mit sehr viel größeren Ofeneinheiten erzielen läßt,
wurde im allgemeinen doch an dem Prinzip festgehalten.
Im Gegensatz zu diesem beschritt Helfenstein einen ganz
andern Weg. Er legt den Hauptwert auf unbedingte Betriebsicherheit und große
Ofenleistung unter möglichster Vereinfachung des Betriebes. Aus diesen
Gesichtspunkten verzichtete er anfänglich sogar auf die Ausnutzung der wertvollen
Kohlenoxydgase. In der einfachsten Form hat sein Ofen die Gestalt einer großen
Rinne, bei der der Boden mit leitender Masse ausgestampft ist. Die Beschickung wird
in die Rinne eingefüllt und die drei mit Drehstrom versorgten und in einer Reihe
angeordneten Kohleelektroden hängen einfach senkrecht hinein. Der leitende
Bodenbelag bildet dann den Verkettungspunkt der drei Phasen.
Bei einer andern Ausführung waren die drei Elektroden im Dreieck angeordnet.
Es ist einleuchtend, daß bei dieser Bauart Schwierigkeiten im Ofengang oder gar
Explosionen kaum auftreten können, jedenfalls aber leicht sich vermeiden lassen. Da
sich die Schmelzzone unterhalb jeder Elektrode inmitten der Beschickung selbst
befindet, so ist die Ofenwand vor der Berührung mit der Schmelze durch die noch
verhältnismäßig kalte Beschickung geschützt und deshalb praktisch unbegrenzt
haltbar. Hierdurch erklärt sich ohne weiteres die enorme Leistungssteigerung dieser
Oefen; es ist ohne weiteres möglich, für jede Elektrode eine Leistung von 2500 bis
3000 KW umzusetzen. Das bedeutet bei 75 bzw. 90 Volt Herdspannung eine
Strombelastung von 40000 bzw. 30000 Amp. Trotzdem scheint eine weitere Steigerung
nur eine Frage der Zeit zu sein.
Ergibt sich auf diese Weise für den Ofen eine Gesamtleistung von 9000 KW, so kann
diese, wie es tatsächlich geschieht, noch dadurch verdoppelt werden, daß ein
weiterer Satz gleich belasteter Elektroden eingesetzt wird. Ein solcher Ofen für
18000 KW befindet sich im Betriebe in Hafslund (Norwegen) seit 1907. Die
Betriebssicherheit ist dabei eine derart hohe, daß man gänzlich auf Reserven
verzichtet.
Allerdings sind solche großen Oefen nicht mehr in der primitiven offenen Bauart
möglich. Abgesehen von den unbenutzt entweichenden Ofengasen wäre die Rauch- und Hitzeentwicklung
unerträglich. Auch mußte eine mechanische Begichtung, wie bei den Kohlen-Hochöfen
eingeführt werden. Alle diese Gründe zwangen zur Ausbildung der geschlossenen Oefen
(Abb. 1 und 2).
Der Vorgang des Schmelzens ist aus Abb. 3, die
Beschickungsvorrichtung für einen mittleren Ofen aus Abb.
4 ersichtlich.
Textabbildung Bd. 329, S. 28
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 28
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 329, S. 28
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 329, S. 28
Abb. 4.
Abb. 1 und 2 zeigen
einen Ofen mit sogenannter offener Brust, deshalb so benannt, weil bei ihnen
lediglich eine Wand aus erstarrtem Schmelzgut krustenartig den Schmelzraum
abschließt. Der Abstich erfolgt durch Hineinbrennen eines Loches mittels
Lichtbogenerhitzung.
Ein weiterer Vorzug der Helfenstein-Oefen ist, daß sie, da
Schwierigkeiten im Ofengang nicht zu befürchten sind, mit sehr großen Anteilen von
Erzschlich beschickt werden können, ebenso kann an Stelle der teuren Holzkohle Koks
in größeren Mengen verwendet werden. Als Beispiel wird angegeben, daß die
Kosten für Karbid sich im kleinen Ofen auf 15 bzw. 17 M, im großen offenen auf 12,75
bzw. 13,60 M und wenn letzterer geschlossen, auf 10,20 bzw. 10,75 M stellen.
Ferrosilizium, das im kleinen Ofen überhaupt nicht wirtschaftlich herstellbar ist,
wird im großen geschlossenen Ofen um etwa 17 M/t billiger als im offenen Ofen.
[Stahl und Eisen 20. Februar 1913. Dr. M. Oestreich.]
Rich. Müller.
–––––
Elektrische Ueberlandzentralen und ihre Bedeutung für die
Verwertung wenig mächtiger Braunkohlenflöze. Von K. Gold, Unterreichenau. Während Ueberlandzentralen zurzeit in Oesterreich
meist nur als Nebenbetriebe zur Verwertung schwer verkäuflicher Braunkohlensorten
gebaut werden, empfiehlt es sich, künftig die ganze Förderung geeignet erscheinender
Werke in elektrische Energie umzuwandeln. Für die Gruben würden sich dadurch außer
Vorteilen allgemeiner Art insbesondere die folgenden ergeben: größeres
Verbrauchsgebiet der Kohle durch Verminderung der Transportkosten, von äußeren
Einflüssen unabhängiger Betrieb (Wagenmangel usw.), Unabhängigkeit von der Marktlage
durch langfristige Stromlieferungsverträge u.a.m. Werksanlagen zum Betriebe von
Ueberlandzentralen bedürfen zudem nur geringer Baukosten, da Sortier- und
Verladeanlagen in Wegfall kommen, und da die gesamte Förderung der Kohle vom
Schachtfüllorte bis zum Kesselroste fast selbsttätig erfolgen kann. An einem den
österreichischen Verhältnissen entnommenen Beispiel berechnet der Verfasser die
Gestehungskosten für den elektrischen Strom. Zugrunde gelegt wird dabei eine
Förderanlage von 30 Waggons Tagesförderung. Die Kohle mit 2500 bis 3000 Kalorien
Heizwert erzeugt bei 2,5-facher Verdampfung und 6 kg Dampfverbrauch für die KW/Std.
täglich 125000 KW/Std.; das ergibt bei 10000 KW/Std. Eigenbedarf eine täglich
abzugebende Strommenge von 115000 KW/Std. Die Jahreseinnahme beläuft sich bei einem
Durchschnittspreise von 4 Hellern für die KW/Std. auf 1280000 Kronen, die Summe der
Investitionen auf 3700000 Kronen, die gesamten Betriebskosten bei Tagebaubetrieb (10
v. H. Tilgung, Löhne, Materialien, Reparaturen) auf 700000 Kronen; Demnach verbleibt
ein Reingewinn von 580000 Kronen, d. i. eine 15,6-prozentige Verzinsung des
Anlagekapitals. Die Selbstkosten für die KW/Std. stellen sich hierbei auf 2,2
Heller. Bei Tiefbaubetrieb betragen die Anlagekosten 3900000 Kronen, die
Betriebskosten 857000 Kronen, d. i. eine 10,8-prozentige Verzinsung des
Anlagekapitals. Die Selbstkosten für die KW/Std. würden hier auf 2,7 Heller steigen.
[Zeitschr. des Internationalen Vereins der Bohringenieure, Wien, 1913, Heft 20.]
Schorrig.
–––––
Untersuchung von Lagermetallen. Wie bereits an dieser
Stelle in Heft 22, 1913, in einem Bericht über Lagerweißmetalle ausgeführt ist,
haben sich blei- und zinnhaltige Legierungen als Lagermetalle gut bewährt. Um nun
jeweils die günstigste Zusammensetzung der Legierungen ermitteln und sie auf ihre
Festigkeitseigenschaften untersuchen zu können, hat die Westinghouse
Electric & Manufacturing Co. in East-Pittsburgh ein dafür geeignetes
Prüfungsverfahren ausprobiert. Dem Bericht darüber von Lynch im Heft 33 Jahrgang 1913 der Zeitschrift für praktischen
Maschinenbau entnehmen wir folgendes:
Zuerst wurden Versuche an stark belasteten Betriebsmaschinen ausgeführt, deren Lager
mit der zu untersuchenden Legierung ausgegossen waren. Hieraus ließ sich aber nur
allgemein feststellen, ob das betreffende Material sich im Betriebe bewährte oder
nicht; bestimmte Regeln für die Beurteilung von dessen Beschaffenheit aufzustellen,
war hierbei nicht möglich. Die dann vorgenommenen Härteprüfungsversuche nach dem Brinellschen Verfahren ergaben wohl einen Anhalt für die
günstigste Härte der verschiedenen Legierungen, aber auch diese Versuche
befriedigten nicht vollkommen, da es nicht möglich ist, mit ihnen einen Unterschied
zwischen Zähigkeit und Sprödigkeit des untersuchten Materials zu machen. Ein
umfassendes Verfahren zur Feststellung fehlerhafter Legierungen fand man durch
Vereinigung der Brinellschen Härteprüfung mit sogen.
Hammerversuchen. Bei letzteren wird nämlich ein weiches Versuchstück
auseinandergetrieben, während ein sprödes zerbricht, und ein ungleichmäßiges sich
ausdehnt und zerbröckelt. Zur Ausführung der Hammerversuche wurde das Metall in
plattenförmige Stücke von 32 mm ⌀ und 8 mm Stärke gegossen, die auf 25 mm ⌀ und 6,5
mm Stärke abgedreht wurden. Diese Probestücke wurden auf dem Ambos der
Versuchsmaschine den periodischen Schlägen eines Fallhammers ausgesetzt. Dabei wurde
die Anzahl der Schläge und die Dicke der Probestücke in bestimmten Zeiträumen
gemessen. Die Versuche zeigten, daß auch die Schmelz- und Gießtemperaturen,
besonders bei bleihaltigen Legierungen, von größter Bedeutung sind, weshalb auch
diese aufgezeichnet wurden. Abbildungen einzelner untersuchter Probestücke nebst
näheren Angaben über die betreffenden Daten sowie Schaubilder der Ergebnisse sind in
dem obengenannten Aufsatz enthalten.
Da keines der untersuchten Lagermetalle bessere Ergebnisse zeigte, als das
bleihaltige Material bei sorgfältiger Herstellung, ist auch dessen Brauchbarkeit
damit erwiesen. Als besonders wichtig ergaben sich bei den ausgeführten Versuchen
folgende Gesichtspunkte:
Die Einhaltung einer Temperaturgrenze, bis zu der das Material im Schmelztiegel
erwärmt wird, ist von großer Bedeutung; die Anbringung von Temperaturreglern an
jedem Lagerschmelztiegel ist daher zu empfehlen. Zur Erzielung einer befriedigenden
Legierung für Lagermetalle ist eine Schmelztemperatur von 500° C und darunter
ausreichend. Das geschmolzene Metall soll stets mit einer Schicht Holzkohlenpulver
oder anderem die Oxydation verhinderndem Material bedeckt sein. Zu kaltes Gießen
ergibt Lager von körniger Beschaffenheit, zu heißes Gießen ein zu weiches
Lagerfutter. Die zweckmäßigste Gießtemperatur ist für bleihaltiges und für
zinnhaltiges Material 460° C. Dabei soll die Lagerschale vorher auf 100 bis 150° C
erhitzt werden, um ein Abspringen des Futters von der Schale und die Bildung
von Gußblasen zu verhindern. Ferner müssen die Lager während des Erkaltens des
Metalls vor Erschütterungen bewahrt werden, da sich sonst Kristalle bilden. Für
zinnhaltiges Material ist eine Brinell-Härte von 30, für
bleihaltiges eine solche von 23,5 günstig.
Dipl.-Ing. C. Ritter.
–––––
Metallmikroskopie im polarisierten Lichte. Das Mikroskop
ist bekanntlich eins der wichtigsten Hilfsmittel der Metallographie. Da die
metallischen Stoffe undurchsichtig sind, werden sie im senkrecht auffallenden,
reflektierten Licht untersucht, zu welchem Zweck das metallographische Mikroskop mit
einer entsprechenden Beleuchtungsvorrichtung versehen ist. Die Schlußfolgerung aus
der so beobachteten Mikrostruktur setzt in der Regel die Zuhilfenahme verschiedener
anderer Methoden voraus, wogegen, wie H. Hannemann und K.
Endell zeigen, die Untersuchung der Metalle und
Legierungen im polarisierten Licht direkt sichtbare Merkmale über die Natur der im
Schliffe enthaltenen Bestandteile ergibt. (Stahl und Eisen 1913, II, 1644.) Vor
längerer Zeit hat bereits J. Königsberger auf diese
Bedeutung hingewiesen und geeignete Apparate angegeben. Bekanntlich sind die regulär
kristallisierenden und amorphen Stoffe isotrop, alle andern aber anisotrop. Von den
letzteren, die sich auch im reflektierten Licht als solche kenntlich machen, wird
das Licht in zwei zueinander senkrecht stehende Komponenten zerlegt. Mit Hilfe des
Königsbergerschen Apparates werden nun die
Unterschiede der Intensität dieser beiden Komponenten des von der Schlifffläche des
Metalls reflektierten Lichts, durch Zwischenschaltung einer Savartschen (doppeltbrechenden) Doppelplatte in den Strahlengang sichtbar
gemacht und zur Messung der optischen Eigenschaften der betreffenden Substanz
benutzt.
Ist das reflektierte Licht polarisiert, so zeigt die Platte farbige, ist es
monochromatisch, schwarze Interferenzstreifen, die durch ein Fernrohr beobachtet
werden können. Zur besseren Sichtbarmachung dieser Savart-Streifen wird vor den Analysator eine aus zwei zueinander
senkrechten Rauchquarzplatten bestehende Kontrastplatte gebracht. Eine mit bekannten
Mineralien geeichte Skala gestattet die Zeigerstellung abzulesen, bei der gerade die
Anisotropie für die Nullage der Schwingungsrichtungen in der reflektierenden Fläche
kompensiert wird.
Der andere Apparat, der sich besonders für metallographische Zwecke eignet, enthält
vor dem Illuminator ein Nikol mit wagerechter Schwingungsrichtung, und hinter
demselben eine Biot-Kleinsche Quarzplatte. Vor der
Beobachtung muß bei der Reflektion des Lichts an isotroper Fläche die Farbe des
empfindlichen Violetts entstehen. Das durch das Prisma des Illuminators
reflektierte, also bereits polarisierte Licht wird infolge Reflektion von der
spiegelnden Metalloberfläche nochmals reflektiert und gelangt durch die Quarzplatte
und den Analysator ins Okular. Anisotrope Substanzen geben einen Farbenumschlag von
rot nach blau bzw. von hellgelb nach grün, je nach Drehung des Präparates. Die zu
untersuchenden Schliffe werden nicht geätzt, im Gegensatz zur sonstigen Untersuchung
im Metallmikroskop.
Diese Untersuchungsmethode kann naturgemäß nur Verwendung finden, wenn es sich um
anisotrope Stoffe handelt, wie Zink, Zinn, Wismut, Cadmium und einige Platinmetalle
sowie verschiedene intermetallische Verbindungen wie Eisenkarbid, sogen. Zementit.
Hannemann und Endell
fanden, daß in Antimon- und Zinkschmelzen in der Ebene der Abkühlungsfläche im
Gegensatz zu Wismut- und Zinnschmelzen alle Körner gleiche Orientierung zeigen.
Diese Frage der kristallographischen Orientierung der Körner kann für die
technischen Eigenschaften der Metalle zuweilen von Bedeutung sein. Auch scheint bei
den innerhalb eines Eutektikums primär ausgeschiedenen Kristallen, z.B. von
Blei-Antimonschmelzen, die optische Achse sämtlicher Antimonkristalle senkrecht zur
Abkühlungsfläche zu stehen. Nach alledem darf man annehmen, daß die Untersuchung der
Metallschliffe im polarisierten Licht für manche Zwecke der Metallographie von
Bedeutung ist.
Loebe.
–––––
Die deutsche Maschinenindustrie auf dem Weltmarkt im November
1913. Im November 1913 belief sich die Einfuhr an eigentlichen Maschinen
nach Deutschland, wie eine vom Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten bearbeitete –
unten wiedergegebene – Aufstellung zeigt, auf 4579 t im Werte von 4570000 M und
kommt damit dem Stand der Anfangsmonate des Jahres nahe; eine auffallende Steigerung
weisen dabei die Einfuhrziffern von Buchdruckereimaschinen und von Maschinen für
Holzstoff- und Papierherstellung auf. Die Ausfuhr der eigentlichen Maschinen ist
etwas zurückgegangen, steht aber mit der Gesamtziffer von 47141 t im Wert von
52981000 M der Einfuhr gegenüber in einem günstigen Verhältnis. Die Ergebnisse der
Monate Januar bis November 1913 zusammengenommen brachten es in den eigentlichen
Maschinen auf eine Einfuhr von insgesamt 82220 t im Werte
Maschinenein- und -Ausfuhr im November 1913 (nebst
Vergleichsziffern).
Es betrug:an
Einfuhr
Ausfuhr
Nov. 1913t
Jan./Nov.1913t
1912im ganzen*t
Nov. 1913t
Jan./Nov.1913t
1912im ganzen*t
Lokomotiven,
DampfstraßenwalzenLokomobilenDampfmaschinensonstigen
Kraftmaschinen, einschl. Verbrennungs- und Explo-
sionsmotorenNähmaschinenBaumwollspinnmaschinenWebereimaschinensonstigen
TextilmaschinenWerkzeugmaschinenlandwirtschaftlichen
MaschinenBrennerei-, Brauerei-, Mälzerei-,
ZuckerindustriemaschinenMüllereimaschinenMaschinen für Holzstoff-
und PapierherstellungPumpenEis- und
KältemaschinenHebemaschinen, einschl. KraneBaggern,
RammenBuchdruck- und SetzmaschinenBuchbinderei- und
PapierwarenherstellungsmaschinenVentilatoren und GebläsenMaschinen
für Leder- und SchuhherstellungMaschinen der Kalk-, Lehm-, Ton-,
ZementindustrieAufbereitungsmaschinensonstigen
MaschinenMaschinenteilen (in der Einfuhr nicht gesondert
aufgeführt)
24
52 7 229 2201413 279 353 463 413 7 71 35 65 4 153– 92 31 80 27 4 26 431–
748 1077 101 2553 293912519 3756 4085 696036933 98 466 195 701 53 2055 739 1211 220 868 344 446 325 2828–
251 823 341 3050 454912042 5118 5525
882325705 158 537 288 962 113 2503 245 1216 252 455 562 286 499 3634–
7038 1404 378 4899 2288 364 1511 2322 7437 2030 1284 874 1005 1258
76 2067 566 1064 386 371 342 809 910 2264 4194
48148 14922 6122 44195 24006 2204 19677 22886 74026 38905 20973 12812 7173 13889 1401 20171 5957 10804 5560 4691 3749 17125 10368 27844 53631
36975 19449 5347 50488 27242 1774 22836 26122 77048 40720 24552 16883 11780 12200 2592 16197 8446 11828 6431 4599 3966 14416 9046 29956 55783
Maschinen zusammen
4579
82220
77937
47141
511239
536676
DampfkesselnEisenbahn- und
StraßenbahnfahrzeugenKraftwagenKrafträdernFahrrädernLuftfahrzeugen,
lenkbarenTeilen von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern und
Luftfahr- zeugenRechen- und Schreibmaschinen,
Kontrollkassen
48 33 108 3 1– 12 108
1218 6271 2137 45 30
8 161 960
1136 8223 2064 30 29 7 157 1040
3862 3111 676 16 69 1 1531 59
37581 67252 11900 305 1766 36 16017 673
36716 51110 11107 318 1677 33 14941 681
* Da vereinzelt nicht beachtet worden ist, daß zur Gegenüberstellung die Ziffern des
ganzen Vorjahres benutzt werden, so sei hiermit ausdrücklich darauf aufmerksam
gemacht.
von 75374000 M und auf eine Ausfuhr von 511239 t im Werte
von 595653000 M. Das Gesaratergebnis des ganzen Jahres 1912 stellte sich
demgegenüber in der Einfuhr auf 77937 t mit 73278000 M an Wert, gegen 536676 t mit
einem Wertbetrage von 628071000 M in der Ausfuhr. Das Ergebnis der ersten elf Monate
hat also das Gesamtergebnis des Jahres 1912 in der Einfuhr bereits überholt, während
die Ausfuhr etwas zurückgeblieben ist.
Von besonderer Bedeutung ist der Vergleich der Einheitswerte in der Ein- und Ausfuhr;
es ergibt sich für 1 t als Wert in M für die letzten Monate:
1913
August
Sept.
Okt.
Nov.
in der Einfuhr
953,2
999,1
960,5
998,0
in der Ausfuhr.
1163,3
1153,2
1165,0
1123,9
während der gleiche Wert für den Durchschnitt des Jahres
1912 sich in der Einfuhr auf 940,2, in der Ausfuhr auf 1170,2 belief. Der
verhältnismäßige Wert der Einfuhr ist also trotz ihrer Gewichtsabnahme gestiegen;
diese ist daher auf Maschinen von höherem Einheilswerte zurückzuführen. Demgegenüber
hat sich der durchschnittliche Wert der ausgeführten Maschinen bei Abnahme in der
Gewichtsmenge noch verringert. Der Einheitswert für die verflossenen elf Monate hält
sich in der Einfuhr mit 917 beträchtlich unter dem vorjährigen Durchschnitt, während
die Ausfuhr mit 1161 dem mittleren Einheitswert des Vorjahres nahekommt. Die Ein-
und Ausfuhr für die einzelnen Maschinengattungen und auch für einige wichtige, mit
dem Maschinenbau zum Teil unmittelbar zusammenhängende Erzeugnisse, wie namentlich
Dampfkessel und Fahrzeuge, nach Gewichtsmengen zeigt die erwähnte, vorstehende
Aufstellung (S. 30):